St. ITO. Sonntag, 2. August 1981. Seit« 8. »Notwendig Ist daher vor allem, zu verhindern, daß die Sozialdemokratie wo­möglich noch gestärkt zu­rückkehrt. Vielleicht die ausschlaggebende Rolle kommt dabei den Kommuniaten zu, die dMittenifM sind, das_^lnwaclisen_der Sozialdemokratie zu verhindern und als Pfahl im Fleische dieser großen Partei zu wirken." »Deutsche Allg. Zeitung(Blatt der Schwerindustrie) im August 1930* Damit sie allezeit eine Freistätte für diese hohen und köstlichen Volksgüter sei, muß der akademische Boden heilig und unantastbar sein. Das verstehen der fremdvölkische Oberbürgermeister von Wien und gleichgestimmte übervölkisch eingestellte Leute nicht. Die deutsche Hochschule sänke von ihrer geschicht­lichen Höhe herab, wollte man ihr andere Hüter bestellen als eine völkische Professorenschaft und ein völkisches Studenteutum. In ihren Händen allein kann der herrliche Geist gedeihen, der syt Jahrhunderten einealma mater" nicht nur unseres Volkes, sondern, man darf das ohne Unbescheidenheit sagen, auch der übrigen Kulturmenschheit gewesen ist. Neber chren Torrn prange das Leitwort des kommenden Deutschlands :Jedem das Seine!" Mit andern Worten: Es wird weitergeprügelt und wenn die Welt voll Juden wäre, denn wir sind nun einmal der heiligen und durch nichts zu erschütternden Ueberzeugung, daß sich nicht nur das deutsche Wesen zumeist in prügelnden Akademikern offenbart, sondern daß auch alle» Erfahrungen zum Trotz die Welt nach wie vor an ihm genesen will. Den Gleichheitsschwindel lehnen wir ab, sofern ivir ihn nicht als Argu­ment gegen Stärkere brauchen, und wer nicht einsehen will, daß wir köstliche Volksgüter ver­walten, der muß eben immer unter dem Schutze der akademischen Immunität tüchtig durchgebläut werden. Demgegenüber können wir anderen, dem Gleichheitsschwindel" noch anhängenden Deut­ schen nur an unserem Vorurteil festhalten, daß den Vertretern desherrlichen Geistes", die aus der Universität eine Kaschemme gemacht haben, endlich einmal das ihre, nämlich 25 auf den völkischen Hosenboden, gebührten. Dem Herren Zeidler aber gebührte die strafweise Ver­setzung in den Staat, in den der Zug seines Herzens weist: nach Mussoli­ni en. Dann hätte jeder das Seines unbegabten" Inländer auszuschließen folgen könnt«. Was ist ab«« zu tu«? Die Ramn- und Studien Verhältnisse an den Hochschulen die­ses Staates, insbesondere den deutschen , find wirklich trostlos. Es gibt keine» einzigen. Hörsaal, kein Laboratorrune, keinen Praktlkumraum, der für die groß« Zahl der Student«« anSreichi. Sitz­plätze in de« Kollegs gibt«s nur für gute Wettläufer nutz für Leut«, di« es sich bei den Pedellen, welche so«lend bezahlt sind, daß fie auf Trinkgelder angewiesen sind,richten" können. Es gibt aber auch Institut«, die überhaupt keinen Hörsaal besitzen. Auf der deutschen psychiatrische« Klinik, z. B. müssen di« Vorlesungen in einem Kranken-,Limmer", das wie«in Magazin aussieht, gehalten wer. den, das di« Patienten vor der Vorlesung räumen müssen. Das ist eine Schande für diesen Staat, der sich so viel auf die Entösterrerche- rung zugute tut, aber noch nicht einmal die gröbsten vom alten Oesterreich angerichteten Schäden gutgemacht hat. Der Ausbildung eines mm schon lange nicht mehr k. u. k. Leutnant», der freilich eine soziale Aufgabe zu erfüllen hat, deren Große und Wichtigkeit wir kaum'ahnen, geschweige denn richtig zu würdigen verstehe«, wird noch immer bei weitem mehr Aufwand und staatliche Sorgfalt gewidmet al» der Aus­bildung eines Arztes, dem ja bloß die unpatrio­tische Aufgabe zufällt, Menschen zu heil«, von denen ein Teil so wie so gut daran täte, wegen der Arbeitslosigkeit mangel» Heldentodes an der Tuberkulose zu sterben.