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6. Jahrgang.

Sozialdemokrat

Zentralorgan der Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der Tschechoslowakischen Republit.

Eine andere Bilanz.

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Dienstag, 16. November 1926.

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Nr. 267.

Große Wahlerfolge der reichsdeutschen Sozialdemokraten.

Dresden, Leipzig und viele andere fächische Gemeinden in joziali­stischen Besit übergegangen.- Startes Ansteigen der sozialdemo tratischen Stimmen in Lübed und Kiel.

I nicht wirksam zu organisieren verstünden. Der] Einmal wird und muß für die Arbeiter- Ider Ofenbank hervorgekrochen, um auf die 15. November zeigte, daß hinter der kommu- schaft auch der Tag der Abrechnung mit den Barrikaden zu steigen und auf ihren zahllojen nistischen Partei eine Million Wähler steht Kommunisten kommen. Die furchtbaren Irrgängen" find sie nun selber beim Re­Die Jährung des Tages des 15. Novem- aber was geschah nun? Innerhalb des Schäden, welche diese der Sache des kämpfen- formismus angelangt, ohne aber die Kraft zu ber 1925, jenes Tages, der durch die Wahlnie- Barlamentes haben die Kommunisten vollstän den Proletariats zugefügt haben, können nicht haben, auf diesem früher so verpönten Ge­derlage der Sozialdemokratie die internatio- dig versagt. Ihre 61 Mandate waren für den ohne Vergeltung bleiben. Sie haben die Ar- biete Erfolge erringen zu können. Die Zeit nale bürgerliche Reaktion in den Sattel sekte, parlamentarischen Kampf so gut wie vollstän- beiterklasse gespalten, weil die Sozialdemokra- jeit dem 15. November des Vorjahres, der haben wir nach der Richtung der Schäden, die dig verloren. Sie waren im Parlament feine tie nach ihrer Behauptung den Weg zum So- den Kommunisten eine so bedeutende Macht schon bisher die Arbeiterklasse diejes Staates wirkende Kraft. Die Reden der kommunisti- zialismus zu langsam dahinschritt, doch bis gegeben hat, liefert für die Arbeiterschaft eine durch die ungehemmte Herrschaft des Bürger- schen Abgeordneten und Senatoren tamen in heute sind sie den Beweis schuldig, wie man traurige Bilanz. Die Wirkung des kommuni­tums erlitt, gewürdigt, doch noch eine andere ihrer Bedeutung belanglojen Lufterschütterun- es macht, um den Sozialismus rascher zu verstischen Wahlsieges fühlt heute schon jeder ar­Würdigung ist notwendig. Der 15. Novem- gen gleich. Je radikaler", je aufgedonner- wirklichen. Die Sozialdemokratie haben sie beitende Mensch schmerzhaft am eigenen Leibe. ber des vorigen Jahres brachte den sozialdemo- fer, drohender, großmäuliger sie waren, desto des Reformismus und der Schlappheit gezie- Der Jurtum des 15. November darf sich nie fratischen Parteien schwere Verluste, er mehr erfüllten sie nur den einen Zwed, dem hen, aber bis heute sind sie noch nicht hinter wiederholen! brachte zugleich der kommunistite unbewußt dienstbar gemacht wurden: die ichen Partei einen Erfolg, den Abwehr- und Angriffslust der dieje als ungeheueren Sieg auspojaunte. Es Bourgeoisie zu stärken, der Re­war der kommunistischen Partei gelungen, aktion die Argumente zu liefern, durch skruppelloseste Anwendung verlogenster die auch dadurch an den Kommunisten werf demagogischer Mittel, durch systematische Ver- tätige Helfer fand, daß deren anbefohlene leumdung, Verdächtigung und Beschimpfung Sauptaufgabe im abgelaufenen Jahre der sozialdemokratischen Führer, durch gewis- wie in allen Jahren vorher nicht im jenlojes Hinauflizitieren sozialistischer Arbei- Kampfe gegen die bürgerlichen terforderungen das Vertrauen großer Arbei- Parteien, sondern in der Besude= Berlin , 15. November.