zWmerslag, 10. Jtmnrt ivtb. Inland. Sw Krümmt er ist ein Gewählter, ein Gewählter ist ein Ernannter- und ähnliche Witze. Der Herr Professor Weyr ist cm Dr. Eisen, dort unter den Staatsrechtslehrern. Sollte er je. mals eine Berufung aus den Mond bekommen, um dort einen Staat nach seiner Art einrichten zu können, so würde man seine blauen Wunder erleben. Ader vermutlich gibt es auch im Astral, bereich keine Wesen, deren Gehirnkonstruktion der d«S Dr. Weyr ähnelt und so bleibt ihm nur die alte treue„Prager Presse", in der er auch dann noch zu Worte tomnien wird, wenn er— das steht noch aus, kann aber nicht ausbleiben— vor- schlagen wird, das, alle am 29. Feber Geborenen Abgeordnete werden sollen, oder daß man für das Wahlrecht«ine besondere Steuer zu zahlen hat, oder daß die Opposition mit Geldstrafen zu bei«, gen sei. Diesmal halten wir noch nicht so weit, aber immerhin kommen wir schon den angedeuteten Zielen näher als das lehtcmal, wo Weyr nur vor- schlug, die Haftpflicht des Staates bei Eisenbahnunglücken abzuschaffen, da sie in einer Zeit dich» ten Verkehrs nicht mehr passe(oder unindestens bei Najmans Bahnbetrieb zu riskant Ist!). In einem Leitartikel der„Prager Presse" bemüht sich Herr Professor Wehr festzustellen, welcher Unterschied zwischen den ge» wählten und ernannten Vertretern eigentlich bestehe. Das ist zwar jedem ABC^Schü» ler der StaatSürgerkunde klar nicht aber einem Staatsrechtslehrer. Nach langen Erörterungen kommt er zu dem Schluß, daß die Gewählten eigentlich von den Parteien ernannt seien; sie„unterscheiden sich daher von ihren durch die Regierung ebenfalls ernannten Kollegen nur durch den Faktor, dem die Ernennung zusteht". Die Tatsache, daß die Gewählten doch erst die Stimmen der Wähler erhalten inüssen, ist nur «in„äußeres Unterscheidungsmerkmal" und„hat nichts zur Sache". Es kommt aber noch besser. Wer da glaubt, es gäbe nach WeyrS Theorie nur Ernannte, der hat noch lange nicht staatsrechtlich denken gelernt. Vielmehr sind die Gewählten nur von den Parteien ernannt, die Ernannten aber von der Gesamtheit der Par» teien, die in der Regierung vertreten sind, ausgewählt worden. DaS sei„eben vom de- mokratischen Standpunkte" zu begrüßen. Mit än. deren Worten: Unsere in Böhmen und Mähren gewählten Vertreter haben zwar zusammen 403.000 Stimmen erhalten, sie sind aber noch Weyr nur ernannt. Der Äerr Sonnenschein hat keine Wählerstimme erhalten, würde wohl auch nicht viele/ bekommen, kein Wähler hat an ihn auch nur gedacht, aber er ist eigentlich kein Er. nannter, da ihn die Gesamtheit der Parteien, das heißt die acht Herren in der Osmiöka, ausgewählt haben. Ein Bedenken hat selbst der Herr Weyr, es schwindet aber, wie man sieht, sofort alS unbe- deutend, wenn er es unter die Lupe nimmt: „Man könnte allerdings einwenden, daß durch das Ernennungsrecht der in der Re» gierung vertretenen Mehrheit der politischen Parteien die„Opposition" in ihrer Vertretung zu kurz kommen könnte. DieS ist jedoch daS allgemeine Schicksal einer jeden Op- Position. Denn„Opposition" bedeutet soviel wie eine Minderheit, die sich der Mehrheit nicht fügen will. Ei» Ausgleich zwischen beiden kann«nttveder durch daS erwählte Mittel d:S Kompromisse« erfolgen, oder er wird, falls ein Kompromiß nicht zustandekommt, gewaltsam durch Ueberstimmung, d. h. durch Motorisierung herbeigeführt." Leute, deren Gehirn weniger von staatSrecht- sichen Ueberlegungen angegriffen ist.