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11. Jahrgang.

Sozialdemokrat

Zentralorgan der Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der Tschechoslowakischen Republit.

Mittwoch, 1. April 1931

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Nr. 78.

Desterreich fündigt Handels Maßvolle Antwort des Reichsaußenministers. Christlichsoziale

verträge

Es sei nichts dagegen einzuwenden, daß die Angelegenheit auf die Tagesordnung der nächsten Ratssigung im Mai gesezt werde. Es sei aber falsch, die rein wirtschaftlichen Vereinbarungen zwischen Deutschland   und Oesterreich als eine Gefährdung des Frie­dens zu bezeichnen.

die

Kein Einwand gegen die Anrufung des Bölkerbundrates. mit Ungarn   und   Jugoslawien. Wien  , 31. März.( AN.) Sowohl der Hans des Reichsaußenministers Curtius vor dem wöhnlichen Handelsvertrag passen würden. Berlin  , 31. März.( Eigenbericht.) Die Rede| digungsbedingungen stehe, wie sie für jeden ge­delsvertrag mit Jugoslawien wie der mit Ungarn   Reichsrat, mit der er heute die Angriffe der find heute durch die österreichischen Gesandten in Außenminister Frankreichs  , Englands und der Belgrad   und Budapest   dreimonatig für den 1. Juli Tichechoslowakei auf das deutsch  - österreichische 1. J. gekündigt worden. Diese Maßnahme ist be­Zollabkommen beantwortete, bemühte sich im kanntlich schon im Vorjahre in Aussicht genom allgenteinen, die Situation nicht noch weiter zu men und bei den zwischen den beteiligten Regie: verschlechtern. Nur an einer Stelle wurde Cur­rungen über einen neuen Handelsvertrag geführ- tius etwas schärfer, als er davon sprach, man ten Verhandlungen wiederholt besprochen worden. solle Desterreich nicht zu einem Staat zwei­Sie wird österreichischerseits mit dem Beifügen notifiziert werden, daß die österreichische Bundes- ter se lasse herabdrücken. Im übrigen suchte Sie fönne auch nicht als ein Hemmnis für regierung von den im Zuge befindlichen neuen er nachzuweisen, daß die Abmachungen zwischen Abrüstungskonferenz des nächsten Jahres Verhandlungen zuversichtlich das Zustandekommen Deutschland   und Desterreich sich in den Bahnen zeichnet werden. der gesamteuropäischen Zusammenarbeit bewe- Curtius verwahrte sich schließlich noch gegen einer Neuregelung innerhalb der zur Ver­gen. Was nottue, sei die Vereinigung zu größe den Vorwurf, daß Deutschland   und Desterreich fügung stehenden Zeit erwartet. ren Wirtschaftsgebieten, die Schaffung größerer durch ein zuerst geheim gehaltenes und dann und widerstandsfähiger Binnenmärkte. Das Ziel sensationelles Manöver eine ganze Welt gegen jei nicht der Abschluß solcher größerer Binnen sich in die Schranken gefordert hätten. Die bei märkte nach außen. Curtius wies daraufhin, daß den Regierungen hätten sofort, als zwischen in Südeuropa  , in Standinavien, auf dem Bal ihnen eine gemeinsame Auffassung zustande ge­fan und in Nordwesteuropa   ähänliche Bestre kommen wäre, die anderen Länder von ihren bungen im Gange feien, und daß auch die bel- Absichten unterrichtet. gisch- luxemburgische Zollunion nicht zu einer Bereinigung der beiden Länder geführt habe.

Auch die Tschechoslowakei   kommt bran?

Wie das Neue Wiener Tagblatt" erfährt, wird auch die Kündigung des Handelsvertrages mit der Tschechoslowakei   zum 15. April mit Wirt jamkeit ab 15. Juli d. J. in Erwägung gezogen. Zur Kündigung drängt die österreichische Land wirtschaft, der an der Außerkraftsehung der Bin­dung des Gerstenzolles noch vor der Einbringung der heurigen Ernte gelegen ist.

Unabhän- fahren

Sozialpolitik.

