Sette S Mittwoch, 28. Fever 1931. Nr. 48. wohl kaum der dümmste unter den kommuni­ stischen Feldwebeln ein und daß die Wirt­schaftskrise beseitigt oder auch nur gemildert würde, selbst falls es den Kommunisten ge­länge, größere Arbeitslosenmassen in den Städten auf die Beine zu bringen, glaubt natürlich auch keiner. Das einzige, was in der gegenwärtigen Zeit erfolgreich getan werden könnte, das wäre, die gesamten Kräfte des Proletariats zu vereinigen und den Staat und die bürgerlichen Parteien zu großzügigen Wirtschaftsmaßnahmen, zu einer vernünftigen Wirtschafts- und Handelspolitik, zu gesetzlichen Maßnahmen gegen Vie Lohndruckpolitik' der Unternehmer, sowie für die ausgiebigste Un­terstützung der von der Krise schwer betroffe­nen armen Menschen zu zwingen, aber just dies liegt nicht im entferntesten kn der Absicht der Kommunisten. Die Not der Arbeitslosen ist nicht der Antrieb für sie, zu helfen, sie ist ihnen nur ein Mittel zum Zweck, der Hunger der Massen nur das Oel, mit dem sie ihre Agitütionsmaschine zu schmieren gedenken. Hungernde Menschen auf die Straße und sogar zu Unbesonnenheiten zu verlocken, fällt gewiß nicht schwer, dennoch scheinen die kom­ munistischen Führer im letzten Augenblick vor der angeblich großen Entscheidungsschlacht das Vertrauen in die Zugkräftigkeit ihrer Parolen verloren zu haben. Als nämlich nach de» Duxer Borfällen der Innenminister nach unserer Meinung höchst überflüssigerweise ankündigte, als Folge der Duxer Ereignisse würden am 26. Feber keinerlei Demonstratio­nen geduldet werden, enffendeten die grimmen kommunistischen Filialleiter Moskaus nun was denn? also ein Deputation ergebenst zum Ministerpräsidenten, um ihn echt revolutionär! zu ersuchen, die Regierung möge doch die Kundgebungen am 26. Feber gestatten, für welchen Fall sich die kommuni­ stischen Führer verpflichteten, daß der Tag ohne Störungen der öffentlichen Ruhe und Ordnung verlaufe. Der Bittgang der kommu- nistischen Talmirevolutionäre hatte keinen Er­folg und so blieb nichts übrig, als wieder Mut zu markieren. Herr Viktor Stern hat int Parlament verkündet, der 25. Feber werde trotz aller Verbote doch sein, was offenbar aber nur so zu verstehen ist, daß sein Anbruch als fünfundzwanzig st er Tag im Monat nicht zu verhindern sein wird. Es mag auch sein, daß es den Kommunisten ge­lingen wird, hier und da lleine Häufchen Ar­beitslose vor die Knüppel der Polizei und die Bajonette der Gendarmen zu treiben, was allerdings schon genügen würde, ihnen den Borwand zu neuem Geschrei, die Sozialfasci- sten veranstalteten ein Blutbad, zu geben'. Im allgemeinen wird es wieder wie bisher immer nur eine Massenkundgebung der Organe der Staatsgewalt werden. Und die Reaktionäre aller Grade werden sich von ganzem Herzen freuen und sich erst recht sicher im Besitze der Macht fühlen. 