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r. 254. 15. Jahrgang. 1. Beilage des Vorwärts " Berliner Volksblatt. Sonnabend, 29. Oktober 1898.

Zu den Fragen der Taktik. In Nr. 243 des Vorwärts " hatte unser Redaktionskollege Gradnauer einen Artikel gegen einige Ausführungen in der Leipz. Volksztg." veröffentlicht. Gegen diesen Artikel wandte sich Genossin Rosa Luxemburg in der Sächs. Arb.- 3tg." Gradnauer hielt es nicht für angebracht, im Vorwärts" die Polemit aufzunehmen, da der Artikel von rl. fein allgemeines Interesse für die Parteigenossen besaß. Er sandte seine Antwort an die Sächs. Arb.- 8tg.", woselbst sie auch veröffentlicht wurde. Genossin Luxemburg erwiderte darauf, und zwar griff sie Gradnauer in höchst persönlicher Weise an, suchte schließlich Mißtrauen gegen dessen politische Gesinnung bei seinen Dresdener Wählern zu erwecken. Die nachstehend abgedruckte Replik Gradnauer's mun erhielt dieser zurückgesandt mit der Er­öffnung, daß die Sächs. Arb.- 8tg." die Polemit nicht weiterführen wolle. Unbeschadet dessen, daß Gradnauer das Urtheil der Dresdener Parteigenossen über dieses Verfahren der Genossin Luxemburg anrufen wird, geben wir seine Ausführungen hier wieder.

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Besonders merkwürdig erscheint uns, daß gerade ein Blatt, welches stets die freieste Diskussion in Parteifragen gewünscht hat und dem Vorwärts" vorwarf, daß er den Diskussionen ausweiche, jetzt dazu schreitet, einem in persönlich beleidigender Weise an­gegriffenen Parteigenossen das Wort vor seinen eigenen Wählern zu versperre II.

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Gradnauer schreibt:

Kommunales.

mancherlei Talenten der Genoffin rl., aber die folgenden Worte, die einer unserer altbewährtesten und hervorragendsten Parteiführer Genosse Viktor Adler lezthin in seinem Artikel che sie anderen Rath ertheilt, selbst in Erinnerung halten und be- der aus Dänemark über die deutsche Grenze eingeführten Rinder über den Stuttgarter Parteitag über sie schrieb, sollte sie, Aus der Magistratssigung am Freitag. Zur Untersuchung herzigen:

Genossin Luxemburg ist jene gute alte Bekannte, die von der soll nach Absicht des landwirthschaftlichen Ministeriums dorthin ein Wiederherstellung Bolens absolut nichts wissen will, und so hiesiger Thierarzt entfendet werden und zwar auf die Zeitdauer von raftlos dagegen agitirt, als wäre das die schlimmste zwei Monaten. Für diesen Posten ist nun der Thierarzt Sorge und die dringendste Gefahr, vor der das polnische Prole- ofmeister vom städtischen Bichhofe ausersehen worden. Das tariat steht. Im übrigen machen fie und der sehr kenntnißreiche Magistratskollegium hat beschlossen, den Herrn Hofmeister auf Genoffe Parvus fich dadurch unangenehm, daß sie Wahrheiten, zwei Monate zu beurlauben. die uns Sozialdemokraten keineswegs neu find, nit einem auf- Etat eine persönliche nicht pensionsfähige Bulage von 1000 M. eins Für den Branddirektor Giersberg soll in den nächstjährigen dringlichen Fanatismus predigen, als wollten sie den unerhörten gestellt werden. Der Magistrat wird hierzu die Genehmigung der Satz, daß zweimal zwei vier ist, zum dogmatischen Privilegium einer Sefte erheben. So schmal, wie diese Genossen sich den Pfad Stadtverordneten- Versammlung nachsuchen. vorstellen, auf dem die Sozialdemokratie zu wandeln hat, Nachdem der Minister der öffentlichen Arbeiten die Genehmigung ist er zum Glück nicht, und so grausam nahe liegt die zur Erweiterung des Berlin - Spandauer Schifffahrts Gefahr nicht, wie sie glauben, bei jedem Schritt einen Fehltritt ertheilt, hat die fgl. Ministerial- Baukommission jetzt die Genehmigung Sanals zwischen dem Humboldihafen und der Sandkrug- Brücke gegen das Prinzip zu begehen. Aber auch sie werden das noch der städtischen Behörden zur Vornahme der erforderlichen Arbeiten lernen, und aus dem unbändig gährenden Most werden hoffentlich nach Maßgabe der neuen Uferlinie am Alexander- Ufer nachgesucht. mit der Zeit ein paar Tropfen guten Weines zu gewinnen sein." Möge es nicht allzu lange währen, bis die paar Tropfen die Verkehrs- Deputation mit der Bitte gewandt, für die Der Vorstand des Grundbefizer- Vereins Nord- West hat sich an guten Weines" der Partei beschieden werden! Seftellung einer Straßenbahn- Verbindung des Stadttheils Nord­sest vom Bahnhof Beusselstraße mit dem Bahnhof Buttligstraße­Lehrter Stadtbahnhof- Botsdamer Bahnhof- Anhalter Bahnhof und Görliger Bahnhof einzutreten.