„könnten" da höchstens noch zu der überraschenden Festste!» lung kommen, daß bei unS Opposition nicht so diel wie Minderheit, sondern so viel wie Mehr» helt bedeutet, da die in der Regierung vertretenen Parteien doch nur die Minderheit der Wähler hinter sich haben, aber Herr Professor Wehr würde wahrscheinlich finden, daß auch daS nichts zur Sache hat! Sie„protestieren" schon wieder! Das jesuitische Demagogentum der Klerikalen.— 21« wollen in Mähren einen dritten Ernannten! Die„D e u t s ch e P r e s s e" bringt Mittwoch an der Spitze des Blattes eine aufgeregte Mcl» düng mit zweispaltigem Tilgte Die Christlichsozia'e«'üdmährcns protestieren gegen die Ernennungen. Gängen welche denn? Gegen die R a u b» Methoden ihrer eigenen Partei? Gegen die Ernennung von acht Regierungspar- teilern in Böhmen statt der vier, die ihnen gebührt hätten? Gegen das fascistische Er» i.ennungssystem überhaupt? Woher denn, sie pro» testieren dagegen..iüfc-men uns in Mähren nicht auch das eine Mandat noch genommen hat, daS ihnen gerade noch fehlt. Die Meldung lautet: „Auf den Bezirktparleitagen. die kürzlich«n Zuaim und NikolSburg stattfanden, protestierten die christlichen Bertraueuöwäu. «er dagegen, daß für die MäHrisch>schk«stsche Landesvertretung nur«in chrtftkichsozia» ler Fachmann ernannt wö»eu ist. Wenn die tschechischen Ratioaaldemokraten mit 58.000 Stim» men zwei Ernannt» erhielten, der Bund der Land» Wirt« mit 00.000 Stimme»> Mandat, die d« u t« scheu Sozialdemokraten al« opposi» tionell« Partei mit 0S 000 Stimmen 1 Mandat, dann hätten dl« Christlich « soziale« al« stärkst« deutsch « Partei wen«* mit 100.000 Stimmen unbedingt 2 Er» nannte erhalte» sollen." ., Dazu ist verschiedene« zu bemerken. Diese jesuitischen Demagogen protestieren also wieder einmal gegen das, was sie selbst beschlos. s e n haben. Es ist die alte christlichsoziale Taktik, sich an einer Schandtat zu beteiligen und dann gegen sie Protest zu erheben. Eine Partei, die in der OSmikka und in der Regierung ihre Bertre. ter sitzen hat, gibt uns daS Schauspiel eines Pro. testes gegen die Beschlüsse eben dieser, natürlich mit keinem Worte erwähnten Vertreter. FamoS ist aber auch die Begründung, daß „die Sozialdemokraten al» oppositionell« Partei mit 94.000 Stimmen l Mandat" erhalten haben. Hat uns vielleicht dieses Mandat nicht gebührt? Wir haben zwei gewählte Vertreter und noch einen Stimmrest, also vollen Anspruch auf einen Ernannten. Die Klerikale» aber zeigen der Re. gierung. wo noch etwas zu nehmen wäre. Nachdem sie scheinheiligerweise in Böhmen erklärt haben, man habe die Sozialdemokraten benachteiligt, schreien sie darüber, daß man ihnen in Mähren nichts gcstoblen hat. Bor ollem aber, die llhristlichsoziaken haben a zwei Ernannt« in Mähren ! Der ganze Protest ist eine Augenauswischerei. Man hat den Kle- rikalen den Dr. Bayer und den Herrn S o n- n e u s ch e i n ernannt. Daß der Sonnenschein ein getaufter Jud und angeblich jüdischer Freimaurer, Protektor des Hogibor-BalleS u. a. m. ist, mag die Christlichsozialen vielleicht