Mr. 289.
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Vorwärts
Berliner Volksblatt.
15. Jahrg.
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Ternsprecher: Amt 1, Mr. 1508. Telegramm Adresse: " Bozialdemokrat Berlin".
Redaktion: SW. 19, Beuth- Straße 2.
Widersprüche über Widersprüche.
Sonnabend, den 10. Dezember 1898.
Verfassung eine der Hauptsächlichsten Stützen der politischen Herrschaft des ostelbischen Grundbesizes bildet, auf der andern Seite selbst die wirthschaftliche Basis dieser Herrschaft untergräbt, indem er dem Großgrundbesitz die zu seiner Erhaltung nöthigen Arbeitskräfte entzieht.
Expedition: SW. 19, Beuth- Straße 3.
unterscheiden und jenen möglichst alles, diesen möglichst nichts hingehen laffen müsse.
Wir empfehlen unseren Vorschlag insbesondere Herrn v. d. Recke , dem Urheber des genialen Hau- und Schießerlasses, und Herrn Bosse, der durch so feine Distinktionen zwischen sozialdemokratischen und anderen Privatdozenten, zwischen jüdischen und christlichen Lehrerinnen, jenen Verfassungsparagraphen in seinem Ressort längst außer Kraft gesezt hat. Wenn beide Minister ihre Geisteskräfte zu einer solchen Vorlage vereinigen, so kann es gewiß nicht an einem Erfolge fehlen. Herr Jrmer, der ehemalige Antisemitenhäuptling und jetzige Rath im Kultusministerium, sei zur speziellen Ausarbeitung des Gesezentwurfes empfohlen."
Das politische Leben treibt doch oft recht seltsame Blasen. Zu derselben Zeit, wo die preußische Regierung aus NordSchleswig dänische Dienstboten wegen ihrer Gefährlichkeit für Was ist unter diesen Umständen zu thun? Den den Bestand des Deutschen Reiches ausweist und die agrarische Militarismus einzuschränken und sein Zersehungssystem aufPreffe aller Schattirungen Herrn v. Köller ob dieses scharfen zuheben, das erlaubt die Rücksicht auf das Avancement der Vorgehens im Dienste des Deutschthums" begeisterte Loblieder beim Heer stehenden Anverwandten und die„ Bekämpfung der fingt, zu derselben Zeit richten die gleichstimmten oftpreußi- sozialistischen Umsturzgefahr" nicht, und so hat man sich denn fchen Hintermänner dieser Presse an die Regierung die Bitte, lieber entschlossen, auf die meist mit enormen Kosten und ben dauernden Aufenthalt von russisch - polnischen Arbeitern in noch größerem Aufwand an urdeutschen Kraftphrasen inaugurirte Ostpreußen gestatten zu wollen, mit der den Werth der patriotischen Germanisirungspolitik im Osten zu verzichten und im Interesse rüstung vorschlägt, ist auf dem Verwaltungswege" längst Phraseologie ihrer Gesinnungsgenossen trefflich charakterisirenden des Besigthums und des lieben Profits die Reslavisirung zu eingesehen worden. Solche gesetzlichen Renderungen erBegründung:„ Es müßte als ein trauriges Zeichen für unsere verlangen. Und wie heute die Verhältnisse liegen, ist es noch regen weithin Erbitterung, auch wenn sie nur die thatsächlichen deutsche Kultur angesehen werden, wenn dieselbe durch Ein- lange nicht ausgemacht, daß die Regierung sich nicht nach Zustände festlegen. Hingegen lassen sich unter der Hand die wanderung einiger tausend polnischer Landarbeiter gefährdet einigem Sträuben zu Zugeständnissen an die Forderungen heifelsten Dinge ganz gemüthlich und ungestört durchführen, der Edelsten der Nation versteht und während sie in Nord- und es war nicht einmal nöthig, daß der jetzige preußische
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Politische Webersicht.