Seit ihrer Hinauslehnung aus der Re­gierung, durch die sie der Anteilnahme an den ,, großen Knödeln" verlustig wurden, versuchen unsere Christlichsozialen ihre während ihrer Regierungstätigkeit durch eigene Schuld in die Brüche gegangene Reputation durch scharfe Opposition wieder in Stand zu setzen. Ihr eigenes Versagen in der Regierung hindert sie nicht daran, jede Maßnahme der jetzigen Koa­be- lition von vorneherein schlecht, jeden Erfolg, der von den sozialistischen   Parteien in har­tem Ringen gegen den Widerstand der bürger­lichen Parteien erkämpft wird, unzulänglich zu finden und jede Verlegenheit, die sich naturge­mäß aus der in der Koalition gegebenen Tat­sache der Vereinigung einander gegensätzlicher Sträfte zeitweilig ergeben muß, freudigst zu bejubeln. Mit Würde und Takt, ja auch mit der einfachsten Besorgnis, nicht der Lächer­lichkeit zu verfallen, hat dieses Vorgehen blut­wenig zu tun. In ihrem Eifer, sich in klein­

Neue Demarche in der Zollfrage? lichster und gehässigster Weise für ihren Sint­Deutschland und Desterreich seien sich von vornherein darüber flar gewesen, daß auch der Paris  , 31. März. Paris Midi" will er auswurf zu rächen, schenen die deutschen bloge Anschein ein Verlegung der Unabhän fahren haben, daß eine neue Demarche in Christlichsozialen   nicht davor zurüd, sich in Der Handelsvertrag mit Jugo'lawien. gigkeit Defterreichs unter allen Umständen verder Frage des österreichisch  - deutschen Zollabkom- die allergrößte Nähe der kommunistischen   und mieden werden müsse. Daher soll ein Vertrags mens in Berlin   und Wien   unmittelbar bevor- bakenkreuzlerischen Opposition zu begeben, und Wie wir bereits berichtet haben, ist der verhältnis geschaffen werden, in das beide Staa fiche. Man wisse noch nicht, ob diese Demarche sie verschmähen nicht einmal, sich ihrer Stamps­Handelsvertrag zwischen der Tschechoslowakei   ten als völlig gleichberechtigte Part gemeinsam durchgeführt oder ob die verschiedenen methoden zu bedienen, die sie in ihrer Haß­und Jugoslawien   unterzeichnet worden. Nach er eintreten, das feinerlei staatsrechtliche Ber Mächte sie einzeln vornehmen würden. Positiv den Mitteilungen des Ministerialrates Fried- schmelzungen, feinerlei staatsrechtliche Organe fest stehe jedoch für den Augenblick, daß eine psychose für besonders zugkräftig halten. So mann, des führenden Unterhändlers auf tsche­choslowakischer Seite ist der Inhalt des Vertra- enthält, das die völkerrechtliche Handlungsfähig Einigung unter den Mächten im Hinblick auf ist also der Partei der Herren Mayr- Harting Vertra- feit unberührt laffe und das endlich unter Kün diese Demarche vorhanden sei.

ges folgender:

Zugeständnisse der Tschechoslowakei  . Die Tschechoslowakei   gewährte Südflapien sowohl eine Ermäßigung als auch die Bindung der autonomen Zollfäße bezw. der Vertrags zölle u. a. für folgende Waren: Trauben ver

Erdbebenkatastrophe in Nicaragua  .

Die Hauptstadt zerstört.- Hunderte von Zoten? schiedener Art, frisches Obst( Nüsse, Aepfel, Bir- Panama, 31. März. Die Tropical Radio] winnen. Auch die Zahl der Toten und Verletzten nen, Quitten, Zwetschten) sowie für Dörrobst Co. meldet, daß die Stadt Managua   durch ein läßt sich nicht annähernd schäßen. Die in der Mitte ( Aepfel, Birnen, Zwetschten und Zwetschken- Erdbeben zerstört ist. Vierzig Personen tamen der Stadt gelegene Markthalle, in der, wie ge­mus), verschiedener Art von frischem Gemüse meldet, kurz nach dem Erdstok Feuer ausbrach und die von Frauen und Kindern überfüllt war, stürzte infolge des Brandes zum Teil ein,

ums Leben.

( Fisolen, Baradeiser, Melonen), für Industrie- Das Erdbeben, das um 10 Uhr 02 vormittag pflanzen, namentlich Hopfen und Medizinal- einsekte und den größten Teil der Stadt in Trüm­fräuter, Rindvich, schwere Schweine, Pferde, mer legte, war nur von kurzer Dauer. In der lebend und geschlachtet, Geflügel, Süßwasser- Markthalle brach ein Brand aus, der sich sehr und Meerfische( lebend und bearbeitet), Därme schnell ausbreitete und die noch stehenden Gebäude und Blasen, südslawische Weine, gebrannte im westlichen Teil der Stadt in Asche zu legen Spirituosen, Käse, Wurst und verschiedene Solz­droht. extrakte, einige Lederarten( Ferrofizilium) Elet tropolen und Kalkstickstoff.

