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Internationaler Kongreß der Keramarbeiter.

Karlsbad  , 16. August.( Eigenbericht.) Im neuen Verbandsheim der Keramarbeiter in F schern wurde heute vormittags der V. Rongreß der Internationalen Föderation der Keramarbei­ter durch den internationalen Sekretär, Genossen Wollmann, eröffnet. Die Stirnfeite des Sit­zungssaales ziert das Bild Oswald Hille brands und der von Fahnenrot und Reiſern umsäumte Mahnruf Proletariat aller Länder bereinigt Euch".

Vertreten sind auf dem Kongreß die Organi­fationen von Deutschland  , Dänemark  , Niederland  , Frankreich   und der Tschechoslowakei  . England hat Frankreich   und der Tschechoslowakei  . England hat sein Fernbleiben mit der außerordentlich schwie­rigen finanziellen Lage entschuldigt, mit Italien  ist seit langem jede Verbindung unterbrochen. Die Zentralgewerkschaftskommission hat Genossen Aton Schäfer, die Kreisgewertschaftskommis­sion den Genossen Scharing, die Kreisvertres tung der deutschen sozialdemokratischen Partei Genossen Horn delegiert. Der Kongreß wählte Palme Tschechoslowakei   zum Vorsitzenden und Memminger   Deutschland   zum Pro­tokollführer.

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Genosse Schäfer sfizzierte in seiner Begrü­Bungsansprache die Schwierigkeiten des Kampfes, den die Arbeiterschaft dieses Landes zu führen hat, für die Kreisgewerkschaftskommission und für die

Inland.

Die Gewerbepartei

will die Gewerbetreibenden einseifen.

mit aller Gewalt in Reiche der Gewerbe- Politik Der Herr Stenzl und sein Sekretär, die ausgestattet sind, fühlen sich veranlaßt, ihren

positive Maßnahmen fördern muß, begreift na- p türlich ein Unterläufel der Klerikalen und Agra­rier nicht. Das vertrauliche Rundschreiben wird die Stenzlianer aber nicht vor der öffentli= chen Rechtfertigung ihrer Taten schüßen, in der es ihnen nicht so leicht fallen soll, ihre Wähler über den Löffel zu barbieren.

Zur Borgeschichte der Affäre Gajda.

Dazu schreibt das Blatt der Legionäre Ná­rodní Osvobození:

Wählern nun endlich zu erklären, was sie zu ihrer gewerbeschädlichen Politik veranlaßt hat. Die Leitung der Gewerbepartei, die sich, fern von allen Dingen der großen Politik, in Mähr.- ,, General Gajda wurde schon 1921 in dem Trü bau befindet( wo sie allerdings ungesehen Buche des Majors Kratochvil Der Weg der Re­und unbelauscht im Trüben fischen kann), ver- volution" beschuldigt, daß er sich insgeheim um schickt an die Ortsgruppen der Partei ein Rund die Aufnahme in die Dienste der Sowjet­schreiben, das nache iner sehr verlegenen und armee bewarb. Im Jahre 1924 schrieb Kra­gewundenen Einleitung auf die 3 ölle zu spre- tochvil im 2. bis 4. Band der Naší revoluce", chen kommt. Der Herr Stenzl und sein Geschäfts- daß General Gajda zur Zeit seines Aufenthaltes führer lassen sich nicht auf lange Motivierungen in Paris   den Bolschewiken eine Reihe vertrau­ein. Wenn die Zölle nicht mit Hilfe der Deutlicher Dienste geleistet habe, die für diese schen beschlossen worden wären, dann wären sie insbesondere in der Zeit des Krieges der Sowjets mit Hilfe der Sozialisten gemacht worden(!). Und mit Polen   wertvoll waren... Kratochvil kam da anscheinend ein Unglück, das man sich selbst auf die Sache am 8. Dezember 1924 in den ,, Pon­zufügt, nicht so schlimm ist wie das, welches man dělní Noviny  " zurück, wo er das, was er in sei­von einem anderen erleidet, hat der Stenzl es nem Buche schrieb, wiederholte und bemerkte, daß selbst übernommen, den Kaufleuten die teuerung  - er bereit ist, das Geschriebene auch vor Gericht zu schaffenden Zölle zu spendieren. verteidigen."

