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7. Jahrgang.

Sozialdemokrat

Zentralorgan der Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der Tschechoslowakischen Republit.

Sie haben es nicht gewollt...|

Mittwoch, 21. September 1927.

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Nr. 221.

tanischen Gästen in Paris über den Kampf für| friegerische Manöver veranstalten, werden sie Frieden wirken, ist besser, als nach geschehe­die Freiheit und Gerechtigkeit, den Frankreich das Lied vom bösen Nachbarn singen, gegen den ner Katastrophe die Leute, die immer noch mit und Amerika geführt haben. man risten müsse. der Zündschnur in der Hand herumlaufen, nach Beizeiten, bevor die Gewehre losgehen, den Schuldigen fragen und von den eben noch den Militaristen das Handwerk Säbelrasselnden die Versicherung entgegenneh­legen, abrüsten und ehrlich für den men, sie hätten es nicht gewollt! E. J.

Im Juli 1914 wurde der pensionierte, immerhin schon 66jährige General von Hin. Die Tragikomik dieser Wider denburg in seinem Alterssiz in Hannover pri che liegt mun gar nicht so sehr darin, daß von der Zeitungsnachricht überrascht, daß der auf beiden Seiten heilige Eide geleistet werden, Erzfeind on Deutschlands Grenzen stehe, daß daß der andere schuld sei, sondern in den Ver­man uns den Platz an der Sonne nicht gönne, onen, die mit Vorliebe das Kapitel Kriegs­und daß Wilhelm nach einer Konferenz mit dem Schuld im Blutigen Buche der Geschichte aufschia­alten preußischen Gott, der schon mit dem reich- gen. Es sind meist die Generale, Diplo­lich gottlosen alten Friß und mit Blücher gegen maten und chauvinistische Politi­die Feinde Hohenzollerns marschiert war, das fer. Zeit ihres Lebens predigen sie die alte Schwert gezogen hatte. Wie sich das für einen Lüge Wenn Du den Frieden willst, rüste zum förperlich noch rüstigen alten Herrn ziemt, bot Striege!", heßen sie die Völker gegeneinander, Hindenburg dem obersten Kriegsherrn seine be- reden sie vom faulen Frieden" und scheidenen Dienste für den Feldzug an; da man Stahlbad des Krieges", eriveden sie friegerische wohl Frontsoldaten nicht aber Generale nötig Tugenden im Volfe, beschimpfen und verdächti­brauchte, geschah zunächst nichts. Geduldig und gen die Friedensfreunde, spinnen Intrigen und die Kriegsereignisse aus der Ferne verfolgend, warten auf den nächsten Krieg wie der Teufel wartete Hindenburg , ob man ihn vielleicht doch auf eine arme Seele. Aber nach geschehe noch irgendwo als Etappenkommandanten wür- nerat benüßen sie jede festliche Gelegenheit, de brauchen können. Inzwischen ereignete sich um ihre Unschuld zu beteuern und den an­zwischen Maas und Memel mancherlei; so zum dern für das Unglück verantwortlich zu machen. Beispiel die von den deutschen amtlichen Stellen Selbst die Sieger rühmen sich nicht der Anzette­totgeschwiegene Schlacht bei Lyck, in der die lung des Verbrechens, sondern wollen ganz un­Armee des Generals von Prittwig geschlagen schuldig zu ihren Eroberungen gekommen sein. und zur Räumung Ostpreußens gezwungen So mächtig ist auch in denen, die sich sonst zum wurde, die Absetzung besagten Generals, ber Striege bekennen, das böse Gewissen, daß Aufmarsch der Ostarmee in einer Stellung hin- fie die Erfüllung ihrer blutigen Wünsche mit fer den majurischen Seen und ihre Bereitstel. der Beteuerung begrüßen: Ich habe es nist lung zu einer neuen Schlacht. In Wilhelms gewollt!" Das hat ja auch die Staatsmänner Hauptquartier in Luremburg suchte man einen der Entente veranlaßt, in den Friedens Sommandanten für die Ostarice. Man verfiel vertrag die Klausel von der Urheber­auf den Generalmajor Ludendorff , der vor dem ich aft Deutschlands am Kriege( richt Kriege die Operationsabteilung des großen von der Kriegsschuld Deutschlands !) auf­Generalstabes geleitet hatte. Aber da uden zunehmen. Aus den Annerionen und dem an dorff zu jung war, mußte man einen alten dern Unrecht, das man Deutschland zufügte, Herrn, einen verträglichen Scheinkommandan wird so eine Bestrafung des Friedens­ten zur Seite stellen. Auf der Reise nach dem ſtörers. Und da ein unerjättliches Schicksal jidh Often, in Ems erfuhr Ludendorff , daß der in nicht damit begnügte, daß der Führer im Lager der Armee als überaus verträglich bekannte der Sieger ein Puritaner war, dem das Huma Hindenburg sein Kommandant" sein würde. nitätsfomödiantentum angeboren war, sondern Die beiden kamen nach Ostpreußen , änderten nichts an den getroffenen Dispositionen, die Schlacht verlief programmäßig und binnen wenigen Tagen war Hindenburg , wirklich ganz unschuldig, der berühmteste deutsche General ge­

