Ae siebente Reichenberger Messe. jewsk, Mairiinsk, Nischnrudinsk, Petropawlowik, Kurpan und an anderen Orten in Aktion. Heute ist es erwiesen, daß Gajda ein typischer militä- rrscher Abenteurer war, den die goldenen Achsel­stücke eines russischen Generals lockten, und der den goldenen Säbel, den ihm die sibirischen Schie­ber und Wucherer schenkten, gegen die Freiheit und die Revolution schwang. Ihm hauptsächlich ist es zuzuschreiben, daß die Tschechen die Bezeichnung G a d h(Schlan­gen) erhielten. Wollten russische Mütter ihre Kinder erschrecken, sagten sie: Warte nur warte, di« Tschechen kommen. Und dieser Mann, dessen die sibirische Bevöl­kerung nur verfluchend gedenkt, der die^unend­lichen weißen Schneefelder Sibiriens mit dem roten Blut der sibirischen Arbeiter und Bauern tränkte, dieser MaNn, dessen Sehnsucht nach der Konzentration der Macht in einer Hand bekannt war, konnte nicht nur General st abschef einer demokratischen Republik, er kmnte, was nicht mehr zu bezweifeln ist, Ver- traUensperson der Sowjet-Regierung werden. Seine diktatorischen Gelüste waren ein Ge­heimnis. DieNenyorker Volkszeitung" bracht« im November 1918 ein Telegramm desHe­ rolds ", in dem Bernstein von einer Unterreimng meldet, die er am 20. November mit dem Gene­ral Gajda hatte. ,.Ick> bin damit einverstanden, daß Koltschak zum Diktator gewählt wurde. Rußland ist für ein« sozialistische Regierung noch nicht reif. Es braucht»ine Diktatur oder einen Monarchen." Bald darauf ernannte ihn Admiral Koltschak zum Kommandierenden der sibirischen Armee. Wenn Gajda auch nicht Nähmaschinenagent war, wie an der sibirischen Front erzählt wurde, so bleibt sein Aufstieg trotzdem unvergleichlich. Wenn ich fetzt in den Zeitungen von Begrüßungen und Ovationen für denheldenhaften General" lese, so erinnere ich mich, daß das alles schon ein­mal da war. Nur Zeit und Raum haben sich geändert. Auch 1918 wurde derErlöses mit Blumen, Wein und Küssen der kapitalistischen sibirischen Frauen und Mädchen begrüßt. Damals war es Irkutsk . Heute ist es irgend eine tsche­chische Stadt, die ihm zujubelt. Allerdings wurde aus dem russischen Erlöser em Judas . Er lieferte, als sich die tschechoslowa- kischen Truppen vor den Roten fluchtartig zurück­ziehen mußten, den Admiral Koltschak , das Haupt der sibirischen Konterrevolution an die Bolsche­wik! aus. Koltschak wurde an die Mauer des Gefängnisses gestellt und erschossen.(Shaka- row: Das weiße Sibirien .) Gajda wurde General st abschef einer demokratischen Republik . Es wäre ein ge­schichtliches Verdienst, das Buch des monarchisti­schen Generalleutnants ShakarowDas weiße Sibirien" in die tschechische Sprache zu über­setzen. Die Juli» und Augusttage de's' Jahres 1918 kosteten die tvertvollsten Opfer. Die Lage der roten Armee am Baikal wurde täglich hoffnungs­loser. Japan erließ eine Deklaration über die Ent­sendung von japanischen Truppen nach Sibirien . Mit der Betvaffnung der Rotgardisten stand es schlecht. Es gab wenig Gewehre, fast keine Pa­tronen. Das riesige Hinterland erforderte große Kräfte. Im Rücken der roten Armee arbeiteten weißoardistische Partisanen-Abteilungen. Gajda konnte triumphieren. Am 18. August 1918 umkreiste ein tschechischer Acroplan die Station Bcresowkabe: Werehne- Udinsk. Er warf Flugzettel herab. Es war eine Botschaft Gajdas an die Rotgardisten. Dem Sinn nach so: Rotgardisten! Eure Kommandanten und Kommissär« sind von Wilhelm gekauft. Sie wollen eine neue