Nr. 18. Mittwoch, 21. Jänner 1931. Seite 3. Sollen die Erwerbslosen nicht der Verzweiflung zugetrieben, Not und Elend auf ein erträgliches Ausmaß gemildert und die Familienangehörigen der Arbeitslosen vor dem Verhungern bewahrt werden, dann ist die Einführung einer staatlichen Krisrnfürsorgr unerläßlich. Solange diese nicht geschaffen ist, sind den Gewerkschaften alle Ausgaben unter diesem Titel vom Staat« restlos zu refundieren. Außerordentliche wirtschaftliche Verhältnisse, wie sie derzeit vorherrschen, verlangen und erfordern außerordentliche Maßnahmen des Staates. Die arbeitende Klasse leidet schwer, unerläßliche Aufgabe der Oefsentlichkeit muß es sein, nach besten Kräften zu helfen. Die Regierung hat für diese Zwecke einen Betrag von 150 Millionen K zur Verfügung und wir verlangen mit allem Nachdruck, daß von diesem Betrage jene Mittel zur Verfügung gestellt werden, welche die Verbände im Sinne des Artikels III zur Auszahlung der Unterstützungen brauchen. Da die Gewerkschaften gewissermaßen im übertragenen Wirkungskreise sie Träger der staatlichen ErwerbSlokenfursorge sind und für diesen Zweck schon horrende Beträge ausgegeben haben, die nie für Arbeitslosenunterstützungen bestimmt waren, fordern wir di« Sanierung der Arbeitslofenkasse« der Fachorganisationen, wir fordern weiter di« Gewährung von zins en losen Vorschüssen au die Gewerkschaften zur Auszahlung der Arbeitslosenunterstützung, damit dieser Zweig der sozialen Fürsorge in der Zeit schwerster Wrrtschastsnot aufrecht erhalten bleibt und sein« sozial« Aufgabe im öffentlichen und im Interesse der Volkswirtschaft erfüllen kann. Die Arbeitslosen von heut« sind die lebendige Arbeitskraft mit der zur gegebenen Zeit der Produktionsapparat wieder in Gang gesetzt wird. Diese Arbeitskräfte gilt eS arbeitsfähig zu erhalten und für diesen Zweck muß der Staat jene Beträge aufbringen, die dazu notwendig sind. 31.S76 registrierte Arbeitslose im Pllsen'Sllbweiser Kreis. Der amtliche Ausweis über die Arbeitslosigkeit am 31. Dezember 1930 zeigt auch im Pilsen -Budweiser KreiS, wie wir der„Atkunft" entnehmen, ein neuerliches Ansteigen der Arbeitslosigkeit an. Die Zahl der Arbeitslosen hat bereits die Höhe von 31.576 Personen erreicht. Obwohl mau glauben müßte, daß im deutschen Teil des BöhmerwaldeS die Arbeitslosigkeit am 30. November schon ihren Höhepunkt erreicht hatte, zeigen die Ziffern vom Monat Dezember, daß auch hier die Arbeitslosigkeit weiter angestiegen ist. Bei der Einteilung des ganzen Gebietes in ein Gebiet mit deutscher Mehrheit, eines mit tschechischer Mehrheit und ein rei« tschechisches Gebiet, kommen folgende Statistiken in Erscheinung: Das Gebiet mit deutscher Mehrheit, welches die politischen Bezirke Tepl , Marienbad , Plan, Tachau , Brschofteinitz, Krumau und Kaplitz umfaßt, zeigt folgende Ziffern: Am 30. April 1930.. 1604 Arbeitslose Am 30. September 1930. 4895„ Am 31. Oktober 1930.. 7203„ Am 30. November 1930. 9660„ Am 31. Dezember 1930. 11852„ Das Gebiet mit tschechischer Mehrheit, zu welchem die politischen Bezirke Pilsen , Kvalowice, Taus, Klattau , Schüttenhosen, BudweiS , Wit« tingau, Neuhaus gerechnet werden, zählte: Am 30. April 1930.. 4697 Arbeitslose Am 30. September 1930. 6820„ Am 31. Oktober 1980.. 8584„ Am 30. November 1980. 10041„ Am 31. Dezember 1930. 