" Sonntag, den 18. August 1929.

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Die Volkswirtschaft der Tschechoslowakei .

gibt es gegen 50 Fabriken, die die Erzeugung kos­metischer Artikel betreiben. Führend ist die Georg Schicht A.-G. Aussig , die auch Stunftfett erzeugt. Als Margarineerzeuger sind noch die Firmen Die Wirtschaft der Tschechoslowakei weist industrie 75 Prozent, von der Papierindustrie 75 Sana" Prag und Centra"-Tetschen bekannt, während in Toiletteartikeln die Parfümt- Gesell sowohl die landivirtschaftlichen wie industriellen Prozent, von der Ledererzeugung 70 Prozent. schaft Elida" in Aufsig, den Markt erobert hat. Produktionszweige auf. Im Westen des Staates, Von 17.034 Fabrifen im ehemaligen Lesterreich in den historischen Ländern, überwiegt die Inentfielen auf die Sudetenländer 8880, seither ist Die Kunstseidenerzeugung entwickelt fich infolge der herrschenden Mode, doch dürften dustrie, im Osten, in der Slowakei und Kar die Zahl der Fabriken noch gestiegen, fie betrug faum mehr als 300 Arbeiter in diesem Zweige vathorußland, die Landwirtschaft. Von der im Jahre 1924 14.452. Die Grundlage der tschechoslowakischen In­beschäftigt sein. Die böhmische Glangstoff- Fabrit Gesamtbevölkerung, find insgesamt tätig in der System Elberfeld in Lobosiy ist der größte Be- Land- und Forstwirtschaft 39.56 Prozent, in Industrie ist der Kohlenbergbau. Die Förderung der trieb. Schließlich ist die Herstellung fünstlicher duftrie und Gewerbe 33.80 Prozent, in Sandel, Steinfoble betrug im Jahre 1926 etwa 14.5 Wil Schleifmittel ein Zweig der chemischen Industrie, G: ldwirtschaft und Verkehrswesen 10.46 Prozent, lionen Tonnen, der Braunkohle mehr als 18.5 der ebenfalls 1000 Arbeitern Brot gibt. Als Groß- den freien Berufen, Militär und öffentlichem Millionen Tonnen. Außerdem wurden fast 1.5 betrieb sind die Vereinigten Carborundum und Dienst gehören 5.5 Prozent der Bevölkerung an, Millionen Tonnen Stofs erzeugt. Von anderen betrieb find die Vereinigten Carborundum und sonstigen Berufen und ohne Beruf 10.4 Prozent. Mineralien kommen in erster Linie Eisenerze in Elektritwerke in Alt- Benatef anzuführen. Eine für die Ausfuhr bedeutende Industrie Der Unterschied zwischen dem Westen und dem Betracht. Als Rohstoff der Bleistiftindustrie ist ist die Herstellung von Glas. Alle Zweige Often erhellt daraus, daß in den historischen Län- noch der Graphitbergbau zu erwähnen. ( Prekglas, Tafelglas, Soblglas- und Flaschen dern nur ungefähr 32 Prozent der Bevölkerung erzeugung) tragen zur Aktivität der Handelsbilanz in der Land- und Forstwirtschaft tätig sind, in der mit ungefähr einer Milliarde Kronen jährlich bei. Slowakei und Karpathorußland dagegen 62 Pro­Die Preßglasindustrie wird von 16 Betrieben sent. Die Landwirtschaft. repräsentiert, die zum größten Teil im Braun­fohlengebiet liegen. Die Flaschenindustrie hat mit Was die Landwirtschaft anbetrifft, so wird Rücksicht auf das Feuerungsmaterial gleichfalls in der Tschechoslowakei durchaus nicht alles an das nordwestböhmische Braunfohlenrevier als Agrarprodukten erzeugt, was gebraucht wird. So Sit gewählt. Die Tafelglasindustrie mit einer ist in der Erzeugung von Brotgetreide die ifthe- 12 induſtrielle Spiritusfabriken, ferner 54 Raffi­Erzeugungsmenge von 20 Millionen Quadrat- choslowakische Landwirtschaft raffiv. Bei Weizen meter Tafelglas steht auf einer durch Rationali- überstieg die Einfuhr die Ausfuhr im Jahre 1926 fierung erreichten hohen Stufe. Die Zahl der gro- um mehr als zwei Millionen Meterzentner, bei zen Betriebe ist beträchtlich und in einer Ver- Reggen um fast cine Willien Meterzenter. kaufsorganisation vereinigt, um der Auslands. Außerdem wird auch eine beträchtliche Menge fonfurren; entgegentreten zu können. Stonzern- von Mehl eingeführt.

