Belle&

Tagesneuigkeiten.

Borfrühling.

In tiefen Zügen atmet die Nacht. Durch die Wälder und Felder geht das Stöhnen

des Sturmes. Des Sturmes Zeichen verkündet den Frühling. Plus grauen Wolken webt sich der Frühling das Kleid, Aus Sturm und Tosen steigt die Anmut des Lenzes, Avs Sturm und Wetterwolken steigt die Zuku Dorfrühlingssturm, bereite den Weg! Du tosender Rufer in dunklen Nächten Vorfrühlingssturm, erivede, erwecke....!

auf!

J. 2.

er Begnfigt sich oft mit der falschen Beschuldigung. I Siefer entsetzlichen Buttat, die in der Stadt un­Der in seiner Ehre gekränkte Büttel aber findet geheures Aufsehen erregte, sein. Die beiden Töchter den Beweis, koste es was immer. Und da man des Ehepaares stehen im Alter von 17 und 15 die arme Gretel Machan nicht nur nach dem elen Jahren. den Tode, den ihr die Salvarsan Samariter berei­

tet haben, zur Sure stempeln, sondern auch noch die überlebende Mutter ins Kittchen bringen kann, scheint die Rechtfertigung der Polizei und der ihr assistierenden und ohnehin in jedem Fall sakrosant tent Medizin gerettet.

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Dienstag, 1. März 1927.

von Balingei, Nyala, Seblebia; die Behörden von: Balingei melden schon jetzt 10.000 Tote bei einer Bevölkerung von 45.000 Seelen. Außerdem ver­wüstet die Epidemic den mittleren Sudan  .

Druckfehler. Der Verfasser unseres Leitartikels vom Sonntag ist der Genosse Franz Sögler, dessen Namen durch einen Druckfehler zu Köp er entstellt worden war.

