Momentbilder aus Joachimsthal.Di« französischen Flieger 2 ebrix, Mesminund Do red, die den Flug von Paris nach Tokiounweit von Rischnsj Udinsk durch eine Notlandung unterbrechen muhten, da sich auf den Tragflächen des Flugzeuges eine zu schwere Eisschichtegebildet hatte, reisten nun aus Nischnij Udinsk mitder Bahn nach Moskau, von wo sie sich nach Parisbegeben werden.Li« Bild Torquato Tassos gefunden. DerHistoriker Caversiacci meldet aus Bergamo dieAuffiirdurttz eines Porträts des Lichters TorquatoTasto aus dem Jahre 1594. DaS Bildnis ist vorJahren in Verlust geraten und befindet sich derzeitim Besitze eines Advokaten. Es ist das einzigenach der Natur gemalte Bildnis, das von demDichter Taffo existiert.Autokatastrophe. In der Nähe von Alt-Oetting(Oberbayern) stürzte ein mit Wallfahrern besetzterAurobus«ine Böschung hinunter und überschlug sich.Fünf der Wallfahrer wurden schwer, zehn leichterverletzt.Opfer der Alpe«. Durch Seilritz stürzte beimAbstieg von dem Grands MuletS(Montblanc-Massiv)«in Student aus Lyon 800 Meter in die Tiefe undzerschmettert«.— Auf dem Argentiöres- Gletscherverunglückten gleichfalls drei Touristen tödlich.Unbrennbares Benzingemisch? Henry Bardel,der technisch« Direktor der Luftfahrtunwn, traf inLondon mit einem Flugzeug«in, besten benzinartiger Betriebsstoff nicht feuergefährlich sei« soll.Man warf probeweise«in brennendes Streichholz indi« Flüssigkeit, ohne daß«s zur Explosion kaut.Sprung vom Eiffelturm. Von der 300 Meterhohen Plattform des Pariser Eiffelturms stürzt«sich, anscheinend aus Liebeskummer,«in« A>jährigrRussin in di« Tiefe und zerschmettert«.Sold« Raucherzähne ä«sdas Richtig« für«eine Zähn«. Rach dreimaligem Gebrauch blendend weiheZSHne, irotzdem dieselben durch viele, Rauchen braun und un-schön wirkten. Ich werd« nicht» anderes mehr gebrauchen, al»Cblorodont." D., Korst Berg. Man verlange nur die echt«Chlorodvnt-Zabnpaste, Tube 4 K& und 6 K&, und weifejeden Ersatz dafür zurück.Taubstummen-Kongreh. In einem Pariser Eaföfand dieser Tage der International« Kongreß derTaubstummen" statt, zu dem«twa 500 Delegierteaus Mitteleuropa, Japan und anderen fernenLänder« gekommen waren. Zu den zum Ausdruckgebrachten Forderungen der Taubstummen gehörtu. a. ihre Zulassung zum unentgeltlichen Elementarunterricht, an d«m teilzuurhmen ihnen in verschiedenen Länder«, auch in Frankreich, bisher vertagt ist. Die„Debatte" beschäftigt« sich weiter mitProblemen der gegenseitige« Hilf«, des Sports undder sozialen Versicherung.Jugendfürsorge in Prag VH. Die Räumlichkeiten der Jugendfürsorge befinden sich jetzt inPrag VII, NadraLnl ul. Nr. 265(Gebäude desMagistratsamtes der Hauptstadt Prag).Heiteres.Ans Niederbayern.In Unterwattenbach ist Hochzeit. Di« MoserVeronika vom Nachbardorf ist auch eingeladen undhat, wie sie sich abends auf den Heimweg, macht,was man so sagt, einen Pfundsrausch.Wir sie so heimtorkelt, kommt hinter chr derGruber Franzi mit seinem Gäuwagerl und sagt:„Geh zu, Vroni, sitz di auf, dann fahr i di hoam!"Die Vroni klettert hinten aus den Wagen, aber diePferde ziehen ein bitzl zu scharf an, und die Bromfällt wieder runter und kugelt in den Straßengraben, wo sie sofort in den Schlaf der Gerechtenfällt. Der Franzi merkt nichts und' fährt weiter.Kurz« Zeit darauf kommt ein anderer ausihrem Dorf, auch mit dem Wagen. Sieht die Vroniim Straßengraben