Freitag, den 25. Jeber 1927

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Aristokratische Kokainschmuggler. Die Schwester

Politischer Mord in Paris ? In einer Vor- woch eine Aussprache über das von Prof. Be3.1 Blatt, das unter dem Maniel der Neutralita: offen­stadt von Paris wurde Dienstag nachts ein ita reda entdeckte neue Heilmittel gegen eitrige Er- fundig flerikale Propaganda treibt. Auf der ersten frankungen stait, wobei der Erwartung Ausdrud Seite bringt es einen Mexikaner mit Gewehr( na­lienischer Kommunist namens Monti er- gegeben wurde, daß sich dieses Heilmittel, Anti- türlich eine Zeichnung), der vier Nonnen bedroht. mordet. Es steht noch nicht fest, ob es sich um virus" genannt, gegen Scharlach und Darüber prangt die schöne Ueberschrift: Mit dem ein politisches oder ein gewöhnliches Verbrechen Diphterie werde verwenden lassen und daß auch Gewehr gegen das Kreuz!" handelt. ein Anti- Virus gegen die Tuberkuloje werde Mittelholzers Afrikaflug beendet. Der Schweizer bergestellt werden können Flieger Mittelholzer , der am 7. Dezember in Zürich zu einem Fluge durch ganz Afrika bis nach Kapstadt aufgestiegen war, ist am Montag nachmittag um 5 Uhr im Hafen von Kapstadt gelandet und hat damit jein Ziel erreicht. Mittelholzer hat von Alexandrien bis Kapstadt Afrika der ganzen Länge nach durchquert. In seiner Begleitung befanden sich außer seinem Dr. Heim und der Genfer Afrikaforscher Gouzy. Dieser ist unterwegs am Ninazije an Malaria er­frankt. Dr. Heim blieb bei dem Erkrankten zurück.

des letzten zaristischen Ministerpräsidenten sowie eine Letem světem eine fleritale Propaganda Gruppe russischer Aristokraten sind dieser Tage in schrift. In Prag erscheint ein neues illustriertes Rußland wegen Kokainhandels verhaftet worden. 0000000001 000000000000

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Gerichtssaal.

Mechaniker Hartmann der Züricher Geologe Der Raubmord an Der Raubmorb an dem Autotar- Befiher Batočka.

Mittelholzer hat seine gewaltige Flugleistung mit einem Dornier- Merkur- Apparat aus Friedrichshafen , ausgestattet mit einem Motor der Bayrischen Motorenwerte in München , ausgeführt. Flugzeug und Maschine haben trotz des tropischen Klimas, der Feuchtigkeit und des afrikanischen Flugsandes die Fahrt ohne jede Banne zurückgelegt.

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Die Anklage gegen Hurych lautet auf Raubmord laut§ 134, 135 des Str.-G., wegen des versuchten Raubes des Motocykels auf Raub laut§ 190, wegen Falschmeldung laut§ 320, wegen Diebstahles Taut § 171, 178, 174 und wegen öffentlicher Gewalt tätigkeit laut§84 des Str.-G.-B., also eine recht hübsche Anzahl von Delikten, die schwersten, welche unser Str.-G.-B. tennt und auf welche die Todes strafe steht. St.-A. ist Dr. Tomsa, die Verteidi­gung hat er offo Dr. Čeřovsky übernommen.

