Nr. 21. ma
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Vorwärts
8. Jahrg.
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Redaktion: Beuth- Straße 2.
Auch eine
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Bukunftsmusik.
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Sonntag, den 25. Januar 1891.
da hat es noch gute Wege; aber derweilen schreitet die
Expedition: Beuth- Straße 3.
mehr bedarf. Das Lettere ist sehr erklärlich, wenn man geworden ist und daß eine neue Betriebsform an die die zahlreichen Kartelle bedenkt, die sich unter den Stelle der alten zu treten hat. Dann erst werden die Großindustriellen gebildet haben und die namentlich in der Menschen den Segen des Großbetriebs verspüren, der zur Eiſenindustrie hervorgetreten sind. Diese Verbindungen Zeit nur der verschwindenden Minderheit, den Kapitalisten Man könnte manchmal schier Mitleid empfinden mit beherrschen den Waarenmarkt und diktiren die Preise; sie zu Theil wird. den erbitterten Feinden des Sozialismus, wenn man sieht, baben es bekanntlich soweit gebracht, daß sie im Ausland zu welch mühsamer, aber erfolgloser Arbeit sie verdammt einen Jeden unterbieten, während sie bei uns jammern, feiten der Bourgeoisökonomen und die Kniffe, die sie bei Diesen Dingen gegenüber erscheinen die Spitzfindig find. Wie Sisyphus seinen Stein, so wälzen sie unauffie könnten ohne Schutzölle nicht bestehen, und während ihren Untersuchungen des„ Zukunftsstaats" ausspielen, so hörlich ihre„ Gründe" gegen den Sozialismus heran, und sie bei der geringsten Belastung durch die Arbeiterschutz- kleinlich, wie sie sind. wie Jenem der Stein immer wieder den Hügel hinabrollt, gesetze gleich behaupten, sie müßten der Konkurrenz des so stößt die rauhe Wirklichkeit immer wieder die Gründe" Auslandes unterliegen. Die Maschine ist die große Ausgleicherin für die zurück. Die Richter und Genossen, die rückständigen Vertheidiger des kapitalistischen Systems, mögen mit aller An- wickelung unendlich wichtiger ist, als der geistige Kampf" schon einen Lichtblick in die Zukunft gethan hat. Bon Daß die Thatsache einer solchen industriellen Ent- Bukunft", sagte einst Herr Laveleye in Brüssel , der Daß die Thatsache einer solchen industriellen Ent- trotz seiner kleinbürgerlichen Anschauungen doch häufig strengung ihrer Phantasie die verworrendsten Nebelgebilde sämmtlicher alten Parteien zusammen, das brauchen wir den Bourgeoispolitikern in Deutschland können wir allerschaffen und sie als„ Zukunftsstaat" der Sozialdemokratie hier kaum auseinander zu setzen. Die Gemeinplätze des dings nicht verlangen, zu sehen, was Laveleye gesehen hat. unterzuschieben suchen da kommt die unerbittliche Wirk- Herrn Nichter werden die moderne industrielle und wirthfichkeit mit ihren Thatsachen, fegt den wüsten Nebel hin- schaftliche Entwickelung ebensowenig aufhalten, wie die weg und zeigt, wie die wirthschaftliche Entrohen Schimpfereien ultramontaner Hetzkapläne, die unlängst wicklung unabweisbar auf die sozialistische Beden Sozialisten drohten, werde sie, wie einst Jan triebsform lossteuert, wie die kapitaliſtiſche Gesell- don Keypen und seine Gefährten, in den bekannten elferien Politische Itebersicht. schaft thatsächlich, ihre eigenen Grundlagen selber zer- Käfigen am Lamberti- Thurm zu Münster aufhängen. Nun, störend, in den Sozialismus hineinwächſt". nie Berlin , den 24. Januar. Es versteht sich von selbst, daß die Beobachtungen ökonomische Entwicklung unaufhaltsam fort, welche den Menschen. Dem gestrigen Sturm im Reichstag, der freiAuf Sturm folgt Ruhe in der Natur und bei den und Aufzeichnungen gewissenhafter Gelehrter welcher Stapitalismus und mit ihm den Ultramontanismus über lich auch nur ein Theatersturm war, ist heute idyllische Ruhe Richtung sie auch sonst angehören mögen unendlich den Haufen werfen wird. Denn was von der Bergischen gefolgt. Ein klein bischen Zugwind, das durch gewisse Entmehr Beachtung verdienen, als die lärmende Kritik jener Eisen- Industrie gesagt wurde, gilt von der