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Es ist das eine schön
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Die von dem Betrüger und Ehrabschneider Ernst Fischer demokratie" ist bis jetzt von der arbeiterfeindlichen Presse auffallend herausgegebente Broschüre Im Kampf mit den Führern der Sozialübergangen worden. Augenscheinlich ist die Person des Verfassers selbst den Zuchthausschwärmern zu unreinlich; nach der Blamage, die sie bei Empfehlung der ersten Verleumdungsschrift davongetragen haben, mag ihnen die Wahrheit des Sprichworts: Wer Bech angreift, besudelt sich", denn doch arg zu Herzen gegangen sein. Eine usnahme macht die christlich- soziale Zeitung Das Volt", die bekanntlich von Herrn Stöder inspirirt ist. Das Blatt lobt in feiner gestrigen Nummer die Lügen des Herrn Fischer und wünſcht nur, daß die Schrift noch etwas religiöser gehalten sei. Diesen Wunsch begreifen wir, wie wir ferner begreifen, daß es dem ebenfalls wegen seiner gespannten Stellung zur Wahrheit arg mitgenommenen Herrn Stöcker tröstlich sein muß, im Unglück wenigstens einen Gefährten zu haben.
heftigen Gegenrede hinreißen, es folgt eine Beschwerde an die Wirth- er mit dem grünen Wagen nach Moabit transportirt Tokales. schafts- Genossenschaft und der Schaffner hat wegen ungebührlichen und am Sonnabend Nachmittag dem Untersuchungsrichter Müllwagen- Schaffner. Den meisten Lesern dürfte es unbekannt Betragens eine Mark zu berappen. Nun geht die Fahrt zum Ablade- vorgeführt, der nach erfolgtem Berhör die Entlassung des Inhaftirten play. Mit peinlichster Gewissenhaftigkeit befolgt der Schaffner hier verfügte. Knaack hat also zwei volle Tage in Haft zugebracht, und fein, daß es nicht nur Poſt-, Eisenbahn-, Omnibus-, Pferdebahn, die Anordnungen des Play- Inspektors, denn sonst droht ihm eine zwar nur deshalb, weil der Behörde nicht bekannt war, daß er schon flingende Bezeichnung für eine nichts weniger als schöne Arbeit. Nach Beendigung des Tagewerks werden bei Vermeidung einer wäre er zweifellos von der Berliner Polizei sofort wieder entlaffen tlingende Bezeichnung für eine nichts weniger als schöne Arbeit. Strafe von drei Mart, im Wiederholungsfalle sofortige Entlassung. länger als ein Jabr in dem genannten Orte wohnt. Andernfalls Schaffner nennt die Wirthschafts Genossenschaft Berliner Grundbesizer diejenigen Arbeiter, welche die Strafe von einer Mark- die auf dem Wagen befindlichen Kästen worden, da er nur eines geringfügigen Bergehens beschuldigt ist, Kutscher der Müllwagen auf der Tour begleiten. Die Schaffner behufs Revision nach der Werkstatt gefahren und der Schaffner hat welches begangen zu haben es übrigens ganz entschieden in Abrede haben, wie wir sogleich sehen werden, eine ebenso schmutzige Arbeit verlebten Woche liegt dem Schaffner als Sonntagserholung die für diesen Tag Feierabend. Nach einer in anstrengender, ungesunder stellt. wie gesundheitsschädliche Arbeit zu verrichten. Sie bekommen Warnung vor der Benutzung der rothen Weihnachtseinen Monatslohn von 100 M., der jedoch durch Strafgelder, die Pflicht ob, den Wagen innen und außen zu reinigen und abzuwaschen.kerzen. Eine amtliche Untersuchung der rothen Weihnachtskerzen hat einen Monatslohn von 100 M., der jedoch durch Strafgelder, die