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Nr. 273. 15. Jahrgang. Die Unfreiheit der Presse in Rußland. endung der Volkszählung( am 31. Dezember) aufgehoben worden. So- io weit Staum vorhanden iſt.

Beilage des Vorwärts " Berliner Volksblatt. Dienstag, 22. November 1898.

( Schluß.)

Zu den Behörden, welche die Zensur um Schuß gegen die Bresse angehen, gehört auch die Direktion der kaiserl. Theater. Man muß sich in der That nur darüber wundern, daß es diesen weisen Mandarinen bis jezt noch nicht eingefallen ist, dem Publikum zu berbieten, im Theater Beifall oder Mißfallen zu äußern und sich dadurch auf das Gebiet der Urtheile, die lediglich der vorgesetzten Behörde" vorbehalten sind, zu begeben.

Die Armee darf keinem Verdacht ausgesetzt werden; über sie dürfen keinerlei Gerüchte umlaufen.

Im Jahr 1886 wurde wahrscheinlich zu demselben Zweck vor­geschrieben, nichts über die transtaspische Eisenbahn zu Brucken . Ueberhaupt unterliegt die Ordnung, die in dem Marine­und Militäramt herrscht, keinerlei Kritik.

zählungskommission, und diese sonderbare Verfügung ist erst nach Voll- Koppenstr. 90; Gottfr. Schulz, Admiralstr. 40 a; sowie an der Kasse,

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gar Mittheilungen über die Verhandlungen des Kongresses der I. Abtheilung, Sonntag, den 27. November, nachmittags Syphilidologen in Petersburg im Jahr 1897 durften nach ihrer Durchficht 23/4 Uhr, im Lessing Theater: Nora( Ein Buppenheim), von dem Direktor des Medizinal- Departements in der Presse er: Schauspiel in 3 Atten von Henrik Ibsen . Die vom Ausschuß ge­scheinen. Die Verfügung des Ministers, durch welche dies an- plante Revisor- Aufführung muß technischer Hindernisse halber für geordnet wurde, stützte sich auf den berüchtigten§ 140 des Zenfur- eine spätere Serie verschoben werden. gesezes; die Frage über die Syphilisverbreitung scheint demnach in III. Abtheilung: Liebelei und 2umpenbagasch Rußland als eine geheime Frage von Staatsbedeutung" angesehen am 27. November im Friedrich Wilhelmstädtischen zu werden. Theater. Nachzügler können nur, soweit Staum ist, einen Steh­Bereits im Jahre 1891 wurden alle Nachrichten über das plat erhalten.( Siehe heutiges Inserat.) Cholera Unglück der Kontrolle des Medizinal- Departements Der Vorstand. J. A.: G. Winkler. unterstellt. Am 13. Juni 1892 wurde verboten, in der Presse Artikel zu bringen, die eine Beunruhigung der Gesellschaft erregen. Aber die Cholera schritt vorwärts, ohne auf die Strenge der Zenjur für ebenso unerläßlich gehalten werden, wie das liebe Reserve­Eine Palästinafahrt dürfte von den wahren Patrioten bald Rücksicht zu nehmen, und gleichzeitig mit ihrem Auftreten loderten lieutenants- Titelchen und der contra naturam aufgewirbelte Schnurr­auch Unruhen auf unter der in geistiger Nacht dahinlebenden Be- bart. Ein hiesiges Montagsblatt, dessen Herausgeber sich beharrlich völkerung, die durch das ewige Lied von der öffentlichen Ruhe und zu den Gojims rechnet, behauptet nämlich, von seinem Spezial­der obrigkeitlichen Fürsorge eingelullt war und sich plötzlich in der Berichterstatter folgende Mittheilung aus Da ni astus erhalten zu Macht des schrecklichen Unglücks sah. haben:

Die Stadt Damaskus hat unserem Kaiser eine Huldigung ohne gleichen bereitet und foeben war es, daß der Kaiser zu Chakir Pascha, dem Chef der türkischen Suite, äußerte:" Ich möchte doch, daß meine Berliner mal sähen, wie hier ein Herrscher empfangen wird."

