Einzelbild herunterladen
 

Lesung vorzunehmen und zwar heute über vierzehn die Säuglinge mit wenigen Ausnahmen der Anstalt zugehen." I nichts mehr nüßen und sende es Ihnen hiermit zurück. Sollten Sie Tage.( Zustimmung und Widerspruch.) Welch' eine furchtbare Anklage gegen die heutige Gesellschafts- wieder das Glück besitzen, einem armen Einbrecher aus der Ver­Stadtv. Mommsen: Ich kann nicht zugeben, daß die Bürger- ordnung! legenheit zu helfen, so legen Sie wenigstens baares Geld hin. schaft erst jetzt von dem Vertrage genau Kenntniß erhalten hat; Anonyme Großmänligkeit. Nachstehend drucken wir einen Die Polizei hofft, daß das in schöner Handschrift abgefaßte denn die Bürgerschaft, die darüber zu beſchließen hat, fizt ja hier Bef ab, der Genossen Bebel am 8. d. Wt. mit dem Poststempel Begleitschreiben ihr zur Entdeckung des Diebes Hilfe leiſten werde. Spreche aber der dritten Lesung nicht, obwohl vielleicht die aller- Buchstaben und der Stil des Briefes verrathen einen Schreiber, der kostete, hat sich vorgestern Nachmittag in der dritten Stunde beim Arbeiter- Risiko. Ein Unfall, der einem Arbeiter das Leben größte Zahl der Kollegen sie für eine böse Zeitverschwendung halten den Kreisen nicht fernsteht, die bei den Hubertusjagden betheiligt Abbruch des Herrenhauses in der Leipzigerstraße zugetragen. Acht mögen. Ich will aber die Versammlung nicht dem Vorwurf aus- find. Daß der Schreiber den Mob, der sich als Zuschauer bei diesen Arbeiter hatten einen 15 Meter langen Dachbalken an die Mauer fetzen, daß hier der Vertrag durch gepeitscht wäre, wie er in Jagden einfindet, zur Sozialdemokratie rechnet, spricht ebenfalls für geschleift und zum Herablassen bereits angefeilt und in die Schwebe ge­der Tagespresse schon erhoben ist. Wir haben ja doch gerade bei diese Herkunft, sonst wüßte er, daß sozialdemokratische Arbeiter bracht. Nun machte sich einem Verbote zuwieder der 27 Jahre alte diesen Berathungen mit größter Geduld vielen langen Aus- Besseres zu thun haben, als bei den zweifelhaften Vergnügungen Arbeiter Emil Schulze aus der Wiesenstr. 3 daran, mit einem Brech­führungen zugehört, welche von Sachkunde und Kenntniß der Ver- hoher Herrschaften als Gaffer und Radaubrüder zu paradiren. In eisen den Balken von der Mauer abzustoßen. Der Balken schlug hältnisse nicht immer das reichste Maß gezeigt haben.( Große seinem sonstigen Inhalt ist aber der Brief von so herzerfrischender infolgedessen mit einem wuchtigen Schwunge um, traf mit dem einem Unruhe.) Offenheit, er athmet so viel Freude an der Grausamkeit und verräth Ende Schulze am Kopfe und zerschmetterte ihm diesen an einen Vorsteher Dr. 2angerhans rügt diese Kritik als eine einen so grimmigen Haß gegen die Sozialdemokratie, daß seine höher stehenden Pfeiler. Von der Rettungswache in der Mauer­absolut unstatthafte Kränkung der Kollegen. Veröffentlichung schon deshalb gerechtfertigt ist. Dazu kommt, daß straße wurde sofort ein Arzt geholt. Dieser konnte aber nicht mehr Stadtv. Spinola hält eine dritte Lesung für durchaus über- die Gesinnungen, die der Briefschreiber offenbart, in gewissen Kreisen helfen; der Unglückliche war bereits todt, als er anfam. Die Leiche flüssig. Machen wir Schluß!( Heiterkeit, Zustimmung und Wider- unserer Gesellschaft" aufs lebhafteste getheilt werden, was zu wissen wurde gegen Abend nach dem Schauhauſe abgeholt. Der Ver­Spruch.) für weite Kreise von Vortheil ist. Der Vorsteher schlägt eventuell den nächsten Dienstag für unglückte hinterläßt eine Frau mit einem dreijährigen Kinde. Der Brief lautet: die Vornahme der dritten Lesung vor.

