Sonntag, 18. August 1929.
Im Zeichen des Bürgerblods.
Den Prozeß beschleunigten die Grigniffe Der letzten Jahre. Es tamen die Wahlen des Jahres 1925 mit ber schweren Wiederlage ter jozjalistischen. Barten. Es fant ter gepfe nx gelbaum, der aktiviſtiſchen deutschen Parigicu. ihr Sprung zum Futtertrog ihre Unterwerfung unter das schechische Bürgerregime und es Capi schließlich der gemischt- nationele otor, þeffer ge jagt internationale Bürgerbion unit, feinem ente 1ofen Sündenregister, mit der Verfeuerung der Rebenshaltung der arbeitenden Schichten, durch Agravzölle, indirekte Abgaben, leberwälzung Der Steueriasten, mit der Erwürgung der Ge meinde und autonomen Verwaltung, mit der Bürokratisierung des gesamtien Staatsapparates, mit dem Raub der Selbstverwaltung der Bevöl ferung, mit der Verschärfung des nationalistisch gentvalistischen Regimtes, mit der Steigerung der militarischen Lasten, mit dem Raub des SeiDatenwahlrechtes, mit dem Generalangriff auf alle sozialen und sozialpolitischen Errungenschaf ten der Revolution, mit dem Austurm auf die Sozialversicherung, mit dem unerhörten Hochmut der kapitalistischen Herrentlasse beider Nationen, mit der grenzenlosen Agressivität gegen den zialismus.
Alles das hat dem Faß den Boden aus: geschlagen, die Erfenntnis von der Not wendigkeit des Zusammenschlusses der Arbeiter aller Nationen zum Reifen ge= bracht, die Arbeiter aller Nationen zusammengeführt, die zwischen ihnen bisher bestandene Aluft rasch überbrückt und da mit den Boden zur gemeinsamen Arbeit und zum gemeinsamen Kampfe geschaffen.
So kam es zu Smichov . Es war einer der bedeutsamsten Wendepunkte in den barten Kämpfen der Arbeiterklasse dieses Landes. Dev Wann war gebrochen,
der Weg zum Zusammenschluß freigelegt. Und als wir in, Smichov zusammentraten, als sich die Arbeiter aller Nationen nach. 20jähriger Trennung hier wiederfanden, da, haben hundert tausende Proletarierherzen höher zu schlagen be gonnen, da saben wir nach langer, langer Zeit wieder strahlende Gesichter, wieder hell teuch tende Augen,
da war für den Augenblick die ganze arge Bergangenheit vollständig ausgelöscht und nur ein einziger Gedanke durchzuchte die Sirne, daß es immer so bleiben und dah teine Macht der Erde sich wieder zwischen uns ftellen möge. Niemand von uns Allen verkannte die Schwie rigkeiten, niemand gab sich der Täuschung hin, daß die bendernisse ideologischen einfach durch den bloßen Witten aus der Welt geschäfft worden könnten Aber alle waren sich / darüber einig,
" daß ein Weg gefunden werden müsse, um die Schwierigkeiten zu überwinden, wenn man überhaupt auch auf diesem Boden die jo zialistischen Sträfte zur vollen Entfaltung bringen, dem Siegeszug des Sozialismus den Weg bahnen wolle. Dazu drängen die Verhältnisse immer stürmischer.
Gerade jetzt, am Ausgang des ersten Dezenniums unseres Bestandes, steht das Proletariat des Landes
einer mächtigen Kapitalistenklaffe
gegenüber
die
durch und nur dadurch vermag das hochmütige| Zuspigung der Verhältnisse am Balkan , die agrarische und fapitalistische Bürgertum heute ewigen Unruhenherde in Bolen und Ungarn , über das uneinige Proletariat zu triumphieren. Ungelöstheit des Minoritätenproblems, vor und die Folgen davon hat die Arbeiterschaft allem aber
Celte 7.
ein uneinnehmbares Bollwerk geschaffen. Sie ist auch der russischen Dampfwalze, der kommunistischen Spaltungslawine nicht erlegen und hat durch fühnen Zugriff ihr. Heim gesäubert, einen Großteil der kommuni stischen Beute wieder zustande gebracht und steht, während sich der Kommunismus in Strifenzuf fungen windet, unerschüttert da, im fortwährenden Aufstieg begriffen und über den fontmunistischen Vandalismus triumphierend. Eine Partei, die allen diesen Anstürmen zu troben, sich durch all dies ungemach durchzuschlagen, immer und immer wieder aufs neue emporzu arbeiten, die alle diese fürchterlichen Fieberschauer zu überdauern vermochte und immer wieder wie der Phönix aus der Asche entstieg,
fie hat ihre unauslöschliche, unerschöpfliche Le benskraft erwiesen, ihr allein gehört die Zukunft: Und so begehen wir denn den zehnten Geburtstag unserer sudetendeutschen Partei frohgemut und hoffnungsfreudig. Wir sehen wohin immer wir blicken wollen
in der Partei und Gewerkschaft und Genoj senschaft, in unseren Bildungs- und Kulturor ganisationen, vor allem bei unserer prächtigen Jugend, furz auf der ganzen Linie einen
herrlichen Aufstieg..