wen es nach einer Anstellung als Schaffner bei der Wirthschafts- ergeben, daß letztere zum größeren Theile mittels Zinnobers gefärbt der Schaffner wegen geringer Versehen zu erlegen hat, oft recht er heblich gekürzt werden mag. Bei der Wirthschafts- Genossenschaft genossenschaft verlangt, der hat bei seinem Eintritt eine Kaution find. Da sich nun durch diese Färbung beim Verbrennen giftige Berliner Grundbefizer besteht nämlich eine Instruktion für die on 50 mark entweder sofort zu erlegen, oder sich in monatlichen Quedfilberdämpfe entwickeln, deren Einathmung besonders für Kinder Schaffner, die in 28 Paragraphen nicht weniger als 14 Fälle auf- taten à 5 M. vom Lohn abziehen zu lassen. gesundheitsschädliche Wirkungen haben kann, so wird jetzt amtlich vor zählt, in denen der Schaffner mit Strafen von 1-5 W. be- reichen Strafparagraphen sieht man es an, daß sie ein Machwerk Der vorstehend gekennzeichneten Instruktion mit ihren zahl dem Gebrauch solcher Kerzen gewarnt. legt wird. Folgen wir nun einmal dem Schaffner von Berliner Grundbesitzern ist. auf seiner Tour, um zu sehen, wie oft er über die Herr Graf Paul von Hoensbroech theilt in der Täglichen Strafparagraphen seiner Instruktion stolpern kann. Jm Winter um 51/2 Uhr, im Sommer um 5 Uhr morgens hat der Schaffner Rundschau" mit, daß er die Herausgeberschaft dieses Blattes zur Arbeit anzutreten. Er kommt heut aus irgend einem Grunde niederlege. Der deutsche Journalismus wird diesen Verlust zu eine Viertelstunde zu spät und muß dafür 50 Pf. Strafe zahlen. ertragen wissen. Jetzt werden Fuhrwerke und Utensilien in Stand gesezt und der Die städtische Verkehrsdeputation hat im Einverständniß mit Borschrift gemäß beginnt die Fahrt um 6 resp. 51/2 Uhr. Das erste der örtlichen Straßenbaupolizei 1 der Großen Berliner Straßenbahn Haus ist erreicht, der Schaffner wechselt mit Hilfe des Kutschers die Genehmigung zur Einrichtung des elektrischen Oberleitungseinen Teeren Müllkasten gegen einen gefüllten aus und betriebes in der Schönhauser Allee vom Kreuzungspunkt der bringt den legteren im Wagen unter. Der Schaffner steigt Danzigerstraße, Kastanien- Allee und Pappel- Allee bis an den Bahnin den Wagen( es handelt sich um eins jener zum 8ived staub hof in der Gleimstraße mit Anschlüssen an die genannten Straßen freier Müllabfuhr hermetisch zu verschließenden Ungethüme), macht ertheilt. forgfältig die Thüren hinter sich zu, und schüttet nun, während die Ueber eine neue Skandalaffäre laffen sich die„ Braunschw. Fahrt weiter geht, in dem von der Außenwelt vollſtändig abgeschlossenen n. Nachr." aus Berlin berichten: Eine cause célèbre, die noch viel Raum den Müllkasten aus. Doch, ist es Zufall, oder wollte der Staub aufwirbeln dürfte, beschäftigt bereits seit einigen Wochen in Schaffner heimlich ein wenig frische Luft schöpfen, ein schmaler Spalt der Stille die hiesige Behörde. Wie wir aus unanfechtbarer Quelle Zwei Unfälle im Straßenbahnbetriebe. Zwei schwere Unfälle an der Thür ist offen geblieben, durch denselben dringt eine leichte erfahren, schwebt gegen den Generaldirektor O. einer Berliner Hotel - haben Montag Abend und gestern Morgen auf den elektrischen Staubwolte nach außen, ein Schutzmann bemerkt und notirt diesen Aktiengesellschaft, sowie einige Bedienstete des betreffenden ein Er- Straßenbahnen stattgefunden. Der 64 Jahre alte Arbeiter Spirling Verstoß, das darauf folgende Strafmandat hat der mittelungsverfahren wegen Bergebens gegen§ 180 des Str.