„Asrtkantsche Galgenskizzen". Die Wiener»Z eit� schreibt:„Der Artikel von Dr. Oskar Baumann ist in dem kolonial-fanatischen Theil der reichSdeutschen Presse zum Gegenstandder heftigsten Beschimpfungen gemacht worden. Die Wnth derreichsdeutichen Kolonialmenschen begreifen wir sehr wohl. Sie giltebenso der unerschrockenen Persönlichkeit jenesAfrikaforschers, der in dem Prozeß Peters-Leist-Wehlan dieHauptzeugenschaft gegen die Kolonialbrutalitätabgelegt hat, als auch dem neuesten Dokument, das er in seinen„Afrikanischen Galgenskizzen" der Kolonialbrutalität abermals gewidmet hat. Weit wichtiger als diese begreiflichen Gefühlsergusseder_ aus ihrer Ruhe aufgestörten kolonialen Moralhcuchlererscheint unS die F e st st e l l u n g, daß auch nicht einesder hunderte von reichSdeutschen Blättern, diesich über Dr. Banmann's Artikel ereifert haben, die Wahrheitauch nur einer der von ihm erzählten That fachen ernst-lich zu be st reiten gewagt, und daß daS reichsdeutsche Kolonial-amt es für nothwendig befunden hat, den Artikel zur Grundlageeiner Untersuchung zu nehmen, deren Ergebnisse wohl noch imdeutschen Reichstage zur Sprache werden kommen müssen. Einzelnereichsdeutsche Blätter lassen sich zu ihrer Beruhigung aus Wienmelden, daß Dr. Baumann, der auch den Titel eines österreichisch-ungarischen Generalkonsuls in Sansibar führt, wegen seines Artikelsvom Grafen Goluchowski eine scharfe Rüge erhalten habe.Dieser Meldung erlauben wir uns einige Zweifel entgegenzusetzen,weil einer Rüge eine Disziplinaruntersuchung vorangehen muß, diedenn doch durch das � einseitige Gezeter der deutschen Kolonialpresseselbst für österreichische Begriffe nicht ausreichend ersetzt werdenkann. Wenn schließlich einzelne reichsdeutsche Blätter auch die Ver-muthung ausgesprochen haben, daß Graf Thun den Artikeldes Dr. Baumann veranlaßt hat, um sich für die beiseiner berühmten Jnterpellationsbeantwortung kürzlich erlitteneSchlappe am Deutschen Reich zu rächen, so liegt dieser Anschauungeine ebenso starke Unterschätzung der räumlichen Distanz zwischenWien und Dr. Baumann's Arlfenrhaltsort Sansibar, wie eine Ueber-schützung des geistigen Horizonts des Grafen Thun zu Grunde."Es ist nicht zutreffend, daß nur die kolonial-fanatische Presse dieGalgenskizzen gerügt habe. Zuerst haben vielmehr sozial-demokratische Blätter, die„Leipziger Volkszeitung" und der„Vorwärts" den Artikel scharf kritisirt. Wir haben freilich schondamals die günstige Deutungs- Möglichkeit hervorgehoben,daß Baumann aus der Seele der Kolonialbrutalen heraus insatirischer, gleichsam homöopathischer Kurmethode seine empörendeArt der Behandlung gewählt habe. Es soll uns fteuen, wenn diesemögliche Annahme den Thatsachen entspricht. Aber ganz ver-mögen wir den Verdacht nicht abzuwehren: In solchem Ton schreibtauch kern Satiriker, wenn er nicht ein bischen.Volkskenner" ist.