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jeres Boltes zu tragen haben.

bestimmungen nur so wimmelt und die person diefe befpiellofe Preisgabe der Interessen an­liche Freiheit der Staatsbürger an die Gendar­men und Polizisten ausliefert. Demgegenüber beriveist er auf die weit flareren und milderen Bestimmungen des neuen österreichischen Gesetzes.

Durch den Verwaltungsreformentwurf erhält die Regierung die vollständige Oberhoheit sowohl über die Bezirks- als auch über dic

Landesverwaltungen;

sie kann die Bezirksforengel ändern, sie ernennt die Vorsitzenden, besetzt die Beamterstellen, ent­scheidet über die Voranschläge und hebt so das ivichtigite Recht der Selbstverwaltungsförper, ihre Finansboheit. auf. Die Karbathorußland durch den Friedensvertrag und durch die Verfassung gewährleistete Autonomie wird mit einem Feder­strich aufgehoben:

' das einzige deutsche Land Schlesien   wird aus­gelöscht und die deutsche   Bevölkerung der tschech schen Mehrheit in Mähren   ausgeliefert. Der Entwurf ist ferner ein schwerer Angriff gegen das allgemeine Wahlrecht überhaupt. Er beseitigt das Soldatenwahlrecht und raubt durch die Erhöhung des Alters für das aktive Wahl­recht und durch die Verlängerung der Seßhaftig­keit zehntausenden Arbeitern und Angestellten ihr Wahlrecht. Der eigentliche 3wed, über den allerdings nicht einmal die Unterläufel auf Seite der Regierungsparteien so recht unterrichtet find, ist aber die

Diskreditierung des allgemeinen Wahlrechts in der Bevölkerung, um so den Boden langfam au cbnen für die Beseitigung des allge­ineinen gleichen Wahlrechtes auch in den Ge­meinden und im Parlament.

Der Entwurf sollte die Belohnung der Slowaten für ihren Eintritt in die Regierung sein; die flowakischen Kerifalen täuschen ihrer Bevölkerung mm vor, als ob die Slowakei   die Autonomie erhielte; in Wahrheit wird aber auch die Slowakei   vollständig abhängig von der Zentralregierung in Prag  ; dafür wird aber

bie Slowakei   an die Kleritalen und Agrarier zur Ausbeutung ausgeliefert,

die nicht ermangeln werden, ihrerseits wieder die Deutschen   und Ungarn in der Slowakei   nach Sträften zu unterbrüden.

Die anläßlich der Errichtung der Gaute in der Slowcbei erlassene

Sprachenverordnung wird einfach auf die historischen Länder übertra­gen, was zur Folge hat, daß die Vorsitzenden der Bezirks- und Landesvertretungen und der Kom. miffionen, sowie die Referenten in den Sizungen diefer Körperschaften sich ausschließlich der Staatssprache bedienen müssen.

Der Vorsitzende der Bezirksvertretung in Asch und Eger, in Zeplih und Tetschen  , in Reichenberg   und in Troppau   wird kein dent­sches Wort reden dürfen! Praktisch wird durch diese Bestimmungen den Deutschen   die Mit­arbeit in den Bertretungen unmöglich ge­macht! Selbst der schriftliche Verkehr rein deutscher   Bezirksvertretungen wird in Hin­funft ausschließlich in der Staatssprache er­folgen müssen.

Dafür, daß die ganze Bevölkerung ihrer bisheri­gen Selbstverwaltung beraubt wird, sind die Zollparteien und namentlich auch die beiden beut ichen Minister voll verantwortlich.

Die Minister Spina und Mayr- Harting wer­den vor der Geschichte die Verantwortung für

1

Die Frieda.

Novelle

von Frit Bondy.

I.

A

eine 1. 1. Regierung das zugemuteh hätte, was uns heute mit diesem Entwurf über die Verwal. tungsreform alles zugemutet wird. Sie hätten mit vollem Recht von ihrem Notrecht Gebrauch ge

Und warum das alles? Was wurde erreicht? Man hat uns, als die Aktivisten in die Regierung macht und der Gewalt der Regierung das Gewalt eintraten, geheimnisvoll auf die ,, tommenden recht ihres bedrohten Bolles entgegengefeßt. Erfolge" vertröstet; Monate sind verflossen, von den angekündigten Erfolgen ist aber nichts zu sehen. Die Zölle haben zwar einem Teil der Be­völkerung Vorteile, dafür aber der großen Masse nur schwere Nachteile und neues, vermehr­tes Elend gebracht; die Geistlichen haben ihre Rongrua erhalten und der Staat dafür dreiein­halb Milliarden an Rüstungskrediten für die Armee. Wer hat also einen Vorteil?