600.000 Arbeitslose und hun­derttausende Kurzarbeiter, doch selbst die zügel­loseste Agitation bringt sie nicht einmal zu Demonstrationen in machtvollem Umfange auf die Straße da muß den Herrschenden der' Kamm schwellen und es muß sich in ihnen die Ueberzeugung festigen, daß ohnehin für die Arbeitslosen schon genug getan sei, daß diese auch bei noch weniger nicht aufmucksen wer­den und daß sie, die Machthaber, sich noch ungenierter alles erlauben können als bisher. Neben ein paar eventuellen Opfern an irregeführten Arbeitern wird das der einzige Effekt des kommunistischen Weltkanipftages" sein. Die Hasardeure, die nur darauf aus^ gehen, die Arbeitslosen vor ihren schäbigen Barteikarren zu spannen, werden, wenn die rgane der Staatsgewalt nicht wieder ihnen Der Zusammenbruch Am Montag begann in Reichenberg das jahrelang aufgeschobene Verfahren gegen die Funktionäre der im Fahre 1923 zusammen­gebrochenenDeutschen Bank". Die Anklage er­streckt sich aus 30 Personen, von denen zwei mitt­lerweile gestorben sind; weiters scheiden die beiden Parlamentarier der deutschen Gewerbe­partei Eckert und P r a u s e aus, die nicht ausgeliefert wurden. Angeklagt sind die Mitglie­der des BerwalMngSrates der Deutschen Bank und deren ehemaliger Direktor Alfred Weber , ferner die Filialleiter Wagner(Asch), T o- bisch(Leitmeritz ) und Seidel(Znaim ) wegen fahrlässiger Krida; schließlich die Aufsichtsrats­mitglieder wegen Mitschuld an der fahrlässigen Krida. Der frühere Beamte Fohmann wird wegen Veruntreuung belangt. Die Bank war nach der Anklageschrift im Mai 19A zur-Förderung des Gewerbes gegründet wor­den; sie hatte Filialen in Asch, Prag , Schluckenau , Teplitz -Ähönau und Znaim , und Zweiganstalten in Leitmeritz und Nikolsburg sowie eine Zentral­wechselstube in Reichenberg. Nach anfänglichem Prosperieren war die Bank durch überhastete und kostspielige Filialgründungen in der Inflation nach ergebnislosen Fusionsverhandlungen mit der Kredit­anstalt der Deutschen im Juli 1923 zur Anmeldung des Ausgleiches gezwungen; die Passiven betrugen 14.2 Millionen Kronen. Bei der amtlichen Revision wurde-festgestellt, daß private Spekulationsgeschäfte einzelner Beamten und mißglückte Valutaspekulationen der Haupianstalt sowie hauptsächlich verschlte Kreditgewährungen der angetlagten Filialleiter, di« ohne Zustimmung des Berwaltungsrates erfolgten, den Riesenverlust ver­ursacht hatten. Die erste Bilanz für 1922 bestand in ein paar Bleistiftnotizen des Direktors Weber auf einem Stück Papier . Erst im Mai 1923 gab dieser Verluste'von ö Millionen zu. Biel Geld wurde auch in die Filialen hineingesteckt; so kostete das Haus für die Teplitzer Filiale 1,094.000 K; dczu kamen große Propaganda-, Jnserttons- und Buchhaltungskosten. Die leitenden Beamten bezogen große Gehälter; Gehaltserhöhungen wurden in der konziliantesten Form bewilligt. Der Verwaltungsrat ließ sich durch beruhigende Versicherungen Webers immer wieder vertrösten, urgierte lediglich die Vorlage der Bilanzen, ohne sie zu erzwingen; trotz des im Mai 1923 offiziell bekannten Passivstandes von 5 Millionen unteÄieß man noch immer die Anmeldung des Ausgleiches. Der Direktor schiebt die Schuld wieder auf den Oberbuchhalter ab, der ihn nicht rechtzeitig und nicht vollständig informiert habe. Im Jahre 1927 kam ein Ausgleich zustande, nach dem die Einleger 80 Prozent, davon 38 Prozent in bar und de» Rest in Obligationen, erhielten. * In der Verhandlung am Montag erklärte u. a. der gewesene Präsident der Bank, Gadebusch , er sei an dem Zusammenbruch unschuldig. Als er zu einem billigen Erfolg verhelfen, auch dies­mal eine solenne Niederlage erleiden. Die Regierung aber möge sich nicht einbilden, daß es ihr erlaubt sein wird, auS dem Verlauf der Aktion der