genieren, aber er ist einmal ihr FraktionSgenosse. von ihrem Minister mit ernannt, auf ihre Quote gerechnet. Da sie sich al» verläßliche Garde des Kapitalismus bewährt haben, diirse» sie sich nicht Wundern, daß dke beiden aukgesvrochenen Vertreter des Großkapitals, Sonnenschein und Bafa, den klerikalen Parteien beigetreten sind. DaS jedenfalls soll ihnen nicht gelingen, daß sie den Sonnenschein nach Bedarf als einen der ihren führen oder abschütteln. Sie sind und blei. ben doch die Sonnenschein-Partei! Alles war WA! Tie Komm twiste» fache» ein« richt'ge„Partei, linie" in der Bauerufragc. Mit anerkennenswertem Eifer bemühen sich dl« kommunistischen Führer im Verlaus der DiS- kussion über den Ellibrief den Nachweis zu lie» fern, daß ihre bisherige Politik in alten Einzel» Helten falsch war. Nun kommen sie darauf, daß auch die Einstellung der K. P. C. zum Bauern. Problem opportunistisch, antilenlnistisch. resormi» stisch— kurzum so dumm als nur irgend mög- lich gewesen ist. Der Rcichenberger„Vorwärt»" stellt dleS in einem großausgemachten Artikel fest und konsta- tiert mit Bedauern, „daß da» Bauernproblem bis jetzt für die aräßt« Mehrheit der Parteifunktionär« und der Parteimitgliedschaft ein serra Incognita sunbe« kannte« Land) ist." Falsch war e« nach dem„Vorwärts", daß die K. P. C- bisher die Verbesserung der Bo» denreform und der Steuerreform gefordert ha«. Ebenso verfehlt war«in kommunistischer Autrag im Parlament, allen Bodenbesitz von mehr als 15 Hektar(im Rübenbaugebiet) bis über 30 Hektar(im Futterbaugcbiet) einer Zwangsverpäch. tung durch Bauernkomitees zu unterziehen. Ganz ausgefallen ist nach dem gleichen Urteil ein Bor- schlag deS kommunistischen Abgeordneten Ga t>. von der tschechischen Agrarpartci zu verlange», daß sie ihre Mahlversprechunge» einhält. Dadurch wüiche das Programm der Agrarier gutgeheißen. AlleS war mit einem Wort Unsinn und Trotte- lei, waS bisher auf diesem Gebiete geschab. Mai, hä.te eine gänzliche Befreiung der werktätigen Bauern von den Steuern, eine Streichung der Hyvothekarschuldcn verlangen sollen und die e»t- schädigungslose Enteignung deS gesamten Kroßgrundbesitzes obendrein. Ter fascistische Ebarak- ter der Agrarpartei müsse aufgezeigt, die breite- sten Bauernmassen unter die Führung der koui- inunistischen Partei gebracht werden und im übri- gen soll sich der nächste Parteitag der K. P. C. um eine„richtige Linie" in der Bauernfrage kümmern. Soweit der Reichenberger„Vorwärts". Wir können seine Auffassung nur bestätigen, daß die kommunistischen Führer einschließlich der Redakteure des„Vorwärts" von der Agrarfrage wle vom Banernproblem einen Schmarrn ver- stehen. Sie werden auch hier vergeben« die„richtige Linie" suchen, bevor sie nicht zu den soz'al- demokratischen Parteien in die Schule gehen und von Ihnen lernen, wie man einen aussichtsreichen, sachlich und organisatorisch fundierten Kamps ge- gen die reok.ionären Agrarparteien führt. Vorläufig können die Kommunisten von sich und ihren ograrpolittschen Kenntnissen imr sagen: Wir wissen, daß wir nichts wissen. Eisenbahnunglück bei Zeutschbrod. Ler Schnellzug Znaim-Brag iStirt auf einen Laftmg auf.