—Schreckliches LooS polnischer Arbeiter. In der letztenRummer veröffentlichte das polnische Parteiorgan„Gazeta Robotnicza"nachfolgenden Brief, welcher von mehreren ausgewanderten ArbeiternauS Honolulu an den österreichischen ReichsrathsabgeordnetenGenossen Daszynski gerichtet ist und von letzterem dem öfter-reichischen Minister des Aeußeren, Grafen Goluchowski eingehändigtwurde;Honolulu, den 24. Dezember 1898.Geehrter Genosse! Wir 43 Arbeiter, meist aus Galizien, ersuchenSie, uns ans unserer schrecklichen Roth zu befreien. Viel könnenwir nicht schreiben, da wir uns im Gefängniß befinden, nur so viel:die deutschen Agenten in Bremen haben uns für dreiJahre an den österreichischen Konsul in Honolulu verkauft; da wiraber nicht im Stande sind so schwer und beinahe umsonst zu ar-beiten, hatte man uns auf Befehl des Herrn Konsuls ein-gesperrt und uns erklärt, daß man uns hier so lange haltenwird, bis wir auf die Plantagen zurückgekehrt sind, woman uns für unsere schwere Arbeit nicht einmal soviel zahlt, daßwir uns satt essen könnten, aber als Zugabe mit den Pferden zu-sammenspannt und unS mit der Peitsche schlägt, die Hundeauf uns hetzt, damit sie uns beißen sollen, und man schlägt uns fasttagtäglich. Wenn Sie unS nicht hiervon erretten, wollen wir lieberbier im Gefängniß bleiben, als auf die Plantage zuriickkehren. ImNamen aller unglücklichen polnischer Arbeiten und Arrestanten sendeEuch die herzlichsten Grüße. Leon Naal."—Austand.Oesterreich-Ungartt.. Zu den politischen Wirren in Oesterreich nehmen jetzt dieeinzelnen Parteien in offiziellen Erklärungen Stellung. Ein Com-muniquö der deutschen Volkspartei spricht sich gegen dieunrechtmäßige Herrschaft des§ 14. welche wieder begonnen habe.ans, ferner gegen den durch Erlaß der Sprachenverordnungen fürBöhmen und Mähren und durch eine Reihe sonstiger Maßregelnverübten rechtswidrigen Angriff auf den nattonalen Besitzstand' desdeutschen Volkes und fordert dazu auf. ungebeugten Muthesim Widerstand zu verharren, bis die entscheidendeWendung zrmt Besseren eingetreten. Femer warnt da« Eommuniqusvor übertriebener Zuversicht und entsagender Hoffnungslosigkeit undweist auf die Nothwendigkeit hin, daß in so erregter Zeit jedeskleinliche Gezänke schweige und alle Parteien, denen die Wohlfahrtdes deutschen Bolksstammes am Herzen liegt, sich in der Vertheidigungder Rechte desselben zusammenfinden.Aus Ungarn wird gemeldet: Die liberale Partei hält amnächsten Dienstag in Budapest eine Konferenz ab, in welcher derMinisterpräsident über den Verlauf der Kompromißverhandlungen be-richten wird. Die Aussichten für den Kompromiß haben sich mittlerweileungünstiger gestaltet, da die Opposition auf dem Standpunkt verharrt,daß dem Kabinette Banffy Indemnität nicht bewilligt werden könne.Die Opposition wolle sich vielmehr gegenüber dem eventuellen Nach-folger des Baron Banffy volle Aktionsfreiheit vorbehalten, so daß dernächste Kabinetts-Chef, falls er nicht eine der Opposition genehmePersönlichkeit sei, ebenfalls der Gefahr der Obstruktion ausgesetztwäre und Indemnität nicht erhalten würde. Der den Friedeil an-strebende Abg. Koloman Szell hofft jedoch immer noch, dieMinorität von diesem Standpunkte abbringen zu können.Frankreich.Pari». 