yrt« ztxi« Sonntag, V. November 1930. Gelte 8. Vom Prager»ealschen Aiiadsant. E Die Festwoche ist vorbei. Di« seinen Wort« über di« hohe Mission des Rundfunks sind verhallt. Das Fest ist aus und der Ansager gibt Gramms- Phonmusik an und wiederholt in geschäftiger Weise die Bestellnummer der Schallplatten. Alles wird wieder beim Alten bleiben. So haben wir das er­wartet. Ein Zwiegespräch überDeutsch « Kunst­stätten in Böhmen " ging dem Festende voran. ES war nichts Bedeutsames und bot keine sicheren Ausblicke, Eine Plauderei war es, wie sie in«in«r PHILIPS MINIWATT EMPFANGEN Dauer von zehn Minuten eben sein kann. Und trotz der Kürze wurde sie an einigen Stellen langweilig gesprochen. Die Hörer wurden mit der Sonntagsendung entschädigt. Da sang uns Alfred Schütz vom Deutschen Landascheater mit seiner klangtiefen Stimme italienische und französische Opern­arien. Da gab uns die Pianistin Magda Szak- marh ein kleines Klavierkonzert. Wir hörten Mendelssohn und eine Konzert-Etüde von Emil Sauer . Die beiden Künstler haben den vielen un­sichtbaren Hörern große Freud« bereitet. Die VortragsreiheDer Sagenschatz un­serer Heimat" wurde am Montag von dem be­kannten Schulmanne Fachlehrer Ignaz Göth aus Jglau fortgesetzt. Göth ist ei« guter Rundfunkfpre- cher und erzählte in einer recht angenehmen Art Hirtensagen aus dem Kuhländchen; vom Hirten, der das Brot verflucht«, von der versunkenen Stadt im Sühneteich, vom Schmiedt aus Mährisch-Ostrau , der schwarze Steine sand, di« an seinem Feuer an­fingen zu brennen; es waren Steinkohlen. Mit einigen Strichen zeichnet« Göth die abendliche Land­schaft des mährischen KöhlengevieteS. Wir in Nord- westböhmen kennen und lieben die Reize dieser eigenartigen Industrielandschaft. Sie ist bei uns von der gleichen Ant. Dann hörten wir Erich Kästner , den Dichter, der den Alltag einer Zeit in seinen Versen besingt, di« ihre Brutalität hinter einer verlogenen Senti­mentalität verbirgt. Den Menschen dieses Alltags spürt der Dichter nach und er läßt sie mit ihren schmucklosen Worten die Satire auf das Leben dieser Zeit sprechen. Erich Kästner leitete sein« Vorlesung mit der Mitteilung ein, daß ihm di« Zeit zum Borlesen zu kurz bemessen und daß er der Tatsache, keine« Anstoß zu erregen(wir wittern hinter die- ftn Worten die Drohung des amtlichen Zensors), Rechnung trägt und die Hörer aufmerksam macht«. daß sie ihn deshalb von der harmlosesten Seite ken­nen lernen werden. Er gab sodann seinenknapp­gefaßten Lebenslauf bekannt.Ich kam zur Welt und lebe trotzdem weiter". Dann folgte«in Herbst­gedichtEine Elegie nach allen Seiten", dann die ,Ballade vom Mißtrauen",Ein Beispiel von eige­ner Liebe", dasWiegenliÄ väterlicherseits", das GedichtEinsamkeit" und zum SchlußRaster No ­vember". Wer von den Rundfunkhörern Kästner wirklich kennen lernen will, der wirb zu seinen Büchern greifen mästen. Äm Rundfunk wurde er zum harmlosen Dichter degradiert. Am Don­nerstag sprach in der Arbeitersendung Ge­nosse Jng. Otto Ditmar populär und instruktiv üb« di«.Zertrümmerung der Atome". Rudolf Rückl. Die österreichilchen Wahle«. Wie wird gewählt?- Stärke der Parteien.