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Was die„ Ethische Kultur" hier mit dem Spott der Ent
Auch eine neuere Rede, die der redselige englische Kolonialminister Chamberlain Donnerstag Abend in Wake field ( Workshire) hielt, wird in Frankreich nicht sonderlich gefallen. Mit bezug auf Frankreich sagte er:
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Wirklich ein hochkomischer Zwischenfall, der an Lächerlich schleswig Wittwen und Dienstmädchen über die Grenze zurück Justizminister den insgeheim leitenden Grundsatz offen auskeit nichts dadurch verliert, daß die Herren sich des Wider schickt, an der Ostgrenze den polnischen Arbeitern die schweren sprach:„ Wenn zwei dasselbe thun, ist es nicht dasselbe." spruchs, der in ihrer Zustimmung zu den Köller'schen Maß- Reichsthüren öffnet. Unser Junterthum verfügt trotz der ihm nahmen und ihrer bescheidenen Forderung an den ostpreußischen nachgesagten Schwäche noch immer über bedeutenden Einfluß Zur Weltlage. Oberpräsidenten liegt, kaum bewußt geworden zu sein über die Regierungsmaschinerie und bisher ist es noch scheinen. Allerdings in dem durch das Steigen und stets in seinem Geplänkel mit der Regierung oben ge- scharfes Redegeplänkel. Der englische Geschäftsträger in Paris , Zwischen England und Frankreich herrscht wieder ein Fallen der Grundrente und Profits regulirten blieben. Wer beachtet hat, wie still es um die Industrie- Monson, hat, wie schon berichtet, bei einem Bankett der en g patriotischen Gefühl unserer Agrarier handelt es sich in Verpflanzungs Pläne des westpreußischen Oberregierungs. Iischen Handelskammer in Paris eine etwas chauvinistische, beiden Fällen um etwas ganz Verschiedenes. Die Aus- präsidenten v. Goßler geworden ist, seit die Agrarier gegen jedenfalls nicht tattvolle Rede gehalten, die von der französtweisungen in Nordschleswig und in den westfälischen Grenz ein Beginnen ihr Veto eingelegt und von der Regierung schen Presse mehr oder weniger scharf getadelt wird, jedoch eine distrikten schädigen nur Arbeiter, Dienstboten und dänisch verlangt haben, aus dem Verhalten des Oberpräsidenten die ernsthafte Bedeutung nicht hat und daher die ihr zugedachte Ehre gefinnte Kleinbauern, während die Zulassung der Seßhaft- Konsequenzen" zu ziehen, der wird den Einfluß der agrarischen einer Stammerinterpellation nicht verdient. machung polnisch- russischer. Arbeiter in den oftpreußischen Gefolgschaft und ihres bureaukratisch- militärischen Anhängsels Gebieten dem Großgrundbesitz jener Gegenden endlich die nicht unterschägen. billigen und willfährigen Arbeitskräfte verschaffen würde, nach denen er feit langem sehnsuchtsvoll ausschaut. Und in der Auffassung eines richtigen Junkers sind eben das Wohl der Die Zukunft fei noch immer ungewiß; sie hänge von der Frage preußischen Landwirthschaft und das Wohl des preußischen Berlin , den 9. Dezember. ab, bis zu welchem Bumfte es möglich sci, zu einer Verständigung Staates durchaus gleichbedeutende Begriffe, sintemalen ja der Kwilecki Schippel. Die Konservativen find über die mit Frankreich zu gelangen, und in welchem Geiste man an eine. oftelbische Ackerbau die Grundlage aller preußisch deutschen Niederlage" unferes Genossen Schippel bei solche Verständigung herantreten werde. Er wolle eine herzliche Kultur ist. dem Kampf um den achten Schriftführer weit mehr ent Freundschaft zwischen den beiden großen Ländern begründet