Industrie der scheidungen des Reichs- Versicherungsamts, durch die Mängel egoistischen Politiker, die im Dienste des Großkapitalismus ganzen Welt der Großbetrieb bricht sich überall durch und des Unfallversicherungs- Gesetzes und durch einige alberne die Gebrechen und Mängel der herrschenden Produktions- wird sich bis zu dem Punkte entwickeln, wo er in der Bemerkungen des Agrariers Frege über Simulation verform zu verschleiern bemüht sind. privatkapitalistischen Zwangsjacke nicht mehr bestehen kann, Temperatur nur noch angenehm friedlicher erscheinen zu anlaßt wurde, diente nur dazu, die angenehm friedliche So hat unlängst ein junger Gelehrter seine Bewo wie Karl Marx sich ausdrückt, die kapitalistische lassen. Eine lange Debatte entspann sich über den Zu= obachtungen und Studien in Bezug auf die Bergische Hülle springt und die Expropriateure expropriirt werden. Funft 3- Reichstag, oder richtiger den Bau, in welchem Eisenindustrie in der Köln . 8tg." niedergelegt. Man sieht, die Sozialdemokratie hat es nicht nöthig, der Zukunfts- Reichstag beherbergt werden soll. Der ur Das rheinische Blatt wird schwerlich darin zu würdigen Revolution" zu machen; der Gang der Dinge geht so, sprüngliche Termin der Vollendung ist schon um 2 Jahre wissen, was zu Gunsten des Sozialismus spricht; man wie ihn der scharfsinnige Begründer des wissenschaftlichen hinausgerückt worden- von 1892 auf 1894. Jetzt droht kann dies von einem Organ, das seit vielen Jahren nur Sozialismus vorschauend gezeichnet hat, und wie es auch eine neue Verlängerung der Frist um 2 bis 4 Jahre. von der ödesten Bismarckverherrlichung gelebt hat, auch gar nicht anders möglich ist. Jeder Tag bringt neue Be- Natürlich langt auch das ausgesetzte Geld nicht! kaum verlangen. Darum wollen wir die Versäummiß lege dafür, und jeder Schritt in den Großbetrieb hinein Zwar beantragt die Regierung keine Mehrbewilligung, aber nachholen.d bringt uns der sozialistischen Produktionsform näher. Die festgesetzte Summe nicht überschritten werden solle, unfie bekennt melancholisch, es müsse, wenn anders Es wird von dem angehenden Nationalökonomen Sogar die Kartelle werden zur Kraft, die das Böse will echtes Material für die innere Einrichtung verwandt werZiegler nennt er sich nachgewiesen, daß diese alte und doch das Gute schafft; sie helfen die Zentralisation den. Und das wollen verschiedene kunstsinnige Abgeordnete Bergische Eisenindustrie sich in dem Stadium einer völligen der Industrie vollenden, die garnichts Anderes ist, als die nicht. Anderen ist es einerlei. Schließlich ließ der ReichsVeränderung befindet. Zunächst ergiebt sich, daß der aus den natürlichen Verhältnissen entspringende Vortag alle Fragen unentschieden. zentralisirende Fabrikbetrieb die ganze Eisenindustrie des bereitung zum gesellschaftlichen Betrieb, Die letzten Reste des Reichstags zerstreuten sich in alle Bergischen Landes immer mehr in seine Kreise zieht, mit zum Sozialismus. Winde, während Herr Lingen 3 seine stereotype Rede für. anderen Worten: der Großbetrieb dominirt und bricht Diese Zentralisation bringt im Uebergang einen Zeit das Seelenheil irgend einer vernachlässigten Menschengruppe fich unwiderstehlich Bahn; sodann entwickelt sich in der In- abschnitt voll Elend und Bedrängniß mit sich, und gerade hielt diesmal der katholischen Arbeiter am Nord- Ostseedustrie immer mehr die Spezialität, was auf der zunehmenden dieser Umstand wird, wenn sie eine gewisse Höhe erreicht Kanal. Theilung der Arbeit beruht, und sodann löst sich der hat, der gesammten Volks- und Staatsgemeinschaft die Unternehmer im Fabrikbetrieb immer mehr vom eigentlichen Ueberzeugung beizubringen vermögen, daß die Rolle des Reichstag einen Antrag auf Verstaatlichung des ApoDie sozialdemokratische Fraktion hat im Kaufmann los, dessen vermittelnder Thätigkeit er nicht Kapitalismus ausgespielt, daß er für Alle verderblich thekenbetriebes eingebracht.
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Feuilleton.
Nachdruck verboten.]
Bei Mama.
