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11. Jahrgang.

Auftakt in Genf :

Sozialdemokrat

Zentralorgan der Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der Tschechoslowafischen Republit.

Sonntag, 17. Mai 1931

Erstes Duell Curtius- Briand

Maßvolle Sprache. Sachlich keine Einigung.

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Nr. 116.

Kann die Industric

zurückkehren müsse, da diese Gruntdjäße wertvolle höhere Löhne zahlen?

sicht, daß man zu den Grundsätzen der inter nationalen Handelsbonvention und zu den Grundsätzen über den Zollfrieden positive Elemente enthalten. Wenn dies bisher nicht verwirklicht werden konnte, empfiehlt es sich, die Verwirklichung in naher Zukunft anzu streben.

Mit der Verkürzung der Arbeitszeit ist auch die Lohnfrage untrennbar verbun den. Es würde uns wenig nüßen, eine Ar­Genf, 16. Mai. Unter unvermindert starkem| den, denen er sich vollkommen anschließe. Doktor Es folgte dann eine mehr als einstündige beitszeitverkürzung durchzusetzen, wenn damit Andrang des Publikums wurden die Beratungen Curtius habe eine Methode dargelegt, um aus Rede des zweiten französischen Delegierten gleichzeitig eine Senkung der Kaufkraft der des Europa - Ausschusses heute vormittag mit der der gegenivärtigen Notlage herauszufommen. Francois Poncet , der ausführlich den Arbeitermassen verbunden wäre. Zwar wir­Erörterung der wirtschaftlichen Fragen fortgefeßt. Nach seiner, Briands, Auffassung, sei die Zoll- französischen Gegenplan gegen den Vorschlag den einige zehntausend Menschen durch die ge­Briand als Vorsitzender des Ausschusses be- frage nicht die Ursache, sondern vielmehr eine der Zollunion darlegte. grüßte insbesondere die zu der heutigen Sigung der Wirkungen der gegenwärtigen Wirtschafts- Francois Poncet anerkennt, ebenso wie wonnene Beschäftigungsmöglichkeit wieder in erschienenen europäischen Nichtmitglieder des krise. Wenn man zunächst einzelne Unionen an- Grandi, den Wert des Gedankens der inter - den Kreis der Verbraucher eintreten, doch Völkerbundes, nämlich die Vertreter von Sowjet- strebe, die Dr. Curtius befürworte, so könne man nationalen Konvention vom März 1930. fönnte dies kaum den Konsumrückgang aus­rußland, der Türkei und Islands sowie die Ver- das nur tun, wenn man bereits die Hoffnung Er verweist sehr eingehend auf die politische heben, welcher durch die Schwächung der treter der gestern eingeladenen Freien Stadt Dan- auf eine allgemeine Einigung aufgegeben habe: Seite der Zollunionen, von denen man absolut Kauftraft vieler hunderttausender bewirke zig und sprach die Zuversicht aus, daß alle hier Aber, so fragte Briand , dürfen wir diese Soff nicht behaupten kann, daß sie rein wirtschaftlich würde. Es muß also die Forderung erhoben vertretenen Staaten aufrichtig und loyal zu nung aufgeben, ehe wir den Versuch einer Ein feien. Diejenigen, die das Problem studierten, werden, daß mit der Arbeitszeitverkürzung ein sammenarbeiten werden, um eine bessere Zukunft gung gemacht haben? Stann man denn sagen, daß fanden fast alle, daß Zollbündnisse politi Lohnausgleich parallel gehe. Europas zu schaffen. Briand eröffnete sodann dieser Versuch bereits gemacht worden ist? Viel scher Momente nicht entbehren. die allgemeine Aussprache über die Wirtschafts - leicht ist das bisherige Ziel zu weit und zu hoch Francois Poncet führt dann eine Reihe von Stunden wöchentlich bedeutet eine Reduktion Eine Verkürzung der Arbeitszeit auf 40 fragen. geſtedt gewesen. Briand entwickelte hierauf den Argumenten gegen den österreichisch- deutschen um rund 17 Prozent. Um die bisherige Ver­Grundsaß, daß es nicht angehe, mit einem Plane Plan, wirtschaftlichen und politischen, die Dr. diensthöhe des Arbeiters zu sichern, müßten zu kommen, der den Frieden trüben könnte und Benes in seinem bekannten Exposee ausführte. also zum mindesten die Stundenlöhne um 20 betonte, daß überhaupt kein Plan zulässig sei, der mit den von den einzelnen Staaten übernom Schobers Erwiderung. Prozent erhöht werden, da der Arbeiter im menen Verpflichtungen der Friedensverträge Stundenlohn keinerlei Möglichkeit der Beein nicht im Einklang stehe, da dadurch eine große In einer eindrucksvollen Rede plädierte der flussung seines Verdienstes hat. Bei den Gefahr entstünde. Briand wiederholte, daß sich österreichische Bizetangler Dr. Schober, der Affordarbeitern ließe sich schließlich ein Kom­gerade aus diesen Gründen Frankreich schon sich der englisen Sprache bediente, für die öfter- promiß in der Frage des Lohnausgleiches früher gegen den deutsch - österreichischen Zollplan reichische Sache. Er konnte sich eingangs auf das gestellt habe und erklärte, daß er seine Haltung schon im Jahre 1925 von zwei Völkerbunds­nicht ändern werde. Briand schloß: experten, Mer. Layton und Proffesor Rist, ver­

