Dienstag, 16. November 1926.

Die Fürsorgekonferenz der Partei.

Am Schlusse der Konferenz wurde über An- 1 trag des Genossen Rögler folgende

Auf der Fürsorgekonferenz, die am letzten Nicht minder traurig ist es um die Kinder- angenommen: Samstag in Bodenbach   tagte und über deren sterblichkeit bestellt. Int Jahre 1925 ent­Eröffnung wir schon furz berichteten, hielt

Senosse Dr. Czech

ein Referat folgenden Inhalts:

fielen 24 Prozent aller Sterbefälle auf das erste Lebensjahr. Die Zahl der totgeborenen Kinder be­ziffert sich auf 8122, wobei von ehelichen Kindern 20.9 pro Mille, von den unehelichen Kindern 34.6 pro Mille tot zur Welt lamen. Unter Berücksich­Das Problem, das zur Verhandlung steht, tigung des Verhältnisses zwischen den Lebend­betrifft die Aufzucht eines gefunden Geschlechtes geborenen und den im ersten Jahre verstorbenen durch systematische Fürsorgemaßnahmen und die Kindern ergibt sich im Jahre 1923 eine Säug­Bekämpfung gewisser physischer und psychischer lingssterblichkeitsziffer von 147 pro Mille, im Entartungserscheinungen innerhalb der Jugend. Jahre 1924 von 148 pro Mille und im Jahre Das Problem hat die Bariei bereits wiederholt 1925 von 146 pro Mille. Wir finden also auch bei beschäftigt und einmal sogar, am vorlegten Aussi uns, wie in Desterreich, dieselben charakteristischen ger Parteitage, zur Stellungnahme der Gesamt- Erscheinungen eines permanenten Sintens der partei geführt. Leider sind gerade die Aussiger Geburtenzahl und einer sehr großen Kindersterb­Beschlüsse, die die organisatorischen Fragen lichkeit, welchen Erscheinungen, wie das Linzer des Problems betreffen, auf dem Papier geblie- Brogramm ausspricht, nur durch den Ausbau ben, da die sich unmittelbar nach dem Aussiger der sozialen Verwaltung begegnet iver­Parteitag förmlich überstürzenden politischen Er- den fann. Daraus ergeben sich auch für uns die eignisse alle Kräfte der Partei in Afem gehalten gleichen Aufgaben, wie für unsere österreichischen und für Fragen fürsorgerisch- organisatorischer Freunde und naturgemäß auch für uns die Pflicht Natur feinen Raum gelassen haben. Seither wur- zu weitgehendstem Kinder- und Jugendschuß und den die Aussiger Beschlüsse durch die Entwicklung zum Aufbau sowie zur Ausgestaltung aller hiezu der wirtschaftlichen Verhältnisse überholt und er fordern nun eine Nachprüfung. Ehe dies geschieht, wollen wir einige Feststellungen machen.

erforderlichen Einrichtungen und Anstalten. Diese Aufgabe vermögen die Kinderfreunde, die Es utag sich vielleicht mancher die Frage stellen, allein auf sich zu nehmen, da sie vor allem aut­auch auf fürsorgerischem Gebiete tätig sind, nicht was denn eine Partei des Klassenfampfes mit deren sozialistische Erziehungsorga= ähnlichen Problemen zu tun hat, ob diese nicht nisationen sind und daher in erster Linie die besser auf das Gebiet der Philantrophie verwiesen Erziehung und Heranbildung sozial empfindender, werden, denn vergebens wird man in unserem denkender und handelnder Menschen zur Aufgabe Parteiprogramm oder in unserem Parteistatut haben.

