-rr. 194.Frettaff, 91. August 1981.veitr oGrundsätze. Im„Werwolf" findet man diefolgende Briefkartennotiz:„Soweit wir informiert sind- hast Du recht. Die Abteilung A r-beitsvermittlung der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei hat einemBetriebe in Hornberg(Baden), dessen Belegschaft in Lohnstreik getreten war, Arbeitskräfte vermittelt. Der Direktor des betreffenden Werkes ist, nach unseren Informationen,fremdrassig." Die Grundsätze der Hitler-vartei sind angeblich: 1. sozialistisch, 2. antisemitisch. Deswegen hat sie gelbe Streikbrecheran einen jüdischen Kapitalisten vermittelt. Dasnennt man noch Grundsatzfestigkeit!Teurer Schnupftabak. Eine bös« lleberraschungwurde dieser Tage auf dem Zollrcvisionsamt desGreiqbahnhofes Bodenbach a. b. Elbe einem altenHerrn aus Bad Oyirhausen bereitet, der wie alljährlich nach Karlsbad zum Kuraufenthalt fuhr.An seinem Reisegepäck sanden die tschechoslowakischen Zollbeamten einige Päckchen Schnupftabak,die dem alten Herrn— es handelt sich um einen72jährigen Hotelier aus Bad Oynhausen— vonfeiner fürsorglichen Tochter cchne sein Wissen mitgegeben worden waren. Dem unfreiwillige»«Schmuggler wurde eine Zollstrafe von 1749 K vorgeschrieben, wvlchen Betrag er sogleich erlegenmußte...Die schwedischen Gefängnisse leeren sich immermehr. Schweben Hot bekanntlich gegenüber anberenStaaten Europas eine sehr kleine Kriminalität, bieim Gegensatz zu anberen Staaten stänbig im Abnehmen begriffen ist. So melbet ein Bericht desschwedischen Gefängnisdepartements, daß die gegenwärtige Anzahl der in den schwedischen GefängnissenVerurteilten 1984 beträgt, während die Zahl imVorjahre 2113 ausmachte. Als besonders merkwürdige Tatsache wird darauf hingewiesen, daß in denletzten Wintermonaten Personen, die zu Geldstrafenverurteilt wurden, es vorzogen, statt dieser dieStrafen lieber abzusitzen. Die Tatsache erklärt dasBureau mit der äußerst humanen Behandlung inden schwedischen Gefängnissen und mit der sozialentage.Der Raubmörder als Segelflieger.Jeder weiß, daß die Segelfliegerei eine schöne,ungefährliche Sache ist für den, der sie versteht,aber wenige kennen den ersten Segelflieger, der eswagte, sich mit einem primitiven Holz- und Federgestell der freien Luft anzuvertrauen. Niemandwird wissen, daß dieser erste Segelflieger«in Verbrecher, ein Raubmörder war!In den Uranfängen der Segelsliegerei, danoch kein Mensch, selbst der Erfinder nicht, derneuen Erfindung recht traute(— die übrigens auchbald darauf wieder rinschlirf—), war es naturgemäß schwer, jemanden zu finden, der sich freiwillig zu diesem ersten Experiment hergab. Keinerwollte— trotz ausgesetzter hoher, Belohnungen— den„Sprung ins Ungewisse" wagen, einenFallschirm kannte man nicht— also war guterRat teuer... Ta tat man kurzerhand das, wasdie Gelehrten in solchen schwierigen Fällenhäufig tun: sie holten sich einen gefangenen Schwerverbrecher und stellten ihn vor die Alternative:Fliegen oder Vollstreckung des Urteils! Bei Gelingen des Fluges— dir Freiheit, bei Richtgelingen— der Tod, der dem mehrfachen Raubmörder aberohnehin bestimmt war! Ein durch das Gesetz zumTode Verurteilter wird sich in solchen Fällen nichtlange besinnen. Einen Kopf hat