15119 ,, Das rein tschechische Gebiet, hu welchem, die politischen Bezirke Rokitza«, BlatnL, Pkestic, Pisek und Moldauthein gehören, hat nachstehende Ziffern aufzuweifen: Am 30. April 1930.. 1176 Arbeitslose Am>30. September 1930. 1913„ Am 31. Oktober 1930.. 1819„ Am 30. November 1930. 8608„ Am 31. Dezember 1930. 4605„ Wie die Ziffern zeigen, hat die Arbeitslosigkeit zuerst im deutschen Gebiet mit besonderer Heftigkeit eingesetzt, im Dezember ist das An- wachscn der Arbeitslosigkeit auch«n tschechischen Gebiet besonders zu vermerken. Daß aber die Arbeitslosigkeit neuerdings zugenommen hat, ist direkt besorgniserregend, weil doch in dem deut schen Teil des Böhmerwaldes die industrielle Beschäftigung ohnehin nicht gut ist. Die angeführten Ziffern zeigen, daß die ganze Beschaf« tigungSmöglichkeit förmlich schwindet. Das privatkapitalistische System zeigt seine Unfähigkeit. Der Internationale Gerichtshof tagt. Haag, 20. Jänner. Heute vormittags fand im Großen Sitzungssaal des Haager FriedenS- palastes die erste Sitzung des Ständigen Internationalen Gerichtshofes in seiner neuen im September v. I. in Genf vom Völkerbund be- schlosienen Zusammensetzung statt. Der Präsident des Gerichtshofes, Adatchi(Japan ), der Vizepräsident Guerrero(Salvador) sowie die übrigen neuen Mitglieder wurden feierlich vereidigt. Wie verlautet, dürste der erste Streitfall, mit der sich der Gerichtshof zu befassen haben wird, wahrscheinlich die deutsch -polnische Meinungsverschiedenheit wegen der deutschen Minderheitsschulen in Oberschlesien betreffen. Schweres LawlneuuaMil in Oberbayern . Acht bayrische Polizisten in die Liese geriffen. Benediktbeuern (Oberbayern ), 20. Jänner. Heut« nachmittags kurz nach drei Uhr ereignete sich an der Ostseite der Benediktenwand ein furchtbares Lawinenunglück. Ein Skikurs der bayrisch« Landespolizei wurde von einer Lawine überrascht und neun Mann wurden in die Tiefe gerissen. Durch die sofort einsrtzenden Bergungsarbeiten konnte bis jetzt nur ein Mann bewußtlos geborgen werden. Die übrigen acht find noch verschüttet«nd es kann kaum noch mit ihrer Rettung gerechnet werden. Ans sofortigen Alarm gingen von Benediktbeuern und von Bad Tölz Mannschaften des Alpinen- Rettungsdienstes zur Hilfeleistung ab. Auch aus Mönchen ist eine Rettungsexpedition bestehend aus zwei Offizieren, einem Arzt und 30 Mann in Kraftwagen an di« Unfallstelle abgefahren. * Benediktbeuern , 20. Jänner. Der RettungSkolonnr gelang eS nach angestrengter Arbeit gegen 10 Uhr abends«inen der verschüttete« LandeSpolizribeamten schwer verletzt zu bergen. Bon den Übrigen sieben konnte noch keine Spur gefunden werden. Spüle»na halbe Erkenntnis. In bürgerlichen und zumal in geeichten „antimarxistischen" Blättern kann man jetzt immer häufiger Artikel finden, in denen sie sich jq der Erkenntnis bekennen, daß der Widersinn der gegenwärtigen Krise im Nebeneinander von Ueberfluß und Mangel, in der Tatsache der zu großen Armut tvegen des zu großen Reichtums an Gütern liege. Dies« Erkenntnis wird gewöhnlich als große und überraschende Entdeckung serviert. So meldet die deutschnationale Warns- dorfer„A b w e h r": Der Wahnsinn der Extreme: 20 Millionen Menschen darben— Millionenwerte an Lebensmitteln verderben. DaS ist doch aber gar nichts Neues, sondern der tiefste WesenSzug jener bürgerlichen, kapitalistischen, auf dem Pridatbesitz an den