suchung zu ziehen, werden von den Christlich  - sozialen des Ortes und der Umgebung dem Arzt und der Pflegemutter Vorwürfe gemacht, daß sie sofort die Anzeige erstattet haben.Man hätte das auch anders ordnen kön­nen", wird ihnen vorgehalten. Tas paßt freilich zu diesen Vorkämpfern der sittlich-religiösen Tat­erziehung, Kinderschänder auch noch zu schützen. . Der Schreckenstein wird tschechisch. DasPra­ger Tagblatt" meldet: Der Klub tschechoslo­wakischer Touri st en hat soeben seine Ver­handlungen mit dem B o d e n a m t über di« Ueber- lassung der Burg Schreckenstein des Aussig   erfolg­reich beendet. Der Vertrag wurde für die Dauer von fünfzig Jahren abgeschlossen, während welcher Zeit der Klub für die Erhaltung der Burg zu sorgen hat. Der Pachtvertrag mit dem Restaura- tionSpächter, einem Deutschen  , wurde dieser Tage erneuert. Die Sprachenfrage in der Ostrauer Gemeinde. Die tschechische Mehrheit der Stadtvertretung in Mähr.-Ostrau   hat seinerzeit die tschechische Sprache als Geschäftssprache der Stadt Mähr.-Ostrau   fest­gesetzt und gleichzeitig den von deutschen   Stadt­vertretern gestellten Gegenantrag auf vollständige Zweisprachigkeit und Uebcrsetzung jedes in der Geschäftssprache gestellten Antrages in deutscher Sprache abgelehnt. Der bei der Politischen Lan­desverwaltung in Brünn   überreichte Rekurs ist nun, nach einer Meldung desPr. T.", erledigt worden. Er kommt in einigen Punkten den Forderungen der Deutschen  nach. Di« grundsätzliche Forderung nach Einfüh­rung der deutschen   neben der tschechischen Ge­schäftssprache wurde nicht anerkannt. Durch die Statuierung der tschechischen Geschäftssprache wurde der Gebrauch der Minderheits- sprache bei der Gemeinde aber keineswegs ausgeschlossen, denn die Gemeinde ist rm Sinne des 8 3 des Sprachengesetzes innerhalb der Grenzen der Sprachenverordnung(Hauptstück XlV) verpflichtet, die dentsche Sprache zu gebrau­chen(z. B. muß sie deutsche   Eingaben annehmen und diese erledigen und sie muß die in der Ge­schäftssprache gestellten Anträge in die deutsche Sprache übersetzen). Die Politische Landesverwal­tung anerkannte weiter die Verpflichtung zur doppelsprachigen äußeren Bezeich­nung des Gemeindeamtes und der Amtsräume, lehnte aber die Forderung, daß der Gemeinde aufgetragen werde, die sofortige Anbringung doppelsprachiger Auffchriften zu ver­anlassen, mst der Begründung ab, daß der Vollzug eines solchen Bescheides in die Exekutive der poli­tischen Bezirksverwaltung fällt, ohne daß den Par­teien das Recht zustände, die Art oder die Mittel zur Durchführung des Bescheides zu bestimmen oder zu beantragen. Hingegen wurde die For­derung, daß auch die Gemeindean st alten und Unternehmungen in Mähr.-Ostrau  auch in deutscher Sprache äußerlich be­zeichnet werden, als gerechtfertigt anernmnt. Eine Sträflingszeitung. Die Strafanstalt G ö r l i tz darf den Ruhm für sich in Anspruch nehmen, gezeigt zu haben, daß die durch Magde­ burg   und den Fall Haas mit Schmach bedeckte deutsche   Justiz auch würdigere, für den Fortschritt der Humanität vorbildliche Exempel zu liefern -imstande ist. Bon der Strafanstalt Görlitz   ist nämlich vor nunmehr beinahe fast zwei vollen Jahren der seither mit Erfolg in die Tat um­gesetzt« Gedanke ausgvganqen, als eine Hilfe und ein Instrument des Strafvollzuges eine Zei­tung für Gefangene herauszugeben. Der Plan wurde vom preußischen Justizministerium gebilligt, und seit September 1924 erscheint wöchentlich im Durchschnittsumfang von je vier Seiten die Zeitung ,/DerLeuchtturm". Sie gelangt in sämtliche Gesangenanstalten der preu­ßischen Justizverwaltung. Die Auflage beträgt 