er nur zu verlieren. So oder so. Tie Guillotine der Justiz warihm bei einer Verweigerung seines Einverständ-nisies gewiß, der Flugversuch aber konnteglücken...Am 29. September 1777 gab der RaubmörderDominik Dufort zu Port LouiS in der Bretagnedie Einwilligung zu dem ersten Segelflug mitHilfe eines leicht konstruierten, mit Federn besetztenumschnallbaren Flugmantels, erfunden und erbautVolkswirtschaft und SozialpolitikWinde, schaukelte und stürzte und begann dann,langsam und gravitätisch zu sinken. In allernächsterNähe der Absprungstelle gelangte der moderneIkarus wohlbehalten zu Boden, umjubelt von derbegeisterten Menge. Beschenkt mit einer hohen Belohnung, die durch die sofortige Sammlung unterden Zuschauern aufgebracht wurde, zog er nacheinem reichlichen Festmahl von dannen.... derMörder Dominik Tufort hatte sich„frei geflogen."Sp.von A. Tefontage. Man reichte Tufort ein herzstärkendes Medikament und führte ihn auf dasetwa 80 Fuß hohe Dach des Zeughaus-Turmes.Man überprüfte nochmals das Gestänge desFeveraufbaues. Dufort schnallte sich darin fest undsprang bei starkem Winde in die Tiefe hinab.Ueber zehntausend Menschen, der GouverneurGraf Aegouillon und die Akademie der Wissen»schaften wohnten dem Absturz bei. Tuforts primitive Segelflugmaschine flattert« eine Zeitlang imderartiger Beschluß noch nicht besteht, so stellteinen diesbezüglichen Antrag!sozialdemokrat. Gemein defuuktionärUlUlHI Mit m«».„SMrtit«taetnr.QIntunft in Tieto Dorf.21 im» Gern Tagevury eines jungen 2irüeiterSDas Panama der Rordwolle.Der Riesenskandal des deutschen Rordwolle-Konkurses hat weit über die Grenzen Deutschlandsein grelles Schlaglicht auf den Zustand der kapitalistischen Wirtschaftsordnung geworfen, die einWirtschaftsverbrechen von nie gekannten« Ausmaßduldet, Die bdrühmte Unternehmer„«nitiative" hathier ihre„Triunrphe" gefeiert. Mehr als 250 Millionen Verluste, Stillegung zahlreicher einst blühender Betriebe, Bankenzusammenbrüche usw.waren das Ergebnis.Mit diesem Skandal und seinen Urhebern,der Familie Lahusen, beschäftigt sich die Schrift„Das Panama der Rordwolle" von A. Faust,*)Chefredakteur an der„Bremer Volkszeitung.Er hat aus nächster Nähe die Entimckluna desKonzerns verfolgt und schreibt nun die Geschichtevom Aufstieg, vom Glück und Ende der Firma.Jaust berichtet über den Gründer der Dynastie Lahusen, der als Wirt einer Bremer Hasen,schenke die vielfach aus Länderlose bestehendeHeuer der Matrosen in Schnaps unüvandelte undnach und nach riesigen Landbesitz in Südamerikaund Australien zusammcnbrachte. Sein Sohn vertauschte die Kneipe mit einem Fellhandel. TerEnkel schließlich führte den Wolltrust. Bon derSchenke zum Weltkonzern, vom Händler zumHerren über 40.000 Arbeiter. Zu dieser schwindelnden Höhe ist die Familie Lahusen durch dierücksichtsloseste und brutalste Ausbeutung vonTextilarbeitern aufgestiegen. Ueber das Elendihrer Opfer und das Luxusleben in den Schlösser««bringt Vie Schrift weitere bisher unbekannteEinzelheiten.Hochinteressant ist der politische Hintergrunddes Skandals, bei dem die deutschen Nazis einebesondere Rolle spielen. Faust weist in seinerSchrift an.Hand ebenfalls neuen Materials aufdie Verbindungen zwischen diesen Wirtschafts-,,führern" und der reichsdeutschen„nationalen"Opposition hin.Die Broschüre ist fesielnd geschrieben. Sid istvon internationaler Bedeutung und eine wertvolleWaffe im Aufilärungskamps. Ihr Inhalt mußweitergetragen werden zu denen, die noch nichtwissen, wo die Schuldigen des Massenelends sitzen.