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28.

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Vorwärts

Berliner Volksblatt.

16. Jahrg.

Die Insertions- Gebühr beträgt für die fechsgespaltene Kolonel­zeile oder beren Raum 40 Pfg., für politische und gewerkschaftliche Vereins­und Versammlungs- Anzeigen, sowie Arbeitsmarkt 20 Pfg. Inferate für die nächste Nummer müssen bis 4 Uhr nachmittags in der Expedition abgegeben werden. Die Expedition ist an Wochen­tagen bis 7 Uhr abends, an Sonn- und Festtagen bis 8 Uhr vormittags geöffnet. Kernpredjer: Rmt I, Br. 1508. Telegramm Adresse: " Bozialdemokrat Berlin".

Zentralorgan der sozialdemokratischen Partei Deutschlands .

Redaktion: SW. 19, Beuth- Straße 2.

Die Form!

Es ist das Kennzeichen einer zugleich impotenten und un­ehrlichen Politik, die Form statt der Dinge zum Motiv politischer Entscheidungen zu machen. Der Gouvernanten­Anstand, die Etiquettenfeinheit des Zeremonienmeisters, die einfältige Sorge innerlich unmündiger Mütter, daß ihre fleinen Mädchen die äußerlichen Regeln der Schicklichkeit nicht ver­lezen, diese lächerlichen Nichtigkeiten werden zum Werthmaß in Fragen, wo es sich nur darum handeln sollte: Wahrheit oder Lüge? Wer Anlaß hat, die Macht der Wahrheit zu fürchten, der sucht sie mit der Seidenschnur der Form" zu erwürgen.

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Schon im Falle Delbrüd beriefen sich die Sach walter der Köller Bosse Politik wir hatten diese Taktik vorausgesagt- nicht auf die anstößige fachliche Meinung des Professors, sondern auf die verlegende Form, in die er seine Ansicht gekleidet.

Donnerstag, den 2. Februar 1899.

Expedition: SW. 19, Beuth- Straße 3.

Asylrecht ihnen vielleicht einstens noch sehr willkommen sein Monopol mit ganz besonderem Alarm auftritt. Aber wir halten, werde, durchaus nicht zu gefallen.

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dafür, daß die Erregung gerade über dieses Monopol in keiner Weise begründeter ist, als über jeden anderen Zusammenschluß von Pro­buzenten. Man möge sich doch endlich mit der Thatsache vertraut Monopolen feineswegs auf persönliche Motive allein zurückzuführen machen, daß die Bildung von Kartellen, Syndikaten, Ringen und ist, sondern Folge- Erscheinungen der ganzen heutigen wirthschaftlichen Entwickelung sind.