denken.

Tun sind manche unserer Unternehmer

Als erster Redner ergriff Reichsaußenminister Dr. Curtius das Wort. Dr. Curtius be­grüßt den Beschluß des Ausschusses, zunächst eine allgemeine Aussprache über die Wirtschaftskrise zu veranstalten. Er erklärte, es werde immer wieder notwendig sein, sich über die Hauptursachen der Arise, insbesondere in ihren europäischen Erschei­nungsformen, flar zu werden, charakterisierte jo dann die Hauptursachen dieser über Europa hin­aus sich fühlbar machenden Krise, insbesondere die Ueberproduktion an Lebensmitteln und Rohstoffen, den Rüdgang der Konjum fraft, die Steigerung der Kauftraft des Geldes, In diesem Punkte kann ich zu meinem feßte Gutachten über die wirtschaftliche Lage bereits selbst so weit, daß sie die Unhaltbarkeit Bedauern mit Dr. Curtius nicht einverstanden Desterreichs berufen, in welchem festgestellt der gegenwärtigen Verhältnisse einsehen und und die Störung der Kapital- und Geldmärite sowie vor allem den Zerfall Europas in jein. Ich bin bereit, alle Systeme zuzulassen, wurde, daß das österreichische Wirtschafts- dem Gedanken einer Arbeitszeitverkürzung eine Unzahl von kleinen Wirtschafts- aber diejenigen, die durch die Verträge und die problem eine europäische Wirtschaftsfrage nicht mehr so ablehnend gegenüberstehen. gebieten. Gerade aus dieser Erwägung heraus internationalen Abkommen nicht erlaubt sind, ist. Desterreich ist sich, führte Dr. Schober weiter haben sie doch vielfach schon selbst zu diesem wird man besser nicht vorschlagen. aus, darüber im Klaren, daß mit den bisher Mittel gegriffen, um die Arbeit zu strecken und sei der Antrag der deutschen Regierung hervorge üblichen Methoden der Handelspolitik Kurzarbeit sowie Aussehen von der Arbeit gangen, hier einmal die gegenwärtige Lage Euro Dr. Curtius erwiderte sofort, daß teine Erleichterung des europäischen bedeuten ja nichts anderes als eine tatsächliche pas, wie sie durch die bestehenden Zollverhältnisse er in seiner heutigen Rede die deutsch öfter. Handelsverkehres erreicht werden kann. Eine der Verkürzung der Arbeitszeit. Während es jich und durch den Mi ferfolg der bisherigen reichische Zollunion nur erwähnt habe, um zu neuen Methoden wären Vorzugszölle. Um wir aber in diesen Fällen um eine einseitige und Arbeiten auf diesem Gebiete entstanden ist, zu sagen, daß er von ihr in diesem Rahmen nicht sam zu sein, müßten Vorzugszölle großzügige jederzeit widerrufbare Maßnahme des Unter­prüfen. Dr. Curtius legte die unerfreulichen Zoll- sprechen wolle. Am Montag werde im Bölfer generelle Herabsetzungen der Zölle mitbedingen. nehners handelt, würde eine vertraglich fest­berhältnisse in Europa an der Hand beweisträf bundsrat Gelegenheit sein, diese Frage zu er: Die größte Schwierigkeit liege aber darin, daß tigen Tatsachenmaterials dar und ging sodann örtern, bei der Deutschland auf dem Standpunkt die Zustimmung aller meistbegünstigten Staaten gelegte Verkürzung der Arbeitszeit einen ge­ausführlich auf den geringen Erfolg der stehe, daß es sich im Rahmen der Verträge gehal- notwendig ist. Die in den letzten Monaten in meinsamen Willensakt der Arbeiter und der bisherigen, unter den Auspizien des ten habe. Völkerbundes veranstalteten Wirt­Genf, Paris und Rom abgehaltenen Konferenzen Unternehmer bedeuten. Der prinzipielle Un­schaftstonferenzen ein. Er betonte, daß scheinen jedenfalls zu beweisen, daß Vorzugs- terschied zwischen dem gegenwärtigen und dent gerade in der Frage des internationalen Güter zölle feinen Ausweg aus dem Gestrüpp zu erstrebenden Zustand ist also sehr erheb­des übertriebenen Protektionismus darstellen. lich. Wir haben Grund zur Annahme, daß er austausches und hauptsächlich bei Zollfragen die mehrseitigen Verhandlungen immer wieder ge- Genf, 16. Mai. In der Nachmittagssigung So bleibt nurmehr die Methode der 3011- zum mindeſten in verschiedenen Berufszwei­scheitert sind. Deshalb sei es notwendig, daß des Studienausschusses sprach als erster der ita union für jene Staaten, die nicht einfach zum gen überwunden werden könnte, wenn auf unter den heutigen Verhältnissen die Methode lienische Außenminister Grandi, der aus der allgemeinen Freihandel übergehen zu fön- einen Lohnausgleich verzichtet würde. Die des Aufbaues von unten her durch regio- templizierten Wirtschaftslage auch in den heute nen glauben und doch zu einer wesentlichen Er- Unternehmer behaupten, daß sie keine Erýö­nale Verständigung, durch zweiseitige Verhand- dem Ausschusse empfohlenen vier Vorschlägen leichterung ihres Handelsverkehres gelangen hung der Löhne vornehmen können, soll nicht lungen, beginne. teinen Ausweg erblickt, die 1. das Projekt möchten. Die Befürchtung, daß sich Europa in ihre Konkurrenzfähigkeit bedroht werden. Diese zweite Methode, die natürlich von vornemmes internationalen Institutes für Agrar feindliche Blocks spalten könne, verkenne die Um zu einem Urteil über die vorhan herein die Tendenz zur Berallgemei kredite, 2. das Projekt über Industrie realen Verhältnisse; denn solche Gruppen würdenen Möglichkeiten einer Lohnerhöhung zu neinerung führen müsse, führe zweifellos zu Abkommen, 3. die sehr wichtige Frage von den die Tendenz haben. sich zu verschmelzen

