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11. Jahrgang.

Sozialdemokrat

Zentralorgan der Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der Tschechoslowakischen Republit.

Kerterstrafen gegen die Menschewifen.

Moskau , 9. März. Wie die Telegraphen­agentur der Sowjetunion meldet, verurteilte der Mostaner Gerichtshof im Prozeß gegen das Unionsbüro der Menschewisten nach 25stündiger Beratung die Angeklagten Groman, Scher. Suchanoff, Ginsburg, Jakubowitsch, Petunin und Findjenstaiwsti zu je zehn Jahren Freiheitsstrafe und die übrigen sieben Angeklagten zu Freiheits­strafen von fünf bis acht Jahren.

Die Angeklagten hatten in ihren Verteidi­gungsreden den Menschewismus als verwesenden Leichnam bezeichnet und das Gericht versichert, sie hätten sich von der Ziellosigkeit und Irrtüm­lichkeit ihres Kampfes überzeugt. Dent Tode hätten sie mehreremals ins Antlig gesehen. Aber jetzt, wo er ihnen seitens eines proletarischen. Gerichtes drohe, fehle ihnen der Mut und sie berspürten Angst. Sie hätten ihre Be fenntnisse völlig freiwillig(?) abgelegt und bitten daher das Gericht um ein mildes Urteil, damit ihnen ebenso wie den seinerzeitigen Angeklagten im Industrieparteiprozeß Gelegen heit zur Gutmachung gegeben werde.

Neue Bestellungen für die deutschen Industriellen.

Dienstag, 10. März 1931

40.000 bayrische Metallarbeiter ausgesperrt.

Die Industriellen wollen weiteren Lohnabbau erzwingen. Berlin , 9. März.( Eigenbericht.) In der bayrischen Metallindustrie ist es zu einem Der Konflikt gekommen, der einen der größten Arbeitskämpfe der letzten Jahre darstellt. Verband bayrischer Metallindustrieller hat die Aussperrung von 40.000 Arbeitern beschlossen, die morgen in Kraft treten wird. Davon entfallen auf Nürnberg- Fürth gegen 25.000, auf Augsburg 6500, auf München 8000 Arbeiter.

Am 6. März war ein Schiedsspruch gefällt worden, der neben einem Lohnabzug von 6 Prozent noch weitere Verschlechterungen der Manteltarifbestimmungen brachte. Den Indn­striellen aber geht dieser Abzug nicht weit genug. Sie wollen die ohnedies traurige Lage der Arbeiterschaft noch mehr verschlechtern; daher die Aussperrung!

Erdbebentatastrophe in Südserbien.

Biele Orte dem Erdboden gleichgemacht.- Ueber hundert Todesopfer? Prag , 9. März. Nach auf der hiesigen jugoslawischen Gesandtschaft eingetroffenen amtlichen Meldungen wurde Südserbien im Wardar - und Strumigatal von einem tata= strophalen Erdbeben heimgesucht. Das Erdbeben wiederholte sich noch von Samstag auf Sonntag. Dulatowo, Solota, Bogorodica, Tržiště und Mirošte wurden völlig dem Erdboden gleichgemacht. Ferner wurden fast vollkommen vernichtet: Walandowo , Strumiga und Udowo. Die Eisenbahnverbindung auf der Strecke Stoplje- Saloniti ist unter­brochen, ebenso die regelmäßige Telephonverbindung. Sie wird bloß durch militärische Feld­telephone aufrecht erhalten.

Die Militärverwaltung stellte sofort einige tausend Zelte für die ihres Obdachs be­raubte Bevölkerung zur Verfügung. Die wichtigeren Staats- und Eisenbahnbehörden sind vorläufig in Eisenbahnwaggons untergebracht. Sämtliche Mineralölquellen, deren es in die­sem Gebiete viele gibt, sind verschwunden. An vielen Orten zeigt die Erde Sprünge, und aus den Riffen entweichen Gase. Das ganze Gebiet ist in Rebel gehüllt. Nach vorläufigen Mel­dungen wurden bisher 35 Tote und einige hundert Verletzte gezählt.

Nach den Berichten aus dem Erdbebengebiet in Südserbien, in das sich der König und der Ministerpräsident begeben haben, ist die Katastrophe die größte, von der die Be­völkerung in den letzten Jahrzehnten heimgesucht wurde.

