Nr. 266

Donnerstag, 13. November 1930

Die Wahlen in Desterreich.

Das Ergebnis der Nationalratswahlen am 9. November 1930.

Wahlkreis

Ceite 5.

Nationalratswahlen am 24. April 1927.

Sozialdemokr. Chriftlichsoz. Schoberbiod Seimatblock And. Parteien Sozialdemokr. Einheitsliste Landbund And. Parteien

Stimmen Mand. Stimmen Mand. Stimmen Mand. Stimmen Mand. Stimmen Mand. Stimmen Mand. Stimmen Mand. Stimmen Mand. Stimmen Mand.

45,257 2

32,534 1

23,191 15,048

1

4,991

7,863

3,839

5,798

65,285 45,152

39,967

1

20,501

4,400

8,578

72,697

39,789

1

14,939

2,693

10,100

134,593

36,877 1

14,988

3,365

6,417

123,324

45,697 1

19,975

3,792

7,398

112,951

42,761

1

15,734

3,297

5,853

139,891

96,793

90,421

72,014 72.014

4444

13,674

25,867

4.

13,811 13,811

1711

18,126

18,827

8,214

8,214

1111

7,075

69,476

13,432

158,324

13,967

34,309

6,228

45,541

326546

3712

72,699 51,177

62,877

55,277

5,067

66,350

59,308

12223242

10,960

10,520

6,177

41,532

4,435

4,824

13,999

14,007

6,954

8,503

15,261

28,984

8,418

10,661

9,774

43,959

4,089

5,222

972

13,020

15,625

7,059

8,384

38,998

21,816 16,218

16,401

2,205

38,907

1

1,033

16,966

2121221

54,862

1281213

20,576

20,386

20,497 1

9,113

23,020

6,543

19,108 1

28,404

35,265

2.

13,459

1

11-11

5,281

2,411

11

62,890

3

50,878

24,669

41,643

1,033 11,974

12,305

61,865

82,490 4

52,971

6,468

63,557 4 3 55,256

45,703

57,765

I.

II.

1234567

Wien

I., III., IV. Bez..

VI., VII, VIII. Bez.

IX., XVIII., XIX. Bez.

II., XX., XXI. Bez.. V., X., XI. Bez.

XII., XIII., XV. Bez..

68,504

45,022

73,177

137,756

124,512

.

118,314

XIV., XVI., XVII. Bez.

136,131

11

8068

Viertel ob. d. Wienerwald

9

Viertel unt. d. Wienerwald

66,482 150,397

10

Viertel ob. d. Manhartsbg.

32,768

Viertel unt. d. Manhartsbg.

32,768

32266545

3711

12

Linz   und Umgebung

39,977

13

Innviertel  

12,717

14

Hausrudviertel

27,208

III.

15

Traunviertel  

43,257

4

16

Mühlviertel  

12,780

17

Salzburg

36,963

18

Tirol

38,889

19

Vorarlberg  

16,205

21121211

23,881

43,737

54,570

45,384

50,102

51,239

96,996

44,078

20

Graz und Umgebung.

64,176

3

34,178

21

Mittel- und Untersteier

24,043

1

37,657

IV.

22

Oftsteier

12,812

-

57,574

23

Obersteier

74,572

4

93,915

24

Kärnten

25

Burgenland  

61,566 4 3

35,434

3222222

468 229

5,948 5,326

-

537

7,081.

644

9,286

257

4,277

544

4,718

259

5,858

127,507 129,772

91,770 125,817

6999

3,092

2,590

1,246

5,943

5

11,392

3,592

7,841

914

43,163 2

53,013 3

68,927 3

65,125 3

60,080 3

72,905 4

129,825

C co co co co+63

22322100

3,490

1,413

13,378

518

14,268

143

6,178

1,149

4,960

1,194

7,566

1,312

923

4,108

3,451

1,053

11,032

13,516

22,621 1

5,183

24,143

5,386

23,277 45,948 22,233

6,350

17,214

229

3 weites Wahlverfahren:

1111

Es verbleiben in Wien   9 Restmandate, von denen die Sozialdemokraten 3, die Chriftlichsozialen 3 und der Schober- Block 3 erhalten.

Der Nationalrat zählt 165 Mandate. Die heute noch nicht besetzten Mandate fommen im Reststimmenverfahren zur Aufteilung. Es ist jedoch bereits errechnet worden, wie sich die Reststimmen auf die einzelnen Parteien verteilen, sodaß die in der Presse bereits am Dienstag mitgeteilten Mandatsziffern als endgültige anzusehen find.

