27. Juni 1925.

Das Christentum" unserer Klerifalen.

gesagt:

Rede des Genollen Nießner zur Kongrua- Erhöhung. Prag , 26. Juni. In der geftrigen Rongruas öffentlichen Wahlen im Jahre 1925; darin wird[ bebatte nahm Genolle Nien er die Gelegenheit wahr, um die ganze Frechheit der Klerikalen aufs zudeden, die sich zuerst in einem schändlichen Tauschgeschäft gegen die Zölle für ihre Geistlich feit eine Kongruaerhöhung erhandeln und dann noch die Stirn haben, mit bewegten Worten- den Sozialdemokraten Mangel an sozialer Ein­ficht vorzuwerfen, daß sie das Elend der niederen Geistlichkeit nicht sehen wollten, das durch die Kongruaerhöhung eben gemildert werden müsse.

Diesem Jammergeschrei gegenüber verwies Genosse Nießner auf die ungeheuere Not in den Schichten des Proletariates, das die Kongrua durch eine neue Verschärfung seines Elends tener bezahlen muß, legte den Zwiespalt bloß, der zwis schen der Lehre Chrifti und den salbungsvollen Predigten seiner Stellvertreter auf Erden über die gottgewollte Scheidung zwischen arm und reich flafft, und übte eine geradezu vernichtende Kritik an der sozialen Einstellung der Kirche und ihrer Diener, die stets auf Seite der Ausbeuter zu finden sind.

Nachstehend die Ausführungea Nießners:

Wir sollen eine Gehaltserhöhung an die Seel­forgerschaft und an die firchlichen Beamten be­willigen; zur Begründung dieser Forderung wird angeführt, es gehe einem großen Teil der Geist lichkeit schlecht, sie leide Not. Ich muß darauf antworten: es geht heute, nach den Zerstörungen des Krieges, dem größten Teil der Bevölkerung schlecht. Es herrscht im Lande eine Not, wie sie lange vorher nicht in gleichem Maße geherrscht hat. Eine ungeheure Arbeitslosigkeit, viele Zehn­tausende, die nicht voll beschäftigt werden können. die Kurzarbeit leisten müssen, find das Kenn zeichen einer schweren Krise. Die Löhne sind der­artig niedrig, daß fie tief unter dem Eristen minimum, unter dem Maß des für das Leben Allernotwendigsten stehen, fur;, es herrschen Ger­hältnisse, wie sie ärger kaum vorstellbar sind.

Die Fürsorge, die man gegenüber der Geist­lichkeit zeigt, hätte man in erster Linie der Majje der berelendeten Proletarier angedeihen lassen müssen, denen aber, statt Hilfe, cine Kürzung der Arbeitslosenunterstützung be­schert wird.

die

In Wirklichkeit sehen wir aber, daß die Kirche im Staate eine ungeheuere Wacht Vorerst lehrt der Herr, daß es töricht ist, das geworden ist, eine politische Macht, und diese Glück in den wechselnden irdischen Gütern zu suchen, lagen dürften nur die Vorbereitung für beab­Standesgemäße fleißige Arbeit und ein diesem sichtigte weitere Schröpfungen sein. Gegenüber Fleiß gleichkommendes Vertrauen auf die Güte diesen unberechtigten und unwahren Stragen stelle Gottes ist Pflicht jedes Christen. Die unerfättlich ich fur; den Tatbestand fest, daß der Höchstgehalt, große Gier kann nur gebrochen werden durch das den jetzt ein Geistlicher bezieht, nach der neuen Beispiel jener, die diese Leidenschaft mit Füßen Stongruavorlage der Mindest gehalt fein treten und das Geld verachten. Das ist das größte wird! Ein Kaplan wird mehr als ein Absolvent von dem Geiste des Christentums. Daher seht der einer Hochschule erhalten, weil er ja noch Anspruch Herr der Guade hier die freiwillige Armut derjeni auf eine Naturalwohnung besitzt. gen entgegen, die von ihm berufen sind." Diener der Kirche, die Priester. Wer sind diese Berufenen? Doch wohl nur

,, Diejenigen aber", heißt es in diesem Hirtenbrief weiter, die trotzdem der Sabgier weiter dienen, sollen wissen, daß ihrer die ewige Verwer fung harrt. Die freiwillige Armut als Engel der Barmherzigkeit an der leiblichen Armut sei wieder als Kulturfaktor gesucht und geschätzt, da­mit diejenigen, die den Glauben an Gott und die Menschen verloren haben, sich wieder in die Ord­nung der Gesellschaft einsinden."