Bedeutsam ist die landwirtschaftliche Judu­stric, und hier an erster Stelle die Zuckerfabrika­tion. Es bestehen mehr als 160 Buderjabriken, die in der Kampagne 1925/26 fast 90 Millionen Meterzentner Rübe verarbeitet und über 15.000 Bentner Rohjuder erzeugt haben. Von Wichtig­feit ist weiter die Spiritusindustric, es gibt etwa 850 landwirtschaftliche Spiritusbrennereien und

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nerien. Mehr als eine halbe Weillion Hektoliter Spiritus werden in der Tschechoslowakei erzeugt. 1926 hat es mehr als 500 Brauereien gegeben, in Ebenso bedeutsam ist die Bierbrauerei. Im Jahre denen fast zehn Millionen Hektoliter Bier er­zeugt wurde. Mit der Brauereiindustrie hängt auch die Malzerzeugung zusammen, es gibt 172 wälzereien, die etiva 30.000 Waagons Malz er zeugen. Tavon wurde ein großer Teil ausgeführt, und zwar im Werte von rund einer halben Mil­liarde Kronen. Schließlich erwähnen wir noch die bedeutsame Mühlenindustrie.

bestrebungen sind bei der Mühlig- Union zu be- Die einzelnen Zweige der landwirtschaftlichen merken. Dagegen kämpft die Glasschleiferet hart Produktion erficht man aus der Verteilung um ihre Eristenz. Weltbekannt als verarbeitende des Gesamtflächenausmaßes. I'm Industrie ist die Erzeugung der Gablonzer Ar- Jahre 1927 betrug von der Gesamtfläche das titel, wobei ihre Bedeutung für die Ausfuhr nackerland 42.14 Prozent, Wiesen 9.84 Prozent, turgemäß am größten ist. Die Rahl der in der Gärten 1.06 Prozent, Weingärten 0.12 Prozent, Das Vorkommen von Kohle und Eisenerz Glasindustrie beschäftigten Arbeiter beträgt 40.000 Weideland 8.51 Prozent, Wälder 33.50 Prozent, hat zur Entwicklung einer bedeutsamen Eifenin Naturgemäß spielen in der Tschechoslowakei Teiche, Scen und Sümpfe 0.55 Prozent, verbaute dustrie geführt. In der Tschechoslowakei werden auch die landwirtschaftlichen Industrien eine und andere ertraglose Bodenfläche 4.63 Prozent. ctva 10 Millionen Zentner Stahl erzeugt, 27 große Rolle. Die Ruckerindustrie ist der breitesten Von dem gesamten Aderboden wurden im cha 10 Millionen Zentner Stahl erzeugt, 27 Deffentlichkeit im Vorjahre durch die Folgen der Jahre 1927 bebaut mit Getreidearten 54.29 Pro- Hälfte des produzierten Eisens und Stahles wird ochöfen sind im Lande vorhanden. Etwa die englischen Rollmaßnahmen bekannt geworden. Die zent, mit Sülsenfrüchten 2.96 Prezent, mit Hanz von der heimischen Waschinenindustrie ver­zur Abwehr ergriffenen Subventionsmaßnahmen dels und Industriepflanzen 1.15 Prozent, mit braucht, es werden insbesondere landwirtschaft. brachten nur Zollerhöhungen in den Nachbar- Badfrüchten 18.17 Prozent, mit Gemüse 0.49 liche Maschinen, aber auch Dampfteffel, Turbinen, ländern. Die Gesamterzeugung an Zuder in der Prozent und mit Futtermitteln 19.47 Prozent. Lokomotiven und Waggons erzeugt. Gerade die Tschechoslowakei kann man im Durchschnitt mit Wie man sicht, nehmen die Getreidearten mehr Schwerindustrie weist eine Reihe der größten in­13 Millionen Zentner annehmen, wobei rund als die Hälfte des Ackerbodens ein. Was die eindustriellen Betriebe der Tschechoslowakei auf. ein Drittel im Inland verbraucht wird. Die zelnen Getreidearten betrifft, entfielen Zahl der Beschäftigten wird mit 85.000 angege auf Weizen 10.85 Prozent, auf Roggen 13.48 ben. Die ungünstigen Abfasverhältnisse werden Prozent, auf Gerste 12.04 Prozent, auf Hafer in der Zuderindustrie zweifellos zu einer Ron 14.46 Prozent, auf Mais 2.68 Prozent, auf Rar zentration führen. Ein weiterer Zweig der land- toffeln 11 Prozent, auf Zuckerrübe 4.97 Prozent. wirtschaftlichen Industrie, die Malzin Allerdings läßt die Intensität der Produktion, die Malzin Allerdings läßt die Intensität der Produktion, die dustrie, stößt gleichfalls auf Schwierigkeiten nech immer nicht die Vorkriegshöhe erreicht hat, bei der Ausfuhr. Immerhin ist die Brauin noch immer zu wünschen übrig, der Heftarertrag dustrie ein guter Abnehmer. Die 500 Brau- ist niedriger als in anderen Ländern, wie z. B. ereien im Staate haben durchschnittlich im Jahre in Deutschland , so daß also der Getreidebau wie 10 Millionen Sektoliter Ausstoß, wobei 14.000 die Bodenbebauung überhaupt noch einer starfen Arbeiter beschäftigt werden. Auch die Brauereien Entwicklung fähig sind. erstreben ein Startell, doch zeigen die Groß­brauereien wenig Neigung zum Beitritt, da fie bereits hinreichend rentabel sind. Die Aktien brauerei Smichov verteilte bereits im Vorjahre 100 Prozent Dividende. Für einzelne Gebiete bestehen allerdings Stundenschußverträge. Die Brauindustrie ist stark belastet durch die an Gaft wirte gewährte Darlehen. Als rentabelfte land­wirtschaftliche Industric muk die Spiritus industrie bezeichnet werden. Von agrarischer Seite werden deshalb mit politischen Mitteln die landwirtschaftlichen Brennereien gefördert. Nach den letzten amtlichen Ziffern waren 892 Bren nereien im Betrieb, die 580.000 Sektoliter Spiri­tus erzeugen. Auf die 850 landwirtschaftlichen Brennereien kommen aber nur 369.000 Seftoliter. Die Quoten werden infolge der Macht der Agra­rier ständig zugunsten der landwirtschaftlichen

