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Proteft der argentinischen Rammer.

Buenos Aires , 6. August. Die Abge= ordnetenkammer beschloß, an das Washing­toner Parlament das Ersuchen zu richten, zugun­sten der zum Tode verurteilten Sacco und Ban zetti einzuschreiten.

Gin Generalftreit aller Verbände der Gewerkschaftsinternationale? Paris , 6. August. In der Nachmittags­fißung des Kongresjes der Amsterdamer Inter­nationale teilte Jouhaug mit, daß die in der Angelegenheit Sacco und Banzetti in die amerikanische Botschaft entsandte Delegation vom Sekretär empfangen wurde, der erklärte, daß er den Protest dem Leiter der Gesandtschaft über­geben werde. Nach dieser Mitteilung machten einige Delegierte den Vorschlag, daß zum Zeichen der Sympathie für Sacco und Vanzetti in allen Ländern, die in der Internationale vertreten sind, ein Protest generalstreit organisiert werde. Hierauf wurde ein Vorschlag Jou haug angenommen, diese Angelegenheit dem Vollzugsausschuß der Internationale zu überlas­sen, der unverzüglich zusammentreten wird. Berbot der Protefttundgebung in Paris .

Die amerikanische Botschaft scharf bewacht. Paris , 6. Auguft. Der heutige Kabinetts rat beschloß, sämtliche zugunsten Saccos und Vanzettis veranstalteten öffentlichen Manifesta­tionen und Umzüge zu verbieten. Dieses Berbot gilt besonders für die vom Ausschuß für die Verteidigung Saccos und Vanzettis für morgen beabsichtigte öffentliche Rundgebung, an bie fich ein Umzug anschließen sollte.

Die amerikanische Botschaft und die übrigen

Dienststellen der amerikanischen Regierung wer den im Hinblick auf den Fall Sacco und Vanzetti scharf bewacht.

Sen'e vormittag ist außer der Delegation des Internationalen Gewerkschaftskongresses eine Delegation der Internationalen Roten Hilfe auf der amerikanischen Botschaft erschienen, um für die Befreiung Saccos und Vanzettis einzu

treten.

Am Montag Entscheidung Fullers?

Boston , 6. August. Der Sekretär des Gou­berneurs Fuller erklärte, der Gouverneur werde über die Position, in der er um Einleitung eines neuen Prozesses in der Sache Sacco- Vanzetti er­sucht wird, erst am Montag entscheiden.

Der deutsche Deanflug. Die beiden Maschinen startbereit. Dessau , 6. August. Nachdem die beiden für den Ozeanflug bestimmten Maschinen noch ein­mal gründlich überprüft worden sind, wurden sie heute von den unferswerfen den Auftragge bern zur Verfügung gestellt. Im Laufe des Ta­ges fanden eingehende Besprechungen statt, in de­nen die Nutzbarmachung der technischen Erfah­rungen des Dauerfluges erörtert wurde. Außer­dem weilt der Sachverständige Dr. Shilkopf von der Hamburger Flugwarte augenblicklich in Dessau . Die meteorologischen Besprechungen sind aber am Spätnachmittag noch im Gange, so daß der Zeitpunkt des Abfluges noch nicht feststeht.

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Frau Giselas Ehe.

Roman von Car! Otto Windecker. Eine Frau? Die Schrift war ungewöhnlich, - so als sei sie verstellt. Mein süßer Hanns!" lautete der Juhalt des Schreibens, ich bin untröstlich. Warum bist du heute nicht gefom men? Läßt dich denn deine Frau nicht zu mir? Oder war es nur eine Laune von dir, Gestern warst du noch so lieb---".

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Weiter las Gisela nicht. Eine furchtbare Be flemmung schnürte ihr das Herz. Also darum war Hanns Brunner oft so spät erst gefommen? Die Zweifel jagten die einsame Frau. Die Datum angabe des Briefes war abgerissen. Das Kuvert nicht zu finden. Eine Frau also? Und alles Büge, was er gejagt?

Ein wilder Zorn trieb ihr erneut die Tränen in die Augen. Mit zitternden Händen zerriß sie den Brief.

Schlußlitung des Gewerkschaftsfongreffes.