Partei- Nachrichten.

gr.

Die Erwiderung der Genossin rl. in Nr. 249 der Sächsischen Waisenpflege und Zwangserziehung. Am 1. Oktober d. J Arbeiter Beitung" auf meine Ausführungen in Nr. 248 geht allen Notiz: Abtrünnig. In der Dortmunder Zeitung" lesen wir folgende befanden sich in der Waisenpflege 5234 Kinder( 2772 Kuaben und 2462 Mädchen). Davon befanden sich: 1. in der Waisenanstalt zu fachlichen Erörterungen sorgfältig aus dem Wege. Der ganze Jm 58. Wahlbezirk( Wahllokal von Sievers in der Münster - Rummelsburg 363( 302 Knaben, 61 Mädchen); 2. im Waisendepot 94 Streitfall rührte von der Frage her, ob die Behauptung richtig straße) erschien zur heutigen Wahlmännerwahl auch der Herr( 47 Knaben, 47 Mädchen); 3. im Erziehungshause für verwahrlofte fei, daß die Strömung der sogenannten praktischen Politit" Dr. Franz 2ütgenau. Er wurde als Beisiger in den Knaben zu Lichtenberg 82 Knaben; 4. im Erziehungshause für ver­dem Eindringen fleinbürgerlicher Elemente entspringe. Wahlvor stand berufen und machte von seinem Wahlrecht einen wahrloste Mädchen in Kleinbeeren 21 Mädchen; 5. in der aus­Men hätte annehmen sollen, daß rl. den Versuch machen würde, sehr vernünftigen Gebrauch, das heißt er wählte die libe- wärtigen Kostpflege 2852( 1465 Snaben, 1387 Mädchen); 6. in der diese von mir für falsch gehaltene Behauptung als richtig zu er- ralen Wahlmänner. weifen und so die Streitfrage durch sachliche Erörterungen zu Dr. Lütgenau habe damit, durch die Erfahrungen in der sozial- häusern 146( 49 Knaben, 97 Mädchen). Spötter wollten behaupten, Herr hiesigen Kostpflege 1676( 827 Knaben, 849 Mädchen); 7. in Kranken­fördern. Genoffin rl. geht jedoch über diesen Hauptpunkt der demokratischen Partei gewißigt, seinen Anschluß an die national­Debatte mit der wohlfeilen Bemerkung hinweg: Einige Punkte, liberale Partei vollzogen." Aufgenommen wurden in Waisenpflege vom 1. Juli bis die dem Genossen gr. 30. September d. J. 633 Kinder und zwar 582 Haus- und immer noch unklar bleiben, wie die Frage von dem Zusammenhang der praktischen Richtung" muß man wissen, daß es sich in Dortmund um nationalliberale den Angehörigen 247; zu fremden Gemeinden 30; in unentgeltliche Um diese Handlung Zütgenau's gebührend würdigen zu können, 51 Kofilinder; dagegen schieden aus 446 Kinder. Davon kamen zu mit den fleinbürgerlichen Einflüssen,... verdienen, für sich behandelt Vertreter der Unternehmer- Interessen handelt, die zu den eifrigsten Pflege 20; in Lehre und Dienst 14; in Zwangserziehung 2; ge­zu werden." Wollte ich in der selbstbewußten Sprache von rl. reden, Berehrern der lex Rede und der Zuchthausvorlage gehören. Wir storben find 133 Kinder. Demnach hat sich die Kinderzahl in dem so würde ich sagen: Ich lasse sie gern in der Ruhe, deren sie bedarf, wissen natürlich nicht, ob es richtig ist, daß Herr Lütgenau seinen An- Vierteljahr Juli- September um 187 vermehrt. um über die Grundfrage der Diskussion, die sie vom Baune ge- schluß an die nationalliberale Partei bereits vollzogen hat, daß aber In Zwangserziehung befanden sich am 1. Oktober d. I. brochen, gehörig nachzudenken.