Am 30. Januar 1896 wurde ein Zirkular erlassen, durch welches geboten wurde, keine Nachrichten zu bringen über den Mord und die Verwundungen, die am 29. Januar auf der Podolskajaſtraße Im Hungerjahr 1891 war der Presse nicht nur die Mög ( in Petersburg ) von einem Kosaten des Kosakenregiments der Leib- lichkeit genommen, die wahren Dimensionen des Unglücks, unter garde seiner Majestät verübt worden sind, da die Verfügungen über dessen Last das Volk zusammenbrach, festzustellen, sondern auch nach das Nichterscheinen von Artikeln und Nachrichten, die das Leben den Ursachen dieses Unglücks zu forschen- sie durfte nicht einmal einzelner Heerestheile berühren, ihre volle Kraft bewahren." ohne spezielle Erlaubniß seitens der Behörden zu Spendeleistungen zu gunsten der Hungernden auffordern( Birkular vom 12. November 1891). Als die Krönungstatastrophe auf dem Chodinskyfelde zu Moskau ausgebrochen war, erfolgte sofort entwirft er denn auch in hübschen, von Patriotismus durchwehten Gewissenhaft, wie der Spezialberichterstatter nun einmal ist, eine Verfügung, über dieses Ereigniß keine falschen und über- Stilblüthen das Schauspiel, das des Kaisers Berliner mal sehen triebenen Nachrichten zu bringen, die mit den Berichten, welche im müssen". Regierungsboten erscheinen werden, nicht übereinstimmen"( Birkular vom 13. Mai 1896). in der

Also die Regierung in ihrer gesammten Zusammenfegung vom Baren bis zum gemeinen Soldaten, vom Staatsrath bis zum Kreis­Hauptmann, vom Minister bis zum Spigel ist mit einem Benfur­nebel umhüllt, hinter dem man nichts sehen kann.

Einen ähnlichen Nebel deckt die Oberverwaltung für Preß­angelegenheiten über das öffentliche Leben. Auch über die Fragen, die das Leben verschiedener Voltsklassen berühren, ist die legale Bresse genöthigt, mehr zu schweigen als zu reden. Schon am

Bei Beginn der Unruhen

Schon das Publikum, das unterwegs den Zug begrüßt, äußert seine Freude darüber, daß Wilhem II. in einem der vorübersausenden

28. November 1888 wurde den Preßorganen, die ohne Präventiv Universität im Jahre 1896 verbot die Regierung, Mittheilungen 28agen sigt, nach dem Spezialberichterstatter überaus originell:

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darüber zu drucken, bis eine neue spezielle Verfügung erscheint" ( Zirkular vom 20. November 1896).

Im Jahre 1892 erfolgte das Verbot, Nachrichten über die an­geblich bevorstehende Revision des Programs, die Verkürzung des Gymnasialkurses u. s. w. zu bringen, und nach vier Jahren wurde dies Verbot wiederholt.

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Die Leute sind aus Leibeskräften vergnügt, in seltsamen flügelmännischen Geberden wiegen, drehen und wenden sie sich, ihre Arme gehen wie Windmühlenflügel, dann hüpfen, tanzen und singen sie ihre Volksweisen, in chromatischen Tonfolgen näselnd, plärrend, quiekend stundenlang, sich hinauf- und hinunterwürgend in dem monotonen Tonchaos."

Observanz:

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Die jungen Weiber und Mädchen in Libanon und in Da­mastus bringen, um ihrer Freude und ihrem Frohsinn überhaupt Ausdruck zu geben, vibrirende Kopftöne in den höchsten Tonlagen in choro hervor, das klingt wie Schellenklang, Tauben­gegirr ind helltönendes, melodisches Gewieh er, die Mädchen machen dabei das vergnügteste Gesicht von der Welt, aus den dunklen Augen blitt Lebenslust, Uebermuth und Intelligenz. tundgegebenen Freudenausbrüche immer noch nicht den Superlatis Nun bedenke man, daß diese in den höchsten Tonlagen in choro" des Entzückens bilden, mit dem in Damaskus ein Herrscher empfangen wird.