Niederlage- Strategen falsche Schlüsse auf die Stimmung der- hungernden Dolksmassen zu ziehen und zu glauben, sie sei, nachdem sich der kommunistische Schrecken als ein leerer, Popanz erwiesen, noch weniger ver­pflichtet, der Not dieser Massen Rechnung zu tragen. der Deutsche« Bank. zum Präsidenten gewählt worden sei, sei die Sache schon im. Rollen gewesen. Die Vorlage der Bilanz habe er immer wieder urgievt, aber schließlich hätte er nicht mit dem Revolver operieren können. Hätte «r Kenntnis von der Ueberschuldung gehabt, so hätte er die Einlage seiner Frau im Betrage von 200.000 Kronen zurückgezogen, llebrigens seien auch Ver­handlungen mit der Regierung perfekt gewesen, um Die' Gläubiger mit 100 Prozent zu befriedigen; doch habe eilt politischer Wechsel diese Lösung verhindert. Di« Ursache der Zusammenbruches liege in der De­ flation. , Rechtsanwalt Dr. H e r g I- Reichenberg gab an, man habe ihm versichert, daß ein Kapital von 30 Millionen vorhanden sei. In einem Fall habe sein Eingreifen einen Kredit von 800.000 X an den be­kannten Hasardspieler Mandelik noch gerettet. Die von den Beamten der Filialen unter Ueberschreitung ihrer Befugnisse bewilligten Kredite seien mtt Aus­nahme von Teplitz , das von Anfang an faul war, gut gewesen; erst später seien in der Deflation viele von ihnen faul geworden. Wegen der leichtsinnigen Kreditgewährung in Teplitz fei der dortige Filial­leiter Hofmann bald entlassen worden. Montag nachmittags wurden die restlichen Ber- waltungiratSmitglieder»erhört, während am Diens­tag die Aufsichtsratsmitglieder daran­kamen. U. a. wii» das Protokoll des nicht erschie­nenen Aussichtsratsmitgliedes Franz Glöckner aus Eichwald bei Teplitz verlesen, in dem er anatbt, zweimal in Auffichtsratssttzungen gewesen zu sein, die aber nie beschlußfähig waren; eine Konstituie­rung habe nie stattgefunden, so daß er sich auch nicht als Mitglied fühlt«;. K r a t k y- Aussig hat zu Protokoll gegeben, daß er gegen seine Zustimmung in den Aufsichtsrat kooptiert worden sei. Johann Ehbe«-Teplitz erklärt gleichfalls, er habe von seiner Wahl in den AufsichtSrat keine Verständigung er­halten, sondern nur eine Einladung zu einer Sitzung; er habe aber di« Teilnahme abgelehnt mit der Begründung, daß er schon in den vorbereitenden Sitzungen die Annahme einer Funttion abgelehnt habe. Auch Bäckermeister Pampam aus Ossegg erklärt, er fei zu einer Lufsichtsratssitzung gefahren, die aber beschlußunfähig war; seine Funktion habe er erst nach Rücksprache mit einigen Kollegen im Interesse des Gewerbestandes angenommen. Oberbrrektor Weber wird über die Kredit­gewährung und die Spekulationsgeschäfte der Be­amten verhört. Es stellt sich heraus, daß die Direk­ttonsmitglieder sich Vorschüsse auf den Anteil am Reingewinn nahmen. Die Ueberschuldung der Bank sei ihm nicht bekannt gewesen, da ihm wie jedem anderen der Ueberblick fehlte. Der Leitmeritzer Filialleiter Tobi sch schiebt die Schuld an dem Zusammenbruch auf die unfähig« Zentrale; er selbst hätte seine Filiale in die Höhe gebracht. Der Gcldsadf ist in Gefahr! Alarm unter allerhand Vorwänden. Die Vorschläge, die der Ernährungsminister Genosse Bechynö dem Ministerrat zur Linde­rung der Not der Arbeitslosen unterbreitet hat und über die er sich in der ZeitschriftPkitom- nost" geäußert