auch nur die entferntesten Anhaltspunkte für eine- Der Redner erörtert nun alle im Lande wir­Betätigung der Partei auf dem Gebiete des Kin- fenden Jugendfürsorgeeinrichtungen. Er bespricht derschutzes und der Jugendfürsorge suchen( aus vorerst die Wirksamkeit der halboffiziellen Storpo­genommen einige ganz spärliche Andeutungen, die rationen, der Landeskommissionen und das Regulativ für die Frauenorganisation ent- Bezirksjugendfürsorgen und fenn= hält). Wohl spricht das Hainfelder und Wiener zeichnet ihre Stellung zur gesamten Jugendfür­Parteiprogramm in dem Kardinalsaße, welcher forge des Landes sowie ihr Verhältnis zu den das Wesen, den eigentlichen Kernpunkt des Pro- leitenden staatlichen und behördlichen Stellen. Er gramms aufzeigt, davon, daß es unsere Hauptauf- verweist in diesem Zusammenhang auf den Be­gabe sei, das Proletariat zu organisieren, es mit schluß des Aussiger Parteitages, welcher der Par­dem Bewußtsein seiner Lage und seiner Aufgaben teimitgliedschaft die Mitarbeit in diefen Korpora­zu erfüllen, es geistigund physisch tampf- tionen aufs wärmste anrät. Sodanu beleuchtet der fähig zu machen und zu erhalten; doch soll dies, Redner die Betätigung der nationalen Schutzver­wie aus dem besonderen Teile dieses Program- bände( Bund der Deutschen, Nord mäh­mes ersichtlich ist, vornehmlich durch die Ausstat- rerbund usw.), soweit sie die Jugendfürsorge tung des Proletariats mit politischen Rechten, in ihren Wirkungsfreis einbeziehen, und behan­durch ausreichenden Arbeiterschutz geschehen. Erst delt auch das Wirken der flerikalen Chari­in dem viele Jahrzehnte darauf beschlossenen ta 3, welche ebenso wie die vorerwähnten natio­tommunal- politischen Programm, nalen Schußverbände das ganze deutsche Gebiet so auch in unserem Tetschener Programm mit einem Netz von Organisationen überziehen wird der Kindes- und Jugendfürsorge, der Für- und so große Schichten der deutschen Bevölkerung, sorge für das Gesundheitswesen gedacht und diese vor allem aber große Kreise der arbeitenden Be­Aufgaben den Gemeinden und unseren kommunal- völkerung, in ihren Bann ziehen. Die sich daraus politischen Vertrauensmännern auferlegt. Doch für den Kampf der Arbeiterklasse ergebenden Ge­das Leben reglementiert sich nicht nach alten Pro- fahren finden eine eingehende kritische Beleuchtung grammen und Organisationsstatuten. Und so hat und Erörterung, aus welcher sodann die sich für sich denn, ohne jedweden Stützpunkt in der Par- die Partei ergebenden Schlußfolgerungen gezogen teiberfassung, ganz aus sich selbst heraus, rein werden. Den zuletzt erwähnten, fälschlich unter unter dem Zwang der Verhältnisse auch im Rah- neutraler Flagge segelnden, in Wirklichkeit aber mén unserer Partei reiche Fürsorgearbeit ent- ausgesprochen parteimäßig eingestellten Schutzver­wickelt, und die Ueberzeugung gefestigt, daß wir bänden werden nun die großen Fürsorgeorganisa­über diese neuen air uns herandrängenden Auf- tionen der österreichischen Genossen, die Socic­gaben und die sich neu aufrollenden sozialen Pro- tas, und der reichsdeutschen Genossen, die bleme nicht zur Tagesordnung hinweggehen Wohlfahrten, gegenübergestellt und der or­fönnen und

zu ihnen vielmehr auch programmatisch

werden Stellung nehmen müssen.

ganisatorische Aufbau, die Gliederung, der Auf­gabenkreis, die bisherige Wirksamkeit, die großen Erfolge dieser großen sozialistischen   Fürsorgever­bände geschildert, die die Arbeiterschaft in die ge­Das hat uns auch der letzte österreichische famte Wohlfahrtspflege entsprechend eingliederit, Parteitag gezeigt, der für jeden, der ihm bei- hiebei den sozialen Auffassungen der Arbeiterfiasse zuwohnen das Glüd hatte, ein Erlebnis gewefen Geltung verschaffen, alle in der Wohlfahrt tätigen ist, ein wahrer Jungbrunnen, die Quelle größter Personen zusammenfassen und schulen, die Pro­Bereicherung. Aus den gleichen Notwendigkeiten bleme der sozialen Fürsorge wissenschaftlich ver­heraus, die auch wir flar erfannten, haben unsere arbeiten und die Interessen der Arbeiter im Rah­österreichischen Genossen zum Bevölkerungs- men der Fürsorge wahrnehmen sollen, wobei die mit bestehenden offiziellen problem Stellung genommen und in einer Zusammenarbeit mit flaren Formulierung die Gedanken niedergelegt, Jugendfürsorgekorporationen( Landeskommissio­die sich zwingend aus der Analyse dieses Problems nen, Jugendfürsorge usw.) als selbstverständlicher ergeben und die darin gipfeln, daß sich aus dem Grundsatz gilt.