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Bei dem eigentlichen Einzug durch die Triumphstraße ging es immer nach dem Spezialberichterstatter folgendermaßen zu: Ein dröhnender und von den Bergen schrecklich wiedertönender Kanonendommer erfüllte die Luft und hunderttausende, die dicht­geteilt die Wege einsäumten, erhoben ein Freudeng eschrei, jenes wiehernde Jubeln, Tosen, Toben, Jauchzen, Jascha- Rufen, das in solcher Mächtigkeit, Leidenschaftlichkeit wohl noch nie gehört worden ist. An der Damascener Fanatismus, der schon un­gezählte tausende von Christen zum Opfer gefordert, konzentrirte sich zu einer Freudenkundgebung, die in ihrer Art etwas Er­greifendes und Fascinirendes hatte. Und so drängten über Militär und Polizei hinweg die Tausende hinter dem kaiserlichen Zuge her, Kavallerie, Infanterie, Wagen, Pferde, Kinder, Weiber, Greise ballten sich zu einem wunderlichen Chaos."

zenfur erscheinen, vorgeschlagen, sich überflüssiger und leidenschaft­licher Urtheile über die städtischen Wahlen und die Regierung 3 maßnahmen, die sie regeln sollten, zu enthalten. Ant 7. Mai 1893 wurde es verboten, fünftig irgendwelche Artikel zu bringen über die Art und Weise, wie in dem Fall, daß die städtischen Wähler nicht alle Stadtverordneten gewählt haben, das Manto an Stadtverordneten seitens der Regierung vervollständigt Diese aus orientalischer Mannesbrust hervorbrechenden Gefühle Im Jahre 1890 schickte die Oberverwaltung mit Rücksicht auf find aber noch garnichts gegen den Patriotismus weiblicher Die Berichte über die Sizungen der Stadt- die umlaufenden Gerüchte, daß einige Personen die absurde und verordneten- Versammlungen fönnen auf grund des Zenfurgesetzes in dreiste Absicht haben, einen Protest gegen eine angebliche der Presse nur mit Genehmigung des Stadthauptmanns erscheinen. Unterdrückung der Juden zu erheben", an die Redaktionen Während die Zensurbehörde so aufs sorgfältigste die Inter - den Befehl, einen derartigen Protest nicht zum Abdruck zu bringen, essen und die Ruhe der höheren Klassen und mit der Drohung, im Uebertretungsfall ihre Organe zu verbieten. Personen schützt, die in der einen oder anderen Weise ihre Am 13. Oftober 1897 erfolgt die Verfügung, eine zeitlang keine Hand an das fiskale und gesellschaftliche Eigenthum gelegt haben, Artikel des Professors Gersewanoff über die tech­verhält sie sich gegenüber den Interessen und Bedürfnissen der Arnische Bildung zu bringen. Diese Verfügung, die erst am beiterklasse der landwirthschaftlichen wie 31. Dezember 1897, als die Frage über die technische Bildung schon der industriellen in hohem Grade feindselig. in hohem Grade feindselig. Im aus den Zeitungsspalten fast ganz verschwunden war, aufgehoben Jahre 1894 wurde unter dem Vorsitz des Gehilfen des Ministers wurde, ist um so bemerkenswerther, als sie nicht einen den Behörden des Junern, Sipjagin, ein besonderes Kollegium eingesetzt als verdächtig bekannten Schriftsteller betraf, sondern einen Mann, für Berathungen über die Auswanderung der Bauern aus der im Regierungsdienst den sehr geachteten Posten des Direktors ihren Heimathsorten; aber der Presse wurde befohlen, über des Eisenbahnen- Ingenieur Instituts inne hat. diese Berathung und ihre Resultate zu schweigen( Verfügung vom Am 4. Januar 1897 wurde der Einzelverkauf der Zeitung 5. April 1894). Desgleichen wurde am 2. Juli 1895 verboten, Utro" verboten; wieder erlaubt wurde er am 4. Februar. Zur irgend welche Nachrichten zu bringen über eigenmächtige Aus- selben Zeit wurde die erste Verwarnung der Zeitung