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die Sozialdemokratie nichts mehr mit ihm zu thun hat, das fon- 482 tinder( 402 Knaben, 80 Mädchen). Dieselben waren wie folgt Auch sonst vermeidet es rl. peinlich, auf meine Einwürfe gegen statiren wir hiermit ausdrücklich. Bei dieser Gelegenheit sei zur vertheilt: 1. im städtischen Erziehungshause zu Lichtenberg 132 Knaben; ihren Versuch, die Partei so hinzustellen, als sei fie in zwei Richtigstellung in Umlauf befindlicher irriger Gerüchte festgestellt. 2. in der Lehre 108 Knaben; 3. in auswärtiger Kostpflege 90 Kinder feindliche Heereslager gespalten, einzugehen. Will sie vielleicht zu- daß Herrn Dr. Lütgenau feine Stellung als Redakteur der Rhein.( 68 Knaben, 22 Mädchen); 4. entlaufen waren 53( 46 Knaben, gestehen, daß ihre superfeinen Definitionen von revolutionär" und Westf. Arb.- 3tg." bereits Mitte August also lange vor der be- 7 Mädchen; 5. im Dienst 23 Mädchen; 6. im katholischen Waisen­opportunistisch" für für die wirklichen Zustände unserer Partei rüchtigten Bertheidigung der Prügelstrafe für Anarchisten ge- hause 16 Knaben; 7. im Erziehungshause in Zehlen orf 1 Knabe, werthlos find? Statt dessen befaßt sie sich mit angeblichen Un- fündigt worden ist. Formell scheidet Herr Dr. Lütgenau am 1. Ja- 8 Mädchen; 8. im Neanderhause zu Klein Kammin 8 Knaben; flarheiten und Widersprüchen in meinen Darlegungen. Ohne mar 1899 aus der Redaktion aus; thatsächlich dürfte seine Thätig- 9 im Gefängniß 6 Knaben, 1 Mädchen; 10. im Erziehungshause zu irgendwie die thatsächlichen Erscheinungen des Parteilebens zu prüfen, teit für das Blatt durch die letzten Vorgänge bereits ihren Abschlußleinbeeren 6 Mädchen; 11. im Rettungshause zu Heilbrum fünf und ohne sich zu bemühen, das, was ich gesagt habe, auch nur gefunden haben. Knaben; 12. im evangelischen Johannisstift zu Plößensee 5 Knaben; gehörig zu lesen, leistet sie sich eine abstrakte Spiegelfechterei, durch welche die ganze Diskussion zu völliger Unfruchtbarkeit ver- Tage die elfah- lothringische Ausgabe der Mannheimer Volksstimme depot 1 Knabe, 4 Mädchen; 15. im St. Josephs- Waisenhaus zu Aus den Reichslanden. Vom 1. November an, mit welchem 13. im Krankenhause 4 Knaben und 1 Mädchen; 14. im Waisenhaus­urtheilt wird. Genoffin rl. befindet sich noch immer in der falschen Meinung, ihr Erscheinen einstellt, wird in Straßburg - hiltigheim Potsdam 2 Knaben, 1 Mädchen; 16. im Bethabarastift zu Weißensee als hätte ich in meinen ersten Artikel( Vorwärts" Nr. 243) eine unter dem Titel Freie Preise für Elsaß- Lothringen " 8 Mädchen; 17. im St. Afraftift 2 Mädchen; 18. im Rettungshause materialistische Erklärung für die in der deutschen Sozialdemokratie ein eigenes sozialdemokratisches Partei- Organ für das Reichsland Silvah zu Bankow 2 Mädchen. herrschenden Meinungsverschiedenheiten geben wollen. Sie befindet herausgegeben werden. Das neue Blatt erscheint im Verlag der bis 30. September d. J. 16 Kinder; dagegen schieden aus 24 Kinder Neu aufgenommen in die Zwangserziehung wurden vom 1. Juli fich in dem weiteren Irrthum, daß ich diese Meinungsverschiedenheiten Bartlichen Druckerei sechsmal wöchentlich und fostet monatlich 60 f. bis 30. September d. J. 16 Kinder; dagegen schieden aus 24 Kinder fich in dem weiteren Irrthum, daß ich diese Meinungsverschiedenheiten Da seit der Geltung des mit dem 1. September 1. Js. in fraft geber in Zwangserziehung befindlichen Kinder hat sich also im ge­Pf.( 20 durch definitive und 4 durch widerrufliche Entlassung). Die Zahl gleich ihr durch den einfachen Gegensatz von revolutionär und oppor- tretenen neuen reichsländischen Preßgesezes die Verbreitung von tunistisch" für hinlänglich Klargestellt hielt. Wenn rl. von derartigen vorgefaßten Unterstellungen ausgeht, ist es allerdings nicht wunderbar, Haus zu Haus ohne Bedenken stattfinden kann, so sollen die ersten nannten Vierteljahr un 8 vermindert. daß ihr meine Ausführungen unflar und widerspruchsvoll erscheinen. Auflage hergestellt werden. Die Redaktion unseres reichsländischen Nummern des neuen Blattes zu Propagandazwecken in größerer Das liegt dann aber nicht an mir, sondern an ihr allein.