liegen, steigt ab und sagt zu ihr:„Geh zua, Vroni, steh auf, dann kannst mit mirhoamfahrn!" Die Vroni, unwillig über die Störung ihres Schlummers, fährt ihn an:„Was möchstdenn, damischer Teifi? Laß mia do mei Ruah,i fahr a so mitm Gruber Franzi."Parallelen.In Bayern besteht Uniformverbot.Jetzt hat die Münchener Polizeidirektion sogarangeordnet, daß auch die Ehrenwache vor HerrnHitlers Braunem Palais weder Uniform noch Abzeichen mehr tragen darf.Darob herrscht im Braunen Palais echterTeuto-Zorn.„Schmach und Schande!" sagte einer.„Judenknechte!" sagte ein anderer und hieb dirFaust auf den Tisch.Und eine Lokalgröße öffnete den Mund undsagte in ihrer kernigen süddeutschen Weise, die wieimmer den Nagel aufs Köpfchen traf:„Malefizsaustoi miserabligter! Ollawei, wo's anSaudi hat, steht oaner in Uniform— vorn Kino,vorn LuxuShotöll, vor jeder Tanzbar. Bloß oanzigbei ins soll koaner net stehn!"Theater.Emma saß nfit Erich in der Op«r. Man gabLohcngrin.Dritter Akt.Lohengrin zieht von dannen. Läßt Elsa gebrochen zurück.Emma zu Erich:„Wenn die'S richdch verstandenhädde und den Mann bei der richdchen Stelle gr-boggd hädde, wär er bestimmt gebliebn."(AuS dem„Ulk".)HerauSq«b«r: Diegfried Taub.Chefredakteur: Wilhelm Nießner.Verantwortlicher Redakteur: Dr. 8mil Strauß, Prag.Truck:.Rota' A.^S. für Zeitung- und Buchdruck, Prag,stür den Druck verantwortlich: Otto Kolik, Prag.T.c ZcuungsmarkcvlvuikLwr wurde v»u der Pust u. Irlegrvvhen-»irrlnzn vnc Erlatz Rr. 13JJ00/VII/1960 bewilligt.Die Subkommission, die vom sozialpolitischen Ausschüsse in der Sitzung am 8. Juli, dieden Antrag Pohl-Brozik und Genosten beriet,zur Untersuchung der Arbeits- und Leben sver-hältniffe der Joachimsthaler Bergarbeiter eingesetzt wurde, war am Dienstag, den 14. Juli,:nJoachimsthal, um die Beschwerden der Bergarbeiter zu prüfen und um festzustellen, welcheMaßnahmen der Staatsverwaltung zur Linderung und womimlich Beseitigung der furchtbarenSchaden der Arbeit in den dortigen Gruben undin der Radiumfabrik nötig wären.Einige Mitglieder des Gesundheitsaus-schustes hatten sich dem Unterausschuß ange-schloffen.— Ein Teilnehmer an dieser Fahrt nachJoachimsthal stellt uns die folgenden Betrachtungen zur Verfügung.Im Hotel Urban.Die Exkursionsteilnehmer haben sich imHotel Urban zusammengefunden. Das Hotel Urban ist ein staatliches, seinerzeit vom Gesundheitsministerium erworbenes Objekt, das fürrund 350 Kurgäste eingerichtet ist. Hotelier Urban versteht es mit außerordentlichem Geschicke,für den Kurort und auch für das Kurhotel Propaganda zu machen. Er läßt sich auch die Gelegenheit, die unser Besuch ihm bietet, nicht entgehen. Er zeigt uns alle Einrichtungen, über diedas Hotel verfügt, rühmt seinen Komfort undberichtet voll Stolz, daß er gegenwärtig 306 Kurgäste beherbergt. Angehörige von neunzehn Nationen, darunter dreizehn amerikanische Familien, bewohnen derzeit das Hotel. 260 Bedienstete stehen den Hotelgästen zur Verfügung. ImDurchschnitt der Saison kommt auf jeden Kurgast ein Bediensteter.