5. Junk 1926

and at the ente Großer Wahlfieg der Sozialdemokraten in Medlenburg.

wußten wir, daß du viel mehr warft als das: 1 daß mit dir in des Wortes herrlichster Bedeutung ein Mensch Weg zu uns gefunden, ein tapferer, Tuger und ein guter Mensch. Du warst ein leidenschaftlich durchglühter Stämpfer, aber du hast persönlich keinen Feind gehabt. In ungezählten Redeschlachten hast du die schneidigste Klinge mit dem Gegner gekreuzt, aber feiner ist unter ihnen, der dich nicht persönlich geschätzt hatte. Denn du hast nur mit reinen Waffen gekämpft. Und wenn bu im hißigsten Meinungsstreite in der Partei das Bort geführtes hat stets geklärt, nie verlegt. Es gibt keinen unter uns, der dir das nicht aus vollstem Herzen danken würde.

Oswald Hillebrand  ! Ich sage dir auch Dank im Namen aller deiner Kameraden vom Schreib­tische, vom ,, Voltswille". Du hast zu jenen Menschen nicht gehört, die aus der Ferne glänzen und die verlieren, wenn man ihnen näherkommt. Du warst ein heller sonniger Mensch und hell und sonnig war es, wo du wirktest. Habe Dank für dein Leben und Wirken, für deine Arbeit, die in der starken Ar­beiterbewegung Westböhmens so reiche Frucht ge­tragen hat, Dank für alles, was du Mühseligen und Beladenen an Hilfeleistung tatest.

Du bist uns genommen worden, aber du bist uns nicht tot. Du wirst fortleben in der Liebe zehn­tausender Menschen und in dem Kampfgeist, den du in ungezählten Menschen erwecktest. Du warst ein ganzer Mensch, darum ein ganzer Sozialdemokrat, du warst und bleibst uns ein Symbol, solange wir selbst noch etwas zu sagen haben. Unseren Kindern aber soll dein Leben ein Vermächtnis sein. An deine Grabstätte wollen wir sie führen und ihnen hier das Goethewort einprägen: Mensch sein, heißt Kämpfer sein. Hier haben wir einen Wienschen begraben, der es war, denn er war ein Kämpfer; Kämpfer für das Höchste, dealste, für die Freiheit, für die Menschheit.

Ber

40prozentiger Stimmenzuwachs trot schwacher Wahlbeteiligung. nichtende Niederlage der Rechtsparteien. Die Kommunisten von 45.000 auf 17.000 Stimmen gefallen.

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Berlin  , 7. Juni.  ( Eigenbericht.) Bei der geftrigen Neuwahl zum Landtag in Med­lenburg- Schwerin haben die Sozialdemokraten einen glänzenden Wahlsicg errungen. Während fast alle anderen Parteien erhebliche Stimmverluste gegenüber der Wahl vom Feber 1924 erlitten, fonnte die Sozialdemokratie ihre Stimmenzahl um mehr als 40 Prozent steigern, und zwar von rund 75.000 auf ettva 106.000.

Eine schwere Niederlage haben dagegen die bisherigen Regierungsparteien, Deutschnatio­nale, Deutschvölkische und deutsche Volkspartei  , erlitten, deren Stimmenzahl von 160.000 auf 90.000 zurüdgegangen ist. Noch größer ist verhältnismäßig der Rüdgang der Kom­munisten, die von rund 45.000 Stimmen nur 17.000 retten konnten. Troßdem der Landtag infolge der schwachen Wahlbeteiligung von 64 auf 50 Mitglieder zurückgehen dürfte, wird die Sozialdemokratie voraussichtlich ihren Besitzstand von 15 auf 20 Mandate erhöhen. Dagegen gehen die Deutschnationalen von 19 auf 12, die Bölkischen von 13 auf 5, die deutsche  Boltspartei von 5 auf 4 und die Kommunisten vorraussichtlich von 9 auf 3 Mandate zurüd. Die Demokraten, von denen sich zwei Sondergruppen abspalteten, dürften mit diesen zusammen ihre bisherige Mandatszahl erhalten.