hat(wir haben in einem Leit­artikel ebenfalls zu ihnen Stellung genommen) sind den Kapitalisten beider Nationen arg in die Knochen gefahren. DerBenko v" an der Spitze, ihm folgend dieNarodni Listh" und Sonn­tags auch der Minister ViSkovsky haben sich zu Repliken veranlaßt gesehen. Ihnen gesellt sich von deutscher Seite außer den oppositionellen Parteien auch dieBohcmi a". Das Geraunze der Agrarier kennt man ja. Bechynö hat die Arbeitslosigkeit und die schwere Exportkrise unserer wichtigsten Industrien eine nationale Katastrophe"(im Sinne einer gesamtstaatlichen Katastrophe) genannt. Das erscheint den Agrariern als eineh e r o st r a t i- sche Tat", geeignet den Kredit des Staates zu gefährden. Natürlich eine nationale Katastrophe ist es ja nur, wenn das Mehl um 2V.Heller bil­liger wird, wenn die Aepfelernte schlecht ist, wenn die Restgutbarone sich keine neuen Auto- mobile kaufen können. Aber 600.000 Arbeitslose das ist natürlich keine nationale Katastrophe! Das Blatt des Dr. Kramaf wieder hat den Ge­dankengang entwickelt, es sollten bei dieser Ge­legenheit vor allem die nationalen Minderheiten ihre OPferbereitschast zeigen. Das heißt, das Not­opfer soll wahrscheinlich ausschließlich von den von der Krise meistbetroffenen Industrien, den deutschen Exportindustrien aufgebracht werden. Was aber hat dieB o h e m i a";u Bechynös Vorschlägen zu sagen? Zunächst übernimmt sie das schon aufgeklärte Mißverständnis von der nationalen Katastrophe" Bechynö habe also nur ein« tschechische gemeint(wo doch Bechynö wahrscheinlich besser als dieBohemia" weiß, in welchen Gebieten die Krise am heftigsten wütet). Weiter rügt das Blatt der deutschen Ka­pitalisten, daß es Sache des Fürsorge- und nicht des Ernährungsministerk gewelen avarc, die Vorschläge vorzubringen. Mit dieser W->rttlau- berei, die man auf gut Pragerisch eine Petitc nennen würde, glaubt sie ein weiteres Argument gefunden zu haben, obwohl es natürlich einerlei ist, wer den Vorschlag erstattet hat, und wobei sie vergißt, daß Bechynö ja auch stellvertre­tender Ministerpräsident ist. Tann hält sich die.^Bohemia", offenherziger geworden, über das Wesen des Antrages auf. Es sei sehr zu befürchten, daß eS nicht bei einem freiwtllioen Opfer bleiben, sondern daß man schrecklicher Gedanke! die Unternehmer zwingen, wo- möglich noch furchtbarer! baue r n d zwingen könnte, erhöhte Steuern zu zahl-n. Als ob ihnen nicht wenige Jahre zuvor die Steuern bis zu 100 Prozent obgeschrieben und bis zu 80 Prozent ermäßigt worden wären! 5 Nun stockt das gute Blatt aber und mit einem geschickten Dreh nimmt es jetzt, uni gegen Bechynö zu polemisieren, dieNar. Listy" zu Hilfe. Weil die geschrieben haben, inan solle da­bei vor allein die nationalen Minderheiten her­anziehen, wird das auf einmal so dargestellt, als ob es auch Bechynös Absicht, sein versteckter Pferdefuß" wäre. Und dieBohemia" ragt, ob wir deutsche Sozialdemokraten diese »F ußangel" bemerkt hätten. Wir danken für die rührige Fürsorge. Wir holen bekanntlich in allen sozialen und wirtschaftlichen Fragen bei der gute» TanteBohemia" Rat ein. In welche Ge- ähr liefen wir, wenn sie uns nicht dieFuß­angel" zeigte. Schließlich erteilt sie Bechynö noch 36 Me aoldene Galeere <tn TtMHM an« ter iSilmiatMftric. WW** e. v-udw«Ktet<»u«nanN>Mg, öertia. Die