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Tohales.

Den Genossen und Genoffinnen des sechsten Wahlkreises die Mittheilung, daß am Sonntag Nachmittag 1/26 Uhr im Kösliner Hof, Köslinerstr. 8, eine öffentliche Versammlung für Männer und Frauen stattfindet, in welcher Genosse A d. Hoffmann über Proletarierelend und die zukünftigen Zuchthäusler" sprechen wird. Nach der Versammlung gemüthliches Beisammensein. Zu recht zahl­reichem Besuch ladet ein

Ich habe nicht eine Erklärung der verschiedenen Parteiströmungen Partei- Organs, für welche auch fernerhin Genosse Jean Martin zu geben vermeint wie es rl. durch die Behauptung der klein- Straßburg bestimmt ist, wendet sich bei dieser Gelegenheit mit bürgerlichen Einflüsse thun will, ohne es bisher vollbracht zu haben. Ich folgendem Aufruf an die Parteigenossen Elsaß - Lothringens : habe lediglich gesagt, praktische Politit" sei so wenig, Kleinbürgerpolitit", Es bedarf nicht der Worte, um Euch die hohe Bedeutung der daß vielmehr, unter bestimmten Verhältnissen, gerade der Kern des Presse im proletarischen Emanzipationskampfe der Gegenwart klar großzindustriellen Proletariats zur praktischen Politik"- die übrigens zulegen. Die Presse nimmt unter den Mitteln des geistigen Kampfes feineswegs im Gegensatz zur revolutionären Politit zu stehen einen so hervorragenden Platz ein, daß keine Partei, teine foziale, braucht neige. Ich habe ausdrücklich gesagt, daß die wirthschaft- politische oder auch künstlerische Interessengruppe ihrer entrathen lichen und politischen Verhältnisse in Deutschland viel zu ver- kann; die Arbeiterklasse hat die Unentbehrlichkeit dieses Kampf­schiedenartig zusammengefeßt seien, als daß sich eine einfache Formel mittels, dessen Wirksamkeit eine immer größere und intensivere wird, Zur Lokalliste. Auf Wunsch des Inhabers der Tonhalle, für die unterschiedlichen Strömungen der Arbeiterpartei finden laffe. längst erkannt und sich dasselbe dienstbar zu machen gesucht Friedrichstr. 112, wird mitgetheilt, daß derselbe sein Lokal für Ver­Wenn Genoffin rl. diese sehr klaren Dinge nicht verstehen will, so auch in Elsaß- Lothringen . Die wiederholt durch die reichs- fammlungen nicht mehr hergiebt. Das Lokal ist somit für die Wenn Genoffin rl. diese sehr klaren Dinge nicht verstehen will, so ländische Regierung auf grund ihrer außerordentlichen Gewalten Arbeiterschaft gesperrt. Die Lokalkommission. Ich soll mich auch ferner in Widersprüche verwickelt haben bezüg- gegen die sozialdemokratische Presse geführten Schläge haben Die Mitglieder der Lokalkommiffion für Berlin und Um

bedauere ich.

Der Vertrauensmann.

lich der Frage, wie eigentlich die Dinge in der Partei stehen. Da andererseits gezeigt, wie weit man auf der Seite der Herrschenden soll ich mehrere Meinungen auf einmal haben und soll widersprechendes davon entfernt ist, die Bedeutung der Presse zu unterschätzen. Es gegend werden ersucht, bis spätestens Sonntag, den 30. d. M. ihre ausgeführt haben. Keineswegs. Es ist mir nicht im Traum eingefallen, find Anzeichen dafür vorhanden, daß die Arbeiterklasse zur Zeit Adressen an Unterzeichneten einzusenden.

Ichiveren Tagen entgegengeht, daß sie sich schwer wappnen muß, will fie die Probe bestehen. Arbeiter Elsaß - Lothringens , erinnert Euch deſſen und nehmet die Waffe an, die Euch dargeboten wird! Sie wird Euch keine Schande machen." Wir wünschen unserem neuen Mitkämpfer das beste Gedeihen!

Polizeiliches, Gerichtliches 2c.

Ost. Mahle, Berlin S., Ritterstr, 8, III,

Um was die Polizei sich fümmert. Ein hiesiger Arbeiter hatte sich bei dem Magistrat einer Provinzialstadt um die Stellung eines Stassenboten bei der städtischen Gasanstalt beworben, worauf die städtische Behörde den Bewerber ersuchte, das übliche polizeiliche Führungsatte ft beizubringen. Dem Antragsteller wurde das rauf vom hiesigen Polizeipräsidium in der üblichen Form auf grund amtlicher Ermittelungen" bescheinigt, daß Bestrafungen desselben während seines hiesigen Aufenthaltes nicht bekannt ge­worden sind."

So weit war die Sache für den Arbeiter in Ordnung; das Schema unterschied sich in nichts von dem seit Alters her gebräuchlichen.