Nach diesem für die Rechtsparteien und die Kommunisten vernichtenden Wahl= niederlage ist eine Rechtsregierung wie bisher in Mecklenburg   unmöglich, troßdem das Land einen vorwiegend agrarischen Charakter hat. Die Sozialdemokraten stehen nunmehr vor der Aufgabe, dem Willen der Wähler Rechnung zu tragen und eine tragfähige Links­regierung zu schaffen.

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in all seiner Not- thm selbst taum voll bewußt einen Schatz mit sich, der gar föstlich war: die Gabe des Wortes, die Macht der herzbezwingen den Rede. Er war fein Sprecher, wie es so viele tüchtige und erfolgreiche Sprecher gibt, die ihre fargen Mittel mühevoll steigernd, ihre Fertigkeit rührig schulend, die Kunst des Redners zu öffent licher Wirkung erhöhen. Seine Redekraft war verliehene Gnade, war Natur, verschwenderische Fülle der Natur. Wenn die hager- lange Gestalt mit dem etwas vorgebeugten Haupte die Tribüne bestieg, da schien wie durch einen Zauberschlag ein völliger Wandel der Erscheinung vor sich zu gehen. Sein Dämon hatte ihn ergriffen. Sein haarumwallter Kopf hob sich kühn und stolz empor, seine Augen blitzten, die Arme, die sonst mager- edig wirften, bewegten sich in runden, sprechenden Gesten. Wenn er im Augenblick höchster Begeisterung die Arme beschwörend erhob, war es eine den Zuseher mitfortreißende Ge bärde. Die Stimme, die tiefe, die gewaltig aus der engen Bruſt hervortönie, durchdröhnte ge bietend den größten Saal, fchlug in Freien den weitesten Kreis der Zuhörer in Bann.