deutsch -russische Front Her­stellen. Aber Eure Lage ist hoffnungslos; uns jübclt alles zu und begrüßt uns als Befreier. .Jedes weitere Blutvergießen ist nutzlos. Ergebt Euch und Ihr erhaltet Brot, Arbeit und Frei­heit. Dafür bürge ich mit meinem Ehrenwort. Stabs-Kap. Gajda Kommandant von Irkutsk . Tags darauf wurde zwischen Kulhuk und M i s s o w a j a ein Sanitätszug der roten Armee in Grund und Boden geschosien. Eine Abteilung Rotgardisten, die bciTroitzkossawsk stan­den, und die Verbindung mit der Haupttruppc verloren, haben sich tatsächlich ergeben. Sie wur­den in ein Gefängnis auf Rädern, in die soge­nanntenAbteilungen des Todes" geworfen. End: November 1918 traf ich als japanischer Schnhlgefangenrr diesen Transport auf der Sta­tion Buxedu(Mandschurei ). Drei Monate furcht­barer Leiden und Qualen mußten die Gefangenen erdulden:/ Fahrt bei geschlossenen Fenstern. Tägliche Nahrung: Ein wenig Kohlsuppe, nranchmal Kascha, und ein halbes. Pfund Brot. Die Wagen wurden nie gesäubert. Ein Glückstag, wenn man erlaubte, daß mildtätkge Menschen Liebesgaben reichen konnten. Wäsche und Kleider verfaulten. Den Kopf aus der Tür oder dem Fenster hinaus­stecken, hieß Schüsse der Wache erwarten. Erst als die amerikanische Mission und ja­panische Aerzte eingriffen, besserte sich ihre Lage. Die russische Eharbiner ZeitungMandschurei " brachte ähnliche Berichte, die dos amerikauffche rote Kreuz mitteilte. Die Tragik der sibirischen Revolution ist unsagbar groß. Neben Jakow­lew, Lytkin, Iwanow, Sierow, Su­ chanow und Melnikow sind tausende Na- nienlose ums Leben gekommen. Was würden sie sagen, wenn sie hörten: Gajda steht jetzt im Dienste Sowjet-Rußlands !? Oder müssen dieseImponderabilien" schweigen, wenn es sich unt Staatsnotwendigkeiten handelt? handelt?. Reichenberg, 15. August. Messen sollen an­geblich das Barometer der Volkswirtschaft sein. Diese Annahme entbehrt gewiß nicht einiger Be­rechtigung, aber ganz trifft sie doch nicht zu. Denn eine großzügige Reklame, die sorgfältige Auswahl qualitativ guter Erzeugnisse und ihre raffinierte Zusammenstellung allein sind noch kein wirtschaft­licher Gradmesser. Auch der auf einer Messe er­zielte geschäftliche Umsatz gewährt noch keine Sicherheit wirtschaftlicher Konjunktur. Der wirt­schaftliche Niederschlag muß auf der Messe in allen seinen Uffachewund Wirkungen nicht einmal er­kennbar sein. Soweit also von einem Barometer überhaupt gesprochen werden kann, gilt dies nur insoweit, als bei schlechter Geschäftslage wenig und bei guter mehr Abschlüsse getätigt werden. Ansonst übt eine Messe keinerlei Wirkung auf die Wirtschaftslage aus. Di« Reichenberger Messe hat sich nun im Gegensatz von vielen anderen be­hauptet und wurde am Samstag bereits zum siebentenmal eröffnet. In äußerst ungünstiger Zeit ist das Wagstück wiederum versucht worden. Und gerade dieser Umstand gibt dieser Messe eine Festigkeit, einen Beweis der Haltbarkeit. Sie ist eine Muster- und Warenschau geworden, die sich aus sich selbst heraus von Jahr zu Jahr qualitativ günstiger entwickelt. Was Heuer sofort auffällt, ist, daß die Zahl der Aussteller geringer, dafür aber die Güte der ausgestellten Erzeugnisse weit besser als im Vorjahre ist. Die Anzahl der angemeldeten Einkäufer ist erfreulich groß, wieweil cs aller­dings zu Geschäften kommen wird, werden erst die nächsten Tage lehren. Die Anzahl der Be­sucher ist überraschend groß. Obwohl diese natür­lich meistens nur Schaulustige