Prog, 24. Feber. Heute begann vor dem Ge- I die Waag, bis er infolge des Playens der Pneumatik schworenengerichte des Landesstrafgerichtes Prag II. geswingen war, bei Topoldan in Bieliz zu halten, unter dem Vorsitze des Vizepräsidenten des Landes- wo er das Auto zum Verkaufe ausbot. gerichtes, Kratochvil, der Prozeß gegen den Pra­ger Apachen und Mörder Hur y chy, der im Oktober b. J. den Prager Autotagi- Besizer Batoeta, den er zu einer Fahrt als Chauffeur gemieter hatte, von rüdwärts in den Kopf schoß, um sich des Wagens Der Himmel als Reklamefläche. Nach län- au bemächtigen, welchen er sodann verkaufen wollte. geren Versuchen ist es den Zeiß- Werken in Jena Der Andrang zu diesem Brozesse ist ein ungeheuerer gelungen, Bilder mit einem Projektionsapparat an trotzdem mußte das Publikum zum größten Teile den Nachthimmel zu bannen. Voraussetzung für abgewiesen werden, weil sowohl die Galerie wie die Deutlichkeit der Bilder ist, daß am Himmel auch ein Teil des Raumes im Auditorium von 150 gleichgültig in welcher Entfernung vom Projek- Gendarmen besetzt ist, die ant dem Falle die Unter­tionsapparat Wolken sind, die die Rolle der fuchungsmethoden lernen sollen. Der Prozeß dürfte Leinwand übernehmen können. Die Großstädter, drei Tage dauern. Als Sensation" steht dabei die die ohnedies schon allerlei schreiende Reklame über Demonstration des Falles vor den Geschworenen an sich ergeben lassen müssen, werden die Nachricht, einem Auto im Hofe des Landesgerichtes bevor. Die daß die Reklame jetzt auch den Himmel für sich Vorgeschichte des Falles und die Umstände, welche reklamiert, mit gemischten Gefühlen aufnehmen. zur Entdeckung des Täters führten, find burz Die Vielche verschwindet. Mit der Aenderung des wirtschaftlichen Aufbaues der orientalischen Länder sind auch die Voraussetzungen für die Polygamie, die sich dort am längsten erhalten hat, gefallen. Die Türkei hat sich bereits ein mo­dernes Cherecht gegeben, das die Vielweiberei nicht fennt. In Aegypten wurde jetzt eine Ge­febesvorlage eingebracht, die die Polygamie zivar nicht grundsätzlich abschafft, aber doch wesentlich erschwert. Der Mann soll fünftig eine zweite Frau neben der ersten nur heiraten dürfen, wenn er eine Genehmigung der geistlichen Behörden besitzt und nachweist, daß die zweite Frau die Interessen der ersten nicht benachteiligt.

folgende.

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Boltswirtimait.

Auch die polnische Regierung gegen die Gewerkschaften!

Am 18. Jänner fand eine Sitzung der Zentralfommission der Gewerkschaften Polens statt, in der nach einer Verurteilung der arbeiter­feindlichen Regierungspolitik in einer Entschlic Bung festgestellt wurde, daß seitens der Regie­rung Versuche in der Richtung unternommen würden, um die Arbeiterbewegung, insbeson dere die Gewerkschaften, von sich in Abhängigkeit pressionen, sowie Methoden, welche verschiedent zu bringen. Mit Hilfe der massenhaften Re­lich an die Korruption grenzen, schließlich durch Verbreitung der fälschlichen Meinung innerhalb der Arbeiterklasse vermittels der für Regierungs­gelder herausgegebenen, angeblichen gewerkschaft fichen Schriften, wie die Solidarngiz Pracy" ( Solidarität der Arbeit), versucht die Regierung Einfluß auf die Gewerkschaften zu gewinnen, um diese den sozialistischen Idealen zu entfrem­den. Diesen Zustand konstatierend, warnt die Zentralfommission die Arbeiterschaft und alle Organisationen vor der aus dieser Richtung drohenden Gefahr für die Einheit und Kraft der Arbeiterbewegung und fordert alle Arbeiter zum allerstrengsten Zusammenschluß in den Organisa­tionen, welche in der Zentralkommission der G- wertschaften vereinigt sind, auf." Freigewert chaitlicher Erfolg in Ober­Ichlesien.

Verschwinden der Kommunisten.