Das ist wohl eine Aufforderung an diejeni gen, die ihm zu dienen" berufen sind; die sollen die freiwillige Armut auf sich nehmen. Aber wir sehen nicht, daß Sie diese Mah­" ung befolgen!

Wenn der Herr Bischof von Leitmerit seinen Gläubigen verkündet, daß Armut etwas Er strebenswertes ist, warum fängt er nicht selbst an, warum muntert er nicht seine Kollegen dazu auf, dieses Beispiel zu geben? Es wäre doch nur gerecht, wenn sie von dem Ueberfluß. den sie haben, etwas ausgleichen würden.

Man sagt uns, daß das, was den Geistlichen mit der Kongrua gegeben wird, nur etwa 38 Millionen

Tatsächlich wird die Geistlichkeit die absolut und relativ am besten gezahlte Beaniten. schichte im Staate sein!

Darum ist dieses Gejamuter, das jetzt erhoben wird, geradezu empörend. Am empörendsten aber ist es, wie es zur Einbringung dieser Ston grua überhaupt gekommen ist;

am empörendsten ist das Tauschgeschäft, das von Agrariern und Klerikalen abgeschlossen wurde. Ant selben Tag, an dem wir hier die Zollvorlage abgestimmt haben, wurde auch schon die Kongruavorlage in abgekürztem Verfahren dem Ausschuß überwiesen.

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Und wie will die Kirche, die große soziale Not, des ungeheure Nebel des Massenelendes lindern und beseitigen? Wie löst sie die soziale Frage? Wan beruft sich da mit großer Begeisterung auf den Papst Leo XIII , der eine Encyklika über die Arbeiterfrage erlassen hat. Was sagt Leo XIII. hierin über die Arbeiterfrage?

Vor allem sei von der einmal gegebenen unber nach in der bürgerlichen Gesellschaft eine Gleich­änderlichen Ordnung der Dinge auszugehen, wor machung von hoch und niedrig, von arm und reich, schlechthin nicht möglich sei. Es mögen die Sozia­listen solche Träume zu verwirklichen suchen, aber man kämpfe umsonst gegen die Naturord­ung an. Dieser Zustand also der heutige sei aber ein sehr zwemäßiger, sowohl für den ein­zelnen, wie für die Gesellschaft!

Wenn die Bestie Kapitalismus frei und un­gehemmt vasen darf, das finden die Klerikalen vollständig in Ordnung und das Rezept, das sic vorschlagen, heißt: Demut, Bescheidenheit, Er­gebenheit in fein Los, fein Rütteln an den Grund­festen dieser entsetzlichen menschenmordenden Gesellschaft; es iſt gottgewollt, es iſt naturge­wollt, es ist unfehlbar, der Papst hat es verkün­

det.

gen?

Das reden Sie uns von sozialen Erwägun

Glauben Sie denn, wir haben es vergessen, daß die Kirche und ihre Diener feit jcher und heute vielleicht mehr als je die Todsein­din des Aufstieges der proletarischen Massen ift? Glauben Sie, wir haben es vergessen, daß in einem der letzten Sirtenbriefe die tschechoslowa­alle, fischen Bischöfe des gesamten Episkopates welche Angehörige der sozialistischen oder kom munistischen Partei sind, oder seien sie auch nur Mitglieder der freien sozialistischen Gewerkschaf unten, ewige Verdammnis und Höllen­ein strafen angedroht haben, daß hier der un­erhörteste Terrorismus auf die Gläu bigfeit der Menschen angewendet wird zu Zwecken der klerikalen Partei?

Sie trauen einander nicht. Sie haben wohl einen Palt geschlossen, aber die christlichen Herren gehen auf Numero sicher und drängen darauf, daß die Sanktionierung des einen Gefeßes nicht früher und nicht später als die des anderen erfolgt.

Soweit ich Kenntnis habe, befindet sich ter den gesamten Mehrheitsparteien nicht einziger Jude.

Aber das Geschäft, das da geschlossen wurde,

das erinner an das alleröstlichste Galizien . Ich glaube, daß die schäbigste Chabrus gewiß Bedenken hätte, einen solchen schmählichen Handel abzuschließen, wie ihn diese Patentchriſten abge­schlossen haben,

damit es den Geistlichen, die die Armut als Verdienst predigen, besser geht, helfen sie das Brot vertenern!