Senator Dr. Medinger hat in Traute­ nau   die deutschen Parteien seinerzeit beschworen, fie mögen auch in der Regierung

reine Hände

behalten. Er hat seine Pappenheimer gut gekannt: Die Verteilung von Kohleneinfuhrscheinen an Organisationen, welche den deutschen   Ne­gierungsparteien äußerst nahe stehen, ist offenbar einer der Vorteile", ben das

deutsche Volt errungen hat. wie die Ausführungen der Heimat", eines landbündlerischen Organes, beweisen, war man sich des begangenen Unrechtes voll bewußt und hat trotzdem daran teilgenommen.

Die Chriftlichsozialen sind allerdings unschul­dig; ihnen, die ja die treuesten Diener Gottes  und die Frömmsten im Lande sind, hat der liebe Gott offenbar die Kohleneinfuhrscheine

direkt in die ,, Wi ge" gelegt. Allerdings haben einzelne Angehörige des deutschen   Volkes dank der Tätigkeit des Herrn Ministers Spina, die sich zumeist im Bodenamt abspielt, große Vorteile einheimfen fönnen. Der ehemalige Graf Hartig behielt statt der im Ge­setze vorgesehenen 150 Heltar an die 400 Hektar Boden und durfte außerdem noch weitere sechs Höfe aus freier Hand verkaufen; dem ehemaligen Grafen Kienburg wurde ein schon vom Bo benamt übernommener Hof wieder freige­geben; der Graf Waldstein   in Hirschberg behält 500 Heftar. Dabei kommt natürlich auch die Kirche nicht zu furz; weil das Prager Erzbis tum 716 Hektar Boden behält, muß das Stift Ofset   mehr als 1000 Hektar freibekommen. Ja selbst ein Mitglied dieses Hauses( der frühere Graf Ledebur Wicheln- D. R.) das früher nur 200 Hektar von der Beschlagnahme frei bekommen sollte, behält jest auf einmal 480 Settar, dazu den Berg Milleschau und sämtliche Wälder.

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In allen diesen Fällen wurde erst mit dem Eintritt der Deutschen   in die Regierung die Durchführung der Boden reform sistiert und seit dieser Zeit nicht wieder

aufgenommen!

Ich wünschte, daß heute an meiner Stelle der Mann stünde, der so oft von dieser Stelle aus die Freiheit aller Bölfer, und insbesondere des deut fchen Volkes, verteidigt hat, Professor Spiege L Die Zollparteien haben in Vorausahnung dessen, was tommen wird, ihm den Zugang zu diesem Hause venvehrt. Er hätte sicher bis in die flein  ften Details gezeigt, wie dieser Entwurf das Selbstverwaltungsrecht aller Völler vernachlässigt und wie er dent deutschen Wolfe noch das wenige nimmt, das es bisher hatte. Dieser Mortimer starb Euch gelegen!

Wie hätten die tschechisch- bürgerlichen Par. teien im alten Oesterreich aufgeschrien, wenn ihnen

ten Zeit nicht unipichtig gewesen, daß die Frieda Beinen Bohn bekant.

,, Was ist Ihnen bloß mit einem Male in den Stopf gestiegen?" fragte Frau Hauptmann Pogge und überwand die der stattlichen Störperfülle an­gemessene Gutmütigkeit ihres Charakters, um einen strengen Ton anzunehmen.

