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Mittwoch,

Br. 257. 15. Jahrgang. 1. Beilage des Vorwärts" Berliner Volksblatt. mitto, 2. November 1898.

Kommunales.

Stadtverordneten: Versammlung.

29. Sigung vom Dienstag, den 1. November, nachmittags 5 11hr.

Die Berathung des Entwurfs des neuen Vertrages mit den Berliner Elektrizitätswerten wird fortgefekt. Die §§ 2-10 gelangen nach den Beschlüssen des Ausschusses ohne erheb liche Debatte zur Annahme.

Nach§ 11 wird die Stadt in der Regel den Unternehmern elektrischer Bahnen die Zustimmung zum elektrischen Bahnbetrieb nur ertheilen, falls die Elektrizität von den Berliner Elektrizitätswerken

entnommen wird.

abzuführen. Derselbe soll 40 pet. vom Reingewinn über 6 pCt. des Aktienkapitals bis 20 Millionen und 40 pCt. über 4 pet. betragen, soweit das Aktienkapital diesen Betrag übersteigt.

Dieselben Antragsteller wollen diesen Antheil von 40 auf 50 pet. erhöhen.

Ueber§§ 25 und 26 wird gemeinsam diskutirt.

Betrag, der für die Stadt infolge der Annahme unserer Anträge mehr gewonnen wird. Daß die Gesellschaften in den Vers handlungen mit dem Magistrat schon ihr letztes Wort gesprochen Sollten Sie es gethan haben, haben, davon ist keine Rede. so wäre es ein Glück für die Stadt, wenn wir auf diese Weise zur Uebernahme der Werke in städtische Negie fämten.( Beifall.) Stadtv. Spinola giebt den Antragstellern anheim, doch nicht wieder in die Generaldebatte zurückzufallen und aus der Abstimmung der vorigen Sigung die Konsequenzen zu ziehen.( Lebhafter Wider­spruch.) Man solle doch nicht auf diese Weise von hinten herum den Vertrag zu Falle zu bringen versuchen. Die Industriellen, die am Bezuge von Elektrizität interessirt seien, warteten mit Ungeduld auf den Abschluß der Sache.

ohne

weitere

Stadtv. Deter warnt vor überstürzter Berathung einer so schwerwiegenden Angelegenheit; man solle jedenfalls der heute hervor gehobenen, für viele Mitglieder neuen Thatsache, daß die Allgemeine Elektrizitäts- Gesellschaft die Hälfte der etiva nen ausgegebenen Aktien zum Parikurse zu beziehen berechtigt ist, die gebührende Beachtung widmen.j

Stadtrath 3 a bel sucht aus dem Aktienrecht und den Vertrags­bestimmungen nachzuweisen, daß dieser Umstand für die Stadt von ganz unerheblicher Bedeutung ist.

Hierauf wird ein Vertagungsantrag, den auch der Vorsteher Dr. Langerhans empfiehlt, gegen 1/29 Uhr angenommen. Die Verhandlung soll in einer Ertrasigung am Dienstag und dann in den nächsten Sigungen nach Bedarf in den beiden ersten Stunden jeder Sigung fortgesetzt werden