-G.-B. aus Pankow , der in Berlin beschäftigt ist, ging Montag Abend gegen Schaffner zu bezahlen und außerdem muß er wegen und sind vor dem königl. Kriminalkommissar von Treskow, in dessen 6 Uhr auf dem Heimwege durch die Brummenstraße. Vor dem Uebertretung der Instruktion an die Wirthschaftsgenossenschaft Händen das Verfahren ruht, bereits zahlreiche" Damen " der inferioren Hause Nr. 129 wollte er den Fahrdamm überschreiten. Da er eine Mart Strafe entrichten. Durch Schaden flug geworden, Halbwelt vernommen worden, deren Aussagen sehr nachtheilig für schwerhörig ist, so vernahm er das Glockenzeichen nicht, durch schließt der Schaffner fünftig die Thür mit der größten Sorgfalt. Die Verdächtigten lauteten. das der Führer eines elektrischen Wagens der Linie Doch die staubige, stinkende Luft, die er bei seiner Hantirung im Innern des Wagens einathmen muß, ruft ein dringendes Bedürfniß Berliner " vor allem ihre Abonnenten behandelt, tritt auch unter die Räder, und diese zerschmetterten ihm beide UnterDie ausgesprochene Feindseligkeit, mit der die Große Kreuzberg - Gesundbrunnen ihn warnen wollte. Er gerieth nach einem erfrischenden Trunk hervor. Inzwischen ist die Früh darin zu tage, daß die auf verschiedenen Linien eingeführten schenkel und brachen ihm den rechten Arm. Der Schwerverwundete stüdszeit herangerückt, da kann man sich ja eine kleine Weiße gönnen. Preisermäßigungen dieser gehaßten Menschenklasse nicht zu wurde von einem Schußmanne in ein Krankenhaus gebracht. Aber der Wagen befindet sich heut im vornehmen Thiergarten gute kommen. Den Abonnenten werden die alten Preise be- 36 Jahre alte Schloffer Wilhelm Waznici aus der Bergstr. 4, Viertel, wo oft in ganzen Straßenzügen kein Schanklokal, in welchem ein Müllschaffner einkehren kann, zu sehen ist. Endlich, in Berlin wohnt, hatte ein Abonnement für die Strecke Unter den hier Beschäftigung gefunden hatte, wollte sich gestern Morgen um rechnet. Ein Beamter des neuen Polizeigefängnisses in Tegel , der der erst vor einigen Tagen aus Luckenwalde nach Berlin kam und in einer Nebenstraße, etwa 50 Schritt von der vorgeschriebenen Tour Die Zusammensetzung der 7 Uhr auf seine Arbeitsstelle begeben. An der Ecke der Berg- und entfernt, wintt eine Budike. Also hinein. Da erscheint der Kon- Linden Bolizeigefängniß, genommen. Theilstreden erfolgte in der Weise, daß der Abonnent Elsafferstraße faßte ihn ein elektrischer Ringbahnwagen und warf trolleur, er stellt fest, daß der Schaffner sein Tourengebiet verlassen zunächst eine 15 Pf. Strecke und, da die und deshalb fünf Mart Strafe verwirkt hat. Der Gestrenge 10 Pf. Strede die nachfolgende ihn zu Boden. Zwischen Schutzblech und Räber eingepreßt, wurde zur Weidendammer Brücke reicht, der Unglückliche an Rücken und Brust arg gequetscht und zerschunden läßt sich die Liste reichen, in der die abgeholten Müllfästen zu ver- noch eine 15 Bf.