Sinfen der Geburtenzahl und der großen Säug- Zum Schluß faßt der Redner die sozialistische lingssterblichkeit zwingende Maßnahmen sozial- Auffassung von der sozialen Fürsorgearbeit in fol­hygienischer( Geburtenregelung) und sozialfürsorgenden Leitsätzen zusammen:

gerischer Natur( rechtlicher Kinderschutz, Jugend- Die Arbeiter dürfen absolut nicht lediglich fürsorge usw.) ergeben. Auch bei uns erfordern Objekte, sondern müssen vor allem auch Sub­jekte der Fürsorge sein.

heit.

Die gleichartig verlaufenden Bevölkerungsverhält­nisse eine ganze Reihe ganz analoger Maßnahmen. Aus der in den letzten Tagen veröffentlichten amt- Die soziale Fürsorge und Wohlfahrtspflege ist lichen Statistik ergibt sich auch bei uns eine nicht bloß freiwillige und nebensächliche Arbeit, ständige Abnahme der Geburten  - fondern soziale Arbeitspflicht und soziale Pflicht­fälle. Noch im Jahre 1923 gab es 378.650 Geleistung. Die Wohlfahrtsarbeit darf nicht nach burten, im Jahre 1924 372.333, im Jahre 1925 bürgerlichen Maximen als bloße Wohltäterei be­363.678, was gegenüber dem Jahre 1924 eine trieben, sondern muß von sozialem Geiſte erfüllt Verminderung um 8655, gegenüber dem Jahre und von sozialistischer Ideologie durchdrurgen 1923 eine solche von sogar 14.972 bedeutet. Noch ein. Den in Notstand geratenen Proletariera im Jahre 1910 entfielen auf 1000 Einwohner muß verständlich gemacht werden, daß sie teine 31.40 Geburten, im Jahre 1925 nur mehr 25.65. nade zu empfangen brauchen, sondern ein Hiebei darf aber auch das für unsere Verhältnisse Recht auf die Fürsorge haben. Die Fürsorge­so bedeutsame Moment nicht unbeachtet bleiben, arbeit darf nicht etwa bloß dem Einzel­daß der Rückgang der Geburtenziffer gerade innen gelten, sondern der Allgemein­Böhmen, wo der größte Teil der deutschen Bevölkerung des Landes lebt, am größten ist, denn auf 1000 Einwohner verzeichnet die Gebur tenstatitit Starpathorußlands 42, die Schlesiens 27, die Mährens 24 und Böhmens   21 Geburten­fälle. Noch deutlicher aber wird diese unsere Be- Nur ein solcher Aufbau und eine solche Gestaltung hauptung durch die Feststellungen des statistischen der Fürsorgearbeit vermag für die sozialistische Staatsamtes bestätigt, wonach auf 1000 Ange- Weltanschauung zu verben, dem Stampf der Ar­hörige des ruthenischen Volkes 46.6, auf die pol- beiterklasse unt den Sozialismus zr dienen. Nur nische Bevölkerung 43.7, auf die ungarische 29.4, eine solche Methode der Fürsorgearbeit vermag die tschechoslowakische 26.5, die jüdische 24.3 und sich in dem großen Kampfe der Arbeiterklasse um die deutsche 21.2 Kinder entfallen. Diese Krisen ihre Befreiung vom Kapitalismus   einzugliedern siffern reden eine beredte Sprache. Sie zeigen uns, und neben ihm zu bestehen. von welchen Gefahren die Bevölkerung un seres Landes, vor allem die deutsche Bevölke rung bedroht ist und wie unabweisbar und unausschiebbar die sich aus diesen Feststellun gen ergebenden Abwehrmaßnahmen sind.

B

Die proletarische Jugend muß durch soziali stische Fürsorgearbeit dem bürgerlichen Ein­fluß entwunden, aus der bürgerlichen Um flammerung befreit werden.

