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11. Jahrgang.

Sozialdemokrat

Zentralorgan der Deutschen   sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der Zschechoslowakischen Republit.

Gewitterschwüle in Bortugal.

Baris, 12. April. Nach Berichten der Lon­ doner   Berichterstatter herrscht in Portugal   Auf ruhratmosphäre. Die Regierung hat den Belage­rungszustand auf den Azoren   verkündet und Militärabteilungen dorthin entsendet. In Lissa­ bon   wurden sehr strenge militärische Maßnah men zur Aufrechterhaltung der Ordnung getrof­fen. Bewaffnete Militärpatrouillen ziehen des Nachts durch die Straßen.

London  , 12. April.  ( Reuter.) Der. Lissabo  ner Korrespondent des Reuter- Büros, der sich nach Spanien   begeben hat, um ungehindert durch die strenge Zensur in Portugal   berichten zu kön nen, stellt die Lage in Portugal   als ernst dar. Mehrere in den Provinzen stationierte Regimen ter hätten sich geweigert, den Anordnungen der Regierung Folge zu leisten. Trotz aller gegentei ligen Gerüchte sei jedoch die Regierung noch Herrin der Lage und die von ihr unternomi­menen Schritte hätten den Eifer der Revolutio näre etwas abgekühlt.

Die Straßen von Lissabon   würden allnacht­lich von Abteilungen der Nationalgarde in Last kraftwagen, die mit Maschinengewehren ausge rüstet seien, patrouilliert. Wie sich jetzt heraus­gestellt hat, so heißt es in dem Bericht weiter, war ursprünglich ein Handstreich in Lissabon   für gestern Nacht geplant, jedoch haben die Ereignisse in Madeira   die Entwicklung beschleunigt.

Dienstag, 14. April 1931

Bernichtende Niederlage

des spanischen   Monarchismus.

Gemeindewahlen bringen in 47 von 50 Provinzhauptstädten eine republikanisch lozialistische Mehrheit. Bor der Demiffion des Kabinetts?

Paris  , 13. April. Die gestrigen Gemeindewahlen in Spanien   haben nach den bisher vorliegenden Meldungen namentlich in den größeren Städten den vereinigten Linisparteien, Republikanern und Sozialisten, einen entscheidenden Sieg gebracht, dessen Folgen für das ganze monarchistische System in Spanien   nicht abzusehen sind. Die definitiven Ergeb nisse aus allen Gemeinden werden erst Ende der Woche bekannt werden, und es ist wahr scheinlich, daß noch in zahlreichen fleinen Orten und Gemeinden die monarchistische Koa­lition Erfolg haben wird. Nichtsdestoweniger aber ist es Tatsache, daß der Triumph der republikanischen Kandidaten in Madrid  , Barcelona   und 45 anderen Hauptstädten der 50 spanischen Provinzen die Sieger selbst überrascht hat.

Die monarchistischen Kreise machen kein Hehl daraus, daß sie eine vernichtende Niederlage erlitten. Aus einer Unterredung, welche der Madrider   Vertreter der Agence Havas mit dem Außenminister Grafen Romanones hatte, erlangte er den übrigens von den Privat­berichterstattern in Madrid   bestätigten Eindruck, daß die Demission des Kabinet= tes Aznar nahe bevorsteht.

Der Führer der republikanisch- sozialistischen Stoalition Albornoz, der erst kürzlich aus dem Gefängnis entlassen worden war, erklärte dem Korrespondenten der Agence Havas, die gestrigen Ergebnisse bewiesen voll, daß die große Mehrheit der öffentlichen Meinung Spa­ niens   republikanisch und sozialistisch sei. Das Ergebnis ist auch ein Beweis dafür, daß in Spanien   fein Kommunismus eristiert. Die Kommunisten vereinigten nur eine ganz geringe Stimmenzahl auf sich.

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Nr. 88.

Volksurteil über eine Diktatur.

