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Unterschrieben war darauf der Herr Abgeordnete Edert. Aber mittlerweile ist er zum Bizepräsiden­ten der Egerer Handelskammer ernannt worden und anläßlich dieser gewaltigen Rangserhöhung hat er wahrscheinlich in seiner Frende diese Zuschrift voll. ständig bergessen!

Was bedeutet die Aufhebung

der Gnue?

Die deutschen Regierungsparteien sagen, es wären so und so viele Deutsche in den tschechischen Gauen entrechtet geblieben. Aber eine Million

Proletarisches Heldentum.

Gin Brief Banzettis aus dem Kerter.

Der New Leader", die Wochenschrift| anstrengender Reise bedürfen. Betrachen Sie der Unabhängigen Arbeiterpartei Englands, ver- mein Heim als Ihr Heim- darum bitte ich Sie öffentlicht in ihrer neuesten Nummer vom 17. von ganzem Herzen. Ich und mit mir meine Juni einen Brief des italienischen Anarchisten Familie würde sehr traurig sein, wenn Sie das Vanzetti, der mit seinem Gesinnungsfreund nicht tun. Ich brauche Ihnen nicht zu sagen, wie Sacco von der amerikanischen Klassenjustiz un- Sie zu meinen lieben Eltern sprechen sollen- schuldigerweise vor sieben Jahren zum denn ich weiß, Sie werden gute, liebe Worte Tode verurteilt worden ist. Dem Waffenprotest finden. Proletarier, den Sie werden ihnen das sagen, was ich ihnen

Mittwoch, 29. Juni 1927.

apostrophiert Genosse de Witte den randasieren. den Herrn Krumpe- vielleicht

überbringen Sie den deutschen Regierungspar­teien, die heute durch ihre Abwesenheit glänt= zen: Ihr könnt Euere Maschine laufen lassen, Ihr könnt abstimmer Ihr könnt des Aramařs deutsche Henkersknechte mimen, aber der Tag, da ed Euch reuen wird, Euer Volk, unser Volt verraten zu haben, wird schneller kommen, als Ihr ahnt!( Lebhafter Beifall und Zustimmung.)

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Während der Rede des Genossen de Witte

Deutscher wohnt in den beiden ehemals projektierten Broteſtfundgebungen führender Männer der Wis- aus meiner engen Kerkerzelle nicht sagen kann, waren von den deutschen Regierungsparteien zu deutschen Gauen; nun sind alle eine dauernd aussenschaft gelang es, bisher die Vollstreckung des Ermutigen( trösten) und füssen Sie meine Eltern nächst nur der Landbündler Mayer im Saale,

sichtlose Minderheit in der Landesvertretung. Diese eine Million Deutscher wird von den dent­schen Regierungsparteien glatt geopfert, ohne daß die in den andern Gebieten wohnenden

Deutschen etwas davon hätten.

Höhnend hat gestern Herr Kramar hier gesagt, bie Deutschen sollten sich nicht zu viel auf die Selbst­verwaltung zugute tun, da die zweite Instanz doch gesichert in tschechischen Händen ist. So

haben wir Euch Deutsche um Euere Rechte geprellt, soll das heißen, und dazu haben die deutschen Christ­lichsozialen, die Landbündler und die Gewerbepartei­Ier sich hergegeben.

Wie wir deutschen Sozialdemokraten uns die Lösung der Grundproblems der Verwaltung und des friedlichen Nebeneinanderlebens der Na­tionen vorstellen, das haben wir schon 1899 in Brünn gejagt, wo wir anstelle der Kronländer national abgegrenzte Selbstverwaltungskörper forderten,

das haben wir 1919 auf dem konstituierenden

Todesurteils zu verhindern.

Aber noch ist das Schlimmste nicht abgewen­det, und es gilt, den Massenprotest weiter zu schüren. Wir veröffentlichen deshalb nachstehend den Brief Vanzettis, den er aus dem Kerfer zu Massachussetts in Erwartung des Todes an seinen Freund P. S. W. Dana schrieb. Dieser befin­det sich auf der Reise nach Europa , um den hoch betagten Eltern Vanzettis die letzten Grüße ihres

zum Tode verurteilten Sohnes zu überbringen. ,, Lieber Genosse Dana!