Stadtv. Singer: Wenn ich mich an der Spezialberathung be theilige zu dem Zweck, möglichst gute Bedingungen für die Stadt herauszuschlagen, so so tangirt das unsere prinzipielle ab lehnende Stellung natürlich gar nicht. Jenen Versuch zu machen, erachte ich umso mehr für meine Pflicht, als ich überzeugt bin, daß die Gesellschaft auch bei viel schwereren Be­dingungen noch mit Kußhand zugreifen würde.( Kopfschütteln des Bürgermeisters.) Der Herr Bürgermeister will das nicht glauben; er Bürgermeister Kirschner verbleibt dabei, daß er in voriger Stadtv. Preuß bekämpft diesen§ 11 als einen seines aus hat doch aber selbst eine gleiche Taktik befolgt, um durch sein an- Sigung die Vertheilung des Gewinnes zwischen Aktionären und geprägten Monopolcharakters wegen höchst bedenklichen, der auf die fängliches Eintreten für die Uebernahme bessere Bedingungen für die Stadt richtig dargelegt hat; die Stadt habe ein sehr starkes Drittel Bildung und Fusionirung von Privatgesellschaften, welche auf grund Stadt herauszuschlagen wenigstens will ich hoffen, daß er des Reingewinnes erhalten, nach den neuen Bestimmungen werde sich der dieses Monopols die Stadt schließlich erdrücken und er nicht fo intim volt allen inneren Vorgängen in der Antheil auf fast die Hälfte erhöhen. Es handle sich nicht um Neuabschluß würgen müssen, geradezu hindränge. Die großen Verkehrs- Gesellschaft unterrichtet ist, daß er recht hätte mit der Behauptung, eines Vertrages, sondern um Verlängerung eines bestehenden unter gesellschaften würden auf diese Weise mit Gewalt in es sei absolut nicht mehr herauszuschlagen. Wir verlangen nach dem günstigeren Bedingungen. Er fönne versichern, daß bei den fast diesen eisernen kapitalistischen Ring hineingezwungen. Damit Antrage die Brutto- Abgabe auch von der Elektrizität, welche in jahrelangen Verhandlungen die Gegenkontrahenten in ehr­haben, und würden die Interessen der Stadt von den Privatinteressen über dem Werke an der Oberspree hergestellt wird. Ein außerordentlicher Weise verhandelt daß e3 dem Stadt­wuchert, und die städtischen Behörden könnten sich der Uebermacht lich großes Quantum der dort hergestellten Elektrizität wird rath Zabel und ihm nicht leicht geworden sei, die Kon­die zu erhalten, der letzteren nicht erwehren. Schon jetzt sehe man ja den Einfluß von im Vertrage der Berliner Industrie verbraucht werden; der Nußen zeffionen jetzt vorlägen. diefer Privatinteressen bis in die städtische Verwaltung hinein sich der Stadt aus dem Vertrage aber verkleinert sich in dem Der Ausschußz sei schon erheblich weitergegangen, ob die Ge­erstrecken. Es trete hier das nackte Privatmonopol in seiner Maßgabe, als das Werk an der Oberspree von der Abgabe frei- sellschaft diese weitergehenden Forderungen er nicht. Häßlichsten Gestalt hervor. Auf die Leistung Freilich ein Kommunalreaktionär gelassen wiad. Unser Eventualantrag hat einen Vorgang in den Ver- Stonzessionen gewährt, wisse wie Herr Mommsen werde das nicht anerkennen; aber daß die handlungen mit der Straßenbahn. Auch damals wurde behauptet, 8 pCt. der Brutto- Abgabe auch von dem Außenwerke werde die Gesellschaft Uebernahme von derartigen Betrieben in städtische Regie liberalen jei das äußerste, was die Bahn abgeben könne, und so wurde denn der wohl kaum eingehen fönnen, schon weil es von vornherein viel Anschauungen widerspräche, könnten nur solche behaupten, die vom Vertrag mit diesem Sage abgeschlossen. Jetzt aber, wo neue größer, für 50 000 Pferdekräfte, angelegt ist. Aber auch sachlich Liberalismus nichts verständen. Mit dem§ 11, mit dem Privat- Linien ausgeschrieben werden, kommt die Straßenbahn und bietet ermangele diese Forderung jeder Begründung. monopol, sei die Vorlage unannehmbar.