— Der Abhang vor demHotel ist in einen Garten umgewandelt. Dieganze Alpenfrora ist hier vertreten und die auserlesensten Blumen ergötzen das Auge des Besuchers. Wir werden ganz besonders darauf aufmerksam gemacht, daß einzelne Blumengattungenerst am 3. Juni eingesetzt wurde« und schoninnerhalb so kurzer Zeit zu prächtiger Blüte gelangt sind. DaS ist di« Einwirkung der Ema-nation!Hunderte Menschen besuchen diese Stätte,um durch das Radium ihre Gesundheit wieder zuerlangen. Die einzige Beschwerde» die uns derum das Wohl seiner Kurgaste sehr besorgte Hotelier vorzutragen hatte, war, daß diese ständig denAnblick der Radium- und der Uran-Fabrik, diesich unterhalb deS Hotels befinden, ertragenmüssen. Sein Sehnen und Bestreben geht nundahin, daß diese äußerlich wirklich nicht besondersschon wirkenden Gebäude entferrtt werden.Im Werner-Schacht.Unser erster Weg führt uns in den Werner-Schacht, in welchem hünoerü)reißig Bergarbeiterbeschäftigt sind. Wir bekommen Bergmannskleider, werden mit einer Berglampe ausgestattetund nun gehts mit einem Aufzug 440 Meter indie Tiefe. Schon unser allererste Eindruck ist einsehr bedrückender. Wir werden zuerst einenStollen entlang geführt, können nur mühsam denPfützen entweichen. Alle Bergarbeiter, deren wiransichtig werden, haben durchwegs ei« fahles,müdes Aussehen, obwohl keiner von ihnen dasfünfundvierzigste Lebensjahr überschritten hat.—Einige ganz Beherzte unter den Besuchern wagenauch den Aufstieg in den oberen Stollen» überLeitern hinweg, zum Teil auch durch Erzhalde«sich hindurchzwängend, erreichen sie den vierzigMeter höher gelegenen Stollen. Hat schon derAufenthalt in unserem Stollen nicht zu den Annehmlichkeiten gezählt, so empfinden wir erst daoben, wie drückend, wie schwer, wie atembeklemmend die Luft ist. Nur einige Minuten haltenwir uns im Stollen aus, in dem sonst die Bergarbeiter acht Stunden nicht nur verweilen, sondern auch schwer arbeiten müssen. Einer derTeilnehmer bemerkt sehr richtig, daß eine vierstündige Arbeitszeit in einem derartigen Raumschon mehr als genug wäre. Kein Sozialist wareS, der diesen Ausspruch getan hat, sondern einVertreter der bürgerlichen Parteien!Im Schachte gibt es achtzehn Bohrer, darunter einen amerikanischer Herkunft mit Wasserspülung, durch welche die Staubentwicklung verhindert werden soll.— Nach fast eineinhalbstün-diaem Aufenthalt verlassen wir diese Statte, allebedrückt von dem Gdfühl, daß wir, denen dasGlück beschieden ist, obertags arbeiten zu dürfen,uns bisher keine rechte Vorstellung davon zumachen wußten, unter welchen Muhsalen undEntbehrungen der Bergmann schafft...I« Schacht«„Einigkeit".Fünfhundert Meter führen in den Schacht.Der Schacht„Einigkeit" gehört zu den modernenSchächten von JoachimStahl. Die Einfahrt erfolgt nur zu dem Zwecke, um die verschiedenenBohrsysteme kennen zu lernen. Es wird unS zuerst die ursprüngliche Form der Bohrung gezeigt: Ein ganz gewöhnliches Stemmeisen inBohrform wird durch einen Hammer in die Felswand getrieben. DaS ist eine mühselige, zeitraubende Arbeit, bei der sich ungemein viel Staubentwickelt.— Dann wird unS das neue Systemeines Luftdruckbohrers gezeigt, und schließlich dermodernste Bohrer mit Wafferantrieb. Wir alle,die wir die Entwicklung der Technik bewundernkonnten, konnten uns doch nicht des Eindruckeserwehren, daß auch bei diesen neuen, mit Wasserspülung auSgestatteten Systemen starke Staubentwicklung besonders dann erfolgt, wenn dieBohrung an der Decke des Stollens vorgenommen werden muß. Alle erkennen auch, daß derBergarbeiter, dessen Aufgabe darin besteht, demBohrer beim Anbohren die Richtung zu geben,schweren Gefahren ausgesetzt ist, da sesne Handganz schutzlos