Die leßten Wahlen haben gezeigt, daß feder vierte deutsche Wähler dieses Landes in unferein! Lager steht. Die letzte Werbewoche hat rund 10.000 neue Rämpfer in unsere Reihen geführt und auch unserer prächtigen Presse eine wesentliche Stärkung gebracht. Unsere Bewegung wächst mit ihren höheren Zweden und mit allen ihren neuen Aufgaben. Immer finden sich neue Menschen, die sich begeistert in ihren Dienst stellen, wader zugreifen und Herrliches schaffen. Genoffen, wir fönnen zufrieden sein und wir werden sicher vor dem Urteil der judetendeutschen Arbeiterklasse bestehen. Wir werden dies um so mehr, als wir trotz der Kompliziertheit der Probleme, vor die wir. in unferem Stampfe und unserer Arbeit täglich und stündlich gestellt waren, bisher immer den rech ten Weg gegangen sind. Wir sind nicht nach rechts, nicht nach links abgeirrt und haben, felbft als wir vor den schwersten Schidsalsfragen standen, nicht geschwankt und find immer nur
nicht nur politisch, sondern auch wirtschaft die ins Tolle gehende Ausrüstung der den Weg gegangen, den uns unser Programm, lich zu spüren. Sie finden nicht nur darin ihren tapitalistisen und imperialistischen Staa: unſer ſozialiſtiſches Gewiſſen vorzeichnete. Ausdruck, daß die Arbeiterklasse auf der ganzen ten, die schon an fich eine crafte Kriegs- Wir haben allen Loungen nach politischen Linie in die Defensive gedrängt ist, ihre fargen Errungenschaften nicht mehr zu behaupten ver
vor allem
gefahr bedeutet.
mag, daß sie in ihrer politischen Entwicklung Alles das erheischt nicht nur die vollste Auf um Jahrzehnte zurückgeworfen ist, sondern auch merksamkeit der Arbeiterklasse, sondern auch ihre volle Abwehrbereitschaft, die ohne in einem immer stärkeren Lohnbruck, in der Ber- Zusammenschluß des gesamten Proletariates schlechterung der Arbeitsbedingungen, in der ganz möglich erscheint.
Der Rampf um die Befriedung der
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Sentung ihrer gesamten Lebenshaltung. Diese traurigen Tatsachen sollte man meinen müßten genügen, um der Arbeiter der nur dann erfolgreich geführt werden fann, aft die Augen zu öffnen, sie vor dem wenn die Arbeiterklaffe jedes Landes die in ihm sonst unaufhaltsamen Weitergreifen des konzen wirkenden imperialistiden Kräfte niederwirft, trischen kapitalistischen Angriffes zu warnen und er fann nur von einer einigen und festgefügten zur Sammlung und entschlossenen Tat aufzu- Arbeiterklass zum glücklichen Abschinß gebracht rufen, ohne welche sie ihr Schicksal nicht zu wen- werden. den und sich in diesem der Mehrheit nach pro zu diesem Kampfe ift die sudetendeutsche letarischen Lande der Arbeiterschaft die ihr ge= bührende Stellung nicht zu sichern vermag.
Arbeiterklaffe durchaus befähigt.
Im sozialistischen Geifte erzogen, in hartem Internationale Gefahrenzentren. Stampfe und schwerster Arbeit gestäblt, bat te Aber auch noch etwas anderes steht auf dem allen Gefahren die immer und immer wieder Spiele. Die internationale Lage ist voller Spanan sie heranstürmten, z oben vermocht. Für fie gab es leine Widerstände, an die sie fids nicht nungen und Konflikte, berangewagt, feine Aufgeben, die sie nicht auf fid) genommen, feae Opfer, die sie nicht bereit willigst getragen hätte.
die Welt nach 15 Jahren wieder voller Brandherde.
der Partei, zu dem sie mit ihrem Herzblut
steht.
Scheinerfolgen, nach Scheinvorteilen ruhig widerstanden und immer nur die Sache der Arbeiterschaft und nur diese im Ange gehabt.
