Veite 8 S. September 1926. Der Film. Ei« neuer Film mit Pat und Patachon wird »mmer mit Freude begrüßt werden. So ist es auch mit dem, der soeben unter dem Titel:Auf der Eisscholle durch den Ozean" herausgckom- men ist. Die Handlung ist wie bei den meisten Pat und Patachon-Filmrn belanglos und nebensächlich, sie hat lediglich den Zweck, den beiden sympathischen Künstlern die Möglichkeit zur Entfaltung ihrer hin­reißenden Komik zu peben. Dazu bietet auch dieser Film wiederum reichliche Gelegenheit. Pat und Patachon werden beim Wintersport im nordischen Meer auf eine Eisscholle verschlagen und nach mancherlei lebensgefährlichen Abenteuern, die ko­misch sind, weil inan weiß, daß di« beiden Künstler bestimmt mit dem Leben davonkommen, von einem Schiff gerettet. Sie führen nun ein mühevolles Matrosenleben, kommen, in einer spanischen Hafen­stadt di« übrigens mit Marseille identisch ist in allerhand Gedränge, bei welchem Patachon«in schönes Mädchen(nebenbei die verlorengeglaubte Tochter des Kapitäns) ans den Krallen eines Bar­wirts errettet und lieben lernt. Der Erfindungs­gabe der beiden Freunde gelingt es, Patachon den Ruf einer bärenstarken Menschen, des ,Aodes- boxerS", zu verschaffen, was den Vorteil hat, daß sich ihr hartes Los mit einem Schlage bessert, aber den Nachteil, daß Patachon gezwungen wird, in Ca­ lais an einem BoSampf teilzunehmen, bei welchem er natürliche wiederum durch mancherlei Listen der Beiden den Weltboxmeister Goliath besiegt und sich das geliebte Mädchen erringt. Der Film ist reich an- dramatischen Effekten und lustigen Epi­soden, di« schallende Heiterkeit auslösen. Abgesehen von seinem fröhlichen Zwecke ist er eigentlich auch ein hohes Lied auf die Freundestreue. Er wurde von der Elektra-Filmgesellschaft in Prag vorgeführt. E. P. Der Haremsraub ist ein orientalischer Film, französischer Erzeugung, in dem ein schon oft abge- wandelteS Thema wiederum verwendet wivd. Di« Handlung ist spannend, das Spiel gut(Huguette D u f l o s und Leon M a t h o t haben die tragenden Rollen), die Bilder sind orientalisch-prächtig. Der Film ist eine gute Unterhaltungsware ohne tieferen Inhalt. Vongeführt wurde er von der Elektra- Filmgesellschaft. E. P. MMMMMMMMMMMWHMWH Aus-er Bartel. Ganzjährige Bezirkskonserrnz in Weipert am 5. September. Anwesend sind vier Mitglieder der Bezirksexekutive, drei Mitglieder der Kontrolle und !ra Delegierte, darunter 5 Genossinnen der einzel­nen'Organisationen des Bezirkes. Ferner Kreis­sekretär Genosse Wondrak für die Kreisvertre- rüng Karlsbad . Bor Eingang in die Tagesordnung gedenkt der Vorsitzende, Genoss« Kun st mann, in ehrender Weise des verstorbenen Genossen Hille­brand- Die Konferenz hört den Nachruf stehend an. Das Protokoll der letzten Bezirkskonserrnz wird vora«l«sen und genehmigt. Genosse Felling« Hauer erstattet sodann einen eingehenden Bericht über die Zeit vom 1. Juli 1925 bis M. Juni 1926. Derselbe erstattet auch für den am Erscheinen ver­hinderten Bezirkskasiier, Genossen Wirth, den Kassabericht für dieselbe Zeit. Derselbe weist an Einnahmen K 17.370 93, Ausgaben K 17.145.05, mithin K 225.88 als Kassabarbestand am 30. Juni 1926 aus. Den Bericht der Kontrolle