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11. Jahrgang.

Sozialdemokrat

Zentralorgan der Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der Tschechoslowatischen Republit.

Dienstag, 23. Juni 1931

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Nr. 146.

Hoover für ein einjähriges Moratorium. Herbert Hoover greift ein.

Alle Regierungsschulden und Reparationen inbegriffen.- Washington , 21. Juni. Präsident Hoover überreichte den Missions chefs eine Erklärung, in der die amerikanische Regierung einen einjährigen Zah. lungsaufschub für alle Regierungsschulden und Reparationen vorschlägt. In der Erklärung heißt es:

Nach den Alarmnachrichten der letzten Tage, die eine neue Währungskatastrophe

Atempause für Deutschland Deutschlands und damit auch eine unfehlbar folgende politische Katastrophe des Reiches springt vollkommen unserer bisher befolgten signalisierten, kommt die Nachricht vom Ein­Politik. Wir werden dadurch nicht in die Dis- greifen Ameritas als Erlöserbotschaft. Die fussion rein europäischer Probleme, zu denen die Reparationsfrage gehört, hineingezogen, wir deutschen Pressestimmen verraten zum minde­wollen lediglich unsere Bereitschaft ausdrücken sten ein Aufatmen, zum Teil einen Jubel, der zur baldigen Erholung der Weltprosperität, an freilich nicht berechtigt ist und sich nur aus der unser Bolt so start interessiert ist, unseren der vorhergegangenen Spannung erklären Teil beizutragen. läßt. Was bedeutet, nüchtern betrachtet, der

Die amerikanische Regierung schlägt einen ser Schulden die Zahlungsfähigkeit des einjährigen Aufschub aller Zahlungen auf Schul- Schuldners unter normalen Verhältnissen den der Regierungen, Reparationen war, so führen wir nur fonsequent unsere eige­und nen Prinzipien durch, wenn wir die gegenwär und Wiederaufbauschulden vor, zwar sowohl bezüglich des Kapitals wie tigen annormalen Verhältnisse in der Welt in der Zinjen, ausgenommen natür Rechnung ziehen. lich Schuldenverpflichtungen der Regierungen, Ich bin davon überzeugt, daß das amerita die sich in Privathänden befinden. Vorbehaltlich nische Volk nicht den Wunsch hat, den Versuch der Zustimmung des Kongresses ist die ameri- zu machen, um bom Schuldner mehr herauszu fanische Regierung bereit zu einem Aufschub holen als er zahlen kann und meiner Ansicht aller ihrer seitens der fremden Regierungen ge nach verlangt eine weitschauende Politit, daß schuldeten Zahlungen während des am 1. Juli unsere Regierueg die gegenwärtige Situation in zichungen beitragen, die für die Lösung dieser 1931 beginnenden Etatsjahres unter der Bedin- ihrer Realität anerkennt. Diese Haltung entwichtigen Rüstungsfrage so notwendig sind. gung, daß die wichtigsten Gläubigerstaaten eben­falls alle ihnen geschuldeten Zahlungen auf Re­gierungsschulden für ein Jahr aufschieben.

Zweck dieses Schrittes ist, das kommende Jahr der wirtschaftlichen Erholung der Welt zu widmen und die Kräfte in den Vereinigten Staa­ ten, die bereits ant Wiederaufbau arbeiten, von den von außen kommenden Faktoren zu befreien. Die über die ganze Welt verbreitete Depression hat die europäischen Staaten mehr in Mitleiden schaft gezogen als uns. Einige jener Staaten fühlen die Bermindung ihrer wirtschaftlichen Stabilität durch diese Depression in ernstem Maße. Das Gewicht der Regierungsschulden, das in normalen Zeiten tragbar wäre, drückt in mitten dieser Depression schwer auf die Völker,

Aus einer Reihe von Gründen, die aus der Depression resultieren, beispielsweise der Preis­stur; fremder Waren und das mangelnde Ver­tranen in die wirtschaftliche und politische Sta­bilität im Ausland, begann eine enorme Auswanderung von Gold nach den Vereinigten Staaten , wodurch die Kre­ditfähigkeit vieler fremder Staaten vermindert wurde.

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Der Schwerpunkt in Frankreich .

