Kampf um das Koalitionsrecht!
Eine Reminiszenz.
freitag, 28. Oktober 1898.
Unternehmerverband gefaßten Beschlüsse erfolge. Auch hat der Bürgermeister den Mitgliedern des Unternehmerverbandes mitgetheilt, welche Arbeiter wegen eines früheren Streits entlassen worden sind. Vorher hatten die Unternehmer beschlossen, daß jeder, der einen solchen Arbeiter annehme oder in Arbeit behalte, eine Konventional- Lohndifferenzen in der Handschuhfabrit von wöller in Bankow, Strafe zu zahlen habe.
Diese Thatsachen stellte Stadthagen unter Beweis, doch wurde von der Beweiserhebung Abstand genommen. Immerhin dürften die Uebergriffe, die Herr Reinhardt in seiner Eigenschaft als Bürgermeister sich zu schulden kommen ließ, klar auf der Hand liegen. Eine gerichtliche Ahndung hat dieser Versuch der Unternehmer, Arbeitswillige an der Arbeit zu hindern, nicht gefunden, wohl aber wurde unser Genosse Stadthagen , dem es auf die Klarstellung dieses gesetzwidrigen Verhaltens antam, wegen eines ihm hierbei unterlaufenen harten Wortes mit hoher Geldstrafe bezw. Gefängniß belegt. Kommentar überflüssig. Der Erlak Posadowsky's
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Die Vorgeschichte des Prozesses gegen unseren Genoffen StadtAchtung, Handschuhmacher! Infolge der ausgebrochenen Hagen , über den wir am Mittwoch berichtet haben, bietet eine treffliche Illustration zu der Art und Weise, welcher Mißbrauch seitens mancher Kaiser Friedrichstraße , wird um Fernhaltung des Zuzugs gebetent. Unternehmer und Unternehmerverbände mit dem Koalitionsrecht der Der Aufruf an die Straßenbahn- Angestellten, den der Ver Arbeitgeber zum Schaden der Arbeiter getrieben wird. Der Brief trauensmann der Handels-, Transport- und Verkehrsarbeiter im Voran seinen Klienten, auf grund dessen Stadthagen verurtheilt wurde, wärts" zum Abdruck brachte, hat ein starkes Mißfallen bei der entsprang der gerechten Entrüftung über die eigenthümliche Rolle, " Post", dem Organ der Scharfmacher, hervorgerufen. Unangenehm ist welche der Bürgermeister Reinhardt aus Staßfurt im Kampfe gegen diesöldlingin des Unternehmerthums davon berührt, daß den Angestellten die Arbeiterorganisationen spielt. Es haben sich in Staßfurt und empfohlen wird, stillschweigend der Organisation beizutreten. Natürlich Umgegend mehrere Arbeitgeber schon seit dem Jahre 1889 zu einem Verein diese hier ganz angebrachte Taktik ist nicht geeignet, mit der Schneidigkeit zusammengethan und sich u. a. mündlich und schriftlich verpflichtet. die gegen eine Organisation der Angestellten vorzugehen, wie es bisher Beschlüsse, welche sie als Verein über die Entlassung und Nichtdie Direktion der Straßenbahn beliebte und von der Kapitalistenannahme von Arbeitern faffen, zu befolgen und für den Fall der meute beifällig begrüßt wurde. Die Thatsache, daß die" Post" sich Nichtbefolgung eine Stonventionalstrafe, sicher gestellt durch einen tredenen Wechsel, zu zahlen. Der Verein hat wiederholt beschlossen, verdankte seine Entstehung namentlich den Anregungen des Verbandes über die Dinge aufregt, genügt, um den Angestellten sagen zu können: solche Arbeiter, die als Sozialdemokraten sich hervorthun, zu ent- deutscher Industrieller und des Bundes der Baugewerks- Innungen. Ihr seid auf dem rechten Wege! lassen und bei Vermeidung einer Konventionalstrafe wieder zu be- So gab der Minister, im Reichstage in die Enge getrieben, gewiffer schäftigen und zu diesem Zwecke die Namen solcher Arbeiter sich maßen zu seiner Entschuldigung selbst an. Er gab damit Aus Forst i. d. Laufik wird telegraphirt: In der Eisen. gegenseitig bekannt zu machen; der Bürgermeister Reinhardt wurde noch deutlicher als sein Vorgänger zu, daß die Minister sich als gießerei von H. Buchholz jun. haben, wie uns eine Privatbeauftragt, zu recherchiren, welche Arbeiter sich als Sozialdemokraten die Geschäftsführer für die Interessen der herrschenden Klaffen bepesche mittheilt, 14 Former wegen Maßregelung dreier Kollegen hervorgethan haben, und die gefaßten Beschlüsse auszuführen. Der betrachten.
die Arbeit niedergelegt. Buzug ist strenge fern zu halten!
