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7. Jahrgang.

Sozialdemokrat

Elegien.

Zentralorgan der Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der Tschechoslowakischen Republit.

-

Mittwoch, 27. April 1927.

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Nr. 97.

Das Ergebnis des österreichischen Wahlkampfes

Die Wiener Arbeiter- Beitung" enthält keine regierungsfähige Mehrheit der

in ihrer Dienstagnummer unter anderenu auch folgende Feststellungen und Betrach tungen über den Wahlsieg vom Sonntag:

Das Wachstum der Sozialdemokratie. Das wichtigste Ergebnis des großen Wahl­kampfes ist das ungeheure Wachstum der Sozial­demokratie.

und Wienerinnen haben am Sonntag für die den Sapitalisten so verhaßte Breitnerei" gestimmt. um mehr als ein Fünftel ist, dank der Werbekraft der großen Leiſtung unserer Gemeinde, unsere

Einheitsliste."

Bisher hatten im Nationalrat die Chriftlich sozialen und die Großdeutschen zusammen 92 Mandate, die Sozialdemokraten 68, bündler 5 Mandate.

Mehrheit von fünf Stimmen.

fann selbstverständlich feine Regierung regieren Mit einer Mehrheit von nur fünf Stimmen - jede zufällige Abwesenheit weniger Abgeord neter würde sie ja in die Minderheit setzen. Die neter würde sie ja in die Minderheit setzen. Die Einheitslistler haben also keine regierungsfähige Mehrheit mehr. Das bisherige christ­lichsozialgroßdeutsche Regierungs­Seipel hat zu gehen! system ist gestürzt, die Regierung