( Eigenbericht.) Die zialdemokratie gleichfalls in Lübeck , wo Neuwahlen termassen der Sozialdemokratie, die die er- lung und Bekämpfung der So- Sozialdemokratie hat am geftrigen Sonntag außer zur Bürgerschaft vorzunehmen waren. Die soz al­folgreiche Führerin und Vorkämpferin des zialdemokratie best and. ordentlich günstige Wahlergebnisse in Sachsen , demokratischen Mandate stiegen von 28 auf 35, Proletariats war, zu entfremden. In den Ein Jahr ist seit dem kommunistischen Wahl- Lübeck und Kiel erzielt. Gegenüber den vor während die Kommunisten von 10 auf 5 Man­Zeiten der wirtschaftlichen Krise und Not der sieg vergangen, aber nichts ist geschehen, die 14 Tagen vollzogenen Landtagswahlen zeigen die date zurückgingen. Der im Hanseatischen Arbeiterklasse, die vielfach unter den Arbei- Arbeiterschaft hat diesem Sieg nicht den al- geftrigen Gemeindewahlen in Sachsen Bellsbund vereinigte Rechtsblod erhielt 36 tern verzweifelte Stimmungen hervorrief, wa- lerkleinsten Erfolg zu danken! Im Gegenteil! in erster Linie die Sozialdemokratie profitiert. In bisherigen sechs Mandaten vier. Durch den eine auffallende Verschiebung nach links, von der Mandate, die Demokraten verloren von ihren ren diese Arbeiterschichten nur allzuleicht ge- Dr Tag des 15. November 1925 bedeutet den geipzig vermehrte sie ihre Mandatszahl von Wahlfieg der Sozialdemokraten ist die Wiederkehr neigt, den Verheißungen und der vorgespiegel- Beginn der Etablierung der brutalsten Klaj- 19 auf 26, während die Kommunisten auf ihrer des altdeutschen Putschisten Neumann, als ten Fata morgana des Bolschewismus zu fol- senherrschaft der Bourgeoisie. So lange die alten Zahl von 14 Mandaten stehen blieben. Bürgermeister von Lübeck verhindert worden. gen. Rund eine Million Wähler gaben ihre sozialdemokratischen Parteien im Parlamente Zusammen mit den zwei Mandaten der alten In Kiel erhielt bei der Wahl eines bejol Stimmen den kommunistischen Kandidaten, 41 eine Macht bedeuteten, hätte das Bürgertum Sozialdemokratie haben somit die Linksparteien defen Stadtrates, die durch die gesamte Bürger­Abgeordnete und 20 Senatoren hielten als es niemals gewagi, mit Jolcher Frechheit auf in Leipzig 42 Mandate gegenüber 32 Bürgerlichen , schaft vorgenommen wird, der sozialdemokratische Bertreter der kommunistischen Parteien ihren zutreten, Verwaltung und Gesetzgebung ihren In Dresden hat die Sozialdemokratie 26( bis Kandidat Dr. Hofmann 35.843 Stimmen, Einzug in das tschechoslowakische Parlament. selbstfüchtigen Klasseninteressen so unverschämt her 21) Mandate erobert, die Kommunisten haben während der bürgerliche Gegenkandidat, eine wie bisher 10, die alten Sozialdemokraten 3 Wan- tofale Größe, nur 31.468 Stimmen erhielt. Für Dieser Wahlsieg wurde unter Verhältnissen er- dienstbar zu machen, wie es im letzten Jahre date. Auch hier haben die Bürgerlichen die Mehr- die Sozialdemokratie sind seit der letzten Bürger­rungen, wie sie für die kommunistische Partei geschah. Cinundsechzig kommunistische Abgeheit verloren. In Chemni stehen 17 Sozial- meisterwahl um rund 6000 Stimmen niemals wiederkehren, die niemals darauf ordnete und Senatoren mit ihrer Million demokraten und 14 Kommunisten 30 Bürgerliche mehr abgegeben worden. hoffen kann, wieder in solcher Stärke im Par- Wähler waren nicht imstande, die Einführung gegenüber. Hier haben die Sozialdemokraten von lamente vertreten zu sein.