Ablehnende Einstellung Italiens .

Zollunionen. Der Gedanke regionaler Verstän- Präferenzzöllen und 4. den Plan von Dr. Schober betonte am Schluß seiner Aus- kommen, bedarf es eines gewissen internatio­digung und der Plan der Zollunionen habe in den 3ollunionen umfassen. Grandi brachte führungen die ernste Absicht Oeste r- nalen Vergleiches der Reallöhne des Arbeiters legten Jahren wachsende Bedeutung erlangt. Dr. gegen einen derartigen Plan eine Reihe von reichs, sich und seine regionale Aktion in derselben Kategorie in verschiedenen Ländern. Curtius verwies auf die Bemühungen Estlands Einwendungen vor. Nach dem österreich den europäischen Rahmen einzufü- Obwohl auch die absolute Lohnhöhe gerade und Lettlands , Jugoslawiens und Rumäniens . schen Plane fallen, wie er ausführte, insbesongen. Oesterreich sei gegenwärtig im Begriff, mit bei der Konkurrenz auf dem Weltmarkt eine Auch auf dem Gebiete der früheren Donaumonar dere das politische Element und die juri mehreren Nachbarstaaten über Verträge zu ver- sehr bedeutende, ja, im Anteil des Lohnes am thie sei immer wieder davon die Rede gewesen, it ische Erwägung ins Gewicht, da man die handeln, die durch Kredit- und Transiterleichte Produktionswert die entscheidende Rolle spielt, und nicht die Einflußlofeften arbeiteten seit Jahr übernommenen Vertragsverpflichungen berüd rungen ihren gegenseitigen Verkehr fördern wol- wollen wir diese Seite der Betrachtung aus­und Tag an dem großen plan, zwischen sichtigen müsse. Auch das Moment des gegen len. Desterreich werde aber auch mit dem besten schalten. Die Feststellung, daß ein Elektro­Deutschland und Frankreich eine feitigen Vertrauens und der Ruhe der Willen an jedem Vorschlag einer anderen Regie- monteur in den Vereinigten Staaten durch­Zollunion mit der Tendenz weiterer Aus- Gemüter, das in dem Plane der Zollunionen rung mitarbeiten. Oesterreich könne allerdings schnittlich 1.65 Dollar pro Stunde verdient, dehnung zu schaffen. entschieden nicht gegeben ist. dürfe man nicht nicht mehr warten; es müsse auf positive sein spanischer Kollege aber bloß 0.17 Dollar, Dr. Curtius erklärte sich bei dieser übersehen. Daher spricht alles gegen die Zoll- Berhandlungen bestehen. Daher spricht alles gegen die Zoll- Berhandlungen bestehen. Das sind wir, schloß also ziemlich genau ein Zehntel, kann uns Gelegenheit bereit, mit jedem bündnisse. Grandi erklärte schließlich, daß nichts Dr. Schober, unserem Volke schuldig. hier nicht genügen. Lande, sei es groß oder klein, gleich anderes übrig bleibe, als der Weg direkter nor Der Europaausschuß falls in einen Gedankenaustausch über mal auf diplomatischem Wege vereinbarter frei sich nach der Rede Dr. Schobers auf Montag Wesentlich wichtiger ist der Vergleich die Möglichkeit der Einführung einer williger Abkommen, die den Vertragsparteien nachmittag 4 Uhr. Am Montag vormittag wird eben der Reallöhne, um darnach festzustellen, Zollunion einzutreten und machte dabei für Verhandlungen mit Dritten nicht im Wege fich der Völkerbundsrat mit dem englischen An- wie der Arbeiter des betreffenden Landes lebt keinen Unterschied in der Richtung, ob stehen. Diese Abkommen können sich gegenseitig trag zum deutsch - österreichischen Zollprotokoll in und in welchem Verhältnis sein Verdienst zum Verhandlungen zu zweien oder Ber: ergänzen. Die italienische Regierung ist der An- öffentlicher Sigung beschäftigen.