den Tod verzweifelten Marrismus am Sonntag| Die Elegien unserer Feinde sollen uns darin sarbeit, dann werden wir uns, selbst den lezten Gnadenstoß zu geben. Seipel aber nur bestärken! Gehen wir hinaus zu in dieser schweren Zeit, nicht bloß Bei der bekannten Tradition der bürger- der Spizenstürmer, redete in 70 Versammlunden Säumigen und Kleinmütigen, an den Erfolgen anderer, sondern fichen und kommunistischen Presse gehört nicht gen zur höheren Ehre des Ausbeutertums die verdoppeln, gen zur höheren Ehre des Ausbeutertums die verdoppeln, verzehnfachen wir auch an den eigenen Erfolgen viel Phantasie dazu, sich vorzustellen, wie das Sozialdemokratie_maujetot. Wie sollten die unsere Aufklärungs- und Werbe- freuen fönnenl Gesicht dieser Zeitungen heute ausgesehen hätte. Großmäufer die Tote jetzt wieder ohneweiters wenn es dem christlichsozial- jüdisch- hafenfreuz- ins Leben zurückkehren lassen! Nein, das Lügen lerischen Einheitslisten- Klüngel in Oesterreich ist man allein schon der christlichen Moral gelungen wäre, den Sozialdemokraten auch nur schuldig, darum überschreibt die Deutsche ein paar hundert Stimmen oder gar einige Preise" ihren Wahlartikel mit dem Titel: Mandate abzujagen. Die Ritter vom Hafen Die Niederlage der österreich i- freuz, vom Sowjetstern und vom goldenen Kalbhen Sozialdemokratic". Dem Pfäff­hätten mit gleichem Eifer die Sckkästen nach lein, das sich da schornalistisch betätigt, ist der den größten Lettern abgesucht, um der Welt Schrecken derart in die Glieder gefahren, daß die zerschmetternde Niederlage der Sozialdemo- es weiße Mäuſe ſicht. fratie oder doch wenigstens den Anfang vom Zu demselben Ergebnis, daß die Einheits­Nunmehr hat die Einheitsliste" nur noch 85 nahen Ende" zu verkünden. Erinnern wir uns liste des vereinigten Bürgertums gesiegt habe, doch nur, was sie bei uns nach den letzten Par kommt auch Seipels Hausjud, Dr. Ernst Mandate, die Sozialdemokraten 71, die Land­lamentswahlen trieben, wie sie höhnend und Benedikt von der Neuen Freien 571.464 sozialdemokratische Stimmen. Nunmehr In Wien hatten wir im Jahre 1923 bündler 9 Mandate. Die Christlichsozialen und die Großdeutschen poſſenreißend unsere Partei zum Tausendsten- Breffe", der allerdings besonders troftbe- haben wir 694.099 ſozialdemokratische Stimmen. zusammen hatten bisher eine Mehrheit von neun­male zu Grabe trugen, obwohl doch diese Wah dürftig ist, denn wochenlang übte er sich im Das ist ein Wachstum um 21 Prozent! zehn Stimmen. Nunmehr haben sie nur noch eine len gegenüber den vorangegangenen Gemeinde- urwüchsigsten Sauherdenton gegen die Sozial- So ungeheuer wirbt die große Leistung der roten wahlen eher ein Fortschritt als ein Rückschlag demokratie, um Seipels Wohlgefallen zu er- Genteindeverwaltung für uns! 694.099 Wiener für uns waren. Erwartungsvoll spißten jetzt ringen, und sieht nun alle Mühe nußlos vertan. wieder die Schreibknechte der Bourgeoisie und Der Sieg" wird wie folgt hergestellt: von der der Moskauer Giftmischer die Ohren, denn am Sozialdemokratie wird frech behauptet, sie hätte Sonntag sollte das langerwartete Ereignis schon für den Tag nach der Wahl die Etablie einer sozialdemokratischen Wahlniederlage ein- rung der sozialistischen Gesellschaftsordnung in Stimmenzahl in dreieinhalb Jahren gestiegen! treten, das die unterschiedlichen Schmocks dann Aussicht gestellt, und da dies nicht zugetroffen batten wir 1923 740.406 Stimmen. diesmal, nach In den anderen Bundesländern lügen und fingerfertig zu einem vernichtenden ist, so deklamiert Benedift: Der sozial­Schlag, der die gehakte Sozialdemokratie be- bem okratische Ansturm zurüdge- men. Das ist ein Wachstum um beinahe ist in dem neuen Parlament nur noch dadurch zu den vorläufigen Berechnungen, 830.009 Stim Eine regierungsfähige bürgerliche Mehrheit troffen, umgeformt hätten. Die Gelegenheit erfchlagen... Desterreich wird nicht mar 11 Prozent. Es ist nicht so groß wie in Wien, bilden, daß die bisherigen Regierungsparteien schien ja so aünstig, dan sich die Vertreter der ristisch regiert werden.... Die groß- wo die Leistung der roten Gemeinde am unmit auch die Landbündler in die Regierung aufneh­fotholischen Kirche nicht scheuten, an die Spitze artigite Gelegenheit ist vorüber, die Hoch- telbarsten wirft, aber es ist auch ein gewaltiges men. Eine solche Regierung hätte noch eine Mehr­des Kreuzzugs für den dreimal heiligen Geld- wassermarte des roten Schreckens Wachstum. heit von 23 Stimmen. Die Christlichsv= jed zu treten und heisa, iuchheifa! auch ist erreicht.... Die Sozialdemokraten werden auch ist erreicht.... Die Sozialdemokraten werden In ganz Desterreich ist unsere Stimmenzahl zialen geraten also jept in vollstän die kommunistischen Schnappiäde waren mit jegt vier Jahre lang feine Möglichkeit feit 1923 von 1,311,870 auf 1,524.108 Stimmen Bige Abbängigkeit von den neun Land­habei, um ofs Marodeure des Klassenfampies haben, wieder Neuwahlen vom Zaune zu gestiegen, also um 16 Prozent! Ein Wachsbündlern, mit denen sie im Wahlkampf so heftig Teichte Beute zu machen. Aber nach Wilhelm brechen." Ganz anders tröstet sich die agrarische tum um ein Sechste I in dreieinhalb Jahren, gerauft haben; denn ohne Unterstützung der Land Busch, dem größten Propheten aller Zeiten, Deutsche Land po st", die angesichts des das ist die Antwort des Volkes auf die Setz: bündler fönnen sie nicht mehr regieren! fom es auch diesmal erstens onders, zweitens fo schmerzlichen Wahlausfalls mit ziemlicher aller Stapitalisten und aller