Arbeiterflasje

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der Hungerzölle und die Erhöhung der Pfaf- den Kommunisten ein Mandat gewonnen. Weis Unbefriedigend ist allein der Ausgang der fengehalte abzuwehren, sie werden nicht im ters gewann nach den bisher bekannt gewordenen Wahlen in Baden, wo eine große Wahl­Wie aber hat die fommunisti- stande sein, die Verschlechterung der Sozial- Ergebnissen die Sozialdemokratic in Zittau müdigkeit die Ergebnisse ungünstig beeinträch iche Partei das ihr anvertraute versicherung und die Verlängerung der mili- ein, in Baugen 3, in Löbau 2 Mandate; in tigte. In den größeren Städten gingen nur 40 Pfand verwaltet, wie hat jie die tärischen Dienstzeit zu verhindern. Ihre allen diesen Städten ist die Linksmehrheit ge- Prozent der Wahlberechtigten zur Urne, in den ewonnene Macht zum Wohle der Kraft reicht aus, die Einigung der Arbeiter- fichert, ebenso in Meißen , Birna und Frei- teineren Orten 60 bis 70 Prozent. Sämtliche tal bei Dresden . Parteien erlitten starte Stimmverluste, an der vermertet, mie tlasse, die sie gespalten und gegeneinander ver­Die Position der bürgerlichen Parteien ist bisherigen Mandatsverteilung wird sich aber wenig hat jie das Vertrauen, das ihr von hebt haben, zu verhindern und der Sozialde- außerordentlich geschwächt worden und wenn die ändern. In einigen Orten konnte die Sozial­einer Million Arbeiter enige- mokratie Sinüppel zwischen die Füße zu wer- Kommunisten zu einer ernsthaften kommunalpoiti- demokratie ihre Stellung etwas verbessern. Die gengebracht wurde, belohnt, was fen, aber sie reichte nicht, das Böse, das im schen Arbeit zu haben wären, jo tönnte jekt eine Sozialdemokratie wird jofort in eine Nachprüfung hat sie in diesem Jahre erreicht und welche Er legten Jahre aus dem Füllhorn der deutsch - wirksame Politik zum Besten der arbeitenden Be- darüber eintreten, wie weit Mängel in den Or folge kann die Arbeiterklasse des tschechoslo- tschechischen Koalition so reichlich auf die Ar- völkerung getrieben werden. Bemerkenswert ist ganisationen die Wahlmüdigkeit mit verursacht watiſchen Staates von ihr in weiterer Zukunft beiterschaft herniederströmte, abzuwehren. Den es, daß die sogenannte alte Sozialdemokratie haben, erwarten? Auch diese Bilanz muß gezogen Bankerott ihres Kampfes um die Tagesfor- uite erlitten und in ganz Sachsen taunt ein die sozialdemokratische Bewegung sich überall in Abgesehen von Baden zeigt es sich also, daß werden, wenn nicht der verhängnisvolle Tag berungen der Arbeiterschaft" den schon dieses Dugend Stadtverordnetenmandate besetzt hat. des 15. November 1925 eine, Wiederholung eine Nahr gebracht hat, suchen sie mit der ganzen Reiche in fräftiger Aufwärts. finden soll. Die Arbeiterschaft muß sich be- parole der Einheitsfront" Einen glänzenden Erfolg erzielte die So- bewegung befindet wußt werden, daß es eben dieser fom verhüllen. Die verhaßte, verlästele, verleum­munistische Wahljieg war, dem sie dete und tausendme! mausetot gejagte Sozial­die Schwächung der Gesamtfraft demokratie soll mit ihnen in die Einheits­des Proletariats im Staate au front" treten, dann wird gelingen, was die d'anten hat und daß er es war, der den kommunisten mit all ihren 61 Mandaten Zusammenschluß des arbeiterfeindlichen Bür nicht zu bewerkstelligen waren? Fühlen die Bergbaureviere müssen bis Donnerstag ihre Ent­gertums überhaupt erst möglich machte! Kommunisten nicht, daß sie sich damit selber scheidung bezüglich der Regierungsvorschläge tref­Der Inhalt der fünfjährigen Agitation das denkbar kläglichste Armutszeugnis aus- fen. Das Ergebnis wird am Freitag der Kon­der kommunistischen Partei war: die Sozial- stellen? Früher erklärten sie, schon eine fleine ferenz der Bergarbeiterdelegierten vorgelegt wer. den. Einige Reviere in Südwales haben bereits demokratie führt die Sache der Arbeiterschaft entschlossene Minderheit wäre imstande, der die Regierungsvorschläge gutgeheißen und es schlecht, nur die kommunistische Partei fann ganzen kapitalistischen Ordnung ein Ende zu wird erwartet, daß die Abstimmung in den übri­das Proletariat nicht nur zu Erfolgen, jon- machen, jetzt, da sie eine Million Wähler hin- gen Bezirken wenigstens eine Mehrheit zu Gun­dern auch zum rajchen und vollständigen End- ter fich haben und die relativ stärkste Sektion sten der Regierungsvorschläge ergeben wird. steg führen! Wer solches verheißt, hat es durch der kommunistischen Internationale sind, ha­In den Regierungsvorschlägen ist u. a. auch die Tat zu beweisen und dieje Tat war mög- ben sie nicht einmal die Agrarzölle zu verhin- die Bestimmung enthalten, daß die auf ihrer lich, seitdem diese Partei in jolcher Stärke ins dern vermocht, ja ihr Sieg war es, der Grundlage abgeschlossenen Verträge eine Gültig­Rarlament eingezogen war. Die Million arden deutsch - tschechischen 3511- teitsdauer von mindestens drei Jahren haben beitender Menschen hatten ja 61 fommunisti- nern erst den Mut gemacht hat, der sollen. ichen Kandidaten doch nicht nur zu dem arbeitenden Bevölkerung diesen