Die Brandstifter im Schwedentino vor Gericht.

wobei 35 Personen unter den Trümmern begraben wurden und verbrannten. Auch auf den Straßen liegen zahlreiche Tote und Verletzte.

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und Hilgenreiner, die einstmals dem Herrn Monsignore Sramef bei der Untergrabung der Sozialversicherung herzhafte Handlangerdienste leistete, alles was die Sozialisten gegenwärtig an fozialpolitischer Fürsorge durchseven, it wenig, wofür sie in nobler Weise nicht die widerstrebenden bürgerlichen Parteien, son­dern die sozialistischen   Parteien verantwort lich machen möchten. Ganz nach bolschewistisch­hakenkreuzlerischer Art.

Die jetzt so ausgiebig mit der reichlich verspätet erwachten Fürsorge der Christlich  jozialen bedachten Arbeiter brauchen sich aber nur, soweit sie etwa noch nicht aus der Ver gangenheit dieser Partei die entsprechenden Lehren gezogen haben sollten, die Tätigkeit dieser Sorte von Freunden dort näher zu beje Die in Managua   stationierten amerikanischen   hen, wo sie nicht wie bei unsach, leider! Miami  ( Florida  ), 31. März. Der hiesige Marinesoldaten tun ihr Möglichstes, um die Ver- Opposition" mimen müssen, sondern an Was Jugoslawien gewährte. Beamte der Tropical Radio Company berichtet, letzten zu retten. Der Erdstok dauerte im ganzen Deigegenüber gewährte Südslawien der daß nach einem von ihm aufgefangenen Funk- mur vier bis sechs Sefunden, war jedoch von folder Staatsmacht sind, um den Wert und die Tschechoslowakei   ähnliche Zugeständnisse durch spruch die Zahl der bei dem Erdbeben in Managua   cher Heftigkeit, daß er fast alle Gebäude der Stadt Verläßlichkeit der christlichsozialen Sozialpoli­tik abzuschätzen. Sie machen es dort nicht an­in Trümmer legte. eine direkte Zollregelung( 3ollsenkung bezw. umgekommenen Personen 400 bis 500 betrage. Bindung der autonomen oder der Vertragszölle) Die Straßen sind mit Flüchtlingen angefüllt, ders, als die deutschen Christlichsozialen taten, und durch eine günstige Einreihung gegebenen New York  , 31. März. Nach einem diretten die, von einer Panit ergriffen, aus der brennenden solange ihnen in der Regierung Gelegenheit falls durch eine Regelung der Erläuterungen. Suntspruch der Associated Preß aus Managua   ist Stadt zu flüchten suchen. Jufolge der Trümmer geboten war, das Gegenteil zu tun, von wel­Es handelt sich um folgende Waren: Soure   bas Ausmaß der durch das Erdbeben verursachten massen sind die Straßen jedoch kaum passierbar. cher Gelegenheit sie aber nicht den geringsten Gurken, Bier, einige Arten von Jutegarnen, Statastrophe noch nicht zu übersehen, da die In der ganzen Stadt ist fein einziges Gebäude Gebrauch machten, sich vielmehr ausschließlich Baumwolle, Flachs und Wollwebstoffe, Säde, bichten Rauchschwaden, die über der Stadt hängen, unbeschädigt geblieben. Das Feuer breitet sich noch als Feinde der Arbeiterschaft und als willige Teppiche, Stoßen, Decken, halbjeidene Pojamen- es unmöglich machen, einen Ueberblick zu ge- limmer weiter aus. Werkzeuge aller Unternehmerwünsche betätig­teriewaren, Feze, einige Lederarten, einige Solz­ten. Und wessen sie sich wieder befleißen wür erzeugnisse, Ziegeln aus Dinas, einige Waren den, öffnete sich ein Türchen, um sich in die ous Porzellan und anderem keramischen Mate­Legalität Hitlers nenester Schwarm. so schmerzlich vermißten Regierungshallen rial, für einige Glaswaren und Eisengefäße, Berlin  , 31. März.( Eigenbericht.) Reichstags- hineinschlüpfen zu lassen. einige Galanterieerzeugnisse, Musikinstrumente Wie die Christlichsozialen wirklich über und außerdem wurde der Schutz der Bezeich­Wien, 31. März.