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Was wir vor wenigen Wochen an dieser Stelle vorausgesagt haben: daß die spanische Revolution nur aufgeschoben und nicht aufge­hoben, daß die monarchistische Regie­rung Aznar nur eine Episode sein würde, wie das Kabinett Berenguer eine war, und daß die Entmachtung des spanischen   Kö­nigtums unaufhaltsam sei die Gemeinde­wahlen, die Sonntag in ganz Spanien   stattge funden haben, beweisen es. Die spanischen  Demokraten, bürgerliche Republikaner und Sozialisten, haben vom ersten Augenblick der neuen Aera an, die durch den Sturz Primo de Riveras geschaffen wurde, die Ausschrei­bung von Wahlen in eine, verfassunggebende Versammlung und für die Person des Königs Enthaltung von den Staatsgeschäften während der Periode des Wahlkampfes gefordert. Die Forderung, daß die neugewählten Cortes völ­fig souverän über die Staatsform und Ver­fassung Spaniens   entscheiden sollten, und die andere, daß Alfonso das Heft aus der Hand geben sollte, bildete den eigentlichen Streit­punkt zwischen dem Kabinett Berenguer und den Linfen. Berenguer wollte feineswegs die

Ein befannter Flieger, der sich mit seinem Die bis Montag nachts eingelangten Gesamt- sechs Site. In Cordoba   ist das Verhältnis 27 zu Diktatur wiederkehren lassen. Daß die Ditta­Flugzeug aufwieglerisch betätigt hatte, sollte ver haftet werden. Er weigerte sich jedoch, dem mit Monarchisten 575 und den Republikanern 1026 in Guadalajara   13 zu 7, in Sevilla   32 zu 18, menbruch des Könignums nur beschleunigen haftet werden. Er weigerte sich jedoch, den mit ergebnisse bringen in den Gemeinderäten den 17, in Granada 27 zu 10, in Almeria   20 zu 9, tur ein gefährliches Spiel sei und den Zusam­feiner Berhaftung betrauten Offizier zu folgen, mandate. in Saragossa   30 zu 17, in Santander   25 zu 15, fönne, weiß man in Spanien   seit dem Schei­und feste fich telephonisch mit dem Kriegsmini In Madrid   selbst verfügt die Links in Toledo   15 zu 10, in Valencia   32 zu 18, in ſter in Berbindung. Wahrscheinlich als Ergebnis opposition über eine Mehrheit von 30 Mandaten Genta 20 zu 2, durchwegs zugunsten der ver- tern de Riveras nur zu gut. Berenguer wollte legal bleiben, aber er wollte doch den König dieser Unterredung entjandte der Kriegsminister von insgesamt 50. Das Stimmenverhältnis ist einigten Republikaner und Sozialisten. den Kommandanten des Flugwefens, um die jür die Linlsparteien aber noch viel günstiger, da In einer großen Anzahl Heinerer Pro reiten; und niemand zweifelte daran, daß eine Berhaftung vorzunehmen. Dieser fuchten den 91.111 Stimmen der Linksparteien uur 34.414 vingtädte haben die Lintsparteien ia mt- mit verfassunggebender Macht ausgestattete Flieger auf und führte ihn im Flug Stimmen der Monarchisten gegenüberstehen. Die liche Sige erobert, in vielen anderen die Mehr- Versammlung die Monarchie beseitigen, daß 3eug über die cre Alfonso von seinem Urlaub nie mehr zurüd­Linksparteien hatten mit einem derartigen Er heit errungen. In manchen fleinen Städten, namentlich in fchren würde. Darunt willigte Berenguer folge gar nicht gerechnet, sonst hätten sie beden­Berschlechterung der Sozialversicherung tend erweiterte Kandidatenlisten aufgestellt und der Provinz Cordoba  , sollen dagegen die Monar- nicht in die Forderungen der Linken ein. Wie eine noch weit größere Mandatszahl erreicht. chisten starke Mehrheiten erlangt haben. Von den wenig Kraft sich die Reaktion aber noch zu­in Desterreich? Selbst im Bezirk des königlichen Pa 50 Provinzhauptstädten haben jedoch nur drei,  Wien, 13. April  .( Eigenbericht.) Der Vor- lastes, wo die Monarchisten fünf Mandate zu Cadiz  , Pampeluna und Avila  , der Mehrheit nach traut, zeigte sich ja nach der Niederlage der republikanischen Putschisten in   Jaca. Es folgte stand des sozialdemokratischen. Abgeordnetenver- erringen hofften, hatte um 19 Uhr abends die monarchistisch gewählt. dem Sieg der Monarchie feine fräftige Geste, bandes hat heute beschlossen, an den Präsidenten republikanisch- sozialistische Koalition um ein im Gegenteil, binnen wenigen Tagen, als die des Nationalrates das Ersuchen zu richten, der Drittel mehr Stimmen als die Monarchisten. Die Republikaner feste Haltung bewahrten und fich Hauptausschuß einzuberufen, damit die Regie Priester der Pfarre St. Marcus nahmen korpo­rung Gelegenheit habe, über ihre Besprechungen rativ an den Wahlen teil. Sie gaben die Stimm Bei den Wahlen ist es zu einigen 3 wischen nicht entmutigen ließen, der Rücktritt Beren­betreffend die Zoffgemeinschaft und das Kontor zettel offen und in solcher Weise ab. daß jeder fällen gekommen. Soweit bisher bekannt, sind guers und Alfonsos Appell an die Demo­dat zu berichten. sehen konnte, daß sie für die sozialistisch- republi- in Madrid   spanische Legionäre mit republikanischen fraten. fanische Koalition stimmen. Elementen zusammengestoßen. In der Provinz In Barcelona   erreichten die katholischen und Valencia   wurden mehrere Wahlurnen zerbrochen. die radikalen Republikaner 38, die Monarchisten In Valencia   trieb die Polizei einen Umzug aus teine Illusionen über die Stärke der monar­nur 12 Mandate, in San Sebastiano entfallen einander. Im Verlaufe des Zusammenstoßes wur- chischen Idee und Institution in Spanien  . Es auf die Linksparteien 20, auf die Monarchisten den mehrere Schiffe gewechselt.