4. Februar. Die Kammerkommission, die gestemwieder eine Sitzung abhielt und den Ministerpräsidenten und denJustizminister hörte, brharrt, wie behauptet wird, auf einer derbeiden folgenden Lösungen, nämlich entweder Beaurepairewegen seiner Anklagen gegen gewisse richterliche Beamte gerichtlichverfolgen, oder aber diese Beamten vor das obere Gericht für lichter-liche Beamte zu stellen. Man sagt, daß gewisse Deputirte geneigt seien,die Frag« vor die Deputirtcnkammer zu bringen, wenn die Regie-rnng nicht die Initiative ergreifen sollte. Außerdem sagt man. dieRevisionskommission erhalte seit mehreren Tagen Drohbriefe gegenmehrere ihrer Mitglieder.Marseille, 4. Februar. Als Rochefort und Max R S g i S.welche sich über Nizza nach Algier begeben wollen, gestern Abendhier eintrafen, wurden Kundgebungen veranstaltet. Es kam zuThätlichkeiten, wobei zwei Personen verletzt wurden. Die Polizeinahm mehrere Verhastmigen vor.—England.London, 2. Februar.(Eig. Ber.) Bezüglich des Führerstreikskm liberalen Lager ist es nun sicher, daß die Würde der Führer-s ch a f t im Hau? der Gemeinen an Sir Henry CampbellBannerman übergehen wird, der im Ministerium Gladstone-Rosebery Kriegsmimster war. Der Genannte ist eine acht-bare Mittelmäßigkeit, ein guter, wenn auch nicht glänzenderRedner, nicht ohne Verdienst als Ressortminister, und hatsich bei den Arbeitern durch die Einführung das Achtstunden-tage? in den Arsenalwcrkstätten einen outen Namen gemacht.Er ist ein jüngerer Sohn, ist aber durch eine Erbschaft zu genügendemReichthum gelangt, um die Poltttl nicht des Erwerbs wegen betreiben zumüssen. Alles in Allem ein Mann. für den sich keiner sonderlichbegeistern. an dem aber auch kaum jemand Anstoß nehmen wird.Wahrscheinlich wird er mit Einstimmigkeit geivählt werden.Die Zusammenkunft der Abgeordneten, durch die die Wahl vor-genommen werden soll, findet im Reform-Klub statt, dem Heimder liberalen WhigS, und nicht im großen nationalen liberalen Klub.Es hat das eine gewisse symptomatische Bedeutung, denn der letztereKlub ist heute der Sammelpunkt der Unzufriedenen der liberalenPartei. Dort herrscht der Geist Labonchere's. Diese Gegnerschaftund Verfassung der Klubs spiegelt die derzeitige Derfasstmg derliberalen Partei wieder.—Amerika.Mae Kinley und die Philippinen. Der„InternationalenKorrespondence" wird ans New-Dork vom 2. Februar berichtet:Mac Kinley ist jetzt entschlossen, sich in keinerlei Verhandlungenmit Aguinaldo und der Aufftändischen- Regierung einzulassen.sondern den Kampf gegen dieselben mit allen Kräften aufzunehmen.Es sollen im Ganzen 18 000 Mann Verstärkungen nach Manilaabgehen, wogegen von dort die 4000 Freiwilligen gänzlich zuriickge-zogen werden.—_VKvlaurentÄrifches.Maßregelung von Post- Unterbeamtrn. Der AbgeordneteDr. Miller(Sagau) und Genossen haben zur zweiten Berathungdes Entwurfs eines Gesetzes, betreffend die Feststellung des Reichs-Haushalts- Etats für 1899 den Antrag eingebracht. der Reichstagwolle beschließen: 1. zu erllären, daß Disziplinarmaßregelngegen Post- Unterbeamte wegen Abonnirens auf die Wochenschrift„Deuffcher Postbote" oder wegen Jnserirens von Familien-und Vereinsnachrichten in dieser Wochenschrist ungerechtfertigt undunzulässig sind, 2. den Herrn Reichskanzler zu eriuchen, jede Be-schränkung der Postbeamten bezüglich ihrer außerdienstlichen Lektürezu untersagen.Die ReichStagSwahl im Wahlkreise Bernkastel, die durchden Tod des Zentrums-Abgeordneten Dieben nöthig gewordenist. findet am 23. Februar statt.Der Löbtaner Bankrawall.Unser