11

I. Wahlkreis

4

II. Wahlkreis III. Wahlkreis

IV. Wahlkreis

.

Rest ftimmen 44,831

Mand.

-

41,544

1

Rest ftimmen 88,230 1 18,463

Mand.

Reit stimmen 2,938

Mand.

Rejt ftimmen

Wand.

42,494

-

23,571

13,039

60,157 1 79,230 2 44,962 2 74,879 3

52,214 1

10,890

51,535 2

47,878

Endergebnisse vom Jahre 1927: 1,539.088 71

Die größte Brüde der Welt. Die Engeneering| dern sogar noch Ablehnung, in den maßgebenden| gab. Es war ja inzwischen die Zeit gekommen, in Company in London   hat von der englischen Regie- medizinischen Kreisen. Man hatte eben durch die der noch Nuzbarmachung der Bakteriologie, die rung den Auftrag erhalten, eine Brücke über den vielen vorhergegangenen Alarmberichte den Glau- Erkenntnis von der Uebertragbarkeit und Verbrei­Zambesi- Fluß in Südost- Afrika zu bauen. ben an derartige Entdeckungen verloren. In der tung der Infektionskrankheiten schon zu einem Die Brücke, die vollständig aus Stahl hergestellt historischen Sigung der Berliner   Medizinischen   organisierten Seuchenschutz und einer Seuchengeset yerden soll, wiro mit 11.650 Fuß Lange die größte Gesellschaft, in der zum erstenatale die medizinische gebung geführt hatte, die den Gesundheitsämtern Brücke der Welt sein. Die Baufoften sollen sich Oeffentlichkeit den Nainen Spirochaeta pallida" übergeben war. Die Entdeckung der Spirochaete auf etwa 250 Millionen Stronen belaufen. hörte, wurde die Diskussion von den damaligen erfolgte durch einen beamteten Arzt des Reichs­Vorsitzenden, dem berühmten Chirurgen Ernst von gesundheitsamtes, auf dem Dienstwege". Sein Name Bergmann geschlossen mit den Worten: bis wieder sei nicht verschwiegen. Es war der jung verstor Der Erreger der Syphilis. Im Jahre 1905, also vor einem Vierteljahr ein anderer Syphiliserreger unfere Aufmerksamkeit bene Regierungsrat Frig Schaudiun. Das hundert, gelang der Bakteriologie, diesem damals in Anspruch nimmt". Glücklicherweise hatte der Reichsgesundheitsamt hatte von der Entdeckung be­noch sehr jungen Zweige am Baume der medizini bekannte Wissenschaftler diesmal geirrt. Rein an- stimmter Protozonen als Serantheitserreger Mittei schen Wissenschaft, die Entdeckung des Erregers der berer Erreger der Syphilis   hat darnach die Wissen lung bekommen. Mit der Nachprüfung dieser An­Syphilis, der Spirochaeta pallida". Eine Entschaft und die Welt alarmieren können. Der Er- gaben wurde Dr. Schaudinn beauftragt und bei bedung, die in der Bakteriologie den Schlußstein reger der Syphilis war in der Spirochaeta pallida dieser Gelegenheit fand er egalt und förmlich die Spirochaeta pallida, die ebenfalls zu der Familie und die Krönung des ganzen Gebäudes bildete, das wirklich gefunden. der Protozonen gehört. Im guten Glauben an Wie aber war diese Entdedung zustande seine protokollierten Untersuchungsergebnisse ver­

Volkswirtschaft und Sozialpolitik.

Wo bleibt das Kartellgeleg?

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Organisierte Produktions­

einschränkungen?

Die Verbandszeitung"( Aussig  ) vont 5. 11. 1930 berichtet:

Die Unternehmer- Fachpresse berichtet über eine Konferenz der Zelluloseindustriellen von

mit der Entdeckung des Kochschen Tuberkelbazillus Format und Ansehen bekommen hatte. Doch nicht allein für die Bakteriologie war gekommen? Nicht geniale Intuition, nicht Forscher. trat er seine Ansichten nicht nur seiner vorgefet geforderte Schaffung eines Startellgesetes wird diese Entdeckung wertvoll und abschließend, mehr glid oder Zufall hatte dabei geholfen. Die Ent- ten Behörde gegenüber, sondern auch vor der ebenso immer notwendiger. noch für die Lehre und Erkenntnis der Syphilis, deckung des Syphiliserregers war eine Leistung, die skeptischen Wissenschaft. So wurde die Entdeckung dieser graujamen und gefürchteten Strantheit. Mit sich gewissermaßen auf dem Wege der behördlichen Spirochaeta pallida eine hervorragende Leistung der Entdeckung des Erregers war die sogenannte Verfügung und sozialhygienischer Maßnahmen er- legafter und organisierter Arbeit. Dr. med.-d- s Syphilisologie, die Lehre von der Syphilis  , komplett. So ausgedehnt war die Forschung dieser Krankheit, daß jie einer eigenen Sonderwissenschaft genügte. Heute ist das große Gebiet allerdings schon längst Gemeingut aller Aerzte geworden, während die Spezialbehandlung zum größten Teil in den Hän­den der Dermatologen verschiedener Fachärztegrup In den letzten Tagen hat das Eisen- zahlt wie das Ausland und gegenwärtig sich so- Schweden  , Norivegen, Finnland  , Deutschland  , pen liegt. Denn die Syphilis ist keine reine fartell dem Handelsministerium mitgeteilt, gar Lohnabbauforderungen anmaßt, wie wir aus Desterreich und der Tschechoslowakei  , Hautkrankheit, die sich nur an den Geschlechtsteilen daß es nicht in der Lage sei, die Eisenpreise her- der Gewerkschaftspresse entnehmen. Dabei haben welche vor kurzer Zeit in Kopenhagen   stattgefun­oder auf der äußeren Haut abspielt, sie ist eine abzusetzen, weil eine Preissenkung im Inlande die Papierindustriellen fünf fette Konjunktur- den hat und demnächst in Malmö  ( Schweden  ) schwere Allgemeinerkrankung chronischer Art. Das angeblich den Export gefährden würde. Warum jahre hinter sich. fortgesetzt werden soll. Die Kopenhagener Kon­liegt im Wesen ihres Erregers begründet und da- aber denkt die schwerverdienende Eisen- Die Papierpreise sollen also auf ihrer unferenz soll beschlossen haben, die Zelluloseproduk­für hat die Entdeckung des Erregers wesentliches industrie nicht daran, ihre hohen Ge- berechtigten Höhe bleiben. Glaubt das Papier- tion in den skandinavischen Ländern um 15 Pro­Während noch vor wenigen winne und die Riefengehälter der fartell, die Deffentlichkeit weiß nicht, daß zent einzuschränken. Jahrzehnten die Rückenmarkschwindsucht und die leitenden Direktoren abzubauen? Da- seit dem Vorjahre der wichtigste Rohstoff für Paralyje als Nachkrankheit der eigentlichen mit ließen sich die Erzeugungskosten und mithin Die Tschechoslowakei   soll demnach zu einer das Papier, das Holz, um 30 bis 35 Prozent Syphilis angesehen wurden, hat der Nachweis von auch die Preise schon entsprechend herabsehen. Produktionseinschränkung von 15 Prozent ver­im Preise gefallen ist? Spirochaeten im Gehirn und Rückenmark   den Be- Besonders dann, wenn auch jene Verbilligung Oder soll auch bei Papier der Export als Ent- ohne Widerspruch bleiben. Zunächst muß man halten werden. Diese gemachte Sache fann nicht weis für den Zustand der Syphilis erbracht. Im der Gestehungskosten gebührend in Rechnung mer und immer wieder ist es der winzig fleine, gestellt würde, die durch die Rationalisie- schuldigung dienen, wie beim Eisen? Auch diese sich fragen, ob eine solche Einschrän nur mikroskopisch sichtbare Erreger, der die Krant- rung erzielt wurde. Aber die Herren Schwer- Statistik ist der Papier  - Export seit 1927 relativ fabriken( Solubkau und Sandhübel  , alte Fabrit) Frage beantwortet sich leicht. Nach der amtlichen ung notwendig ist. Zwei Zellulose­heitserscheinungen bewirkt und mit seinen 3er- verdiener wollen eben nicht. und absolut zurückgegangen. Er betrug 1927 