sind, beleben sie das Bild der Messe doch. Was zu sehen ist, hat auch Interesse für die Arbeiterschaft: zwar nicht kaufkräftig, sieht sie doch ihre eigenen Erzeugnisse in einer Weise zusammengetragen, daß cs sie Herz- Tages-Nenigleiteu. Wiener Genossen am Grabe Hillebrands. Samstag vormittag fanden sich auf dem Karls­ bader Friedhof eine Anzahl gegenwärtig in Karls­ bad weilende Wiener Parteigenossen em, um des Gen. Hilleband zu gedenken. Für die Kriegs- und Bezirksorganisatron Karlsbad , sowie für die Re­daktion desVolkswille"- nahmen die Genossen Löiw, Wondrak und Sacher, ferner Genossin Blatny teil. Unter den Wiener Genossen, die Gen. Glöckel führte, befanden sich auch einig« hervor­ragende Funcksicmäre und Vertrauensmänner der Gemeinde und der Partei- und Gctverkschafts- organisationen Wiens. Am Grabe hielt Nationalrat Genosse Glöckel dem toten Freunde einen von'Rührung durch-' zitterten, tiefempfundenen Nachruf. Der Redner würdigte das Werden und Wirken des Toten, zeichnete die großen Vorzüge des edlen und guten Menschen, der Hillebrand stets war, gab dem großen Schmerze über den Verlust des so früh­zeitig Dohingegangenen Ausdruck, der auch alle lene erfüllt, die in den letzten Jahren seines Lebens nicht mehr unmittelbar mit ihm zusammenwirken konnten, ihm aber liebe Freunde geblieben waren und überbrachte schließlich die Grüße des roten Wien , das zum Symbol sozialistischen Hoffens und Siegens geworden ist, welchen Zielen ja Hille­brands Lebenswerk gewidmet war. Hierauf legte Landtagsabgeordneter Genosse Schleifer im Namen der Wiener Gäste einen Strauß roter Rosen auf das Grab nieder, dessen rote Schleife die Worte trügt:Dem treuen Kämpfer Wiener Parteigenossen, August 1926". Genosse Löw dankte dem Genossen Glöckel für seine trefflichen Worte und den Wiener Ge­nossen für di« Ehrung, die sie unserem teueren Toten zuteil werden ließen und versicherte, daß die Grenzpfähle, die uns nun von den Wiener Freunden trennen, nicht vermögen, die in jahr­zehntelanger Kampfgemeinschaft gewordene Freund­schaft zu zerstören. Sie lebt weiter fort, stärkt uns rm Kampfe und das große Wiener Beispiel gibt uns stets neue Zuversicht, den Kampf für den Sozialismus auch auf dem schweren Boden unseres Staates siegreich zu Ende führen. Hier­auf fand die schlichte, aber wahrhaft erhebende Gedankfeier ihren Abschluß. Die Ursache der Ciepeler Katastrophe. Ei» Attentat? Budapest , 15. August. Blättermcldungen zu­folge sind drei Bergarbeiter, die unter dem Ver­dachte, die Explosionskatastrophe in Csepel verur­sacht zu haben, verhaftet worden sind, nachdem sie ein vollständiges Alibi nachgcwicfen haben, heute wieder auf freien Fuß gesetzt wor­den. Nach demA Reggel" sollen die Erhebungs­daten gezeigt haben, daß die Ursache auf Fahr- lässigkert zurückzufuhren sei. Darnach wäre die Explosion durch Verletzung des Rauchwrbotes seitens der. drei Arbeiter hervorgerufen worden. Heute vormittag werden auf dem Schauplatz Explosionssprengungen vorgenommen werden, um die Explosion zu rekonstruieren und festzustellen, wie die Explosion überhaupt erfolgen konnte. Gleichzeitig wird auch das zuerst explodierte Mu- nitonslager aufgedeckt, um neue Angaben zu Tage zu fördern. Dem,^6tföi Naplo" zufolge hätten die Wachposten in Csepel vor einigen Tagen in der Nacht Schüsse auf zwei Männer abgege­ben, die sich dem Pulvermagazin nä­hern wollten. Die Untersuchung ist lich freuen muß. Freilich, der bittere Beigeschmack ist nicht los