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Nr. 59.

Wirtschaftskrise und Handelspolitik.

Die Krise in der Weltwirtschaft ist auch den tschechoslowakischen Außenhandel außerordentlich bedeutungsvoll geworden. Die Raufkraft jener Staaten, in die wir ausfüh­ren, ist zurückgegangen, der heimische Bedarf an industriellen Rohstoffen ist geringer gewor den, so daß seit dem Jahre 1929 Einfuhr und Ausfuhr starke Rückgänge aufweisen. Während im Jahre 1929 ins Inland Waren im Werte von 19.988 Millionen eingeführt wurden, waren es im Jahre 1930 nur 15.727 Millio­nen also um vier Millarden weniger. In der selben Zeit ist die Ausfuhr von 20.499 Millio­nen auf 17.495 Millionen, also um drei Mil­liarden zurückgegangen. Der Umsay un seres Außenhandels war also im Jahre 1930 um volle sieben Mil­liarden geringer als im Jahre 1929, worin die schwere Krise der Weltwirt­schaft für uns drastisch zum Ausdruck kommt.

Im ersten Monate des Jahres 1930 hat nun die rückläufige Bewegung in der Ent wicklung unseres Außenhandels weiter ange­halten. Betrug noch im Jänner 1930 unsere Einfuhr 1369 Millionen, so war sie im Jan­ner des heurigen Jahres auf 883, also um fast eine halbe Milliarde gesunken. Um fast, den­selben Betrag fiel die Ausfuhr vom Jänner des vorigen Jahres von 1483 Millionen auf 1000 Millionen im Jänner 1931. Der Ge­samtumsatz des Außenhandels ist also im Jänner allein, verglichen mit der Zahl des Vorjahres, um fast eine volle Mil­liarde gesunken. Moskau

, 9. März.( Wolff.) Die zwischen dem Präsidenten des Obersten Wirtschaftsrates der Sowjetunion und den deutschen Industriel Ten geführten Besprechungen haben zu cinent beide Teile befriedigenden Ergebnis geführt. In Budapest , 9. März. Wie der Pester] beiderseitigem Einvernehmen wurde festgestellt, Bester Negierung lehnt Sammlungen ab. daß eine möglichst weitgehende Stabilität in den Lloyd" aus Belgrad erfährt, hat die Erdbeben­Belgrad, 9. März.( Avala.) Die Regierung Wirtschaftsbeziehungen der beiden Länder die fatastrophe nach den bisherigen Feststellungen beste Grundlage für einen weiteren Ausbau der mehr als 160 Todesopfer gefordert und rund hat den Beschluß gefaßt, die gesamte finanzielle Dieser Rückgang des Außenhandels hat Wirtschaftsbeziehungen biete, um auf diese Weise 1000 Häuser zerstört. Der Hauptherd des Bebens Silfe für die vom Erdbeben in Südstawien Be seine verheerenden Wirkungen insbesonders in diestontinuität der Lieferungen sicherzustellen befindet sich etwa 500 Kilometer südlich und und dabei doch jedem Unternehmen für seine Ge- südwestlich von Belgrad . In dem ganzen Gebiet roffenen ausschließlich aus Staatsmitteln zu dek- den Exportindustrien gezeitigt und schäftsbeziehungen so viel Spielraum zu des Wardarbanats und besonders in der Gegend ten. Infolgedessen werden in Südslawien keiner- gerade die beiden Industrien, welche die größte lassen, daß ein den tatsächlichen Bedürfnissen nächst der griechischen Grenze wurden die Ortstei öffentlichen Geldsammlungen zugunsten der Zahl der Arbeitslosen aufweisen, nämlich die angepaẞtes Gesamtprogramm zu möglichst voller schaften schwer heimgesucht. Die Zahl der chene Exportindustrien. Wir müssen also Auswirkung tommen könne. Beide Teile haben Schwer- und Leichtverletten soll über 500 betra- durch das Erdbeben betroffenen Personen veran- Textil- und die Glasindustrie, sind ausgespro­neben anderen Maßnahmen, die zur Be­sich dabei über die Möglichkeit der Durchführung gen. Auch zahlreiche Verschüttungen sind vor- staltet und auch Auslandsspenden werden nicht entgegengenommen werden. des Zusatzprogramms von Bestel gekommen. fämpfung der Arbeitslosigkeit ergriffen wer­Iungen geeinigt, die von der Sowjetindustrie den produktive Arbeitslosenfürsorge, In­in kürzester Zeit nach Deutschland erteilt wer­vestitionen usw. auch mit allen Kräften den sollen. bemüht sein, die Lage unserer Exportindustrie zu bessern und die wirtschaftlichen Beziehungen insbesonders zu unseren Nachbarn, wohin der Hauptteil des Exportes geht, so zu regeln, daß auch von da aus eine Belebung der Wirtschaft erfolgen kann.