Bei der Gewerbegerichtswahl in Kottbus siegte die Liste der Gewerkschaften.
Ein politisches Thema in Sachfen. Jn Bauzen erklärte der überwachende Beamte einer Versammlung das Thema:„ Die Gesellenverbände im Mittelalter und die Lebenshaltung der Arbeiter damals" für politisch. Der Beamte hatte angeblich Auftrag von der vorgesetzten Behörde, die Minderjährigen hinauszuweisen. Es tommt schon so es ist eben alles politisch".
Bürgermeister hat diese Aufträge angenommen und die von Dieser selbe Bund der Baugewerks- Innungen, der die härtere den Unternehmern gefaßten Beschlüsse auch dann ausgeführt, Bestrafung der Vergehen wegen des§ 158 anregte, hat, wie wir wenn er überstimmt wurde. Ferner hat er die ihm seinerzeit mittheilten, auf seinem Verbandstage in Breslau beschlossen, unterstellten Polizeibeamten zur Recherche darüber verwendet, welcher auf andere Gestaltung der§§ 222 und 230 d. Str.-G.-B. Hinzuwirken. Die In der Schuhfabrik von Löwenstein in Stettin haben Die Arbeiter Sozialdemokrat ist, und er hat die Namen derer, die nach genannten Paragraphen sehen Gefängnißstrafen bezw. Geldstrafen für die sämmtliche Arbeiter, 17 Mann, die Arbeit niedergelegt. polizeilicher Recherche als Sozialdemokraten zu bezeichnen sind, demjenigen vor, welche durch Fahrlässigkeit den Tod oder die Körperverlegung Differenzen sind entstanden durch Einführung einiger Maschinen, die Staßfurter Unternehmerverband und den einzelnen Staßfurter Unter eines Menschen verursacht haben.(§ 222, der die Tödtung eines Menschen dem Unternehmer Anlaß gaben, eine übermäßige Lohnkürzung vornehmern schriftlich, meist unter der Bezeichnung sekret" mitgetheilt betrifft, temit mur Gefängnißstrafe.) Eine Verschärfung der Strafen zunehmen. und bei dieser Mittheilung auf die früher gefaßten Beschlüsse verwiesen. tritt ein, wenn der Thäter zu der Aufmerksamkeit, welche er aus Als Urheber der Vorlage für die Verschlechterung des Der Polizeibehörde von Staßfurt sind von mehreren Arbeitervereinen, den Augen fette, vermöge feines Gewerbes besonders verpflichtet Dresdener Gewerbegerichts hat sich der Gewerberichter Stiling den gefeßlichen Bestimmungen entsprechend, die Mitgliederlisten ein- war. Diese Paragraphen sind den Herren Baumeistern, welche, wie einer Anzahl Arbeiterbeifizern gegenüber bekannt. Die Dresdener gereicht. Der Bürgermeister hat ferner von Gesang- und Turnvereinen die zahlreichen Prozesse beweisen, häufig genug die nothwendigste Arbeiter haben mummehr in einer imposanten Versammlung durch unter Androhung polizeilichen Zwanges die Einreichung der Mitglieder Sorgfalt in bezug auf die Anbringung von Schußvorrichtungen außer gegenseitige Aussprache und einstimmige Annahme einer scharfen listen gefordert. Abschrift der infolge dieser Drohung dem Bürgermeister acht lassen, sehr unbequemt. Sie arbeiten deshalb auf deren Be- Resolution gegen den reaktionären Plan protestirt. amtlich zugegangenen Listen hat dieser dem Unternehmerverein und seitigung hin und der Ausschuß hat nun dem Reichstage und dem Vom Landgericht zu Dresden wurde der Bauarbeiter Jurczyst den einzelnen Unternehmern zugehen lassen. Er hat weiter einer Bundesrathe eine motivirte Vorstellung unterbreitet, welche in wegen„ Expreffung" zu zwei Monaten Gefängniß verurtheilt. Die Zusammenkunft des Unternehmervereins von Staßfurt und Um dem Wunsche gipfelt: Strafthat soll, wie gewöhnlich in solchen Fällen, durch eine etwas gegend am 12. März 1890 beigewohnt. An diesem Tage wurde be„ Der hohe Reichstag und der hohe Bundesrath wolle nach derbe Aeußerung zwei anderen Arbeitern gegenüber begangen sein. schlossen, der Bürgermeister sole den Unternehmern empfehlen, 278 Prüfung der vorgetragenen Erwägungsgründe dafür eintreten, daß Arbeiter zu entlassen, und zwar 40, welche an einer geheimen Ver- in den§§ 222 und 230 des Strafgesetzbuches für das Vergehen der fammlung vom 11. Februar 1890 theilgenommen haben, 24, die in fahrlässigen Tödtung oder Körperverlegung die Festungshaft neben einer Versammlung gesprochen, 29, die Versammlungen besucht hatten, der Gefängnißstrafe wahlweise zugelassen werde." 