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iu fizzen und Romane zu lesen. Grethe schaffte Bücher die Zahlabtheilung der Volksschule", n Wenge herbei; sie entlehne sie ihren Schwestern, nicht viel; Volksschule blieb Volksschule. Auch wurde es jedoch das half sagte sie, oder erhalte sie von Kadett Horn. Es waren unangenehm, in diesem häßlichen grauen Kleid in die Stadt Werke von Dumas, Ingemann, Paul de Kock , Björnson; zu gehen. Denkt Euch, wenn sie Jemand traf!- Manches amüsant und merkwürdig waren sie alle. Denkt Guch, mal fandte Mama sie mit Aufträgen fort; wie ein Dienst renn die Welt so aussähe! O, wären die jungen Männer mädchen, den Korb auf dem Arm, mußte sie gehen und sich doch Ritter und die Bauern alle wie Arne und Synnöve! mit Petroleumflaschen und Brotlaiben abschleppen; ach, " Ja, sie sind auch wirklich so im Westland," sagte Grethe. wenn Kadett Horn sie einmal in solchem Aufzug erblickte, In einem benachbarten Laden standen zwei hübscheuf, warum können wir da nicht nach dem Westland ziehen?" sie würde ohnmächtig werden, sie fühlte es. Jedoch Kommis; Fanny und Grethe verliebten sich jede in einen fragte Fanny. am schrecklichsten war ihr, wenn sie auf die Polizeiftation und waren von da an die besten Freundinnen. Alle Tage „ Und Thorwald und Henrik sind ebenso edel, wie die mußte. gingen sie in den Laden und kauften sich Zuckerwerk; Ritter waren," meinte Grethe. " Ja, nur allein die Rüstung fehlt," räumte Fanny ein. zurück. Das war unerträglich; wenn Jemand sie sah, so Da legte sie den ganzen Weg mit Thränen in der Kehle die Kommis benahmen sich ungeheuer liebenswürdig. Fanny" Denke Dir, wenn sie eine Rüstung hätten! Und Zelter und war sie verloren. Sie schlich sich durch die einsaniſten begann William zu vergessen; zwei so edle junge Männer Bagen; dann könnten wir auch Edelfräulein fein; stelle Dir Gassen, die sie kannte. Bei jeder Ecke blieb sie stehen wie Thorwald und Henrik gab es auf der ganzen Welt vor, wenn wir in einer Ritterburg wohnten und einen fürchter und spähte. Bemerkte sie etwas, das einem Bekannten lich strengen Vater besäßen; dann kämen sie geritten auf glich, so lief sie davon und verbarg sich. Die Station lag
nicht wieder.
Als es Frühling und trocken wurde, gingen die zwei ihren gewaltigen Rossen, mit Lanzen und Spießen und in einer abscheulichen Gegend des Piperviks. Auf der Treppe Mädchen in den Frognerwald. Hier sei es so romantisch, Wappuern und Knappen, und wenn Papa uns ihnen da standen Konstabler; allerlei Leute gingen aus und ein, sagte Grethe; auch Fanny fand es da nett. Es glich so sehr nicht geben wollte, so würden sie die Burg stürmen und sie darunter auch elegante Herren; Fanny wagte nicht aufdem, was sie sonst in Abbildungen gesehen: dichtes Gehölz: einnehmen und uns entführen..."
einer baumbewachsenen ,, leber Entführung solltest Du nicht reden, Fanny."
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Warum nicht?"
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Es ist nicht anständig."
" Ah, wirklich?"
ein übermüthiger Bach in Bertiefung; ein stiller Teich; ein alter Herrenhof mit Thürmen. Menschen sah man auch, Studenten und allerlei| andere; einmal überraschten sie ein Brautpaar, das hinter| einem Busch lag und sich füßte. Fanny erröthete; uf, wie" Nein." Grethe sah fürchterlich fein aus; Fanny wagte nicht" fortzufahren. Us, manchmal war Grethe so fein, daß Grethe war ohne Zweifel schrecklich sein. Jedoch sie gingen es schon langweilig wurde:-
zuschauen; den Kopf auf die Brust gesenkt, rannte sie vorwärts; es galt das Leben; da war alles egal. Im Bureau befanden sich auch Leute. Ordinäre, gräßliche Leute; zerlumpte, verhungerte Kinder, alte, zornige Weiber, kranke, zu Grunde gerichtete Männer wer weiß, vielleicht war unter ihnen jemand, der sie von der Töjengasse her fannte. Und dann hörten es wohl auch Andere. Wie ein Lauffeuer würde
es die Zahlabtheilung durchlaufen:" Fanny war auf... ſeither oft in den Frognerwald, und zufälligerweise tamen Jm Ganzen genommen war es nicht blos unter Fanny hat sie wagte den Sah nicht zu Ende ſie immer an jenem Busch vorbei; aber sie friegten nie mehr haltend mit den seinen Bekanntschaften. Fanny hatte sich zu denken. Es war schrecklich hier in diesem öden, über so viel zu geniren. Wenn sie nur gestehen sollte, gefängnißdüsteren Raum zu sein. Diese Menschen machten Am unterhaltendsten war es jedoch, im Schloßpark daß sie in die Volksschule ging; sie sagte natürlich, in ihr bange. Sie kam sich ordinär und abscheulich vor unter
twas Aehnliches zu sehen.
MIAANAAMA