Der Straßenfehrer. Wart! Wenn du nichts lernst, wirst du Straßenkehrer! Schreckte dich nicht so die Mutter, als du noch in die Schule gingst? In der fünften Volksschulflasse? Und wie war es dann in der Quarta des Realgymnasiums? Einbruch in das Iglauer Kreisgerichtsgebäude. Du flogit zwar heraus, weil du deinen Mitschü- In der Nacht auf Sonntag drangen Räuber in das Man sollte zwar glauben, daß sich an den lerinnen aus holderglühender Jungenliebe Tinte reisgerichtsgebäude in Jglau ein und erbrachen Tatsachen nicht eben viel geändert habe. Daß ein auf die Waschtleider gegossen hast, weil du den eine kleine Rassa, aus welcher fie etwa 800 K in Mädel, die aus Unverstand nach Berlin   durch schlummernden Drosch kenpferden Niespulver in barem und verschiedene, dort deponierte Goldsachen, brennt, dort auf die Polizei geschleppt, brutal die Nase riebst und sie dann schen die Straße ent- u. a. ein Halsband im Werte von etwa 1000 K. untersucht, von den Behörden geschlechtlich aufge- lang stürzten; aber du bist heute troß den fein entwendeten. Die Räuber hatten es auf die be flärt" wird und mit einem schweren feelischen Straßenfehrer geworden sondern fißt in feinen fannten wertvollen Miniaturen der Balffy- Samm Defekt nachhause zurückkehrt; daß ein Mädel, die Kaffees und machst verschwiegene und elegante lung abgesehen, welche aber anderswo verwahrt ein oder zwei Liebschaften hatte, aufgegriffen, mit Geschäfte. Doch der Straßenfehrer? Scht wie find. Die Räuber versuchten hierauf, in das Steuer­schweren Geschlechtskranken, alten Prostituierten, er müde mit seinem Besen hin und her schweifi, amt einzudringen, wurden jedoch verscheucht und mit deklassiertem Lumpenproletariat wochenlang als täte er's im Schlafe er fann es! er fann entflohen. Die Gendarmerie verfolgt ihre Die Polizei ist immer unschuldig.pital unter ärztlicher und polizeilicher Aufsicht dabei schliefe. Seinem Besen entgeht nichts zusammengesperrt wird; daß ein Kind sich im das Stehren so gut, daß es aussieht, als ob er Spur. Im Riesengebirge   erfroren. Vor einigen Tagen eine Anstedung holt; daß ein Kind oder doch ein fein Zigarrenstummel, fein Senopf, fein Geldstück, wurde am Großen Teiche im Riefengebirge eine halbes Kind in viehischer Weise durch endlose Sal- feine weggeworfene Spipe! Der Straßenfehrereiche gefunden. Aus den bei ihr vorgefundenen varjan- Injektionen vergiftet wird das sei eine hat Liebe für das Kleinste, er hebt es ungeniert Papieren ging hervor, daß der Tote der seit dem Stulturschande, ein Denkmal scheußlichster Zu- auf, pußt es am Aermel rein und stedt es ein 28. Jänner vermißte aufmännische Ange. stände, eine grauenhafte Offenbarung der bete dann greift sein harter unerbitterlicher stellte Erich Hoffnung aus Charlotten bete-- humaine", der Bestic im Menschen, die der Kapi Besen wieder wie immer die armen Stotlachen an, burg   ist. Der Zustand und die Lage der Leiche talismus erzeugt und mästet, ob jest dieses Mädel daß sie quallend entfliehen wollen aber er ist ließen erkennen, daß Hoffmann vom Wege abge im streng kriminellen Sinne eine Jungfrau oder herzlossie müssen gurgeind in die tiefen Ra lommen ist, sich hingelegt hat und dabei erfroren ist. schon eine solche" war. näle schießen. Er hat Zeit fann denken Ein gewaltsamer Tod von fremder Hand ist aus lann philosophieren, aber er muß sein Geschäft gefchloffen. Die Vergung der Leiche von der Bund verstehen, ja sogar eine Schulung, eine Probezeit Stelle war sehr schwierig. Holbneun- Uhr- Schulbeginn an den Volksschulen durchmachen, gleich ist man nicht Meister im Straßenkehren. Aber man kann auch über ihn auch im Sommer. Das Unterrichtsministerium denken-philosophieren! Der, welcher nichts ge- gibt in einem Erlah bekannt, daß die Verordnung lernt hat entging dieſem geschmähten Beruf, über den späteren Schulbeginn auch im Sommer wurde Kaffeeſchieber, das trifft man auch im halbjahr weiter ihre Gültigleft behält. Der Grlak Schlafc, dafür ist mancher Doftor unter die Stra bezieht sich nur auf die Voltsschulen, hat Benfebrer gegangen, der arbeitslos war, er also für Mittelschulen und Lehrerbildungsanstalten feine Geltung. hat seinen geistigen Beruf mit einem förperlichen Ein Schloßbrand. Durch einen Brand, der ungetauscht! Was war er denn anderes, als ein geistiger Straßenfehrer! Gleicht die Stunst, die Freitag und Samstag im Schloß des Großgrund Wissenschaft, die Politif nicht einer entfeßlich burch bejizers Johann Dobřenſfy in Chotěboř   gewüte: Stot verschlammten, verbürgerten Straße? Sind hat, wurden äußerst wertvolle Gegenstände, wie Bilder und Antiquitäten aus dem die Dichier, die Denker, die Sozialisten nicht uner- 16. Jahrhundert, teils vernichtet, teils ſtart be bitterliche Wahrheitssucher? Ist dieſes Suchen ichädigt. Auch die wertvolle Bibliothet wurde in nach Wahrheit nicht ebenso verpönt, ebenso schwie mitleidenschaft gezogen. Der Schade wird auf rund rig, wie das Reinigen der Kotlachen? Und wenn 2.5 Millionen Kronen geschäßt. man dabei einmal eine Idee: eine weggeworfene Zollbetrügereien. Bei einer Prager Stom raucht! Ja, armer Prolet, der die Straße, armer große Zollbetrügereien bei der Einfuhr von Zigarre findet- so hatte sie beſtimmt wer ange- missionsfirma, Bollet B. G., Schen Pollak u. Co., wurden Intelligenzler, der das Denken lehet, reicht euch Delikatessen aus dem Ausland eurbedi, die Hände, ihr ſeid beide arme Straßenkehrer, burch die das Zollärar einen Schaden von uns beide verlacht wenn ihr lernt, wenn ihr denkt, wenn ihr ringt bleibt ihr es bestimmt euerfähr 200.000 Stronen erleidet. Die beiden Firma Leben lang nichts lernen muß man! Die Mutinhaber wurden verhaftet. ter hat Unrecht: dann bringt man es weit!

Der Fall der Gretel Machan. Die Sozialdemokraten im Bremer   Stadtpar lament hatten wegen des viel besprochenen Falles der Lisbeth Kolomat, alias Gretel Ma chan, eine Interpellation an den Stadtsenat ein­gebracht. Nach eineinhalb Monaten hat der Senat geantwortet, natürlich mit einer Pauschalentschul­digung für die angegriffenen Behörden, für Polizei and Aerzte. Daß die Lisbeth Kolomat das Buch Vom Leben getötet" nicht selbst geschrieben hat, steht heute nach dem Geständnis ihrer Mutter fest. Aber ernste Psychologen und literarische Fachmän­ner sind sich darüber einig, daß die Mutter, die wenig gebildete Frau eines Schusters, die Bege­benheiten, die sie erzählt, nicht erfunden haben fann. Es steht ziemlich zweifelsfrei fest, daß Frau Solomat den Roman ihrer Tochter nach den Er­zählungen und Aufzeichnungen des Kindes nieder geschrieben hat, daß er indirekt wenigstens eine Selbstbiographie des unglücklichen Mädchens ist, das von Polizeibeamten und Bütteln, Aerzten und Pflegern zu Tode furiert und gequält wurde. Der Bremer Senat hat sich an die Beschuldigten ge­brandt und die haben natürlich abgestritten, soweit sich abftreiten läßt, wo eine Tote als Ergebnis der

jittenpolizeilichen Tätigkeit immerhin ein lautes Zeugnis darstellte.

Aber die Beschuldigten( und nach der Mei­Echuldigen) taten mehr, fie brachten Beweise bei, nung der breiten Deffentlichkeit wohl auch die weich schlechte Frauensperson"( wie es in der Amtssprache der Sittenpolizei heißt) die Gretel Wachan gewesen sei. Das Mädchen habe nämlich den Polizisten gestanden, daß sie mit zwei Herren intim verkehrt und von einem nachher ein Ge­schenk empfangen habe. Als das Mädchen schon tot, ja später als das Tagebuch schon erschienen war, habe man Erkundigungen eingezogen und herausgebracht, daß die Gretel Machan öfter Ver­fehr gegen Geld gepflogen habe und daß die Mut­ter der Stuppelei verdächtig sei. Worauf eine tüch tige Staatsanwaltschaft, die der deutschen Justiz Ehre machen will, die Voruntersuchung gegen Frau Kolomat eingeleitet und einen Haftbefehl er­laffen hat.

Weit gefehlt! Weil die Machan, die vielleicht das war, was man so ein leichtes Mädel nennt die vielleicht als ein derartig leichtes Mädel" aus Berlin   zurückkam, jedenfalls aber nicht schlechter war als Hunderttausende und Millionen anderer Mädchen, die in dieser Zeit der Nachkriegsgreuel heranwachsen, weil sie nicht nur das tat, was alle die anderen eben auch machen, sondern dann von einem Herrn ein Geschenk befam, vielleicht von ein paar Herren Geschenke befam, war sie eben eine Sur. Und gegen die ist alles erlaut. Und weil die Mutter, die dieses leichte Mädel, das ihr doch so lieb war, wie einer andern Mutter das brave Kind, vergötterte, weil sie mütterlich. verzeihend, menschlich war und dem toten, vergifteten Kind das rührende Grazzedicht widmete, ist sie eine Supplerin. Die Polizei ist unschuldig wie immer, hat sich sogar ein Verdienst erworben, denn es denen er morgen ausgeliefert fein kann, wer wird war nur a Hur. Wer wird gegen die Polizisten, gegen die Aerzte, die ihn morgen vors Meffer bekommen können, einen Widerspruch wagen? Sie sind die immer Unschuldigen, die immer Gerecht fertinten, die allmächtigen Gebieter über Wohl und Wehe der Mitmenschen, die wahren Götterlieb­linge einer entmenschten Zeit.

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Messewohnungen.- Unentgeltliche deutsche Visa. Die Wohnungskanzlei der Prager Muster­messe in Prag I, Altstädter Rathaus bittet che Der Rußlandreisende Schenk schafts- ,, Vonze". Wie uns gemeldet wird, ist in der 14. Prager Frühjahrsmesse( 20-27. März 1927) stens um Bekanntgabe aller für Messegäste anläglich der Vorwoche Schent nach stomotau berufen abgebbaren Zimmer. Da ein großer Zustrom von worden, um dort die Sekretärstelle beim Interna- Messebesuchern erwartet wird und die der Weffelci tionalen Allgewerkschaftlichen Verbande anzutre­ten. Die Eignungsprüfung für einen fommunisti tung zur Verfügung gestellten Hotelzimmer nig fchen Gewertschaftssekretär wird Herr Schenk be- ausreichen, wird eine möglichst große Anzahl von stimmt bestehen und so dürfte seinem Avancement Bereinbarungen werden die reichsdeutschen Bazám Privatzimmern benötigt.- Laut den getroffenen zum Bonzen nichts mehr im Wege stehen. Auchter Sin Besuchern der 14 Prager Frühjahrsmess in der Organisationsspalterei ist er beschlagen.( 20.- 27. März 1927) unentgeltliche Durchreise- Vis Wenn die Anstellung Schenks tatsächlich erfolgte, erteilen, falls außer dem Reisepasse eine Meiselegiti dann wird ihm wohl seine leberstunden- mation vorgelegt wird, auf der durch die offiziellen methode und die Spaltung in der oſtböhmi- Vertreter der P, W. M  . im betreffenden Lande be­stätigt wird, daß der Inhaber der Messelegitimation tatsächlich zur Brager Messe fährt. Ueber diesen Vorgang find alle zuständigen Behörden, beziehungs­weise Vertreter der Prager Messe informiert.

Furchtbare Familientragödie in B.- Leipa. Samstag, den 26. Feber, ereignete sich in B.- Leipa eine furch: bare Bluttat. Als an diesem Tage die beiden Töchter des Obertondufteurs Plaß zum Mittagessen heint famen und die elterliche Wohnung betraten, fanden Das hat man davon, wenn man sich gegen sie ihre Mutter in ihrem Blute am Fußzbchen die Polizei wehrt! Sie weist einen dann erst recht liegend tot vor. Entsetzt riefen sie Hilfe herbei, die Verbrechen nach, deren sie einen vorher nur und nach längerem Suchen fand man auch den fälschlich beschuldigte. Der gereizte, zur Rache auf Vater in einem Schuppen erhängt auf. gestachelte Polizist ist furchtbarer als der nur Plaß hatte seine Frau mit einem Küchen amtspflichtgemäß einschreitende. Der amtshan- hammer erschlagen und dann sich selbst erschen Arbeiterbewegung bei der höchsten Stelle delnde Polizist kann zwar falsch verdächtigen, aber hängt. Familiengvistigkeiten dürften die Ursache

Kleine Handwerker- Geschichten.

Ein Pfiffitus.

Der alte Glajermeister Hinrichsmeier war oft mit seinem Glaskasten unterwegs, um in den Dörfern die zerbrochenen Fensterscheiben durch neue zu ersetzen. Er konnte stets damit rechnen, daß man ihn auf dem Bauernhof, wo er gerade zur Mittags­zeit weilte, gastfreundlich zum Essen einlud. Nur bei dem Großbauer Harri Knußen geschah das nicht. Denn Knußens waren bannig nerig".

Hinrichsmeier beschloß, endlich bei Senußens ein Exempel zu statuieren. Er richtete es so ein, daß er gerade zur Mittagszeit in der großen Knuten schen Ekstube an den Fenstern zu tun hatte. Wäh­rend er eifrig an den zahlreichen Fensterkveuzen die Berkittung ausbesserte, wurde das Mahl aufgetragen und Bauer, Bäuerin, Kinder und Gesinde setzten sich zu Tische. Hinrichsmeier aber ließ man ruhig weiter. Litten.

Das einzige, wozu Bauer Knußen sich auf­schwang, war die Feststellung: Feines Wetter heute, Meister!" Sinrichsmeier hielt die Hond ans Ohr, tat als ob er schon ein wenig schwerhörig sei und ant­wortete: Nein, nein, ich danke, ich habe schon ge­

gessen!"

Da schrie Nuuten: Ich sagte, es ist schönes Wetter heute!"

Hinrichsmeier antwortete: Nein, ich danke wirk­lich, ich habe schon zu Hause gegessen."

Da blödte Knuten: Du lieber Gott, Meister, fannst du denn gar nicht mehr hören! Ich meine. es ist heute schönes Wetter!"

,, Na", sagte der Glaser, wenn's Nötigen benn gar lein Ende hat, dann bin ich fo frei." Und da mit ergriff er einen Stuhl, setzte sich mit an den und hieb ein, daß die Augen der sparsamen Bäuerin feltsam groß dabei wurden.

Ein Jahr später versuchte Hinrichsmeier bei glei­cher Gelegenheit die Wiederholung seines Tricks. Aber Snugens waren jest gewißigt. Als er sich mit einem heuchlerischen Na, wenn's Nötigen denn kein Ende hat", an den Tisch setzte und in die Schublade griff, waven teine Löffel darin, und Frau Benutzen sagte

frommm, die Mahlzeit wäre ihm zwar herzlich gegönnt, aber es sei leider kein Löffel mehr da.

De antwortete der alte Pfiffifus: Ach, das macht nichts, ich habe mir einen Löffel mitgebracht", bolte darauf einen Löffel aus der Tasche und hieb ein, daß die Augen der sparsamen Bäuerin größer und größer wurden.

Lackierer find notwendig.

Gäbe es keine Ladierer, so fönnte auch nichts ladiert werden; könnte nichts lackiert werden, so hätten auch meine Gegenstände feinen äußeren Blan;; hätten manche Gegenstände feinen äußeren Glanz, so jähe man ihre innerliche Erbärmlichkeit; ähe man ihre innere Erbärmlichkeit, so machte nie. mand krumme Rüden; trumme Nüden sollen aber gemacht werden: ergo muß es auch Ladierer geben. ( Glasbrenner.)

Dide Luft.

Der alte Töpfer Meinert sollte int Schlaf simmer der Gnädigen den Ofen nachsehen. Als er mit seinem Lehrjungen anrüdte, rief die Frau des mit seinem Lehrjungen anrüdte, rief die Frau des Hauses ihrer Kammerzofe zu:

Lisbeth, nehmen Sie meine Schmudsachen fort und" verschließen Sie sie gehörig im Nebenzimmer!"

Der alte Meinert verzog feine Miene. Er nahm nur seelenruhig Uhr und Kette von seiner Weste und die Geldbörse aus seiner Hosentasche, gab sie dem Lehrjungen und sagte:

darl, bringe diese Sachen schnell nach Hause, hier ist dicke Luft."

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Ein kundiger Thebaner.

hoch angerechnet worden sein. Die Etrich arbeiter hätten zu dieser Anstellung mitzutei benarbeiter in diesem Betriebe Verdienste lent, daß sich Herr Schent als guter Ueberstun erworben hat und den Reford erreichte. Sonst der anderen Seite aber wird Spaltungsarbeit predigen die Kommunisten die Einheitsfront, auf mit Sekretärposten belohnt. Auch als Freidenker­obmann hat Schent seine Pflicht getan: er fand sich mit den Schwarzen in der Ginheits­front zusammen, wenn es gegen die Sozial. demokraten   notwendig war. Wir sind übri­gens neugierig, wie sich Herr Schenf in seiner neuen Eigenschaft fühlen wird, denn noch in der leßten Zeit hat er fest auf die Sekretäre geimpft und erklärt, daß die Arbeiter feine brauchen. In Ostböhmen hat Herr Schenk schnell abgewirtschaf tet und so dürften seine Bäume auch in Weſtböh­men nicht in den Himmel wachsen.

Georg Brandes   über Jean Jaures  .

