Bette 3.

Dienstag, 22. März 1927.

Die Wahlen in Defterreich.. Aber diese faktische bürgerliche Ein- die Christlichsozialen hoffen können, das ganze fapi liches Machwert und soll noch immer weiter ver beitsfront genügt Herrn Dr. Seipel noch talistische Bürgertum für sich aufzubieten, so wird schlechtert werden. Er hoffte dann vor den Wählern Knappe sechs Wochen stehen für die Wahl nicht. Er will auch ein ganz formelles Bündnis der Kampf um den Mieterschutz das ganze Klein- die Sozialdemokraten beschuldigen zu können, daß aller bürgerlichen Parteien unter feiner Führung bürgertum, die ganze öffentliche und private An- fie die Altersversicherung der Arbeiter verhindert bewegung zur Verfügung. Dr. Seipel hatte den ustande bringen. Er will dem Bürgertum jede gestelltenschaft in einen Gegensatz zu der fapitali hätten. Aber die Sozialdemokraten haben den Vorschlag der Sozialdemokraten, die Wahlen am 15. Mai oder an einem andern Tage im Mai ab- Gesinnung austreiben und will es zu einer nichts tischen Einheitsfront bringen, die damit zugleich Spieß umgedreht und haben sich sofort bereit er­zuhalten, abgelehnt, weil er befürchtete, daß der als bürgerlichen Parteikoalition bringen. Die frei- eine aus herren front und eine Kapitalärt, über das Gesetz im Unterausschuß zu ver­zuhalten, abgelehnt, weil er befürchtete, daß der Heitliche Gesinnung im österreichischen Bürgertum liftenfront wird. Besonders aufreizend muß handeln, und so wird jetzt in der Wahlbewegung Aufmarsch am 1. Mai so furz vor den Wahlen iit ja schon lange verschwunden und nur kleine aber dieser Kampf der Christlichsozialen für die vor der breitesten Oeffentlichkeit die Verhandlung die beste Agitation für die Sozialdemokraten wäre, und er hat den 24. Avril als Wahltag beſtimmt, Splitter der ehemaligen deutschnationalen In Hausherrenrente auf die Kleinrentner wir dieses Gesetzes durchgeführt, und die Christlich­weil er hofft, daß die Osterfeiertage die beste Gestelleftuellen haben sich noch in die großdeutsche ken, die durch den Sturz der Währung um ihr fozialen müffen Tag für Tag ihre Arbeiterfeind Legenheit zum Mißbrauch der Kanzel für Partei gerettet. Aber so schwach ist dieses nationale ganzes Vermögen gekommen sind, für die aber lichkeit dokumentieren. So fchlägt die Demagogie die christlichsoziale Algitation bieten werden. Die freiheitliche Bürgertum heute schon, daß die Groß diefe, bürgerliche Einheitsfront nicht viel übrig hat. Seipels gegen die Christlich sozialen selbst aus. deutschen schon bei den vorigen Wahlen nur mit Sozialdemokraten haben diefe taftischen Erwägun Seine Demagogie und seine Leichtfertigkeit hat gen des chriftlichen Führers nicht sehr tragisch ge- Mühe das eine einzige Mandat in ganz Oesterreich Seipel veranlaßt, auch die Frage der Alters­nommen und sie glauben nicht, daß der 24. April aufbrachten, das es ihnen ermöglichte, dann aus versicherung, wenn vielleicht auch nicht absichtlich, die Aussichten der Chriftlichsozialen verbessern wird den Reſtſtimmen in der Reichsliste noch ein paar in den Mittelpunkt des Wahlkampfes zu stellen. oder daß der 8. Mai die Aussichten der Sozial Mandate dazu zu gewinnen. Diesmal aber müssen Er hatte geglaubt, es werde ihm durch demagooische oder daß der 8. Mai die Aussichten der Sozialfie befürchten, vollständig zu verschwinden. Hier Mäßchen gelingen, die Sozialdemokratie dazu zu demokraten gebeffert hätte. Es beweist die ganze fetzt nun Seipel ein und es ist ihm gelungen, mit bringen, daß sie erklärt, fie fönne das Altersver fleinlich demagogische Natur Seipels, daß er von solchen Märchen eine Beeinflussung des Wahl iche Einheitsliste für ganz Oesterreich nahe- nicht durchlassen. Es ist nämlich wirklich ein schänd den Großdeutschen über eine antimarxistisicherungsgesetz, das die Regierung vorgelegt hat, Aber schon dieses kleine Vorspiel zeigt, wie aut schon einig zu werden. Schwierigkeiten macht die Chriftlichforialen den Wahlkampf führen. Stein allerdings noch der Landband, der ehemals Mittel der Demagogie ist ihnen zu fleinlichy, feines dete und auch jetzt noch zu ihnen in innigen Be mit den Großdeutschen zusammen eine Partei bil­zu schäbig, und unser österreichisches Elend zeigt ziehungen steht. Obwohl er politisch den Christlich­fich auch darin, daß die ganze bürgerliche Bresse foialen fogar näher steht, als die Großdeutschen, den Wahlkampf auf diesem Niveau führt. Aber schon aus dieser unbedingten Gefolgschaft. die der wehrt er sich aus taftischen Gründen regen die chriftlichſoziale Führer in feinem fleinlichen Stampf Einheitsliste, weil er auf Kesten der Christlich - wische gegen die Sozialdemokratie bei der kapitalisti sozialen in den ländlichen Bezirken Mandatsge­gegen die Sozialdemokratie bei der kapitalisti winn erhofft. Es ist aber nicht ausgeschlossen, daß sozialen in den ländlichen Bezirken Mandatsge fchen Buesse findet, fann man erkennen, daß es Seipel zum Schluß doch noch gelingt, auch den