Bringen Sie meine herzlichen Grüße allen unseren Freunden und Genossen, denen Sie in Europa begegnen.

Ich vermute, daß Sie zuerst nach England gehen werden, und erst dann nach Frankreich und Italien . Meine Familie wird über Ihren Besuch ſehr glücklich sein, um so mehr, als Sie Italienisch sprechen. Die Meinen werden Sie herzlich will tommen heißen, und Sie werden in meiner Hei­mat die Ruhe und Pflege finden, der Sie nach

Parteitag in Teplit ausgesprochen, wo wir Abschaffung des bürokratischen auf Umwegen zum Faszismus I Herrschaftssystems und Einteilung zu fommen. Sie ist der erste Schritt zur Aufhebung des Staatsgebietes in national abge- des allgemeinen Wahlrechtes. Die Erhöhung der grenzte Bezirke verlangten, die sich durch Seßhaftigkeit richtet sich gegen die Arbeiter, die Er­freigewählte Körperschaften selbst regieren, die ihre höhung des Wahlalters richtet sich gegen die Jugend. Beamten und Richter wählen, ihre Gerichtssprache So kann man viele zehntausende Arbeiter und und Schulsprache festsepen, wobei für die gemischten Jugendliche unr ihr Wahlrecht betrügen. Gebiete freigewählte Vertretungskörper zur ſelb Dazu kommt die Ernennung eines Drittels der Ver­ständigen Verwaltung der besonderen Angelegenheitreter durch die Regierung. Fachleute seien angeblich ten der Nation eingesetzt werden sollen. Für diese eine Notwendigkeit; aber als man dieses Ge­Grundsätze sind wir jederzeit eingetreten, dar­setz gemacht hat, hat man es abgelehnt, Falente um haben wir heute das Recht, den tschechischen zu hören. Es wird sich gewiß herausstellen, daß die Parteien gegenüber, die sie aus Machtbünkel negie­ren, als Anfläger aufzutreten.

Die deutschen Parteien, die an der Entrech tung des eigenen Voltes mitwirken, überlassen wir dem Urteil des Volkes und der Schande, die ihnen gebührt.

Die Verwaltungsreform ist ja deshalb so plöh lich gefommen, weil sie

ein Schachergeschäft des Herrn Swehla mit der slowakischen Volkspartei

ift. Die Regierungsdeutschen hält er etwas feichter bei der Stange. Da ist die Knödelschüssei und da ist die Drohung mit den Fußtritten. Svchla hat damit wohl auch die Slomaten zu betrügen, verstanden, die sich ihren Pisange Vertrag auf den Hut steden

konnen, aber

am härtesten trifft die Verwaltungsreform dic Deutschen und neben uns die Ungarn . Wir ya= ben überhaupt nichts mehr m reden, denn in teinem der vier Länder bilden Richitschechen

beutschen Regierungsparteien auf einmal über ein ganzes Heer von Fachleuten verfügen, während es oppositionelle Fachleute faum geben wird.

Die Verwaltungsreform wird auch ein Grab für die soziale Fürsorge jein.

für mich, aber bitte: erweden Sie in ihnen teine Soffnungen, denn der Schmerz über unsere Sin richtung, die ich gefaßt erwarte, würde dann un so schlimmer für sie sein.

der gegen die Verwaltungsreform selbst ziemlich oppofitionell eingestellt ist; er hörte die Rede mit sichtlichem Interesse an. Dann kam auf einmal Herr Krumpe