Die Frage des Giges und des Gefretärs dem Ausschuß überlassen. Gaffenbach übernimmt interimistisch die Leitung.

ude geest scharf gegen Brown und wies dabei

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Paris , 6. August.( Eigenbericht.) Der inter -| Text hervorgeht. das Oudegeest beabsichtigt hatte, nationale Gewerkschaftsfongreß ist heute zu Ende die Voraussetzungen und Bedingungen über den gegangen. In den letzten Debatten wendete sich Eintritt der Ruffen zu figieren. In ähnlichem die gegen ihn gerichteten Beschuldigungen zurück. Der von Brown verlesene Brief sei ihm seit zweieinhalb Jahren bekannt gewesen, er habe aber seitdem nichts dagegen unternom men. Noch eine halbe Stunde vorher habe ihm Brown versichert, daß zwischen ihnen beiden kein Gegensatz bestehe.

In der heutigen Vormittagssigung erstattete. Mertens den Bericht der 7. Kommission über

die wirtschaftliche Lage der Arbeiter. Internationale Gewerkschaftsbund wiederholt Er weist darauf hin, daß seit dem Jahre 1920 der Borschläge gemacht hat, wie die Wirt­schaftsfrise sowie das Chaos, das durch den Krieg und die Friedensverträge entstanden ist, geregelt werden muß. Die Regierungen haben sich dem gegenüber taub gestellt. Die Genfer Weltwirt­schaftskonferenz, die hauptsächlich auf Drängen des 3. G. B. zustande gekommen ist, hat in ihren Vor­schlägen nicht alles aufgenommen, was der J. G. B. und die angeschlossenen Gewerkschaften ver­

langt haben, aber unser Einfluß ist unverkennbar. Die Entschließung der Kommission wurde ein­hellig angenommen.

Darauf teilt Jouhaux mit, daß die ame­rikanische Botschaft sich bereit erflärt habe, eine Delegation des Kongresses zu empfangen, die ge= gen die Hinrichtung Saccos und Vanzettis prote­ftieren wird.

mit den

Im Namen der ersten Kommission, die sich Finanz- und Personalfragen

zu befassen hatte, berichtet Genoffe Gras; mann. Die Kommission schlägt vor:

Der Siß des J. G. B. soll grundsäglich nach einem anderen Lande verlegt werden. Der Aus­schuß tritt möglichst bald zusammen und beschließt, wo sich der neue Siß des Bundes befinden soll. Die Kommission ficht davon ab, einen bestimmten Termin hiefür festzusehen, ist aber der Meinung, daß die Angelegenheit möglichst bald geregelt werden müsse. Die Kommission schlägt weiters vor, in Zukunft nur einen Generalsekretär zu bestel­len. Im Hinblick auf die augenblickliche Lage wird davon abgesehen, bestimmte Kandidaten in Vor­schlag zu bringen. Es wird vielmehr gewünscht, daß der Ausschuß des J. G. V. auch den General sekretär wählt. Bezüglich der übrigen Sekretäre schlägt die Kommission vor, daß der Ausschuß auch deren Zahl und die Personen bestimmen soll. Für die Zeit bis zur endgültigen Bestimmung des neuen Sekretärs und des Sizes wird Genosse Sassenbach beauftragt, die Geschäfte interimi­stisch zu führen. Die Kommission beantragt ferner, bei der jetzt üblichen Regelung der Beiträge zu bleiben.

In der Angelegenheit Brown- Oudegeest hat die Kommission in langen eingehenden Be­ratungen, die," wie Graszmann bewerkte, einer dreimaligen Achtstundenschicht gleichkommen, eingehend die Sachlage geprüft. Der ominöse Brief lag im Original nicht vor. Die Kommission fam nach eingehender Prüfung und Befragung von Oudegeest und Brown zu der bereits ange­deuteten Auffassung, daß es sich hier zweifellos um einen willkürlichen Ueber­ise zungsfehler handle, da aus dem weiteren

Der Arzt war klug genug, in zarten, liebenswür­digen Worten von dem Abwesenden zu sprechen. ,, Er ist, wie ich höre, gesund und wohl auf, gnädige Frau", sagte er. Ich glaube, daß er sich mit der neuen Umgebung ausgeföhnt hat. Dabei macht es tut mir unjäglich leid, es Ihnen sagen zu müssen seine Krankheit rapide Fortschritte..."

Bonntag, 7. Augu

Graszmann betonte, daß diese Differen­zen kein Anlaß sein dürften, das Gebäude des J. G. B. zu erschüttern, und daß durch solche unter geordnete Zwischenfälle die Aktionskraft des J. G. B. in feiner Weise beeinflußt werden darf.

Wahlen.