- Wahlausfichten. . Oesterreich wählt, wie di« meisten euro­ päischen Demokratien auf Grund des allge­meinen, gleichen, geheime» Ver­ba l t n i 8 w a h l r e ch t s für Männer und Frauen, die älter als 21 Jahre und unbescholten sind. In der Durchführung unterscheidet sich daS österreichische Wahwerfahren von dem unseren. Die Stimmen werden in den Wahlkreisen gezählt, in denen auch die erst« MandatSverteälung statt­findet. Wer die Wahlzahl erreicht, erhält schon rm Wahlkreis ein Mandat, das sogenannt« Grundmandat, wer aber ein solches Grundman­dat nicht erreicht, der kann im WahlkreiSverband kein Restmandat erhalten. Der WahlkreiS­verband ist die zweite Zählungsgruppe und zum Unterschied von unserem Wcchlsystem auch di« letzte. Während ber uns noch oaS dritte Skrutinium stattfindet, gibt es in Oesterreich keine Reichsliste, sondern neben den Grundman- daten nur die Restmandate im Wahlkreisver­band. Es gibt 25 Wahlkreise(die ersten sieben entfallen auf Wien ) und die Wahlkreisver­bände Wien , Niederösterreich , Steiermark mit Kärnten und Burgenland , Oberösterreich mit Tirol und Salzburg . Wenn nun eine Partei auch in einem Wahlkreis em Grundmandat er­halten hat, so ist nicht gesagt, daß ihr alle Rest­stimmen zugute kommen, sie erhält vielmehr die Reststimmen nur indem Wahlkreis- verband, in dessen Bereich ihr ein Grundmandat züfiel. Daher sind die Wahlaussichten der kleinen Parteien in Oester- reich immer schlecht. Sie kandidieren gewöhnlich von vornherein nur in dem Wahlkreisverband, in dem sie auf ein Grundmandat hoffen können. Genoste Dr. Friedrich Adler schreibt dar­über in der Int. Information: Diese Bestimmung schließt alle Splitterpar­teien aus. So werden weder die Kommu-- n ist en, noch die Monarchisten ein Mandat erringen, wie sie seit dem Bestarw der Republik auch niemals eines innegehabt haben. 14 Kan­didatenlisten wurde« eingereicht, aber für di« tatsächliche Zusammensetzung des künftigen Par­laments kommen neben den beiden großen Par- teien, den Sozialdemokraten und den Christlich - sozialen, nur der Schoberblock, der sich offi­ziellNationaler Wirtschaftsblock und 8 a n d b u n d" nennt, in Betracht Dieser Block sollt« das nichtklerikale Bürger- und Bauerntum und di« Intelligenz zusammenfasten. Der Plan ist gegen die Absichten Schobers nur zum Teil verwirklicht worden, da die Großdeutschen darauf beharrten, ihm ein antisemitisches Gepräge zu geben. Die jüdischen bürgerlichen Parteien kandi­dieren auf eigenen aussichtslosen Listen und die große liberale Börsenpreste tritt nur mir geteil­ten Gefühlen für den Schoberblock ein." Die Wahlzahl dürft« diesmal 22.000 bis 2 8.0 0 0 Stimmen in einem für ein Mandat betragen(also weniger als bm uns). Wichtig ist, daß feit der Berfaffungsreform Schobers nicht mehr die Gemeinden, sondern die Polizei die Wählerlisten anlegt. Damit ist gewissen Wahlschwindeleien Borsöhub geleistet und es ist m^lich, imß die Sozialdemokratie auf diese Weise geschädigt wird. * Der österreichische Nationalrat zählt seit 1923(wo eine Reduktion der Abgeordnetenzahl stattfand) 165 Mitglieder. Sie verteilte« sich auf die Partei«» bei den beiden letzten Wahl­gängen folgendermaßen: 1923 Christlichsozial« Partei 1 82 Großdeutsche Bolkspartei/^ 10 Sozialdemokratische Partei 68 Landbund für Oesterreich 5 1927 3b 71 9 Insgesamt 165 166 An Stimmen erhielten die Parteien 1927: Absolut Prozente Einheitsliste(Christlichsoziale und Großdeutsche). 1,763.346 48.2 Sozialdemokraten.. 1,539.088 42.3 Landbund 229.977 6L Udeverband.... 35.428 1.0 Bölkisch-sozialer Block. 27.142 0.8 Kommunisten... 16.181 0.4 Demokraten.... 14,472 0.4 Jüdische Partei... 10.717 03 Partei der Kärntner Slo- Venen 9.384 0.8 4 weitere Parteien.. 