Glauben Sie, wir sehen es nicht, daß die Kirche immer wieder nur an der Seite der Mächtigen, der Regierenden, der Herra schenden und der Reichen

steht, daß sie alle ihre Sträfte darauf verwendet, um gegen die Armen, gegen die Mühseligen und Beladenen Stellung zu nehmen? Ihre sozialen Erwägungen werden erst lebendig, wenn es sich Sie sagen, es wäre im Interesse der Landwirt- um die eigene Tasche handelt, aber wenn Arbei­schaft notwendig gewesen. Sie haben aber nicht ter einen Streif zur Erringung eines größeren christ- Stückchens immer so gesprochen. Ich habe hier die christ Stückchens Brot führen, dann erklären Sie: Laßt fichsoziale Deutsche Presse" aus der Zeit vor Euch sagen, das ist eine Auflehnung gegen Got­dir nicht den Bund der Landwirte wählen: der Wahl." Damals hat man behauptet, man tes Weltordnung. Ihr dürft auf Eure Arbeitge­dürfe ber feinen ungefeßlichen Druck ausüben!

,, Der Bund der Landwirte ist wie die Sozial­demokraten eine Standespartei. Sie vertritt daher einseitig und befangen nur die Interessen eines Standes und trägt so dazu bei, die Gegensätze zwi schen den einzelnen Berufsständen verschärfen, statt sie auszugleichen. Alle müssen miteinander leben und einer ist von dem anderen unabhängig. Eine Bauerntlassenpartei ist aber von vornherein und auf ewige Zeiten verurteilt, eine Minder­heitspartei zu sein... Jedem Vaner stehen mindestens zehn Nichtbauern gegenüber. Darum ist es ein Unglück, einen Stand gegen den anderen zu mobilisieren."

Wir sind durchaus nicht dagegen, daß die Geistlichkeit entsprechend und gut entlohnt wird. Es ist nur die Frage, wer sie entlohnen soll? Da wäre es in erster Linie Pflicht der Kirche selbst, etwas von ihren ungeheueren Einfünften zu opfern zur Besserung der Lage und zur Be­feitigung der Armut des armen Klerus! Die Er­haltung der Priester, die die Beamten einer be­stimmten Religionsgenossenschaft sind, ist eben Sache der betreffenden Religionsangehörigen und Unter den gezählten 74.000 Arbeitslosen gibt nicht Aufgabe des Staates, und es geht nicht an, c3 nur 24.000, die Arbeitslosenunterstützung be. daß die Steuerträger hiezu benützt werden. Wenn fommen. Um alle übrigen kümmert sich nie ich ein gläubiges Mitglied der katholischen Kirche mand. Da verweist man auf die Not des nie- daß man auch Ungläubige, auch Angehörige an wäre, würde ich es mit Entrüstung zurückweisen, deren Klerus. Es sei nicht geleugnet, daß es einem großen Teil der kleinen Geistlichkeit nicht berer Kirchen dazu verhält, für die Diener und rofig geht, daß er schlecht entlohnt wird. Aber Beiträge beizusteuern. Das ist nicht moralisch, und Beamten der katholischen Religionsgenossenschaft felbft den Schlechtestentlohnten unter den Geiſt lichen geht es nicht am schlechtesten. Sie find, auch gerade die Herren Geistlichen müßten sich dagegen wenn man den Intelligenzgrad berücksichtigt, noch verwahren. Allerdings fällt einem hier wieder lange nicht die schlechtestbezahlte Schichte. Sie das bekannte Wort vom guten Magen der Kirche haben vor allem ein ordentliches Obdach über ein, der noch so manches andere zu vertragen im­ihrem Kopfe; sie müssen sich um ihre Existenz stande ist. nicht sorgen, denn von dem Moment an, wo ein Geistlicher aus dem Alumnat hervor geht, braucht er nicht mehr zu zittern, daß er seine Existenz einbüßt, während heute nahezu jeder andere Staatsbürger betrage. Vor allem muß man entschieden die bor der Gefahr steht, seine Eristen; zu verlieren. Richtigkeit dieser Höchstgrenze anzweifeln. Für Es werden zur Begründung der Behauptung diese Behauptung fehlt jeder Beweis und auch der schlechten Lage des niederen Klerus Ziffern der Motivenbericht gibt sich feine Mühe, dies de angeführt; diese Ziffern sind aber zum großen tailliert dazutun. Aber nehmen wir an, es sind Teil Blendwerk. Man fann ja jemandem, nur 38 Millionen. Müßte man mit diesen 38 der die Verhältnisse nicht fennt, vorspiegeln, daß Millionen jährlich nicht notwendigeres die Einnahmen mancher Pfarrer wirklich monats durchführen, nicht ärgeres Elend stillen, als daß lich nur 600 bis 700 Stronen betragen, in Wirk- man es zur Aufbesserung der Gehälter der geist lichkeit ist es aber nachgewiesen, daß die wirklichen lichen Herren verwendet, die sich ja hauptsächlich Einnahmen der meisten weit höher sind. Es auf das Jenseits" vorbereiten? ist doch ein öffentliches Geheimnis, daß die Be rechnung des Ertrages der Pfarrgründe nicht nach dem wirklichen Ertrage erfolgt, sondern daß sicher alle Pfarrer bis jetzt ihre Einnahmen aus dem Es wird abgezwickt bei wichtigen Dingen, bei Grundbesitz nach dem Katastralreinertrag verreth der Arbeiterfürsorge; unsere Spitalschande schreit net haben, wie er vor weit über 200 Jahren beum Simmel; unsere Armenversorgung liegt dar­rechnet wurde, und der einen verschwindend lächer- nieder. Dennoch hat man nicht gefragt, woher lichen Betrag ausmacht, während die wirklichen man das Geld nehmen soll. Bei den Staats­Ginnahmen vielfach tausende Kronen betragen beamten hat man für eine Bedeckung gesorgt; man daß wir sozialen Erwägungen nicht zugänglich hat gleichzeitig mit der Besoldungsvorlage neue Steuern verlangt, die Erhöhung der Zucker- sind und nicht die Not erkennen wollen, unter und der Spiritussteuer beschlossen, man plaut eine der die Geistlichkeit leidet. Sprechen Sie doch Erhöhung der Eisenbahntarife und wird aus den nicht von sozialen Erwägungen! Zöllen hunderte von Millionen Kronen einnehmen und behaupten, daß man sie für die Staatsange­stellten verwenden wird. Man behaftet die Staats­angestellten mit dem Stigma, daß sie es sind. welche der Bevölkerung das Leben verteuern.