51, die Mitglieder des Arbeiter- Bildungsvereins waren, und Also Festungshaft für Leute, welche, getrieben durch ihre 122, die bon Polizeibeamten als Sozialdemokraten be- Profitfucht, au es den nöthigen Vorsichtsmaßregeln fehlen ließen und zeichnet waren. Bei der Berathung wurde hervorgehoben, so den Verlust von Menschenleben herbeiführten, und das Buchthaus daß es angesichts der großen Menge der Arbeiter un- für Arbeiter, die zum Streit anreizen. Drohung gegen Arbeitswillige. Weil sie den Arbeiter thunlich sei, den Grund der Entlassung anzugeben. Es trete auch Gustav Erdmann aus Eilenburg durch Drohungen" zur Theilnahme die Gefahr hinzu, daß der eine oder andere der Arbeiter vielleicht am Streit sollten zu bewegen versucht haben, waren die Ziegeleimit unrecht als Sozialdemokrat bezeichnet werde und mit einer Schadensersatz oder Beleidigungsklage durchdringen könnte. Auch arbeiter May Voigtmann, Wilh. Voigt und Karl Poltersdorf aus Eilenburg vom dortigen Schöffengericht der erstere zu 3 Monaten, würde es bei Angabe des wahren Grundes schwer sein, neue ArDer bevorstehende Austritt Dr. Lütgenau's aus der die beiden anderen zu je 4 Wochen Gefängniß verurtheilt worden. beiter zu erhalten. Es empfehle sich deshalb, den wahren Grund Redaktion der Rheinisch- Westfälischen Arbeiter- Zeitung" in Dort- Das Landgericht setzte die Strafe auf 6 bez. 3 Wochen herab. Auch der Entlassung zu verschweigen und jedem Unternehmer anheim- mund wird von bürgerlichen Blättern dahin zu kommentiren ver- der Ziegeleiarbeiter Otto Dickert war wegen desselben Vergehens zu zustellen, einen falschen Grund mitzutheilen und den Bürger- sucht, als ob Lütgenau wegen seiner bekannten Aeußerungen über 2 Wochen Gefängniß verurtheilt worden. Seine Berufung wurde meister auch um Mittheilung dieses Beschlusses zu ersuchen. Der die Prügelstrafe gemaßregelt worden sei. Demgegenüber sei fest- verworfen. Bürgermeister führte den Vorsiz in dieser Versammlung von gestellt, daß der Redaktionswechsel längst beschlossene Sache war, Arbeitgebern; er widersprach der Anregung, einen falschen Grund bevor Lütgenau seinen Artikel fiber die Prügelstrafe veröffentlichte. Schlesischer Polizeibehörden die oberschlesischen Bergarbeiter. Wenigstens Nicht einmal petitioniren dürfen nach dem Willen obermitzutheilen, als einer unmoralischen Zumuthung. Die Mehrheit der Unternehmer sprach sich aber dennoch dafür aus, und nun proto- Friedrich Bedmann erklärt die durch die Presse gehende in denen eine Petition der minderberechtigten Mitglieder des oberDer im Effener Meineidsprozeß mit verurtheilte Bergmann sind in der Umgegend von Beuthen in einer Reihe von Lokalen, follirte der Bürgermeister mit dem ihm untergebenen Bolizei- Nachricht, er habe es abgelehnt, Gelber aus dem von Sozialdemo- fchlesischen Knappschaftsvereins zur Unterschrift auslag, die Betitionsbeamten Ring den zur Unwahrheit aureizenden Beschluß. Gine fraten gesammelten Unterstügungsfonds anzunehmen, für unwahr. abschriften sammt Unterschriften polizeilich beschlagnahmt worden. Abschrift des Protokolls ließ er den Unternehmern mit folgendem wir hatten die Nachricht einem Parteiblatt des Ruhrreviers ent- Dieses Vorgehen der Polizei ist um so unerklärlicher, als die ganze Petitionsbewegung nicht etwa von seiten des Verbandes, sondern von verbandsfeindlicher Seite ausgegangen war.
