Vette S. Sonntag, 90. Juli 1930. Nr. 109. Rückblick und Ausblick. .Groschen auf ein Kilo. In ihrem Uebevmut wollten die Christlichsozialen aber auch eine -Wahlreform, die ihnen die Mandate gesichert Chatte. Aber diese Sicherung wäre nur auf ^Kosten der Großdcutschen und der Landbünd- jler gegangen und so kam der erste Zwist in !die Koalition. Bon dem schönen Programm ^mußte zuerst die Wahlreform auf den Herbst ^verschoben werden. Und je mehr der Nimbus ;der Heimwehren verblaßte, um so mehr brök- ,leite von dem Arbeitsprogramm ab. Das Ar» cheitSlosengesctz wurde auf dem Arbeiterkam» mertag von den Gewerkschaften aller Nichtun­kgen abgelehnt, und mußte aufs Eis gelegt Aas ist auf den Herbst verschoben werden. .»Im letzten Augenblick wurde infolge des Wi- kderstandes der Freien Gewerkschaften aber fauch infolge des Mißtrauens der^effentlich- vkeit das BuudeSbahngcsetz vertagt, und die Mehlsteuer wurde in der von den Sozialdemo- skraten erzwungenen Enquete von allen Sach- sverstandigen abgelehnt und verschwindet »wieder bis zum Herbst. Bon der Zollvorlage kblieb nur ein Rest einekleine Zollvorlage" -ohne die Hochschuhzollexzesse übrig. Die »Nothilfe für die Landwirtschaft" im Betrag «von 96 Millionen Schilling, wird nachdem jman auch auf die geplante Erhöhung der ! Waren Umsatzsteuer verzichten mußte, durch .eine Erhöhung der Zucker» und der Bierstencr saufgebracht. Gewiß, eine Belastung der brei  - kten Massen, aber wenn man diesen schäbigen »Rest der Pläne der Regierungspartei mit dem vergleicht, was die Herrschaften sich noch vor tkurzem vorgestellt hatten, ist es wirklich ein Kläglicher Rückzug. Im Herbst wird die Reak- Iion vielleicht mit dem, waS sie seht nicht jourchsetzen konnte, wieder herausrücken swenn sie cs wagt. Im Frühjahr sind ja die iWahlen und es ist noch sehr fraglich, ob es sdie Ehristlichsozialen wagen werden, so kur; «vor den Wahlen die Wähler hcrauszufordern. G. P. Wahtterror in Finnland  . Helfingfor«, 19. Juli. Der Minister des iInnern har alle kommunistischen Wahlversamm- «lirngen bis z»»m 1. Oktober, dem Termin der allgemeinen Wahlen, verboten. Bon der S. P. U. verschleppt. Berlin  , 19. Juli.  (Eigenberichts Wie das ,sozialdemokratische Hamburger Echo" mel» '»et, ist vor kurzer Zeit ein höherer Beamter der «deutsch-russischen Lager» und Transportgesellschaft in-Hamburg  Terutag", der russische Staatsange­hörige S ch a i n h o l o, von einem russischen Ge­richt in eontumacia zum Tode verurteilt ^worden, weil er sich geweigert hatte, nach Ruß» land zurückzukehren. Jetzt ist S ch a i n h o l d S 'Sohn nach Kiel   gelockt und dort aus ein «Schiff gebracht worden, das sofort mit ihm nach 'Rußland   gefahren ist. Dabei hat ein in -russischen Diensten stehender Kanzleisekretär "Schmidt führend mitgewirkt. Der Vatcil des Verschleppte»» ist der Mei- ,nung. daß es sich um einen Racheakt handelt sund vielleicht die russische G. P. U, hinter der ^Aktion steht. IV., Demokratie und nationaler Frieden. i Die Berhältnisic, inSbesonder- die Wirt­schaftskrise, brachten es mit sich, daß das Schwer- aüvicht u»rsercr Tätigkeit sowie sener unseres Vertreters in der Regierung auf die Linderung der Not der von der Krise am schlvcrsten betrgs- jenen Schichten der Bevölkerung verlegt werden »nußtc. Wenn uns auch das Resultat dieser Bemühungen nicht voll befriedigen kann, so glauben wir