wurden bereits vor langer Zeit stillgelegt. Bis­störungen die Krankheit verschuldet. Noch trasfer mutet die Vorgangsweise des mur 28.5 Prozent und 1929 gar nur 23 Prozent her ist durch Stillstände in den Zellulofefabriken Trotzdem hat die Entdeckung des Erregers bet papierfartells an. Dieses mußte sich under Papierproduktion. Am stärksten ist der Ex- Rattimau, Nestersiz, Arnau und Josefshütte ein weitem nicht das Aufsehen erregt, wie es beispiels- ter dem Drucke der Großabnehmer in letter portrückgang beim Zeitungspapier, das die Produktionsausfall nach unseren Erhebungen von weise die Entdeckung des Tuberfelbazillus bereit wiederholt mit der Preisfrage beschäftigen größte Breisdifferenz zum Weltmarkt aufweist, höchstens 4216 Tonnen oder 1.7 Brozent der vor­ursachte. Als der Syphiliserreger dor nunmehr und hielt in der vergangenen Woche nicht weni er beträgt bei diesem Papier seit 1927 nicht jährigen Gesamtproduktion zu verzeichnen. Rech­25 Jahren gefunden wurde, war die Menschheit ger mie drei Sigungen ab. Und das Ergebnis? weniger als 32 Prozent. net man den Produktionsausfall auf die bisherige medizinische-bereits mit den Wie verlautet, sollen lediglich die Preise für Angesichts dieser Tatsachen kann man das Produktion des Jahres 1930, jo beträgt er faum bakteriologischen Befunden und dem Wesen der Gutpad, Zelluloselomps und Fangstoff um Preis zugeständnis" des Papierkartells nur als 2 Prozent, denn die Produktion ist trop der Still­Sinfektionsfrankheiten vertraut. Man kannte auch bis 4 Prozent ermäßigt werden. Die ein Preisdiktat betrachten. Und dieses und stände infolge der fortschreitenden Rationalisie die Symptome der Syphilis und den Zusammen genannten Papiersorten machen jedoch kaum 10 alle Breisdiktate unserer Kartelle sind möglich, rung weiter gestiegen. Wenn die heimische Zelluloſe­hang der einzelnen Erkrankungen bestimmter Prozent der gesamten Papierzeugung aus. 90 weil sich die Herren unter dem gegenwärtigen industrie bisher trotz der Krise mit der angeführ Organe mit der Allgemeinerkrankung. Man ahnte Brozent der erzeugten Papiere sollen dentnach hohen 3ollschuhe sehr sicher fühlen. Bindustrie bisher iroz der Krise mit der angeführ richt nur, sondern man vermutete mit Bestimmt die abnormal hohen Preise behalten! Und wie trägt doch der Zoll auf Zeitungspapier" nur" ten Einschränkung ausgekommen ist, ist nicht ein­heit schon den bakteriellen Errege: der Syphilis und sehen diese Preise im Vergleich mit den Welt- 66 Prozent vom Weltmarktpreis. Die Preispoli siehen, weshalb noch weitere und bedeutend man suchte ihn eifrig. Was zur Folge hatte, daß marktpreisen aus? tif unserer Startelle zeigt immer mehr einen größere Einschränkungen vorgenori.nen werden sollen. Die in Kovenhagen beschlot, ene Einschrän­in regelmäßigen und gar nicht langen Intervallen fung von 15 Prozent würde einen Produktions­mehr oder minder namhafte Forscher auf der wissenschaftlichen Bildfläche erschienen, um für sich ausfall von rund 38.000 Tonnen per Jahr oder 3188 Tonnen per Monat bedingen. Soll ein die Entdeckung des Syphiliserregers zu bean­Fahren die Kartelle in ihrer nur auf weitgehen- solcher Produktionsausfall angestrebt werden, für spruchen. Leider stellte sich dann heraus, daß der den Profitschutz bedachten Preispolitik fort, so den keinerlei Begründung vorliegt, so müßten 5 spezifische Erreger der Syphilis noch immer nicht fordern sie selbst eine Verminderung des Zoll- Zellulosefabriken in der Größe oder mit der Kapa­schutzes heraus. Aber auch die schon wiederholt zität von Nestersis stillgelegt werden.

nicht nur die

Unsere Inlandspreise liegen bei Zellulose­padpapier um 29 Prozent, bei Schreib­papier um 40 Prozent, bei Zeitungspapier um 55 Prozent und bei Pappe um 33 Pro­zent über Weltmarktparität.

gefunden war. Als er dann wirklich entdeckt war, Dabei darf aber nicht vergessen werden, daß un­fand diese Tatsache nicht nur keine Beachtung, son- sere Papierindustrie bedeutend niedrigere Löhne

3

offenen

Mißbrauch des vom Staate gewährten Zollschutzes.