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11. Jahrgang.

Sozialdemokrat

Zentralorgan der Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der Tschechoslowakischen Republit.

Brüderlich vereint...

Freitag, 7. August 1931

,, Beteiligt Euch nicht am Voltsentscheid!"

Aufruf der preußischen Regierung.

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Alle Blätter zur Veröffentlichung aufgefordert.

Berlin , 6. August.( Eigenbericht.) Nachdent schon in Berlin wiederholt Ueberfälle von Kom­munisten auf sozialdemokratische Flugblattvertei­Ter erfolgt sind, haben sich ähnliche Vorfälle nun auch in Frankfurt am Main zugetragen. Berlin , 6. August. Auf Grund der Not­In den Hauptstraßen der Stadt sind heute gwan- verordnung über die Presse hat die preußische zig sozialdemokratische Flugblattverteiler von Regierung sämtliche in Preußen erscheinenden etwa 300 Kommunisten überfallen und der Flug­blätter beraubt worden. Es kam zu einem Handgemenge, bei dem mehrere Sozial­demokraten zum Teil erhebliche Verlegungen davontrugen, und zwar durch Schläge auf den Kopf mit Schlüsseln und ähnlichen harten Gegen­ständen; viele hatten auch Würgemale am Hals. Von der Polizei wurden zwei Kommunisten festgenommen.

Die Kommunisten erhielten im Laufe der Schlägerei Verstärkung durch Nationalsozialisten. Brüderlich vereint versuchten Rot- Front- und S.- A.- Leute sozialdemokratische Flugblätter zu er obern.

USA erneuert die Kredite.

New York , 6. August. Die hiesige Federal Reserve Bant hat im Einvernehmen mit den anderen Federal Reserve Banken beschlossen, ihre Beteiligung an den Abkommen mit der Reichs­bant über die furzfristigen Kredite zu erneuern.

Im Sonderzug Mussolinis.

Bozen , 6. August. Reichskanzler Dr. Brü ning und Reichsaußenminister Dr. Curtius sind heute nachmittags um 16 Uhr am Brenner auf italienischem Gebiet eingetroffen. Im Greng bahnhof wurden sie vom deutschen Botschafter Dr, von Schubert und vom Präfekten von Bozen begrüßt. Um 17 Uhr 30 wurde die Reise im Son derzuge des Ministerpräsidenten Mussolini fort gejett.

Zeitungen aufgefordert, eine Kundgebung gegen den am nächsten Sonntag stattfindenden Volksentscheid über eine Auflösung des preu­zischen Landtages zu veröffentlichen. In dieser Kundgebung heißt es u. a.:

unber

Rechtsparteien und Kommunisten, söhnliche Todfeinde in unnatürlicher Paarung vereint rufen zum Voltsentscheide für die Auf­lösung des preußischen Landtages auf. Parteien, deren fanatische Anhänger sich täglich in blutigen Kämpfen gegenüberstehen, finden sich urplöglich zusammen. Mit derselben Waffe des Wahlzettels zum Voltsentscheid wollen beide Teile das dent­bar Entgegengeseztefte erreichen: Die einen ein bolschewistisches Sowjetpreußen, die andern das alte volksfeindliche Preußen des Dreiklassenwahl­Unrechtes oder eines fascistischen Gewaltregimes. Beide aber wollen das Chaos, den Sturz des Bestehenden.

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Erscheint mit Ausnahme des Montag täglich früh.

Nr. 183.

Die Kritiker.

Es war vorauszusehen, daß der Wiene Kongreß der Sozialistischen Arbeiter- Inter­nationale der bürgerlichen Presse zu Betrach

tet den Sieg zweier, für den Augenblick vereinig- tungen Anlaß geben werde, von denen ebenso ten gegnerischen radikalen Flügelparteien, die vorauszusehen war, daß sie alles eher sein dann in einen erbitterten Kampf miteinander würden, als eine verständnisvolle, gerechte um die Endherrschaft eintreten und Staat und Würdigung seiner Verhandlungen, seiner Be­Wirtschaft in diesen Vernichtungskampf mit hin- schlüsse und seiner Bedeutung. Der internatio

einreißen würden.