Die heutige Verhandlung brachte zunächst eine Verlesung der Anklage und eine Einvernahme be­treffs der Personalien Hurychs. Er ist 23 Jahre alt, hat acht Klassen besucht, stets gut gelernt, sein Vater rüdie 1914 ein und fiel 1915 in Rußland, als Hurych neun Jahre alt war. Er hat eine Sehwe ster, die gegenwärtig 19 Jahre alt ist. Wie er be­Am 7. Oktober wurde im Kanale der Reichs- hauptet, leidet er an Anfällen, Krämpfen, die, wenn Straße bei Hostivic die Leiche eines Mannes gefunden, feine Behauptungen wahr sind, epileptische Anfälle der durch eine Revolverfugel von rüdwärts erschossen sein dürften. Er gibt heute zu, in der Zeit vom worden war. Das Projektil hatte dem Manne( es 5. September bis 6. Oktober, als er arbeitslos war, war, wie später ermitelt wurde, der Autodroschken- fich hauptsächlich vom Wildern ernährt zu haben. befizer und Chauffeur Karl Patočka aus der Er schoß etwa 30 Hasen, die er durch einen Freund Die Betriebsratswahlen für die oberschle= Nerubagasse in den Weinbergen) sofort das Gehirn à 30 Stronen verkaufen ließ. Am 16. September fischen Eisenhütten und die größeren Betriebe der gänglich zertrümmert. Inzwischen hatte die Gattin hatte er mit dem Heger einen Zusammenstoß. Auf weiterverarbeitenden Industrie haben in den letz­des Getöteten, Josefa Patočka, bei der Prager amei großen Tischen liegen Werkzeuge, Maschinen ten Tagen ihren Abschluß gefunden. Das Ergeb­Bolizei die Abgängigkeitsanzeige erstattet. Der Bru- bestandteile, Sachen, die man bei Hurych fand und nis der Mandatsverteilung ist folgendes: Der fre:- der des Getöteten, der sofort nach Unhošt fuhr, die er gestohlen haben dürfte. As ihm der Vor- gewerkschaftliche Deutsche Metallarbeiterverband erkannte in dem Zeichnam seinen abgängigen Brufipende eine große pneumatische Bumpe zeigt und erhält 107 Betriebsräte, der Hirsch- Dunckersche der, der am 6. Oktober in der Früh weggefahren ihn fragt, woher sie sei, antwortete er, er hätte sie Gewerksverein 16, der christliche Metallarbeiter Die Rache der Katzen." Die Bevölkerung des war. Gleichzeitig wor auf der Prager Polizei ein sich gekauft, weil sie ihm gefallen habe. Ein Bajonett verband 8 und die gelben Wertvereine 3. Trotz Dorfes Bavaniste im Banat wird durch eine Telegramm eines Gendarmeriekommandos aus der mit Scheide hat er sich selbst zu einem Dolchmesser der umfangreichen Betriebseinstellungen und der furchtbare Mordtat in Aufregung gehalten. Der Slowakei mit der Anfrage eingelaufen, ob in Prag ungearbeitet. Die Sachen, die man bei ihm fand, damit verbundenen Arbeiterentlassungen, von 70jährige Greis Leta Bogdanov wurde mit nicht ein Auto N VI 527 gestohlen wurde, das ein würden fast ein eines Magazin füllen. Hurych denen in erster Linie freigewerkschaftlich organi­eingeschlagenem Schädel und furchtbar verstüm Chauffeur, namens Hurych, einem Fabriksbesiser leugnet heute alles, was er seinerzeit gestanden hat, fierte Arbeiter betroffen wurden, hat der Metall­meltent Gesicht tot aufgefunden. Der Alte galt in namens Michael Schwarz in Groß- Bielit zunt Ver- er hätte einen Freund gehabt, der das alles stahl, arbeiterverband sich außerordentlich gut geschla­der Gegend als Sonderling, der kaum mit einem faufe angeboten habe. Es war das Auto Patočkas. er habe keine Luft, ihn zu verraten. Seine Antgen. Die polnischen Gewerkschaften haben auch Menschen verkehrte. Sein einziges Vergnügen Die Prager Polizei befahl, das Auto zu beschlagworten sind geschickt, er zeigt nicht die geringste Spur in diesem Jahre auf die Einreichung von Listen waven Tauben. Sie pflegte und hütete er mit nahmen, den Verkäufer unverzüglich zu verhaften. von Reue oder Zerknirschung. Sein Eindruck ist vollständig verzichtet. liebevoller Sorgfalt und führte ihreiwillen mit Als der Gendarmeriewachtmeister Almasi den Auto- nicht unsympathisch, er ist ein hübscher Junge, wo­den Kaßen der Umgebung, die den jungen Tau- verkäufer, es war der Raubmörder Hurych, verhaften ben nachstellten, einen erbitterten Kampf. wollte. zoa dieser seinen Revolver beraus und wollte Wehe, wenn eine Kabe in seine Hände fiel; der den Gendarm erschießen. Es gleang endlich, den Alte schlug ihr den Kopf ab oder auch nur die Raubmörder zu überwältigen. Verhaftet, gestand er, Füße und warf die verstümmelten Tiere auf den am Altstädterring ein Auto gemietet zu haben, mit Düngerkaufen seines Hofes. Nun ergab sich merk- welchem er nach Hostivic fahren wollte, um sich mit würdigerweise, daß das Geficht des Ermordeten Verwandten wegen einer Reise nach Rußland zu bis zur Unkenntlichkeit allem Anschein nach von beraten. Untevivens hatte er die Tat berangen. Nach Kazen zerbissen, zerkratzt und benagt war. Die her fuhr er nach Břevnov, um seine Geliebte namens Nase war vollkommen abgebiffen und nur im Marie Vlčkova abzuholen. Er nahm sie mit sich ins nahen Garten fand man ein Fleischfragment, das Automobil und fuhr nun über Smichov, Vyšehrad von der Nase übrig geblieben sein dürfte. Die noch Beneschau. Hier hatte er, wie ermittelt wurde, abergläubischen Dorfbewohner find denn auch bereits früher, im Juni 1926, einen Draht quer überzeugt, daß der Alte ein Opfer der Kaßenrache über die Straße bei Jesenitz gespannt, unt sich eines geworden sei und mit seinem Leben für die zahl- Motocykels zu bemächtigen. Von Beneschau fuhr losen Katzenmorde büßen mußte, die er begangen Surych mit feiner Geliebten gegen Bilaram, von kat. Von den wirklichen Tätern fehlt bisher jede hier über Jalou, Brünn nach Ung.- Srcdisch, wo er einmal einen besch... Abia ab!) Der Richter ver- Arbeitnehmerverbände im Ruhrbergbau gefün