20.000, die Abonnementskosten zehrt- Pfennig monatlich; kranke und nicht arbeitsfähige Ge­fangene erhalten sie kostenlos. Derzeit hat die Zeitung 12.000 Abonnenten. Biele entlassene Ge­fangene wünschen die Zeitung auch in der^Frei­heit zu abonnieren. Das ist aber nicht möglich, da der nicht öffentliche Charakter der Zeitung ge­wahrt bleiben soll. Ta die Gefangenen aus allen politischen Lagern staminen, unterbleibt jede Stel­lungnahme zu Partei- und KonsessionSpolrtik. Auch über Kriminalstatistik wird nichts'berichtet. In einzelnen Abschnitten werden-gebracht: die Ereignisse in Deutschland  , im Ausland, Kunst und Technik, Wissenschaft, eine Erzählung in Fort- setzungen, Turnen und Sport, Allerlei, Arbeits- markt, Schach und Rätsel, daneben größere Auf­sätze belehrender und unterhaltender Art. Eine »Uebersicht" ergänzt den sonstigen Nachrichtenteil. Die letzten Tagesereignisse werden in einer Rubrik .Kurze Nachrichten" veröffentlicht. Es wird aufs peinlichste vermieden, dem Blatt« den gewissen sröMmlerischen Anstrich einerGefangenen"l«kture zu geben; der Leser soll sich wie eine freie Persönlichkeit fühlen. Nach den Aeußerun- gen der Gefangenen ist ihnenDer Leuchtturm" zu einem Lebensbedürfnis geworden. Kürzlich schrieb ein Gefangener, daß sie der beste Er­ziehungsfaktor sei. Auch aus Kreisen der Anstalts­leiter wird nur von guten Erfahrungen berichtet. Das Wunder von Bombon. Bombon, trotz seinem süßklingenden Namen einst ein gottver­lassenes Provinznest, wie Lourdes   vor der Ent­deckung seiner Wundergrotte und Lisieux   vor den Wundertaten der seligen Nonne Therese, Bombon ist heut« ein Mittelpunkt des Fremdenverkehrs. Di« Gasthöfe sind gesteckt voll, die Kaufleute machen glänzende Geschäfte, kurz, das Wirtschafts­leben von Bombon hat einen ungeahnten Auf­schwung genommen. Die Bevöüerung ist denn auch voll Dankbarkeit gegen ihren Pfarrer, der früher sehr wenig beliebt war, weil er sich in allerlei Dinge nüschle, die ihn nach der Meinung
Ein guter witziger Einfall kann politisch aktiv werden. Als um den absoluten Thron des französischen   Gottesgnadentnms die Spottreime der Epigramme nur so schwirrten, kam das höchstbezeichnende Wort auf:Frankreich   ist eine Despotie, gemildert durch das Epigramm". Zu allen Zeiten hat man sich des Witzes als einer Waffe gegen die starrköpfigen Verfechter un­haltbar gewordener Zustände bedient. Und nicht nur waren es Dichter und Literaten allein, die mit dem Florett der Satire dem Gegner zuleibe rückten, auch der Bolkswitz, der anonyme, trat auf und ließ seine Pfeile fliegen. Eine klassische Periode der Gesellschaftssatire setzt um 1500 ein. Die revolutionären Begeben­heiten jener Zeit, die man unter dem Begriff Reformation zusammengefaßt hat, lassen überall eine überaus reichhaltige Literatur der Satire ent­stehen. In erster Linie ist da auf den Franzosen Francois Rabelais  (14901553) zu verweisen, der in seinen übermütigen Heldenromanen von Gargantua und Pantagruel dem ausgehenden Mittelalter einen satirischen Epilog schreibt, der seinesgleichen in der Weltliteratur sucht. In Deutschland   läßt um diese Zeit Johann Fischart  (15451591)Der Barfißer Sekten- und Kuttenstreit",Das Jesuitenhütlein", die Flohhatz" und dasPodagrammisch Trostbüch­lein" aus der Feder und erfreut seine Lands­leute durch treffliche Rabelais-Uebersetzungen. Anekdoten-Sammlungen, die sogenannten Faze- tien-Büchlein, kommen in reicher Zahl auf und erwerben sich große Beliebtheit.. Ganze Schwärme von gereimten Flugblättern gegen die Kirche verlassen die Druckereien. Zum erstenntal beginnt auch die Karikatur ihre politische Rolle zu spielen. Sie war