Stadtv. Singer legt gegen die Ausführungen des Stadtv.

Mommsen entschiedensten Protest ein und bittet, von einer Extra­fizung am Dienstag abzusehen, da es bis dahin der Bürgerschaft garnicht möglich sein werde, sich völlig zu orientiren und ihre Interessen voll zu wahren. Am Dienstag tönnten ja die anderen restirenden Gegenstände verhandelt werden.

Stadtv. Dinse konstatirt, daß Herr Mommsen auch zu denen gehört hat, die lange Reden gehalten haben.( Heiterkeit.)

Stadtv. Cassel ist auch für eine dritte Lesung, lehnt aber die Motivirung Mommsen's ausdrücklich ab.

Stadtv. UTIst ein hält dem Stadtv. Mommsen unter großem Lärm vor, daß er um so weniger zu solcher Kritik berechtigt war, als er nur von einer ganz geringen Zahl von Mitgliedern der haute finance in der Gegend der Behrenstraße, etwa 30 Mann, in der ersten Abtheilung gewählt sei. Die übrigen Ausführungen des Redners werden niedergeschrieen.

Ebenso ergeht es dem Stadtv. Jacobi, der gegen Verzögerung der dritten Lesung eintritt.

Stadtv. Deter protestirt gegen die Vornahme der dritten Lesung schon am Dienstag.

Fast einstimmig wird die Vornahme einer dritten Lesung beschlossen und zwar am Donnerstag, nachdem sich der Vor­steher in diesem Sinne erklärt hat.

An

Berlin  .

den Reichstags- Abgeordneten und Sozialdemokratenführer Bebel Zwar thut mir jeder Federstrich leid, den ich mich herbeilasse an eine Person zu richten, an die zu schreiben wahrlich keine Ehre ist!

Auf dem Bau verunglückt ist gestern Morgen der Buzzer straße 1 stürzte er infolge ein Fehltrittes von der Leiter aus dem Erdgeschoß in den Keller hinab und zog sich schwere immere Ver­letzungen zu.

Grnst Dreßler. Bei Beginn der Arbeit auf dem Neubau Gericht­

Am 3. November an der Hubertusjagd hat Euer Berliner   mittag der 20 Jahre alte Schlosser Karl Kl. aus der Falckenstein­Mit außerordentlicher Kaltblütigkeit beging gestern Nach­Böbel wieder gezeigt, wie verkommen, sittenlos und gemein er ist. ftraße 21 Selbstmord, weil er nicht heirathen wollte. Kein Pöbel der Welt kann sich schmachvoller betragen, als der Mann, der in der Werkstatt der Packetfahrt- Gesellschaft in der Ritter­Der junge Berliner  . Aber das sind die Früchte Guerer Pest, die Ihr dem straße Nr. 98/99 beschäftigt war, hatte ein Verhältniß mit einem verständnißlosen Gesindel einflößt, die Wirkungen Eurer gesinnungs- Mädchen aus der Manteuffelstraße und diesem die Ehe ver

verdorbenen Reden!

zur Verlobung, die dann auch feiert werden sollte.

Hoffen wir, daß bald die Zeit heranrückt, in welcher wir sprochen, zumal da das Verhältniß Folgen hatte. S. sollte aber Euch zertreten können und die ehrlose Sozialdemokratie ver- demnächst erst seine Militärpflicht genügen und wollte von der nichten, wie Tausender Wunsch es ist. Mit Hasenschrot werden wir Hochzeit nichts wissen. Seine Braut drängte unsomchr wenigstens ant nächsten Sonntag ge­Euch flein machen und Euch behandeln wie unsere ärgsten Feinde. Kein anständiger Mensch kann auf dem Wege bleiben, ohne in Ringe kaufen. Nachdem er schon wiederholt zu ſeinen Ar­Gestern sollte der junge Mann die Gefahr zu laufen, von Eueren Maurergesellen oder sonstigem beitsgenossen geäußert hatte, daß er sich lieber das Leben nehme, als Gelümmel angerannt zu werden. heirathen werde, fragte er in den letzten Tagen, wie wohl der Tod durch den Revolver sein möchte. Gestern Vormittag wieder fragte er eingehend, wie man beim Erhängen die Schlinge knüpfe, ober­oder unterhalb des Kehlkopfes. Seine Arbeitsgenossen meinten im einem Mitarbeiter, er brauche kein Vesperbrot mitzubringen, da er Scherz, oberhalb. Mittags blieb W. in der Werkstatt und sagte