Die ganze Kurzsichtigkeit der patentierten Gewerberetter wird auch aus der Begründung der Steuerpolitik flar. Stenzl schreibt:

,, Wäre es unserer Wählerschaft vielleicht lie. ber gewesen, wenn die für die Bedeckung des

neuen Gehaltsgesetzes erforderlichen Mittel auf die direkten Steuern überwälzt worden wären?" Dent von der Gewerbepartei schon genügend Kreisvertretung sprach Genosse Scharing sehr gescheit und schlagkräftig. In Wahrheit ist erzogenen" fleinen Manne erscheint das nun Worte der Begrüßung. Der Bericht des internationalen Sekretärs, es doch so, daß die indirekten Steuern Der Bericht des internationalen Sekretärs, die Produkte verteuern und dadurch die erstattet von Genossen Wollmann, löfte eine auftra ft der Massen senken. Die direkte Debatte aus, in der hauptsächlich die Beziehungen Steuer legt dem Kaufmann und dem Gewerbe­zu den Fabritsarbeiterverbänden beandelt wur- treibenden eine einmalige größere Ausgabe auf den. Der Bericht wird sodann einstimmig ange­nommen. Hierauf berichten die Delegierten der die nicht einmal den Kleinen treffen muß), die einzelnen Länder über die Entwicklung und den indirekte Steuer schädigt und untergräbt seinen Stand ihrer Organisationen, über die Lage der Absatz und damit seine Existenz. Die Gehaltsge­Keramarbeiter und ihre Kämpfe, das Tarif- und setze und die Kongrua haben zwar nach Stenzl Lehrlingswesen und über die Lage der Industrie. Mängel, aber man mußte sie eben fressen, da sie Ein tristes Bild zeigte der Bericht Brouffi- junftimiert" waren. Ions über die Verhältnisse in Frankreich  , wo die fommunistische Spaltungsarbeit der gewerkschaft­lichen Tätigkeit schwere Schäden zufügte und die Kraft der Arbeiterbewegung schwächte. Um halb 6 Uhr abends wurden die Verhandlungen abge­brochen.

Der Abend vereinigte die Delegierten mit der Arbeiterschaft von Alt- Rohlau auf einem Begrüßungsabend. Der Dienstag Vormittag ist der Besichtigung der Keramfachschule ist ein Besuch gewidmet, Mittwoch nachmittags ist ein Besuch des Genesungsheimes der Keramarbeiter in San­gerberg vorgesehen.

Devisenturie.

Brager Kurse am 16. August.

100 holländische Gulden

100 Reichsmart.

100 belgische grants

100 Schweizer Franks

1 Pfund Sterling

100 Lire

1 Dollar

100 franzöfifche grants.

100 Dinar

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Die Ausliefrung der oppositionellen Abge­ordneten wird durch einen kleinen Dreh gemil­dert. Im Ausschusse hätten die deutschbürgerli­chen Parteien nur für die Ausliefreung wegen

Es war also den regierenden Kreisen bereits lange bekannt, was gegen Gajda vorlag. Troy­dem haben sie ihn zum Generalstabschef gemacht. Das wirft ein merkwürdiges Licht darauf, wie man in der Tschechoslowakei   zu verantwortungs­vollen Posten berufen wird.

fen, sollte Gajda heuer im Jänner einen offiziel Wie die Lidové Noviny" zu berichten wij len Besuch in Belgrad   machen. Der Belgrader  Striegszeit kennt, bezeichnete den General jedoch Arzt, Dozent Dr. Kost id, der Gajda aus der in einer Gesellschaft beim Gesandten Seba als Schwindler. Er erklärte auch, daß er seine Beschuldigung beweisen wolle. Er erzählte, daß Gajda unter seinem Befehl in der ferbischen Divi­fion in Odessa   gedient habe und daß Gajda auf Grund seiner Angabe, er sei Arzt, die Behandlung franker serbischer Soldaten anvertraut wurde. Eine solche Sache sei ein Verbrechen.

Es wäre interessant, zu erfahren, ob die tsche­choslowakische Regierung von ihrem Gesandten darüber informiert wurde und ob sie das auch wußte, als Gajda nach der Bildung der Regierung Černy mit der Leitung des Generalstabes betraut wurde.

öffentlicher Gewalttätigkeit gestimmt, um ein Das deutsch  - tichechische Verhältnis und

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Exempel dafür zu statuieren, daß man Abgeord nete an der Ausübung ihrer Pflicht durch schwere Körperverlegungen behindert" hatte. Mit diesem Kohl speist der Stenzl die wißbegierigen Wähler ab. Was dann im Hause geschehen, die Auslieferung auf Grund des Schutzgesetzes, wird diskret verschwiegen.

die tschechischen Sozialisten.

Bustand unruhiges Leben in Mitteleuropa   beben­ten, was dessen Bewohnen nichts Gutes bringen würde.