*) Alfred Faust:„Das Panama derRordwolle". Herausgeber: SozialdemokratischePartei Deutschlands, Berlin, SW 6, 1931. 16 Seiten. Mit Umschlag und Illustrationen.Haben in Mer Gemeinde AMschon alle Funktionäre ihr WkommunalpolilMes Statt aSaal untergebracht, in den das Licht durch vergitterte Fenster fällt. Es ist halbdunkel darinund die Luft ist entsetzlich. Es stinkt nachSchweiß, schmutziger BÄsche und Knoblauch.Die Frauen kommen in einen anderen Saal, dergleich an den unsrigen grenzt. Ich mache die Be-kanntschaft eines jüdischen Jungen in meinemAlter, der auch allein hier lst. Er beginnt Geschichten zu erzählen, bei denen ich rot werde,aoer sie gefallen mir ganz vortrefflich. Wir teilenunS eine Zigarette und gehen aus die Toilette,um sie zu räuchern Ein Wärter erwischt michdabei und bietet mir Ohrfeigen an. Ich bin beschämt und gekränkt, und ein kleiner, schwindsüchtiger Mann, der etwas Englisch kann, gibtdem Dürer recht und erzählt im Ernzen Saal,was für ein Lümmel ich sei. Dann marschierenwir gemeinsam in einen großen Saal, wo wirAbendbrot kriegen. Ich bin hungrig und esschmeckt ausgezeichnet. Mir gegenüber fitzt einjunges Mädchen, die mir ab und zu einen Blickzuwirft. Ich bin ihr dankbar dafür. Ich binmüde und gehe bald zur Ruhe. Es wird langenicht still. Es hustet und stöhnt und schimpft. Ichschlafe ein, träume schlecht und wache bald wieder auf, weil mir die Wanzen über den Körperlaufen und mich beißen. Bald fühle ich, wie esüberall anschwillt. DaS Jucken ist kaum zu ertrage««. Ich stehe auf und verbringe die Nacht aufder Toilette.Der zweite Tag wird zur Ewigkeit. RauSdürfen wir nicht. Das ist verboten«mo sic passenziemlich scharf auf. Es sind Leute da, die monatelang hier einaesperrt find. Die zweite Nacht verbringe ich auf der Erde. Mir graut vor dem ver-wanzten Bett. Ein junger Pole wird erwischt,als er zu den Frauen hineinschleichen will. SeinMädchen ist dort drin, und eS kommt beinah zueiner Prügelei. Zum Glück merken die Wärternichts davon, denn sonst hätte man ihn sichergleich wieder deportiert. Am andern Morgen istmir mächtig übel und der Kopf tut mir weh.Mein Freund und ich beschließen, auf den Hofhinunter zu gehen. Wir gelangen auch inS Freie.Drüben liegt New Bork und dazwischen derlebendige Hafen. ES ist ein sonniger Morgenund die frische Luft und der Wind tun uns gut.Dann bemerkt unS ein Wächter und wir werden abgeführt. ES gibt ein langer Verhör, wirverstehen kein Wort und unS ist ein bißchenbang« vor den Folgen. Bis dann jemand au'Deutsch zu uns sagt,„also auSreißen wolltet ihr!Bengels!" Die haben wirklich gedacht, wir wollten nach New Äork rüber schwimmen, und jetztmüssen wir doch lachen.Am Nachmittag deS dritten Tages ruft" einBeamter laut meinen Namen. Ich kriege einenSchreck. Die Furcht, als hätte ich etwas verbrochen, steckt mir in den Gliedern. Denn hierist ja alles verboten.