worden.

ihn auch noch einen Paralytiker jein ließ, wur den diese famosen Pariser Verträge geboren, in denen nicht vielleicht Frankreich kraft der Macht feines Schwertes Gurova on seine Bajallen ver teilt, fordern als der Vollzieher einer gerechten Strafe an dem Friedensstörer Deutschland ex­scheint. Und diese Motivierung des Unrechts durch die Kriegsschuldlüge" erzeugt in Deutsch­ land begreiflicherweise den Wunsch, diese Lüge" 3u zerstören, weil dann auch die rechtliche Be­gründung für die Drangjalierung Deutschlands megfiele.

Die ,, rote Gemeindewirtschaft".

Der durchschnittliche Prozentsatz der Gemeindeumlagen in Böhmen, Mähren und Schlesien beträgt in den Bezirken mit sozialistischer Mehrheit 305 Prozent, in den Bezirken mit bürgerlicher Mehrheit 320 Prozent. Die Gemeinde­umlagen find daher in den Bezirken mit fozialistischer Mehr­heit um 15 Prozent niedriger.

-

Durchschnittsprozent der Gemeindeumlagen einschließlich der Schulumlagen im Landesdurchschnitt der tschechischen Bezirke

und mit

sozialistischer Mehrheit

und

- bürgerlicher Mehrheit

Böhmen

Währen Schleste::

Insgesamt

D

Aus fleinen Irrtümern entstehen große. Das deutsche Volf, dem man im Sommer 1915 das Märchen von Hindenburg , dem Befreier Ostpreußens , dem großen Majurenfenner und Schlachtenlenter, erzählt hatte, war von dem Die bürgerlichen Parteien behaupten, daß Märchen noch im Frühjahr 1925 so benebelt, daß es den inzwischen reichlich alt und ehrwür­Der Weg, den Deutschland , den das man bei den nächsten Gemeindewahlen der roten dig gewordenen Feldmarschall zum Präsidenten rechts stehende Deutschland cinge- Gemeindewirtschaft ein Ende machen müsse, weil der Republik wählte. Und nun hat des heiligen schlagen hat, ist aber falsch. Er führt nur zu angeblich die Sozialdemokraten mit den Witteln deutschen Reiches Großpapa auf dem Schlacht neuen Saßausbrüchen, zu neuen Lügen, zu der Gemeinden wenig sparsam umgehen und die feld von Tannenberg, über den vermoderten Ge- neuer Feindschaft. So falsch es ist, daß Deutsch Stenerzahler deshalb hohe Umlagen zahlen müs beinen der 10.000 deutschen Burschen, die diesen lend die Alleinschuld am Kriege trägt, so sehr fen. Wie es damit in Wirklichkeit aussicht, lehrt Sieg mit ihrem Leben bezahlten, eine Rede muß es in den Ententeländern verbittern, wenn eine Zusammenstellung des Pravo Lidu", die auf achaften, in der er aller Weft versicherte, daß der deutschnationale Reichspräsident, in gutem Grund der Berechnungen des statistischen Staats­Deutschland am Kriege unschuldig, und daß fie Glauben, aber ein unwissendes Werkzeug seiner amies aufgestellt wurde. Danach betrugen im feinerzeit reinen Serzens zur Verteidigung des Parteigenossen, vom reinen Herzen" spricht.

