Nr. IIS. löMnerftag, 21. Mai 1931. Leite 5. Um die finanzielle Selbständigkeit der Seibstverwattng. Auf der Gemeindevertreterkonferenz in Mähr.-Schönberg wurde folgende Resolution beschlossen: Bei der parlamentarischen Beratung der Novelle zum Gemeindefinanzgesetz hat die sozial­demokratische Partei klar ausgesprochen, daß diese Novelle keineswegs unsere grundsätzlichen For­derungen erfüllt, sondern nur einen Teil, der durch das Gesetz vom Jahre 1927 verursachten Schäden gut macht; daß sie daher wohl eine ge­wisse Erleichterung der finanziellen Lage der Ge­meinden, nicht aber eine volle Ordnung ihrer Fina-nzwirtschaft herbeiführen kann. Die praktischen Erfahrungen haben dieses Urteil bestätigt. Hiebei mutz festgeftellt werden, daß die fortschreitende Verschlechterung der wirt­schaftlichen Lage, die eingetretenen Rückgänge der Einnahmen an Gemeindezuschlägen, Abgaben und Gebühren und nicht zuletzt die den rascheren Gang der Verwaltung hemmende Bürokratie der Aufsichtsbehörden die volle Auswirkung der No­vellierung verhindert haben und die Finanzlage der Gemeinden noch weiter verschlechtert haben. Wenn es trotzdem möglich war, daß die Selbst- verwaltungskörper in der schweren Wirtschafts­krise ihre Gebarung überhaupt aufrecht erhalten und zur Milderung des NotstarÄes der Arbeits ­losen wenigstens einigermaßen beitrage» konn- ten, so ist das nur den Bemühungen der Sozial­demokratie um die Novellierung des Gemeinde­finanzgesetzes zu danken. Allerdings konnten die Verbesserungen der Novelle in vielen Fällen nicht ausgenützt werden, Weil die ärgerlichen Parteien, mit den National­sozialisten vereint und von den Kommunisten unterstützt, sich geweigert haben, von ihnen Ge­brauch zu machen. Da die Novelle den Ge­meindevertretungen das Bestimmungsrecht über den Voranschlag, aber auch die Verantwortlich­keit für ihn zurückaegeben hat, legen die reaktionären Parteien, die sich nun nicht mehr hinter der Landesbüro­kratie verstecken können, ihre anti­soziale Gesinnung klar an den Tag. Es ist Aufgabe der sozialdemokratischen Ge­meindepolitik, alle Anstrengungen zu machen, um die sozialen Aufgaben des Gemeinwesens zur Er­füllung zu bringen; zugleich aber den arbeiter­und volksfeindlichen Klassencharakter der bürger­lichen Politik in den Gemeinden aufzuzeigen.' Darüber hinaus spricht die Konferenz die Ueberzeugung aus, daß der Kampf um die end- gültige Regelung der autonomen Finänzwirt- schaft fortgesetzt werden muß, wobei die bis­herigen Beschlüsse, namentlich die Brünner Re- solutwn, nach wie vor als Richtlinien zu dienen haben. Deutsche Agrar- and Znduftriebaul. Reingewinn XL 3,808.889.-(im Vorjahre XL 3,814.821.-) Reservierungen XL 1,880.194.(im Vorjahre XL 1,199.701.). Dividende XL 12.-(im Vorjahre XL 10.-). In der am 20. d. M. abgehaltenen Sitzung des Berwaltungsrates wurde der Rechnungs­abschluß für das Jahr 1930, welcher einen Bruttogewinn von Ke 22,722.432.(im Vor­jahre Ke 22,487.683.) und nach Abzug der Personal- und Sachregie, der Steuern und Ab­schreibungen, einen Reingewinn von 3,603.889 Ke ergibt, genehmigt und beschlossen, der für den 10. Juni einzuberusenden Generalversamm­lung vorzuschlagen, aus dem Reingewinne den statutarischen Reserven Ke 180.194.(im Vor­jahre Ke 190.701.), der Spezialreserve für Verluste aus dem Kreditgeschäft« Ke 1,500.000 (im Vorjahre Ke 1,000.000.), zuzuweisen, an Dividende KL 1,800.000.