Wenn die Stunde schlägt, sind wir genug, um Euch vaterlands­lose Banditengesellschaft in die Enge zu reiten.

Vor allem hütet Ihr Euch selbst!! auf dem eine Scene aus einer Hubertusjagd dargestellt war. Eine Kürzlich brachte der Simplicissimus" ein Bild im Buntdruck, Dame zu Pferde befindet sich unter den rothrödigen Reitern und

sich die des Publikums, beiläufig sind

Debatte entſpinnt sich dann über die Erledigung der sonstigen unter den Gaffern viele sogenannte Groschenrentner und sonstige zurückkehrten, fanden sie Kl. erhängt oberhalb des Kehlkopfes. Berathungsgegenstände. Die Extrasigung am Dienstag findet leb- Müßiggänger. Darauf antwortet einer der reitenden Rothröcke: haften Widerspruch, obgleich von verschiedenen Seiten die Verhandlung Ach! Komtesse! aber dieser Mob giebt eine ganz hübsche Staffage und den Pferden der Leib- und 3. Batterie 1. Garde- Feld- Artillerie­

über das Baron'sche Testament und den Antrag Preuß wegen der jüdischen Lehrerinnen urgirt wird. Schließlich wird von einer Extra­fizung Abstand genommen. Schluß gegen 9 Uhr.

#

*

Der Magiftrat will bei der Stadtverordneten- Versammlung beantragen, dieselbe möge sich damit einverstanden erklären, daß die Zustimmung zur Eingemeindung aller nicht in den Kaufvertrag vom 27. Juli 1887 eingeschlossenen Theile des eingeschlossenen Theile des Gutsbezirks Lichtenberg   nach dem Gemeindebezirk der Landgemeinde Lichten­ berg   ausgesprochen werde.

Lokales.

Die Ueberfüllung des ärztlichen Berufs ist eine von den bielen markanten Erscheinungen, welche die Widersinnigkeit und Un­haltbarkeit der kapitalistischen   Unordnung illustriren. Zur Zeit geht eine Mittheilung durch die Blätter, die von einer Maßnahme der Berliner   ärztlichen Standesvereine berichtet. Es heißt darin:

" Der Kampf ums Dasein hat auch in ärztlichen Kreisen all­mälig schärfere, rücksichtslosere Formen angenommen. Diese un­erquicklichen Verhältnisse haben den Geschäftsausschuß der Berliner  ärztlichen Standesvereine" veranlaßt, an den Reichskanzler selbst eine Petition zu richten und ihm nahezulegen, durch die Kon­fulate Mittheilungen hierher gelangen zu lassen über solche Orte im Auslande, an welchen sich ein deutscher Arzt mit Aussicht auf Erfolg niederlassen könnte."

Mit der Ueberfüllung des ärztlichen Berufs hat es ja insoweit feine Richtigkeit, als in der That namentlich in den Großstädten zahlreiche fast beschäftigungslose Aerzte vorhanden sind, deren Elend fich an Schärfe von der Noth des proletarischen Handarbeiters faum unterscheidet.

-

Damit sind wir vollkommen einverstanden.