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Doch die Frieda blieb dieser und allen weite­Drei volle Jahre war die Frieda bei der ren Fragen gegenüber wortfarg und beharrte auf Familie des pensionierten Hauptmannes Bogge ihrem Wunsch. Selbst der Vorwurf der Undant in Stellung gewesen. Sie hatte nicht zu klagen barkeit vermochte mur, ihre Wangen eine Weile gehabt; es war ihr nicht schlecht gegangen. Das 3u röten, aber nicht ihren Vorias zu erschüttern. bißchen Arbeit in dem kleinen Haus und dem Gar- Sie fam fich wirklich undankbar vor; denn sie teit bedeutete für ihre robuste Kraft wenig, und war damals in recht schlechtem Zustande bei Pog­man behandelte sie beinahe eine gewisse Distanz ges aufgenonimen worden. Man hatte sie in War verstand sich wohl von selbst als zur Familie nemünde auf der Stelle fortgeschicht, als die So gehörig. lbesitzerin merkte, daß zwischen ihrem Sohn Emil Aber nun litt sie es nicht länger. Sie war in und der Frieda etwas los ivar. Die Hotelbefizerin diesen ganzen drei Jahren nicht ein einziges Mal hatte es vielleicht schon früher bemerkt, aber die aus Bockenhagen hinausgekommen. Und Boden- Saison begann gerade, es hielt schwer, gutes Per hagen   stellte für jemanden, der wie Freda an die fonal zu bekommen, und die Frieda war ein füch Stadt und vor allem an die großen Badeorte ge- tiges, ehrliches Mädchen. Wie dem auch sei es wöhnt war, doch ein recht elendes Nest vor. Steine traf sich, daß die Saison schlecht wurde und man Bahn, nicht einmal ein Postauto, von einem Rino fein Personal zu verkleinern suchte. Da war es ein besonderes Unglück für die Frieda, daß die Hotel. gar nicht zu reden. Nun war die Frieda ja ein ernſtes, reises befiberin eines Nachts zufällig auf dem Korridor Nun war de Frieda ja ei ernſtes, coifes Mädchen von bald dreißig Jahren, aber in Boden- stand, als das Mädchen aus dem Zimmer des hagen hatte sie überhaupt mit feinem Menschen jungen Herrn Emil fam. Am nächsten Tage fuhr die Frieda in die oußerhalb des Hauses gesprochen, und eines Ta­ges schien es ihr doch, als ob sie noch zu jung wäre, Es war aber die harte Zeit bald nach dem um sich in diesem unglückfel gen Dorfe zu ver- Striege; in einer Familie unterzukommen, schien äußerst schwierig, und die Hotels nahmen Ende Juli überhaupt niemanden. ,, Gehen Sie aufs Land!" sagte ihr die Stel lenbermitilerin, da bekommt man wenigstens etwas zu essen."

graben.

Und da sagte sie der Frau Hauptmann Bogge, als wieder einmal ein Monatserster gekommen

war:

,, Wenn es also der Frau Hauptmann recht ist, dann gehe ich zum Fünfzehnten."

Das war für Pogges eine unangenehme Ueberraschung. Wan   batte sich an die stille, fleißige Frieda gewöhnt, und es war auch in dieser schlech

Stadt.

So war die Frieda aufs Band gegangen. Ohne rech: zu wissen, warum und wohin, ging fie viele Wochen auf dem Land umher, aber es gab nicht immer ejivas zu effent.

Auch wir sind fest dazu ents schlossen, der Gewalt, de man uns mit dieser Vorlage an tun will, Gewalt entgegenzusehen! ( Lebhafter Beifall und Händeklatschen.)

Donnerstag, 24. Feber 1927.

Sierauf wurde gegen 7 Uhr abends die Sizung abgebrochen und auf morgen, Donnerstag, um halb 11 1hr vormittags, vertagt.

Auf der Tagesordnung der morgigen Sibung befindet sich bereits die Immunitätsangelegenheit des nationalsozialisti chen Generalsekretärs Senator Solc, dessen Auslieferung vom Landesgericht be­antragt wird, weil er im Verdacht steht an den Schiebungen mit ausländischer Kriegsanleihe, die zur Zeichnung von vierter Staatsanleihe verivendet wurde, beteiligt zu sein. Solc hat selbst den Jmr­munitätsausschuß. der heute tagte, um die Zu­stimmung zur Auslieferung ersucht.

Auftakt im Verfassungsausschuffe.

Die Regierung will zur Verwaltungsre orm feine Sachverständigen hören, tein Material vorlegen. Alle oppositionellen Anträge abgelehnt. - Der Verfassungsausschuß des Abgeordneten-| derselbe Minister im Motivenbericht der Regie­hauses trat gestern in die Beratungen der Ver- rungsvorlage den Grundgedanken der Gauber­waltungsreform ein. Vor Eingehen in die Tages- fassung, zu der sich die Revolutionsnationalver­ordnung begründete Dérer( tch. Soz.- Dem.) ammlung einmütig bekannt hatte, und ben bereits in der letzten Sizung von Genossen Dr. Czech gestellten Antrag, die Beratungen über die Verwaltungsreform infolange auszusetzen, bis die im Restriktionsgesetz vorgesehene som mif­fian gebildet ist. Der Vorsitzende ließ über die­fen Antrag eine Debatte nicht zu, sondern ließ fofort abstimmen, wobei der Antrag mit 9 gegen 8 Stimmen abgelehnt wurde.

befürwortet die Landesverfassung, die sein Vorgänger Malypetr als Werkzeug der Ato­misierung der öffentlichen Verwaltung ent­schieden abgelehnt hat.