Spur.

Ein Heilmittel gegen citrige Erkrankungen. In der Wiener Gesellschaft für Mikrobiologie fand Mitt

Das Wert der Artamonows.

nächtigte und seine Geliebte als seine Frau in einem Hotel anmeldete. Früh schickte er die Vlčkova nach Prag, er selbst fuhr weiter bis nach Trenčin, über

Zu dieser Aufgabe war kaum ein anderer be­rufen als Magim Gorki. Er hat das alte Rußland zutiefft erlebt und erlitten, er war ihm verbunden mit den ehernen Fesseln des Schmer­zes, und er hat das Werden des neuen mit den Augen der Liebe zu seiner Heimat, aber auch mit einer gewissen Stepsis betrachtet. Er konnte dar­an gehen, nicht rückschauend aus der Perspektive von heute, die Entwicklung des bolschewistischen Rußland zu schildern, sondern ausgehend von dem wichtigsten Einschnitt in der sozialen Geschichte Ruß­ lands, die Notwendigkeiten zu zeigen, die das heu tige Rußland entstehen ließen.

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durch vielleid auch der übergroße Andrang an weiblichem Publifunt im Auditorium erklärlich ist. Fortsetzung morgen.)

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Interessant ist eine Betrachtung der gewähl­ten Betriebsräte des Deutschen Metallarbeiterber­bandes in bezug auf ihre politische Einstellung. Während noch im Jahre 1924 die Kommunisten mit Recht darauf hinweisen konnten, daß 80 Pro­Eine poetisch veranlagte Dame.( Bezirksgericht sent ihrer Betriebsräte aus dem Bergbau und Brag II.) Vor dem Bezirksrichter OLGR. Sitta aus den Eisenhütten sich zur KPD. bekennen, hat hatte sich die Chauffeursgattin Marie Domácich jetzt bei der Hütten- und Metallarbeiterschaft va zu verantworten, weil sie- offenbar ein- eine Aenderung vollzogen. Von den 107 Betriebs­gedent des Dichterwortes: ,, Willst du erfahren, was 102 zur Richtung Amsterdam und sind Mitglieder räten des Metallarbeiterverbandes bekennen sich sich zient, so frag bei edlen Frauen on" ihrer Hausnachbarin Božena Breštalová, Briefträ- find Kommunisten. der Sozialdemokratie. Nur noch 5 Betriebsräte gersgottin, mit der sie seit längerer Zeit in Un­frieben lebte, unter anderen schönen Schmeichel worten( Du Ranaille!") auch den Satz zugerufen hatte: Ty kurvo, o Tebe si neotřesu ani posrany framflet."( Du H an Dir wisch ich mir wicht urteilte sie au 40 Kronen Geldstrafe, behielt sich aber vor, erst ein Zeumundszeugnis. einzuholen, ob die Dame wirklich noch nicht vorbestraft ist.

Der Arbeitskonflikt im Ruhrbergbau. Die Verhandlungen noch nicht beendigt. Die Verhandlungen über das vonseiten der digte Mehrarbeitszeitabkommen und über den sowohl vom Zechenverband wie auch von den Bergarbeiterverbänden gekündigten Manteltarif, sind mieder vertagt worden. Die Berg­arbeiterorganisationen haben dem Zechenverband Vorschläge über Aenderung des Manteltarifs unterbreitet. Der Zechenverband, der keine Vor­schläge vorgelegt hatte, erklärte, daß er bis zum nächsten Samstag den Bergarbeitern seine Vor­schläge machen werde. Die nächsten Verhandlun gen sind auf den 4. März angesetzt. Bertruftung der deutichen Wirtschaft.

geistert ist von dem neuen russischen System, der Rußland diese soziale Umstellung. Der Bauern es nüchtern und ohne Ueberschwang betrachtet, stand im Umkreise der Industriegebiete scheint wie fonnte die lange Kette der Ursachen und Wirkun- mit einem Schlage entwurzelt. Sein bisher träs gen schließen, die das Heute mit dem Gestern und und dumpf dahin ließendes Leben erhält mächtigen Vorgestern verbindet. Nur er konnte den Abstand Antrieb in ganz neuer Richtung. Ein neues Tempo haben, der vollste Objektivität gewährleistet, nur fegt gebieterisch durch das Dasein. Die neue Arbeit er die Spannkraft aufbringen, die rasende Entwick schafft neue Lebensbedingungen, neue Bedürfnisse. lung eines Riesenreiches durch drei verschiedene Verhaltener Lebenstrieb schäumt auf. Genoß man Epochen historisch getreu in der dichterischen Form früher mit einer gewissen Sicherheit und Ruhe das Wie weit die Vertrustung der deutschen Wirt­des geschichtlichen Romanes darzustellen. ivenige, das das Leben bot, so stürzt man sich jetzt, schaft vorgeschritten ist, zeigen folgende Zahlen ausgehungert, in einen wüsten Taumel, und sucht über den Umfang des in Stonzernen zusammen­in jagender Angst an sich zu reißen, was man nur gefaßten Aktienkapitals in Prozenten des gesam an Genuß erraffen kann. Die moralischen Grund- ten Kapitals der betreffenden Gewerbegruppe zu lagen sind unterwühlt. Der Alkohol hält seine Ende 1926: Steinkohlenbergbau 90.1 Prozent, schaurige Ernte. Das Familiengefühl, bei bäuerli Braunkohlenbergbau 94.5, Stali 98.3, Elektrizitäts cher Bevölkerung start ausgeprägt, zerflattert. Das gewinnung und Versorgung 82.8, Eisen und Me Werk, die Fabrit, wächst. Es wachsen die Massen tallgewinnung 79.8, Herstellung von Eisen, Stahl des Industrieproletariats, es wächst aber auch der und Metallwaren 26.1, Elektrotechnische Indu­Uebermut. Denn eine Art Uebermut ist in diesen strie 6.9, Chemische Industrie 82. 7, Textilind Tagen die Keimzelle des revolutionären Verlan strie 37.3. Papierindustrie und Vervielfältigungs­gens, das ungestüm aufbricht und sich in wüsten gewerbe 24.9, Holzindustrie 6, Nahrungs- und Ge­Stänkereien Betrunkener äußert. Erst als der mußmittelindustrie 40.6, Banken 73.8, Versiche Taumel verflogen, als das Leben in ruhigere Bah- rungswesen 76.9, See- und Küstenschiffahrt 80.9. nen einlenkt, als fester Boden unter den Füßen Ende 1926 waren von 12.392 Aktiengesellschaften fühlbar wird, da wird auch auch diesem ufer mit einem Nominalkapital vom 20.354 Millionen lofen, ziellosen Auflehnungsbedürfnis ernste, ziel- Reichsmart 1967 Aktiengesellschaften mit insge bewußte, revolutionäre Arbeit: der sozialistische Ge- famt 12.242 Millionen Reichsmart, also weit danke bändigt die wirren Flammen leidenschaft- mehr als die Hälfte des deutschen Aktienkapitals licher Empörung gegen die Herren zu gemeinsa in Konzernen zusammengefaßt. Am stärksten ist mer, klassenkämpferischer Tat. Proletarisches Kla- die Vertruſtung bei der Industrie der Grundstoffe fenbewußtsein wird. Die Hände, die das Wert, die vorgeschritten, für die sich ein Durchschnitt von Fabriken bauten, sie sind nicht mehr geballt, um 88.5 Prozent ergibt, während die verarbeitende es in stumpfer Empörung zu zerstören, da sich die Industrie 56.5 Prozent. Handel und Verkehr 58.2 vermeintliche Freiheit als Fron entpuppt, sie jam- Prozent des Aktienkapitals in Konzernen gebun­meln sich, es in Besitz zu nehmen. den haben. Diese Zahlen geben ein erstaunliches Bild davon, wie rasch die Vertruftung der deut ( Schluß folgt.) schen Wirtschaft vorwärts schreitet,