Ein Scheitern des Voltsentscheides ermöglicht nale Sozialismus, der von der kapitalistischen eine Weiterführung der ruhigen und stetigen Welt mit Recht als der gefährlichste Feind Regierungspolitik in Preußen zur Aufrechterhal- angesehen wird, rechnet nicht damit, daß die tung der Ordnung als wertvolle Stüße des Rei- Soldschreiber der Bourgeoisie ihm Gerechtig ches bei allen Verhandlungen mit dem Auslande, feit widerfahren lassen. Was aber an den Aus die der Festigung des Vertrauens zu Deutschland lassungen dieser kapitalistischen Mietlinge und dem Wiederaufbau seiner Wirtschaft dienen. überrascht, das ist die Geistesarmut und Ta­Haltet euch daher fern vom Bolfsentscheid, betei- lentlosigkeit, die sich da breit macht. Zugege ligt Euch nicht am Voltsentscheid!

Wütende Proteste.

ben, daß dieser grandiose Kongreß, das hohe Niveau, die Würde und der Ernst seiner Ver handlungen, das Maß von Begeisterung und Berlin

, 6. August. Das Stahlhelm- Bundes- Berantwortungsbewußtsein, von dem er er­amt überbrachte heute dem Reichspräsidenten ein füllt war und der Reichtum an großen Red­Schreiben, in welchem es u. a. heißt, das Ver- nern und edlen Gestalten, welche die Inter­halten der preußischen Staatsregierung stelle einen nationale aufweist, es schwer macht, Kritik zu Der preußische Landtag würde der Verfassung Bruch durch Generationen hindurch in allen üben, aber ihre Armseligkeit, die meist nicht gemäß ohnehin spätestens im Mai 1932 nen ge- Stulturstaaten hochgehaltenen Pressefreiheit dar. das sattsam bekannte Maß schriftleiterischer wählt werden. Wegen der kurzen Frist von vier Der Reichspräsident wird gebeten, zu verhindern, Gehässigkeit und Armseligkeit überschreitet, ist Monaten werden nun schon seit Feber 1931 die daj preußische Blätter das Gegenteil von dem zu doch verblüffend. politischen Leidenschaften auf das Schärfite aufge- schreiben gezwungen sind, was sie als Wahrheit stachelt. Das Gelingen des Volfsentscheides beden- und Recht erkannt haben.

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Nur wenig Begeisterung.

Die kommunistischen Parolen ziehen nicht.

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Besäßen die bürgerlichen Schriftleiter jene Robustheit im Lügen wie die kommuni­ stischen Preßschmöcke womit natürlich der Wahrheitsliebe der ersteren nicht ein Ehren­zeugnis ausgestellt werden soll so hätten fie es leichter. So ein Stalin- Schreiberling be­hauptet kühn und frech, noch selten sei ein Kongreß so arm und geisttötend gewesen" Berlin , 6. August.( Eigenbericht.) In der kommenden Sonntag mit einiger Spannung ent- wie diese Tagung, auf der es keine Diskuse Deffentlichkeit hört man nicht viel davon, daß am gegen. kommenden Sonntag mit Unterstützung der Kom- Die Polizei steht an diesem Tag in erhöhter ton, feine Prüfung der Probleme, die die munisten die große Aktion der Rechtsparteien Bereitschaft, allerdings nicht, weil eine große Be- Arbeiterklasse bewegen" gegeben habe, erklärt gegen Preußen vor sich gehen soll. Es scheint all- teiligung erwartet wird, sondern weil man mit die Sozialistische Arbeiter Internationale gemein an Geld zu fehlen, so daß auch dadurch der Möglichkeit rechnen muß, daß es vor den Ab- zum soundsovieltenmale für bankrott" und schon die Propagandamöglichkeiten beschränkt sind. stimmungslokalen zu Zusammenstößen fommt. Damit hat er den geistigen wie den sozialisti­Versammlungen werden nur spärlich veranstaltet; Bei den allgemeinen Wahlen besetzen sämtliche schen Ansprüchen seiner Leser Genüge getan. Wien, 6. August. Die amttliche Nachrichten- ihr Besuch läßt sehr zu wünschen übrig. Die par- Barteien die Stimmlokale, so daß eine gegenseitige Die bürgerliche Presse muß immerhin so tun, Wien, 6. August. Die amtliche Nachrichten teipolitisch nicht gebundene Bevölkerung scheint Kontrolle möglich ist. Diesmal kommen aber nur als unterzöge sie sich der Mühe, auf die Pro­stelle meldet: Im Zusammenhang mit den letzten dem Volksentscheid keinen großen Wert beizulegen. Die Rechtsparteien und die Kommunisten zusam- bleme, die den Kongreß beschäftigten und die Bombenattentaten in jugoslawischen Eisenbahn - Bei der Masse der Arbeiterschaft findet die men, und wenn sie auch das gleiche Ziel verfol­zügen sind in einem Zeile der jugoslawischen Aktion des Stahlhelms trotz der fascistenfreund- gen, so ist doch zu erwarten, daß sie, um nach Art ihrer Lösung einzugehen und sie von Presse Nachrichten enthalten, die in mehr oder weniger offener Weise die österreichisch en lichen Barole der kommunistischen Parteileitung außen den Schein der Gegenfäßlichkeit zu wahren, einer erhabenen Warte aus zu betrachten. Was Behörden beschuldigen, daß die Alten- icht die geringste Gegenliebe. Ledig- aneinandergeraten werden. tate auf österreichischem Boden durch Anbringung lich die politisch interessierten Kreise sehen den

