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halte, um seine Währung zu schüßen. Deshalb nächsten Wahlen daran, warum sie den 11. Mai waren sie Landesverräter. Jetzt ist es zu spät. 1924 feierten. Besser wäre es, wenn sie früher Aus Siegern und Besiegten, ja aus den Alliierten daran erinnert würden. ,, Herr gedenke der untereinander, sind Schuldner und Gläubiger ge- Athener ", ließ sich der Perserkönig Darius jeden worden. Heute muß sich das Land allein helfen, Morgen von einem Sklaven zurufen. Wer wird ung in dieser Erkenntnis schufen die Sozialisten bei Herrn Herriot solchen Dienst verrichten! ihr großes Finanzprogramm, das einzige über­haupt, das den Plänen der Bourgeoisie nach­einander von neun verschiedenen Finanzministern berteidigt als konstruktive geistige Tat ent­gegenzustellen ist. Das Programm, oder wenig­

Inland.

H. J.

ftens dessen Leitgedanke, die Stapitalsabgabe, ist die tschechische Bresse über Gajda.

bekannt.

Daß es einmal so kommen werde, hatten die Radikalsozialisten nicht bedacht. Lange zögerten sie. Endlich, auf ihrem vorjährigen Kongreß in Nizza , sprachen sie sich grundsäßlich für die Kapitals­abgabe aus. Dabei blieb es leider. Diese klein und linksbürgerliche Partei hielt darauf noch immer Finanzminister wie Doumer und Peret, so­lange es nur möglich war. Briand wieder hat, und das kann gesagt werden, ohne seinem Frie­denswerke nur den kleinsten Abbruch zu tun, feit einem halben Jahre die Lage erschwert und fom­pliziert. Mag er von Finanzen auch selbst nichts verstehen, so hätte er doch mit den soeben zitierten Männern nicht arbeiten dürfen. Noch im Feber Dieses Jahres haben ihn die Sozialisten von der Rammertribüne aus aufgefordert, sich für die innere Politik an die Spipe jener Gruppe zu stellen, die seine äußere stüßen. Briand hat ab­gelehnt. Was blieb unseren Genossen also anderes übrig, als auszuwählen. So stimmten sie für Lo­ carno und acht Tage später gegen die Umsatz steuer, während sie sich bei lebensunwichtigen Fragen der Stimme enthielten, um feinen Rabinettsturz zu provozieren. Die Radikalsozia listen sind bei dem Versuche zerrieben worden, zwischen zwei Gegenfäßen zu vermitteln, von denen nur einer richtig sein fann, und zwischen denen es kein Kompromiß geben darf. Selbst Herriots letzte Rede, durch die Caillaux gestürzt wurde, erscheint jezt als verlorene Geste. Heute würde es nicht verwundern, wenn die Lyoner Stadtvertretung, in der unsere Genossen die Mehr­heit haben, sich einen anderen Vorsitzenden wählen Jollte. Herrn Bokanowskis fades Lied vom Ver­frauen des Kapitals fangen die Radikalsozialisten eifrig mit. Herriot hat wohl erst dann gewußt, wie klein dieses Vertrauen zu ihm war, als das Bfund plößlich auf 240 stand und er, int Doppel­finne des Wortes, daran glauben mußte. Die Sozialisten waren zu schwach, ihn zu stüben, und große Teile seiner eigenen Partei verließen den Führer. Heute ist Herriot eingegangen in das Kabinett der ,, nationalen Einheit", den großen Bürgerblock der sozialen Reaktion. Herriot hat sich vereinigt mit den Leuten, die ihn hassen, weil feine Politik friedliebend und aufrichtig war, weil er den Leichnam unseres Jaures ins Pantheon brachte, weil er Kirche und Schule trennen wollte, und weil er zu zweifeln gewagt hatte, an der Heiligkeit des Rapitals.

Unsere Genossen stehen wieder allein, aber sie haben die Vergangenheit nicht zu bereuen. Wenn es heute wieder gäfte, die Verförperung der französischen Reaktion, den Bloc national, zu schlagest, sie würden getrost den gleichen Weg noch einmal gehen. Mag das Pfund heute auch auf 160 fein. Boincare hält sich Bunkt für Bunft an den unheimlichen Expertenplan, mit seiner Politik der indirekten Steuern, der Anleihen und der daraus unvermeidlichen Inflation. Wie lange er felbst Finanzminister bleiben wird, ist ziemlich gleichgültig. Seine Politif ist für die Arbeiterklasse nicht nur jetzt schon unheilvoll, sondern wird sich auch für das Land als falsch erweisen. Hoffentlich geschieht das nicht gerade wieder unter einem Kar­tellminister.

Vielleicht denken. die Radifalsozialisten bei den

Von der Art der Erledigung der Affäre Gajda ist weder die Presse der Rechten noch die der Linken befriedigt, wobei freilich die sozialisti­fchen Blätter eine gewisse Genugiuung darüber empfinden, daß Gajda au der Armee ausscheidet.

Die fonntägigen Narodni Listy" schreiben:

Daß die Sache nicht erledigt ist und daß man es nicht ohne weiteres zulassen kann, wenn gegen verdiente Menschen so schwere Beschuldi­gungen erhoben werden, die sich am Ende als unbegründet, schief und falsch erwiesen, ist selbst­verständlich. Es wäre das ein sonderbarer Dank insbesondere einem Helden unserer auswärtigen militärischen Abwehrfämpfe gegenüber, wie es der General R. Gajda ist.

ber, wie

Das Montagsblatt der ,, Narodni Listy" ver­sangt gar die völlige Rehabilitierung des Gene­rals.

Die Narodni Politika" fordert alle an der Affäre beteiligten Faktoren auf, den Schleier des Geheimnisses zu lüften. Das Blatt schreibt:

Es wäre die Pflicht des Ministers nicht nur unfever Deffentlichkeit, sondern auch hauptsächlich dem Ausland gegenüber mitzuteilen, daß General Gajda den Dienst seiner Politik wegen verlassen mußte. Das müßte geschehen und hätte gleich ge­schehen müssen und es wäre nicht zu den im Aus­land verbreiteten und unseren Staat schädigenden Behauptungen gekommen. Das wäre die beste Erledigung der Affäre im Interesse des Staates gewesen.

Wir wissen weiter aus der amtlichen Mittel lung nicht, warum General Gajda um die Su perarbitrierung angesucht hat. Da ist wieder Gajda selbst verpflichtet, zu sprechen. Hat er die Gründe, warum er im Militärdienst nicht blei­ben kann, anerkannt oder geht er aus einem an­deren Grunde weg, oder geht er aus Widerwillen?

In diesem Augenblick ist die Teilnahme der Kommission der bürgerlichen Parteien an dieser

Lösung der Affäre nicht bekannt. Auch sie müßte

im Augenblicke der Entscheidung der, Oeffentlich­feit sagen, ob es mit ihrer Zustimmung oder ohne sie geschah. Aus ihrem Schweigen würde man auf die Zustimmung schließen und damit würde die ganze Sache andere Formen annehmen. Das Legionärblatt Narodni Osvobozeni" schreibt: Man wird nicht die Oeffentlichkeit ohne nähere Aufklärung lassen können, sowohl über das Meritum als auch über das formale Vorge­hen in dem untersuchten Fall. Vorläufig ist es eine entschiedene Tatsache, daß in unserer Armee, ihr Generalforps und besonders ihre Führung Klarheit gebracht wird. Mit dem General Gajda geht aus unserer Armee mehr als seine Person weg. Es wird damit eine Mentalität, Methode und eine Art liquidiert, die unserer Armee nicht zum Vorteil gereichen konnte.

10. August 1926.

teilung des Generals als direkte Folge der been- Mangel an Geistlichen ist deren Platz vor alle digten Untersuchung das spricht, glauben wir, in der Seelsorge. Heute ruht die christlich­genug bei aller Schweigsamkeit der amtlichen soziale Bewegung nicht mehr auf den Schultern Kundmachung. der Geistlichen. Von der Verlegung des Sizes der christlichsozialen Gewerkschaften von Brünn nach Prag , wie es der Pater Šrámek wolle, fann feine Rede sein". Der Artikel endigt mit der Ver­sicherung, daß die christlichsoziale Arbeiterschaft treu hinter ihren Arbeiterführern stehe.

,, Čeffe Slovo" äußert sich wie folgt:

Die Armee wurde Gajdas entledigt, aber nicht die Oeffentlichkeit, die ein Interesse an der Ruhe in diesem Staate hat. Gerade im Inter­esse diefer öffentlichen Ruhe hätte das Ministe

rium für nationale Verteidigung die Pflicht, so Agrarische Handels- und Sozialpolitit. weit wie möglich bestimmter zu reden, um alle, wenn auch naive Mutmaßungen und Argumente, In der agrarischen Presse( z. B. der Deut­unmöglich zu machen. schen Landheimat") wurde unter dem Titel Auf Pravo Lidu" wertet die politische Be- falschen Wegen" ein Artikel veröffentlicht, der fich deutung der Gajdaaffäre: in eigenartiger Weise mit dem bedenklichen Sin­

Die Gajdaaffäre war eigentlich die zweite fen der Warenausfuhr der Tschechoslowa­Begegnung der zwei Lager seit der Abstim- fischen Republik beschäftigt. In echt kapitalistisch­mung über Stongrua und 3ölle. Die Real- bornierter Weise wird geschrieben: tion hat die Gajdafache als die ihre ergriffen und ihre Tendenz war so unverschämt, daß die Sache der verantwortlichen Politiker der neuen Koali­tion, ihre Breßmeute an die Rette zu halten, ver­geblich waren. Niemals noch wurden so starke Versuche der Vergewaltigung einer amtlichen Un tersuchung unternommen. Aus Gajda wurde ein Nationalheld gemacht... Es fehlte nur noch die Abstimmung ländlicher Vereine über seine Schuld und Unschuld. Das wird, scheint es, noch besorgt werden.

*

,, Diese industrielle Krise, die sich vor allem in der Textil- und Glasindustrie, im Rohlenberg bau und in der Holzausfuhr bemerkbar macht, ist auf verschiedene Ursachen zurückzuführen. Vor allem ist zu berücksichtigen, daß unsere Industrie eigentlich für ganz Desterreich zugeschnitten war und durch die Zertrümmerung dieses Staates wertvolle Abschgebiete verloren hat. Soziale. Lasten und eine gewaltige Ueber­besteuerung, die achtstündige Ar beitszeit und sonstige Neuerungen, die den Betrieb belasten und die Erzeugung verteuern, machen die inländische Industrie auf dem Welt­martte weniger leistungsfähig."

In Rovensko bei Turnau fand eine Feier der sogenannten unabhängigen Legionäre zum An­denken an die Schlacht von Zborov statt, wobei Das schreibt nicht ein antisozialistischer Se ein Denkmal enthüllt wurde. Zur Feier erschien kretär des Hauptverbandes der Industriellen, son­auch General Gajda, der auf dem Bahnhof dern das Organ der landbündlerischen Abg. außer von fascistischen Legionären, Sokoln, pet. Soziale Lasten und der Achtstundentag sind Böhm und Seller sowie des Senators Kře= Böhm und Seller sowie des Senators Rře­Feuerwehr auch von einer Ehrenrotte der tsche­choslowakischen Armee empfangen wurde. Der also das Hindernis der Industrieentwicklung, nicht Kommandant der Rotte erstattete dem General am Ende veraltete Produktionsmethoden. Nied­auf dem Bahnhof Meldung und mit dem Um das sozialpolitische" Ideal der Herren Böhm, rige Löhne, lange Arbeitszeit sind zug begab sich Gajda auf den Ringplatz, wo die Seller und Konsorten. Den Arbeitern, welche ein Begrüßung der Gäste stattfand. Die Festrede fleines Anwesen haben und dasselbe mit ihrer hielt für die unabhängigen Legionäre Major o Familie nach absolvierter Fabritsarbeit betreuen, lečet. Während seiner Rede teilte sich das muß das besonders ins Gedächtnis gehämmert Bublifum in zwei Lager, von denen die einen werden. Gerade für sie, die vielfach landbünd­Gajda, die anderen den Präsidenten der Republik lerisch gewählt haben, wäre die Abschaffung des hochleben ließen. Mittag veranstalteten die Achtstundentages eine große Erschwernis. Und Fascisten zu Ehrn Gajdas ein Mittagessen. wie soll der Industrie nach der Meinung der Deutschen Landheimat" sonst noch geholfen wer den? Indem man daran geht, den inneren Markt auszubauen, die Landwirtschaft leistungs fähiger zu machen". Ein bescheidener Anfang sei mit den festen Agrarzöllen bereits gemacht wor den. Sehr gescheit! Einige zehntausend Nutnießer

Wie das fascistische Morgenblatt Rano" meldet, hat Gajda angeblich ein Gesuch um Su­perarbitrierung nicht eingereicht.

Der Kampf innerhalb der tschechisch­

flerifalen Bartei.

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der Agrarzölle sollen auf Kosten von vielen Mil­lionen Verbraucher bereichert werden dann hat Die Brünner ,, Budoucnost ", das Organ der die Industrie den nötigen Absatz im Inlande! tschechischen christlichen Arbeiter, brachte zu einer Die Arbeiter und Angestellten, Gewerbetrei Tagung der christlichsozialen Gewerkschaften die benden usw., die als größte Masse der Verbraucher ser Tage einen Artikel, in dem ausgeführt wird, in Frage kommen, sollen finanziell durch die daß sich die christlichsozialen Gewerkschaften nicht Agrarzölle geschwächt werden, damit viel weniger unter das Kommando der christlichsozialen Partei Verbraucher industrieller Erzeugnisse mehr kaufen stellen werden. Der Parteileitung wird vorgewor- können! Eine dümmere Politik zu machen, ist un­fen, daß sie gegen die Arbeiterführer in der Partei möglich. Was würde z. B. die Haida- Stein­einen Kampf führe. Bemerkensivert ist auch ein schönauer Glasindustrie davon haben, wenn Passus in dem Artikel, in dem sich der Verfasser die Großbauern aus den Zöllen noch mehr Pro­gegen die Geistlichkeit wendet, die die Arbeiter und fit ziehen? Für Kunst gläser usw. haben die ihre Vertreter in der Partei nur deswegen unter- materialistisch eingestellten Agrarier taum viel schäßen, weil diese teine höhere Schulbildung Verständnis. Eines übersieht die ,, Deutsche Land­befißen. Es ist bereits höchste Zeit", schreibt der heimat" allerdings vollständig: daß jetzt die Agra­Verfasser, daß von seiten der Geistlichkeit das rier verantwortlich gemacht werden für die falsche Vorurteil verschwindet, als ob der einfache fünftige Handels- und Steuerpolitik, nachdem sie Mann, der aus dem arbeitenden Volke hervor doch zur Regierungsmehrheit gehören. gegangen ist, nicht im Vordergrund stehen könnte. Die Arbeiterschaft wird sich erlauben, die Herren Lange Studien verbürgen für sich allein nicht die Böhnt, Heller und Strepet beim Schopf zu fassen, Nicht ein Wort, aus dem sich, eine Rehabili- Garantie der Fähigkeit". Dann wird den Geist- wenn eine schlechte Politik gemacht wird. Die tierung des Beschuldigten schließen ließe, nicht ein lichen geraten, sich nicht in die Poli- genannten Herrschaften mögen sich schon jetzt dar­Wort der Genugtuung, im Gegenteil, bie Berur- tik zu mischen, denn bei dem heutigen auf gefaßt machen.

,, Lidove Noviny" schreiben über das amtliche Kommuniquee:

Copyright 1924 bei Buchhandlung Schneider u. Co., Wien . stoßen."

Erfolg haben, die anderen aber dürfte er ab­,, Nicht wahr! Das denke ich auch. Eine wert­ernst nehmen."

Vom Baume des Bösen. bolle, fompliziertere Frau kann ihn doch nicht

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Von Marcel Berger.

Philipp blickte mich scharf an:

,, Natürlich", sagte er. Genug vom Kriege! Schluß damit und zurück ins tägliche Vergnügen!" Ich fuhr auf:

Ich nannte Titto Vertescu.

Ich sah ihn nur quer über den Hof gehen. Was für eine Genie, selbst in der Haltung, in det Bewegung!"

,, Ach ja", sagte er, deine alte Jugend­schwärmerei ,, Und die deinige!" rief ich. Ich glaube, Gar nichts", sprach er müde und erkundigte daß du von uns beiden sogar der begeistertere warft."

,, Was willst du damit sagen?"

ich, wieder in ganz freundschaftlichen Tone, nach meinen letzten Erlebnissen.

sprochen waren. Ich schwieg.

,, Möglich! Damals.

"

Mit deinem Cousin, dem General, verkehrst doch?" ,, Lesparrat, der Retter des Vaterlandes!" ,, Nein. Ohne Spaß..."

" Ohne Spaß: Sprich mir nicht mehr von

,, Ach, er betrachtet sie als einen amüsan­ten Flirt."

,, Bewundernswert. Schon die Geduld, die fie aufvenden muß, um meine Ungerechtigkeit zu La Tour- Aymon stieß hervor: ertragen, ist bewundernswert! Besonders in ,, Dartigues ist ein Schuft. Ich werde Evelyne der ersten Zeit, wie ich über meine Aussichten warnen. Du mußt wissen, daß ich und sie seit noch nicht beruhigt war, war ich unerträglich. drei Jahren miteinander verlobt sind." Kannst du dir das vorstellen: Der bloße Anblick Diese Eröffnung brachte mich für einen ihrer Jugend, ihrer strahlenden Lebenskraft er­Moment aus dem Gleichgewichte. Die fleine füllte mich manchmal geradezu mit Wut gegen Evelyne, dieses anmutige, heitere, fluge Kind, die fie. Ich machte ihr Szenen. Und wenn ich ihr mein guter Kamerad gewesen war und an die sich meine Verachtung für manche Dinge, für be meine Gedanken nie in anderer Weise heran- stimmte Menschen ins Gesicht schrie, schloß sie getraut hätten, mußte ich nun so wieder finden, mir mit ihrer weichen, kleinen Hand nur sanft gebunden an den unglückseligen Philipp, der mit den Mund. Ja... Und eines Tages habe ich all seiner Energie und feinem Lebenswillen sie in diese füße Hand gebiffen, und es machte offenbar doch unheilbar krank zu sein schien. Die Sache datiert natürlich von früher her", mir einen finnlosen Spaß, fie aufschreien zu hören...!" sagte Philipp sanft, von meinem zweiten Ur- Er lächelte sonderbar und schien wieder ver­vor meiner Erkrankung."

laube

nommen.

Ich erzählte ihm von meinen Eindrücken in du der Pfalz und im Elsaß und versuchte ihn mit nicht bekannt gewordenen Details über den Frie­Ich war begierig, Näheres darüber zu hören. stört. Aber er bemerkte sofort, daß er einen densvertrag zu unterhalten. La Tour- Aymon Der Oberst, ihr Vater, verlangte nur, daß schlechten Eindruck auf mich machte und suchte schien mir mit allen äußeren Zeichen von Auf­zu heiraten. Ganz natürlich Als ich dann ,, Das ist vorbei", sagte er. Am Tage dar merksam zuzuhören, ermunterte mich durch die dieser ganzen Bande! An manchen Tagen hätte wir das Ende des Krieges abwarten sollten, um ihn zu verscheuchen; üblichen Zwischenrufe zum Weitererzählen; aber ich die größte Lust, eine Bombe mitten unter sie frant geworden war, schrieb ich Evelyne und gab auf zeigte mir Doktor Pythius den Brief des plötzlich bemerkte ich, daß er vollkommen geistes- 3u werfen!" abwesend, da saß, daß meine Worte ins Leere ge- Ein Sustenanfall unterbrach ihn. Er spuckte ihr das Wort zurück. Sie hat sich sehr nobel be- Profeffors Doutreval. Ich bat Evelyne um Ver­Niemals bekam ich eine Antwort zeihung. Seit die Aerzte mir Hoffnung gemacht und verzog dann den Mund zu einemt brutalen, auf diesen Brief." haben, fühle ich mich wohler. Und sie, Evelyne, ,, Und ihr habt euch lange nicht gesehen?" ist nun auch viel fröhlicher... Sie ist so auf Was hast du?" fragte er nach einer Pause. fast irren Lächeln. Unwillkürlich erinnerte ich Ich wußte nicht recht, was ich ihm antwor- mich an die Bemerkungen, die Marius über ihn So lange ich im Leysin zur Kur war. Ich merksam, so liebevoll mit mir.... einfach ten sollte. Nur um irgend etwas zu sagen, fragte gemacht hatte... Er fuhr in verändertem Tone war in einer unglücklichen Gemütsverfaffung. rührend." ich ihn, in welchen persönlichen Beziehungen er fort: zu den übrigen Gästen stehe. Verzweifelt... Hatte mich aufgegeben. Aus meinen Karten mußt du meinen Zustand erkannt haben. Ich glaube, daß sie mich doch nicht bloß aus Mitleid hier ausgesucht haben kann?" sprochen?" Kein Wort! Ich konnte doch nicht davon anfangen. Nicht wahr?"

,, Wir wechseln kaum einige Worte." ,, Dartigues ist aber doch recht gesprächig!" Philipp sah auf. Ich erzählte ihm, wie ich meinen alten Schulfameraden heute getroffen hatte. Er grub die Zähne in die Lippen, und ich fühlte, daß er unangenehm berührt war.

Findest du ihn wirklich so unwiderstehlich?" fragte er in geradezu gereiztem Tone.

,, Er ist das, was man einen schönen Mann nennt. Bei gewissen Frauen muß er natürlich

Aber du, fragst gar nicht nach der Person, die sich für dein Kommen so lebhaft inter­die sich für dein Kommen so lebhaft inter­effiert hat."

Evelyne Simpson? Ich habe von ihr schon durch Marius gehört." Wie Ich meine in welchen Aus­brücken hat er von ihr gesprochen?"

Du fannst es dir denken! Dieser Mensch würde es unbegreiflich finden, wenn er auf eine Frau feinen Eindruck machte."

,, Also, was hat er gefagt?... Genau!"

Habt ihr wieder von Heiratsplänen ge­

Du hast ganz recht."

Ich fühlte instinktiv, daß meinem Freund eine Enttäuschung bevorstand.

Wie benimmt sie sich gegen dich?"

In seiner Stimme zitterten Tränen. Einen

Moment zog ein Hauch jener zärtlichen Güte über sein Gesicht, die ich früher an ihm so sehr geliebt hatte. Ich griff nach seiner Hand. Er fuhr fort:

,, Auch ihrethalben bin ich froh, daß du ge­tommen bist."

Ich verstand thn nicht recht und sah ihn fragend an.

( Fortsetzung folgt.)