Mklt Ser Aammtt. Eine lustige Geschichte ans Südafrika . Don Paul Veiland, Kopenhagen . Das war in einen» Dorf in Südafrika , zu jener Zeit, als die Nachrichtei» vo» Goldfunden und Dianiantfunden in Transvaal sich so häuf­ten, daß ei»» Fieber selbst den ruhigste»» hollän­dischen Farmer ergriffen hatte. Dazu die Hitze, ach die Hitze. Vielleicht war sie schuld daran, daß der niittclaltrige Mensch an dem Ecktisch des DorfrcstanrantS plötzlich in sein WhiSkhglas hineinstöhnte;Ein Vermögen! Eil» Vermögen lveg!" Er tauchte den Finger in das WhiSkyglaS, malte einen hoffnungslosen Whiskystrich auf die roh« Holzplatte des Tisches und wiederholte, laut und wehmütig:Einfach weg!" Der alte dicke Bure Blvem, der am Neben­tisch sich mit seinem Nachbar Straaten gerade lang»nid breit darüber unterhalten hatte, daß das ganze junge Volk zu de»» Goldminen laufe, und ein Farmer,. der von früh bis abends sich mit fernem Rindvieh herumärgere, ain beste»» täte, die Bude zuzumachen, horchte auf bei dem WorteVer»nögen". Er fnhr lauernd mit den Fingern durch seinen Spitzbart und schielte z»l dem Fremden hinüber. Straaten reckte den dün­ne« Hals und versuchte, sein ansgcdörrtcs leder­ne» Gesicht in ein paar Falte»: 3» legen, war er freundliches Lächeln zu nennen pflegte. Aus­nahmsweise verfing auch dieses freundliche Lächeln, indem der Fremde es mit eine»» schwer- rnntigen Kopfnicken beantwortete. Das gab Straaten Mut. Er schob sich zu dem Fremden hin und fragte ihn heimlich:Wo ist ein Vermögen?" Der Fremde sah ihn verständnislos an. Bloem hatte sich nmgedreht und nickte eifrig:Ja, ja, Vermögen". Da schien der Fremde z»isan»menzuschrecken, er warf einen Blick in die Runde, einen Blick, der so deutlich dar»»m bat, ihn nicht z»l beobachten, daß alle Farmer, die die kleine Stube der Schenke füllten, aufincrksa»»» wurde». Und dann begann er: ,Ja, meine Herren,»venu Sie cS dv»h gehört haben... fatale Sache, wenn man laut vor sich hinspricht. Aber das ko»»»n»t davon, wenn man zchntansend Pfund verliert." Zehntausend Psnnd", stieß Bloem hervor, seine wasscrblanen Augen aufrcißcnd. »Za, zehntausend Pfund. Das zehrt, meine Herren, das nimmt mit, das gibt einen Knacks, vielleicht noch n»ehr, wenn man ih»i richtig ver- kailft hätte, aber lassen»vir das." Aber Bloem ließ nicht, und»venu Bloem nicht ließ, ließ Straaten erst recht nicht, denn dann witterte er immer ein gutes Geschäft. Bloem bestellte ein Glas Whisky für den Frem- den, Straaten riß dem Kellner die Flasche aus der Hand und schenkte selbst ein. Und er legte ihn» mitfühlend die Hand auf die Schulter und »rüstete ihn:Verdammte Geschichte das. Kenne das aus eigenen Erfahrungen. Wenn man fo'n Aktienpaket kauft, und nachher war der Agent ein Schurke." Ach, Aktien. Es war der schönste Diamant, den ich je gescheit habe. Und er war»neiner, recht­mäßig geerbt. Die verda»n»ntc Bahnstation." Bloem prustete ein lautes Lachen heraus, ein gewaltsames, abwehrendes Lachen. Denn er hatte bemerkt, daß nicht nur er und nicht nur Straaten, den mau ja nm» einmal intincr wie eine Klette an sich hangen hatte, den Tip hörte»», sondern, daß von allen Tische»» gespitzte Ohren hinüber­lauschten. Er wollte den Fremden gerne heraus- haben. Er stand ans und meinte: Na, ja, so pflegt'- zu gehen. Die ifNR Mister, wolle»» Sie nicht einmal meine Kühe an­sehen, die sind auch Diamanten wert." Aber der Fremde wehrte mit einer trauri­gen Handbetvegung ab, und Straaten blieb auch stier»»nd steif sitzen, damit rechnend, daß Bloem nun eigentlich hina»»8gehe»» müsse zu seinen Kühen und