( Lebhafter Beifall und 162/3 pet. von der Brutto- Einnahme! Dieser Vorgang beweist, daß Zischen.) unser Antrag nicht aussichtslos ist. Ebenso verhält es sich Bürgermeister Kirschner: Mit dem Worte Privatmonopol" mit dem Verlangen, statt 40 pct. 50 pCt. des Rein wird die Sache nicht abgethan, schon deshalb nicht, weil der Raum ertrages zu setzen. Wenn Sie die Brutto Abgabe von dem der Straßen kein unbegrenzter ist, auf dem beliebig viele Werte an der Oberspree von Anfang an fallen lassen, wird die Intereffenten ihre Kabel legen könnten. Mit der Auferlegung Gesellschaft ohnehin so günstig gestellt, daß sie in bezug auf diese der Verpflichtung der Stromlieferung für die Straßenbahnen wird Erhöhung sicher nicht die geringste Weiterung machen wird. Im nach der Meinung des Magistrats allerdings ein großer Vor- Interesse der Stadtgemeinde liegt es zweifellos, daß, wenn einmal theil für die Stadt gewonnen, nach der betriebstechnischen dieser unheilvolle Vertrag überhaupt abgeschlossen wird, aus dem wie nach der finanziellen Seite hin. Handelt es sich um selben für die Stadt herausgeholt wird, was irgend möglich ist. Die ein Privatmonopol, so wird es für die Stadt ausgenutzt. A. E. G. und die B. E. W. brauchen nach den Vereinbarungen, die Von der Existenz eines übermächtigen Ringes kann der Bürger- fie unter sich getroffen haben, überhaupt garnicht so sehr an dem meister ebensowenig etwas merken, wie von einer Verlegung der Reingewinn zu hängen. Die Allgemeine Elektrizitäts- Gesellschaft hat liberalen Interessen oder von einer unberechtigten Beeinflussung bei der Gründung der Berliner Elektrizitäts- Werke flugerweise in oder von einer Fesselung der Bewegungsfreiheit der kommunalen dem Vertrag mit denselben sich vorbehalten, daß bei jedesmaliger Zur Erledigung gelangt noch eine Reihe Kleinerer Vorlagen. Körperschaften. Wollte die Stadt jezt die Werke übernehmen, so Erhöhung des Attienkapitals fie die Hälfte der neuaufgelegten Aftien Die Vorlage wegen versuchsweiser Einstellung der Verpachtung würde sich die Bürgerschaft aufs übelste benachtheiligt sehen, denn zum Parifurse bekommen muß( hört, hört!), während sie des Rechtes zur Erhebung des Markstättegeldes und wegen Jahre müßten vergehen, bis die Verwaltung sich in die neue Sphäre doch aufgelegt werden zu einem sehr viel höheren Kurse, 200 oder gleichzeitiger Abstandnahme von der direkten Erhebung desselben eingelebt hätte. dergleichen. Darin besteht der Gründergewinn dieser Gesellschaft, wird angenommen. und darin besteht auch das Interesse dieser Gesellschaft, hier bei uns Schluß nach 81/2 Uhr. besteht bei ihr ein im Rathhause mitzureden, nicht etwa Interesse für die Beschaffung von billigen Motoren für die Industrie oder gar um dem Handwerk aufzuhelfen; um solche Die Stadtverordneten Dr. Preuß, Kreitling, Dinse, Drenste, Dinge machen sich die Herren all der Börse nicht Deter, Karl Goldschmidt I, Riemer, Weiß, Kalisch, Witkowski, den fleinen Finger naß! Fit dem aber so, so kann man nur mit um Dr. Paul, Rojenow, Frick und Fasquel haben folgenden Antrag in so größerem Rechte sagen: eine so wunderbare Gelegenheit, sich um der Stadtverordneten- Bersammlung eingebracht: die Unterzeichneten Millionen zu bereichern, werden die Herren sich nicht entgehen lassen