erstattet Ge- nosse Joh. Müller jun. Auf dessen Antrag wird einstimmig der Bericht genehmigt und die Ent­lastung erteilt. Genosse Wondrak hielt sodann ein längeres, sehr beifällig aufgenommenes Referat über die politische Lage, die Zollparteien und unsere nächsten Aufgaben. Dazu sprachen die Genossen Schmidt, Muck und Fellinghauer. Auf Vorschlag der eingesetzten Kommission werden die Genossen Franz I. Fellinghauer als Bezirks- Vertrauensmann, Ant. K u n st m a n n als I. Stell­vertreter, Gustav Lienert als H. Stellv., Franz als I. und Johann Müller jun. als h. Schriftführer und Genosse Franz als Kassier gewählt. Diese sechs Genoffen bilden die Exekutive. Außerdem werden noch zehn Genossen aus Weipert , Schmiedeberg, Pleil-Sorgenthal, Bettlern, Köstel- wald, Christofhammer und Weigensdorf als Bei­sitzer für die Bezirksleitung, sowie drei Genoffen und eine Genossin in die Kontrolle gewählt. In das Frauen-Bczirkskomite« hat Weipert drei und Schmiedeberg zwei Genoffinnen zu wählen. Nach den durchgeführten Wahlen werden noch verschiedene Parteiangelegenheiten besprochen und erledigt. Kunst und Willen. Spielplan des Reuen Deutschen Theaters. Heute Donnerstag, 7-4 Uhr,Sonjas. Freitag, 7% Uhr,Vierzehn Tage Arrest". Samstag, 7 Uhr,C a r m e n". Sonntag, 2K Uhr, Orlo w", 7% Uhr, Gastspiel Leopold Kramer , Premiere,Neue He rren". Montag, 7 Uhr, Die Jüdin ". Spielplan der Kleinen Bühne. Heute, Donners­tagTheodor u. Ci«." FreitagDer Floh im Ohr". SamstagPeripherie". Sonntag, 3 Uhr,C h a r l« h s Tante", abendsB i e r- zehn Tage Arrest". MontagPeripherie". Wahrend sonst darin jede Tanzschule die Modell stand, mit ihrer ganzen Adresse angegeben ist, hüllt sich die Filmleitung im Schweigen, daß die Tau­sende aufmarschierende Arbeiter sind. Scheinbar glaubt man auf diese Art den Arbeitersportumzu­bringen". Bekanntlich wird am 19. d. M. in Leipzig die Bundesschule des Arbert7rturn«rbundeS eröffnet. Die Errichtung dieser Lehrstätte fft eine proletarische Großtat die von dem Gegnertum auf das in­famste begeifert wird. DerBerliner Lokalanzeiger" ein Reptil des Hugenbergkonzerns schreibt unter andern: ... wir haben im ganzen Lande erstklassig geleitete und ausgerüstete Pflege- und Lehr­stätten für Turnen, Spiel und Sport was will also die neue Turn- und Sportschule in Leipzig ? ... Es ist höchste Zeit, daß alle, die es ongeht,. erkennen, daß die Arbeiterturn- und-sportschule in Leipzig nicht Körperpflege, sondern Politik treiben will... Jeder Pfennig, der für sie ge­geben wird, fließt in die gleichen Kassen, an die Moskau seit Jahr und Tag seine Gelder spen­det... Jeder, der es ehrlich meint mit der Ge­sundung der Jugend, und das sollte man bei allen Staats- und Gemeindebehörden voraus­setzen dürfen, halte seine Hände fern von ihr.." . Es mag ja für das reaktionäre Gesindel schwer sein, Verständnis für das. Bestreben der Arbeiter» klaffe zu finden, die Form und die Art des Kampfes zeigt aber, daß das Gegnertum sich vor keiner Gemeinheit scheut, den Arbeitern Hindernisse zu bereiten. Nun, trotz Geifern wird die Bundes­schule eröffnet werden. Noch dazu in einer Weise, die beweisen wird, daß nicht nur die reichsdeutschen, sondern auch die hiesigen Arbeitersportler den Wert dieser neuen Lchrstätte zu schätzen wissen. Auch die Jnterwievs eines Dr. Peltzer(er sprach dem Ar­beitersport jeden Wert ab),.dem sein Weltrekord größenwahnsinnig machte, werden daran nichts ändern. Der Arbeitersport marschiert unaufhaltsam vorwärts.' rl Herausgeber Dr. Ludwig C z e ch. Verantwortlicher Redakteur Wilhelm Nießner. Für den Druck verantwortlich: O. H o l i k. Druck: Deutsche Zeitungs-A.