Wir haben, als alles um uns herum gegen uns. stand, als Saß und Verleumdungen und Verfol gungen gegen uns anstürmten, ruhig ausgehalten und allem zu troben verstanden. Auch die an unserer Sache nicht irre werden. Wir haben jie leicht getragen und vielfach gar nicht empfunden, da. wir Hunderttausende unserer Arbeiter an unserer Seite hatten und uns durch sie seelisch und moralisch gestärkt fühlten. Unser Weg war vielfach steinig und heischte auch) schwere Opfer. Er stellte zeitweilig an uns die allergrößten Anforderungen, aber wir haben niemals das Gleichgewicht, niemals die Geduld verloren, aus dem sicheren Gefühl heraus, daß die Entwicklung für uns arbeite und daß daher auch unsere Stunde sehr bald fomment müsse. Die Geschichte der lebten Jahre bat uns auch tatsächlich recht gegeben. Die Entwicklung der Verhältnisse hat unsere Voraussagent bestätigt.
Unser Weg hat sich als richtig erwiefen.
Wohl stehen wir noch vor einer ganzen noch die schwierigsten Kämpfe. Aber Genossen, was wäre das Leben ohne Kampf? Wir haben ihn uns zur Lebensaufgabe gemacht. Er ist unser Sie ist durch die Hölle von vier Parteispaltun Lebenselement geworden. Er bedeutet für uns gen, durchs Fegefeuer von vier schweren Krisen die Quelle, gen, durchs Fegefeuer von vier schiveren Krisen die Quelle, aus der wir immer und immer gegangen, deren eine tragischer war als die wieder neue Lebensenergie schöpfen. Tarum andere, deren jete an ihre Wurzeln griff, deren sehen wir den kommenden Kämpfen beruhigt jede ihr die schwersten Erschütterungen, die entgegen und sind in jeder Stunde bereit, fie heißesten Stämpfe brachte. Sie hat sich aus der aufzunehmen und uns mit Singabe und BegeiSpaltung zwischen Gemäßigten und Radikalen sterung ins Stampfgewühl zu stürzen. Neun unser unvergeßlicher zialdemokratie emporgearbeitet. emporgearbeitet. Sie hat die Oswald Spaltung zwischen Zentraliſten und Separa- seiner Auseinanderseßung mit den Kommunisten tiſten mit allen Krisen, die sie im Gefolge hatte, die Arbeiterklasse in zündenden Worten zur glücklich überwunden und ist dabei numerisch Ginigkeit und Sammlung aufrief, sie vor der und geistig gewachsen, innerlich erſtartt, in ihren Torheit warnte, ihre Straft zu zersplittern, anGrundlagen fester geworden. Sie hat die durch statt sie in vollster Geschlossenheit und Einigkeit den Umsturz und das Gewaltdiktat herbeigeführte, für den Kampf gegen die internationale Realpsychologisch niederdrückendste aller Spaltungen, tion und die fonterrevolutionären Elemente des die Lostrennung von der Mutterpartei, die Zer- Landes bereitzustellen. Noch heute klingt sein ſtörung ihrer organisatorischen Fundamente über Stampfruf, dessen Leidenschaftlichkeit damals sich ergehen lassen müssen und sich, als alles angesichts der drohenden Spaltung die tiefste schon verloren schien, auch auf diesem karstigen Wirkung auslöfte, wie Musik in unseren Ohrer Boden eine neue Heimstätte, nach.