Pfaffen gegen uns! Schwere Niederlage der Christlich­als man denkt. Statt der Sozialdemokraten Sicherheit prophezeit", daß Oesterreich bald Sozialdemokratie und Einheitsliste. Sozialen. wurde Herr Seivel mit seiner buntscheckigen wiedervor Neuwahlengestellt wer- Herr Dr. Seipel ist ausgezogen, die sozial­Heerschar in die Pfanne gehauen und die Kom- den wird, bei denen vielleicht die endgültige demokratische Alleinherrschaft in Wien zu bre­munisten bekomen die Sowiethofen so vollge politische Richtung der Republik" usw. Jeder chen". Was ist das Resultat? In Wien stehen flopft, daß an ihrem anderen Ende, dem sucht eben Trost, wo und wie er fann. Der 694.099 Stimmen für die Sozialdemo Munde, eine bedenkliche Lähmung eingetreten eine Teil der Geprügelten erblickt seine Hoff- tratie gegen 421.198 immen für die iſt. Wer die Ausschleimungen des frechen Ge- nung in baldigen Neuwahlen, bei denen viel Einheitsliste. Mit riesiger Mehrheit hat lichters der Bourgeoispresse vor der Wahl ge- leicht" vielleicht auch nicht das Unglück das Volk von Wien die sozialdemokratische Allein sehen hat, wer da les, wie es auftrumpfte und repariert werden kann, der andere atmer er- herrschaft bestätigt! Herr Dr. Seipel ist ausgezogen, einen Rud sich geberdete, als wäre es die Stimme des leichtert auf, daß die Wahlen vorüber sind, und nach rechts zu erkämpfen. Was ist das Resultat? Volkes selbst, der wird jeht bei der Lektüre der daß neue Wohlen hoffentlich erst in einigen In ganz Desterreich 1.521.108 fozialdemokratische Wohlbetrachtungen fröhliche Stunden haben Jahren kommen. Vor den Wahlen aber sagten Stimmen gegen 1,678.433 Stimmen der Ein und es gar nicht glouben können, welche Besie alle einen Ruck nach rechts", einen Sieg beitsliste". Die fapitalistisch- flerika scheidenheit in den bürgerlichen und fommuni- der Einheitsliste voraus, der der Breitnerei" fascistische Einheitsliste" hat in stischen Redaktionen eingefehrt ist. Die öster- und dem ganzen Marrismus ein Ende machen reichischen Wahlen. die ein Ereianis ersten werde. Nanges gewesen wären, wenn die Sozialdemo Die Sprache völlig verloren haben die fratie die Schlacht verloren hätte, sind auf ein­nationalsozialistischen Hafen­mal ganz bedeutungslos und die Zeitungen von sowjetroter wie grüner, blauer, schwarzer und freuzler, von denen ein Teil sich in der Seipelschen Einheitsfront die verdienten Siebe goldener Kouleur find sich alle darüber einig, holte, während der andere Teil sich als völ daiz eigentlich nichts geschehen ist, daß sich keine fisch- sozialer Block" blamierte. Großschnauzig Bisher fehlte den Sterifalen mit ihren 82 wesentlichen Veränderungen" ergeben haben, Mandaten von 165 nur eine Stimme zur In Jahre 1923 haben die Christlichsozialen. absoluten Mehrheit. Das neue Parlament hätte, und daß, wenn man die Dinge genau befieht, ist nur die kommunistische Preisege­eigentlich alle gciiegt haben, nur nicht blieben, die das Wahlergebnis als einen großen Stampf mit kleinen Ergebnissen" bezeichnen. In die Großdeutschen, die liberale Arbeitspartei" wenn sich die Großdeutschen und die Landbündler gesondert fandidiert. Jufolge der Zersplitterung ihrer freiheitlichen" Gesinnung erinnern woll­die Sozialdemokratie. So fann man denn wieder einmal die der Tat ein kleines Ergebnis für die Sozial der bürgerlichen Stimmen gingen bei der Man- ten, eine unzweideutig antiflerifale Mehr­Sunſt, wie man eine effatante Niederlage in demokraten, die nahezu eine Viertelmillion batsverteilung die liberalen Stimmen zur Gänze, heit: 90 oder 91 Sozialdemokraten, Groß­einen Erfolg umlügt, an mannigfachen Bei- neuer Stimmen gewonnen haben, während man die großzdeutschen Stimmen zum Teil leer aus. Deutsche und Landbündler gegen 75 oder 74 le­das Häuflein Wähler, das für die Moskauer Sätten die drei Parteien damals schon eine Ein- rikale. So hat sich der Prälat Seipel den Ruck spielen studieren. Da ist beispielsweise die christlichsoziale eichspost und Verräterpartei ſtimmte, im Schneuztüchel da- beitsfront" gebildet, so hätten sie im Nationalrat nach rechts" nicht vorgestellt! Wenn die Groß­vontragen kann! Ein so kleines Ergebnis" um vier Mandate mehr, im Wiener Gemeinderat deutschen und die Landbündler wollen, fönnen ihre hiesige würdige Schwester, die Deutsche für die Sozialdemokratie, daß die gesamte fom- um drei Mandate mehr bekommen müssen, als sie also die Reform des Cherechtes, die Uebertragung des Reichsvolksschulgesetzes auf das Burgenland Presse". Die erstere weiß das Wahlergebnis Diesmal haben sich nun diese Parteien zur in dem neuen Parlament durchgesetzt werden. unter dem Titel zu melden: Der Mar­" Der Mar- munistische Presse, Vorwärts"," Internatio- bekommen haben. nale" und Nude Pravo" bis zum heu= ristenjieg vereitelt!" und die letztere ſtellt gar fest: Der weiße Sonntag in tigen Tage die von den Kommuni-" Einheitsliste" vereinigt. Wäre das Verhältnis Wir werden ihnen die Gelegenheit geben, zu zei­Desterreich". Der Marristensieg wurde soen erreichte Stimmenzahl ihren unserer Stimmenzahl zu der Stimmenzahl der gen, ob sie diese Reformen mit uns durchießen war, so hätten wir infolge des Zusammenschlusses Auf dem Wege zur Macht. gründlich bereitelt", daß die Sozialdemokratie, eiern unterschlägt. Nie sollt ihr es Bürgerlichen unverändert geblieben, wie es 1923 wollen oder nicht! der Bürgerlichen zur Einheitsliste" vier Natio­die der Prälat Seipel an die Wand drücken erfahren!... nalratsmandate und drei Wiener Gemeinderats­mandate verloren.

ganz Desterreich nur noch eine Mehr heit von 154.325 Stimmen. Wir stehen der Einheitsliste" im Verhältnis 9:10 gegenüber! Ein gründlicher Rud nach links!

Die Verschiebung in den Mandaten.

Freilich, diesem riesigen Wachstum unserer unserer Mandatszahl. Woher kommt das? Stimmenzahl entspricht nicht ganz das Wachstum

Am allerschlechtesten haben diesmal die Von den 85 Mandaten der Einheitsliste" fallen nämlich zehn bis elf den Großdeutschen zu. Die Christlichsozialen erhalten daher nur 74 ober 75 Mandate.

Christlichsozialen abgeschnitten.

Bisher standen im Parlamen: 68 Sozial­demofraten 82 Chriftlichsoziale gegenüber. Im neuen Barlament werden 71 Sozialdemokraten nur 74 oder 75 Christlichsoziale gegenübersißzen. Bisher hatten die Chriſtlichſozialen um vierzehn Mandate mehr als wir; im neuca Parlament werden sie nur noch um drei oder vier Mandate mehr haben als wir. Wir sind hart darau, die Christlichsozialen zu überflügeln!

Die Einheitsliste" hat also nur als Man­datsversicherung für die Großdeutschen gewirft. Die Christlichsozialen bezahlen die Kosten! Die der Strategie des Herrn Dr. Seipel schwerlich) entzückt sein.

christlichsoziale Partei wird von diesem Ergebnis

Nach den bisher vorliegenden Ergebnissen, wollte, mit einem Plus von nahezu einer Vier- Aber wie sie sich auch alle Mut zusprechen die nur noch geringfügige Aenderungen erfahren telmillion Stimmen aus dem Wahlkampf her- und sich selber täuschen, durch alle Wahlbetrach­In Wirklichkeit aber ist unsere Stimmenzahl fönnen, beträgt die Stimmenzahl der drei großen borgeht! Und was den weißen Sonntag" an- tungen der bürgerlichen und kommunistischen Nationalrat drei Mandate gewin­betrifft, so hat es am Sonntag in Oesterreich Prejse flingt es wie eine wehmütige Elegie, gewaltig gewachsen. Die Folge ist, daß wir im Gruppen: nur das eine weiße gegeben: die Gesichter der und man merkt es, am liebsten möchten sie vor nen, statt vier zu verlieren, und im Wiener Antimarristen und der Kommunisten, als aus Schmerz wie die Schloßhunde heulen. Ueber- Gemeinderat unsere Mandatszahl den Urnen das Wahlresultat emporstieg! Am lassen wir die Geschlagenen ihrem Stazenjam- behaupten, statt drei Mandate zu verlieren. Das Wachstum unserer Stimmenzahl hat Freitag vor der Wahl schrieben die christlich- mer, lassen wir sie ihre Slagelieder greinen, laßt fozialen Blätter:" Sie geben die Schlacht be- uns vielmehr des herrlichen Sieges unserer also das Mandatsverhältnis im Nationalrat um reits verloren", nämlich die Sozialdemokraten: österreichischen Genossen freuen und den Vor- sieben Mandate(+3 statt- 4) zu unseren Gun- die auf die drei großen Gruppen entfallen sind, und sie forderten ihre Anhänger auf, dem auf fat fassen: in a chen wir es ihnen nach! sten verschoben!

Sozialdemokraten Einheitsliste Landbund

Zusammen

·

. 1,524.108

1,678.433

202.735

3,405.276

Wir haben also 44 Prozent der Stimmen,

bekommen.