beantragen, die Versammlung wolle an den Magistrat folgende An­wegen der paar hunderttausend Mart mehr, welche die Stadt fragen richten: Seit dem 24. Oktober find die Rektoren mehrerer am Reingewinn davontragen würde. Uebrigens wäre mir hiesigen Gemeindeschulen von den Schulinspektoren angewiesen interessant, wenn Kollege Jacobi aus seiner tiefen Kenntniß worden, einigen Lehrerinnen das Ordinariat, aller dieser Dinge mich vergewiffern fönnte, ob meine Auffassung welches fie 22 brgiehungsweise 19 und 16 Jahre Stadtvv. ben und Jacobi treten für den§ 11 ein. von diesem Vertrage zwischen den beiden Gesellschaften richtig ist. borwurfsfrei führe, abzunehmen und sie nicht Stadtv. Rosenow fragt den Bürgermeister, was denn( Große Heiterkeit.) Vor wenigen Tagen haben beide Gesellschaften mehr als selaffenlehrerinnen zu beschäftigen, weil neben§ 11 der Vorbehalt im§ 1 noch zu bedeuten habe, wonach Generalversammlungen gehalten und 13 beziehungsweise 121/2 pet. diese Lehrerinnen jüdischen Glaubens sind und sich in genügende Zahl von Kindern desselben der Gesellschaft kein Monopol an den Straßen Berlins zustehen solle. Dividende festgestellt! Herrn Wallach möchte ich meine Anerkennung ihren Klassen keine genügende Zahl Bürgermeister Kirschner: Der Passus stand hat schon im alten für seinen uneigennützigen Standpunkt nicht vorenthalten, nur hoffen Bekenntnisses befindet: 1. Ist dem Magistrat bekannt, auf wessen Vertrage von 1888 und hat auch heute noch seine Berechtigung. Auch will ich, daß hier noch mehr solcher Aktionäre sind, die seinem Beispiel Anordnung die Schulinspektoren gehandelt haben? 2. Stehen weitere im§ 11 heißt es nur in der Regel", es bleibt also vorbehalten, folgen werden.( Sehr gut! Seiterkeit.) Die Berliner Elektrizitäts - ähnliche Maßregeln in Aussicht? 3. Billigt der Magistrat dieses Vor­in geeigneten Fällen auch andere Interessenten zuzulassen. werke haben im letzten Geschäftsjahre 2 627 000 m. Reingewinn ge- gehen? Eventuell: 4. Was will der Magistrat thun, um jene Maß­In namentlicher Abstimmung wird§ 11 mit 56 gegen 50 habt. Davon find 190 000 m. zum Referbefonds gegangen, dann find regel rückgängig zu machen, oder, falls er dazu nicht die Macht hat, Stimmen angenommen. eine ganze Reihe fernerer Abschreibungen erfolgt, so daß ein Rein- wie will er diesen Lehrerinnen eine weitere ersprießliche Wirksamkeit § 25 stellt fest, daß die B. E.-W. für die Erlaubniß der Be- gewinn von 2357 000 m. verblieb. Alle diese Vorabschreibungen und ein mit ihrer persönlichen Würde vereinbares Ausharren im nuzung der städtischen Straßen und Pläge eine jährliche Abfämen bei Liquidirung den Aktionären oder deren Erben zu gute, städtischen Schuldienste ermöglichen?" gabe an die Stadt zu entrichten haben. Diese soll 10 pet. der mit einziger Ausnahme der Abschreibungen für Krankenkasse Brutto- Einnahme betragen, soweit die Lieferung von Elektrizität im und Unterstützungen. Der Gewinnantheil der Stadt Berlin gegenwärtigen Weichbild der Stadt Berlin und nach Ein- beträgt nur 294 000 M., der der Aktionäre 1 378 000 M., des Auf­verleibung neuer Gebiete in das Weichbild Berlins in fichtsrathes 81 000 m., der Direktion auch 81 000 m. neben ihrem diesen Gebieten, und zwar in den letzteren auf Grund der für Berlin maßgebenden Tarife oder zu höheren Preisen erfolgt. Die Stadtvo. Deter, Singer u. Gen. beantragen, die Worte von soweit bis zum Schluß zu streichen; für den Fall der Ablehnung dieses Antrages aber die Abgabe auf 162/3 Prozent zu erhöhen.