-G.. Prag . Men Genossen u. Genossinnen empfehlen sich zur Herstellung Nor-böhmische Druck» und Verlags-Anstalt Gärtner& Co., öoüenbach a. E. G. m. d. 8. («BtaMnitml, Stirnotppl«, Verlag, tu^llatatl,»nulte Setz» und Siebmaschinen mit einer Cagteltilhing»an NhON Suchgaben, Nolationamaschinen mit einerLageaprabukttan von 25».»»» Zeitungen. Fernsprecher Nr. 171. Pogsparkassa Nr. 127.«« Turnen und Sport. Arbeitersport. Gleichheit" Weiskirchlitz I a gegen F. K. Pihanken 5:2(2:0). Beide Mannschaften waren trotz der tropischen Hitze bestrebt, ein schönes, fettes Spiel zu zeigen. Die Ueiberraschung bildete Pihanken. das mit einer flinken, sehr spielstarken Mannschaft aufwartete. Die Posten sind gleich gut besetzt rind es liegt vielleicht die einzige Schwäche' dieser Els momentan noch in ungenauem Zuspiel. Die Heimischen standen nicht auf gewohnter Höhe, einen ausliehmend schlechten Tag hatte die Stürmerreihe; viele günstige Chancen blieben unausgenützt. Tore erzielten Ottl, Geppert, Kruischma, Karli je 1 urtd ein Eigentor; für Pihanken Linksinnen und ein Elfmeter. Spielweise sehr fair und ruhig. Gleichheit" Weiskirchlitz Ers. gegen Zuckmantel «rs. 6:0. Raffball: Weiskirchlitz la gegen Aussig Stadt la 1:8 in Aussig. Weiskirchlitz Zögl. ae--n Wicklitz Zöglinge. * Bürgerlicher Sport. Ringen. Europameisterschaften im Ringen. In Riga begannen Samstag die Meisterschaften; mit Aus­nahme der Schwergewichtsklasse wurden in allen Ka- tegorien Kämpfe ausgetragen. Die Resultate lauten: Bantamgewicht: Reiber^(Deutschland ) schlägt Magyar(Ungarn ) in 7.6 S«k., Haussen(Schweden ) schlägt Bolt(Estland ) nach Punkten, Bozdech(Tsche­ choslowakei ) schlägt Wolker(Lettland ) in 6 Min. Federgewicht: Stamig(Deutschland ) schlägt Kopmann(Lettland ) in 18 Min., Ambroz(Ungarn ) schlägt Zeman(Tschechoslowakei in 9 Min., Bally (Estband) schlägt Malmberg(Schweden ) nach Punk­ten. Halbschwergewicht:-Rupp(Deutsch­ land ) schlägt Polmbeck(Lettland ) nach 12 Min.- Leichtgewicht: Maturag(Uttgauj) schlägt Bräuer(Deutschland ) in 15 Min., Petersson(Schwe­ den ) schlägt Herzog(Lettland ) in 12 Min., Kapp« (Estland ) schlägt Krawchvil(Tschechoslowakei ) in 1L Min. Mittelgewicht: Kronberg (Estland ) schlägt Halla(Tschechoslowakei ) nach Punkten, Papp (Ungarn ) schlägt Ronis(Lettland ) nach Punkten, Jakobsson(Dänemark ) schlägt Johannson(Mhwe- den) in 13 Min., Loo(Lettland ) schlägr Szabo(Tsche­ choslowakei ) in 15 Min. Sportliches Allerlei. Die bürgerlichen Fußballverbände haben wieder einmal gezeigt wie sie das Sportideal auffassen. Laut Beschluß haben sie ihren Vereinen verboten, die Sportplätze an Nichtverbandsvereine zu belassen. Für Vogelwiesen, Zirkusuntcrnhmnngen M. können diese Plätze, abgegeben werden, für sPoi^Me