Aber halt! Beim Umwenden zeigte sich auf der Rückseite des zweiten Blattes, auf den ersten Blick kaum bemerkbar, daß man auch am Alexanderplaß mit allen Chikanen der Neuzeit" arbeitet. Ein furzer Satz in moderner Schreibniaschinenschrift und der Inhalt des Sazes ebenfalls in jeder Beziehung zeitgemäß. Es stand zu lesen:

Berlin , den...

das Vorhandensein erheblicher Meinungsverschiedenheiten zu leugnen. Aber ich meine, diese Meinungsverschiedenheiten werden nicht durch die so findlich einfache Formel revolutionär und opportunistisch" getroffen. Sehen wir doch z. B. in der Frage des Agrarprogrammis Genossen auf der revolutionären" Seite, die sonst vielfach als Hauptvertreter des Opportunismus" angesehen werden. Ebenso sehen wir in der Frage der Landtagswahl- Betheiligung Genossen auf der Nechten" der Partei, die sonst zur Linken" gezählt wurden u. f. w.- Bei den im Herbst vorigen Jahres in Haan , einer Land­rl. glaubt dann meine Anschauungen damit diskreditiren zu sollen, gemeinde in unmittelbarer Nähe von Elberfeld , vorgenommenen daß sie sagt: Gemeinderathswahlen, für welche von unserer Partei die Genossen Es ist dies jene Politik, die allen geben und niemandem Ernst Schmalt und Ferdinand Ehrmann als Kandidaten fungirten, nehmen, alle befriedigen und niemanden fränken, alle Differenzen tam es mehrfach zu Unregelmäßigkeiten. Schmalt konnte nicht verwischen, alle Widersprüche versöhnen, alle Gegensätze in einem wählen, weil sein Name in der Wählerliste fehlte, trotzdem derfelbe Meer sauer- füßlicher Beschwichtigungslimonade ertränken will." früher darin gestanden hatte, und trotzdem nach§§ 52 und 57 der Diese Auslassungen zeigen mun, daß rl. sich kein Gewissen macht, Gemeinde- Ordnung der in der Wählerliste einmal stehende Name nur über Personen, die sie gar nicht fennt, leichthin abzuurtheilen. aus besonderen Anlässen, die hier nicht vorlagen, wieder beseitigt Daß es mir nicht darauf ankommt, wenn ich es für sachlich werden darf. Ja noch mehr! Alle auf ihn gefallenen Stimmen nöthig hatte, auch jemanden zu kränken", das sollte rl. bereits in wurden für ungiltig erklärt. Dasselbe geschah mit den auf den Stuttgart fennen gelernt haben. Auch ist es nie meine Sache ge- zweiten Kandidaten Ferdinand Ehrmann abgegebenen Stimmen, die wesen, alle Widersprüche versöhnen, alle Differenzen verwischen" hei der Wahl die Mehrheit bildeten. Diese Kassirung wurde damit zu wollen. Ich habe meine Meinung über die verschiedenen Partei- begründet, daß man, da in der Wählerliste zwei Personen dieses fragen und Parteiſtrömungen stets flar herausgesagt. Andererseits Namens aufgeführt seien, nicht feststellen könne, wer die Gewählten werde ich mich allerdings auch aufs schärfste widersetzen, wenn wären. Dem Bürgermeister Czettwiß, war aber die Person des irgend wer, sei es aus Rechthaberei, sei es aus persönlicher Kandidaten bekannt; auch hatte er bei einem ähnlichen Fall, Ueberhebung, vorhandene Widersprüche fünstlich zu er wo es sich um Gegner handelte, eine der gleichnamigen weitern versuchen würde. Differenzen in der Partei sollen flar- und nicht näher bezeichneten Personen als gewählt be gestellt werden und dank dem, der daran mitwirkt. Diese Klarstellung zeichnet. Das Vorgehen des Bürgermeisters gab ben muß aber fachlich und ernsthaft betrieben werden und das Interesse Parteigenossen zu einer Protesthundgebung in einer zu diesem Zweck der Geschlossenheit der Partei