Produktionsmitteln und auf dem ßwofitgeist ruhenden Wirtschaftsordnung, zu deren treulichsten Wächtern die bürgerliche Presse gehört. Und waS der Antimarxismus nach einem mehr als hundertjährigen Zyklus periodischer Krisen spät und immer erst halb entdeckt, das ist immerhin schon seit 80 Jahren eine der Grundlehren des Mar xismus . Es ist natürlich nicht zu hoffen, daß sich die Presse, die nun kapiert hat, WaS vorgeht, in den nächsten 80 Jahren zu der weiteren Erkenntnis durchringen könnt«, was zu tun sei. Sie wird sich, da sie 80 Jahr« nach Marx auf den Krankheitserreger dieser Welt gekommen ist, weiter damit begnügen, das Heilserum gegen die Krisenleiden abzulehnen«nd den Entdecker des UebelS als seinen Urheber zu erklären. Wieder Arbettrlofendemonstratlon in Avfsig. Aussig , 20. Jänner. Unter kommunistischer Führung fand heute nachmittag in Aussig eine Demonstration der Arbeitslosen deS Bezirkes statt. Bolschewistische Agitatoren hatten aus allen Orten des Bezirkes sowie aus de» angrenzenden Bezirken Teplitz , Lodosiy, Leitmeritz und Tetschen die Arbeitslosen nach Aussig dirigiert, wo sie sich zuerst in Schreckenstein versammelten und von dort auf den Marktplatz in Aussig zogen. Am Marktplatz hielt der kommunistische Abg. Stranskh sowie zwei tschechische Redner und Frau Wünsch ihre gewöhnlichen Hetzreden gegen die„sozialfascistische" Regierung und die „Sozialfascisten" überhaupt. Es wurde auch wieder die schon bekannte Entschließung angenommen, in der eine allgemeine staatlich« Arbeitslosenunterstützung und Einstellung der ,^8ettelaktion" für die Arbeitslosen etc. gefordert Wick. Nach der Versammlung, zogen die Arbeitslosen, zu denen sich auch kommunistisch eingestellte Arbeiter der Betriebe gesellten, rund 1000 an der Zahl, durch di« Teplitzer Straße, Dresdner Straße, Baunigartenstraße, Große Wallstraße zum Bürgermeisteramt und zur Bezirksbehorde. Natürlich wurden die Ansprachen mit Schmährufen gegen die„Sozialpatrioten" und„Sozialfascisten" begleitet und auf dem Marsch durch die Dresdner Straße,!«sonders vor dem Bolkshaus, veranstalteten die Demonstranten ei« lautes Geschrei. Der berechtigte Groll der Arbeitslosen, die mit ihren Familien infolge der elenden Wirtschaftslage wirklich schon seit vielen Monaten größte Not leiden und härteste Entbehrungen erdulden müssen, wurde wieder einmal in der Hauptsache gegen diejenigen abgeleitet, die sich bisher unausgesetzt und am erfolgreichsten um die Arbeitsloses gekümmert haben und ihnen auch tatsächlich Hilfe brachten. Der Kampf gegen den Kapitalismus und die reaktionäre Bourgeoisie kommt erst in zweiter Reihe! Di« Seel« fehlt! Die christlichsoziale „Deutsche Presse" führt darüber Klage, daß der Ministerrat wegen der Erkrankung zweier Ressortminister über gewisse Dinge nicht beraten und entscheiden konnte. Alles gehe zu langsam, schleppend, schwerfällig. Nichts komme vom Flea, der Staat sei von einer schweren Krise bedroht und der Ministerrat entschließe sich nicht zu handeln.