Sierauf schritt der Kongreß an die Wahl der

Sinne wird die Stelle betreffend Sicks behandelt. sechs Mitglieder des Vollzugsausschusses. Nach Die Schlußfolgerungen der Kommission lauten: einem Zwischenfall, der von der englischen Dele Die Kommission bedauert sehr, daß Brown gation hervorgerufen wurde, welche sich gegen die die zahlreichen Gelegenheiten, das Schreiben in von der Schweizerischen Delegation vorgeschlage den Sigungen des Borstandes und Ausschusses des nen Kandidatur des englischen Delegierten Sids J. G. B. zur Sprache zu bringen, vorübergehen verwahrte, unterwarf sich diese und widerrief die ließ, ohne in der Zeit von mehr als zweieinhalb Kandidatur. Nichtsdestoweniger wurde bei den Jahren seine Einwände zur Geltung zu bringen Wahlen Hicks mit 69 Stimmen in den Vollzugs und hiebei loyal auf eine Beseitigung der voraus ausschuß gewählt. Als weitere Mitglieder des gefekten Fehler zu dringen. Sie bedauert. Vollzugsausschusses wurden gewählt: Jouhaur daß Brown den Kongreß durch die Verlesung Kongres durch die Verlesung( Frankreich ), Mertens( Belgien ), Leipars einiger nicht nachgeprüfter Stellen des Briefes, die Deutschland ), Masden( Dänemart) mit 69 zu falschen Schlußfolgerungen führen mußten, Stimmen und Tayerle( Tschechoslowakei ) mit überrascht hat. Die Kommission ist der Meinung, daß Fehler in untergeordneten Fragen der Taktik Sodann hielt Jouhaug die Schlußrede, in und persönliche Meinungsverschiedenheiten besei- der er die Arbeit des bisherigen Sekretärs Oude tigt werden müssen, um so jede Hemmung der geest würdigte und betonte, daß ihm das Ver­Aktionsfähigkeit des J. G. W. zu beseitigen. Sie trauen der Internationale bewahrt bleibe. Seine erwartet von dem Rongreh paffende Maßnahmen, Worte wurden mit lebhaftem Beifall aufgenom um so eine Atmosphäre des Vertrauens in die Leitung zu schaffen, die die Gewähr für einen gedeihlichen Fortschritt der Gewerkschaftsinter

nationale bietet.

Inland.

Volksvertreter oder Lakaien der Regierung?

Die Rechte der Parlamentarier.

Es war unter der Diktatur des Grafen Stürgth, zur Zeit ärgster Willkürherrschaft der

zivilen und militärischen Behörden in Desterreich

59 Stimmen.

men. Hierauf wurde der Kongreß geschlossen und die Delegierten schieden unter Absingung der In­

ternationale.

rung und insbesondere auf die Verwaltung besei­tigt wird, weil diese Einwirkungen weder in der Verfassung noch im Gesetze begründet ist und ihre Duldung nur einem Verzicht der Re­gierungen auf die primitivsten Rechte der Staatshoheit und Staats­gewalt zuzuschreiben ist.

Das ACK. hat diese Berichte zur Kennt nis der Militärkanzlei Sr. K. u. St. apost. Majestät, des K. u. K. Kriegs. ministers und der K. u. R. Regierung gebracht und den Ministerpräsiden ten aufgefordert chestens Maßnahmen zur Sanierung der Mißstände hinsichtlich des Vor. gehens gewisser Abgeordneter und der merkwürdigen Haltung der Be­amtenschaft zu treffen. Gleichzeitig hat das AOK, angeordnet, daß persönlich: Interventionen von Abgeordneten in militärischen Sachen furzer­hand abzuweisen sind."

es gab feine Geschwornengerichte, feine Preß­freiheit, fein Parlament, feine Versammlungs­und Redefreiheit, es gab nur den Stürgkh und das D., das Armee- Ober- Kommando des Erzher­3ogs Friedrich. In dieser Zeit, da man in Oester­ reich das Parlament als eine längst überlebte Ein­richtung einsah, als der Stürgkh selbst harmlosen Profefforen verbot, auf die Tagesordnug wiffen­schaftlicher Sitzungen Verfassungsfragen zu setzen, und sich darauf einrichtete, für ewige Zeiten mit dem§ 14 zu regieren, erließ einmal mit Datum Daß sich ein Armeekommando, das den vom April 1916 das AOK. einen Reservat- Scharfrichter dauernd beschäftigte und die Solda erlaß, der sich mit dem Rechte der Abge- ten selbst zu Senfern erzog, daß sich eine Regie­ordneten, sich der Untertanen des Grafen rung, die vom Parlament ein für allemal nichts. Stürgfh und des Erzherzogs Friedrich anzuneh- mehr hören wollte, eine Einmischung in ihre dunk men, befaßte und dieses Recht natürlich verneinte. len Geschäfte verbaten, ist eigentlich nichts befon­deres. Was sagt man aber zu einem Erla ß, den das Ministerium für Volksernäh= rung unserer Republik vor kurzem her ausgab und der es leider unterläßt auf seinen Rechtsvorgänger" aus der Kanzlei des glorrei chen Butterschiebers Friedrich Habsburg zu ver weisen. Da heißt es:

Er lautete:

Das Kdo. der SW. Front hat dem AON. wiederholt darüber berichtet, daß Abgeordnete sich außerhalb des Parlamentes zu Vermittlern, An­wälten und nicht verfolgbaren Vertretern der Bevölkerung gegen behördliche Maßnahmen und zu Organisatoren für den Widerstand unzufrie dener Elemente herabwürdigen.

Dabei wurde darauf hingewiesen, daß Ein griffe von Abgeordneten in die Verwaltung seit Jahren geduldet werden, weil sich nie­mand sic! zur Auffassung bequemen kann, daß ein Abgeordneter außerhalb des Parlamentes nur ein Bürger wie jeder andere Bürger ist, und daß Abge. ordneten in der Verwaltung gar kein Einfluß zusteht. Das Kdo. hat auf Grund deser Erfahrun gen das AON. gebeten, es möge seinen Ein. fluß dahin geltend machen, daß die schädlichen Einwirkungen der Abgeordneten auf die Bevölke­

Wenn der Eingelieferte tatsächlich gesund sein sollte, wie Sie glauben, dann ist es doch gänzlich ausgeschlossen, daß sein Bleiben hier von Dauer ist. Die Kranten stehen unter ständiger ärztlicher Kontrolle..."

Aber Solms blieb und ließ sich nicht durch diese matte Feststellung befriedigen. Geheimrat Born, dem dieser Besuch allmählich lästig wurde, Gisela starrte vor sich hin. Hans war alfo fuchte im Tagebuch unter den letzten Einlieferun­zufrieden? Er war nicht wie sie verzweifelt gen nach dem Namen Hanns Brunners. über die Tvennung?? Ah welche Gedanken. Hier," sagte er nach einer Weile, den Finger Se rechnete mit ihm, wie mit einem gefunden auf den Namen des Patienten..."," Ginlieferung Menschen, Aber der Brief, J. war die am 28. November. Krankheitsbefund: Gehirn­Unterschrift gewesen. Sie saß und grübelte, schwund, Lähmungsblödsinn infolge ererbter Ta­während sie gedankenlos, in der kleinen Porzellan- bes-­tasse löffelte. Gehirnschwund? Aber das ist doch un­möglich, Herr Geheimrat. Ich habe eben Arbeiten Herrn Brunners geprüft...

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Für einen Augenblick frafen sich die Augen Elena Audets mit denen des jungen Arztes.- Vergeblich hatte der Redakteur versucht, Zu­tritt zu seinem Freunde zu erlangen. Wir fönnen feinerlei Garantie überneh­men!" hatte ihm der Portier der Anstalt gesagt. Aber man entsprach seinem Wunsch, mit dem Chef des Hauses sprechen zu wollen, und führte ihn in deffen Arbeitszimmer.

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mein lieber Herr", unterbrach ihn der Chef" mt erhobener Stimme", ich fann Ihnen nicht mehr sagen, als diese nackten Tatsachen, die auf Grund eingehender Untersuchungen seitens des Abteilungsarztes niedergelegt sind! ,,

Solms antwortete nicht mehr. Er sah die Zwecklosigkeit weiterer Bemühungen an dieser Stelle ein. Er erhob sich und ging nach kurzer Verbeugung und einigen fonventionellen Worten des Danks.-

Die letzten Strahlen der Novembersonne lagen auf tem rotem, in gotischem Stil gehaltenen Backsteingebäude der Jrrenanstalt. Solms wandte um, brandig rot, wie flammend lag das Ge­bäude hinter ihm. In den Fenstern zuckten die Reflere des Sonnenlichts.

In der letzten Zeit mehren sich beträchtlich die Fälle, daß sich Staatsbeamte und andere Angestellte in Sachen ihres Dienstes mit Anliegen unmittelbar an Abgeordnete wenden. Derartiges Vorgehen widerstrebt den geltenden Dienstesvorschriften, besonders dem§ 27 der Dienstpragmatik, nach welchem der Angestellte alle Wünsche und Beschwerden in dienstlichen An­gelegenheiten im Dienstwege beim vorgefekten Amte vorzubringen, habe.

