©eile 2
Mittwoch, 2. September 1981.
Nr. 204.
stark werden, daß ihnen eine Regierung ohne Sozialisten, daß ihnen im Falle parlamenta­rischer Neuwahlen eine ausreichende bürger­liche Mehrheit im Parlament als möglich erscheinen, dann werden sie auch auf die Ge­fahr hin, den Austritt der Sozialisten aus der Regierung zu riskieren, ihr Spar­programm mit aller Macht verteidigen. Zeigen die Gemeindewahlen die Sozialdemokratie>n unerschütterter Position, dann wird es gelin­gen, die Anschläge der Bürgerpartcien zum guten Teil zu verhindern. Aber die Bürgerparteien wagen natürlich nicht, mit ihrem Programm vor die Wähler zu treten. Ihre Taktik ist es, den Wählern ihre eigenen Sünden als Fehler der Sozialisten vor Augen zu halten. Man will so rufen sie.seit Monaten die Gehälter abbauen, da seht ihr den Erfolg der sozialdemokratischen Mitregierung! Man will den Mieterschutz vernichten das habt ihr von den Sozial­demokraten. Sie sind frivol genug, die Angst der Wähler vor den drohenden Anschlägen auf chren Lebensstandard gegen die Soziali­sten zu lenken, die allein diese Anschläge ver­hindern könnten. Diese Taktik zieht aber nur bei den ganz Dummen. Um der Sozialdemokratie ernstlich Abbruch zu tun, bedarf cs anderer Mittel. Die Bourgeoisie glaubt sie in den scheinbar radika­len, scheinbar sozialistischen, in Wahrheit, d i e Bourgeoisie, deckenden- Oppozi- tionsparteien gefunden zu haben: in Nationalsozialisten und Kommu­tt i st e n. Mit reiner Freude sehen die Bür­gerlichen seit Monaten dem Aufmarsch der beiden antisozialistischen Parteien; wenn Hakenkreuz und Sowjetstern der roten Sache genügend Abbruch tun, dann macht es nichts aus, wenn die Bürgerparteien selbst schlecht abschneiden, dann ist der Hauptzweck der Wahlen erreicht, Schwächung der Sozialdemo­kratie, Korrektur der am Herbst 1929 geschaffe­nen Machtverhältnisse zugunsten der Bour­geoisie. Der Wahlkampf wird also, soweit er politischer Kampf ist, vor allem zwischen der Sozialdemokratie und den maskierten Deckungstruppen der Bourgeoisie ausgetragen werden. Als Vorkämpfer dersudetendeutschen Selbstverwal­tung" werden die Nationalsozialisten in den Wahlkampf ziehen; ein auf Kosten der Sozial­demokratie errungener Erfolg der Nazi könnte aber nur bedeuten, daß der Wunschtraum des tschechischen Chauvinismus, der Austritt der deutschen   Sozialdemokraten aus Regierung und Koalition, wahr wird, daß die Macht­gelüste der tschechischen Bourgeoisie ohne Hemmnis sich auswirken könnten. Als die einzigen Klaffenkämpfer" werden die Kom­munisten gegen uns zu Felde   ziehen; faktisch aber spielen sie keine andere Rolle als die Hitlerkommunisten in Deutschland  , die beim Volksentscheid unler Hitlers, Hugenbergs und Seldtes Führung gegen die Republik  , für die monarchistisch-fascistische Reaktion gestritten baben. Denn ein größerer Wahlerfolg der Kommunisten würde nur den Kapitänen unserer Großbanken, Jndustriekonzerne und Latifundien das lang gesuchte Sprungbrett zur Bildung einer Bürgerregierung oder eines diktatorischen Beamtenkabinetts bieten.
Es wird von der Art und dem Ausmaße der Verschiebungen abhängen, die sich bei den Gemeindewahlen vollziehen, ob ihr politisches Ergebnis unmittelbar und weittragend sein wird. Aber das eine werden und müffen wir den Wählern mit aller Deutlichkeit sagen, daß sie mit dem Stimmzettel der Gemeindewahl über das nächste Budget des Staates, über Ersparungen und Ausgaben, daß sie über Mieterschutz und Handelsverträge entscheiden.
Es wird unsere Aufgabe sein, den Wählern zum Bewußtsein zu bringen, daß nur die Abgabe eines sozialdemokratischen Stimm­zettels ein Votum gegen die weitere Senkung des Lebensstandards der arbeitenden Bevölke­rung, gegen Lohn- und Gehaltskürzungen, für vernünftige Sparmaßnahmen bedeutet. Nicht die Parteien, die Wähler selb st be- stimmen, was im Herb st geschehen soll!