Ueberhaupt war der heutige Tag kein Glückstag für die Herren Konservativen. Die Debatte über die freisinnigen Anträge zur Ermöglichung einer freien Wahl gestaltete sich zu einer Reihe von Anklagereden gegen die Regierungsparteien, in erster Linie gegen die Konservativen. Freifinnige, Nationalliberale, Zentrumsleute, Sozialdemokraten wetteiferten darin, die Wir sind nicht gegen den Zusammenschluß der Produzenten an heutigen Zustände des Wahlwesens als aller Vernunft und sich. Wir sehen in ihm sogar einen wirthschaftlichen Fortschritt, der Gerechtigkeit widersprechend zu kennzeichnen. Am eingehend- allerdings heutzutage in den meisten Fällen dem Interesse Weniger sten und gründlichsten behandelte Genosse Auer das Thema, zu gute fommt. Aber dieser Umstand veranlaßt uns nicht zu einer der als langjähriges Mitglied der Wahlprüfungs- Kommission grundsäglichen Opposition gegen das Kartellwesen überhaupt, viel­das umfassende Stoffgebiet vollständig beherrscht. Die Auf- Bildung der Kartelle so zu regeln, daß alle Auswüchse möglichst mehr zu der Forderung, daß die Gefeßgebung genöthigt wird, die hebung des Wahlgeheimnisses durch an Farbe, Größe und Dicke ausgeschlossen, daß namentlich die Interessen der Konsumenten nicht von einander verschiedene Stimmzettel, durch Kontrolle in den verlegt werden. Gründe zu einer vollständigen Unterdrückung und Wahllokalen 2c.; die Beeinflussungen, der Terrorismus, nament Verfehmung des Kartellismus fönnen wir nicht anerkennen. lich in den Domänen der Schlot- und Krautjunker, die Ungleichheit Mag das neueste Projekt auch einen agrarischen Charakter der Wahlkreise, die Sucht, unbequeme Wahlagitation zu grobem tragen, so behandeln wir es doch von dem nämlichen Stand­Wie wir für das letztere Unfug zu stempeln die Agitation gegen das allgemeine punft aus, wie z. B. das Kohlensyndikat. Wahlrecht nichts blieb unerwähnt. eine scharfe Aufsicht seitens des Staates verlangen, so würden wir freiheit, sondern auch ein Fanatiker der feinen Form. Nur Natürlich konnte Herr v. Stumm nicht schweigen. Er sie auch für das Spirituskartell fordern. So lange man aber in Deutschland die Nothwendigkeit gesezgeberischen Eingreifens auf im Frack und weißer Binde, durchtränkt mit allen machte seinem Groll gegen das allgemeine Wahlrecht Luft, diesem Gebiete nicht anerkennt, so lange werden wir uns darauf Wohlgerüchen der Salons, zierlich und zahm, das das durch die geheime Stimmabgabe zur Schule der Un- beschränken müssen, nicht die Kartelle als solche zu bekämpfen, Haupt und die Beinkleider gescheitelt fo nur männlichkeit und Korruption werde. Dem Zar von Saarabien sondern vielmehr ihre Auswüchse den Konsumenten und auch den darf sich eine Meinung in die Oeffentlichkeit wagen. Die erging es aber schlecht. Er wurde von dem streitbaren Kaplan Arbeitern in ihrer Stellung als Produzenten gegenüber aufzuzeigen gesammte Literatur der Welt, die Bibel und Luther's Streit. Dasbach , der Stumm's saubere Praktiken bei der letzten und dadurch zu der Erkenntniß beizutragen, daß Kartelle unfere schriften an der Spize, leiden zum Erbarmen an grauenvollen Wahl enthüllte, geradezu geschunden. Umsonst polterte er heutige bestehende wirthschaftliche Ordnung in ihrem Prinzip negiren Unschicklichkeiten. Wenn sie vor dem Minister Bosse Gnade und flagte über Verleumdungen- es war eine förmliche und daher einer besonderen legislatorischen und öffentlich rechtlichen finden sollen, so müssen sie erst in eine Fleckenreinigungs- Abschlachtung. Als der Stampf zu Ende war, lag eine Leiche Behandlung bedürfen. anstalt auf's Bügelbrett und unter die Brennscheere. Geistes- auf dem Schlachtfeld. Und es war nicht der sterbenslustige freiheit ist gut, aber es muß eine salonfähig geölte, reichstags- Graf Klindkomström, sondern der besiegte König von Neun­präsidial zulässige Geistesfreiheit sein. Die Form, die Form! Kirchen, der die Wahlstatt schmückte und auf dessen unglückliches Wahlrechts. Umstürzler. Bor den Wahlen war niemand Wenn die Frf. 8tg." recht unterrichtet ist, so will man Haupt schließlich noch ein Ordnungsruf niedergesaust war. mittels der Form" auch der Privatdozentenschaft unseres Mitleidig betrachtete Graf Limburg- Stirum den todten Genossen Arons ein Ende bereiten. Es flingt wie eine Freund, nachdem er selber durch feierliches Abschwöreu aller ergögliche Satire, aber es mag blutige Wahrheit sein, was Verschwörungspläne gegen das allgemeine Wahlrecht sich in das Blatt schreibt: die Sicherheit des Mauselochs gebracht hatte.

Herr Bosse aber ist nicht nur ein Freund der Geistes­

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Morgen katholischer Feiertag und folglich keine Sigung. Freitag: Post- Etat.

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Abgeordnetenhaus.