*) Hier Abhilfe z« schaffen wäre nicht nur notwendiger, es wäre auch für die offiziell« Aus­landspropaganda viel wirksamer, als die von Herrn Dr. Bene» in den Orbisverlag hinein­gesteckten und anderswo hinausgeschmissenen Millionen. Mit dem Staat bezw. seiner Unter- richtsverwaltung unzufrieden z« sein, haben wir aber auch Herr Prof. Starkenstein, der zu vorsichtig ist, es off« auszusprechen alle Ursache. Es wär« ein« Uebertrechung, zu sag«, von dieser Seite wäre noch wenig geschehen von dieser Sette ist so gut wie über» Haupt nicht» geschehen! Aßt sich also, so lange sich gewiss« maß­gebende Kreise, denen die Soldatenspielerei und -schinderei höher steht als die Volksgesundheit, überhaupt etwas tun? Es ließe sich schon. Zu Zeiten, da man den Besitzlosen zu ihrer standar­disierten Not auch noch Rotopfer zumutet, kann man von jenem Teil der Hochschulprofessoren, I dem es dank seiner Rebeneinkunft« wahrlich nicht schlecht geht, eine Mehrleistung verlangen, bis zu jenerGrenze der Leistungsfähigkeit" von der Prof. Starkenstein behauptet, sie sei bereits überschritten, die aber in Wirklichkeit noch lange nicht erreicht ist. Wohl halten zwei Professoren Prof. Zehneck und Prof. Tschermak ihre Vorlesungen doppelt, wohl läßt Prof. Schlosser für die ersten klinischen Semester eine Parallelvorlesung durch Prof. Lieblein halten; das muß anerkannt werden. Was geschieht aber sonst? Einem Teil der Kliniker ist auch schon die Zeit, die sie pflichtgemäß der Klinik widmen müssen, zu viel und sie verwenden die für Vorlesungen vor­gesehene, von den Studenten und vom Staat dafür auch bezahlte Zeit, zu Prüfungen, um Zeit für ihre sehr, sehr einträglich« Praxis zu gewinnen. Das überschreitetdie Grenzen des Möglichen", nämlich dessen, was erlaubt sein kann, und stellt einen ganz außerordentlichen Mißbrauch der akademischen Freiheit durch ordentlich« Professoren dar,«inen Mißbrauch, durch dessen Abstellung sich der Deka « um di« NniverfitLt und die jnng« Medizinergeneration verdienter machen würde, als durch Androhung der Beschränkung der Lernfreiheit. Außerdem gibt es aber doch noch für jedes Fach neben den ordentlichen Professoren, eine ganze Reihe von außerordentlichen und Privatdozenten, die froh wären, Lehraufträge zu erhalte«. Und da sie ost bessere Pädagogen und selten schlechtere Fachleute find, als die Ordentlichen, würden dir Studenten, die statt der Hauptvorlesung die *) Unter welchen unglaublichen Verhältnissen die ärztliche Arbeit an den Kliniken geleitet werden muß, kann in diesem Zusammenhang nicht berichtet werden. Es erforderte einen eigene« Artikel. Der gewählt« Dekan der medizinsichen Fakultät der deutschen Universität in Prag , Prost Dr. Emil Starke« st ein kündigte in einigen Zeitungsartikeln, imPrager Tagblatt", derBohemia" und in der zionistischenSelbst­wehr"«ine Beschränkung der Neuaufnahmen an diese Fakultät für das kommende Studienjahr an. Begründet wird dies« Maßnahme mit der Raumnot und dem Mangel an Lehrmaterial. Es sollen ab nun Ausländer, die nicht genügend vorgebildet erscheinen, nicht