sehen, Doch die Komit des Vorfalls liegt nicht in diesem Wider- üdt, als wir uns über diesen Mißerfolg beim besten doch halte er es auch für nöthig zu erklären, daß diese Freundschaft spruch allein. Nicht minder erheiternd ist es, daß die Leute Willen zu grämen vermögen. Die gute Staatsbürgerin", unverträglich mit der Politik der Erbitterung und der Schikanen sei, noth", an welcher der östliche Großgrundbefiz frankt, nach die ihre eigenen Wahnvorstellungen gern als Realitäten nach welche seit so vielen Jahren verfolgt werde." Wir sind nicht ge dem eigenen Eingeständniß der Agrarier zu einem wesentlichen außen verlegt, hat bei uns verhaltene Wuth" und" nationale Stonzessionen, die ohne Gegenleistung für uns sind und die nur als sonnen", sagte der Redner,„ diese Freundschaft um den Preis von Theil auf den heutigen Militarismus zurückzuführen Entrüstung" beobachtet, und die Kreuz- Zeitung " wird in Ausgangspunkt für neue Forderungen dienen, zu erkaufen". ist, auf denselben Militarismus, dessen erzieherische Bedeutung ihrem Herzensjubel sogar über ihr sonstiges Maß Das war nicht sehr höflich, allein Herr Chamberlain liebt für das deutsche Volksleben uns sonst die konservativen Blätter unlogisch eine schwierige Sache, zu der nur die kräftige Ausdrücke. nicht genug in allen Tonarten zu preisen wissen, und zwar Kraftbeflügelung durch hochgradige seelische Erregung Im weiteren Verlauf seiner Rede stellte er Rußland ist es gerade die zum Zweck einer leichteren Niederwerfung befähigt. Die Kreuz- Zeitung " findet es drollig, wenn der gegenüber als Vorbedingung friedlichen Zusammengehens hin sozialistischer Aufstandsversuche eingeführte Abschiebung von Herrn Liebknecht, welcher nur zwei, Nationen“: die der die Aufrechterhaltung gleicher Gelegen. der in den östlichen Provinzen ausgehobenen Militär- Ausbeuter und der Ausgebeuteten fennt, ge- eiten für den Handel Handel aller anderen pflichtigen nach den westlichen Industriebezirken, welche leitete Vorwärts" sich auf das Deutschthum der Sozialdemo- Nationen". Das ist freilich gerade das, was Rußland die Landwirthschaft am meisten schädigt. So heißt es z. B. in fratie beruft." nicht will. Chamberlain und das ist der wichtigste Theil dem bereits von uns in Nr. 282 des Vorwärts" erwähnten Wir hätten uns auf das Deutschthum der Sozialdemo- feiner Rede erklärt dann: Schreiben des Grafen Dohna- Wundlacken, Vorsitzenden des fratie berufen? Fiel uns garnicht ein! Wir haben uns nur Ich glaube, daß meine Hoffnungen in diefer Richtung wohlostpreußischen Provinzialverbandes des Bundes der Land- in die Anschauung der nationalen Parteien hineinversezt und gegründete sind, denn unsere Interessen werden von Japan , wirthe, an den Oberpräsidenten Ostpreußens wörtlich: sie auf ihre Selbstverhöhnung aufmerksam gemacht. Genosse Deutschland und Amerita getheilt; alle haben sie die Die blühende Industrie ist in der Lage, den ländlichen Schippel ist nun einmal ein Deutscher und der Graf gleichen Interessen. Chamberlain führte eine Stelle der letzten Arbeitern mehr an materiellem Behagen zu bieten, als es die, Kwilecki ist ein Pole. läßt nicht Botschaft des Präsidenten Mac Kinley an und sagte, er glaube, in sich wie von höchster Stelle auch anerkannt wird, schwer noth- leugnen. Wir legen auf diesen Unterschied keinen be- Bukunft werden die Engländer nicht die einzigen Wächter der leidende Landwirthschaft vermag. Ferner findet ein