- Strede nehmen mußte, und er entrichtete hierfür und anscheinend innerlich schwer verletzt. Außerdem wurde ihm merken find. Eine fehlerhafte Eintragung und wieder ist eine den Preis von 10 M. Erst in legter Zeit erfuhr der Beamte, daß der rechte Arm fast vollständig abgedrückt. Nachdem man ihn mit Strafe fällig von einer, oder auch gar zwei Mart. Das Straffonto wächst ja heute unheimlich an. Der Schaffner bei einer Entnahme von erst einer 10 Pf.-Theilstrecke die folgende Mühe unter dem Wagen hervorgeholt hatte, brachte ein Wachtmeister könnte sich vielleicht einen fleinen Nebenverdienst machen, in- 15 Pf.- Tour bis zu den Linden reicht und von ihm somit monatlich der Marktpolizei, der als Fahrgast Beuge des Unfalles war, den dem er aus dem Müll Lumpen oder sonstige„ Werthgegenstände" 1,50 M. zuviel erhoben worden waren. Der so Uebervortheilte hat Verunglückten nach der Charitee. Hier mußte man den zerquetschten zweds späterer Bersilberung heraussucht; aber das„ Schalen" ist bei infolge dessen die Direktion der Großen Berliner Straßenbahn- Arm sofort ganz abnehmen. drei Mart Strafe, im Wiederholungsfall bei sofortiger Eht Gesellschaft aufgefordert, den von ihm zuviel bezahlten Betrag zurüc laffung, verboten, Jetzt heißt es, doppelt vorsichtig sein, damit nicht zusenden und wird nunmehr, da er das Geld bisher nicht erhalten, noch mehr Strafen verwirkt werden. Sorgfältig bewahrt der die Klage gegen die Gesellschaft anstrengen. Schaffner feine Tourenliste, denn ihr Verlust kostet eine bez. zwei Mart; verliert er den Blockzettel, so hat er auch dafür mit einer Mart zu büßen, kommt ihm aber die Ledermappe abhanden, dann hat er zwei Mart zu blechen. Auch die Mülkästen müssen mit größter Schonung behandelt werden, unachtsames Aufheben, Tragen, Absetzen oder Ausschütten derselben wird mit drei Mart be. straft. In diese Strafparagraphen hat sich unser Schaffner heute nicht verwickelt. Er ist am Ende seiner Tour, der letzte Kasten soll verladen werden. Doch das schwere Möbel ist bis über den Rand gefüllt, daneben liegt noch ein Haufen Müll auf dem Hofe, den der Schaffner sorgfältig aufschaufelt und in den Wagen befördert, denn andernfalls müßte er eine Mart Strafe zahlen. Beim Hinaus tragen des überfüllten Staſtens ist aut dem Hausflur etwas Müll verschüttet worden. Der Schaffner eilt seiner Instruktion gemäß mit Besen und Schaufel herbei, um das Verschüttete zu beseitigen, denn die Unterlassung dieser Reinigung wird mit einer Mart gebüßt. Aber noch zu guterlegt hat der Mann das Unglück, mit dem Besenstiel der Hausthürscheibe zu nahe zu kommen und dieselbe zu zerschlagen. Natürlich werden die Kosten der Scheibe dem Schaffner vom Lohn abgezogen. Jetzt erscheint der Hauswirth und schimpft auf den ungeschickten Schaffner, dieser läßt sich zu einer
Einige Gloffen zur Palästinafahrt.
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nur bis
Wir werden auf das Ergebniß der Klage, welche für die gefammten Abonnenten von großer Bedeutung ist, nach der Urtheils sprechung zurückkommen.
Eine neue( 13.) Realschule will der Magistrat in einem eigenen Schulgebäude am Schleswiger Ufer errichten laffen.
Der
Eine Verkehrsstörung gab es gestern Vormittag auf der Ringbahn in der Elsasserstraße. Um 10 Uhr plagte einem Wagen, als er an der Bergstraße anfahren wollte, eine Bleisicherung. Bis man den Schaden entdeckt und ausgebessert hatte, verging eine Viertelstunde.