mehr ausgenommen werden. Di« Aufnahme von Inländern bleibt selbstverständlich unbeschränkt. Bei oberflächlicher Betrachtung könnte man meinen: eine gerechte Sache, der man die Zu­stimmung nicht versagen darf; wenn für die Inländer zu wenig Platz ist, muß der Zuzug unbegabter Ausländer ferngehalte« werden. Aber schon die naheliegendste Frage zerstört das ganze Konzept: wie stellt man denn die medi­zinische Begabung junger Menschen, die eben erst die Mittelschule verlassen haben, fest? Die ein« Möglichkeit, Einführung sogenannter Eig­nungsprüfungen ist auch dann abzulehnen, wenn sie, was zu bezweifeln wi, genügend Gründe haben, rein sachlich durchgeführt werden wür­den. Dies« Eignungsprüfungen könnten am An­fang nur Zufallsergebnisse zeitige«, weil kein Mensch im Stande ist, die Fähigkeiten eines an­deren bei einer kurzen Prüfung wirllich zu be­urteilen und würden«ach einiger Zeit zu einer reinen Geldfrage. Die geschäftstüchtigen Wohl­täter, die Prüfungsmaterial sammeln, um es gegen entsprechendes Entgelt,..t« sogenannten Paukkursen" weiterzugeben, wären bald zur Stelle. Wer sich dann einen Kurs leisten kann, erwirbt sich in ihm die zum Medizinstudium nötige Begabtheit, wer kein Geld hat bleibt unbegabt! Die zweite Möglichkeit, »di« Eignung auf Grund der vorliegende» ! Zeugnisse festzustcllen", ist gleichfalls ungang­bar. Erstens kann jemand, der aus Latein oder Machematif oder sonst irgend einem Fach im Gymnasium bloß eine kaum genügende Note er­halten hat, ebenso ein ganz tüchtiger Arzt wer­den, wie derjenige, der in diesen Fächern immersehr gut" entsprochen hat, es nicht un­bedingt werden muß, zweitens aber ist auf Zeugnisse kein Verlaß, am allerwenigsten auf Zeugnisse aus unseren östlichen Nachbarstaaten, woher oie ausländischen Studenten meist kom­men. In Rnmänien ist für einige Tausend Lei das schönste Zeugnis zu haben. Wer sie besitzt, kann sich auch die Eignung zum Medizinstudium an der Prager deutschen Universität erwerben, wer kein Geld hat, bleibt unbe­gabt! Dies würde uns schon genügen, um die «planten Beschränkungsmaßnahmen als typische Produkte bürgerlichen Klassen-Geistes" abzu­lehnen und zu bekämpfen. Es kommt aber noch ein Gesichtspunkt hinzu, der nicht außer Acht gelassen werden darf. Die fremden Studenten kommen nicht freiwillig zu uns,- weil sie der große wissenschaftliche Rus unserer Universität anzieht, den besitzt fie leider nicht sie kommen zu uns, weil fie daheim von den Uni­versitäten vertrieben werden. Sie sind Opfer deS Faseismus! Das bestimmt unsere Stellungnahme zu ihnen weitgehend. Es geht aber nicht nur um die primitivste demokratische Pflicht, Opfer des faseistischen Terrors, was immer sie auch sonst sein mögen, vor weiteren Verfolgungen zu schützen wo bleibt die Liga für Menschenrecht«? es geht gleichzeitig um mehr. Die Tschechoslowakische Republik ist heute in Mitteleuropa der letzte Staat, in dem es den Hochschulsascisten noch nicht gelungen ist, ent­scheidende Erfolge zu erringen. Die ausländischen Studenten meist Juden stellen nun für den Hochschulfaseismus den Punkt des geringsten Widerstandes dar. Gelingt ihm hier ein Vorstoß, der politisch gesehen zwar vorerst nicht mehrmals ein sozusagenmoralischer" Erfolg wäre, würde das immerhin seine Angriffsfähigkeit und An­griffslust steigern^ Da wir wissen, daß es sich bei den Numerus Clausus und allen sonsti­gen Bestrebungen des Hochschulftiscismus letz­ten Endes um nichts anderes handelt als um die Sicherung der bürgerlichen Klassenherrschaft, haben wir nicht nur Anlaß sondern auch die Pflicht, ebenso wie alle offenen Bestrebungen zur Einführung eines Numerus Clausus auch alle Manöver des trockenen Faseismus zu be­kämpfen, wie sie der Versuch des Ausschlusses , nichtbegabter" nicht mit Geld begabter Volksgedankens, der germanischen Weltanschauung.