zu werden: die herrlichen Erzeugnisse, die sie schafft, werden von den Anderen erworben. Die Teppiche und Schlafzimmer, die Klaviere und Radioapparate, die feinen Stoffe und die kleinen und großen Autos und Motore, die herrlichen Glassachen und die feinsten Spitzenhandarbeiten, die herrlichen Spielsachen und auch die praktischen Bedarfsartikel, sie alle erfreuen auch den Arbeiter und die Arbeiterin, aber sie bleiben für sie das Rühr mich nicht an", obwohl sie vorerst durch ihre Hände gegangen sind. Ein Spitzendeckchen um sechzigtausend Kronen versetzt auch un­sere Arbeiterin in Entzücken, obwohl sie viel drin­gendere Bedürfnisse zu decken hatte. Auch des Proletariers Kinder würden mit demBauernhof im Egerland " umzugehen wissen, aber das bleibt für sic unerreichbar. Eine wertvolle Bereicherung erfährt die Nei- chenberaer Messe durch die Ausstellung des deut­schen Werkbnnoes. Alles in allen« kann gesagt werden, daß sich ein Rundgang durch die elf Messehäuser lohnt. Er regt zum Nachdenken an, was im Heim des Arbeiters noch alles fehlt und auch darüber, warum das Fehlende stets fehlend bleiben wird. Es zeigt mit aller Deutlichkeit auf, daß zum Wohl­stand m der Arbeiterfamilie noch soviel beizutra­gen wäre, daß eine Messe nicht nur Schaustellung für Unerreichbares, sondern bequeme Auswahl zur Deckung der Bedürfnisse wäre. In der Zeit, in der die Produkte nicht wegen des Bedarfes, son­dern wegen des Profites erzeugt werden, haben Messen zwar für den Händler und Verkäufer gro­ßen Wert, der Arbestsmann ist nur soweit inter- essicrt, soweit eine Messe überhaupt imstande ist, Arbeitsmöglichkeit zu sichern. Aber auch dieses Moment könnte die Bedeutung der Messe zwei­fellos erhöhen. nach dieser Richtung ausgenommen worden. Eilendahnkatastrophe in Paris . 12 Tot«, 40 verletzt«. Paris , 16. August.(Havas.) Beim Verlassen des Lyoner Bahnhofes in Paris sind zwei Züge zusammengestoßen. Es wurde ein« größere Anzahl von Menschen getötet und verwundet. Eine werter« Meldung besagt, daß, der Zu­sammenstoß zwischen einem Vorort züg und einer Berschubloko motive erfolgt sei. Zwei Personen wurden getötet, 40 Verwundet,,hievon 15 schwer. Tas Unglück ist augenscheinlich auf ein« falsche Weichenstellung zurückzufuhven, wodurch der, Ausflüglerzug auf eine Verschiebe- garnitur ouffuhr. Zum Glück fuhr der Ausflüa- lcrzug nunmehr mit einer Geschwindigkeit von 20 Kilometer und war nicht wie gewöhnlich über­füllt, da der Großteil der Pariser auf dem Lande geblieben ist.(Der heutige Montag fft nämlich fast überall ein Feiertag.) Bei dem Ausflüglerzug wurden 2 Wagen 3. Klasse zertrümmert. Schwarz«ad Rot. Die westschlesische Stadt Freudental war am 15. August der Schauplatz zweier bemerkens- werter, einander entgegengesetzter Kundgebungen. Die katholffche Kirche und die christlichsoziale Partei feierten unter größtem Pomp die Ein­weihung des mit einem Kostenaufwand von mehr als sechs zusammengeschnorrten Millionen neu er­bauten, prachtvoll eingerichteten Priester- seminars. Die ganze bürgerliche Welt, ein­schließlich der Juden, hotte diese Feier gefördert. Deutschnationale, Hakenkreuzler, Turner, Sänger alles tat mit. Di« Geschäftswelt schon in Er­wartung eines guten Geschäftes. Die klerikalen Drahtzieher rechneten mit einer Teilnahme von 20.000 Festgästen, sahen sich aber hierin ent­täuscht. Immerhin war das Fest ein Beweis der Stärke der Schwarzen in Schlesien und Nord­ mähren , wobei sie sich vor allem auf