(im Vorjahre KL 2,400.000.), d. s. KL 12. pro Aktie, aus­zuzahlen und den verbleibenden Rest von KL 123.695. auf neue Rechnung vorzutragen. l I Devisen, Auszahlungen und Scheck« in fremder Nechr»nvg»abfchluh r Aktiva: a) in tschechosl. Währung..... ... KL Ke Barbestände: 20,538.848.10 b) in fremden Währungen ... 1,073.993.05 21,612.841.15 sofort fällig« Forderungen bei, ijchechoslow. Geld- instituten:' a) bei der tschsl. Nationalbank, beim tschil. Postscheckamt« und bei tschsl. Staats - oder Landesgeldinstituten. 35,751 697.75 b) bei zur Ausgabe von Einlagsbüchern berech-> tsgten tschsl. Geldinstituten... ... 6,163.645.10 41,915.342.85 Währung 2,988.047.10 Wechsel und kaufmännisch« Anweisungen... 56,031.751.85 Effekten: a) inländische: 1. bei der richst. Nationalbank belehnbar« 84,482.212.50 2. andere an tschsl. Börsen not.... . 1342.206. 3. sonsttg«........... . 2,468.026.50 b) ausländisch«: 1. staatliche Werte . 230.128.05 . 3. sonstig« 10,149.242.65 c) fällige Kupons Und verloste Wert«.. . 685.031.70 99,256.926.40 Beteiligungen 7,791.437.70 Debitoren: Immobilien und Inventar: 476^63.487.60 a) Immobilien zu eigenen Zwecken. i. 8,117.279.15 d) ander« Immobilien 3,799.827.20 c) Inventar......... 4. 15,549.203.10 Transitorisch« Aktiva: a) Ueberzahlungrn an Steuern, Dienstbezügen usw b) anderer Art.......... 3,648.291.65 5,532.151.30 Durchlaufend« Posten 78,890.159.60 Passiva: 727,041.189.05 Eingezahltes Aktienkapital....... 60,000.000. Reserven(ohne Zuweisung aus dem Gewinne d. I. 1980): a) obligatorisch«: Reservefonds I(§ 47 der Statuten). 7,096.030.10 b) freiwillig«:? 1. Reservefonds II....... 1,500.000. , 2. Spezialreserv« für Kursverluste.. 500.000.- i 3. Spezial«s«rve für Verluste aus dem Hirt. ditgeschäft«(in lsd. Rechnung).. 5,000.000. 14,096.030.10 Fonds: Pensionssonds zu Gunsten der Beamten - 1,752.578.50 Einlagen: a) gegen Einlagsbücher 246,839.007.05 b) gegen Kassenschein«...... 3.293.000. 250.132.007.05 Kreditoren: a) Geldinstitut«.......... . 159,062.817.40 b) sonst, lsd. Rechnungen . 229,006.942.45 388,009.759.85 Richt eingelöste Kupons von Aktien eig. Em.. 11.488, transitorische Passiva: a) Rückstände an Steuern, Dienstbezügen usw. 2,884.350.80 b) sonstig«........... .. 6,491 085. 9,375.435.80 Durchlaufende Posten(Garantiegegenkonti u. dgl.)78,890.159.60 Reingewinn: a) Vortrag aus d. I. 1929..... ...03.319.95 b) des Jahres 1930.. .. 3,400.569.80 3,603889.75 727,041.188.05 Tie fremden Mittel betragen zum Jahres­ende KL 638,202.000., wovon auf Einlags- bücher und Kassenscheine KL 250,132.000., aus Einlagen in laufender Rechnirng KL 388,070.000 entfallen. Die liquiden Mittel betragen Ke 221,805.000.(d. s. 34.75 Prozent der frem ­den M'ttcl, gegen 30.32 Prozent im Vorjahre), wovon auf Kassäbarschaften KL 21,613.000. auf sofort fällige Guthaben bei inländischen Geldinstituten KL 41,915.000.-*-, Devisen und Wechsel KL 59,020.000., auf Wertpapiere KL 99,257.000. entfallen. Berlrrst- nnd Geminn-Rechnung: Erträgnisse: Ke Ke Gewinnvortrag aus dem Jahre 1929.... 203.319.95 Zinsen: a) von Wertpapieren 5,741.402.15 b) von Wechseln 3,749.647.50 - t c) von Forderungen....... 34,139.746.35 43,630.796. Provisionen 6,278.738.10 Verschiedene Gewinn«: a) aus Wertpapieren, Valuten und Deviscn 3,511.849.40 b) aus Beteiligungen 109.359.80 c) andere Gewinn«. 968.909.10 4,590.118.30 54,702.972.35 Lasten: Zinsen: a) von Einlagen... 31,117.935.40 b) sonstige........... 