Genosse Czech bespricht sodann die vom Vor­fizenden zur Debatte gestellte Resolution und schließt mit einem Appell zur Sammlung und Mobilmachung aller Strafte der Partei im Dienfte des Sozialismus."( Stürmischer Beifall.)

Resolution

1. Sie am Samstag, den 13. November, im Bodenbacher Volkshause tagende Fürsorgekonferenz der deutschen sozialdemokratischen Partei erklärt die Sorge für die geistige, aber auch förperliche Aufzucht des proletarischen Nachwuchses für eine der wichtigsten Aufgaben der deutschen sozialdemo­tratischen Arbeiterpartei. Sie hält daher den Auf­bau, die Ausgestaltung, ganz besonders aber die moralische und materielle Förderung aller diesent Ziele dienenden Fürsorgezweige für eine brennende. Notwendigkeit und erwartet von allen Parteior­ganisationen, daß sie aus dieser Erkenntnis heraus dieses wichtige Arbeitsgebiet, in ihren nächsten Aufgabenkreis einbeziehen und alle Vorkehrungen treffen werden, die diese große Aufgabe erfordert.

2. Gemäß dem vom Aussiger Parteitage des Jahres 1923 gefaßten Beschlusses erblickt die Kon­ferenz in der sozialistischen   Erziehung der Ar­beiterjugend die wertvollste Grundlage der plan­mäßigen Schulung des Proletariats, und erachtet daher eine Zusammenfassung der Arbeiterkinder jedes Ortes zum proletarischen Gemeinschafts­leben für dringend geboten. Da die Arbeiterkinder­freunde die organisatorische Verkörperung dieses Gedankens darstellen und in diesem Sinne einen wahren proletarischen Kinderschuß bilden, empfiehlt die Fürsorgekonferenz allen Genossen und Ge­nosjinnen, in der Arbeiterkinderfreundebewegung. eifrig tätig zu sein, den Verein sowie seine Orts­gruppen in jeder Weise, besonders auch materiell, zu unterstützen und zu fördern.

3. Die in der gleichen Richtung liegende Ar­beit unseres sozialistischen Jugendverbandes bedarf gleicherweise der tatkräftigsten Unterstützung jämtt­licher Parteiorganisationen, die von der Fürsorge­fonferenz hiezu in der nachdrücklichsten Weise auf­gerufen werden.

Seite 5.

Lagesneuigkeiten.

Ja ist das möglich?

Die Lidove Noviny" veröffentlichen folgen­den Bericht:

,, Letzten Freitag wurde auf dem Plaze un­weit des Hotels Graf" die rumänische Staatsangehörige Larissa Bučkow­staja, Hörerin der Handelshochschule in Prag  , von einem Automobil überfahren. Sie wurde auf die Klinik gebracht, wo sie nachts ihren Verlegungen erlag. Obwohl sich in ihrer Tasche die studentische Legitimation und die Wohnungsadresse befanden, wurden ihre An­gehörigen von dem Unglück nicht verständigt, und es ist die Frage, ob sie übrhaupt etwas erfahren hätten, wenn sich nicht einige Zufälle ergeben hätten, durch die die tragische Tatsache sichergestellt wurde. Im Krankenhause erfuhr nämlich ein Agent einer Begräbnisanstalt von dem Tode des Mädchens, der die Berwandten des Mädchens auf­suchte und ihnen die Ausstattung des Begräbnisses anbot. Die Angehörigen begaben sich in das Krankenhaus, wo ihnen aber der Zutritt zur Leiche nicht gestattet wurde; vom. Personal er­fuhren sie, daß es sich unt ein Autounglück handle. In Polizeipräsidium wurde den Angehörigen mitgeteilt, daß über die Sache nichts bekannt jei, und man verwies sie an die Informationsabtei­lung. Dort wurden erst die Berichte telephonisch eingeholt und erst dann im Präsidium den Ange­hörigen von einem Polizeioberkommissär mitge­teilt, daß es sich um feinen Unglücksfall handle und daß das Mädchen nach einer Krant­heit gestorben sei. Nach langen Verhandlungen teilte der Oberfommissär mit, daß das Mädchen ungefähr gegen 6 Uhr abends bur efgene Unvorsichtigkeit von einem Auto über fahren worden sei. Mit Rücksicht darauf, daß das Vorgehen der Polizei den Anschein erwedie, als ob man die Sache absichtlich verheimlichen wolle, er= suchten die Angehörigen die rumänische Ge­sandtschaft um Intervention. Die Ge­sandtschaft entsandte sofort einen Legationssekretär in Begleitung zweier Konsularbeamten und zweier Verwandter der Verunglückten zur Polizeidirek tion, wo ihnen das Protokoll verlesen wurde, in dem aber nur der Name des Chauf­feurs Heinrich Strebel angeführt war. Der Ver­lobte der Verunglückten, ein bekannter russischer Bublizist, stellte dann fest, daß es sich um ein staatliches Auto gehandelt habe, und zwar ein Auto des Präsidiums des Ministerrates."