— Da war es halt früher unter der Herrschaft des Bürgerblocks ideal! Alles ging wie geschmiert, es gab keine Schwierigkeiten— die Agrarier kommandierten und die Klerikalen kuschten. Und vor allem, damals war eben noch eine große Persönlichkeit da, ein Tatmensch, ein großer Schweiger zwar, aber einer, der alles mit sortriß und als Spiritus rector des Kabinetts der Sache Schwung verlieh. Was nützt uns alles, wir kommen heute nicht von der Stelle, uns fehlt doch der große Motor, uns fehlt die Seele, uns fehlt der— Mahr-Harting! Agrarisch« Schmerzen. Der Bund der Landwirte hat auch in der neuen Koalition, in der er manches mitmachen muß, was seinen Tendenzen arundweg zuwiderläuft, nicht vergessen, daß er für das Oberste Ziel feiner Politik nicht di« Besserung der Lage des Bauernstandes, sondern die Verschlechterung der Lage der Arbeiter halten muß. Es gibt kaum eine zweite ernste Partei, di« an einer bornierten und vom blanken Neid diktierten Politik so kurzsichtig festhal- ten würde wie der Bund der Landwirte, der gern auf alles verzichtet, was er für die Bauern erreichen könnte, wenn er nur verhindern kann, daß etwas für die Arbeiter geschieht. Das ist dar Um und Auf seiner Polittk: den Arbeitern muß es schlecht gehen, dann haben wir einen „Erfolg" errungen! Solcher Gesinnung entspringt die alberne Bemerkung eines Landbünd- lerblatteS, die deutschen und tschechischen Sozialdemokraten hatten durchgesetzt, ,chaß derFürsora«Minister dieSteuer- geld«r im Rahmen seines Ressorts mit vollen Händen ausgeben darf." Sie neiden also den Arbeitslosen und Invaliden, was Genosse Dr. Czech für sie erreichen konnte, und man wird es beiden immer wieder sagen müssen, wenn sich einst der Bund her Landwirte um ihre Stimmen bewerben wird. Daß Dr. Czech Gelder hinauSwerse, ist natürlich eine dumme Verdrehung; daß er für soziale Zwecke größere ordentliche Ausgaben durchgesetzt hat, ist richtig. Eben di« neiden die Landbündler den Arbeitslosen und Invaliden. In einer Versammlung in Bullendorf(Friedland) wiederum versicherte der agrarisch« Referent Senator Jkert, daß das Gemein-efinanzge- setz„trotz aller Mängel notwendig war und sich zum Schutze der Steuerträger erwies". Sie erinnern sich also freudig ihrer übelsten Untaten, die sich antisozial und antinational, als schwerster Schaden der deutschen Mindecheit ausgewirkt haben. Auch daran wollen wir gelegentlich erinnern, wenn sie das Verdienst der Novellierung ihres unmöglichen Pfuscherwerkes für sich beanspruche» werden! Wieder ein Opfer des Hortyresimer. Sxminister Beniczki begeht Selbstmord. Budapest , 20. Jänner. Der frühere Innenminister Beniczki hat heute im Alter von 53 Jahren Selbstmord begangen. Beniczki war nach dem Sieg der Gegenrevolution Innenminister geworben. Er hatte in dieser Eigenschaft die dunklen Umstände aufzuklären, unter denen seinerzeit der Mord an den Nepszava -Rebak- teuren S z o m o g y i und B a c z o begangen worden war, konnte jedoch di« Täter nicht verhaften lassen, da der damalige militärische Oberbefehlshaber H o r t y. der Anstifter des Mordes, dies verhindert«. Als Horch Reichsverweser wurde, begann Beniczki mit auffahenerrcgenden Interpellationen über dieBluttaten der Gegenrevolution gegen ihn vorzugehen. Im Prozeß wegen der Ermordung der beiden Rckakteure trat er als Zeuge auf und enthüllt« in einer schriftlichen Eingabe die Rolle Hortys als Anstifter dieses Mordes. Das trug ihm schließlich im Jahre 1924 eine dreijährige Gefängnisstrafe wegen B lcidiguug des Reichsverwesers ein. Später wurde er amnestiert, doch ließ ihn der weiße Terror politisch nicht mehr hervortreten. Sein« politische Kaltstellung hat schon vor län- gerer Zeit seine Nerven angegriffen; den