Gewährsmann, der die Sache, welche wir an leitenderStelle besprechen, genau kennt, giebt uns folgende Schilderung desVorganges und des Verlaufs der Gerichtsverhandlung:Am S. Juli 1899 hatten die Arbeiter auf einem Bau der Unter-nehmer Hampel und Grahl in Löbtau bei Dresden das Richtfest gefeiert. Die Prinzipale waren mit Bier freigebig gemig gewesen,schon zum Frühstück und zu Mittag war getrunken worden, und nachSchluß der Arbeit hatte die Kneiperei erst recht begonnen. In,ganzen waren 140 Liter, größtentheilS echten Münchener Bieres,vertilgt worden.Gegen 8 Uhr Abends hatten sich die meisten entfernt, und eSwaren nur noch einige besonders seßhafte und durstige Leuteanwesend. Da verlautete, daß auf dem nahegelegenen Klemm-schen Neubau die Zimmerleute noch arbeiteten, während beider allgemein angenommenen zehnstündigen Arbeitszeit derFeierabend schon um 0 Uhr eingetreten war. Man weiß, mitIvelchen Opfern und Schwierigkeiten diese zehnstündige Schicht von6 bis 6 Uhr erkämpft worden ist, diese Regelung der Arbeitszeit,die immer noch jeden Arbeiter, der etwas weiter von seiner Arbeits-stätte wohnt, täglich 14—15 Stunden vom Hause und seiner Familiefern hält, und man wird es begreiflich finden, daß die Arbeiter esnicht gern sehen, wenn diese Errungenschaft dadurch immer wiedergefährdet wird, daß einzelne Leute nicht genug Solidaritäts-gesllhl besitzen. Man wird es unter diesen Umständen auch nichtmißbilligen können, daß einige Zimmerleute sich alsbald auf denWeg machten, un, den arbeitenden Kollegen zuzureden, daß sie fürdielen Abend die Arbeit abbrechen sollten.Der Zimmern, ann Zwahr bettat zuerst die Baustelle und ftagteder Form wegen den Polier Pollack um Arbeit. Die anderen folgtennach und nach und sprachen zu den arbeitenden Zimmerern einigeWorte über die Arbeitszeit. Etwas Schlimmes ist dabei»ochnicht vorgefallen, wie man schon daran sieht, daß es zwischen denbeiden Arbeitergrnppen nicht zur Schlägerei kam.Nun erschien der Bauunternehmer'(nicht wie bisher immer be-richtet wurde, Polier) Klemm jr. und forderte die fremden Arbeiterauf, sich zu entfernen. Mehrere der Arbeiter haben bekundet, daßer dabei von Spitzbuben und Einbrechern geredetHobe, und dies erbitterte die Leute. Anstatt sofort zu gehen,redeten sie hin und her, und schließlich gab es eine an sichunbedeutende Rempelei zwischen Klemm und einigen vonihnen. Klemm lief zur Baubude, holte seinen Revolver und schoßzweimal, allerdings wie festgestellt ist. indem er auf einenSandhaufen zielte. Wer aber w,ll es den angetrunkenen Leutenübel nehmen, wenn sie nicht alle gemerkt hatten, daß die Schüsseungefährlich waren, und wenn sie sich in einer Weise bedroht fühlten,die durch das Vorhergegangene keineswegs gerechtfertigt gewesen Iväre.Einige entwanden den. Klemm den Revolver und schlugen auf ihnein,'und die Stimmung wurde noch ervittertcr. als man an demHalse des Zimmermanns Zwahr eine blutende Wunde bemerkte, dieman für eine Schußverletzung hielt.Diese gereizte Stimmung hatte jeden Zusammenhang mit demursprünglichen Anlaß des ganzen Vorfalls verloren und war hervor-gegangen lediglich ans dem reichlichen Biergenutz und den unklugenSchimpfworts,, und Schießereien Klemm'» und