Ge- Ge- Jn ge.
Herr Karg folgert: Wir geben diese Aeuße- rung des Blattes deshalb so ausführlich und zum Teil wörtlich wieder, weil sie nicht mehr und nicht weniger besagen, als daß das führende Blatt einer großen deutschen   Regie­rungspartei und das Organ eines deutschen  Ministers den politischen Begriff und die natio­nale Existenz des Sudetendeutsch­tums überhaupt leugnet. Ist dieses Sudetendeutschtum ein eigener Volksstamm mit eigenem nationalen und sozialen Lebenswillen oder ist es bloß eine zufällige Zusammenrottung von verschiedenen Jnteressen- tenhaufen? Rach dem Sozialdemokrat" haben die sudetendeutschen   Par­teien in der Regierung überhaupt kein gemein­sames nationales oder kulturelles Interesse, son­dern sie haben nur als Agrarier die Klaffeninter­essen der Bauern und als Sozialdemokraten die Klaffenintereffen der Ar­beiter zu vertreten. Kann es ein blamableres und traurigeres Eingeständnis
eine Beachtung widmen, die von den Gegnern teils als Gehässigkeit, teils als Läusesucherei hin­gestellt wird. Wir sind aber zu sachlichen Auseinander­setzungen sehr wohl bereit und wir wollen auch die Polemik des Herrn Karg in aller Ausführ­lichkeit und Sachlichkeit prüfen. Wir stehen nicht an, unseren Raum dem Nachweis zu widmen, daß nicht wir, sondern daß Herr Karg verdreht! Der Herr Karg zitiert ganze sieben Zeilen aus unserem fast zwei Spalten langen Artikel und leitet daraus m mannigfacher Ab­wandlung desselben Gedankens die Folgerung ab, daß wir jede Kultur- und Bokksgemeinschast der Sudetendeutschen geleugnet, diese als einenJn- teressentenhaufen" hingestellt hatten. Die Leser mögen selbst an der.Hand einiger Gegenüber­stellungen nachprüfen, was es mit dieser Fol­gerung des Herrn Karg, die eine Verdrehung ist, auf sich hat. Wir haben geschrieben: Wenn man in dieser Art vomSudetendeutsch  , tum" als Gesamtheit spricht, wird man natür­lich zu Fehlschlüssen im Sinne Kargs kommen. Existiert denn dieser samtbegriff, dieses samt interesse? der Praxis hat sich zeigt, daß es yur in sehr beschränktem Maße be ­steht. Nicht einmal, was die Erhaltung der deut-. schen Schulen betrifft, gibt es eine völlige Einigkeit unter den Sudetendeut ­schen. Wir haben es vor 1926 oft genug erlebt, daß Bürgerliche sich gegen die Erhaltung deutscher  Ichulklaffen wehrten, weil sie Geld kostete, daß sie bet den Landesschulräten bittend wurden, man möge die Klassen auflas ­sen. In der wichtigsten Frage, in der Forderung nach kultureller Selb st- verwaltung und Ausgestaltung der auto­nomen Verwaltung sind die Sudetendeutschen   aber bestimmt nicht einig. Man kann da nicht von sude ­tendeutschen Jntereffen schlechthin sprechen, denn nur die Arbeiter ­
anderen bürgerlichen Müttern(so in dem Dresd­ner Matt der deutschen   Schwerindustrie) einen Artikel veröffentlicht, mit dem wir uns in Nr. 196 unseres Blattes unter, dem TitelEinige Irrtümer des Herrn Kara" grundsätzlich und sachlich auseinandergesetzt haben. Da Herr Karg seine Polemiken von der Fiktion eines völlig abstrakten, einheitlichen Sudetendeuffchtums aus­gehen ließ, setzten wir auseinander, daß es diese in sich einige, als politische Einheit auft tretende Sudetendeutschtum nicht gebe und auch kaum geben könne. Wir zeigten, daß die K l a s- sen inte ress en der Bourgeoisie dem Interesse des Volkes vielfach widersprechen, während sich die BolkSinteressen mit dem Klaffen­interesse des Proletariats decken. Wir wiesen allerdings auch darauf hin, daß Herr Karg sich solcher Einsicht schon aus dem Grunde versperren muffe, weil er ja seine Artikel in den Blättern jener Bourgeoisie publiziert, die aus Klasseninter­esse sich zum Totengräber der Selbstverwaltung hergegvben hat. Nun repliziert Herr Karg in einem Artikel, der wiederum in