Stadtb. UIIst ein ist sehr verwundert, daß der Magistrat von diesen Bedenten in der gemischten Deputation garnichts ver­lantbart habe. Die hervorgehobenen Schwierigkeiten beständen in Wirklichkeit garnicht. Daß ein Monpol statuirt werde, sei doch absolut nicht zu bestreiten.

Auch Stadtv. Wallach sieht etwas wie ein Monopol in der Faffung dieses§ 11 und wird für die Streichung stimmen. Sein privates Interesse hält er, obwohl er einige Attien der A. E.-G. befigt, für nicht tollidirend mit den städtischen Interessen, er betheilige sich deshalb an den Berathungen und Abstimmungen, denn er sei für Ablehnung des Vertrages und für Uebernahme durch die Stadt. ( Bewegung, dann große Heiterkeit.)

Nach§ 26 ist ferner vom Reinertag ein Antheil an die Stadt

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Lokales.

Wahlverein des zweiten Berliner Reichstags- Wahlkreises. leber Streitfragen in der Partei" wird Genosse i chard Fischer am Mittwoch bei Zühlke, Dennewigstr. 13, einen Vortrag halten. Die Mitglieder werden um zahlreichen Be­such dieser Versammlung gebeten und gleichzeitig darauf aufmerksam gemacht, daß die Parteitags Protokolle in den Zahlstellen in abkaufen lassen durch den Empfang zu nehmen sind. Der Vorstand.

Gehalt, sodaß für diese letzteren beiden Posten allein 162000 M. vorwveg­gehen. Und das nennt der Bürgermeister ein vortheilhaftes Sozietäts­geschäft für Berlin ! Und warum hat die Stadt einen so kleinen Ge­winnantheil bekommen und wird sie ihn ferner bekommen? Weil sie darauf, den ganzen Gewinn zu nehmen, verzichtet hat zu gunsten der Aktionäre! Wir werden uns unsere Stimmen für den Vertrag allerdings

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Die Kämpfe in Wien , das rücksichtslose Dreinwirthschaften der Ministeriums hingewirkt. Am 1. November nahm und erhielt Preußische Reaktion vor 50 Jahren. österreichischen Reaktion unter Windischgräs, brachten dann auch in General Pfuel aus Gesundheitsrücksichten" seine Entlassung. Mit Berlin die Bombe zum Plazen. Die Sympathie mit dem auf diesem Ministerwechsel begann in Preußen der offene Kampf der ständischen Wien und die Wuth gegen die österreichische Staats- Regierung gegen die Nationalversammlung . Man ließ jetzt die streicherei steigerten sich in Berlin zu fieberhafter Spannung, weil Maske fallen.