Cowögt man noch, daß führende slowakische Poli­fifer, wie der gewesene Minister slabit und der Sandele fammerpräsident Senator Stodola noch in den letzten Tagen mit Feuereifer für Genosse Dr. Czech erneuerte seinen Antrag die Gauordnung eingetreten sind, dan stehen auf Rückverweisung der Vorlage und Aufforde- wir vor einem Chaos divergierender Meinungen, rung an die Regierung zur fofortigen Einsetzung das die Beibringung der gesamten Materialien, der im Abbaugesetz vorgesehenen Verwaltungs der in der Slowakei   gemachten Erfahrungen und reformtommission, zu deren Arbeiten die Mitglieder eingeholten Sachverständigergutachten not der des Verfassungsausschusses beigezogen werden wendig macht. Es wäre unfaßbar, wenn der sollen. Er legte ausführlich dar, daß das Abbau- Ausschuß seinen Mitgliedern zumuten wollte, gesek für die Regierung und für den Verfassungs ohne fachliche Unterlage in die Verhandlung einer ausschuß bindend ist. derart bedeutsamen Vorlage einzutreten.

Noch am 3. November 1926 hat Minister­präsident Svehla im Budg  : tausschuß die Er flärung abgegeben, daß die Konstituierung der Kommission in allernächster Zeit er­folgen werde!

Es müsse entschiedenster Einspruch dagegen er boben werden, daß sich die Regierung und die Mehrheit über ein geltendes Gesetz einfach hin­wegfete.

Der Vorsitzende ließ wiederum ohne Debatte abstimmen, wobei die Anträge èmes Genossent Dr. Czech mit 10 gegen 9 Stimmen abge. Ichnt wurden.

Darauf bemühte sich Dr. Metzner( sch. Sos. Dem.) in eingehenden und eindringlichen Darlegungen seinen Antrag auf Vorladung vort Sachverständigen zu begründen.

Genosse Dr. Czech stellte seinerseits den Weiters begründete Genosse Dr. Czech den Antrag für den Fall der Zuziehung von Sach zweiten Antrag unseres Slubs, wonach die Regie- verständigen auch Vertreter der deutschen   Selbst­rung aufzufordern ist, alle zur Verwaltungs- berivaltungskörper und der öffentlichen Angestell reform gesammelten und in ihr berarbeiteten tenir hören. Er verivies darauf, daß zahllose Angestellte und Arbeiter der autonomen Körper­Materialien vorzulegen. Die Vorlage, welche zur Verhandlung steht, ist von fundamentaler Bedeu- chaften mit der Vorlage geradezu vor eine Schid. tung und muß daher mit aller Gründlich falsfrage gestellt werden, er erinnerte daran, daß auch teit verhandelt werden. In seiner ersten Bot­das Gespenst der Sprachprüfungen wieder schaft hat Präsident Masaryk   das Wort ausge Tebendig sprechen, daß die Demokratie auf der Admini­strative und der Selbstverwaltung beruhe, diese wirt. Der Vorsitzende ließ zuerst über die prin­sipielle Frage abstimmen, ob Sachverständige Worte müßten von der Mehrheit respektiert überhaupt gehört werden sollen, und nachdem dies werden. wiederum mit 10 zu 9 Stimmen abgewiesen worden war, nahm er eine Abstimmung über den Kreis der beizuziehenden Personen gar nicht mehr

bor.

Genoffe Dr. Czech zeigte sodann auf, daß auch innerhalb der Mehrheit d'ametrale Mei­nungsgegensäße über die Durchführbarkeit der Gauordnung Darauf wurde in die mieritorische Beratung bestehen. Der seinerzeitige Innenminister Maly- cingegangen, welche Dr. Kramár mit einem petr hat unter Berufung auf die überaus gün sweistündigen Referate eröffnete. Aus seinen Dar ftigen Erfahrungen in der Slowakei   die baldige legungen ging unzweideutig hervor, daß inner­Attivierung der Gauverfassung in einer Rede im halb der Koalition noch chwerwiegende Budgetausschusse in aller Form angekündigt, Fragen zu flären sind. Daher beeilte sich auch während der jetzige Minister Cerny erst vor der Vorsitzende, die Verhandlungen nach der Rede drei Monate, im November 1926, die baldige Stramár abzubrechen. Einführung der Gauordnung, wenn auch in nobel- Die nächste Sigung findet am Donnerstag, lierter Fassung, in Aussicht stellte. Nun beriwirft den 3. März, um 10 Uhr vormittags statt.