einigen Blättern erschienen ist. Er fühlt sich bemüßigt, an die Spitze seiner Ausführungen folgende Präambel zu stellen: Unser ArtikelUm Spina und   Czech", der sich mit der Stellung der deutschen   Minister in der Regierung beschäftigte, hat denSozialdemo­krat"(und seine Kopfblätter) zu einer Erwiderung veranlaßt, die ein buntes Gemisch von Verdrehungen und' Geständnissen darstellt. Es gehört nicht zu den angenehmen Seiten der politischen Tätigkeit mit demSo­zialdemokrat" zu polemisieren, weil dieses Blatt einen, für ein führendes Organ einer großen Partei sehr bedauerlichen Mangel an Sachlichkeit aufweist und im allgemeinen sein Dasein nur von hämischen'Glossen fristet. Wenn wir doch auf die Erwiderung des Sozialdemokrat" eingehen, so deshalb, weil das Blatt seine polemischen Ausfälle mit einigen Geständnissen verbindet, die wert find, auch einem breiten Leserkreis bekannt gemacht zu werden." Es sei vorneweg gesagt: worin wir den Artikel des Herrn Kargverdreht haben sol­len, führt er des weiteren nicht aus; es fiele ihm auch sehr schwer, es zu beweisen. Wir haben aus seinem Artikel drei längere Zitate gebracht schon das zeigt, daß alles andere unsere Absicht war als eineVerdrehung" des Kärtchen Ar­tikels, der eben gerade so wie er war, völlig u n- verdreht, zur Polemik einlud. Was die hämischen Glossen" desSozialdemokrat" be­trifft, so verstehen wir, daß sie dem Herrn Karg auf die Nerven gehen, aber so wenig sich der In­halt der sozialdemokratischen Presse in diesen Glos' sen erschöpft, so wenig werden wir aufhören, die Erscheinungen von Analphabetentum und Lum-
Sudetendeutsche Politik und sudetendeutsche Polemik. Der Chefredakteur des nationalsozialistischen I perei, von Dummheit und Schlechtigkeit zu gei« T a g" hat vor kurzem in diesem und in einigen j ßeln, denen wir in unseren Glossen seit Jahren Mehlingen  
des Herrn Karg
Sudetendeutsche Politik und sudetendeutsche Polemik,
klasse ist an der Selbstverwaltu n g interessiert. Die Bürgerlichen haben sie zerstören geholsen, und zwar aus Klaffeninteresse.
patteipolitischer Verblen­dung und Engstirnigkeit geben? Wenn solche Auf­fassungen in den sudeten­ deutschen   Regierungspar­teien vorherrschen, so ist es natürlich kein Wun­der, daß diese Regie­rungspolitik Nur eine einzige Kette von Enttäuschungen und Mißerfolgen ist.
Schon hier«ckso die absichtliche Set» schwergung unseres Haupta^piments, daß nur die Arbeiterklasse an der Selbstverwaltung wirklich interessiett ist. Herr Karg könnte das Gegenteil natürlich nicht schreiben, weil sein Ar- tikel dann ungeeignet zur Veröffentlichung in den bürgerlichen Zeitungen würde, auf die er aus welchem Grunde immer, manche sagen, des Honorars wegen sichtlich Wett legt. Aber weiter.
Wir schrieben über de» Sinu unserer Regierungs ­beteiligung: Die deutsche Arbeiter­klasse hatte schon ein In« tereffe daran, daß die Krise, die wirtschaftlich ohnehin die deuffchen Ar­beiter mit größerer Wucht drückt, nicht auch noch zu politischen Schädigun­gen der deutschen   Arbei­terklasse ausgenützt wür­de. Die Verbesserung der Arbeitslosenunterstützung, die Krisenfürsorge, die Novelle zum Gemeinde­finanzgesetz, die Novelle zur Bauförderung und eine Reihe anderer Maß­nahmen kommen der deutschen   Arbeiterklaffe zu­gute, haben zum Teil die Deklassierung Tausender deutscher   Arbeiter ver­hindert. Ob sie dem Sudetendeutschtum" nützen, das ist eine Frage, deren Beantwortung da­von abhängt, was man unter Sudeten­deutschtum v e r- st e h t. Den deutschen  Kapitalisten nützen sie nicht. Volksinter­essen sind eben, was Herr Karg nicht begreift und seinen bürgerlichen Arbeitgebern drucken auch nicht zumuten dürs­te, in starkem Maße Klasseninteressen, nämlich Interessen der arbeitende' Klasse."