Aengstliche Leute. Betreffs der Verbreitung antisemitischer Flugschriften in den Straßen Berlins   hat das Polizeipräsidium, auf eine Eingabe des Zentralvereins deutscher Staatsbürger ersucht, falls die einzelnen Beamten ein Einschreiten verweigern, sich jüdischen Glaubens hin, Abhilfe zu schaffen versprochen und ans zuständige Polizeirevier zu wenden. Dies ist auch geschehen, hatte aber lediglich die Ertheilung eines Verweises an den Flug­blattvertheiler zur Folge, was den Zentralverein zu einer neuer lichen Eingabe an das Polizeipräsidium veranlaßt hat, deren Gr ledigung noch nicht erfolgt ist. Wie lange noch will der merkwürdige Verein durch seine ewigen Denunziationen das Judenthum dis­

-

ein Keller=

Unter den Pferden des Detachements Garde- Jäger zu Pferde Regiments ist die Brustseuche ausgebrochen. Bei dem Pferde des Droschkenfuhrherrn Beier, Greifswalderstraße 21, ist die Räude ausgebrochen. Feuerbericht. größere Reihe von Alarmirungen zu verzeichnen. Wörtherstr. 28 Von Mittwoch zum Donnerstag sind eine in Flammen auf. Novalis   str. 12 war ein Zimmerbrand ab­ging der Inhalt eines Schaufensters von einem Wollwaarengeschäft zulöschen, bei dem Möbel und Kleidungsstücke abgeäschert wurden. Wegen eines Fußbodenbrandes wurde die Wehr nach der Marien­burgerstr. 30 gerufen. Plan- ufer mußte brand abgelöscht werden, der Holz und Gerümpel einäscherte. Andreas str. 46 brannten verschiedene Kellerverschläge mit Inhalt. Gubenerstr. 59 war in einer Tischlerei ein Brand ausgebrochen, dem nur dadurch beizukommen war, daß Hakenleiterngänge her­Der Fall Koschemann. Die Volfs- 3tg." schreibt: Der wegen gestellt werden mußten. Das Ablöschen und die Aufräumungs­des auf den Polizei- Obersten Krause ausgeführten Höllenmaschinen- arbeiten nahm die Wehr mehrere Stunden in Anspruch. Dasselbe war der Attentats zu zehnjähriger Zuchthausstrafe verurtheilte Paul Kosche Fall bei einem Schadenfeuer, das Fennstr. 15 in einer Metalldreherei mann betheuert im Zuchthause zu Sonnenburg unausgesetzt seine abgelöscht werden mußte. Hier brannten Verschläge, Fußboden und Unschuld und macht die verzweifeltsten Anstrengungen, durch ein Balkenlage. Cuvrystr. 33 gingen Möbel und Betten in Wiederaufnahmeverfahren seine Unschuld zu beweisen. Koschemann Flammen auf. Gestern früh 1 Uhr verursachte ein Küchenbrand hat vom Zuchthause aus beim Staatsanwalt beantragt, gegen einen Alarm nach der Bergstr. 60, wo Fußboden und Balkenlage zer­Zeugen in seinem Prozeß das Verfahren wegen Meineids einzuleiten. stört wurden. In einer Wrangel str. 4 belegenen Galvanisir­Die Angelegenheit ist durch den Vertheidiger des Koschemann, Rechts- Werkstatt kam kurz nach 7 Uhr ein Brand aus, der durch schnelles anwalt Dr. Werthauer, bis vor das Kammergericht gebracht worden. Eingreifen der Wehr abgelöscht wurde. Markus str. 16 wurde Dieses hat als höchste Instanz die Sache geprüft und entschieden, durch die Kochmaschine ein Küchenbrand verursacht, der eine Holz­daß den Anträgen des Koschemann, weil durch nichts erwiesen, nicht wand zerstörte. stattzugeben sei.

kreditiren?

Aus den Nachbarorten.

Der Vertrauensmann.