zumal für j-ne bestimmt, die des Lesens und Schreibens noch unkundig waren, sie ersetzte das geschriebene Wort durch die bild­liche Darstellung, ja sie übertraf dieses nicht sel­ten an Wirkung. Und der Volkswitz beginnt KöstliDeiten auszubreiten, an denen wir uns heute noch delektieren können. Nur einige Pro­ben aus jener Zest. Der liebe Gott, sagt ein Witzwort  , ist überall, nur nicht zu Rom  , da ist nämlich sein Statthalter. Der Papst war gestor­ben, erzählt eine Schnurre, und begehrte von Petrus  , in den Himmel eingelqssen zu werden. Du hast doch die Schlüssel des Himmelreichs," erwiderte Petrus  ,öffne dir doch selber!"Schon richtig," gab der Papst zurück,aber weißt- du denn nicht, daß der Luther das Schloß geändert hat?" Und ein anderer, der Tiefe nicht entbehren- dr Scherz:Des Kopernikus Lehre, daß die Erde sich um die Sonne drehe, ist Aberwitz," tobte ein Pfaff,stehet nicht geschrieben, Josua gebot, Sonne, stehe still im Tal« Gideon?"Ganz recht, erwiderte einer,seit jener Zeit steht sie eben still!" Oder aber: Warum fließt di« Mosel   so bogenreich? Es find einst in der Gegend allda, heißt die Antwort, viele Pfaffen gestanden und haben Bettelgut verzehrt, da wurden sie so dick, daß der Fluß sich mühsam um sie Herumwinden mußte. Mit der Konsolidierung der bürgerlichen Welt beginnt auch die Satire eine sehr eindeutige antibürgerliche Tendenz anzunehmen. Die hohe Literatur vertritt der große Engländer Janathan Swift(16671745); seine Romane sind hohn­volle Auseinandersetzungen mit der Welt des KättunchristentumS. In Frankreich   zwingt der geistvolle Witz Voltaires alles in seinen Bann. Voltaire   ist zunächst der Mann, der dem Funda­ment der Kirche übel miffpielt, aber er hat zumal in der ErzählungCandide  " auch ge­sellschaftliche Zusammenhänge in einer Weise ab­geleuchtet, die ihn nicht gerade als Lobredner der bürgerlichen Klasse und ihrer gesellschaftlichen Prinzipen erscheinen läßt. Ein leuchtendes Juwel der satirischen Gesellschaftskritik wird immer Beaumarchais  ' Hochzeit des Figaro  " bleiben, jenes blendende Stück, von dem Ludwig XVI.  behauptet hat:Wäre ich wirklich König von Frankreich   gewesen, so wäre dieHochzeit des Figaro" nie' aufgeführt worden", und- Napo­ leon I.  :Das Stuck ist die Vorwegnahme der französischen   Revolution!" Der Bolkswitz attackiert die bürgerliche Klasse, die nun mit fester Hand nach den Zügeln der Weltwirtschaft greift, mit aller Schärfe. So erzählte man sich um 1793 folgenden
Witz: Zwei Freunde sahen die Guillotine arbei­ten.Nun, was sagst du dazu?" fragte der eine den anderen.Ja, die Klass« der Halsabschneider ist eben ans Ruder gekommen!" ivar die Antwort. Zwei Arme unterhielten sich über die Revo­lution. Der eine:Tas ist nun die große Frage aller Fragen: Aristokrat oder Bürger, wer hat das bessere Blut?" Der andere gab zur Antwort: Das beste Blut jedenfalls muß der Arme haben, denn alle wollen davon!" Eine der hübschesten Einfälle jener Epoche aber ist der folgende: Zur Zeit der Gironde   häuf­ten sich infolge der Zerrüttung der Wirffchaft die Selbstmorde in Frankreich   in erschreckender Wesse. In der Nationalversammlung drückte die Gironde  , die ungefähr mit unserer Deutschen Volkspartei   verglichen werden kann, einen An­trag durch, der ein Preisausschreiben vorsah mit dem Thema: Wie läßt sich die Zahl der Selbst­morde herabsetzen? Unter den einlaufenden Lösungen befand sich auch die folgende:Man be- tveise, daß es auch im Jerrseits Girondisten gibt, und kein Mensch wird mehr Selbstmord ver­üben!" Bald darauf wird einer der klassischen Volks­witze antibürgerlichen Charakters auf englischem