wurde nicht wenigdadurch gesteigert, daß die Schüsse eine nach Hunderten zahlendeMenschenmenge herbeigelockt hatte, die ohne Kenntniß des Borgegangenen, glaubte. Klemm habe einen Menschen erschießen wollen,und die ihrer Enttllsiung in lauten Drohtvorten Luft machte.Klemm wurde vom' Polier in die Baubude geführt, aber einigeder Aufgeregtesten, darunter Zwahr, der sich geschossen wähnte,sprengte«, die Thür und mißhanoelten Klemm in roher Weise. Erwurde mit einer Flasche und mit Holzstücken geschlagen, und als erfloh, niedergerissen und mit Füßen getreten. Dabei fielen Rufe wie„Schlagt den Hund todt" u. s. w. Endlich gelang es 2 Polieren,ihn wegzuführen.Die Anklage richtete sich gegen alle Angeklagten aufschweren Landfriedens b'ruch, d. h. auf Theilnahme nichtnur an der Zusammenrottung, sondern auch an den Gewaltthätig-ketten. Moritz wurde zugleich alS Rädelsführer des Ganzenangesehen. Den Angeklagten Zwahr, Moritz und Schmieder wurde„och versuchter Todtschlag zur Last gelegt.D er O b e r st a a t s a n w a l t selbst hielt dies« Anklag e nicht in allenBeziehungen aufrecht, namentlich hielt er Moritz nicht des Todschlagversuchs überführt. Er stellte es selbst oiihctm, ob man bei einigenAngeklagten Theilnahme an Gewaltthätigkeitcn annehmen könnte undebenso glaubte er bei einer ganzen Reihe von Angeklagten die Be-willigung mildernder Umstände anheim geben zu können.Die Geschworenen erklärten Zwahr und Schmieder des versuchtenTodtschlags, Moritz auch der RädelSführerschast für schuldig. Beizwei Maurern, die. wie durch Zeugen erlviesen war. blos auf Geheißihres Prinzipals hingegangen waren, um die Zimmerleute zurück-zurufen, verneinten sie die Schuldftagen. be, zwei Angeklagten(Geißler und Hecht) nahmen sie nur einfache Theilnahme an derZusammenrottung, nicht an den Gewaltakten an, im| Uebrigen erklärten sie alle Angeklagten der Gewaltthätigkeiten überführt. Beisämmtlichrn Nngeklagten verneinten sie dts mildernden Umstände, auch bei denen, die sie blos des einfachen Landfriedens-bruches schuloig erkannt hatten, obgleich das Gesetz da diesen Unter-schieo nicht macht.Das Plaidoyer des Oberstaatsanwalts Über daS Strafmaßwar kurz und frei von einseitiger Hervorhebung der verschärfendenMomenten.DaS Urtheil des Gerichts haben wir schon berichtet. Alkmildernd wurde angeführt, daß die meisten Angeklagten bishervöllig unbestraft waren IAn die Franen nnd Mädchendes arbeitenden Volkes!Der russische Zar, der absolute Herrscher des großen russischenReiches, in welchem jeder freie Gedanke aufs Brutalste unterdrücktwird und das Volk geistig und körperlich verkommt, dieser selbeZar, dcffen Regierung fortwährend auf �Eroberungen aus-geht, winkt mit der Friedenspalme, er schlägt vor, der_ fortwährenden Zunahme der Rüstungen in allen Ländern ein Ziel zusetzen, damit die Segnungen eines wirklichen dauemden Friedensden Völkern zu theil werden. Die wirklichen Volksvertreterim Deutschen Reichsrage, die Sozialdemokraten, sind viele Jahrevor dem Manifest des Zaren gegen jede Verstärkung des Mm-tarismus zu Waffer und zu Lande eingetreten, weil er am Markedes Volkes zehrt und die Millionen, die für wirkliche Kulturzwecke,wie Erziehung und Ausbildung der