Ich möchte noch hinzufügen, daß wir, ob- Vorschlag des Präsidenten Hoover ? Amerifa gleich dieser Schritt mit der für nächsten Feber stundet seinen Schuldnern Zahlung angefeßten Konferenz zur Beschränkung der und Zinsen auf ein Jahr( also etwa Landrüstungen nichts zu tun hat, dort die bis 1. Juli 1932) unter der Bedingung, daß Hoffnung haben, angesichts des starten Einflusses auch die Schuldnerstaaten, soweit sie durch den des Wettrüstens auf die gegenwärtige Depression Young- Plan ihrerseits Gläubiger sind, die werde unser Schritt zu freundschaftlicheren Be Reparationszahlungen stunden. Die Entlastung kommt natürlich Deutschland zugute und würde bedeuten, daß der deutsche Reichshaus­halt im Laufe des Moratoriumsjahres 1.3 1 bis 1.5 Milliarden Martersparte. Damit wäre das Kabinett Brüning der Sor­gen überhoben, von denen es im Hinblick auf das Loch im Budget und auf die drohende Währungskrise geplagt war, aber es wäre auch anderen Staaten die deutschen Reparations- für die politische Beruhigung Deutschlands zahlungen fast restlos zur Schuldentilgung an viel gewonnen. Denn es ist kaum zu bezwei­Amerika benüßen, kann Frankreich mehr als feln, daß auch die Sozialdemokratie durch die 400 Millionen Mark zur Wiedergutmachung der Entlastung Deutschlands ein größeres Mak Kriegsschäden verwenden. Das würde jeßt au& Handlungsfreiheit gegenüber dem Kabinett fallen, wenn auf ein oder zwei Jahre ein voll Brüning gewänne und der gefährlichen Not­lommenes Schulden- 11. Reparationsmoratorium verordnung nun anders an den Leib rücken eintreten sollte. Es sei deshalb die Pflicht der könnte. deutschen Regierung, sich nicht passiv zu verhal­ten, sondern sofort mit Frankreich in Verhand lungen zu treten, damit eine eine vollkommene Einigung wegen Durchführung des amerika­nischen Blanes hergestellt werden.

Wird die deutsche Regierung die Snitiative ergreifen? Berlin , 22. Juni .( Eigenbericht.) Während sich an der Börse nach der amerikanischen Er­Härung ein übertriebener Optimis mus zeigt, was sich in einer sprunghaften Stei­gerung der Kurse und dem Aufhören der wilden Devisenkämpfe äußert, warnt die Presse übereinstimmend davor, die Soffnungen auf einen schnellen Wiederanstieg der Wirtschaft all zuhoch zu spannen.

Der Sozialistische Pressedienst weist darauf hin, daß die größten Schwierigkeiten jetzt darin bestehen, Frankreich zu einer Ber ständigung zu bewegen. Während die

* * Paris

nicht grundfäßlich dagegen.