Hillebrand war ein geborener Redner wie wenige, mit allen sinnlichen Gaben des vollendeten Rhetors und mit allen geistigen. Ihm war Geistesgegenwart eigen, Schlagfertigkeit, stets strömender Reichtum des Wortes und eine sich rasch entzündende Phantasie. Er konnte launig, wipig, plaudernd, er konnte mit schneidenden Hohn und äßendem Spott sprechen: vor allemt aber hatte er die so seltene Gabe des Pathos. bad  , Auschowis, Kohlhau, Landed, Graslis, Falfe- Ibahner Moldau  , Eisenbahner Tetschen  , Glas. Jenes Pathos, dem der Hörer gläubig folgt, dent nau, Granesan, Albertham, Salmthal, Drahowit, arbeiter Teplit, Bergarbeiter Joachims- er sich enthusiastisch hingibt, macht noch lange Betschbach, Ziedis, Heinrichsgrün, Oberdorf, Warns thal, Bauarbeiter Eger, Bergarbeiter Theu- nicht der Prunk der Worte und der prangend dorf, Kosten, Türmit, Brüg, Gossengrün, Pochlo schau, Metallarbeiter Eger, chemische stolze Zug der Bilder- ein Etwas muß mit tois, Eger  , Rogerau, Lanz, Golddorf, Unterneugrün, Arbeiter Faltenau, Holzarbeiter Rönigs flingen, das undefinierbar ist, muß aus der Tiefe Silberbach, Haselbach, Zwodau  , Ünter- Reichenau  , berg  , Textilarbeiter Liebauthal, Bergarbeiter der Persönlichkeit des Redners mitklingen: ein Nach dieser letzten Rede fenkten sich nochmals Mies, Bilsen  , Königsberg  , Komotau  , Petschau  , Safelbach, Textilarbeiter 3wodau, Bergarbeiter Herzension, ein Seelenklang, der uns mit der die Fahnen über das Grab und während die An- Schönwehr, Voitersreuth, Alpenteich, Wildstein  , Königsberg  , Eisenbahner Chodau, Sandelsan- inneren Wärme des Sprechenden selbst, gewisser­gehörigen und die Genossen hintraten, um Abschied Steingrub, Asch  , Schönbach bei Asch, Roßbach, Thon- gestellte Prag  , Genossenschaft ange- maßen mit seinem Herzblut zu überströmen zu nehmen und die lezzien Blumengrüßen hinun- brunn, Vorderreuth, Gottmannsgrün, Nassengrub, stellte Karlsbad  , Metallarbeiter Rothau, Textil- scheint. Und dieses Pathos des Herzens, der wild terzusenden, fangen die Arbeiterfänger wiederum Wernersreuth und Haslau, ferner die Jugendarbeiter und Eisenbahner Asch  , das Metallarbeiter- stürmenden oder mitleidig bewegten Seele, die. erschütternd und voll Schmerz, aber auch empor- ortsgruppen Liebauthal, Pochlowig, Roßbach, sekretariat Eger, das Angestelltensekretariat Karls- fes Pathos der Ueberzeugung und des Glaubens reißend zu neuer Arbeit und neuemt Kampf den Königsberg  , Rothau  , Fleißen, Graßlis, Joachims bad, das Bergarbeitersekretariat Falfenau- Rarlsbad, besaß Hillebrand. Er war fein tönendes Erz, keine Schottischen Bardenchor". Würdig, ge- thal, Schönbach, Asch und alle Gruppen des Karls das Transportarbeiterfekretariat Karlsbad  , die Bau- flingende Schelle, aus ihm sprach, was ihn zu waltig, majestätisch ging die Feierlichkeit zu Ende. bader Bezirkes. Ferner die Bezirksorgani- arbeiterfekretariate Asch und Karlsbad  , das Textil- tiefst bewegte und was er eben deshalb zu glei sationen der Jugendlichen von Eger, arbeitersekretariat Asch  , die Bezirksgewerkschafts- cher Bewegung in der Seele des Hörers durch Komotan, Elbogen  , Faltenau, Graslih und Asch  , die fartelle Eger, Joachimsthal  , Karlsbad  , Falfenau, fein Wort umschaffen konnte. Er war Tein Die Delegationen zur Leichenfeier. Arbeiter Turn- und Gesangvereine Königsberg   und Graslih, die sozialdemokraRoutinier der Phrase, wurde es auch nicht nach Donis, Marienbad  , Schlaggerwald, Unterrothau, tischen Gemeindefrattionen von Karls- zwei Jahrzehnten des öffentlichen Redens. Er Außer der Genossin Popp für die Inter- Blan, Grünlas, Meretit, Joachimsthal  , Granejau, bad, Rothau  , Altrohlau  , Graslih, Drahowit, Königsbrannte von innerer Glut, man sah ihn sich ver­nationale, Eldersch für die österreichische So­zialdemokratic, Dr. Winter und Noffet für Schladenwerth, Bochlowis, Blatten, Abertham, berg, Plan, Ziedis, Heinrichsgrün, Kogerau, Doniz, zehren in den Flammene seiner Gedanken unb die tschechische