Wo wurden die Bomben montiert?

Oesterreichischer Protest gegen die Verdächtigungen.

von Explosivkörpern in den Zügen vorbereitet werden konnten. Des weiteren werden in diesen Presse- Auslassungen von den österreichischen Be­

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dabei herauskommt, das zeugt freilich nur von trostloser Unkenntnis und blinder Gehäs­sigkeit, gipfeln doch etliche der Betrachtungen der bürgerlichen Blätter nach einigem Her­Die Antwort des Ministers Severing beumirren im Gestrüpp ödester Phrasen in dem schränkt sich auf die Feststellung, daß er es sich verjagen müsse, die Auffassung näher zu fenn- täppischen Versuch, die sozialistischen Führer zeichnen, daß eine Feier zu Ghren der Reichs- in den Augen der Arbeiter herabzuseßen. So verfassung als eine Herausforderung" empfun- zum Beispiel schwingt sich die landbündlerische ,, Deutsche Landpost" zu der polemischen Gei­den werden könnte. steshöhe auf, ihr Urteil über den Kongreß in die Behauptung ausklingen zu laffen, es gebe in den Reihen der Führerschaft der Sozial­

Die befürchtete Gefährdung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung sehe er allein in der Durchführung des Bolfsentscheids,

Eine scharfe Antwort Severings. hörden entsprechende Gegenmaßnahmen verlangt. Berlin , 6. Auguft. Das Bundesamt des Hiezu wird amtlich mitgeteilt, daß sofort Stahlhelm hat sich an den preußischen Minister nach Bekanntwerden der Meldungen über die des Innern gewendet und ihn gebeten, die vom Bombenattentate von den in Betracht kommenden österreichischen Behörden eine eingehende Unter- Reichsbanner Breslau für den 9. August ange­suchung veranlagt wurde. Diese Untersuchung hat este Verfassungsfeier wegen Gefährdung der bisher keinen Anhaltspunkt ergeben, der einen öffentlichen Sicherheit und Ordnung zu verbie­ten. In dem Briefe des Stahlhelm heißt es, daß Schluß darauf zuließe, daß in Eisenbahnzügen die Beranstaltung in Breslau von der dortigen gerade an diesem Tage schwerster wirtschaftlicher demokratie perzentuell mehr Leute, die kapita­gegen die jugoslawische Grenze, solange sie sich auf Bevölkerung als eine bewußte Seraus- Not, der alle Deutschen zu wirksamer Selbsthilfe liftischer leben können, als 95 Prozent der an osterreichischem Boden befanden, irgendwelche vur- forderung angesehen wird. Es wird daher zusammenführen sollte. Der Minister schließt: deren Menschen. bereitende Handlungen durch Anbringung von befürchtet, daß an diesem Tage Zusammenstöße Die für den 9. August geplanten Verfassungs­Explosivkörpern erfolgt sind. Die Erhebungen unvermeidlich sein würden, falls die Veranstal- feiern werden selbstverständlich werden im Einvernehmen mit den in Betrachtung des Reichsbanner stattfinden sollte. kommenden ausländischen Behörden fortgesetzt. * Belgrad

, 6. August .( Avala.) Das jugoslawi sche Breßbureau konstatiert, daß seit dem Augen­blicke, als die jugoslawischen Behörden anordne ten, Waggons aus dem Auslande in den Grenz­stationen aufzuhalten, auf jugoslawischem Gebiet feine Bombenexplosion mehr erfolgte.

Private Kreditverhandlungen mit Frankreich .