er allein die Geschichte zu Ende höre»» würde. Er begann:Wen»» die Bahnstatio»» nicht zn weit von hier ist" ES war Kapstadt , und ich wollte den Diamanten mitnehmen, Herr, nach Europa , denn da zahlt inan ja das Doppelte für so en» Ding wie hier, Herr. Mein Vater, der oben in den Minen starb, hatte ihn hinausgeschm>»ggelt, in­dem er ihn hinter seinem Glasauge versteckt hatte. Und in seiner Todesstunde sagte er mir, daß ich hinter seinem Glasauge den Diamante»» finden würde. Ist waS dabei, Herr, ist»vaS dabei, wenn ein armer Minenarbciter den man mit Rizinusöl und allen Schikane»» untersucht, den vollgefresiencn Grnbenbarone»» in Lo»,don einen Diamanten unterschlägt, den er doch schließlich selbst gesunde»» hat?" Grunzendes Beifallsgemurmel von allen Tischen zeigte dem Fremden, daß er hier die richtige Stelle bei bei» Buren getroffen hatte. Die Wunde vorn Transvaalkricge war noch nicht verheilt und der Haß gegen die Londo»»er Geld­leute schlug bei jeder Gelege»»heit in Hellen Flam­men enipor. Aber so eine Akticn-Gesellschaft paßt a»»f, meine Herren, und wie passe»» sic auf. Weiß der Teufel, wodllrch sie a»»f den Gedanken gekommen sind, daß»nein armer Vater einen ihrer Diaman­ten besitzen könnte... Genug, von dem Moment an, wo ich meine»» Vater verließ, f»"»hlte ich mich von ihren Spitzeln beobachtet." Kennen wir. Aber wenn Sie den Diaman­ten in Sicherheit bringen wollen", bot sich Bloem mit pfiffigem Lächeln an. Der Fremde schüttelte den Kopf und rückte näher an die beide»» Hera », fortfahrend in seiner Erzählung:Ich hab ihn ja nicht mehr, da»»nten, wie ich in Kapstadt aufs Schiff gehen will, da sehe ich so einen Spitzel beim Zollbeamte»» stehen. Na, und den Diamante»» zu verzollen, hatte ich natürlich keine Lust. Denken Sie sich meine Situation, meine Herren, vor mir der Hafen und das Schiss, hinter und neben mir der Güterbahn­hof und die Personenzüge und der Zollbeamte »md der Spitzel kommen gerade auf mich zu. Was sollte ich t»»n?" Ob jemals die Farmer so still in ihrer Schenke gesessen hatten? Ma»i hörte von dra»»ßen das Wiederkauen deS BiehS, man hörte die dicken, fchtvarzen Fliegen»"»ber den Schnapsen an der Theke summen, man hörte beit dicken Bloem vor Erregung keuche»». Der Fremde sprach»veiter: Da rangierte ans den» Gleis neben mir ein Gäterzug heran, eine Lore hinter der anderen, mit braunen Säcken geladen. Ich ran, ein Griff und der Diamant lag in dem einen Sack, lind dann ging ich in den Wartesaal und paßte a»«f, bis an der Tür ein Gewühl entstand, und ich hatte auch wirklich das Schwein, de»» Spitzel ab­zuschütteln. Aber als ich endlich nach einer Stunde auf Umwegen mich auf den Perron zn- rückschleiche meine Herren, meine Herren, ein Vermögen, sag' ich." War oer Zng etwa weg? ahnte Straa­ten, der Schlauste von allen. Der Fren»de nickte schrnerzvcrloren. Ja,«S war ein Güterzug»»ach Clarfon- teein." Glarfonteein? Das ist ja»mscr Nest," tobte die ganze Stube durcheinander. Und Bloem fragte, zitternd vor Erregrrng:Braune Säcke, sage« Sie?" Ja, braune Säcke mit blauen» Kreuz dar­auf. Ich tverdc tvohl nichts davon Wiedersehen. Ein Vermögen, n»eine Herren, ein Vermögen. Nnn bin ich natürlich hierhergcreist, aber ich habe den Güterz»»g noch nicht gesehen, Sie, meine Herren?" ES tvar, als»värc eine Bombe geplatzt. Der dicke Bloem duckte sich wie unter einem Schlag. Straate»» bemühte sich vergebens, ei»» Aafglim- men in seinen Augen z»r verbergen, die an der Tür Sitzenden drängten hinaus, wie gejagt, aber keiner antwortete auf die Frage. Denn Buren sind ehrlich und