862.604.40 31,980.539.80 Kosten: a) sacht. Verwaltungsauslagen..... 1,998.948.65 b) Personalverwaltungsauslagen.... 14,099.111.75 16,008.960.40 Steuern und Gebühren: a) Erwerbsteuer(samt Zuschlägen).... 182.795.60 b) Sonstige Steuern und Gebühren.... 211.862.30 c) Beitrag zum staatlichen Äpezialfonds. 150.000 544.657.90 Abschreibungen: a) an Immobilien 157.914.85 b) am Inventar.......... 450.526.45 608.441.30 Verschieden« Verlust« lM7.388.20 Reingewinn: a) Vortrag aus d. I. ISA 203,319.96 b) des Jahres 1930 3,400.569.80 8,608.889.75 54,702,972,35 In der Verlust- und Gewinnrechnung wei­sen sowohl die Aktiv- wie die Passiv-Zinsen Ermäßigungen aus, wobei jedoch durch die Ver­billigung des Einlagenzinsfußes die Erträgnisse aus dem Koutokorrentgeschafte eine kleine Ver­besserung aufzuweisen haben. Die Erträgnisse aus Provisionen, Wertpapieren, Devisen und Valuten sind mit Rücksicht auf die im abge­laufenen Jahre ungünstige Börsenlage sowie auch mit Rücksicht auf die ungünstige Wirtschafts­lage, zurückgegangen. Die sachlichen Berwal- tungsauSlagen habe» sich ermäßigt, während sich die Personalverwaltungskosten etwas erhöht haben. Der Aufwand für Steuern und Ge ­bühren hat sich gegenüber dein'Vorjahre vermin­dert, nachdem für besondere Erwerbsteuer'infolge der aus erledigten Stcuerrekursen verbliebenen Guthabungen geringere Zahlungen notwendig waren. Die Abschreibungen von Immobilien und Inventar per KL 608.441. bewegen sich auf annähernd gleicher Höhe wie ini Vorjahre, für besondere Abschreibungen wurden 1,867.383 Ke gegen KL 1,331.384. im Vorjahr? reser­viert. Die offenen Reserven werden sich noch Durchführung der beantragten Zuweisungen aus dem Reingewinne auf KL 15,776.225., d. I. 26.293 Prozent des Aktienkapital les erhöhest. lMiiilMWilMWWWWlWWIWWiWilWWWMWMMiWMlWMlWiMWMWMWlMWMWWWWWWWMll Der verräterische Dolch. Die Geschichte einer seltsame« Mordnufklärung. Mülhausen(Elsaß ), Mitte Mai(E. B.). Der Zufall ist der hoste Detektiv. Er bringt Verbrechen an den Tag, an denen auch die Migstr menschliche Organisation oft verzweifeln muß. Kra­genknöpf« entlarven Mörder, und das Bevsehen eines Briefträgers tut manchmal mehr für die Er­mittlung der Wahrheit, als di« Arbeit von lausend findigen Kriminalisten. Jeher Polizeisachmann weiß das und setzt zu fünfzig Prozent darin sein« Hoffnung. Eine Geschichte aus diesen Tagen:' Ein Mord wurde begangen, im elsässischen Mülhausen ; der Täter ließ einen Dolch am Schauplatz liegen schon 24 Stunden später war der Besitzer der Waffe auf verschlungenen Pfaden ermittelt. Ali. Luna; und di« sieben Kinder. 3m Elsaß haben sich nach dem Kriege zahlreiche Arader, richtiger gesagt: Algerier, angesiedelt. Teil, weise als Arbeiter, teilweise aber auch als Händler. Als Teppichhändler besonders, wie man sie täglich auf allem Boulevards von Paris zu sehen bekommt. Malerisch« Gestalten, das Fez aus dem Kopf, di« buntfarbigen Teppiche über der Schulter, so gehen sie von Kaffeehaus zu Kaffeehaus und bieten den Gäste» ihre Ware an, lassen mit sich handeln und sind auch nicht böse, wenn man ihnen nur die HAfte des ver­langten Preises zahlt. Im Parallelogramm Mer­kurs einigt man sich schließlich, aber di« Händler kom. men inrmer noch auf ihre Kosten. Em solcher Mann war Ali Lumaz, der in Mülhausen sein Gewerbe trickb. Es muß einträglich gewesen sein, denn der Händler lebte nicht schlecht, ernährte Frau und sieben Kinder,, oft trug«r größer« Summen bei