doch feststellen za» können, daß das in Anbetracht der bestehende»» Verhältnisse Mögliche erreicht wurde Anders stehen die DiiA« in bezug auf den Wiederaufibau der vom Bürgerblock devastierten demokratischen Errungenschaften und in bezug aus den von» Bürgerblock überhaupt nicht in Angriff genoninicuen nationale»» Ausgleich. Wir haben immer wieder betont, daß jede Demokratie unvollständig ist, welche nur oaS Wahlrecht und die Zusammensetzung der parla- mcntarischen Körperschaften ergreift, di« Admini- strative aber vollständig in den Händen der Bürokratie beläßt. Die Demokratie erfordert aber die weitestgehende Selbstverwaltung des Volkes. Ter Umsinrz, der die volle parlamen- tarische Demokratie brachte, beließ die staatliche Verwaltung der Bürokratie. Darüber hinaus schränkt« er auch die Autonomie der Selbstver- waltung-körper Länder und Bezirke ein, indem er an Stelle der gewählten Vertretungen Ernannte setzte. Dieser Umstand wurde nur»n- ofern gemildert, als die Zusankmensetzurig nnae- ähr den» Resultate der Wahle»» in die Gemeinde­vertretungen entsprach. Diese bildeten eine Oase in der bürokratische»» Wüste, indem schon im Jahre 1919 die Neuwahl aus Grund eine» ein- wandsreien Wahlrechtes erfolgte. Der erste Ein- griss i»» die Selbstverwaltung der autonomen Körperschaften erfolgte schon durch die Gemeinde- sinanznovelle vom Jahre 1921. Der TodrSstreich wurde ihr aber vom Bürgerblock verseht durch daS Gemeindesinanzgeseh und die soqeiranntc BcrivaltungSreform. DaS Wahlrecht wurde durch die Ernennung eines Drittels der Mitglieder der Bezirks- und Landesvertretungen verstüm­melt, die im Gaugesetze vorgesehene Selbstver- »valtnng nahezu restlos beseitigt, Gemeinden, Bezirke»»nd Länder völlig mitcr die Diktatur der Bürokratie gestellt. Bon einer Finanzhoheit dieser Körperschaften kann überhaupt nicht mehr gesprochen weiden. In diesen' für uns uner» träglichen Verhältnissen, die zu einem finanziel­le»» Debacle   der meisten Gemeinden und Bezirke führte, hat sich bisher nichts geändert. DaS Finanzministerium bat zwar einen Gesetzentwurf vorbereitet, der die schlimmsten Härten in finan­zieller Hinsicht mildern soll. Aber dieser Cnt- ivurf ist ganz unzureichend, seine Verwirklichung überdies a»» eine neue, iickircktc, die Bevölkerung schtver belastende Steiler gebunden. Dem haben »vir u»»scr eigenes Finanzprogramm geaenÄber- gestellt. Aber auch dieser Entwurf belaßt die SökbstverwaltnngSkörper völlig der Willkür der Bürokratie. Nach wie vor sckicht der Landes- ausschuß in sinirlosester, kulturwidrigster Weise die Budgets der Gemeinden und Bezirke zusam­men, greift die Regierung in daS Bndgetrecht der Länder ein, nach wie vor sind die Bezirks» und Landesvertretungen nur untergeordnete Organe der Bezirkshauptleute und LandeSPräsi- denten. DaS doppelte Geleise wurde zwar be­seitigt, aber zun» Nachteil der Selbswerwaltimg, zugunsten der Bürokratie. ES ist unser fester j Entschluß, diesem Zustand ein Ende zu machen, der die Bevölkerung unter die Vormundschaft der Beamten stellt. Womöglich noch unerfreulicher find die Ber» hältuissc in der staatlichen Administrative: Der Polizeisäbel entscheidet letzten Endes. Die Kon­fiskationen der Presse gehen»veiter, wegen der geringsten Nichtigkeit werden Verfolgungen ein­geleitet uud erfolgen Berurteilu»«gcn, das mr­selige Gesetz zun» Schutze der Republik   