Tie Tagung der österreichischen Arbeiter tammern hat heute ein von der Wiener Arbei terfammer vorgelegtes Gutachten, das sich in der fchärfsten Weise gegen die von der Regierung geplante Verschlechterung der Sozialversicherung und der Sozialpolitik überhaupt wendet, cint stimmig bei fünf Stimmenenthaltungen der christlichsozialen und deutschnationalen Gemert­schaftsvertreter angenommen. Auch diese fünf hatten sich in der Debatte gegen die Regie rungsvorlage ausgesprochen, wünschten aber noch weitere Verhandlungen mit der Regierung über eine Berbesserung der Vorlage.

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Zwischenfälle bei den Wahlen.

Die Sieger offen für die Republik  .

Rundgebung der Führer der Linksparteien.

iſt

Auch das Kabineti Aznar machte sich

war sich der Tatsache bewußt, daß nur ein vor sichtiges Haushalten mit dem kleinen Kapital ant Vertrauen und Macht, über das die Bour­bonen noch verfügen, den Sturz der Krone in ein leises Entgleiten des Szepters abmildern könnte. Der Admiral Aznar beeilte sich die Wahlen auszuschreiben, wobei er aber nicht Madrid  , 13. April. Verschiedene republi- janvertrauen. Das Plebiszit, das die verfassungs- alles auf eine Starte jezzen wollte. Wählte tanische und sozialistische Persönlichkeiten hielten treuen Abgeordneten durchführen wollten, man gleich ein Parlament und fiel die Wahl heute Rachmittag in der Wohnung Alcala Zamo- fertig: Spanien   ist republikanisch. Des­ras cine Bersammlung ab. Nach Schluß derselben gleichen ist die Diktatur unmöglich, da sie schlecht aus, so daß man plötzlich einer repu­Wirtschaftliche Annäherung der wurde eine Erklärung veröffentlicht, in der es direft zur Revolution führen würde. In einem blikanischen Cortes- Mehrheit gegenüberstand, heißt: Der geftrige Tag war der erste Triumph der solchen Falle wären alle Mittel, Attentate inbe so war guter Rat teuer und der sofortige Zu­Nordstaaten. Republik  . Die Abstimmung in der spanischen griffen, zu ihrer Belämpfung gerechtfertigt. Die jammenbruch zu befürchten. Aznar wollte Stockholm  , 12. April. Beide Kammern des Hauptstadt und in den städtischen Hauptzentren internationale öffentliche Meinung weiß jekt, darum in drei Etappen wählen las­Reichstages billigten gestern die Regierungsvor hat die Bedeutung eines für die Monarchie un- wie die Lage in Spanien   ist. In unserem Lande fen: zunächst in die Gemeindevertre lage über den Beitritt Schwedens   zum Abfom günstigen, für die Republit günstigen Plebiszits. iit teine andere gefeßliche Regierungsform mög- tungen, dann in die Provinzial­Sie trägt gleichzeitig die Merkmale eines Schuld- lich, als die Republit. men von   Oslo, durch das eine wirtschaftliche spruches gegen den höchsten Träger der Regierungs­Madrid, 13. April. Die Konstitutionalisten Landtage und dann erst in die Cortes. Annäherung zwischen   Schweden, Norwegen  , gewalt. Wir fordern sämtliche zivilen und militä- gaben nach einer Versammlung bekannt, daß die Das sollte, ging es schlimm, den Stoß auf­Dänemark, Holland   und Belgien   herbeigeführt rischen Institutionen des Staates auf, die Ent- Lösung der Regimefrage durch die verfassung- fangen und dämpfen, ging es gut, die Repu scheidung des Boltes zu respektieren. Wenn die gebenden Cortez nicht mehr nötig sei, denn blikaner bis