Jugend u. s. w., Verwendungfinden lallten, verschlingt._Unsere Regierung ist bei ihrem seit Jahren vertretenen Stand-Punkt geblieben: immer mehr Soldaten und somit die unansbletb-liche Vernachlässigung der nothwendigsten Kulturaufgaben. Aberzugleich auch soll das Militär, so wollen es die herrschenden Klassen,gegen den inneren Feind, d. h. gegen das arbeitende, ummenschenwürdige Existenz ringende Volk angewendet werden.Ihr Proletarierinnen, die Ihr nicht daS Recht habt, an derAusgestaltung der Gesetze mitzuwirken, Ihr habt die Pflicht, dieungeheuren Mittel von Eurem kärglichen Einkommen zumgrößten>TH eile zusammenbringen zu Helsen, Eure Söhne undBrüder im besten erwerbsfähigsten Alter aus Jahre dahin zu geben,damit sie des K ö n i g s Sl o ck tragen und der Disziplin gehorchen.die ihnen Gehorsam selbst dann auferlegt, wenn kommandirt würde,auf Vater und Mutter zu schießen.Proletarierinnen I In Eurem und dem Interesse Eurer Kinderwie des gesammten Volkes liegt es, über diese Verhältnisse Aufklärung zu erhalten.Erscheint daher zahlreich in der am Montag, den 6. d. M.,Abends 8 Uhr. bei K e l l e r. K o p p e n st r. 29. stattfindenden Volks-Versammlung, in der der Reichstags-Abgeordnete Genosse Bebelüber:„Die neue Militärvorlage und daS Friedensmanifest desZaren" sprechen wird. Die Einbemferin.VÄvkei-Nttrhvichken.Die„Sächsische Arbeiter-Zeituug" beunruhigt sich über dieHaltung der sozialdemokrattschen Mitglieder der Budget-k o m ni i s s i o n, in der angeblich 60 Millionen für Festungsbautenbewilligt worden sein sollen, nachdem die Militärverwaltung allerleigeheim zu haltende Mittheilungen gemacht habe.Dazu ist zu bemerken, daß nicht 50 Millionen, sondern10 Millionen bewilligt wurden, 40 sollen noch folgen; daß zwarverlangt wurde, die technischen Details geheim zu halten, abernicht die allgemeinen Gründe; daß ferner auf Anregung der sozial-demokratischen Abgeordneten beschlossen wurde, schriftlich anden Reichstag Bericht zu erstatten, und endlich, daß, dadie Forderung mit Angabe des Zwecks im Etat steht, auchjeder Abgeordnete die Möglichkeit hat, seine Gründe gegendie Forderung geltend zu machen. Daß die Sozialdemokratie gegendiese Forderung stimmt und ihre Vertreter in der Kommission bereitsgegen dieselbe gestimmt haben, bedarf keines Wortes.Zur bevorstehenden Gemcindcwahl in Nürnberg hatte derdortige Sozialdemokratische Verein beim Magistrat dieEinführung der Bezirkswahlen beanttagt. Diese Forderungwar schon bei jeder Gemeindewahl erhoben, aber von der frei-sinnigen Stadtverlvalwng jedesmal kurzerhand abgelehnt worden,u. a. mit der Ausrede, daß bei einer auf Grund eines solchen Modusgewählten Vertrettmg daS allgemeine Interesse mehr zurückgedrängt,dagegen die„Kirchthurmsinteressen" zu sehr hervortteten würden.Diesmal hat man die Angelegenheit wochenlang in einer Kommissionberathcn. Am Freitag wurde sie endlich im Magisttat verhandelt.Das Ergebniß war der Vorschlag, einmal probeweise eineEintheilung der Stadt in Bezirke vorzunehmen, um zu erkennen, obsich die Maßnahme betvähren würde. Man will naturlich erst ganzsicher sein, daß der auf den. Nürnberger Rathhause dominirendeLiberalismus bei dem neuen Wahlverfohren nicht zu kurz kommt.Eine Kommission soll die Probe vornehmen.Der Sozialdemokratische Verein in Frankfurt a./M. hatteEnde Januar rund 1000 Mitglieder.Polizeiliches, Gerichtliches u.f.w.