Eine Lösung des Reparationsproblems, für das der Youngplan nur bei andauernder Konjunktur eine Uebergangsform hätte sein fönnen, das aber in der Krise durch den Youngplan nicht lösbar erscheint, ist das Mo­ratorium nicht. Wenn am 1. Juli nächsten Jahres die Verpflichtungen Deutschlands wie­der in vollem Ausmaße einsetzen, steht das Reich selbst bei gebesserter Wirtschaftslage vor Paris , 22. Juni. Die französische Re- einem Jahre Deutschland die jährlichen Repa- neuen Erschütterungen. Darum müßte das Diese und andere Schwierigkeiten im Aus­land verringern die Kauffraft für unsere Er­portwaren und sind daher in gewissem Umfang gierung hat zu dem Plane Hoovers bezüglich rationszahlungen nach dem Young- Plane wie neuen Erschütterungen. Darum müßte das Jahr des Moratoriums zur Erörterung fchuld an unserer fordauernden bisher nicht Stellung genommen. Ministerpräsi eines einjährigen allgemeinen Moratoriums der ordentlich zahle. der Revision benützt werden. Da im Arbeitslosigkeit und den fort- dent 2 aval und Außenminister Briand , dic 2. Den sogenannten unbedingten Teil der Frühjahr 1932 die Abrüstungskonfe dauernd niedrigen Preisen für jeit Samstag außerhalb Paris weilten, sind erit Reparationen sieht die französische Regierung en beginnt und ein weiteres Entgegen­unsere Farmprodukte. Rechtzeitige Maßnahmen sind daher geboten, um den Druck heute vormittags zurückgekehrt und haben die auf Grund des Wortlautes der Haager Ab- kommen Amerikas nur denkbar ist, wenn seine Beratungen sofort begonnen. Der Minister- tommen als unantastbar an. Deutschland Schuldner sich zum Rüstungsabbau entschlie diefer ungünstigen Faktoren im Ausland zu am berpflichtete sich bekanntlich, unter allen Um­lindern, zur Wiederherstellung des Vertrauens präsident und der Außenminister werden beizutragen und dadurch den politischen Frieden Abend mit dem Finanzminister konferieren, der ständen zu zahlen. Dieser Teil, der 500 Mil- ßen, würde der Schlüssel zur endgültigen Lö­und die wirtschaftliche Stabilisierung in der bereits gestern und heute den ganzen Tag mit lionen Mart, d. i. 3 Milliarden Frant, beträgt, sung erst in Genf zu finden sein. Dazu bedarf Welt zu fördern. Die Autorität des Präsidenten hohen Beamten der Bank von Frankreich und ist in das französische Einnahmenbudget aufge- es allerdings einer Aktion Deutschlands , die Das auf die Verständigung mit Frankreich abzielt. der Vereinigten Staaten bezüglich der Lösung mit den führenden Finanzleuten verhandelte. nommen, das ernstlich bedroht würde, Dieses Problems ist begrenzt, da er hierin vom Der Standpunkt der Regierung wird morgen Defizit des französischen Budgets beträgt be- Man ist in Frankreich über die letzten Greig­Stongreß unterstützt werden muß. Dem Präfi- bormittags in der Sigung des Ministerrates tanntlich schon heute eine Milliarde Frant. denten ist von führenden Mitgliedern beider präzisiert werden. Häuser des Kongresses herzliche Unterstützung zugesichert worden.

Nach Informationen würde sich die fran­ zösische Regierung nicht grundsäßlich Der Kern des Vorschlages ist, den Schuld gegen den Vorschlag Hoovers stellen, nern Zeit zur Wiedererlangung doch verhüllt sie nicht, daß die Art und Weise, ihrer nationalen Prosperität zu in welcher ihn Präsident Hoover der Welt vor geben und ich richte an die Amerikaner den Rat, legte, ohne vorher Frankreich über sein Urteil in ihrem eigenen Interesse gute Gläubiger und zu fragen, nicht gerade die geeignetste gewesen jei. Die franzöfifche Regierung beabsichtige den gute Nachbarn zu sein. Ich möchte diese Gelegenheit dazu benüßen, Präsidenten Hoover um gewisse Aufklärungen meine Ansicht über unsere Beziehungen zu den zu ersuchen und einige Forderungen zu stellen, deutschen Reparationen und den uns von den so vor allem: europäischen alliierten Regierungen geschuldeten Summen offen zu äußern:

Unsere Regierung hat sich nicht an der Auf erlegung der Reparationen beteiligt, noch sich irgendwie bezüglich ihrer Festsetzung geäußert. Wir haben mit voller Absicht keinen Anteil gehabt an den allgemeinen Reparationen oder an der Aufteilung von Kolonien oder von Privateigentum. Die Rückzahlung der Anleihen, die wir den Alliierten für den Krieg und für Wiederaufbauzwecke gewährten, wurde auf einer Basis geregelt, die weder mit den deutschen Re­parationen irgendwie zusammenhing, noch von deren Zahlung abhängig gemacht wurde. Daher ist diese Reparationsfrage notwen­digerweise ein rein europäisches Problem, mit dem wir nichts zu tun haben. Ich billige nicht im entferntesten die Streichung der uns geschuldeten Summen. Das Weltver­trauen würde durch einen derartigen Schritt nicht gefördert werden.