zur entscheidenden Corteswahl Wachthaber nicht dem Wunsch des Landes nach das Land habe gestern bereits das getan, was die einschüchtern und schwächen. Der Schachzug kommen sollten, würden wir vor der Nation und Konstitutionalisten selber, allerdings mit einer war nicht schlecht und die republikanisch- sozia­Ende der Reparationsfommission. der internationalen öffentlichen Meinung die Ver- anderen Formel, hätten tun wollen. Sie würden listische Koalition ging in die ersten Wahlen Peris, 13. April. Heute vormittag fand die antrortung für das, was unvermeidlich eintreten deshalb nicht die Regierung übernehmen, auch nicht mit den besten Hoffnungen. Sie waren bei wenn sie ihnen angeboten werden sollte. der Nominierung der Kandidaten von allem lette Sigung der seit Feber 1920 eristierenden wird, ablehnen. Der Ministerrat ratios. Anfang im Nachteil, weil bei den Gemeinde­Reparationskontnission statt, die konstatierte, daß das Pariser Abkommten vom 28. April 1930 über Madrid  , 13. April. Der Ministerrat hat wahlen nur jene Kandidaten zugelassen wer­die sogenannten Ostreparationen von allen inter essierten Staaten ratifiziert wurde und daß da Wunsch der Nation durch Errichtung der vier Stunden über die durch das Ergebnis der den, die von zwei amtierenden Stadträten her die Beziehungen der Reparationsfommiffion Republik in Spanien   Genugtuung zu geben. Gemeindewahlen geschaffene Lage beraten, ohne empfohlen werden. Woher aber die Empfeh Madrid  , 13. April. Der Generalsekretär zu einer Entscheidung gelangen zu können, da lung nehmen, wenn sich unter den Stadträten zu Ungarn   und zu Bulgarien   bis auf die daher einer gewaltigen Zahl von monarchisti­Durchführung einiger reftlicher Formeln beendet der Allgemeinen Arbeiterunion Largo Cobal fich die Auffassungen der Liberalen und der Kon- feine zwei Republikaner finden? Es stand seien. Während die Reparationskommission für lero, der gleichzeitig Obmannstellvertreter des fervativen scharf gegenüberstanden. Ministerpräsident Aznar wurde vor Be- schen Kandidaten eine bescheidene Gruppe von Deutschland   seit dem 17. Mai 1930, für Sefter Nationalausschusses der sozialistischen   Partei ist. reich feit 28. Juni 1930 zu bestehen aufhörte, gab dem Vertreter der Agence Havas folgende Er- ginn des Ministerrates von den Pressevertretern Republikanern gegenüber. Die Regierung sah wegen der zahlreichen Gerüchte über eine bebor eriftierte sie für Ungarn   und Bulgarien   bis zum tlärung ab: heutigen Tage. Bezüglich dieser beiden lezige Die monarchistischen Kreise wurden in ganz stehende Krise befragt. Er erwiderte: Die den Wahlen zuversichtlich entgegen. Gelang es nannten Staaten trat die Reparationsfommis- Spanien vollständig geschlagen. Wegen Krise ist schon da, wenn ein Land, das sich ihr, eine starke und sichtbare monarchistische nern nicht mehr als ein Achtungserfolg be fion heute zum letztenmale zusammen, so daß fie der Niederlage, aller monarchistischen Parteien für monarchisch hielt, sich als radikal- republikas Mehrheit aufzubringen, war den Republika­fann der König feiner von ihr die Regierung nisch herausstellt. nur noch der Geschichte angehört.

wird.

Im Namen Spaniens  , das wir vertreten, da wir die Mehrheit besigen, erklären wir öffentlich, daf; wir energisch vorgehen werden, um dem