„Nimm deine Sachen mit,du wirst abgeholt." Ich packe schnell zusammen. und sage Aufwiedersehn. Man beneidet mich, daß: ich gehen kann. Mir ist, als käme ich aus demZuchthaus«, als wären«S Jahre her, seit man: mich hier eingesperrt hat. Und durch daS Fenster■ sehe ich wieder die Statu« der Freiheit, rot vonl der Nachmittagssonne.In vielen Gemeinben wurde>chon beschlösse«^ allen Gemeindesunktioiüiren,ohne Unterschieb der Partei, einkommunalpoutischeS Organ»ach freierWahl des betreffenden Funktionärs, aufGemeindekosten zuzustelle«.Ein derartiger Beschluß ist zweifellossehr wichtig, weil es eine Aufgabe derkommunalen Berwalwng ist, für dieSchulung der tätige« Gemeindesunk-tionäre zu sorgen und ihnen wenigstens«inen kleinen Teil der zu ihrer ständig-»Information nötigen Behelfe zur Verfügung zu stelle««.Genossen! Wenn«n eurer Gemeinde einIch bin über den Ozean gefahren, bin tage-\lang seekrank gewesen und plötzlich liegt vor mir<das„Land der Freiheit". Ich yabe natürlich:vorher«ein bißchen Englisch gelernt; nun brenne tich darauf, den Leuten zu zeigen, was ich schon:alles gelernt habe.'<Da ist eine Dame, die an einer deutschenMädche,«-Mittelschule Unterricht gegebe«« hat. Sie'ist mit Leib und Seele Lehrerin und ihr gegenüber wird jeder zuin Schüler. Sie fragt mich,„weißt Du auch wer Amerika entdeckt hat?" Ichweiß eS natürlich, eS fällt mir nur vor Aufregung nicht gleich ein. Sie nimmt mich bei derHand und zerrt mich in den Damensalon.Draußen braust der Trubel des New BorkerHafens, und ich muß meine geschichtlichen Kenntnisse von ihr prüfen lassen. Ich bin ganz verwirrt, und sie ist etsetzt:„Du weißt ja garnichts, aber auch gar nichts!" Ich bin wahrhaftig schrecklich dumm. Meine Augen hängenan einem der runden Guckfensterchen desDamensalons, an dem das Panorama der Wolkenkratzerstadt vorüberzieht. Die Lehrerinerzählt die Geschichte von George Washingtonund dem Kirschbaum-. Ich«««öchte hinaus. Ichkann nicht mehr still sitzen. Aber der mustergültige deutsche Schulbube steckt mir in denKnochen. Es hätte nicht viel gefehlt und ich hättedie Hände gefaltet.„Also, wann hat GeneralGrant gelebt?" fragt die Lehrerin. Sie sprichtmit kreischender Stimme und macht böse Augen.Da rutsche ich plötzlich vom Stuhl herunter undsause an ihr vorbei zur Tür hinaus.Ter Fluß wimmelt vor Jollen, Schleppernund Booten. Es heult und pfeift. Wir fahrenlangsam an einem Denkmal vorbei, das imWasser steht; und der Amerikaner, der sich übermein Englisch immer totlachen wollte, steht nichtweit von mir und sagt lachend zu seiner Frau:„Da wären wir wieder, die alte Dame drübenhat sich inzwischen auch nicht verändert". Es wardie Statue der Freiheit.Ein Steward in einer weißen Jacke packtmich am Kragen, daß ich zusammenschrecke undschimpft auf mich los.