1,027 Zusammen 3,636.712 100 Dis Sozialdemokraten haben im Jahre 1927 an 300.000 Stimmen gewonnen. Der Mandatszuwachs war gevina. Das rührte daher, daß 1927 durch dieEinheitsliste" die bürgerlichen Reststimmen fast zur Gänze er­faßt wurden, während 1923 zahlreiche bürger­liche Reststimmen verloren girren und die Sozialdemokratie damals mehr Mandate erhielt, als ihrer Stimmenzahl nach dem strengen Pro­porz entsprochen hätte. Diesmal besteht; di« Möglichkeit, daß die Sozialdemokratie von der schon oben geschilderten Zersplitterung der Bür­gerlichen Nutze« zieht und«inen Mandatsge­winn erzielt, der im Verhältnis zum Stim­mengewinn größer ist als 1927. * War die Wahlaussichten der Par­teien überhaupt betrifft, so scheint nur das eine völlig sicher zu fern, daß die Christ- Am V nabend der Wahlschlacht Wien fiebert. Was wird sich noch ereignen? Niemand außer den Hahnenschwänzlern und den Christlichsozialen wünscht einen ernsten Zwischen­fall, der di« Wahlen gefährden könnte, jeder bangt eher vor den kommenden Stunden. Nach den Konfiskationen d«r sozialdemokratischen Zei­tungen und der Flugblätter, den Heim- und Haussuchungen nach Waffen, nach den pvrsonel- kn Vorbereitungen der Polizeimacht und vor allem bei dem unglaublich provokatorischen Ver­halten der Hahnschwänzler würde es fast als Wunder erscheinen, wenn eS nicht zu dem von Hahnenschwairz und Schwarzkutt« gewünschten Zusammenstoß käme. Jeder verantwortliche Funktionär der Arbeiterbewegung beruhigt in diesen Stunden, weiß man doch, daß die Aus­lösung der auf beiden Seiten zurückgedämmten Leidenschaften nicht mehr der Wahlzettel, sondern die brutale Gewalt entscheiden würde, mit wel­chen Methoden Oesterreichs Geschick in der näch­sten Zeit geleitet werden soll. Uniformierte Heimwehrleute durchziehen in Trupps oder in Autos di« Straßen Wiens , am liebsten, jene, in denen zu 99 Prozent Arbeiter leben. Trompetengeschmetter dient dazu, das kriegerische oder besser gesagt das räuberische Aussehen der Banden zu steigern. Abends Fak- kelzüg« der tzahnenschwänzler in den Arbeiter­bezirken so läut als möglich; Starhemberg und seine Polizei warten auf ihre Opfer. Die Ar­beiterschaft ist, bis auf einige bedeutungslose Zwischenfälle, ruhig geblieben, das will, bei dem, der den Vorwitz des Wieners kennt, immer­hin etwas heißen. Disziplin der Arbe» terschaft auf der günzen Linie. In allen Versammlungen sagen di« Redner immer und immer wieder: nicht«inschüchtern, aber auch nicht provozieren lasten! Das verstehen di« Arbeiter und man läßt in diesen Tagen das Heimwehrgesindel toben. Der Sonntag muß mit dem Stimmzettel die Entscheidung bringen. Der österreichische Arbeiter und vor allem der Wiener , ist in kaum zu verstehender SiegeS- strmmung. Man muß di« Versammlungen die­ser Tage miterleben und dann weiß man, waS für gläubige Sozialisten die Wiener Arbeiter sind. Donnerstag abend Versammlung Otta­ kring . Di«Arbeiter-Zeitung " meldet keine Zeit für Wahlerversammlungen. Die Redner teilen die Zeit untereinander auf, da jeder der bedeutenden Führer jeden Abend in ein paar Versammlungen sprechen muß. Hier sind Fried­ rich Adler , Dr. Schärf, urtd S« v« r als Redner vorgesehen. Di« Bezirksorganisation Ottakring hatte Weisung gegeben, die Versamm­lung um halb 8 Uhr zu beginne»!. Um 6% Uhr ist der groß« Theatersaal, die Galerie bis auf den letzten Platz gefüllt. Die Menschen sind von Mauer zu Mauer eingepreßt. Auf dem Gesimsen stehen sie, sie sitzen auf den Fenster». Man fürchtet ein Unglück. Abe« draußen stamp­fen sie weiter in endlosen Kolonnen an. Di« Nebenräume, di« wahrlich nicht klein sirch, wer­den besetzt, der weite Garten des ArboiterheimeS füllt sich, de« Zustrom gebt weiter, um halb 8 Uhr ist die Straße vor dem Heim zum Ber- sammlungsplatz geworden. Man sieht zwar hier stundenlang nichts, aber die Maste bleibt unbe­weglich, sie wartet auf Friedrich Adler , sie will den Führer sehe». Im Saal haben di«blauen Blusen" längst das Vorspiel beendet. Beißender Spott hat di« Reaktionäre Oesterreichs alles Ernstes entkleidet, nach Schlagormelodien singt man steirisch« Vers« auf Baugoin, Seipel und Wenn der Strafe»!