den ,Kacho- lischen Volksverein" stützen. Im deutschen Ritter­orden, der außer dem Schloß einige Mei«rhöfe sowie ein Brauhaus hat, eine eigene Volks- und Bürgerschule und«in Armenhaus unterhält, be­sitzt die klerikale BeweWng eine kräftige wirt­schaftliche Stütze. Man versteht, daß die christ­lichsozial« Partei programmatisch ein« geschworene Feindin der Bodenreform fft! Unsere Partei­genossen veranstalteten am selben Tage vormittag eine Massenversammlung im herrlichen Saale des ArdeiterheimS(einer der größten Säle des ganzen Landes) unter dem Vorsitz des griffen Genossen Scharnowell. Der ehemalige Klostermönch Dr. thel. Schacher! sprach wirk­sam auf Grund der eigenen Erfahrungen über die Heranzüchtung der katholischen Priester im Sinne der Weltauffassung längst vergangener Jahrhun­derte. Drastisch zeigte er den ungeheuren Gegen­satz zwischen dem unkritischen Glauben und der exakten Wissenschaft auf. Abg. Gen. Schweich - hart behandelte als zweiter Redner das syste­matische Streben der katholischen Kirche nach weltlicher Vorherrschaft und ihre antisoziale Ein- stellung. die Verherrlichung des ausbeuterischen Kapitalismus alsgöttliche Einrichtung". Wäh­rend die Kirche unter ihrer Patronanz die Ver­ankerung des kapitalistischen Systems anstrebt, wollen wir es ersehen durch die klassenlose sozia­listische Gesellschaft. Beide Redner ernteten stür­mischen Beifall. An diese antiklerikale Kundgebung schloß sich di« feierliche Utzbergabe des im moder­nen Änne umgestal-teten Arbeiter­heims, wobei Genosse Scharnowell eine kurze Geschichte der Freudentaler Arbeite rhetvegung zum besten gab, die seit dem Jahre 1873 datiert. Tas Arbeiterheim selbst wurde 1905 übernommen und bildet heute eine stolze Trutzburg der Ar­beiterklasse. Nachmittags fand im schönen Garten des Arbeitecheims ein Festkonzert statt. Zur Feier waren viele Genossen aus der engeren und weiteren Umgebung gekommen. Ein Fliegerunglück bei Brünn . Heut« vor halb 12 Uhr vormittags trafen, wie dos Dsche- choslowakische Preßbureau uieldet, auf dem Brün­ner Flugplätze einige Militärflugzeuge des Ol- mützer Flugregimentes Nr. 2 ein. Der Fliegr Zugsführer Karl Novotny, welcher mit seinem Flugzeuge zuletzt landen sollte, benützte einen ge­eigneten Augenblick und führte bei dem Slati- naer Bahnhofe einige Loopings vor. Den letz­ten derselben vollführte er berits in einer verbo­tenen Höhe von ungefähr 100 Meter über der Erde, was seinem Flugzeug und ihm zum Ver­hängnis werden sollte. Das Flugzeug stieß auf den Boden auf und wurde zertrümmert. Hätte der Flieger noch ungefähr 35 Meter freien Luft­raum unter sich gehabt, hätte er das Flugzeug noch ins Gleichgewicht bringen können und das Unglück wäre vermieden worden. Beim Abstürze des Flugyeuges erlitt Zugsführer Novotny Riß­wunden am Kopfe und einen Beinbruch unter­halb des Knies und an der Ferse. Die übrigen Flieger, tvelche unterdessen bereits auf dem Flug­plätze gelandet waren, beobachteten mit Entsetzen den letzten verhängnisvollen Teil seiner Evolu­tion, denn sie crkanten die ihm aus der geringen Höhe des Flugzeuges drohende Gefahr. Vom Flugplätze begab sich sogleich eine Militärkom­mfffton an die Unglücksstätte. Gleich daraus langte auch ein vom Stationsvorstande in Sla­tina, der den Absturz des Flugzeuges bemerkt hatte, und sogleich um Hilfe telephonierte, her­beigerufenes Automobil der Brünner Rettungs­station ein. Der verletzte Pilot wurde mittels Automobils in das Divisionskrankerchaus