Im Kampfe gegen das ,, Privatgeschäft" mit Theater­programmen hat das Berliner   Theater eine neue Waffe zur Weißensee  . Anwendung gebracht. Seine Zettel an den Anschlagsäulen zeigen Sonntag eine Agitationstour stattfindet. Wer nach Oranien­Die Parteigenossen wollen beachten, daß am jetzt nur noch die Namen der Hauptdarsteller, nicht aber die Rollen, burg  , Borgsdorf  , Birkenwerder   2c. gehen will, muß spätestens 6 Uhr die sie spielen. Die Privathändler können also den vollständigen zur Stelle sein. Treffpunkt bei Pfeifenmüller. Rege Betheiligung Bettel nicht mehr abdrucken. Für diese Kleinliche Maßregel wird das ist nothwendig. Publikum der Direktion wenig Dank wissen. Der Kampf gegen un­richtige Theaterzettel könnte viel erfolgreicher geführt werden, wenn die Direktionen sich endlich zu der Anstandspflicht entschlöffen, das Programmverzeichniß gratis abzugeben. Es ist geradezu ein Skandal, daß man, nachdem das theure Eintrittsgeld entrichtet ist, auch noch den unentbehrlichen Theaterzettel zehn- oder zwanzigfach über seine Herstellungskosten bezahlen muß.

Sonntag Nachmittag präzise 4 Uhr ein von Mitgliedern des Arbeiter­Steglitz. In den Kaiserhallen, Albrechtstraße 130, wird am Sonntag Nachmittag präzise 4 Uhr ein von Mitgliedern des Arbeiter­interessante Programm läßt einen zahlreichen Besuch erwarten. Die Bildungsvereins veranstaltetes Winterfest abgehalten. Das Generalprobe zu den Vorträgen und Theateraufführungen findet am Sonnabend pünktlich 8/2 Uhr statt.

N

Andererseits entbehren aber zahlreiche Arbeiterfamilien trop Krankenversicherung einer genügenden ärztlichen Hilfe in Krankheits­fällen; ein Uebelstand, der ganz wesentlich gemildert werden könnte, wenn eine sozial handelnde Gesellschaft sich um das leibliche Wohl ihrer Glieder mit annähernd ebensolchem methodischen Eifer tüm­merte, wie der heutige Staat um das Seelenheil seiner Angehörigen besorgt thut. An die Verstaatlichung des ärztlichen Berufs wagen aber selbst die nothleidenden Aerzte nicht zu denfen; als rettender Zur Lokalliste. Am Sonnabend, den 12. d. M., hält der Spar- meisters Fritsche wählten der hiesige Magistrat und die Stadt­Charlottenburg. An stelle des verstorbenen Oberbürger Strohhalm erscheint ihnen vielmehr ihre staatlich arrangirte Ab- und Darlehnsverein Süd West ein Vergnügen ab und zwar in verordneten- Versammlung am Mittwoch in einer gemeinsamen Sigung schiebung nach dem Auslande. Heidrich's Festsälen, Blücherstraße. Die Arbeiterschaft Berlins   weiß, daß genanntes Lokal zu Versammlungen nicht zu haben ist. Die Bürgermeister Matting zum Abgeordneten für den Provinzial. Um der Wohnungs­Genossen werden ersucht, diese Notiz zu beachten. Die Lokal­Landtag der Provinz Brandenburg  . tommission. noth zu steuern, wurde in der sich anschließenden Sigung der Stadtverordneten Versammlung beschlossen, den Magistrat zu er fuchen, in Erwägung darüber einzutreten, mit welchen Mitteln sich dem zunehmenden Mangel Tasse, zunehmenden Mangel an leinen Wohnungen begegnen Bezüglich der Fleisch noth hatten 31 Stadtverordnete beantragt, die Cholera Baracken aber nicht zu erweitern. den Magistrat zu ersuchen, bei dem Reichskanzler vorstellig zu werden, daß derselbe die sofortige Aufhebung der bestehenden Einfuhrverbote für Schlachtvieh aller Art verfüge und anordne, daß nach Bichhöfen mit direktem Bahnanschluß die Einfuhr von Schlachtthieren mit der Verpflichtung sofortiger Schlachtung gestattet sei. Der Referent, Stadtverordneter Kaufmann, suchte die Fleischnoth aus der Abnahme des Fleischverbrauches, der zunehmenden Verivendung von Pferde­fleisch 2c. zu erweisen. Ja es werde jetzt schon öffentlich Hunde­sich in ihrer Mehrheit dem Antrage an, ohne in eine Erörterung fleisch ausgeboten. Die Stadtverordneten- Versammlung schloß darüber einzutreten.