Anschreiben zugehen:
" Vorstehenden Abzug des gestern gefaßten Beschlusses nebst
nommen.
Partei- Nachrichten.
der Liste der kompromittirten Personen übersende ich mit dem Eine Parteiversammlung in Danzig stellte zu den Stadt ergebensten Ersuchen, gefl. in Gemäßheit dieses Beschlusses ver- berordnetenwahlen 7 eigene Kandidaten auf. fahren und mir die Namen der Gekündigten mittheilen zu wollen." Todteulifte der Partei. In Königsberg i. Br. ist der Ferner hat der Bürgermeister Reinhardt am 7. Januar 1890 die Ingenieur Rud. Dräer, der im stillen die Parteiintereffen, u. a. Namen von vier Arbeitern, die nach dem ihm als Bürgermeister auch durch Mitarbeit an der„ Volkstribüne" nach Kräften gefördert vorgelegten Bericht der polizeilichen leberwachungsbeamten als hat, einem langwierigen Lungenleiden erlegen. In Gera schied Schriftführer oder als Redner in einer öffentlichen Arbeiterverfanim- der Kohlenhändler Otto Schödel aus dem Leben. Er war ein lung vom 1. Januar fungirten, dem Unternehmerverband und den langjähriges Mitglied unserer Partei. einzelnen Unternehmern mitgetheilt und in dieser Mittheilung ausdrücklich erwähnt, daß diese Benachrichtigung auf grund der vom
I.
Aufstand und Belagerung.
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Ein gewerkschaftliches Rechtsschutz- und Auskunftsburean soll am 1. November d. J. in Beuthen in Thätigkeit treten. Seit längerer Zeit ist unter den gewerkschaftlich organisirten Arbeitern das Bedürfniß nach einer solchen Einrichtung sichtbar ge= worden, da gerade in Oberschlesien Uebervortheilungen der in bezug auf Rechtssachen sehr unerfahrenen Arbeiter von seiten der Unternehmer und ihrer Affiliirten sowohl, wie von seiten gewisser Winkelschreiber an der Tagesordnung sind. Die Geschäfte des Bureaus wird Genosse Winter führen.
traue auf Gott und mein gutes Recht und verlasse die Hauptstadt, um Mittel zu finden, dem unterjochten Volke Hilfe zu bringen. Wer Oesterreich, wer die Freiheit liebt, schaare sich um seinen Kaiser."
vor. Die Wiener Demokratie hatte sich überzeugt, daß durch das Vorgehen gegen Ungarn in gleicher Weise auch die österreichischen März- Errungenschaften selbst gefährdet waren. Hatte man erst die Freiheit der einen Nation unterdrückt, so war das gleiche dann bei der zweiten um so leichter. Als am 5. und 6. Oktober neue Truppen Man konnte nun nicht mehr zweifelhaft sein, welches Schicksal der aus Wien nach Best fommandirt wurden und es somit erfichtlich Stadt bevorstand. Das demokratische Wien hatte einen Sieg erwar, daß man die magyarische Nation mit Hilfe der deutschen unter- rungen, aber ihm stand ein unendlich schwerer Kampf bevor. Der drücken wollte, da trat die erregte Stimmung nicht nur in den Reichstag erklärte sich in Permanenz, nachdent ein Theil der Boltsmassen deutlich hervor, sondern es machte sich auch in den zu Mitglieder, besonders die slavischen, sich entfernt hatten, um verschickenden Regimentern ein Wderstand bemerklich. Am Morgen der Aufforderung des Kaifers nachzukommen. Die Voltsvertretung des 6. Oktober wurden an der Taborbrücke mehrere Truppentheile suchte sich der Leitung der Revolution zu bemächtigen, damit bei durch Volksmassen und die akademische Legion am Abmarsch ver- den Aktionen der Rechtsboden nicht verlassen werde. Es wurden' hindert. Die betreffenden Regimenter, die sich ebenfalls mit dem Hof in Olmüz Verhandlungen angeknüpft, um die Regienicht verschicken lassen wollten, gingen zum Volk über, rung von ihren reaktionären Plänen zurückzubringen. Aber der während die Truppentheile, die unter General Bredy den Abmarsch schwache Kaiser stand im czechischen Lande noch mehr als in Wien erzwingen sollten, geschlagen wurden. Man nahm ihnen die Ge- unter dem Einfluß der Kamarilla. Und so erschien denn schon am schüße weg, und in dem Gefechte kam der General Bredh selbst 16. Oktober eine kaiserliche Proklamation, durch welche dem aufums Leben. ständischen Wien in aller Form der Krieg erklärt und dem Fürsten Windischgrät der Oberbefehl über sämmtliche Truppen übertragen wurde.
