Seite 2 Sonntag, 14. Ium 1931. Nr. 13». gegen Lohnherabsetzungen Stellung genommen mit der richtigen Bemerkung, daß jede Schwä­chung der Kaufkraft des Konsumenten sich in erster.Linie auf den Konsuni tierischer Pro­dukte ungünstig auswirkt.Hingegen sollte das Kapital-- so betonte Laur tveiter das in Zeiten der Konjunktur den größten Nutzen hat, auch an den Folgen der Krise mittragen." Die Botschaft hören wir wohl, doch vermissen wir in den Be­schlüssen des Prager   Agrarkongres­ses eine Weisung an die agrarischen Abge­ordneten aller Länder, in den Parlantenten antikapitalistische und verbraucherfreundliche Krisenbekämpfungsgesetze zu beschließen. Wenn die unerträglichen Tributlasten, welche der Monopolkapitalismus den Völkern auferlegt, gemildert werden sollen, wenn die 50 Millio­nen von der Weltarbeitslosigkeit erfaßten Men­schen aus vegetierenden Hungerleidern wieder zu kaufkräftigen Konsumenten gemacht wer­den sollen, wenn die 50 Millionen von der Weltarbeitslosigkeit erfaßten Menschen aus vegetierenden Hungerleidern wieder zu kauf­kräftigen Konsumenten gemacht werden sol­len was eine entscheidende Milderung auch der landwirtschaftlichen Absatzkrise bedeuten wiirde dann müssen zuvor kühne Refor­men an Haupt und Gliedern der menschlichen Gesellschaft vorgenommen werden. Ohne durch­greifende Verkürzung der Arbeitszeit, ohne Niederlegung der Zollschranken und eine planmäßige Organisation des innerstaatlichen Wirtschaftslebens und des internationalen Güteraustausches geht es nicht mehr weiter! Wollten die Vertreter der Landwirtschaft ernst­haft an einer Bekämpfung der Weltwirtschafts­krise mitwirken, dann müßten sie sich zuerst im eigenen Hause zu einer antikapitalistischen Wirtschaftspolitik und zu einer positiven So­zialpolitik umorientieren! Vorläufig sind aber nicht nur die agrarischen Wortführer und die Massen der Bauern selbst Gefangene der bürgerlich- liberali st i scheu Ideenwelt. Ihre scheelsüchtigen Augen richten sich m erster Linie gegen die Paar Hungergroschen, die die Arbeitslosen an Un­terstützung erhalten und nicht gegen die Mil­lionengehälter der Bankdirektoren. Wenn gar die um ihren Tantiemensegen bangenden Auf­sichtsräte den Schreckensruf ausstoßen: das Eigentum ist in Gefahrl dann schtvenken die agrarischen Kampftruppen sofort. wieder in die Kampffront des Monopolkapitalis­mus ein. Wie sehr tue geistigen und ruateriellen Bindungen des Agrvrismus an das kapitali­stische System jeden bescheidenen Fortschritt hemmen, dafür gibt die schwebende Ausein­andersetzung über das Getreidemonopol in die­sem Staate beredten Anschauungsunterricht. Schon das Wort Monopol wird ängstlich ver­pönt das würde ja nach sozialistischen Agrarprogrammen riechen- und bei den Verhandlungen wird den egoistischen Einwän­den kleiner Jnteressentengruppen eine solch rührende Aufmerksamkeit gewidmet, daß man die sonst so robusten und draufgängerischen Agrarier nicht mehr wiedererkennt. Und doch wird der Inhalt jeder brauchbaren Verstän­digung zwischen Erzeugern und Verbrauchern sein müssen, daß man die Unterordnung kapi­23 Ämter enMchem StacheldrM. Bo« August Wostttpatsch. Nachdruck verboten. Alle Recht« Vorbehalten. An dem neben mir