Zum Schluß kommt das Blatt direkt auf einen deutsch  - tschechischen Ausgleich zu sprechen und sagt hiebei:

Der Ausgleich zwischen Tschechen und Deut­ schen   wird erst dann eine Bedeutung haben, wenn er von Volk zu Volk durchgeführt werden wird. Die Massen der Bevölkerung sehnen sich nicht danach, daß man sich gegenseitig Kränkungen zu füge, aber sie wollen Zusammenarbeit, welche die Voraussetzungen für den Frieden und die Siche­rung der Interessen der breiten Massen schafft.

Die Verhältnisse sind freilich noch nicht so ausgereift, als daß wir die Sache anders regeln könnten, als im Rahmen unseres Natio­nalstaates und im weitern Rahmen des Völkerbundes. Sobald die Deut­ schen   diesen Standpunkt voll und ganz anerkennen, gibtas tetn Hinder­nis, daß wir uns die Hände reichen. Damit werden wir mit Meilenschritten vorwärts­kommen und werden uns die Bedingungen der Zusammenarbeit sichern zum gegenseitigen Vor­teil und Fortschritt und zur günstigen Klärung der europäischen   Gesamtverhältnisse." Die Aenderung in der Sprache des České Slobo" ist nicht zu verkennen.

Die Nationaldemokraten gegen eine Regierung mit den Denischen.

die Národní Lifth" zur gegenwärtigen politischen Bemerkenswert ist eine Erwägung, welche Situation anstellen und in der es heißt:

So weit sind wir entschieden noch nicht und insbesondere die tschechoslowakische Nationaldemo­tratie kann nicht beschuldigt werden, daß sie ihren Standpunkt und ihre Treue zur Notwendigkeit des nationalen Charakters unseres Staates aufgeben fönnte. Sie fönnte auch nicht ihre Zu stimmung zur Vertretung der Deut schen in der Regierung geben. Es ist auch keine Voraussetzung dazu und es sind auch diejenigen im Irrtum, welche mit so etwas rech­nen und die Bedeutung der ersten Versuche der sogenannten aktivistischen Parteien nach einer ver­nünftigen, hauptsächlich von den wirtschaftlichen Interessen der Wähler diktierten Politik über­schäßen.

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Was sagen da die Herren Spina und Mayer­Harting zu ihren Partnern?

Das künftige Budget.

Als es im Parlamente zum Zusammengehen der deutschen   und tschechischen bürgerlichen Par­teien kam, da bestand die Taktik des České Slovo", des Hauptorgans der tschechisch- sozialistischen Par Die Prager Presse" berichtet:- Nach der tei darin, die tschechisch- bürgerlichen Parteien des Rückkehr des Finanzministers Dr. Engliš vom Als besondere soziale Errungen Verrats an der Nation zu bezichtigen und eine Urlaube wurde die Schlußredaktion des Budgets schaften  ", die von der Regierung für den nationale Hezze gegen eben diese tschechischen bür vorgenommen und dieses vom Ministerrate ge­Herbst bereits versprochen seien, nennt das gerlichen Parteien zu entfachen. Diese Taktik nehmigt. In das Budget sind diesmal sämtliche Rundschreiben unter anderem die Einstel- scheint mittlerweile aufgegeben worden zu sein, Investitionen wie auch die Ausgaben, die mit der lung der Steuerrevisionen bei fleinen wie wenigstens der Leitartikel des genannten Regelung der Beamtengehalte und der Systemi­Gewerbe- und Handelstreibenden( ob es nicht Blattes vom Sonntag zeigt. Zunächst wird die fierung der Stellen zusammenhängen, voll aufge­eher die großen sein werden?), 3ugeständnisse Bedeutung des tschechisch- deutschen Problems fol- nommen. Trotzdem Trotzdem endet das Budget mit Geld Mare  bei der Vergebung öffentlicher Lieferungendermaßen gekennzeichnet: einem realen Suffizit. Die Budgetma­1356.-.- 1362.-. 807.75 gent, Verbot der Ausübung eines Gewerbes Das tschechisch- deutsche   Problem ist die Le- terie wurde von Minister Dr. Engliš neugeordnet 803..75­90.55.­Einschrän 91.95.- durch Staatsangestellte und bensfrage der tschechischen Nation. Es läßt sich und ist nunmehr absolut übersichtlich und nach 652.50.­von zwei Standpunkten beurteilen. Wir sind im volkswirtschaftlichen Gesichtspunkten aufgestellt. 163.90.­Uebergewicht gegen die Deutschen   zu Hause in Das Finanzgesetz wird also diesmal um keine 110.67.50 83.70.­unferem eigenen Staat, in den europäischen   Hän Bewilligung zu irgendwelchen Kreditoperationen deln aber sind wir im Nachteil, da die Deutschen   ansuchen und vorausgesetzt, daß durch neue Gesetze vor uns ein großes Uebergewicht haben. Wenn feine neuen ungedeckten Ausgaben erwachsen, wird zwischen uns und den Deutschen   ständig ein feind- der Staat im kommenden Jahre überhaupt keine schaftliches Verhältnis bestehen sollte, würde dieser Schulden mehr kontrahieren.