Lutsch" wanderungen der Bauern, sowie über Maßnahmen, die aus ertheilt, deren Einzelverkauf zugleich verboten wurde. Am 10. Januar diesem Anlaß von der Regierung getroffen werden." Nicht weniger erfolgte die zweite Verwarnung an die Zeitung Chosjain"( der feindselig steht die Zenjur der Besprechung der Lage der Landwirth). Am 14. Februar wurden der Einzelverkauf des Fabritarbeiter gegenüber. Die in den letzten Jahren unter Grashdanin" und des Swjet", am 15. Februar der Glasnost " Sen städtischen russischen Arbeitern erstartte Bewegung kommt in den verboten; neu erlaubt wurde der Einzelverkauf dieser drei Zensurmaßnahmen flar zum Ausdruck. Mit Rücksicht darauf, daß Zeitungen am 16. März. Am 27. Februar wurde die Zeitung in einigen Zeitungen( den Peterburgstija Wjedomosti", Shu Minskij Listok" auf acht Monate verboten. Am 28. Februar er­Otjetschestwa"," Nowoje Wremja") Artikel erschienen waren, die den folgte das Verbot des Einzelverkaufs der Zeitung Ruß"; neu erlaubt Zustand unserer Fabriken und das gegenseitige Verhältniß der wurde er am 8. Mai. Am 15. März wurde die Zeitung Samarstij Arbeiter und der Unternehmer behandelten," beschloß der Minister Wjestnit" auf vier Monate unterdrückt. Am 8. April erfolgte das des Innern, auf grund der§§ 140 und 156 der§§ 140 und 156 des Zenfur- Verbot des Einzelverkaufs der Nowosti"( erneuert am 8. Mai). und Preßgesezes: das Erscheinen solcher Artikel gänzlich zu Am 17. Mai wurde die Zeitung, Sibirskij Wjestnit" auf acht Monate berbieten, denn sie können, da sie in einer tendenziösen verboten. Am 20. Mai erhielt die Zeitung" Chosjain" die dritte Richtung geschrieben find oder falsche Thatsachen mittheilen, Verwarnung und wurde auf zwei Wochen unterdrückt; nach ihrem einen wesentlichen Schaden stiften." Die offensichtliche Absurdität Neuerscheinen wurde sie der Präventivzenfur unterstellt. Am 21. Juni des Vorwandes für diesen Beschluß verhinderte jedoch durchaus nicht, wurde die in lettischer Sprache in Riga erscheinende Zeitung Desnaja daß noch einmal am 8. Juni 1896 das Verbot wiederholt Lapä" auf acht Monate verboten. Desgleichen am 28. Juni der wurde, Artikel über Ruhestörungen in den Fabriken, sowie über das Odesstij Listot" auf zwei Monate; dieses Verbot wurde übrigens gegenwärtige Verhältniß der Unternehmer und der Arbeiter zu vor Ablauf dieser Zeit, nämlich am 21. August, aufgehoben. bringen. Die Wiederholung des Verbots war nöthig, um mit- Mit der zeitweiligen Abreise des Zensurchefs Solowjoff ins theilungen in der Presse über den großen Streit der Ar- Ausland trat für die Presse ein kurzes Athemholen ein; nach seiner beiter der Petersburger Textilfabriken, der im Rückkehr begannen von neuem die Wuthausfälle der Zensur. Am Frühling des Jahres 1896 stattgefunden hatte, zu verhüten. Es 10. November wurde der Zeitung Rufftij Trud" die erste war jedoch unmöglich, diesen Riesenstreit ganz todt zu schweigen, Verwarnung ertheilt für eine dreiste Ausdrucksweise über die Daher entschloß sich die Regierung zu einer anderen Tattit diesem orthodoxe Geistlichkeit." Am 14. November fand dieselbe Maßnahme Ereigniffe gegenüber. Nachdem sie im Regierungsboten" einen Anwendung gegenüber der Zeitung" Swjet", die einen Aufruf der fehr unvollständigen Bericht über den Streit gegeben hatte, schlug Warschauer Studenten in Sachen der sechs Professoren abgedruckt Berliner Tageblatt zu lesen: Renter's Spezialdienst meldet, daß Patriotismus. Zur Nachachtung für Berliner Patrioten steht im fie am 18. Juli 1896 den Redaktionen vor, in den Betrachtungen