Selbstmord dürfte er unter dem Einfluß einer solchen GemütS- depression begangen haben. Bombenauschlöge in Buenos Aires . BueuoS Aires, 20. Jänner. Durch«ine schwere Bombe, di« im Bahnhof der Western Railway heut« früh in dem Augenblick explodiert«, als ein elektrischer Zug einfuhr, wurden zwei Personen getötet und drei verletzt. Um die gleiche Stunde explodierte auch im Bahnhof der Great Southern Railwav«ine Bombe, durch di« ein« Person verletzt wurde. Ein« dritte Bombe, die auf die Schienen der mittelargentinischen Eisenbahn gelegt worden war, explodiert« in dem Augenblick, als ei» Borortzug di« Stelle passierte. Di« Zahl der Opfer ist nicht bekannt. Wasserleitung in Havanna durch eine Aombe zerstört. Havanna , 20. Jänner. (Reuter.) Heute früh explodiert« im Hauptwafferrohr eine Bombe. Infolgedessen war di« ganze Stadt von'der Wasserversorgung abgeschnitten. Der verursachte Schaden ist sehr groß. In der Stadt herrscht große Erregung. Man ist der Meinung, daß eS sich um einen anarchistischen Anschlag handelt. Klmferm zur tzrbvag der Fremdenverkehrr. Der Landesverband für Fremdenverkehr mit dem Sitz in Karlsbad halt für den 17. ds. nach Saaz eine Fremdenverkehrs-Konferenz einberufen, nm zwecks Verbesserung der Schnellzugsverbindungen zwischen Bodenbach und Eisenstein, also des Nordens und Südwestens von Böhmen , zu beraten und entsprechende Beschlüsse zu fassen. Die Konferenz wurde vom Herrn Oberlehrer Zapp aus Weipert eröffnet und geleitet. Erschienen waren 63 Delegierte, u. zw. Vertreter der wichtigsten Städte, die an der Strecke Bodenbach—Aussig—-Teplitz—Dux- Saaz—Pilsen und Eisenstein liegen, darunter auch Vertreter tschechischer Städte, dann Parlamentarier, Vertreter fast aller politischen Parteien, Vertreter der Handelskammern Eger und Reichenberg sowie Vertreter der in Betracht kommenden Bezirks- und Lokalstellen des Landesverbandes für Fremhenver- kehr. Für den Klub der sozialdemokratischen Abgeordneten und Senatoren haben die Genossen Kaufmann-Komotau und Beutel-Aussig teilgenommen. Nach einigen Begrüßungsansprachen erstattete der Vorsitzende, Herr Oberlehrer Zapp, einen durch Lichtbilder unterstützten instruktiven Vortrag über die in Betracht- kommenden Eijxn- bahn-Trassen des Gebietes und über die bisherigen und die beabsichtigten verbesserten VerkehrSverhält- niffe. Eine eingchende Debatte, an der sich vor allem die Mehrzahl der Städtevertreter beteiligte, trat für.die Herstellung einer Frühverbindung, von Aussig ausgehend, mit dem Süden ein. Es soll durch diese Verbindung früh um 6 Uhr 20 der Anschluß mit dem von Deutsch land kommenden Zug hergestellt und damit die Möglichkeit geschaffen werden, mittags bereits in Pilsen und am Frühnachmittag in Eisenstein zu sein. Aehnlich soll der Gegenzug von Eisenstein über Pilsen vnach Bodenbach geleitet werden, der dann dort oder schon in Aussig Anschluß an einen der nach Deutschland verkehrenden Schnellzüge erhalten soll. Es wurde festgestellt, daß die Bedenken, die bezüglich der Anschlüsse von Eisenstein nach Plattling und umgekehrt auftauchten, nicht unüberwindbare Schwierigkeiten beinhalten, da die Strecke von München über Eisenstein , Pilsen , und von dort nach Prag oder Saaz—Bodenbach die günstigste Verbindung darstellt und die bayrischen Bahnen, sobald die Strecke Pilsen —Eisenstein für den Schnell- zugSverkehr