— Sin Toter, vier Schwer- und drei Leichtverletzte. P r a g. S. Jänner. Tie Direktion der StaatSbahnen P r a g«0 ü d meldet: Heut« um 5 Nhr 84 Minuten früh ist in der Station Okrouhlitz der Schnellzug Nr. 23 aus den ems dem vierten Geleise stehenden Zug Nr. 1274 aufgefahren; die Lokomotiven beider Züge war» de» ziemlich stark beschädigt, der Tender des Güterzuges entgleiste und hob sich zum Geleise aus. Ter Tienstwagen und der erst« Personenwagen des Schnellzuges Nr. 23 wurden teil» weife ineinandergeschoben. Beim Güterzug entgleisten vier Wagen, zwei wurde» beschädigt. Ter erste Schaffner des Schnell-ugeS Franz Prerlik(Heimstatton Prag -TeniSbahnhof) wurde getötet, sechs Eisenbahnbedlenstete wurden verletzt, davon vier schwer. Sie wurden in» Krankenhaus nach Jglau überführt. Von den Reisenden deS Schnellzuge » beschwert« sich bloß einer über Schmerzen im Rücken. Tie Ursache des Unfalles wird untersucht. Infolge des Unfalles verkehrte der Schnellzug Nr. 23 nicht auf der Strecke Okrouhlitz -Prag -TeniSbahnhof und die Personenzüge Nr. 1214 und 1201 hatten ungefähr zwei Stunden Verspätung. * Falsche Welchenstelimia. Nach privaten Meldungen Ist die Ursache deS Unglücks»och nicht aufgeklart. Ein großes Glück im Unglück war es, daß der Schnellzug nicht wie sonst die Station in voller Fahrt durchraste. Nach einer Meldung mußte der Schnellzug nämlich vor der Station hal.en, bis ein emaefahrener Personenzug daS Geleise freigegeben hatte. So war die Geschwindigkeit deS Schnellzuges noch nicht allzu groß. Als der Lokomotivführer be» merkte, daß er auf ein falsches Geleise einfahre, auf dem der Lastzug stand, zog er»och die Brem- sei«, konnte den Zusammenstoß aber nicht mehr verhindern. Ob die Weiche durch das Verschulden eines Angestellten falsch gestellt war oder ob in- folge des starken Frostes durch Reißen eines Drahtes die Weichcnanloge unbrauchbar wurde, ist noch nicht festgestellt. Die Verletzten wurden durch einen Hilfszug in das Jglauer Krankenhaus transportiert. Ein zweites llnilück bei Vrachalitz Gl« Schieueuautobus fahrt auf«lue» Personenzug auf.- SiebenBerketzte. Pilsen , 9. Jänner. >Amtlich«r Porbericht.) Heute früh um 7 Uhr IS Minuten st eß der aus Husinetz bei Prachatitz ausfahrend« Schienen» aulobu« ungefähr im Kilometer 24 mit der Loto» molive eines Personenzuges zusammen. Ter Zch'euenautobuS wurde hiebet sehr schwer V«. schab gt. Siebe« Personen wurde» leicht verletzt. Ter Verkehr eAltt eine Un. tcrbrcchnng bis ungefähr um 14 Uhr, bis die Strecke wieder freigemacht wurde. Tie Ursache de« Unglücks wird untersucht. O Die tödlichen Bahn'chrmcken. Prag , I. Jänner. Die Direktion der Staats, bahnen Prag . Süd verlautbart: Am 9. ds., um 6 Uhr, durchschlug ein mit Marktfahrern besetz» tes Automobil die geschlossenem Schranken am Straßenübergang, Kilometer 281, beim Wächter» Haus Nr. 201, auf der Strecke OaSlau—Sedletz— Kuttenberg und stieß mit dem Zuge Nr. 1217 zusammen. Hiebe! wurde der Morktfierant Karl Maxa aus Kuttenberg getötet, ferner der Morktfierant Joses Hampel aus Kuttenberg und der Chauffeur K v a a e k schwer verletzt. Tie Ursache deS Unglücksfalles wird untersucht. * Rumburg , 9. Jänner. Heute nacht« um halb 12 Uhr kam eS bei dem Bahnübergang in der GcorgSwaldcr Straße in Rumburg zu einem Unglück. Ein Flaschenbierauto aus OberhennerS- dorf