Boden geboren. Ein Fabrikant, erzählte man sich, hatte ein neues Fabriksgebäude aufgeführt und fragte leutseligerweise einen seiner Arbeiter, wie ihm der Bau gefalle. Der kratzte sich den Kopf und sagte schließlich:Das kommt mir vor wie die umgekehrte Passion!"Wie die umgekehrte Passion? Wieso?"Nun," entgegnete der Arbei­ter,in der richtigen Passion leidet einer für alle, hier aber, hier leiden alle für einen!" Man sieht, solche Bolkswitze treten den großen satirischen Leistungen der liberalen Schriftsteller ebenbürtig zur Seite. Das Ent­scheidende aber ist, daß ihre antibürgerliche Ten- innz unverkennbar ist. Als nach 1815 die politische und kulturelle Reaktion in allen europäischen   Staaten siegt, ist die Satire abermals ein Ventil der im Volk sich ansammelnden Spannungen. Heinrich Heines   Bedeutung ist bekannt. Man braucht das Wesen seiner Satire nicht zu analysie­ren. Heine war kein erklärter Parteigänger de,s modernen Proletariats, aber er hat Verse und Prosastücke geschrieben, die, nicht zerstörbar durch den Rost der Zeit, im Arsenal des Proletariats unter den bevorzugten Waffen erscheinen. In Frankreich   ist zur Zeit Heines ein Glanzpunkt in der Entwicklung der Karikatur zu verzeichnen: die Herausgabe desCharivari" mst seinem Hauptzeichner Honorä Taumicr. Daumier  greift in seinen politischen Karikaturen, auf dem Programm der Junirevolution von 1830 fußend, den durch den königlichen Doppelzentner Louis Philipp repräsentierten bürgerlichen Ge­danken in schärfster Weise an. Er hatte das Glück, eine Perle von Verleger zu Seste zu haben: Philipon. Der berühmteste Einfall der Charivari-Leute war,:'den Kopf Louis Philipps als Birne darzustellen, ein Einfall, der so popu­lär wurde, daß an den Manern der guten Stadt Paris   die Birne in den lustigsten Variationen erschien. In dieser Verbindung ist folgendes Vorkommnis wert, erzählt zu werden. Philipon war eines Tages horibile dictu der Aufrei­zung zum Königsmord angeklagt. Er erschien zur festgesetzten Stunde vor Gericht und erklärte mit freünblichem Lächeln, von einer Aufreizung zum Königsmord könne keine Rede sein, höchstens habe er zur Marmeladenbereitung aufgefordert! Paris   lachte, Frankreich   lacht«, und der Effekt war der, daß man den Prozeß nicht fortzuführen wagte und das Verfahren niederschlug. In England wird 1842 derPunch" heraus­gebracht, in dem John Leech   scharfe antibürger­liche Karikaturen bringt. In Deutschen  - wird 1848 das Geburtsjahr der periodischen Witzblatt- presse, an deren Spitze derKladderadatsch"(da­mals linksdemokrakssch), die frankfurter Latein", der Stuttgarter  Eulenspiegel" und die Leipziger  Reichsbremse" marschieren. Auch der Bolkswitz findet 1848 ein Feld rei­cher Betätigung. In Berlins   Kneipen kommt das hübsche, fälschlich Glasbrenner zugeschriebene Wort auf:Eine Konstttutton iS, wenn keene da is", und in aller Munde ist der nicht minder tref­fende Witz:Eine Konstitution sst, wenn einer,
der Leute nichts angingen. Denn Bombon dankt seine Berühmthest. und seinen Aufschwung einzig seinem Pfarrer und dessen Martyrium. Was tväre der Ort heute, hätten nicht die Anbeter der wei­nenden Mutter GotteS dem frommen Mann die Hosen heruntergezogen, um ihm durch Auspeit­schung den Teufel a posteriori auszutreiben? Als der Pfarrer also gemartert wurde, mag er ge­seufzt haben wie Christus auf Golgatha:Mein Goot, warum hast du mich verlassen?" Aber wie­der einmal hat es sich gezeigt, daß Gott   den liebt, den er züchtigt. Die Wunden sind geheilt, der Pfarrer kann wieder ohne Beschwerde sitzen, aber die mißhandelte Stelle umschwebt der Glorien­schein des Märtyrertums. Und jeder Tag bringt neue Reisende nach Bombon, die die Wundmale des Märtyrers besichtigen und ihr Geld im Orte lassen. Errichtung einer staatlichen Telegraphen« und Telephonschul«. Die staatliche Telegraphenverwal­tung beabsichtigt eine Telephon- und Telegraphen­schule zu errichten, in der sämtliche in den staatli­chen Telephon, und Telegraphendiemst aufgenomme­nen Aspiranten für ihren künftigen Beruf cheorr- tssch und praktisch geschult werden sollen. Demensspre- chend soll die Schul« mit den modernsten Unterrichts ­