Sozialdemokratie, haben sich als Franzensbad  , Türmiz, Eger  , Roßbach, Asch  , Falte Schlaggenwald  , Haslau   und Abertham, die Be- Gefühle. Sein Feuer flog zu uns herüber und nau, Lanz, Königsberg  , Liebauthal, Horn und zirtstrantentassen Teplitz- Schönau   und machte uns mitbrennen in seinem Seelenbrande. Abordnungen und Gäste in die im Trauerhause nau, Lanz, Königsberg  , Liebanthal, Horn Postelberg, der Reichsverband der Kinder Graslih, das Gewerbeinspektorat Karlsbad. aufliegenden Listen die Vertreter folgender Dr freunde, der Arbeiter Turn- und Sport­ganisationen eingezeichnet: berband( Aussig  ), der Arbeiter- Turn- und Sport­Der Parteivorstand der deutschen sozialverband Kreis 6, der Bildungsverein demokratischen Arbeiterpartei, der s I ub der sozial- deutscher Arbeiter Prag  , der zweite und fünfte demokratischen Abgeordneten und Senatoren, die Bezirk der Arbeiter- Turn- und Sportverbände, der Bildungszentrale, die Redaktionen des Gauverband der Arbeitersänger Karlsbad   und Falke­Ferner waren vertreten der Klub der Abge­Sozialdemokrat" und der Freiheit", die 3entral- nau, der Arbeitergesangverein Donit und Neu- ordneten und Senatoren der deutschen   Na­fewerkschaftskommission in Reichenberg  , Rohlau, die Freidenferortsgruppe Donis, die frei- tionalpartei, die deutsche   Gewerbepar­er Zentralverband der Kleinbauern und religiöse Gemeinde Aſch, der Freidenkerbund, tei, der Klub der Abgeordneten und Senatoren Säusler, der Verband der Wirtschaftsge Streis Karlsbad und Komotau  , der Bund der der deutschen   nationalsozialistischen hossenschaften, der Zentralverband der An- Seriegsverlegten, Ortsgruppe Karlsbad  , Partei. gestellien, der Internationale Metallarbei- Naturfreunde- Gruppen Karlsbad  , Abertham, terverband, Komotau  , der Verband der Eisen- Neuthal, Arbeiterradfahrvereine Postel­bahner( Aussig  ), der Verband der Land- und berg und Karlsbad  , Kinderfreundegruppen von Aus dem Nachruf der Arbeiterzeitung" Forstarbeiter( Dur), der Zentralverband der Karlsbad   und Schlaggenwald  , die Bezirksver­Lebens- und Genußmittelarbeiter waltungskommission Platten, Asch  , Fleißen, ( Bodenbach), der Verband der Arbeiterschaft Karlsbad   und Elbogen  , die Gemeindever­der chemischen Industrie, der sozialistische tretungen von Neudeck, Joachimsthal  , Karls. Jugendverband, die Kreisorganisa. bad, Rosisfort, Theussau, Franzensbad  , Abertham, Immer dichter und düsterer umdrängten feit tionen Aussig  , Bodenbach, Mies, Trautenau  , Chodan, Kohlhau und Haselbach, die Konsum Jahren schon Oswald Hillebrand   die Schatten des Reichenberg  , Teplitz   und Budweis  , die Bezirksvereine Eger, Rarlsbad, Chodau, Grasliz, Asch  , Todes. Nun ist er dahingegangen in frühen Man organisationen Bensen, Bergreichenstein  , Raplis, Langendorf, Aussig  , der Verein Arbeiter- nesjahren, deren Straft eine grausame Strankheit Bodenbach, Asch  , Eger, Elbogen  , Falfenau, Graslig, he im Schlaggenwald, die drud und Ververheert und zerstört hatte. Sein Leben war zuletzt Joachimsthal  , Kaaden  , Warienbad, Neuded, Poder Iagsanstalt in Teplit Schönau, die Druderci ein Martirium des Siechtums: ein hartes, bitte fam, Weipert  , Wildstein  , die Frauenkreis Graphia in Karlsbad  , die Genossenschaftsres, entfagungsvolles Kämpferleben war es vom fomitees Aussig   und Bodenbach, die Frauen- tischlerei in Königsberg  , an Gewerkschafts- Anbeginn gewesen. Aber der Gezeichnete des bezirkskomitees Joachimsthal, die Lokal- gruppen waren vertreten Eisenbahner Plan, Schicfals war ein Gezeichneter des Geistes. Als und Frauen organisationen Doniz, Mere- Tabatarbeiter Joachimsthal  , Keram der arme Webersohn, der stellenlose Unterlehrer, tip, Warta, Wiesenthal, Karlsbad  , Wickwis, Schlag- arbeiter Schlaggenwald  , Metallarbeiter den ersten Lebenspfad von Schlesien   nach Wien  , genwald, Rothau, Marienbad  , Tepl  , Plan, Franzens- Rothau, Transportarbeiter Eger, Eisen von Wien   nach Schlesien   irrend, zog, da trug er