Der Reichswehrminister gegen feinen

franzöfifchen Kollegen.

Rumänische Regierungstrife beigelegt.

Grenzgefechte. - Bukarest

, 9. März. Der Gouverneur der London , 9. März. ,, News Chronicle" meldet Rumänischen Nationalbank Burileanu ist aus Jerusalem : Eine Abteilung Beduinen unter heute von seinem Posten enthoben worden. Ueber die Absetzung des Gouverneurs wernahm einen Angriff auf eine Grenzschutzabtei­Berlin, 9. März.( Eigenbericht.) Heute hielt den folgende Einzelheiten bekannt: Die Natio- lung in Transjordanien. in Transjordanjen. In dreistündigem im Haushaltsausschuß des Reichstages Reichs nalbank hatte gegen die Bestellung eines französi Stampfe wurden elf Beduinen und sechs Soldaten Vor einigen Tagen sind gerade die Ver­wehrminister Gröner eine politische Rede, die schert kontrollierenden Sachverständigen protestiert sich gegen den französischen Striegsminister Ma und der Regierung zur Kenntnis gebracht, daß getötet. Außerdem gab es auf beiden Seiten viele handlungen mit Jugoslawien im gro­ginot richtete. Gröner erklärte, daß Deutsch fie unter dieser Bedingung die Anleihevereinta Verwundete. Die Grenzschußtruppen bestehen aus ßen und ganzen zum Abschluß gefonumen. Es land bereit sei, an jeder Art der Abrüstung po rung nicht zur Kenntnis nehmen würde. Heute arabischen Soldaten unter britischen Offizieren. war charakteristisch, daß wir jahrelang nicht sitiv mitzuarbeiten, die auf Grundlage der mittags erschien nun Ministerpräsident Miro­imstande waren mit Jugoslawien, das ja mit Gleichberechtigung vorgenommen werde. In nescu beim Köng in Audienz und bot für den Paris , 8. März. Havas berichtet aus Athen der Tschechoslowakei politisch auf das engste Frankreich sei durch die Verminderung der Fall, daß die Regierung vom Gouverneur der Dienstzeit von drei Jahren auf ein Jahr die Nationalbant teine Genugtuung erhalte, die über ein neues Geplänkel an der bulgarisch - grie verknüpft ist, einen regelrechten Tarifvertrag Zahl der ausgebildeten Reserven ungeheuer er De mission des kabinetts an. Der Köchischen Grenze. Samstag morgens versuchten abzuschließen. Das ist nun geschehen. Aber höht worden: das mache es eben so schwer, an nig versicherte die Regierung feines Vertrauens einige bulgarische Stomitatschis insgeheim auf mit dem Ergebnis der Verhandlungen scheint die französische Abrüstung zu glauben, ebense und unterzeichnete das Absetzungsdekret Buri- griechisches Gebiet durchzudringen, u. zw. unweit auf keiner Seite rechte Zufriedenheit zu herr­der Gemeinde Drama. Die griechischen Grenzschen. Sicherlich wäre unser Handelsverkehr wie die Taufende von Tanks, Flugzeugen und leamus. rachtposten eröffneten auf die Komitatschis mit Jugoslawien ausbaufähig. Trotz der Geschüßen und die Zehntausende von Maschinen­Feuer, das von bulgarischen Grenzsoldaten erschweren Strije ist nämlich die Ausfuhr nach widert wurde und volle 5 Stunden andauerte.

gewehren.

Ausnahmszustand auf Savanra.