Brennereien verschoben.

Es ist also ersichtlich, daß die Industrie, dic über die Arbeitsstätten des Proletariats verfügt, sehr mannigfaltig ist. An ihrer Erhaltung sind die Arbeiter vielleicht mehr als die Unternehmer in teressiert, denn jede Betriebseinstellung bedeutet einen Verlust an Arbeitsplätzen. Es ist daher not­wendig, daß die Arbeiterschaft ein Mitbestim mungsrecht in der Induſtrie durch Errichtung

von Arbeiter und Angestelltenfam mern erhält.

J.

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Export

302

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großer Bedeutung für die Wirtschaft ist, ist die Eine Exportindustric ersten Ranges, die von Textilindustrie, die alle Zweige diefer Industrie umfaßt. Die Bedeutung der Wollindustrie geht daraus hervor, daß im Lande 450.000 Spindeln und 43.000 Webstühle vorhanden sind. Noch größer ist die Baumwollindustrie, die über 3.5 Millionen Spindeln und 138.000 Webstühle auf­weist. Mit großen Schwierigkeiten hat die Leinen­industrie zu kämpfen, die über ungefähr 280.000 Spindeln und 15.000 Webstühle verfügt, dagegen ist in mädtiger Entwicklung die Seidenindustrie­Der zweite große Hauptzweig landwirtschaft begriffen, die heute schon 14.000 Webstühle sur licher Tätigkeit ist die Viehzucht. Die Entwid- Verfügung hat. Mit der Textilindustrie im Zu­Weit lung und der gegenwärtige Stand der Vichzucht fammenhang ist die Erzeugung von Konfektion, geht am besten aus einem Vergleich zwischen der die ungefähr 15.000 Arbeitern Beschäftigung gibt. Anzahl des Viehs vor dem Kriege und in den allerlebten Jahren hervor. Man zählte: an Pfer den 1910 rund 692.000, im Jahre 1925 740.000, an Sornvich 4,495.000 und 4,691.000, an Borsten­vich 2,515.000 und 2,239.000, an Schafen 1,322.000 und 861.000, au Ziegen 711.000 und 1,244.000. Der Vergleich lehrt also, daß die Zahl der Pferde, Rinder und Schweine mäßig gestiegen ist, die Zahl der Ziegen sich fast verdoppelt hat, während die Zahl der Schafe um etwa eine halbe Million zurückgegangen ist. Im Osten des Lan­des ist die Viehzucht noch rückständig, durch Ein­führung einer modernen Milwirtschaft und Käseindustrie wird es möglich sein, hier Beden­

tendes zu leisten.