sich, Das Ende des Algeriers. Eines Abends gegen neun Uhr überquerten einig« Passanten eine dunkle Ecke am Kleberplatz in Mülhausen , stolperten über«inen Gegenstand am Boden und machten zu ihrem Entsetzen die Entdek- kung, daß ein Toter zu ihren Füßen lag. Die Po­lizei wurde alarmiert und ermittelte, daß der Mann es war der Algerier Lunaz ermordet worden war. Der Tod war durch«ine» Stich mit einem Dolche eingetreten, der die Herzschlagader durch­schnitten hatte. Die Waffe fand man am Boden. Es war ein langer schmaler Dolch, wie ihn nur di« Eingeborenen tragen. Der Verdacht lenkt« sich sofort auf«inen Landsmann des Ermordete«. Er wurde verhaftet. Auch der eigen« Sohn wurde verdächtig befunden unnd festgenommen. Di« Züge nach Straß­ burg und nach Paris wurde» beobachtet, alle reisen­den Algerier in dieser Nacht angehalten und nach chrdin Aufenthaltsort befragt. Das Gedächtnis des E>senbatzner». Aber di« Polizei war auf der falschen Spur. Di« Mülhausener Movgenblälttr veröffentlichten eure Photographie des Dolches, mit dem der Maid verübt war. Diese Notig las auch ein Eisenbahner. Ihm fiel ein, daß er vor einiger Zeit eine ähnliche Waffe bei einem Althändler der Stadt gesehen hatte. Der Eisenbahner teilte fein« Vermutung telephonisch der Kriminalpolizei mit« Kurze Zeit darauf traten einige Beamte in den Laden des Althänd.eis. Ter Mann war sehr erschrocken und erinnerch sich auch bald an das, was man von ihnk wissen wollt«. Ja, einen Dolch in der erwähnten Art hatte er vor eini­ger Zeit verkauft, an einen Elsässer namens Wochr len, dessen Adresse ihm jedoch unbekannt sei. Sich selbst gerichtet! Woehrlen war der Polizei nur zu. bckaun'. Mehrfach vorbestraft, Trinker, führte er ein Leben ohne Regelmäßigkeit, arbeitet« nicht aber einen Mord hätte man ihm niemaks zugetraut.. Schon gegen Abend wurde Wochrlen in einer Wirtschaft verhaftet. Er leistete der Aufforderung, miHukom- men, Folge, riß aber in einem Augenblick, als di« Kriminalbeamten nicht darauf achteten, ein Rasier- meffer aus der Tasche lneh durchschnitt sich damit blitzschnell di« Kehl « Ein« Stund « später wär d«r Verhaftete tot,, nachdem er vorher ein Geständnis ab­gelegt hatte. Er hatte den Algerier in einer Wirt­schaft kennen gklernt, gesehen, daß er viel Geld bei sich trug, und ihn dann auf dem Kleberplatz heim­tückisch erstochen. Das Ableben des Mörders ersparte weiter« Konchlikationen, die unschuldig Verhafteten wurden wieder entlasten. Vorsicht bei Indizien! Was, wär« aber«i»getreten, wenn der Eisen­bahner nicht zufällig an diese« Morgen das Bild der Mordwaffe in der Zeitung gesehen hätte? Biel « Indizien wiesen darauf hin, daß ein Algerier der Täter war. Auf dem Sohn des Ermordeten richte der stärkste Verdacht, weil er«inen Streit mit fei­nem Vater gehabt hatte. Aber das Leben ist gelegent­lich auch einmal anders, als es di« Leitfäden der Kriminalisten schildern. Gut, daß d«i Zufall viel­fach ein Einsehen hat und rechtzeitig als kriminalisti- sche Rochilf««riffpringt...2 Der VertrmwMBNHm IM Ma Tribüne Mombidiftt für Arbeiterpolitik and Art eitert trfiur. DtoTrthdne" unterrichtet den inxinhMisehen V«. traannuua»er di* aktuelle« Probleme des MeraMeaadea SuiaSnns. der Oekoaomie aad der Kella l»«Bilk , lakuberu« Kc, tterjitkrU» IS Ke, EiszaUMe 4 Kd. Beetenueiea duck den Vertrauensmann, die SchrnteaaMenae- -W>. VolksbecWrudlane oder direkt durch die Verealtunr ha Prac».. Nekazank* I*