— Racheakt eines Ansgcstoffeneu..Die in G r e i z erscheinende„ R e u ß i s ch e V o l k s z e i t u n g." meldete, daß auf Antragder fürstlichen Staatsanwaltschaft einige ihrer Geschäftsbüchergerichtlich mit Beschlag belegt wurden.. Der. Grund war in einerDenunziation des früheren Expedienten Schenderlein zusuchen. Die beschlagnahmten Bücher sind aber schon wieder zurück-gegeben.Schenderlein war von der reußischen Landeskonferenz aus derPartei ausgeschlossen worden. Durch die Denunziation hat erlediglich den Beweis geliefert, daß es da? richtigste war, ihn ausunseren Reihen zu entfernen.— Dtirch einen Artikel über den Stuttgarter Parteitagsollte sich die Erfurter„Tribüne" nach Ansicht der Staats-anwaltschast des Vergehens der Aufteizung schuldig gemacht haben.DaS Landgericht in Erfurt sprach aber den verantwortlichen RedakteurRudolph frei und bei diesem Erkennwih ist ei auch geblieben,denn die Revision der Staatsanwaltschaft wurde vom ReichSgertchtverworfen. Der Reicheanwalt beantragte selbst die Ablveisung desstaatSanwaltschaftlicheu Begehrens.— AUS Magdeburg. In einem ErnsittellingSverfahren ist derVerleger der„Volks stimme", Genosse Harbaum, aufden 11. Februar als Zeuge vorgeladen.Sozrnlvs.Arbeiter-Risiko. Aus dem R uhrrevier wird gemeldet:Auf Zeche„Zollern" wurde ein Bergmann durch herabfallendesGestein erschlagen. Auf Zeche»Gneisen au" kam ein Bergmannzwischen zwei Wagen, wöbet ihm der Unterleib zerquetscht wurde.Er starb im Hospital. DaS gleiche Schicksal hatte ein Bergmann,der auf Zeche„K a i s« r F r i e d r i ch" das Opfer seine» Berufesgeworden war.Zu der BuitdeSrathS-Verordnung über die Einrichtung undden Betrieb der Roßhaarspinnereien, Haar- undBorstenzurich'tereien, sowie der Bürsten- und Pinsel-mache reten, welche Verordnung bekanntlich den Schutz derArbeiter vor der Mi lzbr and v er gi ftun g bezweckt, wirduns geschrieben!Nach A 2 soll nur das ans dem Auslände bezogene Materialvorschriftsmäßig desinfizirt werden. Die aus dem I n l a n d estammenden Borsten sind aber genau so gefährlich. DaS Reichs-Seuchengesetz kann nicht verhindern, daß Borsten von Milzbrand-kranken Thieren Verwendung finden, was durch die vorgekommenenMilzbranderkrankungen von Arbeitern erwiesen ist.Der Umstand, daß es den Betriebsinhabern Überlassen bleibt,von drei Desinfektionsverfahren eines zu wählen, verschlechtert sogarden bisherigen Zustand ganz erheblich. Von den vorgeschlagenenDesinfeltiousverfahren wirkt mir die Verwendung vonströmendem Dampf tödtlich auf die Milzbrand-(j-oren. Das aber ist das unbequemste Desinfektionsmittel undwird nunmehr auch für jenes Material aufgegeben werden, wofüres bisher vorgeschrieben war. Selbst jenes Material, daS, ohneSchaden zu leiden, bisher mit strömendem Dampf desinfizirt wurde,werden die Betriebsinhaber in Zukunft durch Kochen desinfiziren. DasKochen bietet aber keine Garantie�für die Vernichtung der Sporen. Eshätte unter allen Umständen für das Haarmaterial die Des»injeltion mit strömendem Dampf vorgeschrieben werden sollen und