Hillebrand auf Agitation.

Das Verzeichnis erhebt natürlich keinen An­spruch auf Vollständigkeit, da es viele Storpora­tionen unterlassen haben, sich in die aufgelegten Listen einzutragen.

Unser Wiener   Bruderblatt schreibt in seiner Samtagsfolge n. a.:

Einen Augenblick stand der neugebadene Regierungsvertreter mit weit weit aufgerissenen Augen sprachlos da.

frug" er etwas verwirrt, den Lehrer zweifelnd ,, Eine sozialdemokratische Versammlung?" anfehend.

Beileidstundgebungen.

Wir veröffeullichen heute noch folgende dem Parteivorstand zugekommene Beileidskundgebungen: Von der sozialdemokratischen Studenten­gruppe, Prag  :

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Tief erschüttert von der Kunde des Hinscheidens des Abg. Genossen Oswald Hillebrand   ersuchen wir Sie, unser tiefst gefühltes Beileid zu diesem unerseßlichen Verlust, den unsere Partei erlitten hat, entgegennehmen zu wollen.

Genosse Hillebrand war uns nicht nur teuer als einer der ersten Führer der sozialdemokratischen Ar­beiterschaft, sondern er war uns auch teuer durch das warme Interesse, daß er uns sozialdemokrati­fchen Studenten im Kampfe gegen die Reaktion an den höchsten Lehrstätten der Nation entgegen brachte.

Wir jungen Genossen wollen immer bestrebt sein im Geiste dieses großen Führers für die Sache des Proletariates zu kämpfen.

Paul Kraus  . Erwin Fischer. Vom Internationalen Verband der Arbeiters schaft der chemischen Industrie, Auſsig  : Auf das tiefste bewegt, erreichte uns die Kunde vom Ableben des Genossen Hillebrand. Der unes­

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Ich habe eigentlich nichts zu sagen, da alles ganz richtig war, was der Redner gesagt hat."

Triumphierend blickte er umt sich, dann ließ er sich etwas unsicher auf seinen Sessel nieder.