wann famen auch bessere Leute vorbei, eine sich zu lange einem geheimen Genuß des Augen unter Führung Viktor Adlers zur geeinigteit So Jahre sind es in diesem
der es, gelungen ist, die wirtschaftliche und poliSchon was sich im Haag bei der Auseinandertische Macht an sich zu reißen, alle ihre Positio- fepung über die Reparationen vor unseren In ihrem Rern festgefügt, durch den festen nen zu festigen und zum Generalsturm gegen die Augen abspielt, sollte genügen, um die Arbeiter Sitt fauterster Treuc zusammengehalten, Arbeiterklasse überzugehen. Sie wird, seitdem sie schaft zur Wachsamkeit zu veranlassen. Dazu vom Glauben an ihre große Mission cr fich international zusammengeschlossen hat, i m fommen aber auch noch alle anderen mit je füllt, so steht sie da, so verteidigt sie fett ülle ungelöster Probleme, wohl harren unser mer ogressiver. Sie weiß sich die Zerfahrenheitschen den Siegermächten, der Gegen im proletarischen Lager sehr gut zunuge zu jayz zwischen Frankreich und England, Italien machen und ist die eigentliche Nußnießerin der und Frankreich , die Vorgänge im Fernen Osten. durch die bolschewistische Tartaren- Politif ber- besonders in der Wandschurei, die Trei beigeführten Schwächung der Arbeiterklasse. Da bereien des fascistischen Gefahruzentrums, die leinen, trostlosen Hütten und schmußigen Fa- Augen voll Wildheit nach allen Seiten schweifen brifschuppen und einer oder zwei begleiteten ihre ließ, als ob sie fürchtete, sich die Freude am Frauen, um den Säugling zu tragen. Danu und bloßen Verwärtsschreiten zu verderben, wenn es Dame, ein Beamter, ein Eisenhändler; fie preß- blids hingab. Der Geist unseres Marsches schien ten die Lippen zusammen und gaben sich das An- aus diesen nimmermüden Augen des blaffen, fehen, als nahmen fie feinerlei Notiz von dieser glücklichen Mäddens zu strahlen und sich den verVerkehrsstörung und hielten die ganze Ange- zückten Frauen mitzuteilen. Sinter ihm mar legenheit nur für einen schlechten Scherz, den schierte ein fleines, altes Weiblein, von dem es man schon öfter inszeniert hatte. hieß, daß es schon seit vierzig Jahren Stetten Unter Gelächter und fortwährendem Sin- schmiedete, seine schwarzen Schlißaugen funfelten, und Herreden zog die bunte Schar weiter, stieß während es ein Band im Wind flattern ließ, und schob sich vorwärts in jener seltsamen Ver- und außer sich vor Freude war es über diese zückung, von der man sich willenlos treiben läßt, Welt, von der es einzig und allein die humor glidjelig, im Sonnenlicht hinter der mörderischen volle Seite sah. Must herziehen zu können, ohne sich recht darum Eine Stunde lang wand sich der Zug plan zu fümmern, wohin und wozu. Jedesmal, wenn los durch die melancholische Straße, bis er bei Sie Stapelle ihr Spiel unterbrach), sahen die Rei einem Schlackenhaufen anlangte, den man zur heu bald so schlecht und unordentlich aus wie die Rednerbühne erforen hatte. Langjam zog das zerschlissenen Fahnen und Gewänder der Frauen; bunt zusammengewürfelte Regiment in dieses öde aber nicht ein einzigesmal rig gänzliche Zucht Amphitheater ein, von der blassen Sonne be losigkeit ein, als wüßten. sie, daß sie die eigent- schienen. Und wie ich zusah, tam eine seltsamehiden wir unsere stolze und unbezwingbare Jugend voran und laffen wir lichen püter angeborener Menschenwürde, waren, Bision über mich. Es schien mir, als ob über gerade weil sie zu den Armseligsten der Christen- jeder armseligen Frauengestalt eine kleine, gelbe pelt gehörte.. Flamme schwebte, ein schwacher, flackender Schein,
In der allerersten Reihe marschierte ein der nach aufwärts strebte, den aber der Wind hochaufgeschossenes junges Mädchen ohne Sut, zurücktrieb. Vielleicht war es eine Täuschung des sart und schlank vie eine Tanne, mit blondem, Sonnenlichtes? Oder war das Leben in ihren schußigem. Haar, dessen Rock und Bluse rück- Herzen, der unvergängliche Atem der Glückseligwärts etwas offen standen. Unausgesetzt wendete teit auf einen Augenblick dem Gefängnis ent es sein hübsches Gesicht um den hübschen, flohen und flammte auf, vom Winde hin und schlanken Hals von der einen Seite zur anderen; her getrieben?
man konnte sehen, wie es seine schönen, blauen
Genoffen! Auch die heutige Stunde erheischt einen solchen Kampfruf. Lassen wir ihn von unserem Reichsarbeitertag, laffen wir ihn von diesem Parteitag ausgehen! Mobilifieren wir die sirne der Arbeiter. Alarmieren wir ihre Geifter. Entsachen wir die Glut ihrer Herzen zu lodernder Begeisterung.
uns von ihr mitreißen. Stürmen wir, den Blick aufs herrliche Ziel gerichtet, mit ihr gemeinsam vor, um die internationale Arbeitertiasse, die völkerbefreiende Sozialdemokratic zum Siege zu führen. Wie herrlich sagt es uns Marl Bröger in seinem Lied der Arbeit:
1000 Gohläfen müffen fiebernb glühen, Aber taufend Sirne Junten fprühen, Daß die etoige Flamme fich erhellt, Licht und Wärme fpenbenb aller Welt.