91.42.50

59.47.50

10.000 magharische Kronen

4.69 17.50

100 polnische Zloty

100 Schilling

373.-­476.75.­

165.10.­112.67.50 34.-­

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fung der Regietarten und der Regiekohle der Eisenbahner.

Wie man sieht, lauter sehr soziale" 92.82.50 Forderungen! Daß jede von ihnen der 59.97.50 Sache der Gewerbetreibenden mehr schadet als 379.-- nüßt, daß man das Gewerbe überhaupt durch die 479.75.- 1 Schädigung der Käufer nicht retten, sondern durch

4.79.17.50

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Etwas Ungewöhnliches, Erhebendes, Schö-| ,, Nein, das ist für mich kein Ideal. Ich seiner Genugtuung, die nicht ganz frei von Ge­finde diese ganzen Geschichten, die Besuche bei wissensbissen war, daß sich eine schwüle Stim Sie begann ihre Ideen zu entwickeln. Als der Kellnerin in Zendt, seine Bemühungen um mung um uns ausbreitete, die Evelyne tief ver­

Copyright 1924 bei Buchhandlung Schneider u. Co  ., Wien. nes, ein Ziel in diesem Leben!"

Bom Baume des Bösen. jungen Mädchen waren ihr die jungen Männer das Zimmermädchen eigentlich ziemlich ekelhaft." wirrte. Denn bisher hatte sie wohl die Regun­

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Von Marcel Berger.

,, Wer weiß, Evelyne!" sagte ich und drohte ihr mit dem Finger. Mit bewundernswerter Unschuld im Tone fagte fie: " Ich empfinde für ihn wirklich nur rein förperliche Sympathie." Ich glaube Ihnen versichern zu können", bemerkte ich, daß dies das einzige ist, worauf Herr Dartigues Wert legt."

,, Ach, das ist ganz ungefährlich!" ,, Evelyne", sagte ich, das Gesetz der körper­lichen Anziehung regiert die Welt. Genies wür­den ihre Begabung dafür hingeben, um von Ihnen ein einziges Mal so angeschaut zu werden, wie Sie den guten Marius eben jetzt angeschaut haben." 19

,, Wie habe ich ihn denn angeschaut?" ,, Einfach verliebt! Wissen Sie denn das nicht einmal? Ich kann doch nicht annehmen, daß Sie heute noch so vollkommen unerfahren find wie damals?"

" Ich war zwei Jahre Krankenpflegerin", sagte sie selbstbewußt, und habe das Leben fennen gelernt."

Ihre ruhige Selbstsicherheit brachte mich in Verlegenheit.

Heiraten Sie ihn doch in Gottes Namen", fagte ich, wenn er Ihr Typ ist!" Sie blieb vollkommen ernst: ,,, ich fürchte sehr, daß er keine Ideale

bat." ,, Was verstehen Sie unter Idealen?" fragte ich lächelnd.

ihrer Heimat durchaus unsympathisch gewesen. ,, Und Sie wollen das wirkliche Leben kennen gen ihrer jungen Sinnlichkeit wie böse Einflüste­Alle nach demselben Modell gearbeitet, Sports- gelernt haben?" fragte ich scherzend. leute und Geschäftsleute, absolute Materialisten. Wie angewidert verzog sie den hübschen Auf ihren Reisen in Frankreich   war sie zum Mund:

rungen beiseite geschoben und nun rechtfertigte jemand in leidenschaftlichen und überzeugenden Worten ihre eigenen geheimsten Begierden, sang laut ihr Lob und verlieh ihnen dadurch mit einem Male ein anderes, gefährliches, unwider­stehliches Gewicht.