liegenden Badenser geht er mit Achselzucken vorüber; der scheint in dieser Bewegung seiücn Schicksalsspruch zu lesen, denn sein Gesicht sieht plötzlich blaß und verfallen aus. Diese Untersuchungen sind brutal in ihren Folgen. Wochenlang klammert sich der Untersuchte an das Stück Papier  , das mit dem Arzt nach Lon­ don   fährt; mit frohem Gefühl nimmt er jeden Tag die Aufträge der Zurückbleibenden entgegen. Jeden Abend geht er um einige Stunden früher zur Ruhe, um sich vor dem Einschlafen recht lange mit zukunftsfrohcn Bilderir zu beschäftigen, die ihnr die Heimat erstehen läßt. Und dann kommt die Enttäuschung, die jäh alles Erträumte vernichtet. Im ersten Moment spürt man eine erstarrende Kälte, die sich von den Flüssen nach oben zieht und mA schweren, unbeholfenen Schritten läuft man im Compound herum und meidet jede Ge­sellschaft. Im neidigen Weh hört man die Namen der Glücklichen, die das Schicksal bevorzugt, und glaubt, in jeder teilnahmsvollen Frage den ver­steckten Spott herauszuhören. Tage vergehen, in denen man mit fist aufeinander gebissenen Zäh­nen immer draußen hcrnnrläuft, und der Ent­täuschte wird erst ruhiger, wenn der Transport das Lager verließ, er das Einpacken und Aus­rüsten nicht mehr sieht. Zuin zweitenmal foppt inich das Schicksal; wieder steht mein Name nicht auf der Liste der. zu Repatriierenden, wieder bin ich der Einzige, der von den im Spital Untersuchten zurückbleibt. Wenn man nur ist solche» Stunden weinen könnte, den an der Kehle würgenden Griff nicht suhlen würde. Ich will keine mitleidigen talistischer Gruppeninteressen unter die Wirt­schaftsinteressen der werktätigen Bevölkerungs­mehrheit einfach erzwingt. Verständigung mit den Ver­brauchern! Diese Losung müßte aut den Fahnen jeder aufrichtigen Landwirtschafts­politik stehen. Bisher war die Agrarpolitik auf dem Produktionsproblem festgefahren. In Hinkunft wird sie sich auf die Lösung des Absatzproblems konzentrieren müssen. Zum Teufel mit der Notlüge von der Ucbcrprodut- tion, solange gut neunzig Prozent der Mensch­heit, gemessen an den Errungenschaften der modernen Technik, ein untermenschliches Hunde­dasein führen müffen! Es gilt vielmehr die geschichtliche Aufgabe zu lösen, daß der Ueber- fluß billigen Brotes und Fleisches, den die Landwirtschaft erzeugt, seinen Weg zu den Berbrauchermassen finde und daß die billige Pflugschar, die der Arbeiter schmiedet, die billigen Schuhe, Stoffe, Fahrräder, Bücher und Radioapparate, welche die Millionen Ar- Jn den kommunistisck)«n Blättern erschien dieser Tag« auf der ersten Seite mit dreispal- tigent Titel«in Siegesbericht: 1500 Landarbeiter erkämpfen unter Führung der Roten Gewerkschaften 30prozentlgc Lohnerhöhung. So sieht der Sieg nach dem nun folgenden Be­richt der KPL.