drosselt die politische Betätigung, daS Prcßgesctz das freie Wort. Vorfälle wiejene in Radon  » beflecken die Demokratie. Das Ministerium deS Innern, das richtig Polizeiministerium heißen sollte, bildet einen Staat i»n Staate. Dabei errtspricht unsere Verwaltung in keiner Weise den Erfordernissen einer modernen Gesellschaft. Ihr Gang ist schlep­pend, die Bedürfnisse der Bevölkerung außer Acht lastend. Jedes Amt ist ängstlich auf die Wahrung seiner Kompetenz bedacht,»nag dar­über auch daü Wohl des Volles I»» Fransen gehen. Ein Beispiel fiir viele: Wer etwa eine Konzession zum Betriebe einer Autobusunter­nehmung anstrebt, muß das Gesuch bei der zu­ständigen Bezirksbehörvc überreichen. Von da geht eS nach langwierigen urrd zeitraubenden Erhebungen an die Landesbehörde, von da ans Handelsministerium, dann ans Eisenbahnmini- strriun», die»»ständige Staatsbahndirektion u»»d das Piistministerium. Ob diese Auszählung er­schöpfend ist, wisten wir nicht. Den gleichen Weg acht die Sache wieder zurück an die Bezirks­behörd. Wird das Gesuch abgewiesen, so geht der kllt in zweiter Jnsta»« den gleiche»» Weg. DaS ist Wahnsinn, dessen Methode mir in dem Bestrebe»» liegt, Beamte zu beschäftigen und der Bevölle- rung Schwierigkeiten zu bereiten. Die beschrie­bene Prozedur erfordert immer Monate, oft Jahre. Und wie rasch und einfach könnte ein solcher Fall erledigt werden. Ma>» schaffe e»»dlich die Bezirkssenate. Diese hätten unter Verständi­gung aller beteiligten Behörden a»»f möglichst kurze Frstt öffentliche Verhandlung anzuordnen. In Rede und Gegenrede könnte die Sache i»» wenigen Minute» geklärt werden,»vobci die Oestentlichkeit urrd M»»ndlichkeit die Gewähr da­für bietet, daß die Jnteresten der Bevölkerung zur Geltu»»g kommen. Un» der Finanzmisere beizrllommen, sollen Ersparnisse in den Aemtern erzielt werden. Jeder solche Versuch ist, solange daS bestehende Verwaltungsverfahren in Geltung bleibt, aus­sichtslos. Für vioseS Verfahre»» habe»» wir eher zu wenig als zu viel Beamte. Ein« Abhilfe ist nur da»m möglich,»venn die Bevölkerung in allen Instanzen an der Verwaltung tcilnimmt, und wenn diese dezentralisiert wird. Mit vollem Recht wurde unsere Landeüverwaltung als ein Monstrum bezeichnet,»velche Bezeichnung aber auch a»»f»nanche Ministerien zutrifft. WaS da nn Schiebungen und Nummermachevei geleistet wird, übertrifft alle Vorstellungen. Wir glau­ben, daß die Demokratisierung der Verwaltung vor allem der Bevölkerung ungeheuren Vorteil brächte, indem nicht mehr totes Papier und weltfremde Beamte, sondern die mitten im Lichen stehenden Menschen entscheide»», und daß sie eine ganz enorme Verringerung unseres Beamten- Heeres und damit ein« wesentliche Herabsetzung deS Prrsoiralauswandcs ermöglichte. Ohne diese Demokratisieruiig der Verwaltung, die ja übri­gens in Englaiw zun» guten Teil durchgcführt ist, wird die politische Demokratie wertlos, bleibt ein Torso, werden die besten Intentionen der Gesetzgebung vereitelt, die Bevölkerung geschä­digt, der Staat schwer belastet. Diese Demokrati­sierung g»t verwirkliche», ist«unser fester Entschluß. Im eiigstei» Zusammenhänge mit der Büro- kratisterung der Verwaltung steht der vollstän­dige Stillstand in der Regelung der Bezlchun. gen der Bevölkerung z»» eina»»dcr. Mehr als alle anderen Bevölkerungsschichtei» ist die Bürokratie nationalistische»» Erwägungen