Bemerkenswert ist in den letzten Jahrzehnten die bedeutende Envicklung des landwirtschaftlichen Genossenschaftswesens. Nach Angaben des statistischen Staatsamtes gab es am 31. De zember 1926 4318 landwirtschaftliche Erwerbs und Wirtschaftsgenossenschaften und 5319 Kredit­genossenschaften, und zwar sowohl nach dem Syſtem Schulze- Telitsch als auch nach dem

System Raiffeisen.

zur Grundlage einiger Industrien geworden, so Der Holzreichtum des Landes ist gleichfalls der Sägen, von denen etwa 1100 elettrisch und 1800 mit Wasserkraft betrieben werden. Aber auch die Holzfertigwarenindustrie ist vertreten durch die Erzeugung von Möbeln und Parketten und ichließlich beruht auf dem Solzvorkommen auch die bedeutsame Papierindustrie: es gibt in der Tschechoslowakei nicht weniger als 86 Papier - und ebensoviel Pappfabrifen. 80 Holzzellstofferzen­gungsstätten und 20 Cellulesefabriken.

Glas- und Porzellanindustrie. Es werden alle Für Nordböhmen von Bedeutung ist die Sorten von Glas erzeugt, Sohlglas, Glasgalan­teriewaren und Tafelglas. Die Bijouteriewaren erzeugung ist im Gablonzer Gebiet konzentriert. Das Vorkommen von Kohle und Raolin ermög licht eine blühende Porzellanindustrie, die eben­falls wie di: Glasindustrie eine Industrie ersten Ranges darstellt.

industrie sowie die Erzeugung von Schuhen einen In den letzten Jahren hat auch die Leder­großen Aufschwung genommen und auch die

Nicht unerwähnt darf man bei einer Be- in die fie nach dem Striege geraten war, erholt. Handschuhindustrie hat sich von der schweren Krise, trachtung der tschechoslowakischen Agrarwirtschaft An der Elbe finden wir weiters eine sehr ent­die Waldwirtschaft des Landes lassen. Die

Waldfläche betrug im Jahre 1927 über 4.5 Wil - wickelte chemische Induſtrie. Man sieht also, daß die Tschechoslowakei eine lionen Hektar, der jährliche Ertrag au Solz aus außerordentliche industrielle Mannigfaltigkeit auf­diesen Wäldern beträgt mehr als 15 Millionen Kubikmeter. Etiva eine halbe Million Kubikmeter Rohholz wird ausgeführt.

Mit der Landwirtschaft ist auch eine für die Gesamtwirtschaft bedeutende landwirtschaftliche Industrie verbunden, der in den nachfolgenden Kapiteln Erwähnung getan wird.

Die Industrie.

weist.

Banken.

Mit der Entwicklung der fapitalistischen Wirt­schaft geht in immer steigenderem Maße auch die Entwidlung des Banfwesens vor sich. Die Herr­schaft über die Industrie gerät immer mehr in die Hände der Baufen. Im Jahre 1925 gab es in den historischen Ländern 32 Aftienbanken mit einem Die Tschechoslowakei hat bei ihrer Entstehung Sapital von rund zwei Milliarden K und Reser­einen großen Teil der Industrie des alten Desterven von über einer Milliarde K. In der Slowa­reich übernommen. Von der gesamten österrei chisch ungarischen Produktion entfielen auf das Gebiet der Tschechoslowakei : von der Zudererzeu gung 92 Prozent, von der Spiritusproduktion 46 Prozent, von der Metallindustrie 60 Prozent, von der Vorzellanfabrikation nahezu 100 Prosent, von der Glasindustric 92 Prozent, von der Baumivoll

Tei und in Rarpothorußland gibt es meistens flei­nere Banten, 1927 waren cs 158 an der Zahl, die über eine halbe Milliarde Stronen an eigenen Mitteln zur Verfügung hatten. Für das Aufsau­nen des Sparkapitals von Bedeutung sind die Sparkassen. deren es in den Sudetenländern nahezu 400 gibt.

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