Ich schöpfte Atem und fragte sie, ob ich sie langweilte. ,,, durchaus nicht!" protestierte sie lebhaft. Das sind außerordentlich wichtige Fragen, und ich bin sehr froh, daß Sie gekommen sind. Durch Sie sehe ich erst ganz klar, was ich an Marius Dartigues auszusetzen habe." Sie stand auf und streckte mir herzlich die Hand entgegen:

ersten Male mit Künstlern in Berührung gefom- ,,, das noch nicht! Nicht diese schmußigen men. Die schienen Ideale zu haben! Ich war Dinge... einer der ersten. Sie fand, daß es eine würdige Jch setzte mich in den weichen Rissen zurecht Beschäftigung sei, Bücher und Gedichte zu schrei- und legte mein Gesicht in ernste, gedankenvolle ben. Auch Philipp war mehr als ein Dilettant, Falten. Es bereitete mir ein eigenes Vergnügen, bevor er erkrankte. Seine Leidenschaft für die das heikle Problem der sexuellen Frage mit die­Musik reihte ihn wirklich unter die Künstler ein. fer aufgeklärten kleinen Unschuld theoretisch zu ,, Andere, die ich kennen lernte", fuhr sie erörtern. Die Gefahr reizte uns beide. Ohne eifrig fort ,,, beschäftigten sich ernsthaft mit Male- Ueberlegung improvisierte ich eine fast wissen rei, mit dem Tanze, ja selbst mit Modefragen an schaftliche Abhandlung über den Gegenstand. und für sich, mit verständnisvollem Sammeln Vor allem erledigte ich Marius, indem ich be­von Kunstgegenständen und Altertümern. Alles tonte, daß Männer seiner Art tatsächlich nur Jetzt gehe ich mich umkleiden. Sie speisen das war schön und interessant ihren niedrigsten tierischen Instinkten unterian doch dann an unserem Tische, nicht wahr?" Wirklich verblüfft hatte ich ihr zugehört. feien. Damit wollte ich ihr ein für allemal jede Allein geblieben, faßte ich mir den Kopf. ,, Und wie erhaben über alle Bewunderung Illusion über seine Person nehmen. Dann Was hatte ich angestellt? Satte ich für mich selbst war euer Jdeal im Striege! Ein Jdeal, das wandte ich mich gegen die von ihr zur Schau gesprochen? Was hätte Philipp zu meiner Pre­euch kleines Volt wahre Wundertaten verrichten getragene hochmütige Mißachtung der irdischen digt gefagt...? Anderseits fonnte eine Frau ließ!" Liebe und ihrer Freuden. Mit gespielten Zögern wie Evelyne doch nicht für diesen franken Men­Ich weiß nicht, welcher Laune gehorchend erklärte ich, fie als junges Mädchen nicht in diese schen bestimmt sein, ihr blühendes Leben nicht ich etwas Schmeichelhaftes über Dartigues sagen Mysterien einweihen zu können; wenn sie aber ihm geopfert werden. Das Blut braufte mir in wollte: einmal verheiratet sei, würde ich mit gutem Ge- den Ohren. ,, Auch Marius hat sich im Striege ausge- wiffen darauf zurückkommen. Ich verließ den Salon und das Fieber in zeichnet; in dieser Richtung kann man ihm keinen meinen Adern begann sich allmählich abzufüh Vorwurf machen." len. Wenn La Tour- Aymon geheilt würde- und möglich war dies ja immerhin würde sich Evelyne wohl weiterhin als seine Braut betrach ten und dies wäre auch die beste Lösung.

,, Er hat mir selbst zugegeben", sagte sie ,,, daß er sich nur in seinem Interesse und wegen seiner Stellung im Kriege erponiert hat. Im Herzen war es ihm völlig gleichgültig, ob die gute Sache siegte oder nicht!"

,, Mag fein", gab ich zu. Aber schließlich ist es denn nicht auch eine Art Lebensideal, Frauenherzen zu erobern?"

Heftig widersprechend schüttelte sie den Kopf:

Sie schien betroffen und wurde plötzlich gauz flein und bescheiden. Kindische Einwendungen, die sie mit gepreẞter Stimme machte, waren nicht schwer zu widerlegen. Ich redete mich in Eifer, wurde freier und deutlicher in meinen Ausfüh­rungen, und pries ihr mit verhüllten Wendun Als ich im zweiten Stocke den Aufzug ver­gen, feurig und feierlich, die letzten Ekstasen der ließ, lief ich Doktor Pythius in die Arme. Er Leidenschaft, den Augenblick, der die Menschen zu blieb stehen, als wollte er mir etwas sagen. Aber Göttern erhebe. Natürlich konnten meine Worte er schivieg, und so entschloß ich mich zu der in feiner Weise ihr Zartgefühl, ihre Schamhaftig- Frage. keit verletzen. Aber ich fühlte deutlich und mit

( Fortsetzung folgt.)