natur- sonderen " offenen Thür" sein. Wir sind bereit, unsere eigenen Bejigungen wohl aber pflegen es unsere und unsere ausschließlichen Interessen allein zu vertheidigen; dafür gemäßes Abströmen der Bevölkerung nach dem durch milderes Nationalen zu thun, und dennoch stellen sie die verlangen wir keine Beihilfe, dafür haben wir keine Allianz Klima und leichtere Lebensbedingungen bevorzugten Westen Partei über die Nation. Unsere Nationalen sind eben bei nöthig. Aber es giebt andere Intereffen, welche wir mit anderen statt. Das Bestreben der Militärbehörden, ost- Licht gesehen nichts als die Internationale des Besizes und theilen. Ist es nicht vernünftig, daran zu denken, daß es ein gepreußische Rekruten nicht nur für die Garde, des blauen Blutes. Und wenn das konservative Organ jetzt wisjes Zusammenwirken gäbe, um diese Interessen zu fördern? Ich sondern auch( durch Umtausch gegen Polen erklärt: gestatte mir, gewissen unserer deutschen Freunde zu sagen, daß es und Sozialdemokraten aus den Industrie. Darüber, daß die Konservativen die Sozialdemokraten als mißig ist, von einer Allianz zu sprechen, wo der Vortheil gänzlich bezirken des Westens) in der Linie der Pro- die schlimmsten aller staatsfeindlichen Elemente erachten, hat nie- auf einer Seite ist. Wir verlangen nicht, daß fie unsere vinz zu entziehen, trägt noch hierzu bei." mals ein Zweifel bestanden; für unsere Partei war die Fern- Kastanien aus den Feuer holen und wollen ihre Kastanien haltung eines Genossen" von der Vorstandsestrade des Reichs- nicht aus dem Feuer holen. Aber was hat sich, was Deutschland tages die Hauptsache", betrifft, ereignet? Wir haben mittels eines freundschaftlichen und reblichen Gedankenaustausches festgestellt, daß es es sehr wichtige Fragen giebt, welche die deutschen Interessen ebenso wie die englischen Interessen berühren. Wir fönnen uns verständigen, uns helfen und können unterlassen, in diesen Fragen einer die Politik des anderen zu be= bie englischen und deutschen Interessen in teinem hindern. Und ein Augenblick der Ueberlegung wird beweisen, daß Theile der Erde in ernstlichem Widerstreit sind. Ich glaube daher, wir können hoffen, daß in Zukunft die beiden Nationen, die größte Flottenmacht der Welt und die größte militärische Macht, sich häufiger einander nähern können und daß unser gemeinsamer Einfluß im Interesse des Friedens und des freien Handels angewandt werden könne. Er wird in diesem Falle mächtiger sein als der Einfluß der einen oder der anderen Macht allein. Inzwischen ist angesichts der jeßigen Weltlage die Freundschaft Englands nicht Ich kann unseren deutschen Freunden die Verzu verachten. sicherung geben, daß, wenn jentals unsere Interessen nicht die gleichen sind, wenn je unsere Ziele nicht von ihnen gebilligt werden, wir ihre Mitwirkung nicht von ihnen verlangen und sie nicht wollen werden. Aber einstweilen behaupte ich, daß Man sollte doch nun aber auch endlich den Muth der diese Entente mit Deutschland ein Erfolg ist und nicht der geringste Konsequenz haben und schleunigst einen Antrag bei den derjenigen, die die Regierung erreicht hat. Wenn ich Sie, meine gesetzgebenden Faktoren einbringen, daß der Paragraph der Ber- Herren, zu der Entwickelung der guten Gesinnungen zwischen uns fassung, nach welchem alle Staatsbürger vor dem Ge- und der großen Festlandsmacht beglückwünsche, so freue ich mich noch fege für gleich erklärt werden, aufzuheben