Die Märzrevolution des Jahres 1848 hatte in Preußen recht bedeutende Erfolge gehabt. Vor allem war eine aus allgemeinen Wahlen hervorgegangene Nationalversammlung einberufen worden, man auch in Preußen auf ähnliche Zusammenstöße gefaßt sein mußte. Schon am 2. November zeigte Graf Brandenburg der preußischen die feit dem 22. Mai zu dem Zwecke tagte, mit der preußischen Am 31. Oktober lagen der preußischen Nationalversammlung zwei Volksvertretung an, daß er mit der Bildung des Kabinets beauftragt Regierung eine Staatsverfassung zu vereinbaren. Viel hat diefe von den Wiener Vorfällen handelnde Anträge vor. Der eine, von sei. Ein ganz reaktionärer Armeebefehl, den Brandenburg als kom gesetzgebende Versammlung allerdings nicht vor sich gebracht. Es Walded gestellte, ging dahin, das Staatsministerium aufzufordern, mandirender General in Breslau erlassen hatte, gab einen Finger Mit fast völliger Ein­traten in ihr gänzlich widerstreitende politische Prinzipien zu tage, zum Schuße der in Wien gefährdeten Volksfreiheit alle dem Staate zeig für das, was nun zu erivarten war. und zuweilen ging es bei den Verhandlungen in der Singakademie zu Gebot stehenden Mittel und Kräfte schleunigst aufzubieten". müthigkeit wurde sofort diese Adresse an den König beschlossen: recht fraus her. Aber das Tagen der Versammlung war doch In Berlin herrichte an diesem Tage aus Anlaß der Berathung Infolge der Benachrichtigung, daß der Graf Brandenburg immerhin eine dauernde Demonstration dafür, daß die Revolution der österreichischen Angelegenheit die größte Aufregung. Schon Vor- mit der Bildung eines neuen Kabinets beauftragt ist, hat die gegen das alte vormärzliche System siegreich gewesen war. mittags hatte sich um das königliche Schauspielhaus, wo jetzt die Nationalversammlung in ihrer heutigen Sigung den Beschluß ge Anfangs herrschte ein leidliches Verhältniß zwischen der jungen Verhandlungen stattfanden, eine große Voltsmenge versammelt, um faßt, aus ihrer Mitte eine Deputation an Ew. Majestät zu ent preußischen Boltsvertretung und dem nunmehr tonstitutionellen" Sturmpetitionen für die Annahme des Walded'schen Antrages zu senden, um Sie davon in Kenntniß zu sehen, daß dieser Schritt König Friedrich Wilhelm IV. Aber nach und nach ergaben sich doch überreichen. Und da die Berathung dieses Gegenstandes erst abends Ew. Majestät die größten Besorgnisse im Volte erregt und unab immer heftigere Reibungen, sodaß im Laufe der wenigen Sommer stattfinden sollte, so wiederholten sich um diese Zeit die Aufamm- sehbares Unglück über das Land zu bringen droht. Schon seit monate drei Ministerien einander abgelöst hatten. Und mit dem Tungen. Viele der Versammelten sollen sogar mit Stöden erschienen sein' Wochen haben unheilvolle Gerüchte Ew. Majestät treues Volk über Erschlaffen der revolutionären Thatkraft im Bolte waren auch die um die Abgeordneten einzuschüchtern und sie zur Annahme des Walded- die Absichten der Reaktion erschreckt, und die Ernennung des reaktionären Tendenzen längst wieder kräftig empor geblüht. schen Antrages zu zwingen. Die umlaufenden Gerüchte vergröberten jetzt abgetreteiten Ministeriums hatte diese nicht zu schwächen vers Mancherlei war geschehen, das den von der Hoffamarilla umgarnten jedoch die thatsächlichen Vorgänge ins unsinnige. Es hieß, man habe mocht. Eine Regierung unter den Auspizien des Grafen Branden­König erbittert hatte, so der Sturm auf das Berliner Zeughaus, die die Abgeordneten nicht aus dem Saale heraus lassen wollen, bis burg, welche wiederum ohne Aussicht ist, eine Majorität in der Streichung der Worte von Gottes Gnaden" aus dem Titel des ein befriedigender Beschluß gefaßt sei; auch follte man zu diesem Versammlung und Vertrauen im Lande zu gewinnen, würde die Königs, die Abschaffung des Adels 2c. Schließlich war auch die Zweck die Thüren von außen vernagelt haben. Viele Augenzeugen, Aufregung