Steiner unserer Schuldner hat das je vorge­schlagen, aber da die Basis der Fundierung die

nisse verschnupft, sträubt sich auch gegen deit

In parlamentarischen Kreisen gewann die Vorschlag Hoovers und glaubt sich durch die Ansicht die Oberhand, daß sich die französische Re- auf der Linie Berlin- London - Washington ge­gierung energisch gegen die Einstellung dieses un- suchte Revision zu Unrecht übergangen. Es ist bedingten Teiles der deutschen Zahlungen stellen taum zu befürchten, daß Amerikas Ent­müsse. Man ist der Ansicht, daß es unerläßlich lastungsversuch an dem Widerstand Frant­sei, eine internationale Konferenz einzuberufen. reichs scheitert und Hoover wird mit Briand Die Finanzkreise weisen darauf hin, das wohl eher fertig werden als mit der möglichen Frankreich der einzige Staat wäre, der finanziell Opposition im amerikanischen Kongreß selbst, getroffen würde, wenn auch der unbedingte Teil aber ein weiterer und auf lange Sicht wir der deutschen Zahlungen eingestellt würde. Groß- fender Erfolg ist doch nur denkbar, wenn britannien und Italien würben im Gegenteil ge- Deutschland in den nächsten Monaten auch winnen, da bekanntlich ihre Jahreszahlungen auf mit Frankreich handelseins wird. Mit den 1. Es werde die ausdrückliche Verpflichtung ihre Schulden an Amerika größer sind als die Ausrüstungs forderungen des Herrn Deutschland verlangen, daß sich das Moratorium Anteile, die sie von Deutschland auf Reparations bloß auf ein Jahr erstrecke und daß nach konto erhalten.

** * Deutschland

Itimmt zu.

Seeckt, den sich Curtius als Parteigenossen gefallen lassen muß, wird Deutschland aller­dings nicht an dieses Ziel gelangen. Und das Schlimmste, was angesichts der politischen Urteilslosigkeit großer Massen des deutschen Voltes zu fürchten ist, wäre der Irrglaube, Berlin , 21. Juni. Wie das Kontibureau von reichs. Auch in deutschen politischen Kreisen wird den Hugenberg und Hitler nun ohne Zweifel unterrichteter Seite erfährt, hat die deutsche nicht verkannt, daß Frankreich gewisse Opfer propagieren werden, daß Deutschland ohne Reichsregierung der amerikanischen Regierung bringen müßte. Frankreich erhält von Deutsch Frankreich , über Frankreich hinweg, die Bun­bereits ihre Zustimmung zu dem Vorschlage mit- land über 800 Millionen Mark und hat selbst desgenossenschaft Amerikas suchen könnte. geteilt. Die Erleichterung, die Deutschland nach mehr als 400 Millionen Mart an Striegsschuld- Man muß sich darüber klar sein, daß Sent amerikanischen Vorschlage zuteil würde, be- verpflichtungen zu zahlen, erleidet also einen Amerikas Schritt nicht irgendwelchen ver­läuft sich nach den Berechnungen aut zuständiger Ausfall von rund 400 Millionen Mart. Stelle auf etwa 1500 Millionen Mark. Von der Gesamtsumme, die während dieses Zeitraumes fällig wäre, muß man nämtlich etwa 200 Mil­

Günstige Stimmung in Rom.

lionen Mark für weiterlaufende Zinsenverpflich Nom, 22. Juni. Wenn auch ein amtlicher tungen abziehen. Es ist anzunehmen, daß Eng Kommentar zu Hoovers Vorschlag noch nicht ver­land ebenfalls unmittelbar sein Einverständnis öffentlicht ist, so spricht doch alles dafür, daß die erklären wird, ebenso Italien . Problematisch öffentliche Meinung Italiens Hoovers Vor­scheint im Augenblicke noch die Stellung Frantschläge günstig aufnimmt.

schwommenen ,, deutschfreundlichen" Gefühlen, sondern sehr nüchternen Erwägungen ent sprungen ist. Herbert Hoover ist am Vorabend der großen Krije, che noch die Bör­fenfrachs den heiteren Himmel der ewigen Prosperity" umdüsterten, als der Mann der Konjunktur gewählt worden. Hoovers Namen ist mit der Geschichte der kapitalistischen Ra­