4. Der Reichsverband für Kinderschuß und Jugendfürsorge, die Landeskommissionen( Landes­stellen) für Kinderschutz und Jugendfürsorge in Böhmen  , Mähren   und Schlesien  , die Bezirks­jugendfürsorgen( Bezirkskommissionen für Kinder­schutz), die wohl durchwegs vereinsmäßig organi sierte, vom Fürsorgeministerium jedoch mit halb­amtlichem Charakter versehene und mit gewissen halbstaatlichen Funktionen ausgestatteten Rörper­schaften und Organe des Kinderschutzes und der Jugendfürsorge sind, erheischen, wie bereits der Aussiger Parteitag 1923 ausgesprochen hat, mit Rücksicht auf diesen ihren Wirkungstreis und ihre Stellung in der gesamten Jugendfürsorge, unser Wir hoffen, daß diese, wenn sich die Dinge vollstes Interesse, und machen schon wegen ihres wirklich so verhalten, ungeheuerliche Ver­obligatorischen Charakters unsere volle Mitarbeit tuschungsangelegenheit raschest aufge­sowohl in den leitenden Stellen als auch in allen klärt wird und daß sich vor allem das Minister­ihnen angegliederten Einrichtungen zur Pflicht. ratspräsidium zu diesem Falle äußere. Die Organisationen werden daher aufgefordert, diesen Institutionen das vollste Augenmerk zuzu Herunter mit dem Zylinder wenden, und vor allem darauf zu sehen, daß sich unsere Teilnahme in diesen Störperschaften nicht etwa bloß auf die Mitgliedschaft einzelner Ge- Es ist natürlich nur in Sowjetrußland mög­nossen und auf die vom Fürsorgeministerium ge- lich, wo im langsamen Nachholen frühkapitaliſti forderte obligatorische Zugehörigkeit aller Kinder- scher Entwicklungsgänge bereits diese Etappe er fürsorgeorganisationen zu diesen Jugendfürsorge- reicht ist. Herr F. C. Weiskopf  , feines Zei­stellen beschränkt, sondern sich auch in der Teilchens Parteidichter der KPC und beamteter Hon­nahme an der gesamten Betätigung dieser Stellen neurmacher des russischen Handelsvertreters Ov sejenko, ist so liebenswürdig, im Borwärts" Die Aufgabe unserer Organisation, und vor zum Besten zu geben und betitelt ein ganzes a ctivas aus dem Tagebuch seiner cussischen Reise allem der von uns in diese Körperschaften gejen pitel 2. Umsteigen.... ins 21. Jahrhundert!" deten Vertrauensmänner wird es sein, darüber zu Zunächst wird die Szenerie des Bahnhofs vost wachen, daß diese Einrichtungen nicht nur von sozialistischem Geiste erfüllt, sondern auch ihrem Njegoreloje so heißt die Umsteigstation entworfen. Es ist alles da, was zum täglichen halbamtlichen Charakter gemäß im neutralen Stimmungsmache- Bedarf eines Rußlanddelegier Geiste geführt, und vor allem jedwedem politischen ten gehört. Also Lenin  - und Marrbüsten, ein oder parteimäßigen Einfluß entrüdt werden.

auswirkt.

Ein Blick ins 21. Jahrhundert.