sei. mehr über die Entwickelung der freundschaftlichen Beziehungen Denn solche veraltete" Bestimmung paßt doch nicht mehr zu dem zwischen uns und unseren Kolonien, sowie zwischen uns und den Herrschenden Geiste des praktischen Christenthums" und seiner Vereinigten Staaten. Wenn wir die Freundschaft der angelsächsischen tieferen sittlichen Anschauungsweise, daß man stets zwischen den Rasse besigen, giebt es keine andere Kombination, welche uns Furcht Guten und Schlechten, d. i. den Staatsfrommten und den un- einflößen könnte. ruhigen Bürgern, zu welch' ersteren immer die Hochgeborenen, zu Das ist recht hübsch und schön, zum theil auch wahr. Aber welch' letzteren von vornherein gewöhnliche Arbeiter gehören, fein ist es nicht beschämend für uns, daß ein englischer Minister, noch
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So ganz Unrecht haben die Herren in ihren Ausführungen nicht, wenn auch die Bemerkung, die Landwirthschaft könne so ist das nichts anderes als eine Bestätigung. daß es wirklich den Arbeitern das Behagen nicht bieten, wie die Industrie, nur zwei Nationen giebt.- cum grano salis zu verstehen ist. Thatsächlich hat neben dem niedrigen Stand der Arbeitslöhne in den östlichen Provinzen und noch mehr dem väterlich milden Regiment der Grundherren über ihre Insten", nichts so sehr zum Bir berichteten unlängst, daß in Dresden ein Maurer zu Arbeitermangel im Osten beigetragen, als das von den sechs Monaten Gefängniß und drei Jahren Ehrverlust der Militär- Behörden beliebte Verfahren, die sozialdemokratisch urtheilt worden ist, weil er zu einem Unternehmer gefagt durchfeuchten" Rekruten der Groß- und Industrieſtädte an hatte: Wenn Sie nicht 45 Bf. Lohn pro Stunde zahlen, der polnischen Grenze zu plaziren, und dafür die jungen Leute sorgen wir dafür, daß vier Wochen kein Maurer auf den Bau der Ostprovinzen nach den Garnisonen der Induſtriegegenden kommt." Zu diesem Urtheil bemerkt die Ethische zu verschicken. Von den großstädtischen Militärpflichtigen, die Kultur": nach Ostpreußen oder Posen abgeschoben werden, bleiben nur wenige nach Ablauf ihrer Dienstzeit in diesen Gegenden zurück, und so weit sie dort bleiben, suchen sie nicht in der Landwirthschaft, sondern im Handwerf ein Unterkommen. Auf sie hat zumeist ihre Versehung nur den Einfluß, daß sie einen gründlichen Widerwillen gegen das militärische Leben mit zurücknehmen, der sich später auch auf die militärischen Vereine und andere nügliche Veranstaltungen zur Förderung des ,, kriegerischen Geistes" ausdehnt. Dagegen lernen die zum Militärdienst eingezogenen ländlichen Arbeiter aus dem Osten in den industriellen Garnisonstädten bald allerlei neue, ihnen besser zusagende Lebensverhältnisse kennen. Ist ihre Zeit um, so fehren sie nicht zu ihren gesegneten Heimathsfluren zurück, sondern versuchen in einer der größeren Städte Arbeit zu finden. Es ist eine köstliche Fronie unserer politischen Entwickelung, daß derselbe Militarismus, der in seiner heutigen
Man muß einer solchen Thatsache nur die andere gegen überstellen, daß kürzlich ein Graf von Stolberg, der einen Soldaten zuerst in unfläthiger Weise beschimpft, dann als dieser fich devot zu rechtfertigen suchte, ihn niedergestochen hatte, nur zu Festungshaft und feineswegs zu irgend welchem Ehrverlust verurtheilt wurde. Und solcher interessanter Gegenüberstellungen ließen sich noch eine ganz erkleckliche Zahl anführen.