„Wo steckst du denn? Bor«wärtS! Der Arzt will dich sehen." Der Arzt istein amerikanischer Offizier, der mir in dieAugen guckt und dem ich die Zunge rausstreckenmuß. Aber ich bin gesund und kann wiedergehen.Alles macht sich zur Landung fertig. DieLehrerin schleppt Hutkartons und Schachteln ausihrer Kabine, sie ist ganz rot im Gesicht undso aufgeregt, daß sie mich gar nicht beachtet. Dannliegen wir plötzlich fest, und die Landungsbrückewird herabgelassen. Die Lehrerin verabschiedetsich von einem junge«« Schiffsoffizier und schenkt«hm einen Band lyrischer Gedichte.Ich darf das Schiff nicht verlasse««, mußzurückbleiben und komme nach ElliS-JSland indie Einwanderungshällen. Fast alle Bekanntenvon der Ueberfahrt sind verschwunden. Ich binziemlich aufgeregt, die Leute um mich herumsprechen alle verschiedene Sprachen, ich verstehekein Wort, es ist alles furchtbar fremd. KleineKinder brüllen, Frauen jammern, die amerikani-schen Beamten fluchen. Ich werde in einemDer Stgtbimb mit demSirta.Der alte Bärenführer Murki war ein ganzsonderbarer Kauz. Seit zwanzig Jahren führteer Bären durch die Welt, soweit sie nicht durchWasser abgeschlossen war. Als Murki zwanzigJahre alt n>ar, kauft««r seinen ersten Bären.Er kam damals mit seinem krummen Bein vomMilitär frei, Und als er freudestrahlend zuseinem Vater zurückkehrte, drückte der ihm einenBeutel mit Dukaten in die Har«-. Er selbst, deralte Vagabund, lag auf seinem Sterbelager.Ganz schnell war es gekommen.Murki küßte seinen Vater auf die Stirnund die Augen, kniete nieder urrd betete.Murki zählte seine Dukaten. Zwanzig Stück,lind wie sie klangen, wenn mar« sie aufschlug.Immer wie eine Glocke, oder wie die Stimmeeines jungen, schöne»« Mädchens mit schwarzenZöpfe»« und Grübchen im Kinn.Murki kaufte seinen ersten Bären in einemTorfe an der russischen Grenze, ganz unten, inBulgarien. Es war ein gutes T«er, ein Weibchen. Murki zog mit chr durch ganz Bulgarien,Rumänien, Ungarn bis nach Oesterreich. Dort,in einer kleinen Stadt, traktierte man seineBärin mit Gefrorenem. Und daran starb dasTier.Murki reiste nach Rußland und holte einneues Tier. Diesmal»var es ein männlicherBär. Eigentlich war eS eine junge; spielendeKatze, wälzte sich auf der Erde, spielte mit Steine,« und wäs es sonst zwischen di« Klauen be-kam. Aber eines Tages faßte der Bär Murki,im Spiel natürlich, mit seinen Zähnen ins Ge nick. Murki zog sein« Pistole heraus und schoß»«ach rückwärts in den Bauch des Bären. Unblag drei Monate im Krankenhaus.Der dritte Bär, den Murki kaufte, stammteaus dem Ural, wo man ihn im zartesten Kinde salter von der Mutter Nxggefangen hatte. Erschlief gern«, der Bär„Moritz", wie ihn MurkiSm Andenken an seinen Vater gewinnt hatte,ie eine Kugel lag er da, den Kopf zwischenden Hinterbeinen, und schnarcht«. Murki schliefneben ihm im Stolle irgendeines Gasthausesoder einer Herberge. Der Bar träumte! Mm»»«—mmm— kam es aus seinem Rachen. Er drehtesich auf die andere Seite, kratzte sich» genau wieMurki, und schlief weiter. Frühmorgens n>arder Bar früher auf als sein Herr. Er wollteMilch. Murki holte drei Liter. Ter Bär tranksie, legte sich nieder und schlief.„Auf, Cäsar!"schrie Murki. Der Bär wischte sich mit seinenPfoten den Schlaf aus den Augen, rüttelte verdrießlich an seiner Kette, seufzte und erhob sichzähnefletschend. ,,Eine besondere Vorliebe hatte„Moritz" fürPolizisten und Gendarmen. Sie. retirierte», unwillkürlich, n>enn„Moritz" den Rachen aufriß.Unä niemals hatte ein Bär so schön getanztwie er.Eines Tages kam Murki mit seinem Bärenin ein Dorf im Badischen. Dort hatte-sich einZirkus eingefunden, der zur Reklame vor demZelt eine Bärin im Käfig zeigte. Ein niagererClown machte seine Witze, eine Musikkapellespielte. f-Als Murki mit seinem Bären an dem Zirkuszelt vorbeikam, stutzte„Moritz". Die Bari»im engen.Käfig rannte unruhig hi« und her,drei Schritte nach rechts, drei Schritte nachlinks.,^komm, Moritz", sagte Murki., und klopfteseinem Bären auf der« Kopf.