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Freitag Entscheidung der Bergarbeiterdelegierten. London , 15. November .( AR.) Sämtliche

Rwede zu Mandaten verholfen, damit sie den Milliarden tribut aufzuerlegen. Ueberfall französischer Falciften auf demokratischen Parlamentarismus entlar Bon der Einheitsfront" fafeln sie, aber sie die royalistische Action Francaise". ven", sondern sie wollten die tausendmal ange- haben noch nicht einen Tag aufgehört, gegen fündigten Taten sehen, wollten sehen, wie es diejenigen, die sie als Bundesgenossen gewin­

Schießereien in der Redaktion.

die Untersuchung wurde bisher noch nicht sicher­gestellt, wer den ersten Schuß abgegeben hat. Nach der Schießerei, bei welcher etwa 30 Schüsse abgegeben wurdn, zogen sich die Fascisten zurück und trugen einen ihrer Angehörigen, der in die Brust schwer verwundet worden war, und zwei Leichtverletzte weg. Berursacht wurde der Zwischenfall durch eine Bolntif, welche einige Tage hindurch zwischen dem Direktor der Action Brançaise" Charles Mauras und dem fascistischen Blatte Nouveau Siecle", wel­ches von dem ehemaligen Mitgliede der Redaktion der Action Française" Georges Balois geleitet

wird. geführt wurde. Mauras beschuldigte die fran zösischen Fascisten, von den italienischen Fascisten finanziert zu sein. Valois wies diese Anschuldigung zurüd. Mauras setzte die Kampagne fort. Die Bolemik erfuhr beiderseits eine Steigerung. Nou­veau Siecle" richtete am Samstag an die Action Française" folgenden Appell: Entweder wer det Ihr schweigen oder wir werden Euch zitt Schweigen bringen. Hierauf rwiderte Mauras in der gestrigen Nummer der ,, Action Française" mit einem neuen scharfen Ar­tifel. Gestern nun fam es zu dem Zwischenfall. Mauras selbst war zu dieser Zeit in der Redaktion nicht zugegen. Sein Bureau wurde jedoch verwüstet. Die Action Française" nennt in der heutigen Nummer den Redakteur Balois einen Banditen. Nouveau Siecle" erklärt, Valois nehme die volle Berantwortung für die gestrige Tat auf sich, welche in seinem Auftrage erfolgt sei, da die Action Française" ihn in roher Weise verhöhnt hat". Die Polizei hat die Untersuchung des Falles

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die Kommunisten besser machen als die So- nen wollen, das Lügengift ihrer gehässigen Paris , 15. Novmber. Gestern abends ereignete zialdemokratie. Es mußten nicht gerade Ta- Agitation zu sprißen. Sie behaupten, auf dem sich ein ernster Zwischenfall zwischen Mitgliedern der ten sein, die innerhalb des Parlaments er- Boden der Einheitsfront für die Interessen französischen fascistischen Partei und Anhängern des rungen wurden, das Proletariat hätte auch mit der Arbeiter des tschechoslowakischen Staates royalistischen Blattes Action Française". Etwa außerhalb Parlaments errungenen Erfolgen fämpfen zu wollen, aber sie verschleiern die 20 Mitglieder der französischen fascistischen Partei brangen gewaltsam in die Räumlichkeiten der Re­berlieb genommen. Das war doch einer der Tatsache, daß sie nur Marionetten der daktion der Action Française" ein, wo einige Re­Hauptanwürfe der kommunistischen Arbeiter Moskauer Diftatoren sind und daß dakteure mit dem Deputierten Léon Daudet und retter, daß die Sozialdemokraten zu viel auf sie nicht tschechoslowakische Arbeiterpolitik, dem Chefredakteur Bula arbeiteten. Anjangs die bürgerliche Demokratie vertrauen und den sondern nur die Politik des russischen Sowjet- wurden Tintenfässer und kleine Gegenstände ge cingeleitet. Kampf der Massen außerhalb des Parlaments imperialismus betreiben dürfen. schleudert, als plötzlich ein Revolverschuß fiel. Durch