Die Leidensgeschichte eines Kindes wird demnächst die Gerichte zu beschäftigen haben. In der Kopischstraße wohnt der Schlosser M., dessen Ehefrau ein uneheliches Kind mit in die Che Ein unliebfames Abenteuer erlebte kürzlich der in Neu- gebracht hat. Der Vater des jetzt sechs Jahre alten Mädchens, Anna Weißensee wohnende Maurer Knaak. Er wollte am Donnerstag mit Namen, ist ein in Hamburg dienender Sergeant, welcher monatvoriger Woche von der Arbeit nach Hause gehen. Als er auf dem lich 9 M. Alimente zahlt. Das Kind war der Mutter ein Dorn im Köllnischen Fischmarkt einen Augenblick an dem Schautasten eines Auge. Sie ließ dem Mädchen eine barbarische Behandlung zu theil Waffenhändlers stilstand, um sich eine Zigarre anzuzünden, kam ein werden, welche schon lange die Empörung der Nachbarschaft erregt Kriminalichutzmann auf Knaat zu und beschuldigte ihn, er habe in hatte. Am schlimmsten erging es dem bedauernswerthen Geſchöpfe, den Schaukasten hineingelangt, um Patronen daraus zu wenn die unnatürliche Mutter mit ihren beiden der jetzigen Che stehlen. Knaat mußte mit zur Wache, aber die Feststellung entstammenden Kindern die Wohnung verließ. Dann wurden seiner Persönlichkeit gelang nicht, denn die Quittungsbücher vom der kleinen Anna Hände und Füße zusammengeschnürt und Verband und der Krankenkasse sahen die Beamten nicht als aus diese dann an einen Bettpfosten gebunden, sodaß die Kleine oft reichende Legitimation an, und auf eine amtliche Anfrage in stundenlang in dieser qualvollen Situation verharren mußte. Weißensee kam von dort zum größten Erstaunen Knaak's, der schon vor wenigen Tagen war dem Mädchen wieder ein solches Schicksal länger als ein Jahr eine Wohnung in dem genannten Vorort inne beschieden und das Gewimmer des armen Opfers mütterlicher hat, die Antwort, er wohne nicht daselbst. Infolge dessen wurde Brutalität drang hinaus in die Nachbarschaft und erweichte schließlich naat als nicht retognoszirter Untersuchungsgefangener behandelt; das Herz einer Frau, welche zur Polizei lief und Hilfe verlangte. er tam zunächst nach dem Alexanderplatz , von dort wurde Der Vorstand des 85. Polizeireviers entsandte auch alsbald einen
modernen Kreuzfahrermär. Hören wir einige seiner Glossen. Zum Geleitswort jagt er:
" Mückenschwärme buntfarbiger Mittheilungen über die kaiserliche Palästinareise durchschwirrten seit Monaten die Zeitungswelt. Vergoldend funkelte allmälig die alles vergrößernde Sonne orientalischer Phantasie hinein.