Bestrafung. Es soll allerdings auch schon dagewesen sein, daß ein wirklicher Arzt seine Patienten zu Tode kurirt hat,

Geburtstage der großen Todten, in üblicher Weise mit Kränzen ge­Die Denkmäler Luther's und Schiller's waren gestern, am schmückt.

Das städtische Waisendepot dient den meisten der in die Waisenpflege aufgenommenen Kinder als vorläufige Unterkunft, bevor sie den Erziehungsanstalten oder Familien zugetheilt werden, bildet aber auch eine Sammelstelle und Durchgangsstation für die Opfer der Kurpfuscherei. In der Berliner   Medizinischen   Ge­bereits in Waisenpflege befindlichen Kinder, die die Pflege wechseln, sellschaft stellte vorgestern Abend der hiesige Spezialarzt Dr. Robert aus Krantenhäusern kommen oder dahin gehen u. s. tv. Das Depot Kutner seinen Kollegen einen Patienten vor, welchem von einem Hat 1897/98 3772 Kinder aufgenommen und ebenso viele entlassen. Sturpfuscher in unerhörter Weise mitgespielt worden ist. Demselben Diese hohe Bahl erklärt sich aber nur aus dem lebhaften Kommen war am Unterförper auf einer großen Fläche durch die gänzlich über­und Gehen, das hier herrscht. Der Bestand ist in der Regel gering, flüssige Anwendung einer äßenden Substanz die Haut schauderhaft 1897/98 tar er durchschnittlich 73 Kinder( Maximum 106 an verbrannt werden. Der Arzt knüpfte an die Vorstellung des be­einem Januartage, Minimum 38 an einem Maitage). Unter bauernswerthen Kranken den Wunsch, daß durch Einführung des den 3772 dem Depot zugeführten Kindern waren 2149 Kurpfuschereiverbots solchem gemeingefährlichen Treiben möglichst neu oder wieder in die Waisenpflege aufgenommen. Von bald ein Ende gemacht werde. Der Kurpfuscher verdient strenge diesen kamen die meisten( 1938) zum 1. Male, aber einzelne bis zum 5. und 6.. ja selbst bis zum 7. Male. Außer den 2149 durch Neu­oder Wiederaufnahme zunächst ins Depot gelangten Kindern wurden noch 290 neu- oder wiederaufgenommene gleich in Familienpflege gebracht; das find zusammen 2439 Aufgenommene( Vorjahr: 2070). Sie tamen aus zusammen 1769 Familien( Vorjahr: 1552). Aus den meisten fam nur je 1 Kind, aber in mehreren Fällen tamen bis zu Ein schrecklicher Unfall ereignete sich vorgestern Nachmittag Eine Skandalgeschichte, die mit dem Fall Koße Aehnlichkeit 6 Kindern aus derselben Familie. 633 aufgenommene Kinder standen 4 Uhr in der Reichenbergerstraße. Die drei Kinder des Bildhauers hat, erregt in Potsdam   Aufsehen. Seit geraumer Zeit sind bei noch im Säuglingsalter( Vorjahr: 535). Als Grund der Aufnahme Poetsch aus der Grünauerstraße 25, der 10jährige Bruno, die Beamten, Militärpersonen und angesehenen Bürgern in Potsdam  wird im Verwaltungsbericht genannt: die Eltern waren todt bei 7jährige Frieda und der 32 Jahre alte Richard, gingen über den Postkarten mit beleidigendem, theilweise sogar unfläthigem Inhalt 346( Vorjahr: 384), frant bei 571( 481), verhaftet bei 157( 128), Bürgersteig, um ihre Großmutter, die in dem Hause Reichenberger- eingelaufen, die manche Empfänger in große Verlegenheit brachten. außerhalb bei 63( 93), unbekannt abwesend bei 523( 317), die Straße 56 ein Grünframgeschäft betreibt, zu besuchen. Das Neben Die Polizei bemühte sich lange Zeit vergeblich, diesem Treiben auf Mutter war im Dienst bei 197( 144), obdachlos waren 84( 101), das haus Nr. 57 hat eine große Einfahrt für Fabriken, die auf dem die Spur zu kommen, und auch eine öffentlich ausgeschriebene Be­Erziehungsrecht war den Eltern genommen bei 134( 77), wegen Hinterlande liegen. Die drei Kinder gingen getrennt. Die beiden lohnung von 500 M hatte keinen Erfolg. Endlich gelang es, nach­Reihe 29( 24). Armuth der Eltern wird nur bei 277( 252) als Aufnahme- befand sich hinter ihnen gerade darauf, als er stolperte und hinfiel. waren, den Thäter zu fassen. Ueber dessen Person wird vorläufig grund genannt, was so zu verstehen ist, daß hier nur Armuth vor- In demselben Augeblick fuhr ein beladener Bretterwagen der Holz noch Stillschweigen beobachtet. Wie groß der Umfang der Brief­lag. Wohlhabend werden auch die Eltern der übrigen schwerlich schneidemühle von Hildebrandt ein. Der Kutscher konnte die Pferde schreiberei war, ergiebt sich daraus, daß ein Beamter allein 50 Stüc gewesen sein; denn die Kinder bemittelter Leute steckt man nicht ins nicht mehr anhalten, und das linke Hinterrad des schweren Wagens derartiger anonymer Briefe erhielt. Der Skandalgeschichte soll bald Waisenhaus. Aus welchen Verhältnissen die städtischen Waisentinder ging dem Knaben über den Hals und zerquetschte ihm diesen zu ein gerichtliches Nachspiel folgen. fommen, darüber geben die die ärztlichen Untersuchungen Auf- Brei. Die beiden anderen Kinder liefen laut jammernd wieder nach schluß, die im Depot an ihnen vorgenommen werden. Hause. Poetsch holte die kleine Leiche nach der Wohnung.