Ver­anstaltungenAndersgläubiger" bleiben sie gesperrt. Inwieweit sich di« bürgerlichen Vereine diesen Ein­griff in ihre auwnomen Vereinsrechte gefallen lassen, ist nicht unsere Sache eines steht jedoch fest, daß mit diesem Beschluß vor allem unseren Vereinen di« Möglichkeit genommen werden soll, größere sportliche Unternehmungen auf bürgerlichen Plätzen abzuhalten. Menn di« Herrschaften aber glauben, damit einen Hieb gegen uns zu führen^, dann dürften sic sich schwer getäuscht haben. * Bürgerliche Moral. Bor kurzem fand in Köln das Fest derpDeutschen, dieDeutschen Kampfspiele" statt, die sportlich und finanziell ein Fiasko wurden. Sportlich war alles auf die Kanonen Dr. Peltzer, Corts, Rademacher, Engel und Osznclla eingestellt, die aber aus Eigensinn oder schlechter Laune sich Extravaganzen erlaubten. Ein Erfolg der vielgeprie­senen Erziehungzur Persönlichkeit", die übrige Be­teiligung war herzlich schwach. Finanziell zeigte die Abrechnung ein Loch vonnur" 230.000 Mark. Dafür wurde auchDeutschland über alles" gesun­gen. Wenige Tage später hielten die Arbeiter­turner und-sportler ihr I. Westdeutsches Arbeiter­turn- und-sportfest ab. Und siehe da, es gab«ine Beteiligung, wie sie bei den Kampfspielen durch die acht Tage zusammen nicht aufgebracht wurde. Darob großer Zorn und sittliche Entrüstung. Wieder waren die Turnerinnen in ihrer netten Kleidung der An­laß zu fanatischer Hetze. Aber die bürgerliche Presse stahl auch Bilder aus den Arbeitersportblättern und veröffentlichte sie ohne Quellenangabe, als Leistungen der bürgerlichen Sportler. Neben der Presse ist auch das Kino als Helfershelfer der Bürgerlichen ausge­treten. So brachte dieDeuligwochr" Filmwiedergaben v^>m Arbeiterfest unter den Kampfspielaufnahmen und versuchte auf diese Art das sportliche Fiasko derDeutschen " aus- zugleichen. Wir ersuchen alle Arbeiter, die solche Schwindeleien sehen, uns sofort davon zu benachrich­tigen. Außerdem soll durch diese Veröffentlichung auch wieder hingewiesen werden, mit welchen Lügen­mitteln Kino und bürgerliche Presse die Oeffent- lichkeit zu betören versucht. Auch der FilmWege zur Kraft und Schönheit" bringt den Massenauf­marsch unserer Turner und Sportler in Frankfurt . Kleine Chronik. Die. Postkutsche. In unserem Zeitalter der Eisenbahn, des Autos »nd Flugzeugs erscheint uns der Postwagen, der noch vor hundert Jahrkn«ine immerhin einigermaßen eilige Verbindung zwischen den einzelnen Orten Deut'chlands herftellte, im verklärenden Licht« einer freundlichen Romantik. Was wir jedoch von Zeit- genoffen über dieses Verkehrsmittel wissen, läßt uns die Fahrt in der Postkutsche geradezu als eine Mar­ter erscheinen. Der Satiriker Lichtenberg z. B. schreibt darüber:Tie- streichen die Postwagen(es waren offenbar die von Thurn und Taxis gemeint. D. Red.) rot an, als die Farbe des Schmerzes und der Mar­ler, und bedeckten sie mit Wachslinnen, nicht, wie man glaubt, um die Reisenden gegen Sonne und Regen zu schützen, denn die Reisenden haben ihren Feind unter'sich, das sind die Wege und der Post­wagen, sondern aus. derselben Ursache, warum man denen, die gehenkt' werden sollen, eine Mütze über dqs Gesicht zieht: damit nämlich die Umstehenden