« net unsere Bundesbahnen hätt'". Dann kommt Adler, umjubelt ohne End«, einKönigderArbeiter. Ruhig schildert er den Weg und den Kampf der österreichischen Arbeiterklasse, ihre Erfolg und die Gefahren, di« nun vor ihr stehen. Jedes Wort«ine Fest­stellung.Bor 40 Jahre» war unsere Partei nicht größer als diese Versammlung. und doch haben wir di« Reaktion besiegt, kann jemand glauben, daß wir jetzt besiegt werden können?" Und tausendfach ruft man ihm die Antwort zu: Nein!" Seine Rede überzeugt. Ruhig blei­ben, warten, die Demokratie wird siegen! Am Schluffe«ine Reminiszenz über die Habsburger und die Habsburgertendenzen der Zita , die zu dem Gelöbnis führen:N<e wieder Habs­ burg !" und der Begeisterungssturm bricht los. In diesen Worten liegt aber auch eigentlich der ganze Sinn des Wahlkampfes. Ni« wieder Habsburg ! Denn die Möblierung der Habsbur­ ger kann im Wesen nur das Ziel der Hahnen- schwänzler sein. Diese Losung zündet bei den Arbeitermasten. So wie in Ottakring , ist es in allen Versammlungen. Man versteht den Wahlkampf. Richt um Mandate, sondern um die Demokratie, um die Zukunft geht es. Des­halb, was immer auch in diesen Stunden von de» Arbeitern Oesterreichs ertragen werden muß: Die Taktik gebietet, Zähne knirschend di« Provo- kationen über sich ergehen lasten: Wahltag ist Zahltag. Der Arbeiter weiß; die ganze Welt sieht auf ihn, sein Kampf ist der Kampf der Woltdemokratie, er schützt sie, wird sie zum Sieg« füh re«! F. K. lichsozialen, die Partei Straffellas, die Hauptverlu st träger sein werden. Man weiß allerdings nicht, wieviel von den Stimmen der Einheitsliste von 1927 den Christlichsozialen, wieviel den Großdeutschen an­zurechnen waren. Die 85 Alandate der Ein­heitsliste verteilten sich im Verhältnis 73: 12 auf Klerikale und Deutschnationale. Es ist möglich, daß eine gleiche Verteilung auf Scho­berblock und Christlichsozial « schon einen be­trächtlichen Gewinn der Großdeutschen und einen Verlust der Klerikalen darstellte. Doch weichen auch di« Gewinne der Heimwehren auf Kosten der Christlichsozialen gehen. Auf der andern Seite wird den Sozialdemokraten die Son­derkandidatur der Kommunisten fchaden. ES dürften durch sie 30 bis 40.000 Arbeitersttmmen gänzlich verloren gehen. Für di« Mandatsverteilung im Nationalrat kann das von verhängnisvoller Bedeutung sein. Der Schoberblock setzt sich aus Mehre­ren Parteien zusammen, von kikr zwei Landbund und Großdeutscke eine Vertre­tung im Nationalrat bereits besaßen. Ob er zu diesen 21 Sitzen neu« zu gewinnen vermag, läßt sich schwer Voraussagen. Anfänglich schätzt man die Aussichten deS Schoberblocks hoher ein und rechnete damit, daß er mehr als 30 Sitze erobern würde. Durch die Ausschaltung der Wiener liberalen Juden haben sich jedoch die Wahlaussichten Schobers verringert. Die Sozialdemokratie hat bei dem Volksbegehren um die Altersversicherung ihre Anhänger mustern können und in dieser offenen und namentlichen Abstimmung schon um 60.000 Stimmen mehr«fielen können, als sie 1927 