Eine»unmögliche Diskussion". Genosse Josef S t i v i n schreibt unter diesem Titel imPravo Lidu": Genosse Nießner amworret imSozial­demokrat" auf meinen Artikel am Dienstag über di« Rede des Genossen Dr. Czech. Ich habe zu seiner Antwort nur folgende Bemerkungen: Ge­nosse Dr. Czech sprach von der letzten Regierung, « welcher auch tschechische Genossen Minister waren, als von,einermoralisch in ärgster Weise besudelten" Regierung, behauptete, daß die tschechische Sozialdemokratie durch ihre Koalitionspolitik den Kapitalisten zu derselben Stellung verhalfen habe, die sie in Oesterreich  (!) hatten und daß sie die Arbeiterschaft dazu ver­urteilt«, der Bourgeoisie die Kastanien aus dem Feuers!) zu holen, daß wir aus der Regierung erst gingen, als wir mußten(!) und Genosse Nießner meint, daß uns Genosse Dr. Czech keines­wegs rücksichtslos angefaßt habe! Der deutschen Partei ist bekannt, daß wir gleich nach den Wah­len dem Ministerpräsidenten Svchla empfoh­len haben, eine Regierung der tschechischen und deutschen Klerikalen und Agrarier zu bilden, Ge- s-tffe Dr. Czech behauptet demgegenüber, daß wir oissen Gedanken damalsals einen Anachronis­mus abgelehnt" haben und Genosse Nießner stellt die Rede des Genossen Dr. Czech als einen Spiegel der Wahrheit hin! Den führenden Genossen der beiden Parteien ist doS Ergebnis des Versuches bekannt, der vor nicht langer Zeit zur Erzielung einer gemeinsamen Aussprache und allfälligen Vereinbarung in. den hauptsächlichen Dingen der inneren Politik unternommen wurde. Dos Schicksal dieses Versuches war es eigentlich, das mich zu meinem Artikel vom Dienstag ver­anlaßte. Genosse Nießner schreibt ruhig, daß un­sere Partei in der veränderten politischen Situ­ation keinen Schritt zur Herbeiführung eines Einverständnisses unternommen ha'be! Hier hört schon die Diskussion auf, denn es fällt einem die Feder aus der Hand." Wenn ich dem Genossen Stivin einen ireundschaftlich gemeinten Rat geben darf, so ist der, mit weniger heißem Bemühen Material zusammeuzutragen, das geeignet erscheint, die Entfremdung der beiden Parteien weiter be­stehen zu lassen. Ich möchte ihm auch gerne raten, mit weniger Eifer den Ausführungen des Genossen Dr, Czech einen schärferen Sinn zu unterlegen, als in ihnen gelegen ist und als es auch die^Wsicht des Genossen Dr. Czech war. Daß mein'em Ratschlag Berechtigung zukommt, müßte auch Genosse Stjvin erk^nn(n, wenn er mit weniger von Voreingenommenheit getrüb­ten Augen das, was Genosse Dr. Czech wirklich sagte, mit der Art und Weise vergleichen würde, wie er(Stivin) zitiert. Unter anderem ist es schon eine starke Zumutung, wir dürften über die allnationale Koalitionsregierung nicht un­geschminkt unsere Meinung sagen, weil in ihr auch einige tschechische Sozialdemokraten waren, die doch schließlich aus ihr austraten, weil sie es wegen des Geistes und Charakters dieser Regierung nicht in ihr aushielten und über die sie jetzt oft genug zumindest ebenso scharfe Urteile fällen, wie Genosse Dr. Czech über sie urteilt. Da Genosse Stivin die vertrauliche Aussprache erwähnt, die nicht vor kurzer, son- dem schon vor längerer Zeit, als die politische Entwicklung..noch keineswegs so klar war, wie sie heute erscheint, zwischen Vertretem der bei- den Parteien abgehalten wurde, so darf wühl auch ich darüber reden. Die Art, wie Genosse Stivin von demSchicksal dieses Versuches" einer Verständigung spricht, muß den Eindruck erwecken, als wäre das Verhalten der deutschen Genossen bei jener Aussprache ein solches ge­wesen, daß die tschechischen Genossen eingesehen hätten, es wäre Malz und Hopfen verloren und jede weitere Mühe, mit der deutschen Sozial­demokratie eine Verständigung zu erzielen, ver- Schliche Mühe. Genosse Stivin stellt damit den Charakter und Verlauf dieser Beratung in ein durchaus schiefes Licht. Er weiß doch, daß, so weit