sie lügen nicht. Aber plötzlich schiene»» sie alle festznstellen, daß die Kühe draußen so nnhcii»»lich brüllte»», dem» selbst Straaten mußte de»»» Fremden die Hand geben »»nd hinanseile»», und Bloem, als er seine»» Freund sich drücken sah, entsann sich plötzlich, daß er ja mit der großen Braune»» zum Tierarzt wollte, und war weg. Der Fremde schie»» das alles nicht zi» merken. Er nippte r»»hig an seinem Whisky, er machte melancholische Augen»md als die Stube leer tvar, begatt» er der schtvarzen Aufwärterin hi»»ter der Theke ein einlaoendes Lächeln zu senden. Immer einladender w»»rdc das Lächeln und die stupS- näsige Schwarze war auch nicht so, und sie schien de»» Fremden doch mehr zn interessieren als sein verlorenes Vermögen und der Gütcrz»lg mit den Säcken mit den blauen Kreilzcn. Niemand sah ihl» an jenem Tage a»»f dem Gütcrbahnbof, und weil er nicht dorthin kam, sah er airch nicht, wie dem Agenten an» Bahnhof die Säcke, die für ih»» abgcladen wurden, in» Handumdrehe»» abgckauft wurden. Spät am nächste»» Morgen erhob sich der Fremde, ging zur Tclegraphcnstation»»nd tele­graphierte: Smith& Co., Kraftfuttergesellschaft, Kap­ stadt : Futter Blankreuz ausverkauft, sofort tveitere Waggons auf Bahnstrecke Kapstadt KlarfontccinJohnSbörkBlomfontcein. Ihr Reisender." Wende.« Bo»» Felix Riemkästen. Es war ein Mann, der arbeitete zchi» Stun- den täglich, ja zwölf Stunden. Aber cs war a»»ch ein Werk, das zu schaffen herrlich ist. Er wurde davon nicht müde, sondern eher frisch. Tausende von Hande » regten sich, tuen» sei»» Wille es wollte. Biel Geld floß ihm dafür zu, viele Men­schen beugte»» sich vor ih»n. Die Arbeit ist ein Segen", sagte dieser Man»» mit innigster, guter Ueberzeugung. Und für seine große»» Pläne brauchte er immer mehr Menschen, immer mehr Altsführende, immer weiteresMa­terial." Aber der Man»» in» Werkelanzug, der täg­lich acht Stunde»» an der Maschine seine.Hand­griffe tat, bis er ganz dumm»uw leer und ausge­höhlt war dieser Mann mit einem kleinen Lohn«nd engen Kreise, der spie aus und sagte: Die Arbeit ist ei» Fluch, denn sie zerbricht mich und versaut mein Leben." Und sprach weiter: Ich will ein Mensch sein und kein Material. Wenn ihr eure hohen Türme aus nichts anderem ai bauen wißt als a»»s zerstörtem Men­sch e n g l ü ck, so sind eS nicht Türme des Ruhms, sonder»» der Schande, denn sie lästern Gott, wenngleich sie allerdings die Industrie loben." So erfand sich die Grenze des Möglichen. Alle, die nicht leiben, begehren weiter. Aber der Leidenden sind z»r viele. Die Zeit liegt in Krämpfen. Künftige Form tvill gehöre»» werden. gefällt werden kam». Ter Mörder kam glimpflich davon, die schuldige Mmter bekam ihre»» gerecht er- »vogenen Anteil. Daß sie im Kerker versucht haben soll, die schwerkranke, todgeweiht Tochter zu einem Geständnis" zu bewegen, würde mir dafür sprechen, daß die Tochter nichts zn gestehen hat, sondern zu­gunsten der wahren Schuldigen auf dem Sterbebette ein Geständnis erfinde»» sollte. Man hat eine fchtvangere Frau lzirn» Tode ver- »»vterlt, im Kerker eittlbinden, ein Weis:»» in die Welt setzrn lassen, dem wohl kein Mensch ein günstiges Horoskop zu stelle»» wagt. So»manfechtbar dieses Urteil rein juristisch sein mag, so tvenig Sinn heute oder jemals eine Naimifrollmrg dos Prozesses»vahr- scheinlich hätte, so unmenschlich war es. Unter den der breiteren OesfenMchkeit bekannt gewordenem, be- dcnt»»ngSvoll«ren Urteilen, die von den Gerichten der Republik gefällt wnrdrn, war dies das härteste. Nur blattlose Paragraphenreiter, pathologische Frauen­hasser oder Frauen selbst, die sich aus den Mistiger» und nwralischen Fesseln einer Welt, in der die Frau Jahrtausende Sklavin»var, nicht befreien konnten, »norden mich am Grabe der Hanika den Trumpf ans- fptelen, daß hier der Gerecht sLet» ein Opfer Mbracht wurde.> Wir habrn noch lanM nicht den letzter» Rest Bar­baren tutm von Nirs abgestreift. Wir haben nach immer Gesetze, di« den Henker in Bewegung setzen können, wir haben Kerker, die im Bereia» mit der Tvberku« lgse den Henker zur vollen Zufriedenheit grausamer Richter«»setzrn, wir haben Gerichte, die dem Grimd- satz huldigenFiat Justitia , pcrcat Inimanltas"(Es walte Gerechtigkeit, auch»vrnai die Menschlichkeit da­bei»zugrunde geht). Ob Hilda Hanlka di« letzt« schwängerte Fran war, gegen dte man«in Todesurteil fällte? Ob dieser Prozeß der letzte war, kn dem der Mörder mit so viel Erfolg seine Schuld anf ein« An- stifterin wälzen konnte; in dem die Gasse urteilte, bevor der Gerichtshof bas letzte Wort sprach? Hoffen wir immerhin, daß die Gesetzgeber, die Rich­ter und die Erzieher«ns diesem Prozeß ler­nen, Unrecht nicht durch wärmende Exempel, sondern durch vorbildliche Toten zn bekämpfen. Homo. Begnadigt und hingerichtet. Bor kurzem » tauchte in d:n Zeitungen das Gerücht auf, Hilda H a>1 i k a solle ihres schwere»» Lungenleidcus wegen aus der Strafanstalt entlassen! werden. Nun»neidet dir Franenstrwfamstalt üeph und diesmal dürft« es fick nicht um»«inen Jrr» tnni handeln daß Hilda Hanika im Kerker ge- stoNbrn dsk. Der Tod dieser Fran ruft noch einmal, bevor sie verscharrt und vergessen wird, die Erin­nerung mi den größte» Senfationsprozeß zurück, den die Republik bisher erlebt hat, und jene-.itsationS- presse, die damals so glänzende Geschäfte mochte, wird mit Bcdamrn feststellen, daß»vir doch noch wenig amirrikmiisicrt sind und daß siib nur alle halbdntzend Jahre einnml ans Menschenleid so viel klingend« Münze Wagen läßt,»vie das im Prozeß Hanika der Fall wär. liegen Hilda Hanika»mirde seinerzeit ein Todesurteil gefällt. Die Verwandlung in dl« im» achsehbar lange Kerkerstrase war keine Begnadigung, sondern für die tüberknlöse Fran mir ein Hinaus­schieden der Hinrichtung. Don Hoffnungen und von Verzweiflung mög.'n die Jahre im Kerker, dieses RinMii. nm das bißchen Leben, das man in zwei Jahrzehnten vielleicht doch noch in Freiheit würde genießen können, erfüllt gewesen sei». Wird daS tückische Änngenleidcn den Scharfrichter ersetzen, wird ein Wunder das wuchernde lleibel bezwingen und einer noch lang: nicht alten Fran einmal die To« zur Freiheit, zum Leben össn.'i»? Das Schichäl war nicht milder als die Mcnsch.m: und warum fallt« der blind« Zufall di« Bind: ablegeii, dort, tvo die Menschen cS nicht taten? Warum»vohl sollte die grausam« Macht, dir in dir Zauberformel JPT(je« bannt ist, vor» Mitleid mrd Gnade walten lassen,»vo Geschworene, Richter und die Meute entmenschter Gaffer, dl« von der Gasse ans eebiclcrisch das Todes­urteil forderte, nur Paragraphen sahen, in die sich ein leichtsinniges, vielleicht auch schlechtes, sicher rin verdevbtes Geschöpf verstrickt hatte. Die Schöffengerichte fällen jährlich«in« ganze Reih« milder Urteile in Fällen, wo erwiesener- oder eingestandenermaßen Ätord vorliegt, Hilde Hanika hat weder gestanden, nock konnte ihr bündig nach- gewiasen werdcn, daß sie die Urheberin des Mordes am Kapitän Hanika war. Der Mörder«belastete sie. Und dem Mörder glaubte das Gericht. Der junge Bursche, der nun einer, vielleicht als Lohn für den Mord versprochenen, vielleicht nur durch unüberlegte Andeutungen in Aussicht geftellten, vielleicht nrer nm ei»»«r, als Emgel» flir eine»» erwünschten Dienst, den er der schönen Kusine zn leisten glaubte, erhofften Liebesstunde willen, dem Kapitän Hanika tagelang nachrciste, nm ihn schließlich feige, meuchlings zu ermorden, kam billig davon. Er halte die Stjnrpa« chien mif seiner Seite mrd die Gasse, die sich in Mheimsden cvo tischen»»nd bestialischen Instinkten in dem Einzelfall dieser Ehe»ind ihrer getvaltsainen Lösung erkannt fiihlte, forderte ihren Barrabats. Wer glaubt nicht einem»mrekfen jungen Burschen gern, er habe mrter dem dämonischeir Einfluß einer Fran gestanden? Welche, mit den Vorurteilen der Jahihlinderte beladene, mit allen Laskern, di« nmn ihrem Geschlecht durch Knechtschaft auer.zog, belastete Frau würde nicht gern glauben, daß di« schöne«, erfolgreichere(sieschlechtsgenessrn eine gemeine Ver­brecherin sei? Wie immer sich di« An-teilie an der Mordschuld im Falle Hanika verhielten, sicher war der Mörder mehr als nur die willenlose Hand, dte den Schuß abfeircrte, sicher hat die Kupplerin, dir ihr« Tochter in dies« Eh« stürzte, die Engelniacherin, die Ihrem Kind nicht den geringsten moralischen Haft bieten konnte, die ihn« das Mechieste Vorbild war, das eirf.'r unglücklich vechelrgtetcn Fran erstehen kann, ihr vollgerni-telt Mas; Anteil an der Schuld. Wer konnte aus dem Lügengewebe der Pvozeßaus» saMN ergründen, in wicviel Stunden alltäglichen Gesprächs der Mordplam entstand tm Widcrspidl ber scheinbar harmlosen Stichwort«,»ver»nag eruressen, wacher von den Dreien, die es planten und auSfichr» trn, das Verbrechen zuerst gewollt,»ver dir anderen »«erführt haben,»ver von ihnen verfiihrt worden sein uiag. Da sich das Gericht zum Freispruch nicht ent­schließe» konnte, mußte es vcvurteflen und die Lot­terie der Paragraphen warf für Hilda Hanika, die der Anstiftung znm Gattenmorde für schuldig erkannt »vnrde, die höchste Strafe auS, die hei uns überhaupt GamAafi, 80. AM 1927. Volkswirtschaft. Ser erste Mak«nd die Straßenbahner. . Seit dem bekannten Erlaß des Eisenbahn - Ministers Stkibvny von» Jahre 1926, noch tret» chon» den» Stvaßeirbahnperloual das Recht genom­men werde»» soll, bett Weltfeiertag des Proletariats dlrrch Albeitsrnhe mitfeiern z»r können, benrichen sich eitrige Direktionen! ans dieser Angelegenheit eine PreftigesraM zu mach«»». Alljährlich wird mm vom Eisenbahnmiiristc- riuin dieser Erlaß erneuert, uny automatisch ver- suchet» einige Direktioncn die Vergewaltigung der Vertrauensleute. Eine ganz besondere Uebnng darin besitzt bereits die Direktion Drescher in T e p l i tz. Kurz vor dem 1. Mai werden die Ver- trauenSleute zum Rapport bestimmt und in die Za»ige geirommen. Der alte Herr D«scher spielt sich alfacntcin gern auf denChristenmeilschen" hinaus. Bei der Beratung in der Maifrnge mit bett Vertrauens- (entert verspürt man aber nichts vou» christlichen Mitgefichl. In seiirer bekannten christlichen Strenge verweist er zuerst auf feil« Verpflichtung als getreuer Untertan gegenüber der oberbehöro- iichcn Verfügung. Wie ihm aber die Vertrauens- leute der» Standpunkt des Personales p»r Feier des 1. Mai auScinandergeseht haben, dann sitzt der kaltherige. unbarrnherzige Unternehmerver- kreier im Sessel. In seinem bekannten, langsam bedächtigen, kaltblütig uird trockenen BcfehlStone erfolgt nun seine Verfügung. Nicht»m Sim« der ministerielle»» Entscheiditng, der in den Hinweis auf die verkehrstechnische Notwendigkit zum Aus« druck konmtt, wird die Frage behandelt, nein, der Wille des Unternehmers, daß eben nicht gefeiert »vcrde»» darf, versucht sich durchzu ringen. Im In- teresse des GeldsackcS befiehlt er den Verttrmens- leutcn, das Personal einzuschüchtern und macht diese verantwortlich dafiir, wenn daS Personal entgegen seinem Willen anders entscheide»»»md handeln sollte. So wie der alte Herr in Teplitz seine Macht die Bedienstete»» fühlen läßt und dein Personal die Feier des 1. Mai verbietet, so betätigen sich sein« beide»» Sprößlmge in Gablonz und Brüx . Die jimgen Herren Ingenien« wollen sich Loch die Spo«»» verdienen. Pfeifen eS doch schm» die Spatzen von den Dächern, daß der Herr HauSmam» in Gablonz und der-Herr Louthner in Brüx j»»»lge»» Anwärtern auf den Direktions- Posten Platz machen werden. Bis zum Iah« 1925 haben die Straßen­bahner dieses Staates den 1. Mai gefeiert. Nach Herablange»» des zittierten Erlasses haben die Di­rektionen fast überall mit den Personalvertretern »»»Handelt und«S ist bisher nirgends ä>» ernste»» Disseven.zen gekommen. In den Großstädten ist trotz deS Erlasses der 1. Ma» gefeiert worden. Ausgerechnet die Direktionen d«r drei Schnackerl« bahnen Gablonz , Teplitz und Brüx habe»» versucht unter Anwendung allerhand Emschüchtermigen und Drohungen, das Personal z»r vergewaltigen nnd.zur Ticnstlcistnng am 1. Mai zu zwingen. DaS ist bezerchneud und verdient der Oefsent« lichkeit bekannt gemacht zu werden. Die gesamte Oeffcntlichkeit möge nun einmal urteilen über diese Herren, die sich sonst bei anderen Anlässen gern« alsPatent-Deutsche" präsentieren. Der Hochmut dieser Herren, die sich als echte Deutsche freiwillig zum Büttel des tschechoslowakischen Eisenbahnministeriums herabwürdigen, ist zu brechen, wenn die OesfenMchkeit sich des Straßen- bahnPersvnalS annimnrt. Der 1. Mai steht im Zeichen der Demonstra- ! tioi». ES muß als eine direkte Hcra»lSforder»mg und Provokation aller demonstrierenden Parteien empfmrden werden, weim sich ausgerechnet diese drei deutschen Divoktionen einbilden, dos Straßen- bild am 1. Mai durch ih« Funkenkutschen ver­schönern zn wollen. m»r um öfferrtlich zu zeigen, daß sie die Macht haben, ihr Penfonal an diesem Tage einzulspanne»» und rücksichts dara»»f losfahren können. An der Oeffentlichkeit liegt es, diese»» Herr­schaften beizubringen, daß sie der Würde deS Tages den entsprechenden Respekt bezeigen. Wem» es in den tschechische»» Großstädten geht, daß dort a,n 1. Ma» kei»» Straßenbahnwagen die Feier des TageS stört, m»»ß es auch in de»» deutschen Pro­vinzstädten möglich sein. vom Internationalen Arbeitsamt. Auf du Tagesordnung, der am 25. Mai beginnenden In­ternationalen Arbcitskonfcrenz steht u. a. die Frage der Gewerkschastsfreiheit. Das Internatio­nale Arbeitsamt bereitet einen Bericht über daS Gesa mi Problem und die pevsönliche»» Rechte der Berufsverbände, sowie einen Entwurf des Frage­bogens vor. Verhandlungen im polnischen Kohlenbergbau. In Dombrowa -Gornica fand am 28. April eine Konferenz der Bettreter des Kohlenindustrielle»»- Vevbar»deö und der Delegierte»» der Bergarbeiter­gewerkschaft statt, in welcher die Frage der von den Industriellen geforderten Lohnherabsetzung und der Kündigung des Kollektivvertr grS für den 1. Mai besprochen nrde. An der Konferenz nahm der staatliche Arbeitsinspektor in dem Dombrauer Jndustrierebier teil, dem es.'ing, die Industriellen zu bewegen, die Bergarbeiter- löhrjx fiir April nnveränidert zu belassen. In den erste»» Massagen werden nvne Bcr" rndlungen be­treffs Abschlusses eines ne»»en Kollektivvertrages nnd Festsetzung von neuen Lohnsätzen ausgenom­men werden,