Das preußische Privatbozentengeses wurde Mit großer Mehrheit ging der Antrag Rickert durch. Nicht hauptsächlich mit der Nothwendigkeit begründet, den fozial das erste Mal und nicht das letzte Mal. Die freie Wahl demokratischen Privatdozenten Arons von der Berliner Universität gehört nicht zu den theoretischen Fragen sie ist eine der zu beseitigen. Nun ist es vielfach aufgefallen, daß die lex acht fragen, die nicht diskutirt, die dekretirt werden, Arons" bereits seit länger als einen halben Jahre in Kraft steht, und daß gegen den Mann, welcher dem Gesez seinen Namen ge- sobald das Volk die Macht hat. geben, fein Gebrauch davon gemacht wird. Wir sind heute in der Lage, den Grund dafür anzugeben. Von einer Seite, an deren Zuverlässigkeit zu zweifeln nicht wohl möglich ist, geht uns die Mittheilung zu, daß die Absicht, Dr. Arons wegen feiner Zugehörigkeit zur sozialdemokratischen Das Abgeordnetenhaus hat heute endlich den Etat der I and­Partei zu diszipliniren, aufgegeben ist. Und wirthschaftlichen Verwaltung zu Ende berathen, nachdem awar ist sie deswegen aufgegeben, weil die Regierung sich hoff bei dem Titel" Ministergehalt" noch einige Stunden hindurch das mung macht, auf einem Umwege zu ihrem Ziele zu gelangen. agrarische Gerede der legten Tage fortgesetzt war. Neues brachte Die Anklage soll nicht sowohl auf die Parteizugehörigkeit, als auf fein Redner mehr vor. Bei den übrigen Etatspofitionen be­einzelne Aeußerungen begründet werden. Thatsache ist, daß schränkte sich die Debatte fast ausschließlich auf lokale Wünsche. im Ministerium ein Aktenstück besteht, in welchem Auch der Forst- Etat wurde ohne Zwischenfall in zweiter jede zu erlangende Neußerung des Verfolgten in öffent: Berathung erledigt. lichen Angelegenheiten gesammelt wird, nicht nur Druck­schriften, sondern auch polizeiliche Berichte über mündliche Aeuße­

rungen."

Wehe, wenn nun Genosse Arons einmal von einem Schreckgespenst oder gar einem Eiertanz gesprochen haben sollte Bosse's Bartnervigkeit würde es nicht ertragen, und Arons müßte hinaus!

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Auf der Tagesordnung der nächsten Sigung, die erst am Freitag stattfindet, steht die zweite Lesung des Gestüt- Etats, fleinere Vor­lagen und das Lehrer- Reliktengesetz.

Der Spiritusring.

Es wird uns geschrieben:

Noch ist das Spiritusmonopol nicht fertig. Noch tobt der Streit. Da jedoch nun die Form Sache des Geschmade ist, und Bezeichnend ist da das Verhalten der freisinnigen Blätter. Wir sind gewiß die letzten, die die Auswüchse der heutigen Kartell­auch das nach oben schärfste Gehör nicht im Stande ist, mit bildungen ruhig hinnehmen würden, die nicht gegen alle Angriffe Sicherheit zu ermessen, wo die zulässige Form aufhört und auf die Taschen der Konsumenten Opposition machten, aber gerade die disziplinarreife Unform beginnt, so wird sich Herr Bosse weil wir diesen Konsumenten- Standpunkt vertreten, muß es uns auf­wohl entschließen müssen, mit Unterstüßung der Herren fallen, wie die liberale Presse allen Startellbildungen auf industriellem Ballestrem, Frege und Kröcher ein maßgebendes Handbuch des und gewerblichem Gebiete gegenüber den Mund hält, während sie guten Tons zu verfassen, dann weiß wenigstens jeder, wie er jetzt ein Geschrei erhebt, als ob eine Haupt- und Staatsaktion vor feine Meinungen zu kostümiren hat. fich ginge. Da muß man denn doch fragen: Was ist der Grund Uebrigens erinnern wir uns, daß Herr Bosse, bevor er au der verschiedenen Behandlung des Zusammenschlusses wirthschaft. licher Interessenten? Kultusminister ward, einmal eine formell äußerst scharfe Ist es diesmal etwa die erbitterte Feindschaft gegen die Junker, Rede gegen die Lüderlichkeit der Rechtsstudenten gehalten denn in der That find bei dem geplanten Spiritusmonopol- Projekt hat ein Fall, der tröstlich beweist, daß auch ein Sünder auch Schnapsbrenner betheiligt. Das ist kaum anzunehmen, denn der Form nach besserungsfähig ist, wenigstens wenn man ihn zum Minister macht.-