behelfen aus der Elektrotechnik ausgestattet werden. Die Schule, deren Lchrplan bereits ausgearbeitet sst, wird im Neugebäude der Post- und Telegra­phenverwaltung in LiÄov(in dem soeben die«neue interuribane Station eingerichtet wird) untergebracht sein. Für den theoretischen Unterricht wird der Schule ein großer, bereits für diesen Zweck gebau­ter Bortragssaal zur Verfügung stehen.- Die Frequentanten werden u, a. mit den verschiedenen telegraphischen Apparaten vertraut gemacht; so wird z. B. die Schule über 42 Mors«--und 6 Hnghes-Ap- parate verfügen. Der Unterricht fall noch Mößlich- keit noch in diesem Jahre beginnen. Der gefährlich« Tintenstift. Daß mit Tinten­stiften vorsichtig ümgegangen werden muß, ist nicht genügend bekannt. Di« violette Farbe rührt von Mechylviolett her, dos schon in einer Lösung von zwei Prozent eine lebhaft« Giftwirkung entfaltet. Mehrfach haben sich recht unangenehme Folgen dadurch«vgebn, daß beim Anspitzen von Tintenstiften Teilchen der Stiftmasse ins Auge ge­rieten. Im Zentralblatt für Chirurgie werden zwei BergiftungSfälle geschildert, die dadurch zustande kamen, daß Spitzen von Tintenstiften in die Haut gerieten, abbrachen und nicht sogleich entfernt wur­
de« nichts zu sagen hat, Reden hält!" In den Leitartikeln, Reden und Tagesgeschichten jener Zeit spielte eine große Rolle die Floskel von der Polstischen Morgenröte". Darauf wurde folgen­der Witz gemünzt:Was ist das eigentlich: poli­tssche Morgenröte?" Antwort:Tas ist die Zeit, wo man am besten schläft und träumt!" In der Folgezeit sst die Note des Bolkswitzes politisch völlig klar umrissen:Die Welt   ist eine einzige große Familie, die Großen ziehen die Klei­nen aus!" Und jener Witz, der die Runde um den Erdball machen sollte, kommt auf: ,Hch habe Hunger", sagte der Arme.Ja, mein Gott, wärm» essen Sie sich denn da nicht satt?" sagte der Reiche. In der neueren Zeit sind es insbesondere zwei Namen, die auf dem Gebiet der gesellschafts- und kulturpolitischen Satire sich klassische Geltung errungen haben: in Frankreich   läßt Anatole Fran« den gallischen Geist in köstlichster Läute- rung und Fassung aufleben, in England ersieht in Bernard Shaw   ein Molitzre der Moderne. France hat gegen Kirche und Bürgertum Hiebe geführt, die von beiden nicht verwunden werden können. Die zum Sprichwort gewordene Sentenz: Das Gesetz in seiner majestätischen Gleichheit verbietet beiden, Armen und Reichen, unter Brückenbögen zu nächtigen" stammt von Anatole Fran«.Die Insel der Pinguine",Die Brat­tuche der Königin Pedaucque" und der Roman Thais" sind Bücher, die man nicht genug empfehlen kann. Von Shaws Gelächter über die bürgerliche Welt einen Begriff zu geben, über­steigt die Möglichkeit einer kurzen Plauderei. Gr findet Nuancen des Witzes, die in der gesamten Literatur bisher unbekannt waren. Welche Schlag- - kraft hat, wenn er beispielsweise in dem Stück Der Mann des Schicksals" über Napoleon Bo­ naparte   folgende Regiebemerkung aus der Feder läßt:Er ist der Mann, der zum erstenmal« die Entdeckung macht, daß eine Kanonenkugel, die auf einen Menschen abgefeuert wird, diesen