gestellt.

1897/98 wurde z. B. englische Krankheit 109 mal fest- Ein frecher Dieb. Ein Einbruchsdiebstahl wurde gestern Nach­64 Kinder mußten wegen Siechthums dem Waisen mittag im Hause Mustauerstr. 41 bei der Wittwe Sturm verübt. Lazareth überwiesen werden. 5 Säuglinge starben bald nach der Der Dieb erbeutete verschiedene Kleidungsstücke und Schmudfachen, Einlieferung, 4 an Abzehrung, 1 an Brechdurchfall; sie waren sowie ein Sparkassenbnch, das dem bei der Wittwe wohnenden Ar­sterbend ins Depot geliefert," sagt der Bericht. Von den Depot- beiter Sturm gehört. Am Abend erhielt der Bestohlene das Buch tindern starben außerdem 23, alle im Säuglingsalter: 15 an Ab- mit folgendem Begleitschreiben wieder zugestellt: zehrung, 3 an Kämpfen, 1 an Brechdurchfall, 4 an Darmtatarrh. Geehrter Herr Sturm, ich bitte tausendmal um Entschuldigung, Die größere Mortalität der Säuglinge," sagt der Bericht, hängt daß ich die Frechheit besaß, in Ihrer Wohnung einzubrechen. Nur in mit der gesteigerten Aufnahme von Säuglingen einerseits und mit Ermangelung baaren Geldes nahm ich Ihr Buch mit, um noch 50 M. dem äußerst geschwächten Zustande andererseits zusammen, in welchem abzuheben. Da nun aber geschlossen war, so tann mir das Buch

Die Denunziationspest. Auf die Anzeige feiner eigenen Ehe­frau ist der Bauarbeiter Valentin Schwabe in Spandau  , ein schon bejahrter Mann, am Mittwoch wegen Majestätsbeleidigung verhaftet worden. Als vor kurzem in feiner Wohnung in Gegen wart von Familienmitgliedern und Bekannten das Gespräch auf die Attentatsgerüchte anläßlich der Kaiserreise kam, und ein Zeitungs­artikel darüber verlesen wurde, that er Aeußerungen, worin eine Verherrlichung des Fürstenmordes und eine Beleidigung Wilhelms II. enthalten waren. Seine Ehefrau erstattete schriftlich Anzeige bei der Polizei und machte noch andere Zeugen des Vorganges namhaft. Nachdem diese vernommen worden und die inkriminirten Aeußerungen bestätigt hatten, erfolgte die Verhaftung Schwabe's.