handlungen einer regionalen Gruppe

in Betracht kommen würden. Er sprach schließlich die dringende Bitte aus, diese Aufforderung ernst zu prüfen. Er betonte außer­dem, daß er bereit wäre, an allen Vorschlägen und Anregungen mitzuarbeiten, die zur Wiedergejun­dung Deutschlands und Europas beizutragen ge­eignet wären. *

Genf, 16. Mai. Nach der Rede von Doftor Curtius erhob sich Briand , um, wie er fagte, in Erfüllung seiner Aufgabe als Vorsitzender des Europaausschusses einige Bemerkungen zu der

Armeereform in Spanien .

bertagte

Herabsetzung des Präsenzstandes auf 100.000 Mann. Madrid , 16. Mai. Der Kriegsminister er- 13ahlreiche Offiziere wurden aufgefordert, flärte, er bereite eine umfangreiche Reform der willig in Pension zu gehen. Armee in Spanien vor. Der effettive Stand wird auf 100.000 Mann auf der Halbinsel herabgesezt

Erwerb der lebensnotwendigsten Güter steht. Daraus lassen sich auch bestimmte Schlüsse auf die Anschaffungsmöglichkeiten von Kon­sumgütern ziehen, die in ganz entscheidendent Maße den Inlandskonsum und damit auch die gesamten Wirtschaftsverhältnisse beein­frei- flussen.

werden, wobei die Truppen in Spanisch- Marolto Vor der Aufhebung des Belagerungszustellen. Um zu bestimmten Ergebnissen zu

nicht mitgezählt find. Die Armee wird mit neueur technischen Material und mit allen modernen

zustandes.

Das Internationale Arbeitsamt hat sich der dankenswerten Aufgabe unterzogen, einen solchen Vergleich für die einzelnen Länder auf­gelangen, wurde zunächst ein ,, internationaler Madrid , 16. Mai. Die Aufhebung des Be- Einkaufsforb" festgelegt, d. h. der Wochenver­Er erklärte, er habe mit großer Aufmerksamkeit Das Offizierstorps, das während der Mo- lagerungszustandes in Madrid steht unmittelbar brauch eines erwachsenen Mannes an be­die Rede von Dr. Curtius angehört und darin narchie 28.000 Offiziere zählte, d. i. ein Offizier bevor, doch soll derselbe in Andalusien noch einige stimmten Lebensmitteln. Dieser Einkaufs­biele treffende Bemerkungen gefun- auf vier Mann, wird vermindert werden. Zeit aufrecht erhalten werden. forb" ist anscheinend nach den Lebensgewohn­

Rede des deutschen Außenministers zu machen. Errungenschaften ausgerüstet werden.