| Ausländer darstellt, dem bald der Versuch die »Jedem dar Seine!" And was de« Herr« Zeidler? DieSudetendeutsch « Tageszei­tung^, die sich vorwiegend der Aufgabe wid­met, sämtliche Kriegserinnerungen alter Rech- nungsfeldwebel zum Druck zu befördern, bietet ab und zu auch den Toddhadln und Kasperln ziviler Orientierung noch einen Genuß. Sie hält sich für diesen Zweck den hier schon mehrere- male zur Schau gestellten Kudolf Zeidler, ein Museumsstück der alten deutschnationalen Bewegung, in dessen Stil noch Hopfen und Malz die gute nationale Mischung hoben und den man sich von George- Grosz gezeichnet vorstellen muß, wie er den Germanenhelm auf dem Denker­haupt, das schäumende Methorn vor sich, den »lten Zeiten nachsinnt... In einem LeitartikelJedem da» Seine!" beschäftigte er sich vor kurzem mit dem Streit um das Wiener Studentenrecht und es ist in diesen Zeiten nationalsozialistischer Klagen um mangelnde Gleichberechtigung nicht uninteressant zu hören, daß dieser wacker« Teutone, der mit einem Fuß schon im Dritten Reich steht und mit der rechten Hanh, während die Linke noch besagteSude­tendeutsche" bedient, schon demTag" Beiträge schreibt,.daß dieser Freund der Krebs und Jung die demokratische Gleichheit für Humbug halt: ... innerhalb des germanischen Lebens spukt noch immer in Deutschland die For­derung«ach gleichem Rechte für alle in zahlreichen unklaren Köpfe« herum" (er lese die Proteste gegen das Verbot de» Völ­kischen Tages und überzeuge sich, daß die ihm befreundeten Köpfe unklar genug sind, für sich zu fordern, was sie anderst verwehren wollen!) Run folgt ein« konfuse Darstellung österrei­chischer Verhältnisse aus der nur folgende Weis­heit herausgegriffen sei: In den Bundesteilen außer der Bundeshaupt, stadt herrscht nahezu allein die nachtdunkle Demokratie, in Wien aber, das den vierten Teil der gesamten österreichischen Einwohnerschaft von heute ausmacht, thront der Marxis­ mus . Und dir Dynasti « Rothschild gibt beiden, den provinzialen Bundesländern wie der Bundeshauptstadt, ihren. Segen... gegen reichliche Verzinsung das nötige Geld. Man muß dem ollen Rauhbein von Urteutonen wohl zugutehalten, daß eS selber nicht weiß, daß der Segen des- Hauses Rothschild vorzüglich den antlidemokratische« Heimwehren zugeflossen ist,.solange bis diese das gute jüdische Geld vertan und ihre« Gönnern an den Rand des Bankrotts gebracht haben, und daß der Wiener Marxismus das ein» sige Geldinstitut Oesterreichs , die'Sparkassa der Stadt Wien , verwaltet, das von den Krachs der Heimwehrbanken unberührt geblieben ist! Das weiß er aber sicher gar nicht, wie ihm überhaupt der gute Glauben an seine eigenen Behauptun­gen zuzubilligen ist, weil nun einmal anders al» sonst in Menschenköpfen sich in solch einem Germanenhaupt das Bild der Welt formt. Des langen Artikels kurzer Unsinn ist erst tzonz zum Schluß in einem Absatz zusammen- ßefaßt. Dort heißt eS: Rektor Magnifikns Uebersberger und