glücks erhofft.

das Proletariat in diesem Kampfe der geeinigten Bourgeoisie gegenübersteht. Schon seit Jahren sind die politischen und Weltanschauungsunterschiede in der österreichischen Bourgeoisie immer mehr ver wischt worden, und heute ist die ganze Bourgeoisie wirklich eine einzige reaktionäre Masse gegen die Arbeiterschaft. Noch lange nach Lueger waren die Christlichsozialen stolz darauf, von der. liberalen Breffe befämpft zu werden. Wenn auch ihr Anti femitismus immer weniger aggressiv wurde, so haben sie ihre Wahlpropaganda doch immer mit dem antisemitischen Schlagwort betrieben. Oft juden und jüdische Schieber, jüdische Kapitaliſten gaben sie als ihre Feinde aus, die das christliche, bas deutsche Volf, durch die Wahlen niederringen misse. Aber je stärker die Sozialdemokratie wurde, um so weniger glaubten sich die Chriftlichsozialen und die Großdeutschen den Lugus gönnen zu kön­nen, die jüdischen Kapitalisten und Schieber be­schimpfen zu können. Schon bei den verschiedenen Bantskandalen fam ja heraus, daß auch die christlichsozialen und großzdeutschen Antisemiten und Antifapitalisten mit ihnen zusammen Banken gegründet, an der Börse gespielt und allerlei an­dere schwierige Geschäfte gemacht hatten. Aber nicht nur das! Je mehr sich die kapitalistische Bour­geoisie von der Sozialdemokratie in der Wiener Gemeindeverwaltung und im Bund an ihren hei­ligsten, den Profitintereffen, gefährdet sah, um so mehr fam sie zu der Ueberzeugung, die ein jüdi­scher Sapitalist bei den Stämpfen um die Ver­mögensabrabe in die Worte gekleidet hatte: Besser ein fleiner Pogrom, als eine große Vermögens abgabe!" So fam denn zuerst ein geheimes und dann ein immer offeneres Bündnis wischen der fapitalistischen Bourgeoisie und den Christlichsozia­len zustande. Dr. Seipel hatte schon bei seiner Sanierungsaktion, die ja im wesentlichen darauf ausging, die Kosten der Sanierung auf die Schul­tern der breiten Massen zu laden und die besißen­den Schichten zu entlasten, in der liberalen, der großen Wiener Presse die werktätigste Unter­fügung und bei den Enthüllungen, die der par­lamentarische Untersuchungsausschuß über die christlichsoziale Korruption brachte, stand diese bür­gerliche Presse unbedingt und unverschämt an seiner Seite.