in geheimer Abstimmung erhielt. Dennoch muß damit gerechnet werden, daß die Son­derkandidaturen der Kommunisten, Zio­nisten und des Mittelstandes die Sozialdemo­kratie nm die Stimmen einiger zehntausend Mitläufer bringen, daß Wahlsch winde- leien der Behörden und auf dem Lande auch Heimwehrterror zu Verlusten führen. Wenn es der Sozialdemokratie gelingt, nach dem seit drei Jahren unvermindert wütenden Ansturm der geeinigten Reaktion ihre Stim­menzahl um einiges zu erweitern, ihre Man­datszahl zu behaupten, so wäre schon das ein großer, vor allem moralischer Erfolg. Ein Mandatsgewinn der Sozialdemokratie könnte als großer Sieg gewertet werden. Ob. der Wahlsonntag ruhig verläuft, und die Putschisten das Votum des Volkes abwarten, läßt sich zu dieser Stunde noch nicht'prophe­zeien. Schulrekorm in England. London , 7. November, von der Arbeiter­partei mit großem Beifall begrüßt, erhob sich am Donnerstag nachmittags im Unterhaus der U n- terrichtSminister Trevelhan, nm da» neue Schulgesetz der Regierung vorzulegen und zu b^ründe». Das Kabinett hofft, die Vor­lage bis Weihnachten unter Dach und Fach zu bringen.Was wir hier Vorschlägen erklärte der Minister ist eine der größten Reformen in der englischen Geschichte, den« sie soll dem Kin­derdrama in der englischen Arbeiterklasse ein End« bereiten. Das schulpflichtige Alter soll auf 15 Jahre erhöht und die davon betroffenen Eltern mit durchschnittlich 5 Schilling pro Woche für jedes Kind unterstützt werden. Einer Arme« von Kindern wollen wir eine verlängerte Ausbildungszeit uud damit die Grundlage für einen bester«« Lebensstandard ge­ben. Mr wollen die Kinder bis zum 15. Lebens­jahre von der Arbeit fernhalten, so wie«s die Besitzenden ihrer Jugend bis zum 18. Lebens­jahre und noch länger gewähre« können. Die Lehrer und Erzieher treten warm für unsere Reform ein, die keinen Gegner unter denkenden und empfindende« Menschen habe« sollt«. Für 300.000 Kinder soll das Gesetz sofort in Kraft tret«», und bis zum April 1931 kann di« Um­organisierung in den Schulen soweit gediehen sein, daß alle englischen Bolkssthüler Insge­samt 500.000 in das Gesetz einbezog«« sind. Die 300.000 Kinder machen aber für 150.000 ältere Arbeiter Arbeitsplätze frei, so daß dadurch die Arbeitslosigkeit erheblich vermindert wird. Die jährlichen Kosten für die Ausführung des Gesetzes belaufen sich ans 7 bis 9 Millionen Pfund Sterling." Unter den Hochrufe« der Arbeiterpartei schloß Trevelhan seine Red«. Der Sprecher der Arbeiterfraktion, Abgeordneter Ede, sagte im Namen der Labour-Party, die Hoffnungen der englische »! Arbeiterbewegung würden auf diesem Gesetz beruhen, vielleicht ist dies auch der Grund, weshalb der nächste Redner, Lord Perzh, der Unterrichtsminister im früheren Kabinett Bald­win, im Namen der Konservativen das Gesetz ablehnte. Sein« Partei werde unter allen Umständen gegen das Gesetz stimme«. Die Zer­fahrenheit der Liberalen Partei zeigt sich wie­derum darin, daß sie bis heute noch nicht weiß, ob sie für ober gegen das Gesetz stimmen soll. Lacour behauptet fich tu Schottland . Die Kommunalwahlen in Schott­ land haben der Labour-Party einen Verlust von insgesamt neun Sitzen gebracht, denen 13 Gewinne gegenüberstehen. In Glasgow ging jedoch die Arbeitermehrheit verloren. Jn- folge eigenartiger Gesetzesbestimmungen waren hier 40.000 Arbriterwähler von der Wahlliste ge­strichen. Das Wahlrefultat ergab 115.101 Stim­men für die Labour-Party gegen 158.695 Stimmen der vereinigten bürgerlichen Gegner.