Pro­rektor Graf GleiSPach , zwei pr äch ti g e brutsche Männer, haben diese Schande zu verhindern gewußt. Dafür brachte ihnen das völ­kische Wien einen glänzenden Fackelzug. Auf die huldigende Ansprache des dem erwachenden Deutschland angehörigen ersten Vorsitzenden der »Deutsche« Studentenschaft ", Peter Berns , dankte Er. Magnifizenz und betonte dabei, daß die deutsche Professoreilschaft treu und fest hinter der Studentenschaft stehen werde, solange diese, wie bisher, stramm Mannszucht mit ihren idealen Bestrebungen nach Ehr«, Freiheit und Volkstum verbin­den werde. Uebersberger hob hervor, daß es dem republikanischen Oesterreich Vorbehalten blieb, Poli­zei in dir Wiener Universität führen zu wollen. Ja, der Demokratismu« kennt eben nur ein gleiches polizeiliches Recht für all»! Das erwachende Deutschland lehnt den Gleichheitsschwindel ab. Es weiß, daß Ungleichheit das Gesetz alles Lebens ist und verweigert es, seine Grundsätze aus dem Phrasenschatze der ftanzösischen Umwälzung zu be­ziehen. Dir deutsche Hochschule ist kein französisches tollegr und will es nicht sein. Sondern eine Hoch- byrg der freien Forschung und des deutschen Parallelvorlesungen besuchen müßten, dabei nicht /schlecht fahren. Es ließe sich also auch heute schon inanches besser-machen, wenn die Herren nur wirklich wollten, statt in den insgesamt nahezu sieben Monaten Ferien eine Illustration der intensiven Arbeitsweise auf derölma mater" darüber nachzudenken, wie man die Lern­freiheit einschränken könnte. Ein PluS an Lei­stung seitens mancher Professoren wäre auch dem Rufe deralma mater antiquissima" zuträglicher, als die etwas antiquierten Sorgen und Siegel und Namen deraltehrwürdige« Carola Ferdinanden".kt Vom Prager Rundfunk Es muß di« betrübliche Feststellung gemacht werben, daß sehr viel« unserer Vortragenden noch keine Ahnung haben von dem, lvas der Rundfunk­vortrag verlangt, um wirksam zu sein. Nehmen wir di« Anpreisungen deutscher Bäder und Som­merfrischen, von denen wir nun schon einige gehört haben und wozu diese Woche Bürgermeister Q u«»- s e r aus Hirschberg am See«in weitere» Besipiek bot. Dies« Schilderungen in mehr oder weniger poetischen Redewendungen, immer alles hübsch der Reihe nach: Lag«, Einwohnerzahl, Gaststätten, Sehenswürdigkeiten, Umgebung(mit Höhen i« Metern) ustv., das alles ist zum Lesen, aber nicht zum Hören bestimmt und entsetzlich langwei­lig. Es Ist Reiseführer alten Stils, aber es gibt kein Bild der. Landschaft, kein zum Kennenlerne« anreizendes Erlebnis. Richtige Orts- und Land- schastsreportage für den Rundfunk ist nicht leicht und wir begreifen gerne, daß die aus diesem oder jenem Ort herangeholten Prominenten dazu nicht begabt sind. Will man den Fremdenverkehr wirk­sam in unsere Provinz lenken, dann müßte man einen wirllich guten Radioreporter hinausschicken, sich die Sach« anfehen und dann darüber sprechen jassen. So, wie es bisher geschah, trägt es nur dazu bei, unserer deutschen Sendung ihren Ruhm -der Langeweile zu erhalten. Ein anderes trauriges Kapitel sind die aua eigenen Werken vorlesenden Dichter. Auch Albert Ehren st«in bewährt« di« Erfahrung, daß Dich­ter ihre eigenen Sachen meist miserabel vortragen. Da erhebt sich jener von sich jielbst innig gerührte, aber zum Inhalt der Dichtung ganz falsche Pathos, das einem alsbald zum Halse herauSgeht, und wenn dann noch, wie diesmal, die Wortbildung