Banknoten, die einen Augenblick in sei­nen Fingern gelegen hatten, strahlten ein« magische Kraft aus. War ex soweit, daß er nicht mehr ein paar von diesen Papieren verdie­nen konnte? Nicht sich schenken lassen, erbetteln, als Gnade annehinen verdienen, er­arbeiten. Mit seinem Hirn, mit seinen Hän­den! Und da begann er wieder aus den Baum­straße« in die Steinstraßen zu wandern, in jene endlos«, nüchtern« Straße, an deren Rändern in nüchternen Häusern die goldenen Götter saßen und über dem Schicksal der Millionen wal­teten. Wieder sandte er seine Entwürfe ein, berief sich auf sein« Erfolge, auf seine Praxis. Bon früh bis nachts lief er die Friedrichstraße hinauf und hinunter, eine dicke Mappe mit be­schriebenen Blättern in der Hand. Bei allen Firmen kannte man ihn. Di« einen wiesen sein«. Entwürfe höflich, die anderen höhnisch, die eine« mitleidig, die anderen schadenfroh zurück. Nein, der hatte keinerlei Aussicht, ein Manu­skript zu verkaufen. Mit solchen Akenschen ließ man sich nicht«in. Gab eS doch so viele, di« keinen Lärm schlugen, wenn man ihre Dreh­bücher umstülpte, gab es doch so viele, die brav und fleißig und zufrieden an den Rudern der Galeere saßen und dafür sorgten, daß das Schiff ruhig und unbehelligt seinen vorgezeichneten Weg zur goldenen Küste fuhr. Weh dem, der einen guten Film schrieb! * Als Ulfar am Rande des Nichts stand, brachte ihm Prager einen seltsamen Mann namerts Katajewski, den Vertreter des Postmini- steriumS eines Balkanstaates. Der Mann war zu Prager gekommen, um ihn zu bitten, die Regie eines Propagandafilms für die Postver­waltung zu übernehmen. Prager interessierte der Auftrag nicht, da Katajewski aber auch bat, ihm jemanden zu empfehlen, der das Manuskript dieses Films verfassen könnt«, führte Prager ih« zu Ulfar. Im Rahmen einer einfachen Spiel- handlung sollten alle Einrichtungen der staat­lichen Postanstalten gezeigt und die Bedeutung einet guten Postverkehrs für di« Wirtschaft und das kulturelle Leben des Staates betont werden. Machen Sie das Buch", sagt« Prager ,eS kostet keine großen Anstrengungen und bringt doch ein paar hundert Mark. Der Mann ist ein eigentümlicher Kauz, aber Sie werden schon mit ihm auskommen." Katajewski wohnte, wie sich das für einen Filmmann gehörte, im Hotel Adlon , in einem großen Appartement. Er empfing Ulfar um­ständlich, als wäre die Besprechung über den Film ein feierlicher diplomatischer Akt, ließ Kognak und Zigarren kommen, winkte aber sei­nem Sekretär, daß er das Zimmer verlassen sollte. Als sie allein tvaren, rieb sich Katajewski die Hände, als wollte er nun«in großes Werk angehen, lud Ulfar ei«, Platz zu nehmen, fragte, ihn nach den Filmen, die er bereits geschrieben habe, einige davon waren auch auf dem Balkan bekannt, Katajewski hatte sie gesehen, bezeichnete sie als ausgezeichnet, als ganz ausgezeichnete Werke moderner Filmkunst, ganz ausgezeichnet, betonte er. nochmals, goß Kognak ein, trank, goß wieder ein, trank, biß die Spitze einer Zigarre ab, spuckte sie auf den Teppich, begann zu qualmen. Sie wissen wohl von Herrn Prager, worum eS sich handelt. Unser Staat will einen großzügigen Propagandafilm über den Postver- kehr Herstellen lassen,«inen Film, verstehen Sie mich, mein Herr, der was zeigt in deutlicher Weise die Vorteil« des