ist. Der Arbeiter arbeitet auchohne Maske, obwohl die Grubenverwaltung behauptet, daß die Verwendung der Masken beidieser Arbeit vorgeschrieben ist. Die Arbeiter erklären ganz bestimmt, daß imtner so gearbeitetwird: ohne Maske. Es sind also alle Arbeiterin dem ersten Stadium des Anbohrens, bevorder Bohrer in den Felsblock eingedrungen ist,außerordentlich großen Gefahren ausgesetzt.I« den Uran- und Radium-Fabriken.Man zeigt uns, auf welch schwierige Artganz geringe Mengeir von Radium gewonnenwerden. So sehr uns auch die technische Einrichtung, so sehr uns auch die ganze Prozedur, diebei der Gewinnung von Radium- und Uranfar-öen angewendet wird, iutereffiert, so ist unsereAufmerksamkeit doch vor allem darauf gerichtet,unter welchen Bedingungen die Arbeiter und Beamten in diesem Werke zu arbeiten gezwungensind. Die Inneneinrichtung der beiden Fabrikenentspricht ganz dem äußeren Bilde: Düstere, unheimliche, vielfach vollkommen dunkle Arbeitsräume, dabei eine Dampfentwicklung, daß manes kaum erfaßt, daß Menschen hier acht Stundenlang auSzuyalten vermögen! ES wird«ns versichert, daß die wiederholten Raummeffungen 0.7bis höchstens 1.6 Macheeinheiten ergeben haben.Die Radiumemanation der Luft im Bergwerkebeträgt 30 bis 40 Macheeinheiten. Wie furchtbarmuß der ständige Aufenthalt in solcher Luft wirken!— lieber den Grad der Radiumemanationmögen sich die Fachleute aussprechen. Wir Laien?lauben, daß die Arbeiter Recht haben, die be-aupten, daß die Messungen und Feststellungendoch nicht richtig sein dürften.Beim Betriebsausschuß.Der Betriebsausschuß nimmt di« Gelegenheit wahr, di« Kommission mit seinen Wünschenvertraut zu machen. Die Wortführer der Bergarbeiter enthüllen in ihrer schlichten Art einschauriges Bild der Gefährdung der Arbeiter inden Gruben und der Arbeiter in der Radium-und Uranfabrik. Ihre Forderungen» so kategorisch sie auS vorgetragen werden, sie klingen dochals Bitte aus. Sie halten mit dem Groll, dersich der Bergarbeiter während der langen schleppenden Behandlung der Angelegenheit bemäch-tigt hat, nicht zurück. Sie informieren die Kommission eingehend über die Stimmung der Berg-Vrikswirtschaft und SozialpolitikSowietpropaganda für Nachtarbeit.(RSD.) Seit etwa drei Jahren wird in derSowjetunion eine eifrige amtliche Propaganda fürdie größtmöglichste Ausdehnung der NachtarbeitSetrieben. ES wird bereits in zahlreichen Betrie-en nachts gearbeitet, in denen Nachtarbeit früherunbekannt war. Die Ergebnisse sind nun zwarwirtschaftlich und sozialpolitisch wenig befriedigend, aber die Nachtarbeitbegeisterung der amtlichen Stellen läßt nicht nach. In dem neuesten(Auni-)Heft der Zeitschrift deS Volkskommissariatsfür Arbeit„Woprosy Truda" wird die Frage eingehend behandelt. Unter anderem werden dieSchlußfolgerungen einer Untersuchung des Volkskommissariats für Arbeit der SowjetrepublikWeißrußland, die in 13 Betrieben von Minskdurchgeführt wurde, wörtlich zitiert:der Nachtschicht mehren sich wegen völligenFehlens behördlicher und gewerkschaftlicher Kontrolle(die Rrvisionsbrigadrn haben in keinem einzigen Betriebe Vertreter der dreiköpfigen Betriebsausschüsse, in manchen Betrieben nicht einmal Vertreter der Abteilungsausschüsse vorgefunden) dieVerletzungen der Arbeitsgesetz«. Im Betrieb Holzverarbeiter" hatten einig« Arbeiter in der Revi-sionSnacht gerade die dritte