Die grinsende Fraze.

Roman von Victor Hugo .

11 Aus dem Französischen übersetzt von Eva Schumann.

Landbund zu gewinnen.

Wie aber immer dieses Geschäft ausfällt, in den Städten dürfte diese antimarristische Einheits­front bis zu einer gemeinsamen Liste zu fammengeschlossen werden. In Wien namentlich wird das ganze Bürgertum unter der Führung der Christlichsozialen und mit dem Segen des Erz­bischofs, zugleich aber unter dem Trompetenge­schmetter der liberalen Presse gegen die Sozial demokratie geschlossen aufmarschieren. Gilt es doch den Kampf gegen die Breitnerei"! Breitner, der städtische Finanzreferent, der die Nachtlokale und die Vergnügungsstätten der Bourgeoisie, den Uebermut der feudalen Prasser und den Lurus der kapitalistischen Kriegsgewinner besteuert, um Wohnungen zu bauen und Bäder und Schulen und öffentliche Gärten zu errichten der, wie es ein fapitalistisches Blatt so schön ausdrückte, für forgeinflation". treibt ist heute der bestgehaßte Mann in der Bourgeoisie. Sie hoffen durch die Einheitsfront den Rathaus Marrismus" zu schla­sen und damit eine Aenderung des kommunalen sen und damit eine Aenderung des kommunalen Steuersystems herbeizuführen, durch die Aufbietung des ganzen Bürgertums gegen Breitner aber auch den Sozialdemokraten einige Nationalratsmandate wegnehmen zu können,

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Aber wie wenia Angst die Sozialdemokraten vor dieser Parole haben, haben sie schon durch die Tatsache gezeigt, daß sie beschlossen, auch den Wiener Gemeinderat aufzulösen, und so werden auch die Gemeinderatswahlen in Wien zugleich mit den Nationalratswahlen am 24. April stattfinden. Auch die Nationalratswahlen werden um Breitner, das ist um das rote Steuer­system geführt werden. Damit ist aber auch die zweite Parole schon gegeben, um die der Kampf gehen wird: der Mietersch up. Wie das Breit nersche Steuersystem auf den kommunalen Woh­nungsbau, auf die Ausschaltung der Hausherren­rente, die Erhaltung des Mieterschutzes abzielt, so geht der Kampf der Christlichsozialen im ganzen Bundesgebiet und in der Bundespolitit vor nehmlich auf die Beseitigung des Mieterschußes, dieses, wie es die Christlichsozialen sagen letzten Restes des revolutionären Schuttes". Aber so sehr

Und die Bande heulte in den Sturm hinaus:, Burra!"

In dem Augenblick, als dies Geschrei im Sturm erstickte, erhob sich eine ernste laute Stimme am andern Ende des Schiffes und sagte: Still!"

Aber das ist nur ein Detail in dem großen Kampf, der jetzt geführt wird. Die Antimarxi­stische Einheitsfront" sollte ein Mittel sein, die Arbeiterschaft niederzuringen. Aber es ist nicht ausgeschlossen, daß sie was Seipel wohl nicht era wartet hat, breiten Schichten die Gesinnungslosig feit der bürgerlichen Parteien aufzeigen wird. Die sicht in den Kampf. Sozialdemokratie geht mit Soffnung und Zuvers G. P.

Vermittlungsaktion der Ratsmächte.

Die Anrujung des Bölferbundes nicht wahrscheinlich.

Paris , 21. März. Der italienisch- südsla-| Frieden bedrohen könnte. aufmerksam macht. Es wiſche Konflikt ist nunmehr in seiner Gänze fönnte auch eine außerordentliche Sißung des useits sind die diplomatischen Zentren der Groß- wie Jugoslawien fönnten aufgefordert werden, Gegenstand einer diplomatischen Aktion. Böllerbundrates einberufen werden und Italien möchte eifrig bemüht, eine Verschärfung der be- sich vor dem Rate zu äußern. In Genf ist man Allseits stehenden Spannung zwischen den beiden Staaten aber der Ansicht, daß dieses Vorgehen in Rom zu verhüten. Die größte Bedeutung wird in hic nicht begrüßt würde. figen politischen Kreisen der gemeinsamen De­marche des italienischen und des eng Jugoslawien betont seine Friedensliebe. lischen Botschafters in Belgrad zuge schrieben, welcher Schritt, wie den hiesigen Blättern Belgrad , 20. März. In fortgesetzter Budget­aus Belgrad berichtet wird, die öffentliche Mei- debatte hielt Außenminister Dr. Perič ein Ex­nung in Südslawien unliebsam berührt hat. Der posé, worin er angesichts der alarmierenden Mel­Belgrader Korrespondent des" Matin" teilt dar- dungen über die angeblichen militärischen Vor­über seinem Blatte mit, daß der italienische und der fehrungen Südslawiens zweds Hervorrufung eines englische Botschafter den füdslawischen Minister des Aeußeren auf die ernsten Komplikationen auf- Umsturzes in Albanien erklärte, daß Südslawien merksam machten, welche entstehen könnten, wenn bereit sei, diesbezüglich eine Enquete der ganzen die südslawische Regierung ein eventuelles Ein Welt zuzulassen.( Stürmischer Beifall. Der de­dringen albanischer Revolutionäre mokratische Exminister Timotijevič ruft auf die auf albanisches Gebiet nicht verhüten würde.mokratische Ermidiſter Timotijevič ruft auf die Minister Perie erklärte in formeller Weise, daß Diplomatenloge zeigend: Martinovič, der angeb­sich keine revolutionären albanischen Organisatio- lich in Albanien einen Aufstand vorbereitet, sitt nen auf füidslawischem Gebiete befinden und daß dort auf der Galerie". Neuerlicher stürmischer Bei­daher von südslawischer Seite ein derartiger Einfall fall.) Perie schloß sein Exposé mit der neuer­nicht denkbar sei. Den beiden diplomatischen Ver- lichen Versicherung der Friedensliebe und der tretern soll außerdem die Versicherung erteilt wor tretern soll außerdem die Versicherung erteilt wor- lichen Versicherung der Friedensliebe und der den sein, daß die füdslawische Regierung nichts Loyalität Südslawiens gegenüber seinen Nach­unternehmen werde, was den Frieden auf dem barn sowie der Treue gegenüber seinen Freunden Ballan trüben könnte und daß sie in ihrer Frie- und Verbündeten. densliebe ausharrt.

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¡ lawien.

Paris . 21. März. Die im Zuge befind- Französische Warnung an Jugo­lichen diplomatischen Unterredungen zwischen Paris , London , Rom , Belgrad und Berlin haben noch keinen konkreten Borschlag gezeitigt, wie die Paris , 21. März.( NS.) Außenminister italienisch- jugoslawische Spannung beseitigt wer- Briand ließ dem französischen Gesandten in den könnte. Wie es scheint, denkt man bisher nicht Belgrad Instruktionen zugehen, in denen er ihn an eine Intervention des Völkerbundes. In auffordert, der südslawischen Regierung Mäßigung informierten Kreisen herrscht cher die Ansicht vor, und Vorsicht bei der gegenwärtigen Krise anzu­daß der Konflikt, der von bedeutenden Journalen empfehlen. Der Direktor der politischen Abteilung aufgemacht wurde, durch direkte Einwirkung der des Außenministeriums Berthelot empfing den Großmächte in Belgrad und Rom beigelegt wer- südslawischen Gesandten, bei welchem er in diesem den wird. Sinne intervenierte.

Wie bereits angedeutet, glaubt man auch in Die Mächte, welche Mitglieder des Böller­Genfer Kreisen vorläufig nicht an eine weitere bundrates sind, sehen ihre Beratungen fort, um Vergrößerung der italienisch- jugoslawischen Span - durch gemeinsames Einvernehmen sich auf geeig nung. Auf Grund des Art. 11 des Bölferbund- nete Mittel zur Beilegung der gegenwärtigen partes besteht zwar die Möglichkeit, daß ein Spannung zu einigen und gegebenenfalls den neutraler Staat, z. B. Holland oder Schweden , Völkerbundrat zweds Geltendmachung des Ar­den Bölkerbundrat auf dieses Verhältnis, das den tikels 11 des Böllerbundpaltes einzuberufen.

gefommen. Diese Glocke ist der Schiffbruch, der habe es schon schlimmer mitgemacht am Stap uns das Totengeläute läutet. Jetzt seid auf eurer Machichaes." Sut." Und als er festgebunden war, umfaßte er die Die Glocke, durch ein Nachlassen des Windes Steuerstange mit beiden Händen, voll jener beruhigt, hatte während der Rede des Doktors seltsamen Freude an der Gefahr. langsam weitergeläutet, Schlag für Schlag, als wolle sie die Worte des Alten bekräftigen. Es Sie erkannten die Stimme des alten Doftors. war wie das Totengeläute der Tiefe. Sört!"

Aller Köpfe wandten sich.

Alle schwiegen.

Das Eigentümliche am Schneesturm ist, daß der Himmel schwarz und das Meer weiß ist, umgekehrt wie sonst bei Unwetter und Wind. Da hörte man deutlich aus der Finsternis Unten Schaum, oben dunkel. Und aus diesem das Läuten einer Glocke. Dunkel rieselt ein Staub von weißen Flecken Der Schiffspatron am Steuerruder lachte gleitende, schwebende, tanzende Schneeflocken. laut auf. Eine Glode! Ausgezeichnet! Was Im Polaripind gefrieren diese Flocken sofort zu beweist diese Glocke? Taß wir Land an Steuer­Sagel, die Luft ist von Geschossen erfüllt. Das bord haben." Wasser, mit Tausenden von Geschossen überschüt tet, prasselt und siedet.

In einen solchen Sturm war die Barke mit vollen Segeln triumphierent hineingefahren. Raserei gegen Raserei.

Die Barke flog nur so dahin. Simmel und Meer waren finienschwarz. Gifchtstrahlen schossen auf, höher als der Mast. Immerfort spülten Sturzwellen über das Deck wie Sintfluten. Die Frauen katten sich in die Robine geflüchtet, aber die Männer waren alle auf Ded geblieben. In Wirbeln fiel der Schnce, Schlagwellen gischteten und schäumten dazwischen, alles tobte in wildem Aufruhr.

Die feste, langsame Stimme des Doktors anitvortete:

Ihr habt das Land nicht an Steuerbord." ,, Aber natürlich!" rief der Patron. ,, Nein."

Aber dieser Glockenton kommt vom Land." " Dieser Glockenton," sagte der Doktor, kommt vom Meer."

Ein Schaudern erfaßte die beherzten Männer. Man hörte die Glocke läuten im Dunkel der Nacht.

Der Doktor fuhr fort:

,, Mitten im Meer, halbwegs zwischen Port­ land und den normannischen Inseln, schwimmt, mit Ketten verankert, eine Boje. Auf dieser Boje In diesem Augenblick, hoch aufgerichtet am ist ein eisernes Gestell befestigt, in dem eine Glocke Sed, mit einer Hand im Tauwerk verklammert, aufgehängt ist. Bei hohen Seegang treiben die riß sich der Führer die Müße vom Kopf, schwenkte wogen die Boje auf und nieder und die Glocke sie im Schein der Laterne, und herausfordernd läutet. Wenn ihr den Klang dieser Glocke hört, und befriedigt, mit stolzer Miene und fliegendem so wird er vom Wind zu euch getragen. Also Haar, trunken von all der Finsternis, schrie er kommt der Wind von Westen, und die Klippen von Aurigny sind im Osten. Ihr könnt die Wir sind frei!" Glocke nur hören, weil ihr zwischen der Boje Frei! frei! frei!" wiederholten die andern. und den Klippen seid. Auf diese Klippert zu treibt Burra!" schrie der Führer. euch der Wind. Wir sind vom rechten Weg ab­

hinaus:

Alle lauschten, feuchend und angsterfüllt, bald auf die Stimme, bald auf die Glocke.

Doch der Patron hatte sein Sprachrohr er griffen. 3icht die Segel ein! Scharf nach Westen zu, aufs offene Meer! Auf die Boje zu, auf die Glocke zu! Da draußen ist offene Sec. Es steht noch nicht ganz verzweifelt!"

,, Versucht's," sagte der Doktor.

Die Befehle des Patrons wurden ausgeführt; alle legten Hand an. Aber der Orkan, wie ein eiliger Henfersknecht, machte sich daran, das Schiff zu vierteilen. Im Nu war das Marssegel aus dem Lief gerissen, die Schiffsplanken wegrafiert, die Halsgatten aus den Fugen, das Tauwerk durcheinandergewirrt, der Mast gebrochen,- Strachen und Zerschmetterung und schallendes Getöse. Eine große Welle riß den Kompaß mit seinem Häuschen fort, eine andere das Rettungs­boot, eine andere die Rahe des Bugfprietsegels, noch eine andere die Madonna am Bug samt der Laterne.

Nur, noch das Steuerruder war verschont

geblieben..

Die Laterne wurde durch eine große mit flammendem Werg und brennendem Teer gefüllte Brandergranate ersetzt, die am Vordersteven auf­gehangen wurde.

Jezt nehmt ein Tau und bindet mich an der Steuerstange fest," rief der Patron. Es geschah. Er lachte dabei und schrie das Meer an:

Brülle du nur, meine Alte, brülle nur! Ich

,, Alles steht gut, Kameraden! Es lebe die Madonna! Nach Westen!"

Eine ungeheure Sturmwelle ging über das Seck . Das ganze Hinterteil der Matutina war mit Schaum bedeckt, und in diesem Durcheinander von Wasser und Nacht hörte man etwas aus den

ugen gehen. Als der Schaum sich verlaufen hatte, als das Heck wieder zum Vorschein kam, waren kein Patron und fein Steuerruder mehr zu sehen.

Alles war fortgerissen, in das wichernde Brodeln des Sturmes hinein.

Der Anführer starrte in das Dunkel und vief: Spottest du unser?"

Aber auf diesen Schrei der Empörung folgte ein anderer.

Werft Anker! Wir müssen den Patron retten!"

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Alle liefen zum Gangspill; der Anker wurde losgewunden. Jede Barke hat nur einen dieser hier sollte nur zum Verderben gereichen. Der Grund war harter Felsen, die Wellen rasten. Das Tau zerriß wie ein Haar.

Der Anker blieb auf dem Grunde des Meeres. Von diesem Augenblick an war die Barfe nur noch ein Wrack. Die Matutina war endgültig ab­getafelt.

Die Schiffbrüchigen klammerten sich ans Tauwert fest, an Planken und Bohlen und zer­splitterten Brettern, deren vorstehende Nägel ihnen die Hände wund vissen. Von Zeit zu Zeit lauschten sic. Der Glockenton wurde schwächer. Dann erstarb er ganz.

Die Matutina flog von Welle zu Welle. ( Fortsetzung folgt.).