Sagen Sie auch allen Genossen, sie sollen sich von dem scheinbar guten Willen der führenden von den deutschen Christlichsozialen, der immer Kreise( authorities) Massachussetts nicht täuschen nur darauf bedacht zu sein scheint, einen möglichst lassen. Schon die ganze Zeit fuchen sie den guten unangenehmen Eindruck zu erwecken, in den Saal. Willen vorzutäuschen, einzig, um uns im leßten Breitspurig stellte er sich vor die ersten Bankreihen Moment um so sicherer vernichten zu können. und versuchte zunächst, den Nationalsozialisten Bitte, fagen Sie unseren Genossen und Knirsch huldvollst in eine Debatte zu ver Freunden in Europa , daß wir nur ihnen die verwickeln. Knirsch waren diese Anbiederungsverfuche gangenen sieben Jahre unseres Lebens zu verdan- nicht sehr angenehm; er fertigte ihn kurz ab und fen haben. Sagen Sie ihnen, daß wir den Dank fragte ihn schließlich in großer Erregung, was seine Partei wohl alles anstellen würde, wenn etwa die für alles sest in unseren Herzen tragen. deutschen Sozialdemokraten in die Regierung eins getreten wären oder Dr. Czech oben auf dem Präsidentenstuhl tschechisch antieren würde.

In der Hoffnung, daß Sie gefund bleiben und alle Freunde wohlauf antreffen werden, wünschen wir Ihnen auch eine gesunde Rückkehr. Und nun leben Sie wohl! Von ganzem Herzen

Ihr Bartolomeo Vanzetti ." www

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den Bestimmungen aber geschwiegen. Herr Kra mař konnte erklären, er habe Bugeständnisse ge­ihrem nationalen Standpunkt vereinbaren macht, fotveit tschechische Parteien dies mit ihrem nationalen Standpunkt vereinbaren

fonnten.

Ich faffe zusammen: Gewiffenlos, strupellos lice fern diese deutschen Regierungsparteien unser Volt, unsere Selbstverwaltung der tschechisch­nationalen Bourgeoisie aus. Das sind jene Par­teien, die bis in die leßte Beit hin bie unglaubliche Frechheit aufgebracht haben, uns deutschen Sozialdemokraten nationale Unzuver. lässigkeit vorzuwerfen und sich als die nationa

Jen Parteien aufzuspielen. Das ganze Volt ist aufgestanden gegen die Verwaltungsreform und bis tief in das Lager der Regierungsparteien Der Reichsverband für deutsche Jugendfürsorge hat Bezirke erhoben feierlichen Protest gegen die Abwür ging die Welle der Erregung. Fast alle Städte und in einer Entschließung ausdrücklich darauf aufmert gung der Selbstverwaltung. In der christlichsozialen sam gemacht, daß er die größte Gefahr für die soziale Deutschen Bresse" vom 10. März fällte der flerifale Fürsorge in der Tatsache sieht, daß die Bezirksver- Senator Stolberg ein vernichtendes Urteil über waltungen bürokratisiert werden.

die Krönung des Ganzen ist wohl das Prügelpatent.

Was im Jahre 1854 Metternichs Erbe, Alexander Bach, ausgehedt hat, um Untertanen zu züchtigen, die der hohen Obrigkeit nicht genehm waren, feiert in der Verwaltungsreform der Tschechoslowakischen Republik seine Auferstehung. Der Polizist er läßt Verordnungen und wird zu gleicher Zeit zum Richter über die Bevölkerung eingesetzt. In der Republik Deutschösterreich war man nicht so lindisch, Denkmäler zu stürzen, wie bei uns, sondern man entösterreicherte sich dort, indem man die kaiserlichen Verordnungen und die Sofdekrete aus der absoluti­stischen Aera aufhob.