durchfuhr die geschlossenen Schranken und wurde von dem Personenzug Nr. 334 erfaßt und gänzlich zertrümmert. Dem Chauffeur gelang eS, sich durch Abspringen rechtzeitig zu retten. Eine zweite Person, die sich auf dem Auto befand, wurde auf die Straße geschleudert und leicht verletzt. HUnka sucht Tula im Sefüngnis au*. Preßburg , 9. Jänner. Heute vormittags stellte sich Abgeordneter H l t n k a beim Untersuchungs- richtet Dr. L i n h a r t ein und ersuchte ihn um die Erlaubnis, mit dem Abgeordneten Tuka sprechen zu dürfen. Hlinka ermelt die Erlaubnis und sprach in?lnw«senheit Dr. LinhartS mit Tuka. Den heutigen Bormittag widmete der Unter- suchungSrichter dem Studium des Aktenmaterials und begann nachmittags das Verhör mit der Sekretärin Tukas. Solenyi. In den nächsten Tagen wird sich der Untersuchungsrichter nach AuLe» n e.e begeben, wo er den Kronzeugen. Bürger- weister Belansky. wie auch einige weitere Zeuge«, die sich in LuSenee freiwillig meldeten, einem Verhör unterziehen wird, Die Reparalionzlommi fivn ernennt heut« die Sachverständigen. Pari», 9. Jänner. Die Reparationskommis. sion tritt morgen vormittags um 10.30 Uhr zu- Hammen, um die. Ernennung der von den Re- gierungen Belgiens , Frankreichs , Englands, Jta. lienS und Japans für die vollständige und end. gültige Regelung des Reparationsproblems be- .zeichneten Sachverständigen vorzunehmen. Der Zeitpunkt, an dem die Ernennung der Sachverständigen der Bereinigten Staaten erfolgen wird, ist noch nicht festgesetzt. Tie Ernennung der amerikanischen Sacbver- ständigen wird nach dem Uebcrcinkoinmcn vom 6. September v. I. gemeinsam von der R"-ara- lionskontmission und der deutschen Regierung er. folgen. Die Kandidaten sind daS frühere amerl» konische Mitglied der Taiveskommission Oven de Joung und Perk'ns, der früher die amerikanische Regierung in der ReParationSkommission vertrat. Die deutschen Experten. Berlin . 9. Jänner. Die Reichsregierung hat in Durchführung der Genfer Vereinbarung vom 16. September 1923 und gemäß dem Sechs» mächle-Abkommen vom 22. Dezember 1923 zu deutschen Mitgliedern des„Ausschusses von un- abhängigen Finaiizsaclwersländigc» für die Aus» arbeitung von Vorschlägen für eine vollständige und endgültige Regelung des Reparationspro. blems" Dr. Hjalmar S ch a ch t und Dr. Albert V ö g l e r ernannt: als Ersatzmänner werden Dr. Karl Melchior und Ludwig K a st l zugezogen werde». Tr. Schacht ijt bekanntlich der Präsident der Reichsbauk, Dr. Vogler Generaldirektor der Vereinigten Stablwerke. Von den beiden Er- satzmännern ist Melchior ein bekannter Ham- burger Bankier, während K a st l Geschäftsführer deü Neichsveibandes der deutschen Industrie ist. Kommimitzische Heldentaten. Berlin , 9. Janner. (Eigenbericht.) Di« kom munistische Partei scheint nach dem Hinauswurf der Rechten zeigen zu wollen, wie radikal sie sei. In den Stadtverordnetenversammlungen in Kiel und Frankfurt am Mein'verübten sie gestern große Tumulte, an denen auch die auf die Galerie entsendeten kommunistischen Parteigänger beteiligt waren. Die Haupilärmmacher muß- ten von der Polizei mit Gewalt aus dem Saale entfernt werden, ra sie friedlichem Zureden nicht zugänglich waren. Unerhörte Szenen haben sich auch in einer Berliner