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Politische Webersicht.

in der Hauptsache sind es städtische Spritfabrikanten, von denen der ganze Plan ausgegangen ist. Die Sache liegt wohl anders. Nach Sem Projekt bilden sich zwei geschlossene Gruppen, diejenige der Brenner und diejenige der Spritfabrikanten. Die ersteren liefern den letzteren die Rohwaaren, für welche die Spritfabrikanten einen angemessenen Vorschuß zahlen, der zum größeren Theil den einzelnen Berlin , den 1. Februar. Brennereien für ihre Lieferung zugetheilt wird. Ein bestimmter Preis wird den Brennereien nicht garantirt, vielmehr erhalten sie Der Reichstag außer ihrem Vorschuß erst nach Abrechnung des Geschäftsganges verdankte dem Jesuitenantrag heute eine scharfe der ganzen Kampagne den auf sie entfallenden vollen Antheil. Bei Debatte über Asylrecht, Anarchismus, Spigelei. Scharf und dieser Neuordnung der Dinge würde der Spiritus direkt von der furz. Es war wie eines jener Sommergewitter, die plötzlich am Brennerei zum Spritfabrikanten gehen. Den Vertrieb zwischen heiteren Himmel aufsteigen, sich plötzlich entladen und ebenso Brennerei und Spritfabrik übernimmt ausschließlich die sogenannte Verwerthungsgesellschaft, die im Mittelpunkt des ganzen Spiritus plöglich wieder verschwinden. Herr Lieber war's, der durch monopols steht. Gelingt der hier gezeichnete Plan, so ist klar, daß feine, vom Uebereifer der Regierungsfreundlichkeit hervor sämmtliche bisherigen 8 wischenhändler, die sich zwischen gerufene Denunziation der Schweiz , dieser Mördergrube, den Brennerei und Spritfabrit einschoben, in Zukunft ausgeschaltet Sturm entfesselt hatte. werden. Die Produktenhändler und der eigentliche Spiritushandel Ridert und, fräftiger als dieser, Bebel hielten Ab- würden durch Verwirklichung des Planes einfach an die Wand ge­rechnung mit Herrn Lieber, der einen wenig tapferen und drückt. Die Zahl der am Spiritushandel intereffirten Firmen und noch weniger geschickten Rückzug antrat. Im Uebrigen wurde Ginzelpersonen ist aber gerade in Berlin eine ungemein starte. Daß so gut wie nichts vom Jesuitenantrag gesprochen, der glatt diese sich daher aus allen Kräften wehren, daß sie dazu in Berlin durchging und in den Papierkorb des Bundesraths wanderte, die günstigste Gelegenheit haben, durch die Presse ihre Opposition von wo das Zentrum den alten Ladenhüter nächstes Jahr geltend zu machen, das macht den Sturm der liberalen Presse gegen das Monopol so außergewöhnlich lebhaft. wieder hervorholen wird, um seine Wähler glauben zu machen, Nun verdenken wir es feineswegs irgend welchen wirthschaft­es gebe noch einen Stulturkampf. Den Konservativen schien lichen Interessengruppen, daß sie sich ihrer Haut wehren. Wir ver­die von Bebel freundlich eröffnete Aussicht, daß das Schweizer denken es auch der liberalen Presse nicht, daß sie gegen dieses

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Deutsches Reich .

auch nur in Gedanken fähig, das Reichstags- Wahlrect anzutasten. Konservative Kandidaten erklärten öffentlich mit Namens­unterschrift, daß sie für die Aufrechterhaltung des bestehenden Rechts immerdar eintreten würden. Nach den Wahlen darf man wieder sagen, was man denkt, und die Wahlrechtswächter versprizen wieder ihren Geist gegen die verhaßte Einrichtung. So schreibt die Schlesische Zeitung": Der Vergleich mit dem Abgeordnetenhause muß mit der Zeit bei allen besonnenen Bürgern die Sozial­demokratie selbstverständlich immer ausgenommen gar zu sehr zum Nachtheil des Reichstages ausfallen. Müßte die öffentliche Meinung den Eindruck haben, daß das bestehende Wahlrecht mir auf Kosten des Ernstes und der Gewissenhaftigkeit in der Auf­fassung und der Erfüllung der parlamentarischen Aufgaben aufrecht zu erhalten sei, so würde es doch wohl recht fraglich werden, ob ihr das Wahlrecht für alle Ewigkeit unantastbar erscheinen würde."