-Presse aus: Neuhäusel  , 0. Juni. Heut« traten bi« Landarbeiter nach dem erfolgreichen Streik im Gebiet Neuhäusel   wieder die Arbeit an. Gestern wurde, zwischen den Vertretern der Arbeiter und Unternehmer ein Vertrag abgeschlossen. B i S jetzt erhielten die Saisonarbeiter 8 b>s S K. täglich. Von nun an erhalten sie nach dem neuen Vertrag 1,15 bis 1.20 K für die Stunde. Die Frauen, die b i s h e r 6 bis 7 K täglich erhielten, werden pro Stunde 1.05 bi8 1.10 K erhalten und die Jugendlichen 0,95 K für die Stunde. . Das bedeutet eine Lohnerhöhung von 30 Prozent. De« Mäher» wurde der Lohn um 10 Prozent erhöht, den Männern auf 1.10 K und den Frauen ans 0.95 K. Die Arbeits­zeit wurde ans zehneinhalb Stunden : fest gelegt. Für Arbettbstnnden über Me vom Gesetz festgelegte achtstündige Arbeitszeit erhalten die Arbeiter besonder« Zulagen, und zwar für die erste Stunde lleberarbeit 10 Prozent mehr, für die zweite 20 Prozent und für die dritte nm 30 Prozent mchr als den gewöhnlichen Stnndenlohn. Diese Vereinbarung bezieht sich aus 1500 Land­arbeiter im Bezirke Neuhäusel  . Man müßte schon Analphabeth sein, um nicht die Wahrheit aus diesem Bericht heraus­lesen zu können. Die Arbeiter erhielten also laut kommunistischer Darstellung bisher 89 X täglich und nun, wenn man den Stunden- in Taglohn umrechvet, 9.209.60 K, das ist keine Lohnerhöhung um 30 Prozent, sondern eine um bestenfalls 15, bei der Spanne 9 K bis 9.60 K nur von 7 Prozent! Und zu welch lächerlichen Summen werden die pompösen 30 Prozent, wenn man sie in Heller umrechnet. Bei Hunger­löhnen von 8 Kronen würden selbst die 30 Pro- Worte hören und nicht den Jubel der lungen­kranken Menschen, die sich schon jetzt an das Einpacken ihrer Sachen machen, obwohl es noch mindestens eine Woche dauern wird, bevor der Transport das Lager verläßt. In dem warmen Sonnenschein ist es schon erträglich und ich sitze, fest in eine Decke ge- wickelt, auf der Veranda. Aus dem schräg herüberliegendenfünfer Coumpound" höre ich deutlich singende Stimmen und dann Worte eines Refrains, der immer wiederkehrt. Wenn der Frühling kommt, es blüht der Flieder; wenn die Schwalbe'kehret zu uns wie­der; dann wird alles wieder gut." Soll ich weniger tapfer sein als die?" Und ich denke an den Hering, an das harte, in einer Farbensauce schwimmende Fleisch und daß unter denen im Camp genug sind, die mit kran­ker Lunge monatelang die.durch Rauch und Qualm verpestete Luft der Hütten atmen. Die schwarze Hütte da, soll mich nicht schrecken, noch fühle ich Kraft..." Aber ich kann nicht verhindern, daß mir über den Rücken ein Kälteschauer nach dem andern läuft. Der Mannheimer begleitet den Iren bis auf die Veranda und der Arzt geht, ohne zu wissen, daß ich in der Ecke sitze, mit kurzem Kopfnicken die paar Stufen herunter. Ich will aufstehen, schlage mühsam die Decke zurück; doch die Kniekehlen knicken immer ein und Kirsch faßt n.ich um die Hüften, hilft mir zurück in den Raum. Der Badenser dreht das Gesicht und ich er­schrecke vor den bläulichen Schatten, die um den Augen liegen, bis an die wachsgelben Schläfen reichen.Wieder einer; wer von uns da, wird der nächste sein?" Furchtbar das schwere Rasseln der kranken Lunge und die Gedanken an Tod und Sterben lassen sich in dem matterhellten Raum nicht abschütteln; sie kommen immer wieder. Langsam, aber stark fühlbar schlägt mein beitslosen so gerne schaffen möchten, ihren Weg zu der Landbevölkerung frei bekommen. Zu diesem Kernproblem der modernen Wirt­schaft hat der Prager   Agrarkongreß wenig oder gar nichts gesagt. Ein Eingänger, der in­ländische Agrarschriftsteller R o ß m a n i t h, hat in