un­fehlbar tötet." Wir dürfen bei einer Betrachtung der sati­rischen Gesellschaftskrstik. auch nicht an John Galsworthy   Vorbeigehen, der in derForsyte- Saga" ein Werk geschaffen hat, das durchaus in die Reihe der hier behandelten Literatur gehört. DieForsyte-Saga", ein zweibändiger Roman des englischen Bürgertums seit der viktorianischen Zeit, überströmt nicht von funkelnden Witzen, aber das ganze Gemälde, das hier von der, bür­gerlichen Seele entworfen wird, wirkt wie'«ine einzige hohnvolle Satire. Galsworthy   gibt in epischer Breit« die Dinge wie sie sind, es ist ein kultivierter Naturalismus, den seine Feder bietet, aber gerade in der peinlichen Naturtreue liegt die i satiriMe Wirkung der Schilderung. Aber auch der Bolkswitz ist bis in unsere Tage hinein lebendig geblieben. In den Schützen­gräben des Westkrieges kam der folgende Scherz aus:Wer hat den Krieg erklärt?" Karl Marx  hat den Krieg erklärt, lies ihn nur, dann wird er dir klar!" Oder aber:Die Arbeiter", sagen die Kapitalisten,haben für uns den Krieg geführt, es ist nur logisch, wenn sie auch jetzt für uns be­zahlen!" In der Inflationszeit war sprichwörtlich: Traurige Zeiten, man sieht nur noch Freuden­mädchen!" Und ein sehr spaßhafter Einfall der jüngsten Zeit möge die hier servierten Kostproben abschließen: Zwei Arbeiter, die bei Kanalabbau­arbeiten beschäftigt sind, unterhalten sich: ,^-ißt du auch, Kollege," scmt der eine,wozu das hier zugeschippt wird?"Na?"Damit nicht mehr so viele Streiks ins Wasser fallen!"Na, weißte", gibt der ande« zurück,hoffentlich verlaufen sie jetzt nicht im Sande!" Di« satirische Literatur steht den Werken der ernsten Muse ebenbürtig zur Seite. Wie diese will sie dem Fortschritt dienen und dem ringen­den Menschen im Kampf um ein besseres Dies« sests moralische Hilfsstellung geben. So wichttg die nationalökonomische, die philosophische und die poetische Literatur zumal für den Proletarier ist, nicht vergessen möge er. daß die Sattre zu allen Zetten eine Waffe der Unterdrückten war, und nicht die schlechteste. Humor verloren, alles ver­loren, gilt auch für den Klassenkampf. Ein gutes Witzwort   fand sich einmal in der 1848 in Berlin   herausgebrachtenBuddelmeyer« Zeitung:Die Weltgeschichte ist eine Frau, die am meisten kränkelt, wenn sie guter Hoffnung ist." Auch heute, lieber Leser, nicht wahr, ist der Weltgeschichte gar nicht recht wohl. Hoffen wir, daß sie grster Hoffnung ist...!
den. DaS Mechylviolett dringt dann langsam in die Umgebung und wirkt auf das benachbarte Ge- web« ab tötend. Gleichzeitig kommt es zu allge- meinen Vergiftirngserschein ungen, Fieber und groß« Mattigkeit. Bei dem ersten der beiden Fälle war einem 26jährigen Manne die Spitze eines Tintenstiftes in die linke Hohlhand ge­drungen. Es kam zu Störungen des Allgemein­befindens, Darmkatarrh  , Gelbsucht. Die Wunde in der Hohchand vergrößerte sich, sondert« dauernd ab, im Krankenhaus mußte die ganze Umgebung her- ausgeschnitten werden-,-und der Kranke hatte volle drei Monate an der so einfachen Ver­letzung zu leiden. In dem zweiten Falle war di« Spitze des Tintenstiftes in den Mittelfinger ein­gedrungen und abgebrochen. Die kleine Verletzung wurde zunächst nicht beachtet, führte aber bald zu allgemeinen Krankhoitserscheinungen und zu kaltem Brand mit Verlust des ganzen Fingers. Da« zerstörte Champognegebict wird jetzt als Truppenübungsplatz eingerichtet. Das bis­herige französische   Truppenübungslager bei ChalonS  wird aufgegeben. Zu dem neuen Truppenübungs­platz gehören die auS den blutigen Kämpfen des Weltkrieges bekannten Gegenden von Sommepy, Tahure, Riponk, Perthes und Conain.