gegenüber dem Feind muß im Auge einberufenen Versammlung Veranlaffung, wobei von dem Referenten behalten werden. Am allerwenigsten werden Differenzen in der Ibanez aus Elberfeld die bei der Wahl vorgekommenen Un- Im Interesse der öffentlichen Sicherheit kam nie lebhaft genug Partei dadurch geklärt und überwunden, daß man unentwegt und regelmäßigkeiten gekennzeichnet und von ihm und Gen. Böhmer bedauert werden, daß die Polizei fiber die in sehr ansehnlicher Zahl todesmuthig mit Schlagworten wie" hie revolutionär hie aus Haan das Verhalten des Bürgermeisters einer Kritik unterzogen unentdeckt herumlaufenden Staub mörder nicht ebenso prompt opportunistisch" um sich wirft, eine Methode, die ans Demagogische wurde. Der Kreisaunsschuß erklärte die Wahl auch für ungiftig. unterrichtet ist, wie über ehrliche Leute, die sich einen ehrlichen Er­streift und der Partei nur schädlich sein kann. Nichtsdestoweniger stellte die Staatsanwaltschaft im öffentlichen Interesse werb suchen und die dann, wie ja mit tödtlicher Sicherheit zu er gegen Ibanez und Böhmer Strafantrag wegen Beleidigung des warten ist, nach Ausstellung eines derartigen Attestes von amtswegen Bürgermeisters. Das Elberfelder Landgericht, das sich am 14. Mai in ihren Hoffnungen getäuscht werden. dieses Jahres mit der Sache zu befaffen hatte, sprach jedoch die Ganz besonders interessant ist in diesem Falle die Thatsache, Genossen unter Zubilligung des Schutzes des§ 193 frei, während daß die Polizei an den ehrlichen Lenten sogar ausspüren läßt, ob sie der Staatsanwalt gegen den zweiten Angeklagten 100 m. Geldstrafe Abonnenten des Vorwärts" find! beantragt hatte. Bom Reichsgericht, an das sich die Staatsanwalt- Wohlfahrtseinrichtungen für Frauen und Mädchen. schaft gewandt hatte, ist dies Ürtheil bestätigt worden, da betreffs hebt ein bekanntes Bibelwort: Laß die Rechte nicht wissen, was Böhmer's weder aus der Form noch aus den Umständen der Aeuße- die Linte thut." Das Wort soll besonders bei mildthätigen Hand­rungen die Absicht der Beleidigung hervorgehe, während bei Ibanez lungen zur Geltung kommen. Es ist nun ganz interessant, wenn man die Stiftungen und andere Wohlfahrtseinrichtungen, die bedrängten Frauen zu gute kommen sollen, auf dieses Wort hin wiegt. Da ist erstens die Heimath für junge Mädchen und Frauen gebildeter Stände

Endlich ist rl. so freundlich, mir einen Wunsch mitzugeben, fie schließt ihre Epistel also: Wir möchten ihm nur einen dringenden Wunsch beim Ab­schied ans Herz legen, den Wunsch nämlich, daß in dem be­schwichtigenden Redakteur des Vorwärts" nicht ganz und gar der politische Vertreter der revolutionären Dresdener Arbeiterschaft untergeht."

Dieser Scherz gewinnt mir nicht einmal ein Lächeln ab. Ich nehme zwar von erfahreneren Genossen gern Rathschläge und Wünsche entgegen, aber meine Bez hungen zu den Parteigenossen Dresdens der§ 198 zutreffend angewandt sei. sind zu alt und zu nahe, als daß ich der Genossin rl. das Recht der flugen Nathschläge einräumen könnte. Allerlei Respekt vor den

X. X. ist im Jahre 1894 einem hiesigen sozialdemokrati schen Verein beigetreten, hat sich zwar nach der Ende 1895 erfolgten Schließung dieses Vereins in politischer Hinsicht nicht wieder bemerkbar gemacht, ist aber noch Abonnent des Vorwärts" und soll nach wie vor Anhänger der Sozialdemokratie sein. Politische Polizei ( Name unleserlich).

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