seinen bisher erschienenen Schriften zu diesem entscheidenden Thema mehr frucht­bare Gedanken entwickelt, als die Vertreter von 32 Ländern, die in Prag   versammelt waren. Die ganze Landbevölkerung wird den Weg geistiger Selbstverständigung in einer völlig veränderten Uniwelt gehen müssen, wenn sie nicht unter die Räder einer unge­lösten Dauerkrise kommen will. Je mehr der rückwärtsgewandte AgrariSmus bei der Lösung der wirtschaftlichen Lebensfragen des Jahr­hunderts versagt, umso entschiedener werden wir die naturgegebene Entwicklung vorwärts treiben durch leidenschaftliches Werben unter der arbeitenden Landbevölkerung für die Ideen des schöpferischen Sozialismus, zem bescheidene 2.40 K ausmacheu. Tie Frauen erhielten bisher 67 K. nunmehr sollen sie 8.408.80 erhalten, das sind allerdings 40 bezw. 25 Prozent Erhöhung, aber man bedenke doch, bei welchen Löhnen! Unterstützungen nicht Löhne! Unterstützungen in solcher Höhe werden von den Kommunisten als Bettel­kreuzer abgelehnt. Tann heißt es doch gleich, daß den Mähern der Lohn nur um 10 Prozent erhöht wird, so daß im Durchschnitt höchstens, aber alierhöchstens 20 Prozent Gcsamtlohner- höhung heranskommen können und das bei Löhnen, die unter- jedem diskutablen Niveau liegen und bei Arbeitern, die vom Ertrag der paar Monate Toinmerarbeit einen acht Monate tvährendcn Winter lang leben müssen. Es gehört schon die ganze Bescheidenheit der revolutio­närsten Partei dazu, in diesem Ausgang mehr als ein Minimalergebnis zu erblicken. Tas Famoseste ist aber doch wohl die von den Kommunisten vertragsmäßig zugestandene Ver­längerung der Arbeitszeit auf 10)4 Stunden, was ja bei Landarbeit Usus sein mag, aber doch ko-nesfalls eine revolutionäre Errungenschaft darstellt, zumal die Ueberstun- denzuschläge auch'bei höchstem Satz(30 Prozent) um 20 Prozent hinter dem üblichen Normalsatz für.. Ueberstundenzuschläge zurückbleiben. Was wir zu diesem Sieg der Kommunisten vor allem sagen möchten, ist aber das: Wir verkennen nicht die Schwierigkeiten, unter denen die Landarbeiter von Neuhäusel   ge­streikt und denErfolg" errungen haben(wenn auch in der Erntezeit ein Landarbeiterstreik immer Aussichten auf Erfolg hcchen wird). Aber wir müssen doch fesfftellen, daß die Schmach derartiger Löhn« und derartigerErfolge", daß der Hohn von 95 Heller Stundenlohn und von 8 Kc Taglöhnen erst möglich geworden ist durch die Tätigkeit derselben Kommunisten, die jetzt so tun, als habe es vor diesemSieg" überhaupt keinen erfolgreichen Streik gegeben! 10 Prozent Lohnerhöhung für die Mäher von Neuhäusel  ... nennt es einen Erfolg, wenn ihr den Mut habt, aber deshalb Spaltung der Gewerkschaften, Zer­reißung der Arbeiterklchse, Ruin der proleta­rischen Bewegung? llm nach elf Jahren mit Puls und eine eisige Kälte kriecht durch meinen Körper; ich ziehe die Decken über den Kopf, als könnte ich den verzweifelnden Gedanken den Zutritt wehren, und dann nach Minuten wird mir heiß und Mit einem schweren Aufatmen werfe ich wieder die Decken zurück. In der um mich herrschenden Dunkelheit leuchtet das weiße Linnen unter den zurückge­schlagenen Decken wie ein für mich bestimmtes Leichenhemd und wieder im Frösteln ziehe ich die