Ab Gamstag auch bei Sparkassen boller Zahlungsverkehr. Berlin

, 6. August.( Eigenbericht.) Nachdem

durchgeführt. Belgiens

Widerstand gegen den Hooverplan.

Solche Stümperhafte Lügen darf man ruhig beiseite legen, das deutschagrarische Lese­publikum scheint ihrer ebenso würdig zu sein, wie die deutschagrarische Presse auf sie nicht verzichten kann, da es bei ihr zu einer anderen. Kampfesart gegen die verhaßte Sozialdemo­fratie nicht ausreicht. Doch es gibt noch an­Berlin, 6. August. Das Berliner Tageblatt" dere Kritiker, darunter solche, die sich um die der Bankenverkehr wieder in normale Bahnen meldet aus Brüssel : Der Kabinettsrat, der Frei- Grundsätze und die Aktionsfähigkeit des So­zurückgekehrt ist, hat die Regierung auch die frühere Freigabe des Zahlungsverkehrs bei den tag unter dem Vorsitze des Königs stattfinden zialismus besorgt stellen und die das, was Sparkassen beschlossen. Statt von Montag wird, wird sich u. a. mit außenpolitischen und als Beschlüsse aus dem Kongreß hervorgegan­an kann schon ab Samstag jeder Sparer über finanziellen Fragen und mit der Durchführung gen ist, für zu wenig weitgehend befinden. sein Guthaben im Rahmen der Sparkassenord- des Hooverplanes beschäftigen. Wie verlautet, sind Dazu gehört die Bohemia", die wieder ein­Paris, 6. August. Nach einer Havasmeldung nung verfügen. Die Abhebung größerer Be- die von der belgischen Regierung formulierten mal vom Versagen der Zweiten Internatio verhandelte heute Direttor Schlie per von der träge wird demnach allerdings an die Einhal- Bedingungen für die Durchführung des Hoover- nale" spricht, von Halbheiten, zu denen sich Deutschen Bank mit Vertretern französischer tung der festgesetzten Kündigungsfrist gebunden planes, nämlich Beschränkung der Sachlieferungen der Kongreß angeblich wegen der auf ihm zu­Privatbanken über die Aufrechterhaltung und sein. um 200 Millionen Franken, keine Stundung des tage getretenen Gegensätze entschließen mußte Verlängerung von Kredifen. Direktor Schlieper Man erwartet die gleiche Entwicklung wie aus der Markregulierung sich ergebenden Betra- und von der Enttäuschung, welche der Wie­erstattet und Vorschläge zu einem Abkommen ge- bei den Banken, daß nämlich die Einzahlungen macht. Heute und morgen prüfen die Vertreter auch bei den Sparkassen die Abhebungen über- es von 180 Millionen Franken und Aufschub der ner Mißerfolg" in der Abrüstungsfrage den Rückzahlung des englischen Kredites an Belgien Veranstaltern der Tagung gebracht habe. Um der franzöfifchen Banken in Vollfigungen die in steigen werden. in der Höhe von 150 Millionen Franken für den zu diesen Schlüssen kommen zu können, muß Berlin zu unterbreitenden Gegenvorschläge. zu gleicher Zeit wird auch eine Milde- Wiederaufbau Belgiens und für Arbeiten im sich der Artikelschreiber der Bohemia" an In französischen Finanzkreisen besteht der rung des Devisenzwanges durchge­Eindruck, daß man wahrscheinlich zu einer Eini- führt. Es hat sich ergeben, daß die scharfe Be- Rongo- Gebiet, bisher von der Londoner Sachver eine Aeußerung des Genossen Dr. Julius gung gelangen werde. Es wird betont, daß die schränkung des Devisenhandels nicht durchzufüh- ſtändigenkonferenz abgelehnt worden. Aus Deutsch klammern, der als Berichterstatter der Verhandlungen ohne offizielle Beeinflussung ren ist; deshalb sollen wesentliche Erleichterun- diesem Grunde steht die belgische Regierung auf Kommission einleitend gesagt haben soll, die reint privat von Bant zu Bant geführt gen geschaffen und die Zuteilung von Devisen dem Standpunkte, daß Belgien , die Lasten des Abrüstungskommission habe ,, verzichtet, in in entgegenkommender Weise geregelt werden. diesem Augenblick die Gegensätze auszutragen Hooverplanes nicht auf sich nehmen kann.

hat über die Finanzlage Deutschlands Bericht

werden.

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