Der große, scheinbar jäh hereingebrochene geistige Umschwung in Rußland hat fast alle Tra­ditionen der russischen Schr.fitums abgerissen. Das unerhört gewaltige Neue erfüllt die Seelen der Dichter bis ins letzte Fältchen, und fordert zu lei­denschaftlicher Bege sterung und Verteidigung oder ebenso leidenschaftlicher Verneinung und Bekämp fung heraus. Ob man dieses Neue aber gutheißt oder nicht, man hat nicht die Distanz zu ihm, die eine sachliche, dichterische Gestaltung seines Wer­dens ermöglicht. Der mitten im Tageskampf des neuen Rußland stehende Schriftsteller geht fast ganz in politischer Zweckkunft auf. Wenn er seine Augen zurückwendet in die Bergangenheit, dann will er nicht die große Wachstumlinie des heutigen Ruß land zeigen, sondern einzelne Etappen aus ferner revolutionären Heldengeschichte, dann ruft er das Bild der zahllosen Märtyrer wieder herauf, die sich im zaristischen Rußland für das freie republika­nisch- proletarische aufgeopfert, Leben und Tat ab Dieser wichtigste Einschnitt in der sozialen Ge­gelebter Zeit wird in der künstlerischen Nachschöp- schichte Rußlands ist die beginnende Induſtraliste­fung Propaganda für die Gegenwart und die Berung des Bauernlandes. Sie ist der Ausgangspunkt festigung dieser Gegenwart in die Zukunft. Die des historischen Romanes Marint Gorfis, der Klärung der großen Zusammenhänge bleibt der Das Wert der Artomanows" heißt und Geschichtswissenschaft überlassen. Die Dichtung hat beutsch vor kurzem im Mali t- Verlag, Berlin, er­in diesen Tagen des Verteidigungskampfes noch schieren ist. nicht Zeit und Ruhe genug, mit ihren bunten leben­Die Industrialisierung ist doppelt bedeutsam: digen Farben Zeitgemälde zu schaffen, die Geneva- ste wandelt das Landproletariat, die armén Bauern tionen umspannen, sie holt aus dem Erlebenschatz Häusler und Pächter in Industrieproletariat, das der Vergangenheit nur die Episoden empor, die viel geschlossenere Interessen hat, und sie läßt an dichterisches Gleichnis mit agitatorischer Absicht die Stelle des herrschenden Adels das herrschende Bürgertum treten. Ein paar Jahrzehnte später, Nur einer, der nicht bis ins tiefste Junerste be- als in West- und Mitteleuropa vollzieht sich in

werden können.