phonetisch unzureichend ist, versteht man kamst die Hälft« von den poetischen Schätzen, di« dem Laut- sprecher entquellen. Lyrik ging ganz verloren, was von Prosa verständlich ward, erweckte den Eindruck von Gemeinplätzen als Stelldichein für AllerweltS- gedanken in modischem Wortaufputz. Wieviel bes- ftr wär« dem Dichter und den Hörern gedient, wenn sich rin wirklich guter Vorleser Lfr'^Werke annähm«; fürs Radiohören fällt ja doch die/Sen­sation weg, bi« dem Säalvortrag eignet: einen lebendigen, gedruckten Dichter vor Augeii zu haben. Auch die Fachleute sind nicht ganz ungefähr­lich. In der aktuellen Viertelstunde besprach Dr. Fritz Weil, Redakteur der.Pohemia", die inter - national« Finanzlage. Ich vermut«, daß die Leute, die seinen Bortrag verstanden haben, di« Fachleute nämlich, ohnedies über alle diese Bewegungen des Geldmarkts auf dem Laufenden find; wie der ein« Markt isoliert war, wie di« Devisen unverändert blieben oder nicht, wie der Diskontsatz herauf- und heruntergesetzt wurde. Warum das aber alles so fremd klang, das liegt daran, daß ein wirklicher Grund für dies« Vorgänge auch nicht einmal an­gedeutet wurde. Das Ist wie ein^heimnisvolles Zauberleben hinter den Schränken der Börsen, rin schattenhaftes, unwirkliches Hinundher, während doch in Wirklichkeit Weltwirtschaft, Politik ufw. sehr konkrete Anlässe dazu bilden. Solche Bericht­erstattung müßte öfter wiederholt werden, dann könnt« sie gründlicher sein. Eins aber konnte man begreifen: daß die großmächtigen Führer unserer kapitalistischen Wirtschaft jämmerliche Patzer oder etwas sicheres sind, dennMärz Ultimo sah aus wie seine Vorgänger, April blieb unverändert, rm Mai war der internationale Geldmarkt noch ziem­lich ruhig", während doch die tatsächlichen Verhält­nisse schon oberfaul waren, und erst der Krach in Wien brachte Erregung. Niemand von den Hoch­mögend«« sah das voraus? Niemandtraf Vor­kehrungen"? Schwer zu glauben. Die Folgen dieser Herrlichkeit zeigten in Ein- zelfragen die Mittwoch-Vorträge. Frank A r g u<» (Prag ) schildert« di« Tätigkeit des Verein» Wjrt- schaftshilfe, Prag II., Spalenö 47. In einer be­sonderen Abteilung such i er den furchtbar Bielen zu helfen, di« von der Krise entwurzelt worden 'sind. Das ist jeder Unterstützung wert, wenn wir uns auch sagen müssen, daß bisse Tropfen den heißen Stein nicht abkühlen können. Und Genosse Willi W a n k a(Prag ) zeichnete in großen Stri­chen die Ursachen der seelischen Krise unserer Jugend; Abhilfe kann nur eine Erziehung bringen, welche dir Jugend im Sinne der Entwicklung»- tenveng zu wahrhaft sozialen Menschen heranbildrt. Hingegen glauben wir nicht daran, daß die jetzige Kirche hier wesentlich helfen kann, auch wenn sie sich der von Adolf Otto Czerny«värmsstns empfohlenen Schallplatte al» Werbemittel bedient und so den Teufel der Modernität mit dem Behzc- bud der Technik austreibt. Durch die prächtigen Qualitäten des Sängers Julius Gutmann (Hamburg ) wurde das sonntägliche Mozart- und Lortzing -Konzer!«ine angenehme Stunde und der Donnerstag-Abend brachte als Uebertragung von den Salzburger Festspielen des alte» Italieners Cmrarosa»östliche SpieloperDie heim­liche Ehe". Italienische Sänger unter Leitung von Arturo Lucon gaben den lebhaftesten Genuß süd­licher Mklodi«, Heiterkeit in schöner Form und sprüheiwen Temperaments. Dergleichen iperden wir, immer dankbar hören. Fürstenau.