hatte, welche die Errichtung eines Denkmals von Murawjeff begrüßt Beirut für den Empfang des Kaisers die ganze Jahressteuer über diesen Gegenstand nicht aus dem Rahmen des im Regierungs - hatten. Am 15. November wurde den Zeitungen Mirowije boten" gebrachten Berichts hinauszugehen und mit der äußersten Otgolosti"," Syn Otjetschestwa"," Narod" und der in deutscher erausgabte. Bei ihrer Ankunft hatten die türkischen Begleit­Vorsicht die Mittheilungen zu benußen, die ihnen aus anderen Quellen Sprache erscheinenden St. Petersburger Zeitung", welche diese schiffe der deutschen Kaiserflottille teine Kohl en mehr. Niemand möglicherweise zugehen werden, sowie mit Vorsicht von der Be- Mittheilung des" Swjet" abgedruckt hatten, das Recht entzogen, Verleihung der Pascha würde als eine Art von Aufgeld hierzu wollte ihnen Kohlen auf Borg geben, bis ein Händler sich gegen die trachtung dieser Ereignisse... zu Schlüssen über die allgemeine private Anzeigen zu drucken; ein Recht, das ihnen erst am Lage der Fabrikarbeiter überzugehen." Da der Minister also nicht 29. November wiedergegeben wurde. Am 15. November wurde entschloß. im stande war, den Streit todtzuschweigen, so gab er wenigstens der auch der Einzelverkauf des Russtij Listok" verboten( neu erlaubt Die Ziethen Angelegenheit kommit mehr und mehr in Fluß. Presse zu verstehen, daß dies Ereigniß als ein harmloses zu betrachten am 15. Dezember). Am 29. November wurde das Drucken privater Von Tag zu Tag erweitert sich der Kreis derer, welche die Ueber­sei, das in keinem Zusammenhang mit der allgemeinen Lage der Arbeiter Anzeigen im Petersburgstij Listok", am 1. Dezember in den zeugung von der Unschuld des jetzt über fünfzehn Jahre im ſtehe und fast ganz zufällig sei. Aber bereits am 4. Januar 1897 Birshewija Wjedomosti" und dem Russkij Trud" verboten; diese 3uch thaus zu werden schmachtenden Ziethen gewonnen haben erfolgte eine neue Verfügung, keine Artikel und Notizen überhaupt Verbote sind am 15. und 18. Dezember wieder aufgehoben worden. und entschlossen sind, nicht eher zu ruhen und zu rasten, als bis das mehr über die Arbeiterfrage zu bringen. Die Presse wird also ge- Durch die Verfügung vom 7. Dezember verbot der Minister des Recht gesiegt hat und der schwere Justizierthum gefühnt ist. Und zwungen, die brennendsten Fragen des Voltslebens todt zu schweigen. Innern die Warschauer Zeitung Gazeta Polska" auf sechs Namen vom besten Klang in der Welt der Journalistit, Kunst, Sie soll ein passiver und stummer Zeuge der Raubzüge des Adels Monate. Am 10. Dezember beschlossen die Minister des Innern, der Literatur und Jurisprudenz sind unter denen, welche den Kampf und der Stadtväter, des Ruins der Dörfer und der schonungslosen Voltsaufklärung, der Justiz und der Oberprokurator des Synods, aufgenommen haben, und demnächst in die Oeffentlichkeit treten Ausbeutung der Fabrikarbeiter sein; sie soll den Kämpfen der die Monatsschrift Nowoje Slowo" gänzlich zu verbieten. Am arbeitenden Klasse um ihr Recht zusehen, ohne zu wagen, die Sympathie 13. Dezember wurde der Zeitung Sibir" die zweite Verwarnung für sie zum Ausdruck zu bringen, noch der gesammten Gesellschaft klar ertheilt. Am 18. Dezember wurde der Einzelverkauf des Utro" zu machen, wie entseßlich im Grunde ihre Lage ist. Mit gebundenen verboten. Endlich am 31. Dezember wurde die Zeitung Kasbet" auf Händen steht die legale Bresse dem Voltselend gegenüber, abseits acht Monate verboten. von dem kühnen Kampf, den die Arbeiterklasse hier oder da auf eigenes Risiko hin eingeleitet hat.