Die Zeichen der freien bemokratischen Tschecho­flowakei find abgetragene Denkmäler, über. tünchte Straßentafeln, Sensur , Polizeiherrschaft, Prügelpatent.

mehr, als eine aussichtslose Minderheit. Einen Gau von der Größe Böhmens gibt es über­haupt nicht wieder. Man vergleiche nur die Verwaltung der Schweiz mit der Böhmens. Böh­ men bildet nur einen einzigen Santon, der das einen einzigen Stanton, der das 26fache eines Schweizer Kantons ausmacht. Nur drei Kantone in der Schweiz sind gem chtipre chig, die die übrigen rein deutsch , rein französisch cder ein italienisch. In der Schweiz it dies freilich cine jahrhundertelange Entwicklung, un deren B- Würden die deutschen Volksmassen ahnen, was ginn der sagenumsponnene Winkelried steht. Herr Mayr- Harting ist kein Winkelried!( Heiter. leit.) Er ist eher das Gegenteil: Er bahut hen Unterdrüder des eigenen Volkes eine Gaise! Es ist geradezu köstlich, wenn die Schaffung die­ses Riesenganes Prag mit Ersparungsrüd­sichten verteidigt wird.( Zwischenrufe:"

Aber für den Militarismus ist Geld hier!) Das tranen sich die Herren zu sagen, die vor kurzem erst viele Milliarden für den Moloch Militarismus hinausgeworfen haben!

Als neuer Herrscher ist nach der Vor­lage der Bürokrat vorgesehen, der mit ungeheuerlichen Rechten aus­gestattet ist, der die Vertretung nach Hause schiden, gewählte Bertreter hinauswerfen, ja fie auch einsper. ren lassen kann.

ihnen bevorsteht, es dürfte fein Regierungsdeutscher mehr in sein Heimatsdorf zurüdfchren!

Nun einen Ueberblick darüber,

wie die deutschen Regierungsparteien hier ge. lämpft" haben, um diesem Gefeße seine Härten zu nehmen.

Bedingungslos standen hinter dieser Vorlage sofort die deutschen Christlichsozialen, deren Führer,

Herr Mahr- Harting,

wohl die übelste Rolle spielt, die je ein Ange­höriger des deutschen Volkes gespielt hat. Er hat es fertiggebracht, im Blatt des Morių Benedikt die faustdice unwahrheit unterzubringen, daß diese Ver­waltungsreform ein Vorteil für die Deutschen sei. Als in seinem eigenen Bager Unruhe aus brach, verlegte er sich auf Versprechungen. Man weiß bei Herrn Mayr- Harting allerdings nie, was man bei ihm als wahr oder als unwahr zu unter­Das ist die Erledigung der Deutschen in diesen Ver- stellen hat. Am Prager Kreisparteitag der deutschen tretungen, die nichts anderes als ein bloßer Be is Christlichsozialen stellte er Forderungen auf, wie die rat sein werden. Dasselbe gilt von den Bezirken. Was das bedeutet, daß die Bezirke deu Deutschen aus der and genom­

men werden.

Verwaltungsreform verbessert werden müßte. Im Verfassungsausschuß hat seine Partei aber gerade das Gegenteil von dem getan, was er bamals versprochen hat.

geht aus wenigen Zahlen hervor. Jährlich fließen Sie stimmte unseren Antrag auf Festlegung der durch die deutschen Bezirke 300 Millionen der deut- Schulautonomie nieder, ebenso die Forderung nach schen Wirtschaft zu. Stellen Sie sich vor, was mit sprachlicher Gleichberechtigung und nach nationaler diesen Lieferungen in dem Augenblick geschehen wird, Abgrenzung der Bezirke. wo die neue Berwaltung in den Bezirten Tatsache

Ermattungsstrategie.

Die deutschen Regierungsparteien haben ange­tvirb, wieviele von den 6.000 deutschen Angestellten sichts er hochgehenden Wogen der Empörung zur daß Schicksal derer teilen werden, die bei staatlichen Betrieben, bei der Bahn und bei der Post angestellt ihre Zuflucht genommen. waren! Welche Folgen es seitigen wird, wenn die Bertpaltung vertschecht und bürokratisiert sein wird, fann fich feber leicht ausmalen.

Daß dürfte auch manchen Bauern und Gewerbe­treibenden ganz außerordentlich interessieren. Das ist aber lange noch nicht Alles, denn die Berwaltungsreform ist wirklich ein Mittel, um

Sie versprachen alle möglichen Sicherungen, aber nichts davon haben sie gehalten.