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Die

wärtig Orgien. Niemals haben sich die Feinde der Vollsfreiheit sp Im preußischen Abgeordnetenhause feiert die Reaktion gegen feck fed hervorgewagt und so start gefühlt wie gerade jetzt. felbeit Staatsmänner, die im Reichstage dem Kultus der verschämten Geistesarmuth huldigen, geben sich im preußischen Abgeordnetenhause in der ganzen hüllenlosen Nacktheit ihres schönen Menschenthums hin. Und auch die Parteien erscheinen im Abgeordnetenhause um mindestens 50 pet. reaktionärer als im Reichstag. Insonderheit sind die Nationalliberalen, die am Königs plaz gelegentlich sogar liberal schillern, in der verlängerten Zimmer­straße so rückständig, daß sie getrost unter die vergangensten" Alter­thümer des benachbarten Museums für Völkerkunde aufgenommen. werden können.

Die preußische Landrathskammer ist das Jdeal unserer Rückwärtser, das finnlos- brutale Wahlrecht ist ihnen das Biel tiefster Sehnsucht. an hat allen Anlaß, diesen stetigen Wühlereien gespannte Auf­merksamkeit zu widmen. Auf dem Index. Die Bismärdischen Leipziger Neuesten Nachrichten" schreiben:

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In der Zeit, in der der General - Feldmarschall von Man­teuffel Statthalter von Elsaß- Lothringen war, führte Fürst Bismard eine lebhafte Korrespondenz mit ihm über die wichtigsten politischen Fragen. Die Briefe waren fast durchweg privater Natur, und so tam es, daß sie im Besitz des Feld= marschalls verblieben und nach dessen Tode mit seinem übrigen tostbaren Besitz den Erben anheimfielen. Ein Berliner Bankier und Autographensammler erstand sie von den Erben für den Preis von 40 000 m. Das tam zur Kenntniß eines in der Bismarck- Literatur sehr bekannten Mannes. Er wandte fich an den Besitzer des kostbaren Materials mit der Bitte, ihm die Durchsicht der Briefe zu gestatten; nicht nur diese Erlaubniß, sondern sogar die Anfertigung von Abschriften wurde in Aussicht gestellt. Ehe aber an die Ausführung geschritten wurde, wandte sich der Bantier, der außer mit einem Theile. des hohen Adels auch mit dem preußischen Hofe zu thun hat, an das preußische Hausministerium mit der vertraulichen Anfrage, ob von dieser Seite nichts im Wege stehe. Da wurde ihm der Bescheid, er würde durch die Ermöglichung einer Veröffentlichung jener Briefe des Fürsten Bismarck allerdings seine geschäftlichen Beziehungen zum Haus­ministerium gefährden. Infolge dessen bat der Bankier den Forscher höflich um Entschuldigung, daß er seine Zusage nicht erfüllen könne; jene geschäftlichen Beziehungen seien für ihn aber doch zu werthvoll, und so wolle er den eigenartigen Schatz von Bismarckbriefen dann lieber unbenutzt in seiner kostbaren Auto­graphensammlung liegen lassen."

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Der Manteuffel'sche Nachlaß, der wegen des auch durch die reiche Kriegsdotation und die Ueberlassung des einträglichsten Verwaltungs­beamten Postens nicht verhinderten Vermögensverfalls verhöfert worden ist, soll überhaupt die gefährlichsten Papierchen" enthalten, vor deren Veröffentlichung die Interessenten reichsdeutscher Legenden­politit stetig zu zittern haben. Insonderheit wird der Schmied des Deutschen Reiches " heute mit allen Mitteln der Möglichkeit beraubt, seinem Volte das Vermächtniß seines Genius zu offenbaren. Die Schreiberzeugnisse Bismarck's stehen heute obenan auf dem Inder