Gewerkschaftsversammlung abgespielt. ?n einer Versammlung von Verkehrsangestellten llte über einen neuen Tarif verhandelt wer- den. Dazu kam es aber nicht, da die anwesenden Kommunisten sofort tätlich gegen die Gcwerk- schaftsvertreter vorgingen. Sie waren wütend darüber, drß man einen ihrer Führer wegen organisatwnSsckädlgendem Verhalten aus dem Verkehrkbund ausgeschlossen hatte. Ein S urm» trupp bombardierte den Vorsitzendentisch mit Biergläsern; ein Gewerkschafter wurde derart ge- troksen, daß er besinnungslos liegen blieb. Nach dieser Heldentat verließen die Kommunisten fluchtartig die Versammlung. Dienstentlassung eines antisemitischen Richters. Der getaufte Jude als wütender Antisemit. Berlin , 9. Jänner. (Eigenbericht.) Tag Kammergericht in Berlin als oberste Disziplinar, behörde hat heute gegen den LaudeSgerichlSrat Gell in, also einen hohen richterlichen Beamten, auf DiensteSeiillassung erkannt. Gellin halte >n betrunkenem Zustande in einem Weinrestau- ° ront in Breslau schwere Beschimpf»»,ym gegen die Juden ausgestoßen. obwohl er selbst Jude ist und sich erst später halte taufen lassen. Auch die Regierung ist von ihm beschimpft worden. Ebeisso wurde ein anwesender Landtagsabgeord- ueter mit einer Flut von antisemitischen Redens- arten überschüttet, trotzdem der Abgeordnete gar kein Jude ist. Tie jüd.schen ebenso wie die christ- lief en Rechtsanwälte in Breslau hallen sich dar- aufhin geweigert, vor Gericht zu erscheinen, wenn Gellin amtiere. Das Kammergericht sah die Be- trunkenheit deS Richters nicht als MilderungS- grund an, sondern führte im Gegenteil aus. daß es Pflicht des Beschuldigten gcwvscn sei, sich vor Trunkenheit zu hüten; der Richterstand sei im Ansehen auf daS schwerste ge schädig! worden. Die Kohlenenauete des Völkerbundes. Gens, 9. Jänner. Die Kohlenfachverstän» dige» deS Äit schaftskomilees des Völkerbundes haben heute zwei Spezialsrageu behandelt, tiörn- sich die Kohlenprodnktion und den Verbrauch"n Steinkohle und Braunkohle. Von versch'ebenen Seiten wurde die Rotweitbgket weiterer slatisti- scher Erhebungen über die Produktion der einzelnen Länder ins Auge gefaßt, lxtsonders un Hinblick darauf, daß verschiedene BrodukiionS-- lander gewisse Kohlenarten ausführen und an- bere einsühreu müssen. Ferner ivurde angeregt, das Material über die Herstellung von Kok«, Briketts und verschiedenen Kohlennebenprodut- ten zu vervollständigen.'Auch die Aussichten und Rückwirkungen der synchet chen Herstellung von Petroleum aus dt« Koblenindustrie wurden in Berücksichsigung gezogen. Die Aussprache über den Steinkohlen, und Braunkohlenverbrauch galt besonders der Verdrängung der Steinkohle durch Mineralöle und Wasserkräfte. Agrarunruheu in Japan . Osaka, 9. Jannet. Anläßlich einer Ausein. andersetzung in der Frage der Bewässerung«» arbeiten kam ei vor dem Regierungsgebäude in © i s u zu schweren Ausschreitungen. Die Polizei schritt ein. Ein Kampf entspann sich, in dessen Verlaufe vierzig Personen getötet oder verwundet wurden. Aus Tsuruga wurden Truppen ent- sandt. Es hiindekt sich um Bewässerungsarbeiten im Tale des Flusses Sainnikowa, die ein großes landwirtschaftliches Gebiet betreffen und gegen die von den Dorfbewohnern Protestkundgebungen veranstaltet wurden.