haben.

Dem Staate haben sie als Einnahmen eben nur wenige Kronen verrechnet und sich von ihm die Kongrua draufzahlen lassen, obwohl ihre Einnahmen in Wirklichkeit höhere waren. Genau so war es auch mit den Stolage­bühren. Diese berechnen sie noch immer nach der alten Stolatare aus dem Jahre 1750! Haben die geistlichen Herren, die so dem Staate eine falsche Rechnung vorgelegt haben, nicht ihr Gewissen beschwert?

Ich möchte auch meine Verwunderung dar­über aussprechen, daß die Klerikalen gerade in diesem Falle, wo es sich um die materielle Lage der Geistlichkeit handelt, plößlich die Armut als

ein schweres Uebel ansehen.

Nach der christlichen Lehre ist ja die Armut lein Uebel, sondern sie wird geradezu als nachahmenswert gepriesen, und es als ein Merkmal eines guten Geistes hingestellt, wenn man sich seiner Habe entledigt. Christus hat nichts gehabt, wo er sein Haupt hätte nieder­legen können. Was soll man aber zu jenen Kirchenfürsten sagen, die Schlösser besitzen und ungeheuern Grundbesiß haben? Ich habe hier den Hirtenbrief des hochwür­bigsten Herrn Bischofs von Leitmeritz zu den

Ueberall und immer hören wir das Wort: Sparen!

Aber bei den Geistlichen hat man nicht nach der Bedeckung gefragt, da hat es einfach ge­heißen: die Bebedung folgt aus dem Re­ligionsfonds,

der einen Reinertrag von 2.7 Millionen Kronen fährlich aufweist, was faum auf das Salz für die Geistlichkeit hinreicht. Diese Berufung auf den Religionsfongs ist eine reine rozzelei; Tat­sache ist, daß man nur Staatsgelder und Steuer­gelder für die Bedeckung der Kongruavorlage ver­langt.

Die Kongrua foll überdies nur eine Ab­schlagszahlung auf die berechtigten Forde

rungen" der katholischen und sonstigen Geistlichkeit fein. Es hätte mich gewundert, wenn die Kleri­talen diesmal aus ihrer Rolle der Verfolgten ge­

fallen wären,

Die Kleritalen sind immer verfolgt..immer unterdrückt und nie zufrieden.

Und nun sehen wir die Herren Selerifalen mit Hilfe des einen Standes gegen den anderen mobilisieren, ebendieselben deutschen Christlichsozialen, die vor den Wahlen behauptet haben, auf einen Bauern kämen zehn Diesem kleinen zehnprozentigen Nichtbauern. Bruchteil helfen die übrigen 90 Prozent durch die Vertenerung der Lebensmittel.