Im März und im Mai hatte die Revolution in Wien gefiegt und hatte dem Metternich'schen System tief einschneidende Reformen zu gunsten der Bollsfreiheit abgerungen. Auch Ungarn , das von jeher ein selbständiges Reich gewesen, dem aber unter Metternich's Herrschaft von der schwarz- gelben Bolitik ein Recht nach dem anderen genommen worden war, hatte sich im März erhoben und sich staatfiche Selbständigkeit errungen, wenn es auch den gemeinsamen Kaiser mit Oesterreich beibehielt. Seit dem Frühjahr und Sommer aber war nun die Reaktion in Oesterreich schon lange wieder geschäftig am Werke. Gemäß dem bewährten Rezepte der habsburgischen Politit, bei inneren Schwierig keiten die Nationalitäten gegeneinander auszuspielen, suchte man zuerst den Ungarn die im März errungene Selbständigkeit zu beschneiden. Ungarn war im Streit mit Jellachich, dem Banus von Gegen Mittag zog sich der Aufstand auch in die innere Stadt. Kroatien , der sich den ungarischen Gesetzen nicht fügen wollte, wie Die Bürgerwehr stand größtentheils auf seiten des revoltirenden es verfassungsmäßig. Statt nun aber Ungarn gegen den slavischen Volkes. Das Militär war bis auf einige Reste aus der Stadt Nunmehr wußte die Stadt, woran sie war. Bald bewegte sich Rebellen zu Hilfe zu kommen, wurde am 25. September Ungarn entfernt worden, um es nicht ebenfalls den Versuchungen zum denn auch Windischgrät, ein rücksichtsloser, aristokratisch gesinnter von Wien aus als im Kriegszustande befindlich erklärt. Und gleich- Uebertritt auszusetzen. Nachmittags zog sich beim Hoffriegsraths- Haudegen, mit einer großen Truppenmacht gegen Wien . Und zeitig wurde Graf Lamberg nach Ungarn geschickt. Er sollte Gebäude ein drohender Volkshaufen zusammen. Man rief nach dem andererseits erklärte auch der Banus von Kroatien dem aufrühreohne Rücksicht auf die im März vereinbarte Verfassung die unga - Kriegsminister Latour, in dem man den Urheber der unpopulären rischen Wien den Krieg und zog mit seinen Kroatenhorden heran. rischen Angelegenheiten regeln, und ihm sollten die ungarischen Be- Regierungsmaßregeln erblickte. Latour flüchtete vor der nachdrängenden In Wien rüstete man sich zum Vertheidigungskampf. Neben der hörden und das ungarische Heer Gehorsam leisten. Menge von einem Zimmer ins andere, schließlich auf den Boden. Eine Nationalversammlung und ihrem permanenten Ausschuß entwickelten In einem Manifest der ungarischen Landstände wurde darauf Deputation des Reichstags tam dem Bedrängten zu Hilfe, indem sie die Aula, das heißt die Studenten, die Arbeiter, die Bürgerwehr die Ungiltigkeit dieser kaiserlichen Maßregeln ausgesprochen, weil die die Maffen zu beruhigen versuchte. Aber es war zu spat. Nachdem und der demokratische Klub eine energische Thätigkeit, welcher allVerfügungen von feinem ungarischen Minister gegengezeichnet waren. man den General gefunden und auf den Hof gebracht hatte, wurde gemeinen Bewegung sich auch der Gemeinderath, dieser allerdings Dem Grafen Lamberg wurde gleichzeitig von den Ungarn jede er trotz der energischen Rettungsversuche, an denen sich auch mir nothgedrungen, anschloß. Befehlsanmaßung verboten und ebenso verboten, dem österreichischen eine Anzahl der Aufständischen betheiligten erschlagen und dann Es wurden militärische Einrichtungen durch die ganze Stadt geGrafen Gehorsam zu leisten. Die Voltserregung war aufs höchste noch als