Decken hoch, höre durch sie die unregelmäßig pfeifenden Atemzüge meines Nachbars  . Durch die ober» Fensterscheiben grinst mit breitem Gesicht wie sonst der Blond; das hier wird er wohl in vielen Baracken sehen. Hüben und drüben. Durch das offene Fenster fließt warmes Sonnenlicht;"aber wir können uns der hellen Streifen nicht erfreuen, die auf den grünen Glasplatten der kleinen Tischchen liegen und die am Fußboden immer weiter wandern, allmäh­lich schwächer tverden, genau wie die röchelnden Atemzüge des Badensers, um dessen Bett schon der verdammte Wandschirm steht. In lähmender Erwartung sitzen oder liegen wir in unfern Betten, horchen im aufleimenden Grauen auf das immer leiser werdende Pfeifen, das durch den Wandschirm kommt. Langsam klettert der helle Streifen an der Türe hoch: da ist er plötzlich fort und dunkel ist es an ü>en Fenstern. Den lachenden Sonnenschein schluckte die schwarze Wolle und auch das hoff­nungsvolle Licht im Raum löscht sie erbar- nungslos aus. Wie ich die Augen vom Fen­ster tuende, ist es hinter dem Wandschirm still geworden; so leise und unmerkbar wie die hellen Streifen verlöschte auch meines Nachbars   Leben, der, wenn man ihn repatriiert hätte, nur in die Heimat gekommen wäre, um dort zu sterben. Leichtes Sterben? Vielleicht; aber für uns, die wir gleichfalls krank und ohne Hoff­Handelsverttag Sesterreich-Ungarn perfekt? Wien  , 13. Juni. In Wien   sind gegenwärtig Delegationen aus Ungarn  , Jugoslawien  , Polen  und der Tschechoslowakei   anwesend. Die Verhand­lungen zwecks Abschlusses von Handelsverträgen zwischen der Republik Oesterreich   und den ein­zelnen Ländern, die ihre Vertreter nach Wien  entsandt haben, nehmen einen durchwegs befrie- digendeü Verlauf. Wie dieNeue Freie Presse" erfährt, sind die Handelsvertragsverhandlungen mit Ungarn   bereits zum Abschluß gebracht wor­den. Die Unterzeichnung des Vertrages dürfte in der nächsten Woche erfolgen. Aber auch die Ver­handlungen mit Jugoflawien hofft man noch vor dem 30. Juni d. I. günstig beenden zu kön­nen. Die Besprechungen mit den tschechoslowaki- fcheu Delegierten werden in der nächsten Woche voll einsetzen. solchen Erfolgen prunken zu können, war das alles nötig? Die Löhne der Arbeiter wären nicht um 30, sie wären um 100 und 200 Prozent höh«, lvenn es niemals eine kommunistische Be­wegung gegeben hätte. Die Roten Gewerkschaften hätten nicht nötig, heute mit so zweifelhaften Siegen hausieren zu gehen, und ihre Erfolge wären nur«inen Lacher wert, wenn es niemals zum Verbrechen der Spaltung gekonrmen rväre. 1500 Land­arbeiter haben unter kommunistischer Führung eine Lohnerhöhung erkämpft, die für alle 1500 keine 15.000 Kronen die Woche, keine 300.000 Kronen die ganze Saison beträgt. Dafür nmßten hunderttausende Arbeiter sich 100 und mehr Prozent Lohnabbau bieten lassen, darum mußte die Arbeiterklasse der Tschechoslowakei   auf Mil­liarden'verzichten?! Das steht dafür? Nach einigen hundert Niederlagen haben die Kommunisten einmal einen Erfolg; was für einen, sei dahingestellt; aber wäre es selbst ein Sieg, größer als jeder,-en freie Gewerkschaften erkämpft haben, lohnt er die Spaltung, die unzähligen Niederlagen, den Zu­sammenbruch? Und