in den tschechischen Bezirken

Vaterlandes ausgezogen seien. Das hat im das er nicht nur für sich, sondern auch für Bil- Jahre 1922 in Böhmen, Mähren und Schlesien Jahre 1914 nicht nur Hindenburg geglaubt. helm in Anspruch nimmt, der eben doch die die Gemeindeumlagen einschließlich der Schulum­Millionen find reinen Herzens hinausgezegen ersten Kriegserklärungen ausgeschickt, der die lagen in den Dref der Schüßengräben. Millionen Neutralität Belgiens gebrochen hat. Die Er= haben geglaubt, Wilhelm sei schnöde überfallen örterung der Kriegsschuld frage ist mit sozialistischer Mehrheit... 315 Prozent worden und sie müßten jetzt die deutsche Seimat nicht der Weg zur Revision von mit bürgerlicher Mehrheit... 329 Prozent vor Stojaken und Zuaven schüßen. Und es ist Versailles , und vor allem, Sinden­in den deutschen Bezirken durchaus wahrscheinlich, daß Sindenburg, der burg ist ebenso wenig wie Poincaré ja keine Bücher fieft, es heute noch glaubt. Nur der Mann, die Frage nach der Kriegs- mit sozialistischer Mehrheit. 280 Prozent genügt, um über eine Sache zu reden, als schuld zu beantworten. mit bürgerlicher Mehrheit... 306 Prozent Reichspräsident zu reden, nicht der gute Dieses Problem haben nicht die Generale, Ohne Rütlicht auf die Nationalität haben Glaube. sondern es gehört dazu eigentlich sondern die Sist orifer zu lösen. Die Mili­auch ein gründliches Wissen um den taristen werden immer ihre Unschuld beteuern. also in den historischen Ländern in den Bezirken Zusammenhang der Dinge. Conrad, der ehrlicher als Ludendorff, in- mit sozialistischer Mehrheit die Gemeindenmlagen. Am selben Tage, da Hindenburg auf dem telligenter als Hindenburg war, hat offen zuge- durchschnittlich 305 Prozent betragen, in den Be­Schlachtfelde von Tannenberg geben, daß er den Vorbeugungskrieg wollte.zirfen mit bürgerlicher Mehrheit 320 Prozent, so Deutschlands , das heißt natürlich des kaiser- Der Vorbeugungskrieg" sei eben für Dester- daß also die Gemeindeumlagen in den sozialisti lichen, wilhelminischen Deutschland , linschuid reich der einzig mögliche Verteidigungsschen Bezirken um 15 Prozent im Durchschnitt am Striege beteuerte, sprach auf dem Sch I a ch t- frieg" gewesen. So sprechen sie alle. Sie sind geringer sind als in den bürgerlichen Bezirken. felde von Verdun , auf dem eine Million doch einzig dazu da, um einmal Strieg zu führen. Die Behauptungen der Bürgerlichen von der Menschen starben, General Petain und ver- es ist ihr trauriger Beruf aber wenn das Un schlechten roten Gemeindewirtschaft sind also nichts sicherte, daß die Blüte der französischen Jugend, glück geschehen ist, dann haben sie es ni die hier verscharrt liegt, für die Verteidigung gewolfi". Fragt unsere Herren Snejbaret anderes als mit den Tatsachen in schreiendem der französischen Erde gefallen sei. Und Poin- und Stukačka und Bily und Syrovy, ob sie einen Widerspruch stehende Demagogie.

icht

caré, dem man nicht einmal den guten Glau- Krieg wollen! Beileibe nicht, sie sind doch Pa­ben und das reine Herz Hindenburgs zubilligen zifisten! Und auf die Frage, wozu sie dann hier

kann, sprach am selben Sonntag zu den ameri- seien, Milliarden für Rüstungen verlangen,

300

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deutschen Bezirke

W.

Böhmen Ed).

Insgef

Durchschnittsprozent der Gemeinde­umlagen

einschließlich der Schulumlagen

aller deutschen und tschechischen Bezirke in Böhmen, Mähren und Schlesien mit

sozialistischer Mehrheit

und

bürgerlicher Mehrheit

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