Die Palästinafahrt des Kaisers ist bedeutend abgekürzt worden. Der Besuch des Todten Meeres und zahlreicher anderer erinnerungsreicher Stätten ist aufgegeben worden. Es wurde mitgetheilt, daß die übergroße Hige den Anlaß dazu gegeben habe. Wir müssen dies bezweifeln und können nur glauben, daß Gründe der höheren Politik, Nun erging man sich über die grandiosen Vorbereitungen zur etwa die franzöfifch- englische Spannung, schuld gewesen sei. Denn Einweihung der Jerusalemer Erlöserkirche in reinen Bocksprüngen, wer des Christenthums voll nach Palästina zieht, wen erflomm man an münchhausenartigen lebertreibungen, total falschen heiße Inbrunft treibt, die heiligen Stätten zu sehen, der Darstellungen, fabel und märchenhaften Berichten wahre Chimborassowird sich nicht durch Kleinliche Südfichten der Bequemlichkeit höhen. beirren lassen. Auch die Andeutungen jener können unmöglich richtig sein, welche da sagen, daß der Besuch von Jerusalem genügen könne, denn dort sei noch Leben, dort komme eine schaulustige Menschenmenge zusammen, dort passire auch immer etwas, was der Telegraph phantasievoll ausgeschmückt in die Heimathlande berichten möge; was sei aber am Todten Meere zu holen und an anderen heiligen Stätten, welche die neueste deutsche Kreuzfahrt programmmäßig зи berühren gedachte, welche fie aber
vermieden hat? Da fei die Landschaft öde, da strömen teine gaffluftigen Menschenschaaren zusammen, da find mur einige Geistliche untergeordneten Ranges zu finden. Solche Andeutungen haben offenbar feinen Sinn. Denn wer als christlicher Pilger nach Palästina zieht, der will ja gerade jene einsamen Stätten aufsuchen, in deren welt- und pruntferner Stille das neue Evangelium der Liebe einst zuerst gepflegt wurde. Der Pilger sucht nicht luftvolle Abwechselung und lärmenden Pomp, er will den weltlichen Flitter zurücklassen und sich ganz versenken in andachtsvoller Innerlichkeit. Nicht Hize also und nicht die Verlassenheit jener Gegenden konnten den deutschen christlichen Pilger schrecken, es müssen andere Gründe gewesen sein..
Hol's der Kuckuck! Wenn schon, so schildre ich, wie es der nackten Wahrheit entspricht! Dann bringt Herr K. Böttcher eine Aufklärung über die phantastische Bauthätigkeit. O, diese märchenhaften Vorbereitungen, von welchen manche Zeitungen monatelang vor Antritt der Kaiserreise phantafirten!
Da verlegten fie in ihren Berichten nach Palästina eine geradezu phänomenale Bauthätigkeit.
Längst in gutem Zustande existirende Straßen, wie der etwa zehn Stunden lange Fahrweg von Jaffa nach Jerusalem , oder die ungefähr vierzig Stunden lange, über die Höhenzüge des Libanon führende Straße von Beirut nach Damaskus sie wurden nach Und diese Berichte wurden von gewissen Zeitungen fürsorglich jenen schwungvollen Mittheilungen erst jetzt neu errichtet. Und mit gezüchtet, gelieblost, gepflegt, bewundert, gefeiert. Das fiderte in riesigen Tunneldurchbrüchen und Cisternenbauten warf man nur so alle Herzen, schlug bei leichtgläubigen Gemüthern kräftig Wurzel und wucherte dann als eine Art Ueberzeugung empor.
Nun schwelgte man in leuchtenden Illusionen vom Orient, als ob jedermann seit Monaten„ Tausend und eine Nacht" studirt hätte, verbrämte man diese Illusionen mit einer hochwattinten Fülle von Unkenntniß des Orients, wie sie höchstens in Träumen eristirt.. Schließlich langte man bei blantgeputzten Phraser an.
Allen Erustes spricht man jetzt von einem neuen Kreuzzuge" wie wenn das Reisen unter den Fittichen eines profitbedachten Touristenbureaus à la Coot oder Stangen mit der krafistrogenden, geschichtlichen Epoche der Kreuzzüge auch nur einen Hauch gemein hätte; spricht man von der Wiederaufrichtung des Kreuzes" wie wenn die Einweihung einer Jerusalemer Kirche vom Jolam auch nur ein Tüpfelchen abbröckelte.
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Nur wenige hier zu Lande kennen Palästina aus eigener Anschauung. Sie schöpfen den Born ihres Wissens aus Büchern und Beitungsnotizen. Ha, da gedich manch' rosig gefärbte Schilderung, wurde manch' Bouquet von lobeshymnender Ueberschwenglichkeit für die Bewunderung des Bierphilisters zurecht gestuit.
So entstand die Palästinabegeisterung, die sich jetzt noch mit übereifrigem Patriotismus berbrämt.
Wehe demjenigen, der nun gegen eine solche vorgefaßte falsche Meinung einmal seine Stimme erhebt!