Herr Karg nimmt davon wie folgt KenntuiS: Es ist ein sehr trauriges Zeichen politischer Selbstverstümme- l u n g, wenn derSozial­demokrat' in seiner Sucht, das bestehende Regime zu verteidigen, so wett geht, das deutsche  Volkstum in der Tschechoslowakei   als po­litische und kulturelle Volksgemeinschaft über- Haupt zu verleug­nen und es als Aufgabe der sudetendeutschen   Par­teien in der Regierung hinstellt, die Brosa­men unter dem Tisch des tschechischen Nationa- staats zu sammeln und diese Tätigkeit als Klaffenpolitik" hinzu­stellen. Wir glauben gerne, daß die Tschechen ollen Grund haben, mir solchen Partnern in der Regierung zufrieden zu sein. Der tschechische Nationalismus hat es ja mitGegnern" zu tun, welche den nationalen und damit den sozialen Kampf um die deuffche Schule, den deutschen  Arbeitsplatz und die deutsche   Scholle überhaupt verleugnen...
Der Herr Karg aber, der uns Mores lehren will und sich mit seiner Sachlichkeit dick tut, hat auch solche Nummern auf seiner Walze: Die ehemals revolutionären Sozialisten sind Verteidiger und Wachposten der derzeit herrschen­den Demokratien geworden und haben sich auch in wirtschaftlicher Beziehung damit abgefunden, daß sie das kapitalistische Wirtschaftssystem niemals stürzen, sondern höchstens durch sozial« Teilmaßnahmen mildern können."
27 (Nachdruck verboten.) Pfeile aus dem Jenseits. Von Hans-Herbert Varien. Copyright Greiner& So.,   Berlin   NW.& Jetzt will ich Ihre Frage beantworten, ob Bing und Torre Brüder sind!... Sie sind Brüder, wenn... Schwarz und Weiß Brüder sein können! Schwarz und Weiß!" Ja!".., Zum Teufel, erklären Sie sich näher!" Eine weitere Erklärung kann ich Ihnen eben nicht geben, aber sollten Sie, lieber Chef, bis heute nachmittag das Rätsel nicht gelöst haben, so werde ich zum Kaffee bei Ihnen erscheinen und es lösen. Aber ich bitte Sie, Fräulein Tara dazu einzuladen... Ach Gott, Sie sind Junggeselle! Nun, da muß ich ihr einen Brief schreiben... also es bleibt dann bei meiner Eigeneinladung... ich komme alleine... zum Kaffee..." Davis lachte und wandte sich der Kajütentür zu. Clay vertrat ihm den Weg: Das ist alles Narrheit! Jcy will wissen..." Clay schwoll die Zornesader auf der Sttrn. Aber DavlS schob ihn nur leicht zur Seite. Er sagte mit einem etwas spöttischen Lächeln. Dann sollten Sie Terrible fragen, der muß Ihnen Antwort geben..." Er hat recht. Ick kann ihn nicht zwingen, mir etwas zu sagen. Er ist nicht mein Unter­gebener," brummte Clay mißlaunig und wandte sich an Bing, der eben zu sich kam., WaS war mit mir?" sagte Bing und.irb sich die Stirn. Clay überlegte Sekunden. Sollte er die Wahr­heit sagen? Vielleicht würde dann Bing sprechen. Clay öffnete schon den Mund. Aber dann fiel:« ihm die vielen Dienste ein, die Davis ihm geleistet hatte. Nein, dieser Davis stand auf der Seite des
Rechts. Es war besser, vorläufig zu schweigen. Er sagte daher: Eine Welle riß Sie zu Boden. Davis er- wischte Sie noch im rechten Augenblick, ehe Sie über Bord gingen!" Bing griff nach dem GliZ Kognak, das Clay hielt. Er trank fast durstig. Seine Augen flackerten noch immer. Cs schien nicht allein die Betäubung, die ihn so mitgenom­men hatte. Mir war, als ob ich einen Stoß erhielt!", sagte Bing und sah Clay fest an. Clay hielt den Blick aus, so schwer es ihm auch wurde. Er lächelte sogar. Ganz sicher klangen seine Worte, als er sagte: Ganz richtig, die Kajütentür wurde von dem Winde aufgerissen. Sie stieß sie in den Rücken!" Mir ist, als hätte ich ziemlich weit vin der Tür entfernt gestanden!", antwottete Bing, der scheinbar noch immer beunruhigt war. Nein... nein... ich sah es selbst. Da ist kein Irrtum möglich. Ich wollte noch die Tür festhalten. Sie entglitt meinen Händen." Jetzt bemerkte Bing, daß seine Weste geöffnet war. Clay entging es nicht, daß Bing noch blasser wurde. Mit einer selffamcn Hast knöpfte er die Weste zu. Hat man mich...", fragte er mit einem schnellen und unruhigen Seitenblick auf Clay Nein!", sagte Clay mit aller Ruhe.Ich wollte Sie gerade frottieren. Aber der Kognak, den ich Ihnen zwischen die Lippen goß, genügte schon. Sie kamen gerade zu sich..®8 war kein Zwei­fel, daß diese Versicherung Bing sehr zu beruhigen schien. Dieser Bing hat irgendetwas an seinem Kör­per zu verbergen, sagte sich Clay. Donnerwetter! Vielleicht trägt er auch das Teufelsmal auf seiner Brust!", ging es Clay durch den Kopf und er erschrak und ein noch seltsamerer