Tschekamann( über den Mary sicher seine Freude 5. Die durch die Wirtschaftsnot herbeigeführte hat) revolutionäre Zollbeamten, selbstverständlich und sich durch Wirtschaftskrise, Arbeitslosigkeit, eine Jugendgenossin usw. Daß man aber an der systematische Herabdrückung der Lebenshaltung der Schwelle des 21. Jahrhunderts steht, beweist er­arbeitenden Klasse mit jedem Tage steigende Ver- stens ein Gespräch mit einem deutschen Professor: schlechterung der gesundheitlichen Verhältnisse des Proletariats, die zunehmende Verschlimmerung der wirtschaftlichen Verhältnisse der arbeitenden Menschen und die damit untrennbar verbundene Häufung von Notstandsfällen erheischt in zwingen­der Weise gewisse organisatorische Vorkehrungen, die in eine feste Bahn gelenkt den Kontakt

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zwischen den hilfesuchenden Proletarier und seiner Partei herstellen und ein Eingreifen, der Organi­sationsstellen durch Erschließung vorhandener ge­setzlicher Schußmöglichkeiten, sowie staatlicher und privater Hilfseinrichtungen und Hilfsquellen her­beiführen, dem notleidenden Arbeiter im Bereiche vorhandener Möglichkeiten in den schwersten Stun den seines Lebens beistehen, und vor allem dem dichten Net parteimäßig bürgerlicher und immer politischer Wohltäterei entwinden sollen. Zu die ent Behufe beschließt die Partei die Gründung jozialdemokratischer Fürsorgervereine, die, zu einem Verbande zusammengeschlossen, und vor allem un feren Frauenorganisationen in die Hände gelegt, allen Hilfsbedürftigen ohne Unterschied der Par­teizugehörigkeit zugänglich sein sollen.

Die Schaffung dieser Fürsorgevereine soll vor­fäufig nicht obligatorisch sein und nur nach Maß­gabe der vorhandenen organisatorischen Möglich­feiten durchgeführt werden, wobei stets ein Ein­bernehmen mit dem Parteisefretariat vorzusehen sein wird, das in jeden einzelnen Falle nach Prü­jung des Vorhandenseins der sachlichen und perso­ellen Voraussetzungen die Entscheidung zu treffen aben wird.

Die Mustersagungen für den Fürsorgeverein find vom Sekretariat vorzubereiten. Die behörd liche Genehmigung, die Verbandssazung auf jeden Fall sofort einzuholen, damit das Fundament und der Rahmen der Fürsorgeorganisation gesichert ist.

es ist doch eigentlich eine ganz unbe kannte Welt, in die man da hineinfährt; wer weiß, wie es in ihr zugeht, selbst die Wagen sehen ganz anders aus, als bei uns...

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,, Sie haben recht, mein Herr," sagt da hinter mir eine Stimme. Sie haben ganz recht, man hat hier überall eine andere Spur weite, als drüben; man steigt hier gleichsamt um: ins einundzwanzigste Jahrhundert nämlich.

So haben wir jahrzehntelang am 21. Jahr­hundert vorbeigelebt! Denn die breitspurigen Bahnen bestanden schon unter dem 3arismus und wurden mit dem Gelde des französischen   Hüt­tenkomitees gebaut, damit die Truppentransporte an die deutsche und österreichische Grenze schnel ler vor sich gehen könnten. Aber ein heller Stopf, wie dieser Weiskopf entdeckt noch mehr Symptome des 21. Jahrhunderts: Er sieht ein Leichenbegäng­nis das ist nun schon in Moskau  , also mitten drin in der breitspurigen" Zukunft und sein Freund Baul sagt:

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,, Schau, sie tragen 3ylinderhüte! Leib­haftige Zylinder!... Die ersten und einzigen, die wir auf der ganzen Reise in Rußland   gesehen haben.. wie eigenartig: bei uns tragen sie noch den Zweimaster aus dem vorigen Jahr. hundert.

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Da erinnerte ich mich an Njegoreloje; an den deutschen Professor und an die Stimme, die ihm damals geantwortet hatte und philosophierte:

Ja, weißt du, Paulchen, die Leichenbe statter sind scheinbar in allen Ländern mi! ihrer Mode um ein Jahrhundert z rid. Bei uns tragen sie den Zweimaster von anno Tobad, weil der Zylinder noch in Ehren ist und bier hier sind wir eben schon um ein Jahrhundert weiter und finden den Zylinder nur

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