Sier abgewimmelt, versuchte Strumpe fein Glück nunmehr bei dem Nationalsozialisten We n zel, der in der ersten Bank saß. Auch der fertigte ihn sehr bald und sehr energisch ab; es fehlte nicht biel und Herr Krumpe hätte sich zu der moralischen Ohrfeige des Knirsch noch eine wirkliche Maul­schelle von dem Abgeordneten Wenzel geholt.

Krumpe hatte aber noch immer nicht genug und so suchte er sich nunmehr den Ge noffen de Witte aus. Als dieser von dem bür gerlichen Sumpf sprach, durch den wir die ve beiter führen, suchte er in höhnischen Zwischen­rufen diese Wendung so zu verdrehen, daß unsere Partei gewohnt sei, im eigenen Sumpf zu waten. Unsere Genossen hatten diese dreiste Provoka­tionen des Herrn Krumpe nun aber endlich satt. Er wurde von den Genossen Katz, He ca ger, Raufmann, Dietl n. a. mit einer Flut von Zurufen überschüttet, die für ihn wenig schmeichelhaft waren, da sie seine ganz besonderen Charakteranlagen derb aber treffend charakterisierten.

Die Feststellung des Genossen Heeger: war noch mild gegenüber anderen Zurufen, die Sie sind der charakterloseste Ser!! Herr Krumpe einstecken mußte. Auch Genosse de 3itte borgte sich ihn noch aus, obschon aller­dings die Schlußworte de Wittes in dem großen Lärm fast ganz untergingen.

den Entwurf. Der Juristentag erflärte ihn als ein Ermächtigungsgesetz schlimmster Art. Vorige Aurtiak( Karpathorusse) wirst der Regierung Woche erst protestierte die Advokatentammer gegen die Vorlage. In nahezu allen Gemeinden bor, daß sie die Autonomie Karpathorußlands trob wurde mit den Stimmen der christlichsozialen, bünd. der flaren Bestimmungen der Friedensverträge nicht verwirkliche. lerischen und gewerbeparteilichen Mitglieder gegen die Verwaltungsreform protestiert und die gefaßten Entschließungen sind meist eine Generalabrech nung mit den Argumenten, die zur Verteidigung der Vorlage hier vorgebracht werden.

Genosse de Witte bringt nun eine ganze Reihe von Zitaten und Versammlungsberichten aus Blät tern der Landbündler und Klerikalen aus der jüng­sten Zeit, die sich energisch gegen die Verwaltungs­reform aussprechen, und tommt dann auf einen Är­tikel des landbündlerischen Abgeordneten Mayer zu sprechen, den er am 1. März zur Verwaltungsreform geschrieben hat:

Der vorliegende Entwurf ist unter allen Umständen abzulehnen, weil er auch durch Abänderungsanträge nicht mehr brauchbar gemacht werden kann. Deshalb muß die unbe­dingte 8urüdziehung durch die Ne. gierung verlangt werden.

( Abgeordneter Mayer; der die ganze Zeit über vor der Ministerbank steht und aufmerksam zuhört, ruft dazwischen: Habe ich nicht Recht behar. ten? Gewiß, aber ich bin neugierig, was Ihre

Partei machen wird, darauf kommt es an!

Ein ernſteres Wort ist über die deutschen Christ. lichsozialen zu sprechen. Sie benehmen sich hier nicht wie Christus, sondern wie Judas , der nach der Le. gende um 30 Silberlinge feinen Herrn verraten hat. Der Unterschied ist der, daß Judas felbft den Strid genommen hat, um sich aufzuhängen, wäh­rend hier dem Volle die Aufgabe zuteil wird der deutschen christlichsozialen Partei diesen Strid 34 besorgen. Der Tag der Abrechnung wird auch ihnen nicht erspart bleiben!