Gedanke kam ihm jetzt, der ihn sofort an Deck trieb. Sie liefen gerade an den Torreschen Boots­steg an. Die beiden Mann am Steuer des Auto­bootes schienen völlig erschöpft. Ihre Lippen waren fast weiß. Sie standen bis über die Knie im Wasser. Der Jüngere von beiden zitterte vor Kälte. Clay ttef sie herüber. Schwerfällig und steif kamen sie an Deck der Pinasse. Erst nachdem sie beide den Rest der Kognakflasche, die Clay ihnen hinhielt, ausgetrunken hatten, schienen sic sich ein wenig zu erholen. Wie geschah das Unglück mit Torre?", fragte Clay sie jetzt. Der Aeltere begann. Er erzählte mit einer schwerfälligen und klanglosen Stimnic. Herr Torre wollte mich einen Augenblick vom Steuer ablösen. Schwere Sturzseen hatten mich fast zerschlagen. Mein Kollege mußte die ganze Zeit mit der Pumpe Wasser pumpen. Es war eine schwere Fahrt. Fast eine Todessahrt. Ich ging nach unten und wärmte mich etwas am Mo­tor. Torre stand am Steuer. Er war immer schon ein guter Steuermann. Er har auch damals den Ostseepreis am Steuer gewonnen. Ich konnte .Herrn Torre durch das Fenster beobachten. Er hielt sich gut am Steuer. Es war ein schweres Steuern bei der hohen See. Aber aus einmal sah ich, wie Torre nach seinem Hals griff. Und dann kain eine sehr hohe See... Sie warf das Schiff quer... das Wasser schlug gegen das Fenster... Ich konnte Torre einen Augenblick richt sehen, denn die Welle verdeckte alles... Als ich wieder schen kann, ist Torre verschwunden... Die See hat ihn fortgenommen..." Torre ließ aber das Steuer schon vorher los, ehe die See kam?", fragte Clay und er fühlte, wie sein Herz bei dieser Frage trommelte. Ja, er tat das. Ich begriff das nicht!" Er griff an seinen Hals?"
Ja, mit beiden Händen... im gleichen Moment drehte sich das Steuer von selbst." Weswegen griff er denn an seinen Hals?", fragte Clay und er fühlte, wie seine Stimme zitterte. Das weiß ich nicht. Ich habe mir darüber auch den Kops zerbrochen. Er mußte ja über Bord geben, wenn er sich nicht mehr am Steuer hielt. Es ist mir ganz unklar!" Der Mann schüttelte den Kopf. Er begriff Torres Handlungsweise auch nicht. War es, als ob ihn irgendetwas getroffen hatte?" Was soll ihn am Halse getroffen haben!?", sagte der Mann und in seiner Stimme saß gerech­tes Erstaunen... wir waren auf hoher See. Sonst hätte ich vielleicht gesagt..." Der Mann schwieg verdutzt, als wunderte ihn seine eigene Ansicht. Heraus mit der Sprache!" ermunterte Clay den alten Matrosen und legte seine Hand freund­schaftlich auf dessen Schulter, um ihm Mut zu machen. ... dann will ich es Ihnen sagen!", sagte der Alte und kratzte sich verlegen den Kopf. . ich war während des Krieges beirp Tram. Einmal wurden wir von Franktireurs aus dem Hinterhalt beschossen. Ein Kamerad erhielt einen Schuß in den Hals. Er griff so an den Hals wie Torre, dann fiel er... Aber das ist ja Blödsinn. Wie soll Torre auf hoher See ein Schuß treffen.. Nein, ich weiß nicht, warum Torre sich an den .Hals griff!" Ja, es ist Blödsinn!", sagte Clay. Aber in seinen Augen saß ein eigenarttges Flimmern. Es war ihm, als wenn ihn eine unsichtbare Faust an der Gurgel hatte. Clay fühlte wieder jenes un­nennbare Entsetzen, das er so häufig in den letzten Stunden gespürt hatte, wenn er dem Unbegreif­lichen gegenüberstand. Er dachte an Freddy... (Fortsetzung folgt.)