und Einflüssen zu­gänglich. Damit mag das Bestreben^ das Ein- driugen nicht-tschechischer Elemente inSbcso»»d«rc ii» die bester bezahlte»» Stelle»» z»» verhindern, ehr mitspielen. Von einer Besserung kanr» weit »r»rd breit»richt die Rede sein. Der Beschluß des böhmischen Landesschulrates, entgegen dem Be- chluste der Laudesvcrtretung, die in einer Schul­klasse zulässige Kinderzahl von 60 auf 70 zu er­höhen, ist Nicht rmr ein Beweis für die Ucber- bcblichkeit der Bürokratie, für die Mißachtung, die sie den gewählten Körperschaften entgegen­bringt, sondern auch eil» Beweis für den Chan- vinismus dieser Beamtenschaft. Oder man sehe, wie sich der BazirkShauptmann von Loschen über Recht und Gesetz hinwegsetzt, wie er gerade;»» »rovokatorisch die nationale»» Leidenschaften aus. znstacholn sucht, und»»»an bereift, welch unheil­volle»» Einfluß die Bürokratie aus die Regelung der nationale»» Frage nimmt. DaS schwere Un­recht, daS die national einseitige Durchführung der Bodenreform verübt, dauert»»»verändert an. Der gofetzwidrig zusamincngesetzte BodenauS- schuß, von dem die nationale» Minderheiten aus. geschlossen, amtiert lustig»veitei. Der Abbai» deutscher   Staatsangestellten hat nicht aufgehört; Po» einer Wiedergutmachung begangenen Un­rechtes ist keine Rede. Bor allein ist aber di« Slb- hängigkeit unseres Schulwesens von fremdnatio- nalen Beamte»» für u»»S»»»erträglich, und der oben angeführte Beschluß deS böhmischen Lan­desschulrates ein»vei lerer Beweis für di» Driikglichkcit einer Reform. Die kulturelle Autonomie ist nicht»mr das wichtigste Erforder­nis unserer nationale»» Selbstbehauptung, sie ist auch die erste Voraussetzung für die Herbeifüh­rung deS nationale»» Friedens im La»»de. Sie ließt derzeit im höchsten Interest« des Staates selbst. Liegen die internationalen Verhältnisse so, daß sich die Tschechosloivakische Republik dei» Luxus leisten kann, ein gutes Drittel ihrer Bc- völkernng in dauerrider Unzufriedenheit z»t er­halten? Kann derjenige über ein kühles, rein verstandesmäßiges Verhältnis zum Staate hin» auskommen, der sich als Staatsbürger zweiter Klasse fühlt? Legt die demokratische Vergangen- heil des tschechischen Dolles, seine Erfahrungc»» in der Zeit vor dem Kriege und im Kriege n»cht die Verpflichtung auf, dafür z»» sorgen, daß der Kn, kulturell so hoch stchenden deutschen   Min- it das Gvmhl nationaler Sicherheit ge­geben weide? Damit wäre aber auch das schwerste He»»»mniS für eine natürliche Scheidung der Geister»»ach ihren klassenmäßigen Interessen beseitigt, der Kannst seines häßlichsten, des na­tionalen Charakters entkleidet»md die Bahn freigemacht für einen kulturelle» Wettbewerb der Nationen, der nur die schönsten Früchte tragen könnte. Die völlige Sterilität»»»serer Gesetz- gsbung in bett nationalen Dingen ist für uns auch deshalb unerträglich, weil sie den Kampf der Klassen verschleiert, weil sie bei» deutschen  Arbeiter tinb Angestellten hemmt, in voller So­lidarität mit seinen tschechische»» Klasse»,genösse» seine ganz« Kraft der körperliche»» und geistigen Hebung feiner Klaste zu widmen. E» gibt keinen Arbeiter der Welt, den» nationaler Chauvinis  - nruS so fremd ist, wie do»n deutschen   Arbeiter i»» der Tschechoslowakei  . Die Erk«»mtniS der Not­wendigkeit deS restlosen Zusamme»»arbeitenS mit seinen tschechischen Brüdern drängt ihn von selbst die Notwendigkeit der Beseitigung der Heunn- nisle auf, di« auS der Verschiedenheit der natio­nalen VollszugShörigkeit hervorgeben. Nicht um | nationale Vorteile zu erzickn, nicht um eine na- Die Fürstin und ihr Bandit. Roman von Georg StreliSker. 