Eben fährt sich zum 30. Male der Tag von Eger,

ber Tag, an dem Badenis tschechische Reiter durch die Straßen der Stauffenstadt galoppierten und alle die, die heute als Senechte des Herrn Kramar, aufmarschteren, den Schwur von Eger leisteten: Das höchste Gut des Mannes ist sein Vore

Es gibt heute wie damals noch immer Jubasse und Gaukler, die in Versammlungen und in der Presse deutsch bis ins Mark sind, aber nur dann, wenns was trägt!

Wir haben das immer gewußt, aber die Massen haben es nicht immer rechtzeitig geglaubt. Wir sind es hon gewohnt, durch bürgerliche Sümpfe au waten. Wir müssen durch und wir werden durch. Auf jede Nacht folgt noch ein Tag. Vnd Tag wird es auch hier werden! AIIe grundlegenden Bestimmungen des ursprüng- Wir tragen uns nicht mit der Hoffnung daß lichen Entwurfes sind geblieben. Im Verfassungs - sich der Bund der Landwirte, die Christlichsosialen ausschuß haben sie sich nur für einen Korruptions- und die Gewerbeparteiler auf ihre Pflicht als De­paragraphen eingesetzt, bei allen andern grundlegen- mokraten und Deutsche besinnen werden. Aber

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Gati( Kommunist) erklärt, jetzt breche eine neue Aera in der Republik an: die Aera der Diktatur der Beamten und der Konfis. tation aller bürgerlichen Rechte.

Meißner( tsch. Soz.- Dem.) befaßte sich in zweistündiger Rede mit den zahlreis chen juristisch und verwaltungstechnisch unhaltbaren Bestimmungen der Vorlage. Er erinnert an die Be­rotung des Gangesetzes, bei der Švehla als In­nonminister und Malypetr als Referent sich nrit afler Energie für die Gaue eingesetzt hätten. Mit Dr. Kramar geriet er bei Kritik der Her­auffezung des Wahlalters in eine scharfe Kontra­berse, die stürmische Erregung bei den Sozialdomo. vaten und Kommuniston auslöste; er verlangte, daß die Koalition ihre lächerlichen Winkelzüge auf­gebe und mit offenem Visier kämpfe. Wenn Svohla heute seine Zustimmung zu einer, berarti gon Schändung des Gaugesetzes gebe, dann ver­gewaltige er als Vater sein eigenes Rind.( Seiterkeit.) Bezüglich des Ernennungsrech tes sollte die Koalition doch zugeben, daß sie in man­chen Ländern und Bezirken nicht die Mehrheit hätte und eben darum die Ernennungen durchführe. ( Stürmische Zustimmung auf den sozialistischen Bänken.) Er warnt die Koalition noch einmal lebung, die den Eindrud erweden müsse, daß wir eindringlich vor der beabsichtigten Verfassungsver nicht in einem Rechtsstaat, sondern in einem Bolt­seistaat leben.

bald in ein anfangs mehr scherzhaft geführtes Juriga( Slow.) geriet mit der Opposition bald in ein anfangs mehr scherzhaft geführtes Wortgefecht, das aber bald zu erregten Ausein­andersetzungen führte. Er sieht in der Verwal tungsreform den ersten Schritt zur Verwirklichung der slowakischen Autonomoie; die Verrörperung der Selbständigkeit der Slowakei sei der slowa­fische Landespräsident. Die Kommunisten wider sprechen seinen Ausführungen über die Auswir fung der Verwaltungsreform auf die Slowakei , beide Teile geraten in Hitze und so löst sich der Schluß seiner Rede in eine Schimpferei mit den Kommunisten auf, die sich seine Ausfälle nicht gefallen lassen. Dabei fetzt es Ordnungsrufe.

Nach einer Rede Halens, der nachträglich zur Ordnung gerufen wird, wird die Debatte abge­Brochen und die zweite Lesung der Vorlage über die unlautere Konkurrenz vorgenommen.

Ministerpräsident und der Innenminister mögen Ein Antrag des Genossen Dr. Czech, der im Hause den Standpunkt der Regierung zur Ver waltungsreform bekanntgeben, wird von der Mehrheit abgelehnt.

Nächste Sigung Donnerstag 9 Uhr früh.