Leiche an einem Gaskandelaber aufgehängt. Abends war troffen, um dieselbe zu vertheidigen. Zum Kommandanten wurde gestiegen, und als ungeachtet des Manifestes der Ungarn Lamberg die Stadt ganz in der Gewalt des Aufstandes; der Kommandant der frühere Lieutenant Messenhauser gewählt, und dies war am 28. September in Best seinen Einzug halten wollte, wurde er von Wien , General Auerswald, hatte sich mit den Truppen aus der die denkbar unglücklichste Wahl; denn Messenhauser war zwar ehrlich.. von einem Volkshaufen auf der Brücke ermordet. Stadt hinausgezogen. Von den Ministern war nur einer, Straus, in aber ein Schöngeist und kein Feldherr. Die Leitung der BefestigungsWien geblieben, die anderen waren geflohen. Auch der Hof war ge- werte legte man in die Hände des polnischen Obersten Bem, da flüchtet, und zwar nach dem czechischen Olmüß. man den Oberbefehl diesem Fremden, trop seines großen Feldherrntalentes, nicht anvertrauen wollte. Jedenfalls wurde von der Oberleitung das einzige versäumt, was gleich anfangs hätte ge" Ich habe alle Wünsche meines Boltes zu erfüllen gesucht. schehen müssen: die Vereinigung der bon verschiedenen Was ein Herrscher an Gite und Vertrauen seinen Völkern erweisen Seiten heranrückenden Armeen von Windischgräß und Jellachich. fann, habe ich mit Freuden erschöpft. Obwohl mich die Gewalt- mit den bor Wien stehenden Truppen des Generals thaten des 15. Mai aus der Burg meiner Väter vertrieben, bin Auersperg zu verhindern. Es waren zu viele Köpfe, die regieren ich nicht müde geworden, zu geben und zu gewähren. Ich bin wollten, und die Oberleitung schwankte ziellos hin und her. in die Hauptstadt zurückgekehrt, ohne eine andere Garantie zu ver- So gelang es denn Windischgräß, die Stadt zu unzingeln, und langen, als das Rechtsgefühl und die Dankbarkeit meiner Völker. bereits am 23. Oktober konnte dieser die folgende freche Proklamation Allein eine geringe Anzahl Jrregeführter bedrohen die Hoffnung an die Wiener erlassen: jedes Baterlandsfreundes mit Vernichtung. Die Anarchie hat ihr Aeußerstes vollbracht. Wien ist mit Mord und Brand erfüllt. Mein Kriegsminister, den schon sein Greiſenalter hätte schüßen sollen, hat unter den Händen meuchelmörderischer Rotten geendet. Ich ver- l
In Wien hatte man nun genügende Veranlassung, die Verfaffung zu suspendiren und mit offener Gewalt gegen die Ungarn vorzugehen. Am 3. Oktober erschien eine Proklamation des Kaisers, durch welche die ungarischen Landesstände für aufgelöst erklärt wurden. Was aber mehr als alles war, der Banus Jellachich, derselbe, der früher als Hochverräther verfolgt worden war, wurde zum unumschränkten Bevollmächtigten des Kaisers und zu dessen Stellvertreter für alle ungarischen Angelegenheiten ernannt.
Rum rüsteten sich auch die Ungarn zum Kampf. Die ungarische Nationalversammlung beschloß: Da gegenwärtig fein eigentliches Ministerium besteht, das Land aber nicht ohne Regierung sein kann, so wird die vollziehende Gewalt einstweilen einem Landesvertheidigungs- Ausschuß übertragen. Dieser Ausschuß, an dessen Epiße Kossuth stand, hatte fortan die oberste Gewalt in Händen.
Aber nicht nur in Ungarn , sondern auch in Wien riefen die gegen die Ungarn gerichteten Maßregeln eine starke Gährung her
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Bereits andern Tages erging das folgende kaiserliche Manifest an die Bevölkerung: