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Br. 255. 15. Jahrgang. 1. Beilage des Vorwärts " Berliner Volksblatt. Sonntag, 30. Oktober 1898.

das Thema:

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Der Vertrauensmann.

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Tokales. nöthigen Unterrichts in weiblichen Handarbeiten, den er an Wichtig derselbe mit einer angemessenen rothen, aber umflorten Schleife feit schon deshalb übertreffe, teil in ärmeren Familien allein zwei verziert war, böses Blut, denn die Lippen dieser frommen Wahlverein des zweiten Berliner Reichstags- Wahlkreises. Drittel des Verdienstes für Nahrung aufgewendet werden müssen. Menschen sprudelten von gemeinen Witzen und Schimpfworten. Wahlverein des zweiten Berliner Reichstage- Wahlkreises. Unter Berücksichtigung der weiblichen Eigenart werde durch diesen Indem unser Genosse noch so über den Bildungsgrad dieser Gelte Heber Streitfragen in der Partei" wird Genoffe Streitfragen in der Partei" wird Genoffe Richard Fischer am Mittwoch bei Zühlte, Dennewigstr. 13, Unterricht die Einführung in den Pflichtenfreis des Weibes, und die praktische Anwendung ihrer gepriesenen christlichen Nächsten einen Vortrag halten. Die Mitglieder werden um zahlreichen Be­den Hausfrauen- Beruf, angebahnt und die Mädchen liebe nachdachte, gesellten sich zu seinem Erstaunen ein paar mächtige such dieser Versammlung gebeten und gleichzeitig darauf aufmerksam erziehung zeitgemäß ausgestaltet. Die allgemeine Bildung Gestalten zu ihm, welche ihrem Aerger durch kräftige Büffe und gemacht, daß die Parteitags Protokolle in den Zahlstellen in im Haushaltungs- Unterricht das in anderen Fächern, nament- Seite zur anderen in den stellenweis sehr tiefen Straßenfoth gestoßen; werde dadurch nicht beeinträchtigt, sondern gefördert, da Stöße nach ihm Luft machten. So wurde der Kranzträger von einer Empfang zu nehmen sind. Der Vorstand. lich in Naturkunde und Rechnen, theoretisch Erlernte praktisch er zog es unter diesen Umständen vor, seinen Platz zu verlassen In einer Parteiversammlung des vierten Reichstags- angewendet werde, die Anschauung durch die Verbindung von Er- und den Abschluß des Buges zu bilden. Als jedoch die christlichen Wahlkreises, die Mittwoch Abend in Seller's Festfälen, kennen und verständnißvollem Schaffen vertieft und ein Band zwischen Brüder sahen, daß es doch nicht so leicht sei, ihn gänzlich aus dem Zuge Koppenstr. 29, abgehalten wird, spricht Parteigenosse Bebel über Schule und Leben geknüpft werde. Natürlich gehöre die grundlegende zu entfernen, griff man zu einem anderen Mittel. Unser Freund be Attentate und Sozialdemokratie." Die Unterweisung in die Volksschule, die fachliche Weiterbildung in die Fort- merkte nämlich, wie sich jemand aus den vordersten Reihen nach seits Parteigenossen wollen für zahlreichen Besuch dieser Versammlung bildungsschule. In der Diskussion wurde vorgeschlagen, vorerst wärts entfernte und den nächsten Schutzmann zur Sistirung engagirte. agitiren. von einer Stellungnahme abzusehen, um in dieser jetzt die ganze Der Beamte fam auch, ohne vielleicht geprüft zu haben, ob er Die Berichterstattung der Berliner Delegirtinnen vom deutsche Lehrerschaft beschäftigenden, aber noch ungeklärten Frage wirklich befugt sei, einen anständigen Menschen ohne weiteres zu Stuttgarter Parteitag erfolgt am Mittwoch Abend 8 Uhr im Eng- teine voreiligen Beschlüsse zu fassen. Die Thesen F.'s, in denen die verhaften, dem gegebenen Auftrage nach. T. wurde nun durch lischen Garten, Alexanderstr. 27c. Ebenfalls findet in dieser Ver- organische Verbindung des Haushaltungs- Unterrichts mit der Schule mehrere Kreuz- und Querstraßen geführt, wo ihm damn plötzlich, fammlung die Berichterstattung und die Neuwahl der Vertrauens- als durchführbar und zweckmäßig bezeichnet wird, feien einer nachdem auf umständliche Art und Weise seine Nationale festgestellt person statt. Siehe die Anzeige heute und Mittwoch. Die Ver- Kommission zur Prüfung zu überweisen. Dieser Vorschlag wurde worden war, erklärt wurde, daß er wieder frei sei und das Weite trauensperson. ziemlich allgemein, auch vom Schulinspektor Zwick, dem Begründer suchen könne. Mittlerweile war die Zeit der Beerdigung vorbei und Freie Volksbühne. Die Vorstellung der 5. Abtheilung( gelbe der Berliner Haushaltungskurse für schulpflichtige Mädchen, unter- unser Genosse hatte das Vergnügen, mit seinem Kranze unverrichteter Karien) findet heute Nachmittag 23/4 1hr im Friedrich Wilhelm- stützt und mit großer Mehrheit angenommen, Sache wieder den Heimweg anzutreten. Auch ein Stück Christen städtischen Theater statt. Im November beginnt die 3. Serie der Vor- Die zopfige Anschauung des Geschäftsausschusses der hiesigen thum! stellungen am 6. im Friedrich Wilhelmstädtischen ärztlichen Standesvereine, wonach die vom Polizei- Durch einen in Brand gerathenen Akkumulatorwagen Theater. Die Vorstellungen folgen am 13., 27. November und präsidium versuchte Anstellung einer Polizeiärztin verpönt wurde gestern in den Morgenstunden eine längere Betriebsstörung 4. und 11. Dezember. Am Todtensonntag, den 20. Novbr., fällt die fein soll, findet doch keinen allgemeinen Beifall in ärztlichen Kreisen. auf der Ringbahnlinie hervorgerufen. Als der Wagen Nr. 1449 die Vorstellung aus. Zur Aufführung gelangt ump enbagasch", Gegen den Protest der Vereine wendet sich ein Gesuch an die Aerzte- Friedenstraße passirte, drang plöglich ein wahrer Regen von Funken Schauspiel in 1 Alt von Paul Ernst und Liebelei" von kammer, das unter Führung des Dr. med. Curt Freudenberg und bald darauf dichter Nauch zwischen den Rädern hervor. Es Arthur Schnitzler , Schauspiel in 3 Atten. Mitwirkende Gäste 27 Aerzte aus Berlin und den Vororten in der Berl. Aerztekorr." dauerte geraume Zeit, ehe man die breumenden Theile ablöschen und find Herr Franz Haid( Lessing Theater), Fräulein Eisenhut, mit dem Ersuchen um Beitrittserklärungen von Fachgenossen ver- die Ursache des Unfalls ermitteln konnte. Bis der Wagen seine Fräulein von Olizar, Fräulein Sydow( Lessing- Theater), Herren öffentlichen. Sie richten an die Aerztekammer das Ersuchen, dem Fahrt wieder aufnahm, hatte sich eine ganze Wagenburg auf den Zarah und Kaißler. die Abtheilungen gegenwärtig Einspruche gegen die Anstellung einer polizeiärztlichen Gehilfin Schienen angesammelt. fämmtlich gefüllt sind, können Meldungen neuer Mitglieder in diesem die Zustimmung zu versagen. In der Begründung dieses Ge- Der Bierstreit auf dem Wedding ist beendet. Von dem Monat nicht mehr berücksichtigt werden. Vorläufige Anmeldungen fuches heißt es nach einem Hinweis auf die Vorschläge, die zur Vorsitzenden der hiesigen Gastwirthsverbände geht uns darüber für die neue sechste Abtheilung, die ihre erste Borstellung erst nach Beseitigung der jegigen Mißstände bei den sittenpolizeilichen folgende Mittheilung zu: Endlich ist es der aus 20 Personen be­Weihnachten hat, können dagegen schon jetzt in allen Zahlstellen des Erst Untersuchungen gemacht worden sind: Einer dieser stehenden Bierkommission durch wirksame Unterstützung der bestehen­Vereins entgegengenommen werden. Borschläge ging dahin, daß grundsätzlich die Untersuchung der zum den Gast- und Schankwirthsvereine gelungen, den Herrn Perscht, Am Bußtag Abend 7 Uhr( Mittwoch, 16. November) hält ersten Male von der Sittenpolizei aufgegriffenen Personen durch Reinickendorferstraße Sa, davon zu überzeugen, daß er durch seine Herr Dr. Wilhelm Meyer, früher an der Urania, in Keller's Fest- weibliche Aerzte vorgenommen werden müßte. So glaubte man die billigen Preise für Getränke nicht, wie es in seiner Absicht lag, der sälen wiederum einen neuen, eigens für die Freie Volksbühne sorg- Rücksicht auf das Schamgefühl nach Möglichkeit zu wahren und zu Brauerei Germania , welche ihm gegenüber ein Ausschanklokal fältig vorbereiteten großen Projektionsvortrag mit 200 neuen Licht gleich im Falle eines Mißgriffes die Ehrenkränkung, die für Un hat, Konkurrenz macht, sondern die Kollegen in seiner Nachbar­bildern. Das Vortragsthema lautet: Um die Erde von Pol schuldige mit der fitttenpolizeilichen Untersuchung verknüpft ist, schaft schwer schädigt. Herr Perscht hat sich daher in einer am 3 Pol" unter besonderer Berücksichtigung der modernen einigermaßen zu mildern. Auch wenn man von den unschuldig 26. d. M. abgehaltenen Kommissionssigung bereit erklärt, für Ge seniturzustände und ihrer voraussichtlichen Ent- Sistirten ganz absieht, scheint eine solche Rüdsichtnahme angezeigt, tränke diejenigen Preise zu nehmen, die die Gesammtkollegenschaft widelung. Der Eintritt ist nur Mitgliedern gegen Vorzeigung weil auch die sonst zur erstmaligen fittenpolizeilichen Untersuchung fordert. der Mitgliedskarte gestattet, die eine grüne Marte à 25 Bf. enthalten vorgeführten Frauen feineswegs durchweg Prostituirte sind, und muß. Eine Wiederholung ist mit dem gleichen Thema für den weil demgemäß auch bei diesen eine Schonung des Echamgefühls werden im Verkehr nach Berlin im Eisenbahn Direktionsbezirk Fahrräder in Schnellzügen. Vom 1. November d. J. ab 23. November eventuell geplant, an diesem Abend können auch Gäste geboten ist." mit besonderen Einlaßkarten eingeführt werden. Von der Seilstätte, die die Invaliditäts- und Alters- Versiche Schnellzuge freigegeben, bei denen auf den anschließenden Strecken Berlin zur Benugung für unverpackte einfigige Zweiräder alle die Der Vorstand. J. A.: G. Winkler. rungsanstalt Berlin bei Beelitz errichtet, wird der Heilstättenforr." der Nachbardirettionen die Beförderung bereits nachgelaffen ist. Bei zufolge zunächst die Abtheilung für Lungenkranke für die Aufnahme den auf den Ferngeleisen der Berliner Stadtbahn einlaufenden Die Frage der Einführung des Haushaltungs- Unterrichts von je 50 männlichen und weiblichen Lungenkranken begonnen. Das Schnellzügen bleibt die Ausladung und Auslieferung der Fahr­in den Lehrplan der Mädchenschulen hat am Freitag den allgemeine Krankenhaus, das 370 Patienten aufnehmen soll, wird so räder lediglich auf den Schlesischen Bahnhof beschränkt. In der Berliner Lehrerverein beschäftigt. Der Ver ein hat schon eingerichtet, daß es ohne Schwierigkeit jederzeit für die dreifache Richtung von Berlin bleiben die Schnellzüge der Eisenbahndirektion 10. Regierungsbau- Berlin vor 10 Jahren über die Nothwendigkeit einer besseren hauswirth Belegungsstärke vergrößert werden kann. Die Bauleitung ruht in Berlin für die Beförderung von Fahrrädern nach wie vor aus­schaftlichen Ausbildung der Mädchen verhandelt, hat aber die Ein- in den Händen des Bauraths Schmieden und des Regierungsbau- geschloffen. führung von Haushaltungs- Unterricht in den Lehrplan der meisters Scholz. Wegen Geleisarbeiten auf der Kreuzung der Leipziger - und Wiädchenschulen damals nicht empfehlen zu dürfen geglaubt, Angesichts der Wiener Pest: Erkrankungen hat man Ber­weil noch keine Erfahrungen auf diesem Gebiete vorlagen. anlassung genommen, die sogenannten Infektionsbaracen in ver- Waterstraße werden vom 1.- 5. November die Pferdebahnlinien Nollendorfplay Potsdamer Thor- Alexanderplatz, Binetaplas Inzwischen sind Erfahrungen darüber gesammelt worden, auch schiedenen hiesigen Krankenhäusern einer eingehenden Revision zu Mansteinstraße, Charlottenburg ( Amtsgericht)-Moltenmarkt statt durch in Berlin . Das Aufkommen dieser Frage, führte der Steferent, unterziehen. Es wurde dem Berl. Tgbl." zufolge alles in bester die Mauerstraße durch die Leipzigerstraße und Charlottenstraße ge­Herr Lehrer Fechner, aus, erflärt sich aus den wirthschaftlichen Ordnung gefunden. Im jüdischen Krankenhauſe in der Auguststraße führt werden. Mißständen der unbemittelten Bevölkerung, aus der zunehmenden sind allerdings, wie aus einem Berichte des Professors Baginsky in Beschäftigung der Frauen, der Mütter wie der Töchter, in den Fabriken. der letzten Repräsentantensizung hervorgeht, die Näume der Die Allgemeine Berliner Omnibus- Aktiengesellschaft führt Der zuerst 1887, in Staffel, gemachte Versuch, zunächst private Haus- Infektionsbaracen unzureichend, so daß deren Erweiterung und am Dienstag, 1. November, auf der Linie Oranienplatz- Stettiner haltungs- Surfe für erwachsene Mädchen zu veranstalten, schlug fehl die gleichzeitige Abstellung einzelner Mängel dringend geboten er- Bahnhof 5 Pfennig- Theilstrecken ein. und te, daß auch der Plan einer hauswirthschaftlichen Unter- scheint. Im übrigen ist auch in diesem Krankenhause allen Forde- Das Polizeipräsidium theilt mit: Einem zur Haft gebrachten weisung in Fortbildungsschulen nur Erfolg haben kann, wenn der Besuch rungen der modernen Hygiene und Krankenpflege vollständig Rechnung Menschen, welcher aus dem Warteraum eines Arztes, den er um obligatorisch ist. Daher wurden 1889, wieder zuerst in Kassel , Kurse für getragen. Unterstützung angesprochen, eine Broncefigur gestohlen hat, sind eine noch hulpflichtige Mädchen eingeführt. Der Erfolg war günstig, Vom Christenthum der apoftolischen Gemeinde. Von ge- Attrape aus Papiermaché, eine Negerin mit Pelzschurz, und eine und das Beispiel Kaffel's ist seitdem in etwa 200 deutschen Orten, werkschaftlicher Seite wird uns geschrieben: Die Mauer des Baues Metallgruppe, drei Teckel, die an den Ohren zusammengeschweißt in Berlin 1893, nachgeahmt worden. Auf die anfangs geforderte Lutherstr. 29 beauftragten einen auf diesem Bau arbeitenden Kol- sind, darstellend, abgenommen worden. Es steht zu vermuthen, daß berufsmäßige Ausbildung zur gesanimten Führung eines Haushalts legen, durch Niederlegung eines Keranges einem aus ihrer Mitte durch diese Gegenstände bei ähnlichen Gelegenheiten gestohlen find, und wurde dabei verzichtet. Man beschränkt sich jetzt vorwiegend den Tod geschiedenen Gefährten die letzte Ehre zu geben. Als sich wollen sich die Eigenthümer im töniglichen Polizeipräsidium, An der auf einen, den Verhältnissen fleiner Haushaltungen an der Bug ordnete, trat unser Beauftragter in Reis und Glied des Stadtbahn, Zinimer 97, werttäglich in den Vormittagsstunden von gepaßten Kochunterricht, wobei theoretische Unterweisung und Trauerzuges. Es dauerte nicht all zu lange, als ein Theil- 9 bis 12 hr melden. praktische Uebung Hand in hand gehen. So will auch F. nehmer an ihn herantrat und das sonderbare Verlangen Nach einer der hiesigen Polizeibehörde zugegangenen den Haushaltungs- Unterricht verstanden wissen. Angesichts an denselben stellte, daß er seinen Kranz vernichten möchte. Mittheilung sind Anfang voriger Woche aus Dresden 3 Knaben der günstigen Erfolge hält er ihn nicht mur flir möglich, Er sagte wörtlich: Auf den Kirchhof kommen Sie doch nicht' rauf, da verschwunden, welche sich vermuthlich gegenwärtig in Berlin auf­sondern auch für nothwendig und empfiehlt, die Einführung in den werden Sie doch rausgeschmissen." Der so Angefahrene gab dem halten, um von hier aus die Fahrt nach Bremerhaven und von dort Lehrplan mindestens zu befürworten. In seinen begründenden Herrn zu verstehen, daß er als Freund und Kollege des Todten die nach Amerika anzutreten. Etwa fünfzehn Knaben der sächsischen Ausführungen ging F. auf die soziale Seite dieser Frage nicht pflicht in sich fühle, den ihm anvertrauten Kranz am Grabe des Residenz, deren Köpfe durch die Lektüre von Indianerbüchern weiter ein, da fie von niemandem bestritten werde. Die Frage sei Entschlafenen niederzulegen, im übrigen habe doch niemand ein mit abenteuerlichen Gedanken erfüllt waren, hatten be aber allmälig auch zu einer pädagogischen geworden. Von diesem Recht, einen Leidtragenden, der den Anstand nicht verlege, zu beschlossen, gemeinschaftlich nach Amerika auszuwandern und Standpunkte aus sei der Haushaltungs- Unterricht zu wünschen als lästigen. Der Zug setzte sich nun langsam in Bewegung, jedoch er- dort in den Iriväldern ein Farmerleben zu beginnen. Ergänzung des vor 30 Jahren eingeführten, aber heute kaum noch regte der Kranz bei einigen der Gefährten wohl deshalb, weil Die Abreise war für vergangenen Montag festgesetzt, doch 7 der

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Die Wiener Oktobertage 1848.

II.

Die Erstürmung wiens. Windischgräs hatte die Stadt umzingelt und die unbedingte Uebergabe der Stadt, ferner die Auslieferung einer Anzahl be­fonders mißliebiger Personen gefordert. Diese Bedingungen wurden nicht angenommen, und so verstummten denn bald die Berhandlungen, die Kanonen nahmen das Wort und es begann der Sturm auf die alte Hauptstadt Deutschlands .

Die Belagerungsarmee war mittlerweile auf über 100 000 Stöpfe angeschwollen, während zur Vertheidigung der Stadt kaum 25 000 Be­waffnete bereit standen. Und auch hiervon waren noch große Abzüge zu machen. Die eigentliche, zuverlässige Bertheidigungsarmee be­stand aus etwa 10 000 Arbeitern, den sogenannten Mobilgarden; fie be­ivachten, wie ein Beitgenosse sagt, den ruhigen Schlaf der Stabilen. Diese Stabilgarden waren nämlich die Bewaffneten aus dem Bürger thum; sie beschränkten sich hauptsächlich auf das Renommiren und Säbelrasseln; wo es blutig herging, da hielten sie sich möglichst im Hintergrunde.

Die

Kossuth betrieben, stieß aber im ungarischen Heer auf mancherlei den Gang der Schlacht genau verfolgen konnte, wurde inzwischen Widerstände, sodas sich die Sache verzögerte. Als die Ungarn der bitterste und blutigste Kampf geführt, der in Deutschland einige Tage später wirklich vor Wien erschienen, war es zu spät. während des ganzen Revolutionsjahres stattgefunden hat.' Schon am Abend des 28. konnte sich Windischgrät als Sieger Truppen, über den scheinbaren Verrath erbittert, das fühlen. Die kaiserlichen Truppen hatten die Vorstädte Landstraße, Volk bon dem Todesmuth der Verzweiflung erfünt, Rennweg, Leopoldstadt und Jägergeil eingenommen, standent also tämpften Mann gegen Mann ohne jede Schonung. Windischgrätz hart vor den Wällen der inneren Stadt. In den Vorstädten wurde verfolgte von einem Berge aus den Gang der Schlacht mit den von den czechischen und kroatischen Soldaten gemordet, geschändet und Ungarn und mit der Stadt Wien . Als er die Kanonen aus den geplündert, hunderte von wehrlosen Menschen wurden zusammen- Basteien Wiens herüberdonnern hörte, meinte er: Jetzt muß Messen­gehauen und zahlreiche Häuser angezündet. hauser hängen.

Er wußte nicht, daß Messenhauser, der Kommandant, mur mit großem Widerstreben in die Neuaufnahme des Kampfes gewilligt hatte. Er hatte den Stephansthurm bestiegen, um von dort aus das Schlachtfeld überblicken zu können. Eine ganze Menge Leute, wurden die Fernrohre gehandhabt. Aber als sich die Illusion, daß die Ungarn fiegen würden, nicht mehr halten ließ, war einer nach dem andern hinabgeschlichen. Nur der Schriftsteller Berthold Auerbach und der Reichstags- Deputirte Goldmark waren noch beim Kommandanten. Das sinuverwirrende Getöse, das die Stadt erfüllte und in welchem Kampfgeschrei, Alarmtrommel, Geschüßekrachen, Sturmgeläute und Waffengeklirr zusammenquollen, drang dumpf herauf. Und Bote auf Bote tam empor gestfirmt mit dem Verlangen, Messerhauser solle den Befehl zum Angriff auf die Leopoldstadt geben. Er gab den Befehl nicht, verbot aber auch den Angriff nicht. Und wieder kam ein Student, der eine schriftliche Aufforderung vom Studenten­ausschuß brachte, Messenhauser solle das Oberkommando niederlegen. Die beiden Herren riethen ihm, es nicht zu thun, und so schrieb er mit Bleistift seine Weigerung auf ein Stück Papier . Als der Bote weggegangen, unterhielt er sich mit Auerbach über Pläne zu dramatischen Arbeiten, die er künftig ausführen wollte.

Es breitete sich nun mehr und mehr die Ueberzeugung aus, daß weiterer Widerstand vergeblich sei, wenn man auch in den Reihen der fämpfenden Arbeiter und besonders der zum Volt übergetretenen Regimenter nichts von Waffenstreckung und Uebergabe hören wollte. Von der Leitung wurde eine Abordnung zu Windischgräß gesandt, Offiziere, Abgeordnete, Literaten, war um ihn versammelt und fleißig um halbwegs menschliche" Uebergabebedingungen zu erlangen. Der General erklärte, er wolle eine Waffenruhe von zwölf Stunden gewähren, erwarte jedoch, daß die Stadt fich noch im Laufe des Tages ergebe. Als einer der Deputirten ein Wort zur Erhaltung der akademischen Legion wagte, schrie der aristokratische" General dazwischen: Nein, diese Rozbubenwirthschaft muß aufhören! Einen heißen Schlachttag gab es schon am 26. Oktober. Mehrere Noch in der Nacht vom 29. zum 30. wurde denn auch dem Vorstädte wurden beschossen, und abends hatten die Truppen bereits Feldmarschall die Unterwerfung der Stadt angezeigt. Man appellirte die Brigittenau und den Prater in ihrer Gewalt; die Bertheidiger an die Herzensgüte" des Fürsten , und er erfärte, er werde alles waren in die inneren Vorstädte zurückgedrängt. Am 28. Oftober thun, was sich mit seiner Ehre vertrage. Bald erfuhr man, was der schritt Windischgräß zum Angriff auf der ganzen Linie. Mit dem Fürst hierunter verstand. Aus den Reihen der Vertheidiger wurde frühen Morgen begann das Geschüßfeuer der Belagerungsbatterien, der Leitung wegen der Uebergabe direkter Berrath vorgeworfen, aus der Stadt her tam sogleich die Antwort: das Gerassel der und die Soldaten verabredeten, sich bei der Uebergabe der Stadt Alarmtrommeln und das Geheul der Sturmgloden. gegenseitig zu erschießen. Diese Soldaten hatten vermuthlich den richtigen Instinkt für die von Windischgrät zu erwartende Herzens güte.

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Am 80. Oktober waren die Truppen im Begriff, in die Stadt einzuziehen, als vom Stephansthurme plötzlich verkündet wurde, man jehe ein ungarisches Heer heranziehen. Ohne Befehl, fast ohne Führung, und unbekümmert um die bereits formell erfolgte Ueber­gabe, griff jetzt alles aufs neue zu den Waffen und stellte sich todes­muthig den einrückenden Heeresmassen entgegen. Die Ungarn waren wirklich gekommen, aber in ungenügender Zahl, so daß sie durch die weit überlegene Belagerungsarmee bei Schwechat zurückgeworfen

Die Vertheidigung war so tapfer, wie der Angriff schonungslos war. In vielen Gebäuden, selbst in der kaiserlichen Burg, zündeten die in die Stadt geschleuderten Bomben. Den eindringenden Truppen wurde jeder Fußbreit des Terrains fireitig gemacht. Aber die Ueber macht war zu groß, und so rückte das Militär unter heftigem Blut­vergießen langsam vorwärts und nahm allmälig die verschiedenen Borstädte in Besitz. Immer aufs neue verbreitete sich die Nachricht, ein großes ungarisches Heer eile herbei, um die kaiserlichen Truppen im Rücken anzugreifen. Aber die Hoffnung wurde getäuscht, die Ungarn kamen nicht, und die Belagerungstruppen rüdten weiter vor. Es wäre wohl Pflicht der Ungarn gewesen, den Deutschen beizustehen, wurden. denn der Wiener Aufstand war ja, wie geschildert, zu gunsten der In Wien aber, wo man den Ausgang des Treffens mit den Ungarn erfolgt. Ein Zug gegen Wien wurde auch besonders von Ungarn nicht voraussehen, bei dem herrschenden Nebel nicht einmal

Eine heraufkommende Abtheilung des Studentenausschusses machte diesen Träumereien ein Ende. In schroffer Weise wurde Meffenhauser aufgefordert, fofort als untauglich und energielos, wie' er sei, abzudanten; Fenneberg sei an feiner Statt zum Oberkomman danten ausersehen. Bulegt sagte man ihm geradezu: Abdankung oder Tod! Der Bedrohte gab nach, erklärte, er werde unten im Hauptquartier die Abdantung vollziehen und verließ den Thurm. Aber es war nichts mehr zu retten. Der Uebermacht der Truppen konnte auch der andauerndste Muth nicht Widerstand leisten. Am Mittag des 31. waren die Truppen, die unterworfenen Bora städte hinter sich, auf den Glacis erschienen. Aber das Signal zu