Die Gemeindeausschußmitglieder, die ihn ten. Statt all der Antwort, hielt ihm der Bür-| Zeit damit, einige Liter Bier hinter sie Binde immer wieder mit diesem Amte betrauten, ver- germeister das eingelangte Schreiben unter die zu gießen. langten auch gar nicht, daß er sich mit solchen Nase. Der Lehrer überflog das Papier; ein iro­Die Anwesenden anfangs mißtrauisch­In seinem köstlichen Büchlein Der Dingen befasse. Sie wußten, daß er nur mit nisches Lächeln huschte über das magere, intel  - zollten dem Redner zum Sch'uffe reichen Bet­Agitator" hat Ferdinand Hanusch   ernste Mühe seinen Namen schreiben konnte, des Le- ligente Gesicht. fall; er hatte ihnen aus dem Herzen gesprochen. und heitere Erlebnisse der sozialdemokrati- sens überhaupt nicht mächtig war. Aber er hatte ,, Da kommen Sie ja unverhofft zu einer ho ,, Wünscht voch sentand das Wort?" frug schen Werbeapostel aus der Gründungszeit das größte Haus, die meisten Felder, die schönsten hen Ehre," sagte der Lehrer dann lachend. der Vorsitzende, nachdem der Redner geschlossen. Aus Ochsen- Befähigungsnachweis genug, Bür- Sonntag ist beim Schwarzen Hund" eine so- Einen Augenblid war alles still, niemand mel der Arbeiterbewegung festgehalten. dieser leider vergriffenen Schrift, von der germeister des Ortes zu sein. zialdemokratische Versammlung, bei der Sie als dete sich. Da erhob sich der Regierungsvertreter. die Genoffin Hanusch erst vor wenigen Der Schweiß trat ihm aus den Boren, die Regierungsvertreter intervenieren sollen." Einen Moment starrte er die Anwesenden an, Wochen ein Nachlaßexemplar dem Genossen Zornesader schwoll mächtig an, wütend schlug dann sagte er etwas stockend: Hillebrand zu seiner großen Freude er auf den Tisch. gewidmet hat, bringen wir zwei launige Der Teufel soll die Ferien der Lehrer ho­Bersammlungsschilderungen, in deren Mit- len"!" brummte er vor sich hin. Er erhob sich, telpunkt unser soeben verstorbener Freund legte die Hände auf den Rücken und ging nach­und Stampfgenosse steht: denklich in der großen Stube auf und nieder. Der Bürgermeister des kleinen nordmähri ,, Wenn mir der Lehrer jetzt in die Quere jhen Gebirgsdorfes war in arger Verlegenheit. fäme, an dem würde ich mir mein Mütchen Schon seit einer Stunde saß er bei dem großen fühlen. Ich als Bürgermeister muß mir hier den Familientisch damit beschäftigt, ein amtliches Stopf zerbrechen und dieser Müßiggänger fitt Schreiben, das von der f. t. Bezirkshauptmann- irgendwo in einem schattigen Walde und fau­schaft eingelangt war, zu enträffein. denzt." Das waren so die Gedanken, die sein Ge­Was mag nur das wieder sein?" feufzte er schwer auf. Er strich mit der schweren, fla- hirn durchjagten. chen Hand über das gelbliche Papier, stützte den Faule Bande, verdammte!" preßte er zwi Stopf in beide Sände und starrte die verschnör- schen den Zähnen hervor und spudte zischend in leiten Buchstaben an, die für ihn spanische Dörfer weitem Bogen auf den schmußigen Fußboden. Die knarrte die Haustür; an der Zimmertür waren. Er war wohl seit zwanzig Jahren Bür­germeister, aber um amtliche Schreiben hatte er wurde geklopft. fich nie gekümmert. Das überlich er dem Lehrer, Serein!" schrie der Ortsgewaltige überlaut, der für einige Gulden jährlich neben seiner- wütend nach der Tür sehend. Es war der Leh­dagogiſchen Tätigkeit noch die Stelle eines Ge- rer aus der Nachbargemeinde, der grüßend in die Stube trat, um sich eine Auskunft zu erbit­

meindeschreibers versah.

Ja, da steht es schwarz auf weiß." ,, Das Bettelvolt, das verdammte," brauste er auf. Möchte nur wissen, zu was diese Hun­gerleider eine Versammlung brauchen?" Er riß dem Lehrer das Papier aus der Hand, warf es auf den Tisch, stülpte sich den Hut über den gro­Ben Stopf und verließ, ohne sich weiter um den Lehrer zu kümmern, die Stube.

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Etwas verdußt sahen die Versammlungs teilnehmer einander an, sie konnten nur mit Mühe das Lachen über den naiven Regierungs­vertreter unterdrücken, der geglaubt haben mochte, er müsse unter allen Umständen envas sagen. Die Regierung freilich wäre von dieser Vertre­tung" weniger erbaut gewesen, wenn sie davon erfahren hätte.

Sonntags war die große Gaststube im schwarzen Hund" mit Wenschen dicht gefüllt. Die Legislaturperiode der Gemeindever Der Bürgermeister faß neben dem Vorsitzenden tretung der schlesischen Industriestadt. war abge­auf der Tribüne und tat sehr würdevoll. Wäh- ufen bie Stenwahlen ausgeschrieben, die Agi­rend der Agitator, ein junger Mensch mit schwarz- tation der Parteien im vollen Gange. Da die gelocktem Haar, mit starker Stimme den Auwe- Chancen für die sozialdemokratische Partei im fenden die Ziele der Sozialdemokratie auseinan- dritten Wahlkörper günstig waren, griff auch sie derfette, vertrieb sich der Regierungsvertreter die in die Wahl ein. Das mußte sie schon deshalb