endlich fragen wir: was würden die Kommunisten dazu sagen, wenn das Ergebnis von Neuhäusel   ein Erfolg der freien Gewerk­schaften wäre? Kein Schimpfwort wäre kräftig genug, kein Hohn ftech genug, dieSozial- sakisten" zu treffen. Wir haben niemals so lächerlich bescheidene Ergebnisse als Siege gc- meldets Derartige Erfolge werden in der Fach­presse verzeichnet, in der politischen Presse allen­falls kur; gemeldet. Was würden die Bankrot­teure l zu sagen, wenn auf der 1. Seite sozial­demokratischer Blätter ein großer Sieg gemeldet würde, der sich als eine Lohnerhöhung von durchschnittlich einer Krone pro Tag für 1500 Arbeiter herausstellt! Es ist nicht vorstell­bar, was diese Hanswurste aufführen würden, tvenn wir das wagten. Aber wir würden es vor allem unseren Lesern niemals zu servieren wagen. So klein, so bescheiden, so verwöhnt durch ihre Niederlagen ist dierevolutionäre" kom­munistische Partei, daß sie den Arbeitern lallte nicht mehr Weltrevolution, sondern eine Lohnerhöhung von einer Krone als leuchtendes Ziel vor Augen stellt. Dafür werden sie demnächst wieder die Krisen­fürsorge als Bettelsuppen und die Arbeitslosen­unterstützung als Verhöhnung der Arbeiter hin­stellen. Denn es kommt eben immer darauf an, wer etwas tut, ein Kommunist oder ein Sozialdemokrat. nung find, nicht minder furchtbar in seiner Wir­kung, als der qualvolle Tod eines Schwerver­wundeten inNo-mans-Land". Der hier im Bett schreit nicht nach'Hilfe, brüllt nicht nach einem Trunk Wasser wie der, der zwischen den feindlichen Linien mit auf­gerissenem Körper liegt und dem niemand hel­fen kann, dessen Schreien nach Stunden in ein Wimmern übergeht, das endlich verstummt. Ich höre dieses Röcheln durch die über den Kopf gezogene Decke, ich höre es am Fenster und ich höre es noch immer, selbst wenn es hinter dem Wandschirm schon still geworden ist. Matt sind meine Knochen wie nach einem schweren Fieber; in mir ist alles Auflehnung gegen dieses zum Vegetieren verurteilte Leben. Und doch sind noch achtundzwanzigtausend Men­schen hier, die der rostig gewordene Stacheldraht umsponnen hält, erst frei gibt, wenn eine Mächtegruppe zur Gänze besiegt, am Boden liegt. Es ist uns klar, daß der Eintritt Amerikas  den Ausgang des Krieges entschieden hat, und in ohnmächtiger Wut ballen wir die Fäuste. Wirtschaftliche Dominierung und Annexions­lust haben den Weltbrand entfacht und Geld, gepaart mit maschineller Ueberlegenheit, wird ihn entscheiden. Fast vier Jahre haben wir un­zählige Noten und Erklärungen gelesen, die fast den gleichen Wortlaut haben. Vertragsbruch, Rettung der Zivili­sation, aufgedrungener Kamps, Durchhal­ten, unsere Lage ist glänzend, Gott ist mit uns und ferne Hilfe unverkennbar, Stahlbad, geläuterter Geist, bedrohte Kul­tur usw." Die gesamte Presse spricht jetzt eine klare, nicht mißzuverstehende Sprache und selbst das kleine in Douglas erscheinendeKäseblättchen" geifert von der rücksichtslosen Vernichtung der Zentralmächte und von einer Auftellung, die von beiden Staaten mir den vor Jahrhunderten be­standenen Kern übrig läßt. (Fortsetzung Mt.) Revolutionäre   Erfolge. Wie einStreiksieg der kommunistischen   Gewerkschaften bei Licht aussieht!