es zu einer wirklichen Aussprache kam, sie durchaus freundschaftlich verlief, und daß die deutschen Genossen auch nicht ein Wort sprachen, das geeignet gewesen wäre, die tsche­chischen Genossen von einer Fortsetzung dieser Aussprache, wiesievonunsererSeite ausdrücklich gewünscht wurde,abzu­schrecken. Daß die Besprechung zu einem un­mittelbaren Ergebnis führe, das haben die tschechischen Genossen, die zwei Tage vorher gemeinsames Vorgehen mit den tschechischen Rationalsozialisten beschlossen hatten, doch selbst nicht erwartet, und wohl auch gar nicht gewünscht, da sie durch die oben abgeschlossene : erwähnte Bindung die Hände nicht frei hatten. Bon einzelnen tschechischen Genossen haben die deutschen Teilnehmer an jener Beratung später gehört, die Aussprache sei nicht nach ihrem Äunsch verlaufen, da die deutschen Genossen große Zurückhaltung geübt hätten. Wäre Gen. Stivin weniger unfreundlich gesinnt, so hätte er gerade aus dieser Zurückhaltung erkennen
müssen, daß die Vertrauensmänner der deut­schen Partei, da schon kein positives Ergebnis herbeizuführen war, wenigstens in der Stim­mung nichts verderben wollten, um wenn die Dinge klarer liegen würden eine Fort­setzung der Aussprache nicht zu verhindern. Gen. Stivin weiß, daß der Referent in jener Be­ratung seine Ausführungen dahin zusammen­faßte, daß die tschechische Partei unter geeig­neten Verhältnissen wieder bereit sei, in eine Regierungskoalition einzutreten, wodurch von vornherein der Diskussion über die Möglich-, keiten einer gemeinsamen Aktion eine Schranke gefetzt war. Es ist ein vergebliches Beginnen, wenn sich Genosse Stivin bemüht, uns als die Schuldigen dafür.erscheinen zu lassen, daß es trotz der internationalen Einheitsfront der
Bourgeoisie noch nicht zu einer Einigung unb gemeinsamen Abwehrfront der beiden soziali­ stischen   Parteien gekommen ist. Ich kann nur wiederholen: wenn die tschechische Sozialdemo­kratie endlich jenen Endschluß fassen wird, den sie angesichts der drohenden Reaktion und der aujtz schwerste gefährdeten Interessen des Ge­samtproletariats längst hätte fassen müssen, so wird sie uns bereit finden. Es ist durchaus überflüssig und niemand von uns hat dem Gen. Stivin. Veranlassung dazu gegeben, daß ihm die Feder aus der Hand falle",. Dagegen wäre dringend zu wünschen, daß er zur Herbeiführung der Einigung her beiden sozialdemokratischen Parteien künftig von ihr einen besseren Ge­brauch macht. Wilhelm Nießner.
KommuMifche Palastrevolution in Siidböhmen Der Aurlchlutz des Abgeordneten hirW. Die Winterderger «Kommunisten verlangen auch den Ausichlutz der Parteiletretare Lierer und Michalet.
Wir haben in der vorigen Woche berichtet, daß Freitag, den. Juli der Lokalausschuß der kommunistrschen Partei in Krumau   den Abgeord­neten Hirsch! ausgeschlossen hat.(Dieser Aus- schürß erfolgte mit allen gegen Met Stimmen.) Bon diesem Ausschluß verständigte das Kru- mauer kommunistische Parieisekretariat das Kreissekretariat in Budweis   am Samstag, den 17. Juli, un ­schön am Montag, den 19. Juli, bestätigte «ine Sitzung der Kreisvertretung in Büd  - weis einstimmig in Gegenwart Hirschls dessen Ausschluß. Das muß man Wohl insbesondere Mit Rücksicht auf die Verbindungsmöglichkeiten in Südböhmen  als äußerst fix hetrachten und dar läßt auch darauf schließen, daß das gegen Hivschl vorlie­gende Material so schwerwiegend ist, daß die Kreisvertretung nichts anderes beschließen konnte. Die kommunistische Presse sowohl in Süd­ böhmen   als auch derVorwart s" und das Rude Pravo" haben sich über diesen Fall bisher vollkommen ausgeschwiegen. Nur vor ein paar Tagen erschienen in den Blättern äugen, scheinlich lanciert kurze Meldungen, daß das Politbüro, also der kommunistische Parteivor­stand, den Ausschluß Hirschls nicht bestätigt habe. Die ganze Art und Weise, in der sich der Ausschluß Hirschls und seine Behandlung oder besser gesagt, seine Nichtbshandlung in der kom­ munistischen   Presse abspielt, geben schon einen Begriff von den chaotischen Zuständen, die in der kommunistischen   Partei, insbesonders in Süd­ böhmen  , herrschen. Es ist doch charakteristisch, daß der LokÄauSschuß von Krumau   den Aus­schluß Hirschls, des so viel gerühmten Abgeord- ncten, beschließen konnte, ohne die Mitgliederver- sammlung zu befragen, daß die Kreisvertretung den Ausschluß bestätigen konnte, ohne sich wieder mit den Bezirks- und Lokalorganisationen zu ver­ständigen und daß schließlich das Politbüro den Ausschluß angeblich nicht bestätigt ohne aber die kommunistische oder sonstige Oeffentlichkeit von den Gründen des Ausschlusses oder ober von den Gründen der Nichtibestätigung dieses Aus­schlusses zu verständigen. Noch grotesker wird die Angelegenheit da­durch, daß nach einer Mitteilung, dte wir er­halten, der kommunistische Parteivorstand in einem Schreiben an die Winterberger Kommu­nisten«rLärte, daß er von der ganzen Sache nichts wisse. Ein netter Parteivor­stand, der von dem Ausschluß eines Abgeordne­ten nichts wissen will, nachdem schon die ge­samte Presse darüber berichtet hat. Mer die kommunistische Parteimitgliedschaft scheint nun endlich diesen Zustand gründlich satt zu bekommen, wie gerade das Beispiel der Win- terbevger Kommunisten zeigt. I« Winterberg   und in einigen anderen kommunistischen   Lokalorganisationen Süd- böhmens, wo Hirsch! sein« Anhänger hat, sind nämlich regelrecht« Revolutionen aus­gebrochen. Die Winterberger   Lokalorganisation berief für Montag, den 26. Juli, eine Mitgliederversamm­lung ein, zu der sie den Parteivorstand und die Kreisvertrstuntz eingeladen hatte; insbesondere war das Erscheinen des KreiSsekretärs Vierer gefordert worden, der bekanntlich der Antrieb zum Ausschluß Hirschls war. Aber weder der Partervorstand noch Herr Bie- rer erschienen in. der Sitzung. Es kam' nur ein kommunistischer Gewcrkschaftssekre- tär namens Diener. Nach stürmischer Verhandlung wurde br. schloffen, dem Parteisekretär Vierer das schärsste Mißtrauen ausznsprechen. Einer der Winterberger   Vertrauensmänner wies auf das schmähliche Verhalten Vie­rers in Brüx   hin, erklärte ihn als Solda­tenschinder, sprach von der Leichtfer­tigkeit des Pötschmühler Streiks, kurzum, zählt« alle die Sünden dieses Herrn auf, die die Sozialisten so ost seststellen.
Ganz offen wurde der Meinung Ausdruck gegeben, daß Vierer ans der Partei ausge­schlossen werden müsse. Herr B i e n e r als Vertreter der Kreisleitung ge­traut« sich, gar nicht, den Beschluß der Krumauer Lokalorganisation und der Kreisvertretung, in welch letzterer er mitwirkte, zu vertreten und versteckte sich hinter dem Parteivorstand, indem er erklärte, daß der Beschluß erst dann verfekt werde, wenn der Parteivorstand seine Zustimmung erkläre. Als er nach den Gründen des Ausschlusses Hirschls gefragt wurde, meinte^ er geheimnisvoll, Der kommunistische Kapitalismus. Bon D. Dali». Die Regierung der S. S. S. R. veröffent­lichte am 7. Juni ein«Erklärung", der gemäß das'Dekret vom 18. April 1918 über die Ver­pflichtung zur Registrierung von Aktien, Obli­gationen, und anderen Wertpapieren aufgeho­ben sei. Man wird sich allgemein erinnern, daß dieses Dekret, das in der Frühzeit der Sowjet­herrschaft herauSgegeben wurde und zumcher- »en Fonds" des internationalen Kommunismus geworden ist, die Grundlage werden sollte für den. Beginn einer lvahrhaften Staatskontrolle über das Finanzkapital und seine schnelle Liqui­dierung vorbereiten sollte. Diese Liquidierung hat wirklich stattgefunden, sämtliche alten Ak­tien Und Obligationen sind wirklich entlvertet unp werden selbst an den europäischen   Börsen um ein Nichts verkauft. Und nun, als die Liquidierung des Finanz­kapitales anscheinend gänzlich abgeschlossen sei, höbt die Kommunistische   Regierung das alt« klassische Dekret aus und erklärt sämtlichen Be­sitzern von Wertpapieren, sie seien von nun ab von der Staatskontrolle befreit. Damit werden weite Möglichkeiten für Bövsewkapital und Spe­kulation eröffnet und die Anhäufung großer Ka­pitalien in einer Hand erleichtert. Dies bildet den Anfang zur Legalisierung einer neuen Fi­nanzbourgeoisie nicht nur einer Klein«, son­dern auch einer Großbourgeoisie gleich wie dank den Dekreten der letzten Jahre bereits in bestimmtem Rahmen und Umfang«ine Indu­strie- und Hantelsbourgeoisie legalisiert worden ist. Wenn es gelingen sollte, den Tschernowetz zu stabilisieren, würde sich hier eine neue Quelle für die Bildung des Großkapitals der neuen Finanzbourgeoisie eröffnen. Gleichzeitig mit der Erwerbung solcher Ver­mögensrechte seitens der Finanzbourgeoisie geht die Erwerbung politischer Rechte einher. Die neueste am 13. Oktober 1925 bestätigt« Verord­nung über die Sowjetwahlen gewährt unter an­anderem das Wahlrecht anPersonen, die Zinsen erhalten aus Einlagen und Obligationen der staatlichen, kommunalen und genossenschaftlichen Anleihen". Bon dem Umfange des Besitzes dieser Personen wird in der Verordnung nicht gespro­chen, und es ist völlig klar, daß dieser Artikel Anwendung findet sowohl auf die kleinen als auch auf die großen, ja selbst auf die ganz großen Wertpapierbesitzer, um so mehr, als auch die Kontrolle über den Umfang ihres Besitzes nicht mehr für notwendig angesehen wird. So hat zum erstenmale-die Großbourgeoisie im das Wahlsystem der Sowjets Aufnahme gefunden. Vielleicht gibt es im Augenblick noch keine Großkapitalien dieser Art. Doch'sie sind, bereits in der Bildung begriffen und müssen sich un­vermeidlich mit dem allgemeinen Wiederaufbau der Wirtschaft bilden. Wichtig vor allem scheint, die prinzipielle Bresche, die in die Praxis wie in die Theorie des kommunistischen   Staatstve- senS gelegt ist. Aus welchem Grunde hat plötzlich die Sowjetregierung dem privaten Finanz­kapital solche Rechte verliehen? Wäre dies eine Laune gewesen oder eine zufälligeAb­weichung", so wäre zu erwarten gewesen, daß hier weder persönliche noch zufällige Motive gewaltet haben, sondern harte wirtschaftliche Notwendig­keit. Das Bedürfnis nach Geld, das der Soivjet-
vordörhap.d darüber nichts sagen zu können. Die Versammlung erklärt« offen, daß die Kommunisten von Winterberg   und ander­wärts im Falle der Bestätigung des Aus­schlusses Hirschls durch die Zentrale ihre Konsequenzen ziehen werden. Andererseits aber gab wieder der Vertreter der Opposi­tion die Erklärung ab, daß Hirschl als Ab- geordneter bereits unmöglich geworden sei und daß in dem Falle, daß der Parteivor­stand di« Zustimmung zum Ausschluß nicht geben würde, die ganze Kreisvertretung, welche für diesen Ausschluß gestimmt hat, verschwinden müsse. All dies zeigt deutlich, daß die Verhältnisse in der konnnunistischen Partei Südböhmens geradezu heillos geworden find, daß in­nerhalb der Partei Fraktionen mrd Fraktiönchen einander auf das leiderychaftlichstc bekämpfen. So wird uns gemeldet, daß auch der Krcissetre- tär der tschechischen Kommunisten Micholek, der jetzt seine fünfmonatige Kcrkerstrafe absitzt, nach Verbüßung seiner Haft ebenfalls hin­ausfliegen soll. Alle diese Meldungen und nicht zuletzt die Tatsache, daß eben die kommu­nistische Presse diese Dinge vollständig totzu­schweigen versucht, lassen erkennen, daß das trübe Parteiwasser der Kommunisten jn Südböhmen  bereits zu einem Sumpf geworden ist. Aber nicht nur in Südböhmen  , sondern überall kracht das Gebälke der Konrmunisten und wenn wir auch die Arbeiter bedauern, die durm die' Me­thoden und Zustände in den kommunistischen  Parteien von ihrer Klassenaufgabe abgelenkt werden, so erkennen wir doch in dein Auffliegen solchen Gestankes eines der Mittel, die zur Um­kehr führen müssen.
regierung so eigen ist, wie den anderen Re­gierungen Europas  , zwingt sie, den Weg der Staatsanleihen zu betreten und bei Privatperso­nen Geld zu suchen. Der Börsenumsatz aller möglichen Werte wird dabei zur absoluten Not­wendigkeit. Um ihn zu ermöglichen, um den Rahmen des Staatskredites zu erweitern, erschien cs notwendig, die Finanzbourgeoisie von der strengen Kontrolle zu befreien, die von dem al­ten Dekret Lenins   vorgesehen lvar. Andererseits schien«S sinnlos, die Leute, die ihre Mittel dem Staate zur Verfügung stellen würden, durch Ent­ziehung des Wahlrechtes zu strafen. Man mußte die Rechte und Privilegien des Finanzkapitals legalisieren. Ucbrigens gewährt dieselbe Verordnung das Wahlrecht zu den Sowjets auch der Kleinbour- geoisie in der Person derEigentümer und Päch­ter von Mühlen, Oelmühlen, Schmieden usw." ter von Mühlen, Oelmühlen, Schmieden usw.", außerdenr den ländlichenKulaki  "(Großbauern). Die Ausbeutung der Lohnarbeit behindert weder in diesem noch in jenem Falle die Teilnahme an den Sowjetwahlen^ sofern sie die Gesetze nicht überschreitet. Doch da gerade gerät diese Verordnung in Widerspruch zur Sowjetverfas­sung, der gemäß des Wahlrechtes verlustig gehen: a) Personen, Äe zur! Lohnarbeit greiser», um hieraus Nutzen zu ziehen; b) Personen, die von nicht auf Arbeit basierenden Einkünften leben wie: Zinsen. Einkünfte von Unternehmungen, von Besitztümern usw. Wir wollen es ruhig den kommunistischen  Staatsgelehrten überlassen, darüber nachzuden­ken, auf welche Weise«ine^bescheidene Verord­nung die Verfassung aufheben kann. Denn wir wissen es, weshalb die Sowjetregierung gezwungen ist, ihre neuesten Reformen zugunsten der Bourgeoisie in aller Stille durchzrtführen. Doch in einigen kommunistischen   Kreisen hat diese politische Nachgiebigkeit gegenüber der Bourgeoisie bereits Unzufriedenheit hervorgerufen und neuerlich wird(von Bogowoj), in der letzten Nummer desBolschewik", gegen solchpoliti­schen Nepp" energisch Protest erhoben.Und es ist zu solcher Schande gediehen, daß z. B. im ganzen Tjumenschen Rayon nur 0.4 v. H. der gesamten Bevölkcrungszahl des Stimmrechtes bar ift"; daß in Kuban im ganzen 1.4 v.H. des Stimmrechtes beraubt waren, daßin dem Kreis Tschernigowsky die großen Tabakpflanzrr das Wahlrecht erhielten und ebenso in einer Reihe anderer Orte". ,Mer sind diese wieder in ihre"Rechte eingesetzten»Meingewerbetreiben­den"? Jeder von rhsten bepflanzt mit Tabak 10 bis 80 Desjaticnen und, ohne persönlich auf seinen Feldern zu arbeiten, beschäftigt 3040 bis zu 80120 langfristige Saisonarbeiter". DerOppositionist" Bagowoj hat richtig den charakterfltischsten Zug hervorgehoben, der augen­blicklich m Rußland   derlei Zugeständnisse an die Bourgeoisie begleitet: sie gehen stets auf K ost e n der Volksmassen. Da, wo z. B. diese Rechte den-Tabakpflanzern gewährt sind,haben sich die Armen geduckt; in denjenigen Bezirken, wo die Tabakbauer wohnen, haben die Armen nicht ge­wagt z» den Wahlen zu kommen". Doch diese richtige Feststellung ist nicht nur auf die enge Sphäre der Sowfetwahlen anwendbar. Tie ge­samte Entwicklung des bolschewistischen Staates bewegt sich in dieser Richtung: derBurg­friede n" mit der ne gen Bourgeoisie bedeutet für ihn Schmälerung der Rechte der Bolksmassen und Verschlechte­rung ihrer Existenzbedingungen.