Schicht angetreten, nachdem sie bereits die zwei voranfgegangrne» Schichte»dnrchqearbritrt hatten. In der Fabrik„Weißrussin"arbeiten dir Heizer täglich zwei Schichte« hintereinander. In der Fabrik„Morgenrot gibt eskeinen Stundenplan für den Arbeitsbeginn, di« Arbeiter vertreten einander gegenseitig aus Gefälligkeit und arbeiten zwei Schichten hintereinander. Inder Fabrik„Flamme der Revolution" hat die Brigade festgestellt, daß ein Arbeiter»irr Schichte»hintereinander arbeitete.. Während die Organisationen im Werke solcheAusschreitungen zulasten, führen sie andererseitskeinen energischen Kampf gegen schwänzende Arbeiter, die die normale Arbeit deS Betriebes zumScheitern bringen. In der Rächt der Revision derHefewerke„Morgenrot" waren von 35 Arbeiternder Packerabteilung nur 25 zur Arbeit angetreten,während die Separatorenäbteilnng überhaupt nichtarbeitete, well sämtlich« Arbeiter fehlten. In derFabrik^Holzverarbeiter" waren zwei Maschinenund eine Hobelbank außer Betrieb. In der Fabrik„Weißrussin" liefen in der Schleiferei von 12 Werk-bänken 6 leer, in der Knopfabtellung standen von5 Maschinen 2 still. In den Glaswerken„Proletarier" waren von 70 Arbeitern 25 nicht zur Arbeiterschienen...Hunderte von Arbeiterinnen in vielen Betrieben befinden sich in der unglaublichsten Lage. Inden Konfektionsfabriken arbeiten viele stillendeMütter. Dennoch find diesen Fabriken keineKrippen angegliedert."„Minsk steht nichtvereinzeltda", fügtder Verfasser hinzu,„aus allen Stfibtender Sowjetunion laufen ähnliche Berichte über denStand der Nachtschichtarbeit ein". Die Nachtarbeitschaffe häufig nur„eine Fiktion eine- Mehrschicharbeiter. Sie bringen ihre Forderungen vor:Verkürzung der Arbeitszeit, angemessenen Lohn,Verlängerung der Urlaube, Erhöhung der Rente,Schaffung aller Vorkehrungen und Maßnahmen,die geeignet sind, die Zahl der Erkrankungen aufein Minimum herakyusetzen. Zur Begründungihres Ansuchens führen die Bergarbeiter einigeZahlen an, die der Oeffentlichkert nicht vorenthalten werden sollen. Laut KrankheitSstatiftrkder Revierbruderlade Falkenau a. E., der dieBergarbeiter von Joachimsthal angehören, entfallen auf 100 Mitglieder 131.08 ErkrankungS-fälle, auf die in den Joachimsthaler BetriebenBeschäftigten 202.85; bei den Erkrankungen derAtmungsorgane ist das Verhältnis 13.76 zu65.46, bei Tuberkulose 0.79 zu 2.01, bei Rheumatismus 20.35 zu 38.92, bei Erkrankungen derBerdauungsorgane 21.51 zu 33.22.— Die Abordnung schildert uns, unter welchen unseligenQualen die Menschen zu leiden hüben, die von«Lungenkrebs befallen werden»— Die Ausführungen der Arbeiter haben sichtlichen Eindruck aufalle Teilnehmer der Exkursion gemacht.B«i de« Todgeweihten.Die meisten Teilnehiner des Unterausschusses statteten auch bei drei kranken, vom Lungenkrebs befallenen Bergarbeitern einen Besuchab. 34, 35 und 43 Jahre alt sind die drei Bergarbeiter, die wir aufgesucht haben. Schattengebilde einst starker, gesunder Menschen. Einerder Kranken zeigt uns sein Bild als Soldat. Einkraftstrotzender, lebenssprühender Mensch. All«sind wir tief ergriffen, da dieser Mann mm wievielten Male sich an seinem- eigenen Bilde ergötzt.