Jedem Priester, der hei Entgegennahme des erhöhten Gehaltes sich vorstellt, daß draußen die Proletarierkinder deshalb weniger Brot zu effen an Krankheiten dahinfiechen, müßte sich das Herz im Leibe zusammenkrampfen und jeder Bissen im Munde umdrehen, bei der Entgegennahme eines solchen Sündengeldes, das herausgepreßt ist aus dem entschlichsten Glend der armen Menschen.

Da wagt man es, uns noch vorzuiverfen,

,, Sozial" ist in dem Titel, den die Christ­lichsozialen führen, genau so ein Aufpuß, wie das Wort christlich".

Im Vorjahr hat in Stockholm eine Welt­firchenkonferenz getagt, an der Vertreter aller firchenkonferenz getagt, firchlichen Genossenschaften mit Ausnahme der katholischen teilnahmen. Von dieser Kirchen­fonferenz ist nach Beendigung des Strieges eine Botschaft an die Welt ergangen, die wert ist, im Gedächtnis behalten zu werden. Es heißt darin:

,, Wir bekennen vor Gott und den Menschen die Irrtümer und Fehler der Kirche. Wir haben in Mitgefühl und Liebe ver­sagt, an den arbeitenden lassen, ins­besondere haben unzählige Seelen, die Gerechtigkeit und Wahrheit suchen, sich vom Erlöser getrennt, weil gerade diejenigen, die sich auf ihn bezogen haben, so unvollkommen den Herrn vertreten haben, der mild und demütig von Herzen ist. Wozu ist nun die Kirche berufen? 3ur Reue, aber gleichzeitig zur Zuver sicht. Denn sie besißt in Gott eine unerschöpfliche Quelle."

Alle Kirchen haben da versprochen, Buße zu tun. Die Bischöfe und Vertreter aller firchlichen Gemeinschaften haben in Stockholm nach langen Beratungen die Erkenntnis geschöpft, die Kirche habe versagt. Nur die katholische Stirche will dies nicht zugeben. Nur die katho lische Kirche verharrt auf dem Standpunkt, auf dem sie seit jeher gestanden ist. Seit die Bewe gung des Christentums eine Religion geworden ist, eine Institution, eine politische, wirtschaft­liche und soziale Macht, seitdem hält sie es immer nur mit denen vom großen Geldsack und ist Fein bin derer, die nichts haben.

Es geht in diesem Falle nicht bloß um die Gehaltserhöhung der Geistlichen,

es geht auch um eine Machtprobe, welche der Kleritalismus liefern wollte und mit Erfolg geliefert hat.

Als die tschechoslowakische Republik gegründet

Ich leugne nicht, es gibt unter den Chriſten wurde, stand als eine der ersten Verheißungen sehr viele gute Menschen wie unter den Ange- die Regelung des Verhältnisses, die Trennung hörigen jeder Religion. Darauf kommt es nicht zwischen Staat und Kirche auf dem Programme. an, daß es fatholische Fürsorgeanstalten, daß es wenn man das heute hört, flingt es wie Nonnen gibt, die mit Verlenguung alles Jrdi- Märchen aus uralten 3eiten. Wie hat schen sich der Pflege armer Menschen widmen. sich alles in den kaum acht Jahren seit Gründung Das hat niemand geleugnet; ist es doch höchstens dieses Staates verändert. Von der Trennung ein Beweis für die Güte im menschlichen Wesen, der Kirche vom Staate ist man ausgegangen; daß sich immer wieder Menschen finden, die wiederholt hat es Regierungen gegeben, die dies alles hintanseben und nur dem anderen als Programm aufgestellt haben, und heute halten leben. Das beweist aber nichts für die Kirche. wir- bei der Kongrua, die den Staat, die Was ist das Ergebnis des Verkündens des ganze Bevölkerung der Kirche und ihren Angehö­christlichen Evangeliums durch fast 2000 rigen geradezu tributpflichtig macht. Jahre?

Diese Idee hat Bankerott erlitten! Was ist denn in den 2000 Jahren geschehen? Welche Probleme hat die Kirche, die 2000 Jahre unum

schränkt geherrscht hat, gelöst?

Die sozialen Gegensäße in der Gesellschaft find krasser und klaffender als je!

Diese Entwidlung kann uns nicht überraschen.

das Proletariat ist in diesem Staate aus natio­nalen und anderen Gründen infolge seiner Zer­splitterung zu schwa ch gewesen, um diesem An­

sturm standzuhalten und diese Machtprobe zugun­Sten des Freisinns zu entscheiden. Wir sehen die felbe Entwicklung im tschechischen Bürgertum sich