in Brünn gebracht. Seine Verletzungen sind schwer, aber nicht lsbnsgefährlich. Es muß leider kon­statiert werden, daß in diesem wie in einigen übrigen Fällen das Unglück einzig der mangeln­den Vorsicht des Fliegers zuzuschreiben ist, der in ungenügender Höhe über der Erde Akroba­tenstücke wagt. Vorschriftsgemäß dürfen Mili­tärflieger Akrobatenstücke in einer Höhe von min­destens 1000 Meter ausführen. Die Trümmer des Flugzeuges wurden nachmittags abmontiert und noch Olmütz geschafft. Sinowjews Nachfolger, aber nicht auf dem päpstliche» Throne von Moskau, sondern auf der Rutschbahn der Abgesägten, ist der Volks­kommissär Kamenew . Er wurde seines Amtes enthoben und an seine Stelle als Konrmissär für Jnnew- und Außenhandel tritt der erst 30 Jahre alte Kaukasier Miko ja n, der im Jahre 1918 beinahe erschossen worden wäre. Mit Kamenew geht wieder einer aus der alten Leningarde den Weg aller Diktatoren. Wie ausgezeichnet«usere Eisenbahnen ver­waltet werden,«fuhren diejenigen, die am Samstag mit demdirekten" Schnell­zuge von Prag nach Teplitz fuhren, der sahrplangemäß um 16 Uhr 55 vom Wilfonbahn- hof weggeht. Bei PodleSin mußte man umsteigen, weil dort durch einen Dammruffch der Verkehr unterbrochen ist. Daß aber nicht der Zug bereit­stand, mit dem die Passagier« weiterfahren konn­ten, und daß die Reisenden mehr als eine halbe Stunde auf diesen Zug warten mußten, das ist schon höhere Schlamperei. Am meisten aber wurde die mangelhafte Verwaltung unserer Eisenbahnen den Reffenden in Laun klar, wo an der Schnellzugslokomotive irgend ein Defekt auftrat und wo es wieder eine Stunde dauerte, bevor eine andere Lokomotive mit dem dazuge­hörigen Lokomotivführer aufgetrieben werden konnte. Die Reisenden hatten also das Vergnügen, infolge der Schlamperei der Staatsbahnverwal­tung mm 2 Stunden später nach Tep­ litz zu kommen und um zum Schaden noch den Spott hinzuzufügen, ließ man sie in v ö l l i g unbeleuchteten Waggons fahren, was wahrscheinlich nicht einmal mehr in Hinterindien der Fall sein wird. Alldem fft nur noch hinzuzu­fügen, daß an der Spitze des Effenbahnminfftc- riums gegenwärtig einFachmann" steht. Ei« sauberer Polizeipräsident. Der stellver­tretende Polizeipräsident von Salzburg , Wil­helm Friedrich, steht unter dem Aufsehen er­regende« Verdacht des Warenschmuggels nach Bayern . Vermöge seiner Stellung, in der er auch den bayrischen Zollbehörden persön­lich gut bekannt war, konnte er stets ohne Durch­suchung die Grenze passieren. Jüngst macht« er sich aber an der Grenze verdächtig, wurde angc- halten und man fand bei ihm Teppiche, die er un­verzollt nach Bayern bringen wollte. Friedrich befindet sich ebenso wie sein Auftraggeber, Sieg­ mund Mayer , in Prag , wohin der Polizeidireü tor angeblich zum Besuche seines kranken Vater, gereist fft. Eine unerhörte Pietätlosigkeit. Sonntrw nachmittags fand sich beim Grabe des unbekann­ten Soldaten in Paris ein sehr gut angezogener einbeiniger Fremder ein, zog aus der Tasche ein- Flasche Champagner und begann si-' ein Glas nach dem andern einzuschenten. Schlief- Ich trug er dem unbekannten Soldaten eine»' Trinkspruch vor und zerbrach das Trinkglas<h. dem Grabhügel. In dem merkwürdigen Frem­den wurde ein 28 jährig er Amerikaner sichergestellt, der sich feit drei Tagen in Panr aushält und behauptet, KrivgÄnvalide zu sein. Seine siandalöse Tat verübte er wahrscheinlich in der Trunkenheit; er wurde wegen Schändung des Grabes verhaftet.