„Laß die' alteSchachtel!" Aber Moritz dachte anders. Er r«ßsich mit Bärenkraft los und stürmte auf dieBärin zu. Entsetzt sprang die Menge vor demZirkus auseinander!Moritz, der Bär, suchte einen Eingang inden Käfig der Bärin. Die hatte sich in eine Eckegeduckt und wimmerte vor Angst. Murki, derBärenführer, riß an der Kette seines Baren.Aber ein Tatzenhieb beförderte ihn auf dieStraße.Da kam Hrony, der Besitzer des Zirkus, auSdem Zelt geschlichen mir einer ganz kleinenPistole in der Hand. Sie war nicht größer alseine Hand. Er drückte auf den Bären ab, traihn ins Gehirn, und„Moritz" stürzte hin mitkrampfhaft zuckenden Pranken.Murki war wieder allein. Zu seinen Füßenlag das Fell seines Bären. Zusammengerollt.In seinen Hände»« knisterte das Strafmandatüber dreißig Mark, weil er——? Weil erseinen Bären nicht genügend beaufsichtigt hatte.Und überhaupt war ihm di« Berechtigung entzogen worden, in Deutschland Bären zu führen.Bor dem Zirkus aber lief die Bärin hinund her, und nie»nals hatte der ZiruS so guteGeschäfte gemacht, als nach dem Tode des BarenMoritz, den der Zirkusbirektor„unter eigenerLebensgefahr", wie die Zeitung«»« schrieben, er-legt hatte.Murki hat wieder einen Bären. Aber erpaßt auf, daß er nicht wieder mit einer Bärinzusammenkommt. Es ist ein stumpfes Tier,das noch nie di« Freiheit gefühlt hat. Dir Ketteist ihm Bedürfnis. ES tanzt nach der Pfeife,frißt und schläft. A. Stolz.Geriditssaal!ö»e oegrauoue Kurortdes scheidungsluftigen Gatten.Pro«, 20.'August. Bekanntlich begeht darVerbreche«« der„gefährlichen Drohung"derjenige, der einen anberen durch eben diese in„begründete Furch«" versetzt. Ferner ist derGatte der Alimentarionspflicht an seineFrau entbunden, wenn die Ehe durch ihr Verschulden geschieden wird. Ter Herr L hatte dieAbsicht, sich nach 17jähriger Eh«>»»« seiner verblühten Frau scheiden zu lassen. Er ließ sich also, alsguter Rechner und tüchtiger Geschäftsmann durcheinige aufgeregte Worte der Frau„in begründereFurcht" versetzen und brachte sie wegen des genannten Verbrechens auf die Anklagebank.Ihr Verteidiger bietet dem Gericht ärztlicheZeugnisse an, die auf verschiedene Mißhandlungen seitens des Galten zurückgehen, desselben Gatten, der heute als Zeuge seine„begründete Furcht" bekunden soll.OGR. Hellriegel erklärt ihm, er habe alsGatte das Recht, sich der Aussage zu entschlagen. Indiesem Fall werden alle sei««e bisherigen Angabenals nicht existierend betrachtet. Zugleich aberappelliert der greise Vorsitzende mit eindringlichenWorten an das Gewissen und das Gefühl desZeugen. Dieser zögert. Ein« Verurteilung wäre fürden Scheidungsprozeß ein unüberstechlicherTrumpf. Aber er merkt wohl auch, daß das Gerichtseine eigene Meinung über die Sache hat. Und soverzichtet er mit großmütiger Gest« auf die> Aussage und die Angeklagte; die, von stummemSchluchze» geschüttelt, aus ihrer Bank sitzt, wirdsreigesproche».