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städter wird eingestehen müssen, daß er, was Begeisterung betrifft, Der wahrhaft national gesinnte Theil des deutschen Reichshaupt­auch nicht entfernt an die Damascener tippen kann. Da muß man fleißig von den Vorbildern lernen. zahlreiche Schaaren solcher Patrioten, die sich's leisten können, studien­Wir zweifeln nicht daran, daß halber der syrischen Hauptstadt zueilen. Sie werden dort auch nach der Nückkehr des deutschen Kaisers genug Gelegenheit zum Lernen haben. Denn immerhin war Wilhelm II. den Damascenern doch nur ein fremder Herrscher, ein Monarch, von dem sie vorher in ihrem Leben kaum gehört hatten. Wie muß da erst die Begeisterung an den gewiß zahlreichen nationalen Festtagen in Damastus auf­flammen! Wer aber ein Patriot ist und sich eine Orientreise nicht leisten kann, für den bleibt die Hoffmmg offen, daß der patriotische Orient zu ihm fomme. Wie wir hören, sind schon einige geschäftss gewandte Damascener unterwegs, um in Berlin eine patriotische rainirschule einzurichten.

werden.

Auch im Ausland fängt der Fall Ziethen an, Aufsehen zu erregen namentlich in Frankreich , wo der Fall Dreyfus das Gewissen der Nation geschärft und die Möglichkeit verhängnißvoller Justizirrthümer jedem offenbart hat.