Nun hätte sie ja in der Stadt von ihren er- Jahren immer mehr zum Inbegriff alles Erstre­sparten zweitausend Mart nehmen fönnen, doch benswerten geworden. daran wollte sie nicht rühren. Das war ja fozu- Jeden Tag versuchte Frau Hauptmann von fagen das Unterpfand einer glüdlichen Zukunft. neuem, die Frieda zum Bleiben zu überreden. Ein braves Mädchen mit Ersparnissen warum ,, Was werden Sie in der Stadt anfangen? sollte die nicht auch noch einmal ihr Glüd machen? Jett finden Sie feine Stellung." Schließlich langte sie auf ihrer Wanderung ,, Das fut auch nichts. Dann lebe ich eben bon in Bodenhagen an. meinen Ersparnissen, antwortete die Frieda trotzig, denn sie fühlte sich doch ein wenig davon bedrückt, daß man sie für undankbar hielt, und das machte sie störrisch.

Dorthin hatte der pensionierte Hauptmann Bogge sich mit seiner Frau und zwei kleinen Mäd chen zurückgezogen. Er bewohnte ein nettes Haus mit Geranien an den Fenstern, zog schöne, gelbe Ihre Ersparnisse!? Was wird davon bei der Orpingtonhühner, baute Spinat, mästete ein Inflation noch übrig sein," meinte Frau Haupt­Schivein und schimpfte auf die Regierung, Frau mann. Pogge, die ihm bei all diesen Tätigkeiten helfen Die Juflation! Die Frieda hatte das Wort mußte, war schon seit langem darauf aus, ein an in den letzten Monaten häufiger nennen gehört, ständiges Dienstmädchen an Stelle der unzuverläs- aber es sagte ihr nichts. Das war wohl so wie die sigen Aushilfen aus dem Dorf ins Haus zu be Politit etwas, was die Herrschaft anging. fommen. Als sich daher die Frieda meldete und Geld, ihre zweitausend Mart, lagen in dem sehr ihre guten Zeugnisse vorwvies, wurde ein Sturm soliden, prächtigen Hause der städtischen Sparkasse. angriff auf Hauptmann Pogge ausgeführt, der die Sie war oft genug durch das fäulenumrahmte Tor fer Ueberraschung nicht gewachsen war; die Mittei- gegangen, über dem in Stein gegraben ſtand: lung, daß das neue Mädchen keinen Lohn verlange, sondern mit Wohnung und Soft zufrieden sei, ex­möglichte ihm einen geordneten Rückzug.

Ihr

,, Spare in der Zeit, so hast du in der Not!" Jedesmal hatte man ihr in das kleine Buch geschrieben, was sie hinbrachte: fünfzig Mart, hundert Mart. auch mehr je nachdem die Cai fon verlief. Manchmal schrieb man ihr auch fünf­unddreißig Mart siebzig Pfennige oder ähnliche Beträge für Zinsen zu; barüber freute sie sich um­

-

Die Frieda durfte feit diesem Tage unter der Aufsicht der Frau Hauptmann an der Wartung der beiden fleinen Töchter, der Gepanien, der gel ben Orpingtonhühner, des Spinats und des Schiveines ihren moblangemessenen Anteil nehmen. Auf die Regierung schimpfte sie nicht, weil alles fo mehr, je weniger sie es verstand. Was hatte ihr Buch mit dieser Inflation zu außerhalb ihres Lebenstreises Gelegene sie nicht in­tereffierte und weil sie überhaupt nicht viel redete. fchaffen? Sie zuckte die Achseln und wendete sich zu ihrer Arbeit.

Sie war ein angenehmer und nüßlicher Haus genosse gewesen und darum brachte ihr Entschluß der ganzen Familie einschließlich der Hühner und bes Schweines eine peinliche Ueberraschung.

,, Wo wollen Sie denn hin?" fragte die Frau Hauptmann.

In die Stadt."

Die Stadt! das war für die Frieda in diesen

So vergingen vierzehn Tage und wenig er­quicklich, denn Frau Hauptmann Bogge war ehr übler Laune über Friedas Kündigung, und da fonnte die arme Frieda ihr eben so wenig etwas recht machen, wie die Regierung dem Herrn Haupt­

mann,

( Fortjesung folgt.)