( Eigenbericht.) Vor einem präsident Löbe, wird den von den Kommunisten mung Bilsner Bier erwirkt. Wiener   Schöffengericht hatten sich heute vier gestellten Antrag auf sofortige Einberufung des die Notwendigkeit sozialpolitischer Maßnahmen Heimwehrleute zu verantworten, die während der die Regierung Ender durch den Minister für Reichstages zweds Stellungnahme zu den Not denken, beweisen sie soeben in Desterreich, wo Schwedentino einen Brand zu legen versucht verordnungen dahin beantworten, daß er nach soziale Berwaltung den Vorentwurf einer hatten. Es hatten sich damals in der Nacht zwei Ostern den Aeltestenvat zur Entscheidung über Regierungsvorlage ausgearbeitet hat, die von Leute durch das Fenster eingeschlichen und hatten Die Berliner   Ausgabe des in München   er im Vorführungsraum und in einer Loge Hart diese Frage zusammenberufen wird. Die Natio ihr Reform der Sozialversicherung" benannt fcheinenden Völkischen Beobachter" wird ab spiritus in Brand gesteckt, allerdings ohne viel nalsozialisten und Deutschnationalen haben zwar wird, die aber in Wahrheit auf nichts gerin­1. April eingestellt. Das Fiasko des Naziblattes Schaden anzustiften. Außer den Tätern wurden vom Reichstag die Aufhebung der Notverordnung geres abzielt, als auf den Abbau und die Zer­trümmerung aller sozialen Rechte der Arbei­ift charakteristisch für den Niedergang der noch zwei weitere Leute, darunter ein Wehr­nationalsozialistischen Preise und der nationalio- mann, verhaftet. Die Angeklagten verantwor- verlangt, bisher aber noch nichts getan, um die ter und Angestellten. Was da Reform genannt wird, trägt den Stempel unerhörtester Bru zialistischen Bewegung überhaupt. So hatte der teten sich dahin, sie hätten feinen Brand legen, Einberufung des Reichstages herbeizuführen. Nur Herr Hitler   hat einen Befehl erlaf- talttät. Völkische Beobachter" furz vor dem 14. Sep- sondern nur die Kinoleitung warnen und dadurch Es gibt kein einziges Gebiet der sozial­tember 1930 allein in Berlin   einen Straßen swingen wollen, den Film vom Spielplan abzusen, wonach die nationalsozialistischen Organisa verkauf von rund 8000 Exemplaren. Die Ziffer leben. Der Wehrmann, ein Zugsführer, bekannte stieg nach den ersten beiden Wochen nach dem sich als Urheber des Planes. Er erklärte, er habe tionen und vor allem die Sturmabteilungen sich politischen Gesetzgebung, auf dem die christ­14. September auf über 71.000 Gremplare. In den Film allerdings nicht gesehen, aber von der trenge im Rahmen der Notverordnung halten lichsozial- großzdeutsche Regierung nicht weit sollen. Er will damit offenbar die Legalität" der gehende Verschlechterungen, ganz im Sinne der Folgezeit ging der Verkauf fast eben fo eftüre des Buches sei er empört gewesen. nationalsozialistischen Bewegung besonders her- des borniertesten Teiles der Unternehmer­rapide zurüd wie er in die Höhe gegangen war. Die Angeklagten wurden vom Verbrechen vorheben. In Wirklichkeit ist zuerst von den Ha- schaft, in Vorschlag bringen würde. Vor allem: So schnell die Straßenverkäufer des Völkischen der Brandstiftung freigesprochen, aber wegen tenkreuzlern die maßlose Verrohung des politi soll die Ueberstunden- Entlohnung von 50 auf Beobachters" an allen Eden erschienen waren, Verbrechens der Erpressung und der boshaften so schnell verschwanden sie wieder. Diefer Nie- Sachbeschädigung verurteilt, und zwar zwei, fchen Lebens herbeigeführt worden und ihre 25 Prozent Aufschlag herabgesetzt werden. dergang ist zu verzeichnen, ohne daß es dem in unter ihnen der Wehrmann, zu je drei Monaten ganze Arbeit ist darauf eingestellt, die Verfaffung Was das bedeutet, ist klar: in der Zeit der Berlin   erscheinenden Goebbels- Blatt viel besser strengen Arrest, die beiden anderen zu je einem der Repulik auf jede nur denkbare Weise zu größten Arbeitslosigkeit soll es den Unterneh Monat strengen Arrest bedingt. stürzen. ginge als dem ,, Völkischen Beobachter". mern erleichtert werden, Ueberstunden machen

Bis der Vertrag im Wortlaut vorliegen Demonstrationen gegen den Remarque Film im

wird, wird darüber mehr zu sagen sein. Hitler  

baut ab.