13 Deutsche Recht« Th. llnaur Nacht. Verlag. Und ebenso langsam»»nd schwer si»»d die i Fischer im Deltagebiet. Sie singen nicht so ,gern und fröhlich wie die Bauern in der Äein- ; gegend von Odobesti. Doch»venn sie ihre Stim» »men zum Gesänge erheben, bann'» sind cs»nüde, diisterc, mclancholischc Weisen, wehmutsvoll»vie «der Hauch des Windes, der sich int dichten s Schilfrohr verfängt, in dumpfer Resignation ' verklingend. Der große Strom rauscht sei» Sterbelied. [ Und die Fischer vom Strom lauschen andächtig, , wenn sie ihre Netze auslege»». Seine Schwer- ' mut überträgt sich auch auf sie. .Also ihr»voll« nicht?" sagte der Gendar- ! meriekommandant,ich werde e»»ch eure Ber- > stocktheit schon austreiben! Man wird ein : Exenrpel statuieren! Die ersten fünf Mann 'vortreten! Abführen! Ich werde mit euch»»och . reden!" Die übrigen jagte er auseinander. Dann befahl er, Balaban» Mutter hera»»znhole>». Sie : lebte bei ihrer verheirateten Tochter in Mal- ' roei, siebe»» Kilometer von Tulcea   entfernt. Alan ! schleift« das alte, kranke Weib herbei. Wo ist dein Sohn?" fuhr sic der Komnian- baut an. Sie wußte es nicht. Sie wußte cS wirk­lich nicht. Einsperren!" schrie er seine Polizisten an. Die Fischer, die sich indessen wieder ange- , sammelt hatten', begannen zu ntnrren. DaS ' brachte den Herrn Gendarmeriekommandanten erst recht in Wut. Ich werde die gailZe Brut zufammentrci- ben, vrüllte er außer sich,alle Angehörige»« 1 Baiabans sind sofort zu verhaften!" Die Gendarmen zerstreuten sich in alle Winde. Aber zur gleichen Zeit flüchteten zwei Fischersöhne,»velche die Befehle des Komman­danten mit angehört hatten, auf einen leisen Wink deS Aeltesten aus den» Dorfe. Sie liefen auf getre»»nten Wegen dem gleichen Ziele zu, brachen sich durch daS Schilfrohr Dahn  , krochen durch daS Gestrüpp, setzten jeder flfr sich allein aus einem kleinen, niorschen Kahn über einen Donauarm und strebten der schmalen, aber dichtbewachsenen Insel zu, die Balaban als Unterschlupf diente. Eine Stunde später wußte er von der 53'"'- haftung seiner Mutter, seiner Schwester u»d seines Schwagers. Ein hcinüicher Signaldienst ging von Hütte zu Hütte, von Dorf zu Dorf. Die Fischer holten wie gewöhnlich ihre Netze ein. Slber in jeder Schar, in.jedem Trupp fehlte einer, manchmal anch zwei und noch mehr, Freunde und Altersgenossen BalabanS, die an verschwiegenen Stellen sich sammelten, Waste» auStanfchte», ihre Mnnition ergänzten. Unheimlich rasch ging daS alles vor sich. Die Empörttng über die Anmaßung deS tlcucn Kommandanten durchzitterte die ganze Bevölkerung. Wohin die Gendarmen kamen, fanden sie leere Hütten. Die Verwandten Ba­iabans waren rechtzeitig unterrichtet worden u»ld hatten die Flucht ergriffen. Der Konrmandalit tobte, als man ihm da­von Meldung eÄtattete. Er hatte i»» einer Schenk« auf der Straße nach Tulcea   sein.Haupt­quartier aufgeschlagen und eine Patrouille von sechs Mann bei sich. Aber sein Toben wurde jäh unterbrochen, als ein Hüne von einem Kerl blitzschnell die Tür anfstieh und ihn» die Pistole auf die Brust setzte. Der Koinmandant zog den Revolver und schoß. Doch der