Die bei Kurt Wolff   in München  erschienene deutsche Ausgabe des Romans ,, stomödianten geschichte" von Ana­ tole France   enthält als Einleitung eine sehr eingehende, feine Würdigung des Dich ters aus der Feder des soeben verstorbenen Georg Brandes  . Wir veröffentlichen daraus nachstehend einen kleinen Abschnitt. der das Auftreten von Jean Jaures   als Redner in einer Pariser sozialistischen Ver sammlung schildert.

neben ihm geräumt, denn er brauchte sie in ihrer Als Jaures   reden sollte, wurde die Estrade ganzen Länge. Die Beredsamkeit des großen So­Die Soldatenselbstmorde. Freitag morgens sialisten ist echt katholisch. Er erinnert an die erschoß sich in R rem fier der Soldat des 3. In- außerordentlichsten Stanzelredner in den Kirchen fanterie- Regiments Alois Krydler. Krydler Neapels  . Er ist Südländer wie sie. Und wie sie sollte dafür bestraft werden, daß er bei einer braucht er eine geräumige Tribüne, wo der Red wegen Subordinationsverletzung auferlegten Saft ner auf und ab gehen, still stehen, sich nach rechts den Arrest in einer Weise verunreinigt hatte, die und links drehen und wenden tan. wie die amtliche Mitteilung besag: seine Gleichgültigkeit gegen die Strafe und eine Ver­höhnung der Armee zum Ausdrucke bringen sollte. Welche Strafe den Soldaten in den Tod ge­trieben hat, wird nicht gesagt.

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Er hat eine Stimme wie die Posanne des jüngsten Gerichts. Sobald er den Mund öffnet, macht der Metallklang die Fenster des Saales unter der Dede flirren. Er gebraucht diese Stimme nicht eben mit sonderlicher Stunst; er dämpft sie nicht einmal anfangs, wendet fast gar fein Crescendo oder Diminuendo an, ist vom ersten bis zum letzten Augenblick Ernst und Lei denschaft. Sogar in einem Saale, der sechstau­send Menschen birgt, wirkt seine Stimme deshalb als zu stark für den Raum, ruft nicht selten einen störenden Widerhall hervor. Man würde ihn besser hören, wenn er sich mehr schonte. Ulebri gens hat er die Fähigkeiten eines Schauspielers. Er geht wie ein Sturmbod mit gesenttem Kopf auf einen unsichtbaren Feind los. Oder er beugt sich mit ausgebreiteten Armen vor und steht mit einem Rud wieder gerade. Oder er macht sich flein, sinft zusammen, fast als wollte er sich Beni sind ihm 50.000 Menschen erlegen, eine niederfauern, und steht mit einem Sage auf. Er Zahl, die in Stalo am Niger   noch weit übertroffen redet sich warm; zuletzt ist sein Gesicht in Schweiß wird. Im September des vergangenen Jahres gebadet. Seine Form ist Pathos: streitkares und hatte die Seuche Darfur   im angloägyptischen Su- menschenliebendes Pathos. dan erreicht. Zur Zeit wütet sie in den Bezirken Svz. Pressedienst.

Furchtbare Typhusepidemic in Afrifa. Eine verheerende Typhusepidemic, die bis zur Stunde nach vorsichtiger Schäßung mindestens 600.000 Opfer gefordert haben soll, durchzicht den dunklen Erdteil von Westen nach Osten; der Too hält in einem Gebiet, das sich über 5000 Stilometer er ftredt, furchtbare Ernte. Die Seuche, die langsam und schleichend vorbringt, kommt aus den briti Geheimrat Bergmann, der bahnbrechende Chi- fchen Besibungen in Westafrifa, aus der Gegend rurg, hatte in seinem Borgarten den Hauptweg mit des Niger   und des Tschadsecs. Zum ersten Male Kleinpflaster belegen lassen. Als die Arbeit fertig ist fic in Wadai vor nunmehr sechs Jahren fest war, seigt Bergmann auf die Sandschicht, die die gestellt worden. Die genaue Ziffer der Todesfälle Steinsetzer wie üblich auf dem Pflaster hatten liegen ist nicht bekannt; Einzelangaben mögen einen Be­laffen und meinte scherzend, ob diese Schicht etwa griff von dem Wüten des Typhus vermitteln: in Pfuschereien verdeden solle.

Der schlagfertige Steinfegmeister er­widerte: Herr Geheimrat, man sicht, Sie kennen Leute jenug, die schlechte Arbeit mit Erde zuzudecken pflegen."