unzweifelhaft zum Ausbruch steigern und endlich Regierung noch von der Nationalversammlung zu einem Erlaß an so beispielsweise Barnhagen von Ense , erklären jedoch die meisten traurige, an das Schicksal eines Nachbarstaats erinnernde Folgen die Armee gezwungen worden, in dem das Offizierkorps vor dieser Behauptungen für reaktionäre Lügen. Niemand habe Stöcke für Ew. Majestät Hauptstadt und Land nach sich zichen. reaktionären Bestrebungen gewarnt wird. und Stride gesehen, und die Thüren seien auch nicht vernagelt ge- Majestät sind von Ihren bisherigen Räthen über den Zustand des Das alles hatte arg verschnupft. Schon im September wesen. Jedenfalls wurde den Auftritten erst spät in der Nacht durch Landes nicht wohl unterrichtet worden, wenn man Ihnen diese war der General Wrangel zu der neuen Würde eines die Bürgerwehr ein Ziel gesezt. Gefahr für Thron und Land verschwiegen hat. Wir legen daher Oberbefehlshabers in den Marken ernannt worden. Truppen wurden Die Nationalversammlung berieth währenddem die Anträge und die ebenso chrfurchtsvolle als dringende Bitte an Ew. Majestät zusammengezogen, und Wrangel bramarbasirte: er sei berufen, die verwarf mit allen gegen 113 Stimmen den Waldeck'schen Antrag, Herz, ein Herz, das stets für die Wohlfahrt des Landes geschlagen Ordnung herzustellen und seine Truppen hätten scharf geschliffene der ein direktes Einschreiten Preußens verlangte. Dagegen nahm hat, dem Lande durch ein volksthümliches Ministerium eine neue Schwerter und Kugeln in den Gewehrläufen. Ein scharfes Licht sie mit großer Mehrheit einen von Rodbertus verfaßten Antrag Bürgschaft dafür zu geben, daß Ew. Majestät Absichten und die fiel dann am 15. Oktober auf das Verhältniß zwischen Krone und an. Dieser lautete: Die Regierung wird aufgefordert, bei der Wünsche des Volkes im Einklang stehen." Boltsvertretung. Es war der Geburtstag des Königs, an dem er Bentralgewalt schleunige und energische Schritte zu thun, damit die die glückwünschenden Deputationen der Nationalversammlung, der in den deutschen Ländern Desterreichs gefährdete Volfsfreiheit und Bürgerwehr 2c. im Schlosse Bellevue empfing. Das, was der König die bedrohte Existenz des Reichstages in Wahrheit und mit Erfolg auf die Ansprachen antwortete, war recht bezeichnend. Vergessen in Schuß genommen und der Friede hergestellt werde." Indem man Sie nicht", sagte er zu den Herren von der Nationalversammlung , dies beschloß, wollte man der Frankfurter Zentralgewalt die an­ daß wir etwas vor anderen Völkern voraus haben: eine angemessene Stellung bewahren. geftammte Obrigkeit von Gottes Gnaden." Und auch den Männern Auch der Ministerpräsident Graf Bfuel hatte in der National- von Unruh verlas die Adresse. Nachdem der König fie gehört, das von der Bürgerwehr gab er auf, etwas nicht zu vergessen, nämlich: bersammlung mit für das Einschreiten der Zentralgewalt ge- Blatt entgegengenommen und zusammengefaltet hatte, war er im daß ich es bin, der Ihnen die Waffen in die Hände gegeben hat." stimmt. Der Kamarilla am preußischen Hofe war aber schon vorher Begriff, sich ohne Antwort zu entfernen. Da trat der demokratische Der Konflikt, der Kampf der Krone mit der Boltsvertretung, war flar geworden, daß Pfuel sich nicht in ihrem Sinne gebrauchen Abgeordnete Jacoby einen Schritt hervor und sprach: Wir sind nach diesen Deutlichkeiten wohl vorauszusehen. ließ, und sie hatte beim König bereits auf eine Veränderung des nicht allein gesandt, um Eurer Majestät diese Adresse zu über­

Ew.

Den Hauptantheil an der Abfassung dieser Adresse hatte Lothar Bucher gehabt, der spätere literarische Gehilfe Vismard's. Noch am 2. November begab sich die aus allen Fraktionen gewählte Deputation nach Schloß Sanssouci bei Potsdam , um die Adresse zu über­reichen und den König über die Lage des Landes zu unterrichten. Der König empfing die Abordnung schweigend. Der Präsident