die gräßlichep Gesichter nicht sehen mögen, die jene\ schneiden." ES muß in der Tüt eine Qual gewesen sein,. auf den Wegen,. die sich damals vielfach in einem scheußlichen-Zustande, befanden,.durch die Lande zu fahren. Die Bauern ließen oft geradezu ihre Wege in diesem schlimmen Zustande, um den Postverkehr zu verhindern.Ich möchte aus der Haut fahren, wäre nur eine Oeffnung groß genug, mich durchzulaffen,. da ich ganz geschwollen bin vor Wut", schreibt ein anderer Zeitgenosse des Personen­postverkehrs.' Die Staubwolken im Sonimer und der furchtbare Morast im Winter müssen vielfach die Fahrt im Postwagen unerträglich gemacht haben, und und man kann es deshalb verstehen, wenn Reisen nur in allergrößten Notfällen und bei den zwin­gendsten Anlässen unternommen wurden. Mochten die Reisen aber auch eine große Stra­paze darstellen, so waren sie doch alles andere als langweilig. Die Dörfer, die ganze Natur und die Menschen, die sich an die selten genug ankommenden Posten herandrängten hatte sich doch gerade hier eine regelrechte Bettelindustrie ausgebildet, das alles schuf um diese Postfahrten jene Romantik, die sich in der Literatur der damaligen Zeit immer wie­der ausfpricht. Besorvders nach den Feldzügen hatte sich in den zwanziger Jahren des vorigen Jahrhun­derts eine Menge Bettelvolk geBildet, das die Post­wagen bei ihrem Aufenthalt auf den einzelnen Sta­tionen förmlich.belagerte. Auch die Handwerks­burschen, die damals in großer Zahl die Landstraßen bevölkerten, stellten sich in Scharen dabei ein. Dazu kamen die Schausteller aller Art, die an den Post­stationen ihre Schaubuden aufschlugen und hier auf Verdienst« hofften. Die Weisenden waren ja meist reiche Leute und wurden bei dem ziemlich langen Aufenthalt unterwegs ordentlich hochgenommen. Eine solche Reffe war also nicht nur qualvoll und zeit­raubend, sondern auch außerordentlich kostspielig, nicht nur wegen der hohen Fahrtkosten, sondern auch wegen der Nebenausgaben, denen sich die Reisenden kaum entziehen konnten. Wie gering die Zahl der Fahrgelegenheiten auch in den Städten noch im Anfangs des. 19. Jahr­hunderts war, geht daraus hervor, daß selbst Berlin damals noch keine Droschke hatte. In Breslau wur­den die ersten städtischen Fiaker erst 1841 eingesühri. Der Omnibus taucht zuerst in Hamburg 1843, in Berlin 1846, in München 1854 und in Breslau gar erst 1862 auf. Das Berkehrsbedürnfis war eben da­mals noch sehr aering, und man hatte es nicht nötig, sich täglich ein*paar Mal in denAffenkasten" zu setzen. Migräne. Ein weitverbreitetes Leiden ist die Migräne, jener periodisch anfallsweise auftretende Kopfschmerz, der ost' im. Schulalter schon beginnt, zur Zeit der Pubertät an Stärke, und Symptomen wechselt und sicherlich Beziehungen zu dem Geschlechtsapparat be­sitzt. Häufig beginnt die Migräne z. B. bei Einsetzen der monatlichen Blutungen, um erst in den Wechsel­jahren endgültig zu verschwinden. Auch bei den Männern nehmen die Migräneanfälle mit zunehmen­dem Alter ab. Oft. gehen dem Anfall Allgemeiner­scheinungen. wie Unbehagen, Müdigkeit, Schlafsucht, Frösteln, Appetitlosigkeit, Ueberempsindlichkeit usw. voraus. Bald folgt dann der berüchtigte heftige