Wirt fiel ihm a»«schei»»end aus Schrecke»» über den unerwar­teten Uebevfall in den Arm, so daß die Kugel sich i»» die Decke bohrte. Im gleichen Augenblick sprangen durch die beide»» geöffneten Fenster Männer herein, vier, acht, zwölf, schließlich zwanzig an der Zahl, Masken vor das Gesicht gebunden, damit man sie nickt erkennen konnte,»varsen sich über die fünf Gendarmen, die sich noch im Zimmer be­fanden, während der Poften vor dem Hause in der gleichen Sekunde einen Faustschlag auf den Nacken erhielt, daß er lautlos Mammenbrach. In wenigen Minuten waren der Komman­dant und feine Leute ihrer Uniformen beraubt. Wo hast du meine Mutter, Herr Kom- maiwaut?" schrie Balaban. Der Gendarmerieoffizier schnaubte in ohn­mächtigem Zorn: ,Lch habe sie ins Gefängnis nach Tulcea   bringen lasten. Und dort wird sie bleiben, bis du dich freiwillig stellst." Und wen»» ich dich töte?" ,^Dann wird man deine Mutter töten, du Hundsfott!" Balaban erhob den Arm. Aber gleich dar­auf ließ er ihn»vieder fallen, nahm den Revol­ver u»w den Säbel des Kommandant«»» an sich und verließ das Zimmer. Fünf von seine»» Leu­ten blieben zurück. Der Wirt bogan»» laut um Hilfe zu schreien. Ala»» steckte ihn» einen Knebel in den Mund und band ihn an einen Stuhl fest. Er lächelte dankbar. Der Herr Kommandant sollte um Gottes willen nicht meine»», daß er, der Besitzer dieses Hanfes, mit Balaban und den Sei»»e>» im Bu»Äe»väre. Darum hatte er a»»ch, als alles vorüber»var,»»och gellend um Hilfe geschrien. Eine halbe Stunde später rückte ahnungS- lvs eine auSgesa»»dte Gendarmeriepatrouille auf die Schenke an. Bon der Stmße her kan» ein Warnmigs- pfist. Die fiinf Leute Baiabans spvange»» rasch aus dem Fenster. Der Wirt stickte flugs den Knebel aus dem Mund und brsillte nach Kräften. Die Patrouille drang mit vorgehaltenem Gewehr ins Haus. Sie fand den Herrn Kom­mandanten in Unterhosen und Hemd gebu»»den aus dem Fußboden liegen. sofort die Keck verfolgen!" schrie er, als »na» ihn der Fesseln entledigen wollte. Er selbst schlüpfte in die Hosen des Wirtes, band die Übrigen, mit ihm überfallenen Geickarmen los, versetzte jedem eine schallende Ohrfeige, bespie sie, nannte sie evbärnckiche Feiglinge und bear­beitete dann den schmerzlich hemeiwen Wirt mit seinen Fäusten. Die zur Verfolgung befohlene Patrouille kam unverrichteter Dinge wieder zurück. Bon Balaban und seinen HÄfern fehlte jede Spur. Indessen herrschte in Tulcea   große Auf­regung. Gin Sohn stlchte seine Mutter mw tand sie nicht. Da» war Balaban. Die dicken Gofä»raniSmauern ließen sich nicht durchbrechen, das schwere, eiserne Tor nicht stürmen. Sol­daten ber Armee hielten Wach«. Aber eine Mutter suchte ihr Kind und fand es auch nicht. DaS»var die Frach des Herrn Gendarmcrittommandanten, der erst abends bei feiner Rückkehr von dem Unglück erfuhr. Seine sechsjährige Tochter Elena sollte etwas vom Krämer herübevholen, der um die Straßenecke feinen Laden hatte. Der Händler gab ihr das Gewünschte. Seither hatte man nichts mehr von ihr gesehen, Sie»var und blieb verschwun­den. Aber nachts un» zwölf, als der Herr Kon». Mandant verzweifelt von der Präfektur nach Hause kam, hoffnungslos, fein Kind wiederzu­finden, hing an der Tür ein Zettel. Darauf stand in ungelenken Zügen: Gib meine Mutter und die Schwester frei, dann bringe ich dir die Tochter wieder! Bala­ban." (Fortsetzung folgt.)