gerichtet ist, auch ihre Züge, soweit das notwendig erscheint, anstatt über Eger oder Furth , über Eisenstein umleiten wird. Es wurde von allen Delegierten die Notwendigkeit des Schnellzugsverkehrs zwischen Eisenstein und Bodenbach, bzw. von Bayern über Eisenstein- Bodenbach nach Sachsen , als notwendig erklärt und festgestellt, daß bei richtiger Einlegung der Züge im Sinne des gestellten Antrages früh ab Bodenbach in der Richtung Eisenstein und nachmittags in umgekehrter Richtung auch die notwendige Rentabilität herbeigeführt werden kann. Es wurde in der Debatte als Beispiel die Schnellzugsverbindung Eger—Reichenberg angeführt, die im Laufe des ersten Jahre- ihres Bestandet wieder aufgelassen werden sollte und die heute so ftequentiert ist, daß eS manchesmal kaum möglich ist, in diesen Schnellzügen Platz zu bekommen. Bei der Frage der Ver- größerung der Geschwindigkeit der Schnellzüge wurde vom Abgeordneten Kaufmann darauf verwiesen, daß man höchstens mit einer 10- bis 15- prozentigen Steigerung der Geschwindigkeit rechnen dürfe, da besonders auch bei der in Betracht kommenden Strecke die meisten Kurven für ein schnelleres Fahrtempo einen zu kleinen Radius haben und deren Umbau entweder territorial überhaupt nicht möglich oder mit solchen Unkosten verbunden ist, daß die Staatsbahnverwaltung die Durchführung ablehnrn wird. Di« Vertreter des Bezirkes Postelberg brachten einige Wünsche bezüglich ihrer Zugsverbindungen nach Saaz — Prag , bezichungsweise über Laun—Prag vor, deren Beachtung und Berücksichtigung der Vorsitzende zusagte. Aus den Ausführungen der Vertreter der Handelskammern geht hervor, daß di« Vereinigung der Pilsner Geschäftsreisenden die Verlegung der von der Konferenz verlangten Schnellzüge in umgekehrter Richtung verlangen, daß diese Forderung aber abgelehnt werden muß, weil ansonsten die Erreichung einer Rentabilität ausgeschlossen ist. Es wurde beschlossen, das Präsidium des Landesverbandes für Fremdenverkehr zu ermächtigen, im Sinne der Beratungen die Einlage der geforderten Schnellzüge mit der Herstellung, bzw. Inkraftsetzung des Sommerfahrplanes zu verlangen. Vorsitzender Oberlehrer Zapp schilderte dann die Notwendigkeit des Kraftwagenverkehr r, der bei uns noch bedeutend ausgebaut werden könnte, wenn die Pflege der Straßen und im Winter ihre Freihaltung entsprechend durchgeführt würde. Er gab einige Fingerzeige, wie dies durch eine verständnisvolle Zusammenarbeit zwischen Staat, Land und Gemeinde herbeigeführt werden könnte..Herr Oberlehrer Zapp schlug vor, daß die Gemeinden dem Kraftwagenverkehr ein größeres Interesse entgegenbringen möchten und daß so wie für Südböhmen auch für Nordböhmen eine alle Gemeinden umschließende BerkehrSvereinigung organisiert werden sollte. Der Verlauf der Konferenz kann für diese wichtige Verkehrsftage als erfolgreich betrachtet werden und eS wäre nun nur notwendig, daß das Eisenbahnministerium den Beschlüssen der Konferenz verständnisvoll entgegenkommt. Oie Jugoslawe««ach Prag abgereift. Belgrad . 20. Jänner. (Avala.) Die jugoslawische Delegation 1 für die Handelsvertragsverhandlungen mit der Tschechoslowakei , deren Zusammensetzung bereits bekanntgegeben wurde, ist heute nach Prag abgereist.
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11 (21.1.1931) 18
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