Die Vorstände aller Abteilungen werden auf­gefordert, daß sie von diesem Verbot alle Angestell­

Stahl, hart gefroren in der ersten Rälte, zeg der Weg den Affenstein wie die Erhöhung heißt, auf der die Irrenanstalt liegt, hinab. Weit unten die ersten hohen Häuser des Reuterwegs,

an den Seiten leere Gärten mit den Holzhüt ten und Lauben der Kleingärtner.

Unbeschreibliche Trostlosigkeit bot dieses Bild. Noch einmal wandte sich Solms nach dem weits läufigen Gebäude der Psychiatrischen Selinik um,

aber das rote, flammende Haus war bereits hinter den hohen Bäumen seines Parks ver schwunden. Nur noch das Gartentor war zu sehen, und der gewundene Kiesweg, der in die Unendlichkeit zu führen schien.

Frau Gisela weigerte sich zuerst, Hendrik Solms zu empfangen. Ungeduldig faß der Redak teur auf dem Flur Elena Audets Wohnung. Nach endlosen Bemühungen war es ihm gelungen, den Aufenthalt Giselas zu ermitteln.

Als ihm die Zofe den abschlägigen Bescheid überbrachte, nahm er eine Karte aus seiner Tasche und schrieb einige Worte darauf.

Gisela faß in einem eleganten Kleid der Schwester in ihrem Zimmer. Rasch hatte sie sich, als Frau, an den Komfort gewöhnt, der sie nun wieder umgab. Die Pflege ihres Aeußeren, die sie so lange hatte entbehren müssen, richtete sie auch seelisch wieder auf. Vielleicht war es sogar ein leichtes Abrücken von der Vergangenheit, daß sie den Freund ihres Gatten zuerst abgewiesen hatte. Nun saß sie auf der Ottomane, die Karte des Re­dakteurs in der Hand.

Jetzt erst bemerkte sie, daß sie die Tür offen gelassen hatte, und Huth, der Hausmeister, mit einem sonderbaren Grinsen in ihrem Rahmen stand. Als er ihren Blick benerite, drehte er sich schen, und grüßte. Grüßt: noch einmal dann Hendrik Solms sah sich einem großen, breit verschwand er. Gisela achtete nicht darauf. schultrigen Herren gegenüber, der nach einer fur­Sie haftete fort. Efel und Verachtung trieben zen Bewegung auf einen Stuhl wies. Ruhig hörte siz. Und doch, als nun der Schlüssel im Schloß er den Worten des Redakteurs zu. Gott wie oft lese klirrte, da stand einen Augenbick der Herz- famen Freunde oder Verwandte zu ihm, um ihm fchlag ſtill." -War das nun doch das Ende? ihre Ueberzeugung zu sagen, daß der oder jener Elena Audet begrüßte die zurückkehrende eingelieferte Patient, doch bestimmt nicht geistes­Schwester mit sichtlicher Genugtuung. Gisela gestört sein könnte. merkte es nicht. Sie brach in haltloses Schluchzen Ich wehrte mich vergeblich gegen den Ver- Solms ging müde, in Gedanken versunken. aus, als sie ihres kleinen Kindes ansichtig wurde, dacht, daß irgendwelche Hintergründe bei dieser Der Verdacht der plößlich in ihm aufgetaucht war, ,, Hab'' die Ehre, füß' die Hand!" Hendrik das nun, welcher Gegensatz mit roten Angelegenheit im Spiele find! fagte Solms zum beunruhigte ihn, obgleich er zugeben mußte, Solms vergaß seine Wiener Liebenswürdigkeit Bäckchen und trozig verzegenem Mündchen, in Schluß. Ich meine, daß irgendwelche Personen feinen greifbaren Grund zu diesem Verdacht zu nicht. Es ist eine traurige Angelegenheit, die einem kleinen weißen Zimmer in einem Metall- an dem Verschwinden Dr. Brunners ein gewisses haben. War es nicht möglich, daß diese Krant mich zu Ihnen führt, ein wenig schöner bettchen lag.- Interesse hatten heit, durch die Not und Entbehrungen tatsächlich laß des Wiedersehens nach unsere ,, Aber ich bitte Sie, lächelte Geheimrat zum Durchbruch gekommen war? Oder täuschten gen in Wien !" Born und strich über seinen langen weißen Bart. sich die Aerzte?

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Zum Tee fam, wie jeden Tag, Dr. Bern ftein Giselas erste Frage galt ihrem Mann. Und

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,, Glauben Sie, daß Hanns kraut ist?" stand darauf. Gisela nidte entschlossen der wartenden Zofe zu.

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( Fortseßung