Postverkehrs, die Ein­richtungen, das Weltumspannende Sie ver­stehen mich, sozusagen das Weltumschlingende aber doch auch das Rationale Sie verstehen mich." Ulfar nickte. Katajewfli sprach langsam, suchte die Worte, koppelte sie kühn und ungram­matikalisch aneinander, betonte sie falsch, ver­suchte aber den Eindruck eines der deutschen Sprache mächtigen Weltmannes zu erwecken. Will ich gleich vorausschicken", setzte er fort, ,^> für diesen Film sind große Mittel zur Verfügung gestellt worden. Muß werden«in Film, was von sich reden macht in der ganzen Welt, verstehen Sie mich."- Ulfar nickte.Sie wollen wohl einen Film mit einer einfachen Handlung, die möglichst kon­zentriert ist, di« leicht zu inszenieren ist?" Nix konzentriert", fiel Katajewski ein,nix leicht zu inszenieren. Soll sein große Ausgabe für großen Regisseur, kann spielen an viele Orte«, kann sein in Rom , kann sein in Nizza , kann sein auch in Kopenhagen . Post verbindet doch ganze Welt, das soll gezeigt werden. Mie­ten wir hier in Berlin großes Atelier, erstklas­sige Regisseur muß Inszenierung machen, wer­den wir große, berühmte Künstler engagieren. Bersteben Sie: große? Film, was ganzes Welt in Erstaunen setzt!" Nun wußte Ulfar, wvher der Wind wehte. Muß spielen sogar in verschieden« Städte, muß. Muß spielen in der ganzen Welt, in Schloß und großer Hotel, in großer Badeort und in Gebirge. Film braucht das. Braucht Leben, braucht Pracht, braucht äußere Entfaltung. Wird dadurch erst interessant. Film soll wirken aus der großen Masse. Wirkt nur, wenn er viele, viele schöne Bilder hat. Großer Masse will sehen, viel sehen, schöne Sachen sehen. Ver­stehen Sie?" Ulfar nickt«. Daher weht« der Wind: Auf Staatskosten wollt« Herr Katajewski ein paar Monate lang in Europa herumreisen, lustig leben, sich die Welt ansehen, ab und zu, ganz nebenbei, ein paar Aufnahmen machen. Ihm konnte«S ja schließlich recht sein. Katajewski fuhr fort: Also machen Sie das mit schöne-Handlung, auch Liebe dabei, und viele Orte, und viele große, gewaltige Dekorationen?" Ulfar nickte. Und wieviel dar kosten?" fragte Kata­jewski. Da«8 sich nur um eine einfache Fabel handelt, sagen wir fünfhundert Dollar." Nein!" entschied Katajewfli. ,Lst Ihnen das zu viel?" fragte Ulfar. Nein", sagte Katajewfli. Nun begann der gar nicht geheimnisvolle Balkanpostbevollmächtigte geheimnisvoll zu wer­den. Zu weni^g", sagt« er. ,Lu wenig?" Ulfar schwieg. Cs war seit Monaten der erste heitere Augenblick. Sie werden bekommen tausend Dollar." Ulfar machte große Augen. Warum kamen die Katajewfli so selten vom Ballan daher­geschwommen? Warum waren die Postverwal­tungen auf dem Gebiete der Filmpropaganda so wenig unternehmungslustig? Einverstanden", sagte Ulfar.Tausend Dollar. Wann brauchen Sie das Drehbuch?" Oh", sagte Katajewski,wir haben Zeil. Wir haben viel Zeit. Ich muß erst suchen ein« große Regisseur, eine Architekt. In einem Monat vielleicht, in eineinhalb Monate. Aber ich gebe Ihnen Anzahlung.' Wieviel wollen Sie? Dreihundert Dollar?" Ulfar'.ckte. Wie glatt diesmal alles ging. Wie schön das war, nut einem Katajewski zu tun zu haben, der die fabelhaftesten Vorschläge machte, so daß man nur nicken mußte. Ma» sollte diesen Katajewfli allen Filmproduzenten, in Freiheit dressiert, vorführen. Sie konnten von ihm lernen!