Gröner bestritt weiters, daß die 105.000 Schutzpolizeibeamten und die bewaffneten Zoll- Havanna, 9. März. Die Regierung von Erst über Einschreiten der Kommandanten der Jugoslawien von 1929 bis 1930 gestiegen und beamten zu den Landstreitkräften zuzurechnen Stuba hat zur Aufrechterhaltung der Ordnung beiden Barteien wurde das Feuer eingestellt. Den war von 1140 auf 1536 Millionen und ist feien. Sie feien nicht zum militärischen Dienst besondere Maßnahmen ergriffen. Ausgesuchte letten Meldungen zufolge wurde bei beiden Bar- auch die Einfuhr von 339 auf 439 Millionen bestimmt und das Reichswehrministerium habe Mannschaften der kubanischen Armee in Zivileien feine Opfer an Menschenleben verzeichnet. gestiegen. Allerdings ist im Jänner eine rüd­läufige Bewegung eingetreten, indem nämlich mit ihrer Ausbildung überhaupt nichts zu tun. Kleidung patrouillieren zu Fuß und in mit bewaffneten Automobilen gegenüber der Ausfuhr im Jänner 1980 int Vorher hatte der Minister erklärt, daß der Etat Maschinengewehren Reval , 9. März. Von der östlichen russischen Werte von 180 Millionen im heurigen Jän­teine Stonzessionen mehr machen könne. durch die Stadt und die Umgebung. Das Militär hat Anweisung erhalten, jede Person, die im Grenze wird folgender Vorfall gemeldet: Sonn- ner die Einfuhr nur 60 Millionen betrug, Besize einer Bombe oder bei einem Bomben tag früh bemerkte ein Grenzposten bei Dolgaja- wogegen die Ausfuhr nach Jugoslawien ,( wohl anschlag angetroffen wird, auf der Stelle zu er- Niva in der Schneelandschaft einen weiß infolge der Kündigung des Handelsvertrages schießen. Zwanzig verdächtige Personen sind gekleideten Mann, der die Grenze zu überschreiten mit Ungarn ) von 22 auf 24 Millionen gestie­bereits verhaftet worden. versuchte. Als ihn die estländische Grenzwache festnehmen wollte, näherten sich zwei russische gen ist. Angesichts des engen politischen Ver­Grenzwächter wurde verwundet, erwiderte aber den Verhandlungen mit diesem Staate mehr das Feuer und tötete einen der russischen Grenz- erwarten fönnen. Bei unseren Agrariern steht soldaten und den weißgekleideten Mann. Darauf eben die slavische Brüderlichkeit refer im Mit unserem ungarischen Nachbarn

Zschechischer Konful bei einem Diplomatenball erschossen. Paris , 9. März. Die Agence Havas meldet

aus Santa Domingo, daß auf dem am Samstag Ausweisung eines Auslandskorre: Grenzwächter und eröffneten das Feuer. Der hältnisses zu Jugoslawien hätte man also von abends auf dem argentinischen Konsulat gege­benen Ball der Unterstaatssekretär der Präsiden­tentanzlei Marigo Cestero den Vorstand des

spondenten

Prag, 9. März. Wie das amtliche Preßbüro

Obergerichtes und ferner den tschechoslo. mitteilt, wurde der Korrespondent der Leipziger hin begab er sich zu dem zwei Kilometer ent Kurje als die Sorge um die Getreidepreise. watischen Honorarkonsul ermordet hat. deutscher Blätter Arthur Kornhuber, der der Poſtenführer mit mehreren Leuten der Stelle befinden wir uns seit dem 16. Dezember im Tschechoslowakischer Konsul in Santo Do- Republik bereits verwarnt worden war, heute den Rufsen bereits weggetragen worden waren. vertragslosen Zustand. Die Handelsbeziehun­mingo war Manuel de Gomet. Die Prager aus der Tschechoslowakei ausgewiesen. Den letzten Aus Narva hat sich eine behördliche Unter- gen zu Ungarn hatten sich schon im vorigen Bentralstellen haben über diesen Vorfall teine Anstoß hiezu gab ein Artikel im Samburger suchungskommission an die Grenze begeben, um Jahre verschlechtert. Die Ausfuhr nach Un­Fremdenblatt". den Vorfall zu überprüfen. garn war im vorigen Jahre um 300 Millio­diretten Meldungen.