— 15, 16 und 17 Jahre haben diese Bergarbeiter ihre Arbeit verrichtet. Nun liegen sieseit einem Jahre ans Bett gefesselt. Alle dreistehen sie bereits im Bezüge der Provision, siebewegt sich zwischen 150 und 170 Kronen monatlich. Einer der Erkrankten ist kinderlos, zweihaben noch für ein zartes Kind zu sorgen.Händeringend bitten uns die Kranken, ihnen eineErhöhung der Renten zu verschaffen, da sie mitden kargen Renten, die ihnen jetzt bemessen werden, daS Auslangen nicht zu finden vermögen.So verlassen wir Joachimsthal. Hoffentlichwird daS, wa« wir in Joachimsthal mit angesehen haben, alle aneifern zu erhöhter Tätigkeit,um den Proletariern, di« das der. Menschheitheilbringende Erz gewinnen und dabei ihr cige-neS Leben gefährden, rasche Hilfe zu bringen.tenbetriebes".„Die quantitativen und qualitativenErgebnisse der Nachtschicht weisen gegenüber derTagarbeit eine stark Verschlechterung auf". Ausall diesen Erfahrungen wird aber lediglich dieSchlußfolgerung gezogen,, daß nun erst recht andie Organisation der Nachtarbeit herangegangenwerden muffe, daß namentlich die Organe desVolkskommissariats für Arbeit„die Durchführungder Richtlime der Partei(d. h. der KPdSU) betreffend die ununterbrochene Mehrschichtenarbeitzu verbürgen haben."Der„progressive Mordloh«" in derPraxis.(RSD.) Der Ausbau des Akkordsystems istheute Gegenstand besonderen Interesses der russischen Wirtschafts- und Arbeitspolitiker. Das vonden führenden Lohnpolitikern deS Zentralrate»der Gewerkschaften propagierte System der Erhöhung der Akkordsätze mit steigender Zahl derhergestellten Erzeugnisse wird in seiner extremenForm vorerst selten angewandt. Die meistverbrei-teten drei Formen des„progressiven" Akkordlohns sind nach der„Sa Jndustrialisaziju" vom30. Juni di« folgenden:„Die meiswerbreitet« Form ist die Erhöhung der Sätze nur bei Ueberschrei-tung des Leistungspensums. Der Arbeit-trr erhält für ein Pensum von— sagen wir—50 Produktionseinheiten 3 Rubel, d. h. 6 Kopekenpro Stück. Ueberschreitet der Arbeiter das Leistungspensum um 10 Einheiten, so wird der Lohnsatz fürjede- einzelne über das Pensum hinausgehendeStück höher sein als 6 Kopeken. Bei der Üeberschrri-tung deS Pensums um 20 Einheiten wird jedes weitere Stück über 80 hinaus noch höher bezahlt werdenals die ersten zehn über das Pensum hinausgehen-.den Einheiten; bei den nächsten zehn Einheiten wird!der Lohnsatz wiederum steigen usw.Eine andere Form des progressive» Akkordes istin den lederverarbeitenden Betrieben«ingrfilhxt.'Hier steigt die Progression nicht erst bei Ueberschrei-tung des Pensums, sondern schon im Rahmen deSPensums. Wenn der Lohn für 50 Produktionsein-heilen auf 8 Rubel festgesetzt ist, so beträgt derStücklohn nicht wie früher gleichmäßig sechs Kope-ken, sondern für die ersten zchn Stück je 4 Kopeken,für die zweiten zehn Stück je 5 Kopeken, für diedritten zehn Stück je 6 Kopeken, für die vierten zehnStück je 7 Kopeken, für die fünften zehn Stück je I8 Kopeken(bei der Erreichung der Pensums von‘50 Stück kommen also 3 Rubel zusammen) für diesechsten 10 Stück 9 Kopeken, für die siebenten zehn'Stück 10 Kopeken usw.In den Kupferbergwerken Kirbasch und imRrwjanskwerk gibt eS ein drittes System des pro-^gressiven Akkords: Die Auszahlung von Prä-'mien für die Gesamtleistung bei übefschreitung des Mindrstpensums."DaS führende Wirtschaftsblatt bemängelt anschließend, daß die Praxis de« neuen Akkordsystemsdie Senkung der Produktionskosten nicht in genü-^gendem Maße erbracht habe, und verlangt einentveiteren Ausbau deS progressiven Akkordes.