Im Jahre 1898 wer die Zensur noch strenger als im voran Geistesfreiheit und Geistesfreiheit ist zweierlei. Jm glid gegangenen. seligen Preußen haben wir sogar einen Minister für Geistes­Jm Jahre 1889 wurde verboten, die Protokolle derjenigen In den letzten drei und dreiviertel Jahren sind zu verzeichnen: freiheit. Wenigstens hat der preußische Kultusminister Bosse Sigungen der Börsenkomitees sowie der ökonomischen Gesellschaften 8 Fälle der Entziehung des Rechtes, in Zeitungen Privatanzeigen fürzlich auf dem Frenzelfest behauptet, ein solcher Mann zu zu veröffentlichen, in denen die Tariffrage behandelt würde. zu drucken, 19 Verbote des Einzelverkaufs von Zeitungen, 19 Fälle sein. Beweis, daß die Geistesfreiheit sich in Preußen eingehender In dem folgenden Jahr wurde verboten, etwas etwas über die zeitweiliger Verbote von Preßorganen, 7 Fälle von Ertheilung Aufmerksamkeit erfreut: das Strafgesetzbuch, Plößensee, das Empors, Getreidetarife zu drucken, solange der Presse darüber keine der ersten Berwarnung, darunter 2 an Monatsschriften und 5 an wuchern einer giftigen Orthodoxie, der Zwang gegen Dissidentens neue amtliche Verfügung zugehen wird", und im Jahre 1893 wurde Zeitungen, 2 Fälle von Ertheilung der zweiten Verwarnung finder, den Religionsunterricht zu besuchen, die Maßregelung vorgeschrieben, den doppelten Zolltarif ausschließlich unter einem an Preßorgane, 3 Fälle der Ertheilung der dritten Verwarnung mit jüdischer Lehrerinnen und manche andere ebenso liebliche Er wirthschaftlichen Gesichtspunkt zu betrachten, ohne die Vermuthung Unterstellung der betreffenden Organe unter eine Präventivzenjur, fcheinung. auszusprechen oder anzudeuten, daß ihm eine feindselige Tendenz und 3 Fälle vollständiger Unterdrückung von Preßorganen( der gegenüber Deutschland innewohnt. Im Februar 1894 erfolgte das Beitungen Russkaja Shifnj" und" Ardsagan" und der Monats­Berbot, über den Handelsvertrag mit Deutschland schrift" Nowoje Slowo". Wahrhaftig, wenn der Vater die Presse zu schreiben, so lange er im Staatsrath durchberathen wird". mit Ruthen züchtigte, so züchtigt sie der Sohn mit Storpionen. Die Presse muß infolge der Maßnahmen, die ihr gegen über getroffen werden, jedesmal schweigen, sobald eine wichtige allgemeine Angelegenheit in Angriff genommen wird. Als vor zwei Jahren die allgemeine Volkszählung vorgenommen wurde, verbot die Oberverwaltung durch die Verfügung vom Die Freie Volksbühne veranstaltet ihren zweiten 25. November 1896, in der Presse irgendwelche Nachrichten über die Projektionsvortrags- Abend am Mittwoch, den 23. No­Thätigkeit der lokalen Volkszählungs- Kommissionen vor Bollendung vember, abends präzise 8 Uhr, in Keller's Festsälen. Dr. Wilhelm der gesammten Zählungsoperation in sämmtlichen Ortschaften, Meyer, früher an der Urania, wiederholt das Thema Um die Erde das heißt vor dem 1. Februar 1897, zu bringen. Das Zirkular von Bol zu Bol" mit 200 Lichtbildern. Entree für jedermann 25 Pf. bom 3. Dezember 1896 gestattete überhaupt das Erscheinen von Einlaßtarten auch für Nichtmitglieder bei: Beyer, Nachrichten, die auf die Volkszählung bezug haben, in der Presse nicht Veteranenstr. 13; Charlet, Ackerstr. 154; Zubeil, Lindenstr. 106; anders als mit Genehmigung des Bizepräsidenten der Ober- Volts- Böttger, Marheineke: Platz 11; Niemeyer, Weberstr. 19; Kothe,

Lokales.

Im barbarischen Japan ist man nicht so glücklich, ein Ministerium für Geistesfreiheit zu befizen. Zu welchen schrecklichen Zuständen dieser Mangel führt, zeigt eine Mittheilung, die wir unter Bücherbesprechungen versteckt in der frommen Kreuz­Beitung" finden. Dort heißt es in der Rezension eines Buches, welches das geistige und soziale Leben des japanischen Volkes bea handelt:

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" Den religiös indifferenten Standpunkt der höher gebildeten Japaner bezeichnet wohl am treffendsten der große Staats­mann to mit den Worten: Ich betrachte die Religion als ganz unnöthig für das Leben eines Boltes. Wissenschaft steht hoch über dem Aberglauben, und was ist jede Religion, sei es Buddhismus , sei es Christenthum , anderes ala Aberglaube und deshalb eine Quelle der Schwäche für cin Bolt? Ich beklage die Tendenz zum Freidenkerthum und Atheismus, die in Japan fast