Kopsschmerz, der oft nur halbseitig ist. Daher der Name des Leidens:Hemikranie"; von hemi(halb) und kranie'(Kopf). Nicht selten ist er auch über den ganzen Schädel ausgebreitet. Der Kopfschmerz wird dann als heftig bohrend und klopfend empfunden und in» Schädelinnere oder an den Hinterkopf, am häu­figsten in die Gegend über die Augen und Nasen­wurzel verlegt. Er wird unter Umständen derart un­erträglich, daß der Kranke liegen muß, abgeschlossen von der Außenwelt, im dunklen Zimmer ängstlich Geräusch und Berührung vermeidend, unfähig zu jeg­licher Arbeit. Wohl stets ist die Zunge belegt, der Geschmack pappig, der Appetit liegt darnieder; auf Schweißausbruch und Uebelkcit erfolgt oft Erbrechen und Ausstößen. Auch Darm und Blase sind in Mit­leidenschaft gezogen. Der Anfall endet meist mit tie­fem Schlaf, nachdem alle-Störungen verschwunden sind und bleiben, bis der nächste Anfall naht. Nicht selten beobachtet man halbseitige Rötung des Ge­sichtes und halbseitiges Schwitzen, vermehrte Tränen­absonderung, Schnupfen und Ailtzenbindehautentzun- dung. Charakteristisch sind ferner tanzende Pünktchen, Flimmern vor den Augen, Geruchsstörungen und Klingen in den Ohren. Schließlich kann jedes Organ bei der vielgestaltigen Krankheit mit ergriffen sein. Auch seelffche Veränderungen wie erhöhte Reiz­barkeit, Hemmung der Denkarbeit, Ermüdbarkeit, Verwirrungszustände, Dämmerzustände usw. können die Migräne in ihren schweren Formen begleiten und deuten auf Beziehungen zur Epilepsie hin. Beide Krankheiten können einander ablösen. lieber die Ur­sache dieses seltsamen Leidens ist kaum etwas Tat­sächliches bekannt. Erblichkeit spielt eine' hervor­ragende Rolle; die Konstitution ist ein wichtiger ur­sächlicher Faktor; das weibliche Geschlecht fft bevor­zugt; von den Männern sind vorwiegend Geistes­arbeiter befallen. Damit enden unsere Kenntnisse, und die Theorien beginnen, unter denen die Annahme van Gefäßkrämpfen die größte Wahrscheinlichkeit für sich hat. Im Heilplan ist zweierlei zu unterscheiden: die Bekämpfung der Ansallsbereitschaft und die Behand­lung des Anfalls selbst. Die Anfallsbereitschaft wird durch Vermeidung von Genußgiften und Ausschwei­fungen aller Art gemildert. Empfehlenswert ist ge­regelt« Lebensweise, reichlicher Aufenthalt in frischer Luft, keine übermäßige Geistesarbeit, keine Auf­regungen, eiweißarme Kost und Vermeiden bestimm­ter, anfallsauslösender Nahrungsmittel. Bei gut ge­nährten Personen können Hungerkuren Einschu­lung von Obst- und Milchtagen versucht werden. Auch hat man von Migräneserum und von Röntgen­bestrahlungen der Blutdrüscn Erfolge gesehen. Bei manchen Menschen, die an Migräne leiden, wird die Anfallsbereitschaft mit Brom und Lumina! herab­gesetzt; vielfach verlaufen die Anfälle danach milder. Im Anfall selbst kommt das Heer der schmerz­stillenden Mittel in Frage. Heiße Handbäder, Fuß­wechselbäder, elektrische Wärmebestrahlungen und ähn­liche Prozeduren leisten, oft gute Dienste. Nicht sel­ten jedoch wird der Kranke' gezwungen sein, ein dunkles, geränschfreies Zimmer aufzusuchen, sich hin­zulogen und den Anfall abzuwarten. Wie so oft, sind auch bei der Migräne die Erfolge der Heilkunst sehr bescheiden. M,