Uebertreibung losgefeuert, oder man spricht sogar von schlechtem Patriotismus, Religionslosigkeit, Frivolität und dergleichen schönen Sachen.
Wie aber unsere„ wohlgefimte" Presse ein wirkliches Verständniß für die Gründe der Abkürzung der Palästinafahrt nicht besitzt, so hat sie auch durch ihr Verhalten zu dieser Pilgerfahrt von Anfang an, durch die trügerischen Schilderungen, die sie von den Verhält nissen des heiligen Landes vorgaufelte, denen gerade einen sehr schlechten Dienst erwiesen, die sie byzantinisch feiern wollte. Wir Gleich wird von enghorizontigen Menschen der Vorwurf der haben ein kleines Büchlein vor uns: Kritische Glossen zur Palästina fahrt" von Karl Böttcher ( Verlag Hugo Bermühler, Berlin ), welches die Lügenphantastit eines sehr großen Theils der Bourgeois presse aufdeckt. Herr Böttcher, ein bekannter Weltfahrer, hat Balästina mehrmals besucht und es gründlich kennen gelernt. Er, ein Mann, dem jedes Partei Interesse fern, ist angewidert von den Unwahr heiten, die eine gewisse Presse den deutschen Lesern über die Palästina fahrt auftischt. Ihn padt das Mirza Schaffy - Wort: Wer da ligt, muß Prügel haben", und er zerzaust die schillernde Romantik der
Wenn jetzt zur Abwechselung eine Feder auftritt, welche nicht mit Rosenwasser parfümirt gut it's. Aber soll ich unwahrheiten passiren lassen, blos damit ich jene falschen palästinensischen Vorstellungen nicht unsanft berühre? Soll ich dabei ernste Wahrheiten in hontöopatischer Verbindung geben? Die Thatsachen mit dem Rauschgold der Schmeichelei umkleiden?
herum
Daun ging es in Jerusalem an's Schleifen altehrwürdiger Gaffen, an emfiges Bauen imposanter Paläste, an rücksichtsloses Niederreißen alles nur in der riesiger, den Jahrhunderten trozenden Mauern moussirenden Phantasie jener Zeitungsstimmen Wie würde man in Deutschland spotten, falls gelegentlich einer Berliner Reise etwa des Präsidenten Mac Kinley die amerikanische Presse in folgender Tonart loslegte:
Die großartigen Vorbereitungen in Berlin zur Ankunft unseres Präsidenten nehmen nach allen Richtungen hin einen immer ges waltigeren Umfang an. So wird der Thiergarten vollständig abe geholzt, der Kreuzberg vom Tempelhofer Feld nach der Hasenhaide verlegt, die Friedrichstraße abgebrochen und eine Avenue von Berlin nach Leipzig gebaut.
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Nein, solch trasfer Unsinn würde jener märchenhaften, mit Emphase von diesen Zeitungen verkündeten palästinensischen Baudann thätigkeit nicht nachstehen. Noch einen Schritt weiter ließen vielleicht diese, in Nebelgebilden arbeitenden Federhelden im Programm der Jerufalemer Feierlichkeiten noch einige Palmenwälder wachsen, neue Quellen aus dem rothbraunen Gefelie des Gebirges Juda springen, ein Rudel gezähmter Hyänen herumlaufen alles zu Ehren Sr. Majestät des Kaisers.
Unter anderen Verhältnissen wären derartige Münchhaufiaden grober Unfug". Jezt aber folgt manch' gründlich düpirter Philister bei der Lektüre in seiner Stammtneipe solch tapfer geglaubtem blauen Dunst mit feierlichem Staunen, und im Hochgefühl des„ Deutsch land , Deutschland über alles" läßt er noch ein Glas Bier anfahren, Ob Kirchennoth in Jerusalem vorhanden? Kein Ort der Welt, welcher den verschiedensten Religionen und Bes tenntnissen in gleicher Weise theuer ist, wie dieses Jerusalem !
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